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Gotthold Tippner ist jetzt 78 Jahre alt. Er hat privat schwere Schicksalsschläge einstecken müssen. Der Tod seines 16 jährigen Sohnes kurz nach seinem 60. Geburtstag hat er noch nicht verkraftet und ist seit dem jedes Jahr viele Monate auf Reisen, um seinen Schmerz zu überwinden. Er hat seitdem viele Länder der Erde in Europa, Asien, Nordafrika, Australien und Nord- und Südamerika bereist. Überall hat er Filme gedreht und sie auch kommerziell verarbeitet. Viele Kinder sind dabei aufgenommen und er hat gerade wieder Reisen in die arktischen Zonen vor, bei denen er wieder Kindergarten und - heim besucht. Nach seinem Sohn – mit dem er auch schon viel gereist ist - hat er auch eine Stiftung gegründet, die vor allem arme Kinder und Alte in Deutschland unterstützt – die Andreas-Tippner-Stiftung.
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Seitenzahl: 243
Veröffentlichungsjahr: 2020
Vorwort
Einleitung
Die Geschichte
Die Religion
Die Macht – Moskau
Auf den Spuren der Kosaken – Ukraine
Die Mutter Wolga bis Moskau
Das Kaviar-Paradies: Astrachan – Ural
Der Zauber – Petersburg
Vom Zauber zur Macht
Die vergangene Macht – Nowgorod
Der Norden – Murmansk
Im Eismeer – Archangelsk und Solowki-Insel
Das ewige Eis – Franz-Joseph-Land – Nordpol
Russland ergründet kein Verstand. Kein Maß kann
sein Geheimnis rauben.
Denn unvergleichlich ist dies Land – an Russland muss
man einfach glauben.
F. Tütschew
Man kann mit dem Flugzeug, in der Bahn, dem Bus oder auch mit gemieteten oder eigenen Fahrzeugen durch die osteuropäischen Länder reisen. Mit Fahrzeugen ist eine gewisse Vorsicht geboten. Selbst Hauptstraßen sind nicht immer in gutem Zustand und die Nebenrouten können geradezu haarsträubend sein. Auch in den Städten ist Autofahren kein Vergnügen – der Verkehr ist hektisch, die Parkplätze sind rar, er ist sehr stark und die Beschränkungsschilder sind nur Dekoration, nur Fußgängerzebrastreifen achten die Russen genau.
Ich bin meist auf einem Schiff auf den Flüssen gereist und habe dabei die an den Flüssen liegenden Ortschaften besucht und gesehen. Da kann man am ehesten mit der Bevölkerung zusammenkommen, kann deren Mentalität kennenlernen und kann sich auch selbst bemühen. Jeder Reisende, insbesondere der Flussreisende, ist auf dem Wasser völlig verwandelt und kann seine besondere Ruhe finden. Auch als Einzelreisender (in Moskau und St. Petersburg) oder mit einem Reiseleiter (in Nordrussland) kann man unterwegs sein. Mein Grundsatz bei meinen Reisen auf der ganzen Welt: Land und Leute kennenlernen.
Manchmal treffen auch Fußballer ins Tor. Einer hat einmal richtig gesagt: Klar, verglichen mit uns Brasilianern sind die Russen in sich gekehrte Leute. Aber du musst dich nur mit einem unterhalten, dann begreifst du, der ist ja sympathisch, lustig.
Man muss sich aber auch mit Russlands Geschichte befassen, insbesondere auch mit dem orthodoxen Glauben und auch mit den Menschen, mit denen man zusammenkommt. Die politische und wirtschaftliche Lage kann nicht ganz außer Acht gelassen werden. Ich möchte aber nur kurz darauf eingehen.
Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es soll den Leser etwas vertraut machen und anregen.
Ich glaube an ASW (außersinnliche Wahrnehmungen) und habe auch in meinem Buch, das ich über meine Erinnerungen und mein Leben geschrieben habe, einiges Geschehen geschildert, das darauf schließen lässt, dass ich manches noch mit meinem Sohn erlebe. Ich glaube, er hat sich mir in vielen Situationen gezeigt, und die Zwiegespräche, die ich mit ihm führe, mögen meine Leser mir verzeihen. In Gedanken an meinen Sohn, mit dem ich viele Reisen unternommen habe, habe ich auch dieses Buch geschrieben: Andi, ich liebe dich noch immer und du bleibst unvergessen.
Der Zeitpunkt für einen Besuch ist gerade jetzt günstig, da die Nation tief greifende politische und kulturelle Veränderungen durchlebt. Auch die Einstellung zum Tourismus hat sich grundlegend gewandelt. Früher verbotene Orte sind heute zugänglich. Die einstige Pracht Russlands erwacht zu neuem Glanz – viele historische Bauwerke wurden bereits restauriert.
Will man nach Russland reisen, so muss man das ohne jeden Vorbehalt auch aus der Vergangenheit tun.
Die Umwälzungen der 1990er Jahre brachten praktisch über Nacht die Rede-, Religions-, Bewegungs- und Handelsfreiheit. Ausländische Firmen, die allen Schwierigkeiten zum Trotz im Land investiert haben, sind vom Bildungsniveau und Enthusiasmus der jungen Angestellten begeistert. Die Stalinzeit ist für die meisten Menschen Geschichte. Ich habe gelesen, dass Deutsch die erste Fremdsprache ist.
Die Jugend wendete sich – besonders in den Großstädten – ohne langes Zögern von den kommunistischen Idealen ab. Sie wird nicht – wie leider bei uns dauernd mit den Vergehen ihrer Eltern und Ahnen angestoßen. Nein, in Russland kennt man noch die Ehre, die man auch den Gefallenen – die auch wie bei uns Befehle ausführen mussten – und den Überlebenden erweisen muss. Ich habe auch den Denkmälern oder den Soldaten, wenn sie auch mit fast zu vielen Orden laufen, große Achtung entgegengebracht. Und selbstverständlich den Friedhöfen, wie gerade Rossowschka bei Stalingrad (Wolgograd), in denen deutsche und russische Gefallene zum großen Teil in Massengräbern ruhen, ein stilles Gedenken erwiesen. Es war mir ein Anliegen, diese Gedenkstätten zu besuchen und ich habe dafür lieber einen anderen Ausflug ausgelassen. In dieser Gegend war ich einmal gerade während der Feiern bzw. deren Vorbereitung für den Tag des Sieges. Vielleicht sind für manchen heute die Veranstaltungen zu aufwendig (aber die sollen einmal an die schreienden und verdreckenden Veranstaltungen z. B. der Love-Parade denken).
Ich halte persönlich auch das öffentliche Andenken in Moskau und den anderen Städten an die Soldaten für gut. Auch das gehört für mich zur Aufarbeitung der leidvollen Vergangenheit. Ein Denkmal in Moskau erinnert an die Millionen Toten und ein Gedenkstein an die deutschen Stalinopfer in Moskau (Donskoe’s cemetery).
Die Medien – darunter kommerzielle TV-Kanäle – stehen den westlichen in nichts nach. Sowohl über Russland, die Ukraine oder China liest man immer wieder bei uns über die Unterschiede zwischen Reichen und Armen. Die Schere ist vielleicht noch krasser als bei uns. Ich frage mich aber ein wenig, was hat die restliche Welt sich da immer einzumischen? Ob da alles gut und richtig ist?
Russland hält auch an überlieferten Werten fest. Man sollte eine Kultur als Gesamtheit anerkennen und nicht immer am Ende das eigene, westliche Wertesystem als Maßstab nehmen. Wie jedes Land hat Russland seine eigenen Sitten, Traditionen, Gebräuche oder einfach Dinge, die es nur hier und sonst nirgendwo auf der Welt gibt, und das prägt das Land und die Menschen. Es prägt auch die Stimmung, die man erst spürt, wenn man dieses große Land besucht.
Kirchen, die während mehr als 70 Jahren als Museen oder Lagerhäuser dienten – wenn man sie nicht einfach verfallen ließ – werden in jüngster Zeit in ganz Russland erneuert und ihrem ursprünglichen Zweck zurückgegeben. Geistliche in dunklen Roben, die zu sowjetischen Zeiten kaum in der Öffentlichkeit zu sehen waren, sind heute ein alltäglicher Anblick.
In seiner ganzen Geschichte haben Russlands Beziehungen zur Außenwelt zwischen Öffnung und Abweisung gependelt, und die Haltungen reichten von der bereitwilligen Aufnahme westlicher Ideen und Technologien bis zur Feindseligkeit.
Der neue Präsident Wladimir Putin verspricht, energisch gegen die Korruption vorzugehen, und dank der Unterstützung, die er in der Bevölkerung genießt, erscheint eine stabilere Regierung möglich. Mit seiner Wahl im März 2000 zogen die Russen auch einen Schlussstrich unter die Jelzin-Ära.
Der legendäre Warägerführer Rurik errichtete 862 in Nowgorod einen Stützpunkt. Sein Nachfolger Oleg das Reich von Kiew – die „Kiewer Rus“, die Jaroslaw der Weise ausbaute.
Juri Dolgoruki („Langarm“), der Sohn Wladimirs II., gründete 1147 Moskau. 1169 wurde der Fürstenhof gemeinsam mit dem Patriarchat der orthodoxen Kirche nach Wladimir verlegt.
Zu Beginn des 13. Jh. hielt nur Nowgorod Dschingis Khans Reiterscharen aus der Mongolei stand. Großfürst Aleksander schloss mit den Tataren Frieden. Er schlug 1240 die Schweden an der Newa (daher sein Beiname »Newski“). Zum Dank wurde er später heilig gesprochen.
Im Jahr 1325 verlegte Iwan Kalita (»Geldsack«) die Hauptstadt nach Moskau. 1380 besiegte Fürst Dimitri (später »Donskoi« genannt) die Mongolen in der Nähe des Dons. Doch erst 100 Jahre später konnte sich Russland unter Iwan II. (dem Großen) endgültig vom Tatarenjoch befreien.
Bedeutende Erfolge der Regierung Iwans des Schrecklichen waren die Einnahme der tatarischen Khanate Kasan und Astrachan und der Beginn der Eroberung Sibiriens.
Nach dem Tode Iwans des Schrecklichen 1584 bestieg sein Sohn Fjodor den Thron; der minderjährige Dimitri wurde nach Uglitsch an der Wolga gebracht und kam 1591 9-jährig ums Leben. Man verdächtigte Godunow des Mordes. Die Bewohner von Uglitsch lynchten seine Agenten, worauf Godunow mit Massenhinrichtungen antwortete. Als Fjodor 1598 starb, wurde Boris Godunow Zar.
1610 erhob der polnische König Anspruch auf den Zarenthron. Alle stellten sich dagegen, die Polen wurden vertrieben und eine Nationalversammlung wählte 1613 einen neuen Zaren, den 16-jährigen Michail Romanow. Die von ihm begründete Dynastie blieb bis 1917 an der Macht.
1697 brach Zar Peter – als erster Zar zu einer 18-monatigen Reise durch Westeuropa auf. Unter anderem betätigte er sich in Holland als Schiffszimmermann, segelte mit der Royal Navy nach England, studierte Seefahrt und Wissenschaften.
Peter der Große führte einen Zivildienst ein, ließ Zeitungen drucken, gründete Schulen, Bergwerke und Fabriken. Hauptanliegen war der Bau eines Hafens an der Ostsee und einer russischen Flotte.
Im Nordischen Krieg (1700 – 1721) gegen Schweden gelang es dem Zaren, das Gebiet an der Newamündung zu erobern. Nach dem endgültigen Sieg über Schweden verlieh der Senat Peter die Titel „Imperator“ und „der Große“.
1703 nahm Peter der Große den Bau von St. Petersburg in Angriff und verlegte bereits 1712 die Hauptstadt von Moskau dahin. Leibeigene, Kriegsgefangene und Sträflinge rackerten sich teilweise mit bloßen Händen ab, um die Sümpfe trockenzulegen; Zehntausende kamen bei der harten Arbeit ums Leben. Viele Menschen wurden zur Übersiedlung gezwungen, und Angehörige der oberen Schichten mussten auf eigene Kosten Paläste errichten.
Er starb 1725 als der Herrscher, der eine rückständige Nation in eine Großmacht verwandelt hatte.
Die Nachfolge Peters des Großen trat seine Witwe Katharina an. 1761 bestieg Peter III. den Thron, wurde aber ein halbes Jahr später von seiner Frau, der in Deutschland geborenen Sophie von Anhalt-Zerbst, gestürzt. Sie ging als Katharina II. („die Große“) in die Geschichte ein.
Aleksander II. schlug zuerst eine gemäßigtere Linie ein als sein Vater Nikolaus I. und unterzeichnete 1861 ein Manifest, das die Bauern von der Leibeigenschaft befreite. Das Land sollte gerecht verteilt werden, doch Millionen „befreiter“ Bauern gingen leer aus. Im Untergrund organisierte sich die Opposition. 1881 kam der Zar bei einem Bombenanschlag ums Leben. Sein Sohn und Nachfolger Aleksander III. antwortete mit neuerlicher Repression. Revolutionäre wurden hingerichtet oder inhaftiert.
Im Januar 1905 versammelten sich in St. Petersburg über 200.000 Menschen zu einer friedlichen Demonstration, als Soldaten in die Menge schossen und mindestens 100 Personen töteten – was dem Ereignis den Namen „Blutsonntag“ eintrug.
Aufstände brachen im Februar 1917 in St. Petersburg – damals Petrograd – aus. Die Duma bildete eine provisorische Regierung. Nikolaus II. dankte ab; der Zar und seine Familie wurden unter Hausarrest gestellt und später in Jekaterinenburg erschossen. Revolutionäre wie Lenin und Trotzki kehrten aus dem Exil zurück, die Partei der Bolschewisten übernahm die Kontrolle über die Arbeiterkomitees („Sowjets“). Im Oktober 1917 eroberten die Bolschewisten das Winterpalais in St. Petersburg und nahmen die provisorische Regierung fest.
Die Bolschewisten, die sich nun Kommunistische Partei nannten, verlegten die Hauptstadt 1918 wieder nach Moskau. Im selben Jahr zwangen die Mittelmächte Russland, einen demütigenden Frieden zu unterzeichnen. Trotzkis Rote Armee war damit frei, die Gegner der Revolution zu bekämpfen. Große Teile des vormaligen russischen Reichs waren abgefallen
Lenin starb 1924.
Gorbatschow gab 1991 sein Amt an Jelzin ab mit dem Vorschlag, die Sowjetunion durch die „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS) zu ersetzen. Am 21. Dezember 1991 wurde die Sowjetunion aufgelöst.
Russlands Herrscher waren entweder stark – häufig bis zum Exzess – oder aber nachgiebig bis zur Schwäche. Ein Land der Extreme.
Es bestehen hauptsächlich christliche Religionen, die russisch-orthodoxe Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft. Außerdem gibt es moslemische, buddhistische und jüdische Minderheiten. Angehörige anderer Glaubensrichtungen finden in Moskau und St. Petersburg Kirchen, Synagogen und Moscheen.
Großfürst WIadimir ließ sich 988 taufen und führte das Christentum in Russland ein. Er lud zwei Mönche aus Saloniki – die spätere Verbannungsinsel – ein, die eine Mission gründeten und die vom Griechischen abgeleitete Kyrilliza – Vorläuferin der heutigen russischen Schrift – schufen.
Die Gotteshäuser wurden am häufigsten in Form eines Schiffes gebaut, gemäß der apostolischen Tradition, länglich nach Osten gewandt mit Säulengängen an beiden Seiten gegen Osten, zur Sonne der Wahrheit – Christus.
In Russland trifft man auch auf Kirchen in Form eines Kreuzes, des Symbols des Heils, oder in Form eines Kreises, des Symbols der Ewigkeit, aber die spirituelle Bedeutung der rettenden Arche wird dabei immer bewahrt.
Die Kreuzform ist in Kirchen wie der Maria-Entschlafen-Kathedrale im Kreml besonders deutlich zu erkennen. Sie ist eine Kirche mit fünf Kuppeln. Ihre fünf Kuppeln symbolisieren das Haupt der Kirche – Christus – und die 4 Apostel und Evangelisten. Es gibt auch Gotteshäuser mit 12 Kuppeln – zu Ehren der 12 Apostel.
Wenn orthodoxe Gläubige sich einer Kirche nähern, bekreuzen sie sich zunächst und machen eine kleine Verbeugung. Dabei schauen sie vor allem auf die Kuppeln und Kreuze der Kirche. Sie betreten durch die Vorhalle die Kirche, wenden sich zum Altar, das heißt nach Osten und machen drei Kreuzzeichen mit kleiner Verbeugung.
Schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums gab es eine Altarschranke in Form eines niedrigen Gitters. Mit der Zeit verwandelte sich diese in die Ikonostase mit der Königstür und den Seitentüren.
Der Altarraum, ein heiliger Ort, darf durch Ungeweihte nicht betreten werden. Er stellt gleichsam den vorbereitenden Saal dar, in dem das letzte Abendmahl Christi und seiner Jünger stattfand.
Wenn sich die Königstür öffnet und der Priester ausruft:
“Gebenedeit sei unser Gott”, bekreuzigt man sich und macht eine Verneigung. Es bedeutet die Öffnung des Himmelreiches für die Christen.
Wenn Sie für die Seeleruhe eines Verstorbenen beten möchten, müssen Sie eine Kerze auf den Tisch für die Verstorbenen (Kanun) stellen. Dieser Tisch steht in der Regel im westlichen Teil der Kirche unweit des Eingangs. Auf ihm stehen ein Kreuz (eine Darstellung der Kreuzigung Christi) und viele Kerzen.
Wir Menschen machen aus Bienenwachs Kerzen. Das bedeutet, die Wachskerze ist auch das Gebet, das Gott von seinen Geschöpfen dargebracht wird, und die Flamme symbolisiert das Feuer der Gnade Gottes, das die Sünde verbrennen und die Menschen zu Bewohnern des Reiches Gottes macht.
Vor dem Verlassen der Kirche kann man die heiligen Ikonen küssen. Wenn Sie zur Tür der Kirche kommen, drehen Sie sich nochmals zum Altar und machen drei Kreuzzeichen mit Verneigung. Wenn Sie die Kirche verlassen haben, bekreuzigen sie sich nochmals und verneigen sich vor dem Haus Gottes.
Hosen als vornehmlich männliche Kleidung sind für Frauen unangemessen und unangebracht.
Der Gottesdienst der russischen orthodoxen Kirche wurde im Wesentlichen von der byzantinischen Kirche (Kirche von Konstantinopel) übernommen und unterscheidet sich wenig vom alten Gottesdienst.
Die Liturgie: Christus hat seinen Aposteln aufgetragen, dieses Sakrament zu feiern, die Apostel lehrten dies ihre Nachfolger – die Bischöfe und Priester. Zuerst hieß dieses Sakrament Danksagung – Eucharistie (griechisch). Der öffentliche Gottesdienst, bei dem die Eucharistie gefeiert wird, heißt Liturgie (vom griechischen „leitos“: allgemein – öffentlich und ergon – Dienst tun). Es sind viele in den Kirchen, auch junge Menschen, und es ist erbaulich den Liturgien beizuwohnen.
Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurden bekanntlich überall im Lande die Kirchen geschlossen und zerstört. Rebellion gegen Unterdrückung schloss natürlicherweise auch Rebellion gegen die Religion mit ein, die eines der Hauptinstrumente der Unterdrückung laut Marx geworden war.
Die meisten Russen sind zu einer Zeit aufgewachsen, als der Atheismus Staatsreligion war, doch heute macht sich in der orthodoxen Kirche ein Zustrom von jungen Leuten deutlich bemerkbar. Viele Gotteshäuser wurden wieder eröffnet, und Popen, Mönche und Nonnen sind in der Öffentlichkeit kein ungewöhnlicher Anblick mehr.
Mönch bedeutet in der Übersetzung „einsamer Einsiedler“. Kukol ist eine spitze Kopfbedeckung (Schleier) der Mönche, welche die Demut ihres Geistes ausdrücken soll. Skufija – eine kleine runde Kappe, die einer Kelchschale ähnelt. Sie ist die alltägliche Kopfbedeckung der orthodoxen Geistlichen und Mönche.
Die Mantija, die Kleidung der Mönche, unterstreicht ihre Abgeschiedenheit von der Welt. Sie ist ein langer Umhang ohne Ärmel mit einem Knopf am Kragen und wird von den Mönchen über Talar und Rhason getragen.
DIE IKONEN
Die Ikone, die einen wichtigen Bestandteil der orthodoxen Liturgie darstellt, ist für den Gläubigen mehr als ein Heiligenbild. Sie stellt die Verbindung zur jenseitigen Welt dar, durch sie wird Gott verehrt. Zugleich ist die Ikone das Werkzeug Gottes, durch das er Wunder vollbringt. Sie ist das Fenster zu dem Heiligen, der durch das Bildnis selbst gegenwärtig ist. Die Ikonen selber werden als heilig und wundertätig verehrt. Traditionell befand sich in jedem Haus eine „rote Ecke“ (= „schöne Ecke“) mit häuslichen Ikonen, vor denen die Gebete verrichtet wurden. Gemalt wurden die Ikonen auf ein zusammengeleimtes Holzbrett, auf dem mit leimgetränkten Tüchern und Kreide- oder Alabasterpulver der Malgrund (Jewkas) präpariert wurde. Nachdem die Temperafarben oftmals von verschiedenen Spezialisten aufgetragen worden waren, wurde die Ikone zum Schutz mit Ölfirnis (olifa) bedeckt. Bleich- oder Goldbeschläge (oklad) waren vor allem im 18. und 19. Jh. beliebt.
Die Ikonostase (Ikonenwand), trennt den Altarraum von dem Gemeinderaum. Die Ikonen sind immer nach einem festgestellten Schema in verschiedenen Reihen angebracht: in der untersten Reihe befinden sich neben der mittleren Königstür eine Ikone Christi oder des Kirchenheiligen, eine Gottesmutter und lokale Heilige. Die Hauptreihe darüber ist die Fürbitte-Reihe (Deesis), darüber befinden sich die Festtagsreihe und die Prophetenreihe.
Die Ikonenmalerei in Russland geht auf byzantinische Vorbilder zurück und kam mit dem Christentum im Jahre 988. Nachdem zunächst Kopien von den byzantinischen Heiligenbildern angefertigt wurden, zeigte sich ab dem 11. Jh. die Eigenständigkeit der russischen Meister. Von den Werken aus der vormongolischen Periode sind nur etwa 30 erhalten. Die Ikonenschreiber waren Mönche mit Werkstätten in den Klöstern. Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich verschiedene regionale Schulen heraus. Charakteristisch für die Malerei der nördlichen Städte Nowgorod, Pskow und Twer sind leuchtende flächenhafte Farbenzusammenstellungen, die von scharf gezogenen Linien umrahmt werden.
Es besteht auch ein intensiver Madonnenkult (es gibt an die 400 wundertätige Gottesmutter-Ikonen in Russland). Im 18. Jh. setzte ein Verfall der traditionellen Ikonenmalerei ein, die dem Zeitgeist entsprechend nicht mehr geschätzt wurde. Nachdem die Ikonenmalerei im 19. Jh. durch hohe Nachfrage zu einer Kunstform für die breite Masse geworden war, ersetzten Drucke immer mehr die handgemalte Ikone.
Bei meinem ersten Besuch in Moskau musste man das Bier und das Abendessen schon in Deutschland bestellen. Die Zeiten sind längst vorbei. Im GUM und in dem neuen unterirdischen Kaufhaus vor dem Kreml sind modernste Geschäfte. Und die jungen Damen, westlich gekleidet, laufen darin umher. Alle jungen Menschen, die uns schon einmal gesehen haben beim Frühstück oder auch anderswo, grüßen freundlich. Es scheint keine Vorbehalte gegen Ausländer zu geben.
Wie die meisten Besuche, beginnt auch meine neue Reise in Moskau, der Hauptstadt Russlands und einer der schönsten Städte der Welt, die sich durch ihre Größe und ihre Bedeutung von den anderen russischen Städten unterscheidet.
Mein erster Besuch in Moskau galt dem Bolschoj-Theater. Es sollte wegen eines Umbaus geschlossen werden. Inzwischen ist es wieder so weit, dass dieses Theater renoviert werden muss. Es ist weltberühmt und auch die Aufführungen sind außergewöhnlich.
Auch die 20.000 Deutschen, die heute in Moskau leben, fühlen sich hier wohl. Sprichwörtlich ist die russische Gastfreundschaft. Die gegenseitige Unterstützung haben wir total verlernt. Der Banja-Besuch gehört zur russischen Kultur. Sogar im Kreml befindet sich ein eigener Schwitzraum. Moskau ist noch interessanter und attraktiver für Touristen geworden.
Moskau ist mit mehr als 10 Mio. Einwohnern (1998) und rund 1,5 Mio. täglichen Pendlern und Besuchern nicht nur die weitaus größte Stadt in Russland, sondern auch in Europa und ist Hauptstadt der Russischen Föderation und wichtiges Zentrum der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Es ist eine moderne Industriestadt.
Der Stadtplan von Moskau gleicht einem Spinnennetz. Im Herzen liegt der Kreml, rund um das Zentrum zieht sich der Boulevard-Ring, eine beiderseits von Fahrbahnen begrenzte begrünte Anlage. Den nächsten der konzentrischen Kreise bildet der Gartenring, heute eine vom Verkehr überlastete Hauptstraße. Neu ist die 110 km lange Äußere Ringstraße entlang der Grenze Moskaus.
Im Umfeld der Stadt erwarten uns Dörfer mit Holzhäusern, Kirchen und Klöster in einer weiten, von Wäldern, Wiesen und Flüssen geprägten Landschaft. Beim Landeanflug ist mir aufgefallen, dass die Häuser vor der Stadt sehr häufig rote Dächer wie bei uns haben.
Nur wenige andere europäische Städte üben auf den Besucher eine solche Faszination aus wie die russische Metropole am Moskwa-Fluss, das 1147 gegründete Moskau mit dem Roten Platz und dem Kreml als Zentrum des Riesenreiches.
Im Jahre 1147 wird es erstmals erwähnt, auf einem Berg zwischen Wolga und Kotorosl vom Rostower Fürsten Jaroslaw dem Weisen als Bollwerk gegen die Tataren gegründet. Die Stadt besitzt viele historische Denkmäler aus vergangenen Jahrhunderten: Christi-Verklärungs-Kloster (12. Jh.), Spasski-Kloster und zahlreiche andere Kirchenbauten. Der heute so prachtvolle Moskauer Kreml war der Keim der heutigen Stadt. 1165 wurde das Gebiet mit einer Palisade umgeben, erst in den Jahren 1485 bis 1495 entstand die heutige Kremlmauer mit ihren fünf großen und 15 kleineren Türmen.
Der Flecken an der Moskwa blieb allerdings nicht lange unbedeutend, bereits im XIII. Jh. wurde Moskau Hauptstadt einer der drei „Rus“ genannten Großfürstentümer – neben Kiew und Nowgorod, die zunächst dominierend waren. Religiös nahm es ab 1326 die führende Stellung unter den Rus ein, da der Metropolit der Kirche der Rus dort seinen Amtssitz nahm.
Die Zeit der Tatareneinfälle hatte für Moskau zwei Seiten. Natürlich litt die Stadt schwer unter den Übergriffen, musste auch bis ins Jahr 1480 hohe Tributzahlungen an die Goldene Horde leisten,
Von der Mitte des XV. bis zum Beginn des XVI. Jahrhunderts erlebte Moskau seine Blüte. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten der prachtvollen Bauten des Kreml. Besonders eindrucksvoll ist der Kathedralen-Platz mit seinen vier Kirchen, die heute Museen sind und neben Fresken aus ihrer Entstehungszeit große Ikonensammlungen enthalten. Menschen aus dem nicht christlich-orthodoxen Raum sind immer wieder fasziniert von den Ikonostasen der russischen Kirchen.
Moskau war bis 1712 die Hauptstadt des Zarenreiches und war sie erst 1922 wieder, als es mit der Zarenzeit vorbei war. Doch Moskau blieb die Hüterin der Traditionen und verkörperte Russlands Verbindung mit der Orthodoxie, dem Slawentum – und Asien.
Das russische Wort „kreml“ bedeutet Festung oder ummauerte Stadt; der Moskauer Kreml ist der größte und berühmteste des Landes. Die heutigen roten Backsteinmauern stammen aus dem Jahre 1495, wurden aber seither mehrmals restauriert.
Hinter den über zwei Kilometer langen Mauern befindet sich der Kreml, prachtvolle Kirchen und die politische Zentrale des Landes. Geschichtsträchtig ist die Maria-Entschlafens-Kathedrale Zaren, Großfürsten und Fürsten wurden hier gekrönt, Metropoliten und Patriarchen beigesetzt. Die Maria-Verkündigungs-Kathedrale zählt mit ihren Fresken zu den schönsten Kathedralen der Stadt. Die Erzengel-Kathedrale ist die Ruhestätte vieler Zaren. Der Ausflug endet mit einem Besuch der Rüstkammer, die eine beeindruckende Fülle von Schätzen beherbergt: Rüstungen, Prunkschlitten, Kleider Katharinas der Großen, reich verzierte Zarenkronen, Faberge-Eier.
Jeder der 20 Türme (baschnja) in der Mauer hat seine Geschichte und seine architektonischen Eigenheiten. Am bekanntesten ist der dem Roten Platz zugewandte 70 Meter hohe Erlöserturm, der zwischen Basiliuskathedrale und Lenin-Mausoleum befindliche Paradeeingang zum Kreml (nicht für Touristen!). Seine bis zu 2 Tonnen schweren Glocken spielen jede Viertelstunde ein bekanntes Motiv (das auch über Radio Moskau zu hören ist). Vor der Oktoberrevolution musste jeder, der durch das Erlösertor ging, seinen Hut abnehmen.
Heutige Besucher betreten den Kreml durch den Kutafja-Turm vor der Westmauer, durch den man zum Dreifaltigkeits-Torturm, dem höchsten der Kremltürme, gelangt. (Meist verlässt man das Areal durch den Borowizkaja-Turm in der Südwestecke der Anlage.) Beim Rundgang sehen wir vor uns das höchste Bauwerk des Kreml, die weiße Kolokolnja Iwana Welikowo (Glockenturm Iwans des Großen) mit goldener Kuppel. Der Turm wurde zu Beginn des 16. Jh. angefangen und rund 100 Jahre später bis auf 80 Meter erhöht. Die schwerste der 21 Glocken im Glockenstuhl nördlich des Turms wiegt 65 Tonnen. Die 200 Tonnen schwere Zarenglocke (Zar Kolokol) am Fuß des Glockenturms ist wohl die größte der Welt. Sie wurde 1733 – 35 von Iwan Motorin und seinem Sohn Michail gegossen. Bevor man sie aufhängen konnte, barst sie jedoch bei einem Brand. Das herausgebrochene Stück wurde neben der Glocke aufgestellt.
Nördlich vom Glockenturm steht die Zarenkanone (Zar Puschka). Sie entstand 1586 unter Zar Fjodor I., dessen Bildnis auf dem Rohr zu sehen ist. Anscheinend traute sich niemand, das Ungetüm je abzufeuern. Die davor aufgetürmten Kugeln dienen nur der Dekoration.
Zu einem Rundgang auf dem Gelände des gewaltigen Kreml gehört auch die Innenbesichtigung einer der vier Kreml-Kathedralen.
Die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale gegenüber der Erzengel-Kathedrale entstand im 15. und 16. Jh. Der Blagoweschtschenski Sobor war Hofkirche der Zaren und hat deshalb einen eher einfachen Innenraum – den aber großartige Ikonen von Feofan Grek (14. Jh.) und seinem berühmten Schüler Andrej Rubljow schmücken.
Die kleine, fünfkuppelige Erzengel-Kathedrale (Archangelski Sobor) zwischen dem Glockenturm und der Südmauer des Kremls wurde 1508 vollendet. 46 Zaren sind hier bestattet, darunter Iwan der Große und Michail, der erste Romanow.
Seit dem 15. Jh. ließen sich alle Zaren in der Entschlafens-Kathedrale krönen, und vom 14. – 18. Jh. wurden die meisten Metropoliten und Patriarchen im Uspenski Sobor beigesetzt. Das heutige Bauwerk mit seinen goldenen Helmkuppeln und halbkreisförmigen Giebeln wurde 1479 nach Plänen des Bolognesers Fioravanti errichtet. Der in Gold, Silber, Rot, Violett und Blau leuchtende Innenraum birgt Kunstschätze und historische Relikte.
Bei der Besichtigung des Rüstkammer-Museums im Kreml sehen wir Exponate aus dem Besitz der Zaren, Beutestücke und diplomatische Geschenke, Zarenkronen, den Thron Iwans des Schrecklichen und Waffen, Kleidungsstücke, prächtige Kutschen, außerdem einmalige Erzeugnisse z. B. der Hamburger Juwelierkunst.
Direkt am Kathedralenplatz steht der Facettenpalast von 1491 (Grano-witaja Palata), ein Werk der italienischen Architekten Ruffio. Sein Name kommt vom geometrischen Muster der Renaissance-Fassade.
Hier steht auch die Apostel-Kathedrale mit ihren überwältigenden fünf silbernen Kuppeln, die mit Schatzkammer und dem Palast des Patriarchen Nikon verbunden ist. Heute ist hier ein Senatsgebäude.
RUND UM DEN ROTEN PLATZ
Als Moskau erstmals über den Kreml hinauswuchs, entstand im Nordosten die heute als Roter Platz bekannte große offene Fläche. Zahlreiche historische Denkmäler, Läden und internationale Hotels können von hier zu Fuß erreicht werden. Er wird im Süden vom Historischen Museum, im Norden von der weltberühmten Basilius-Kathedrale, benannt nach dem Heiligen Basilius, dem „Narren in Christo“, begrenzt.
Am Samstag stehen überall große Autos vor dem Platz. Frauen in weißen Brautkleidern feiern dort ihre Hochzeit.
Der Name Krasnaja Ploschtschad hat mit Kommunismus gar nichts zu tun; er geht auf eine Zeit zurück, als das Wort krasnaja sowohl „schön“ als auch „rot“ bedeuten konnte. Im 16. Jh. war der „Schöne Platz“ nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern wurde auch für Märkte genutzt. In der Sowjet-Ära war er die Kulisse für pompöse Militärdemonstrationen, bei denen Tanks, Raketen und Truppen gezeigt wurden.
Die Basilius-Kathedrale (Sobor Wassilija Blaschennogo) ist mit seinen fantasievollen Farben und Formen das Wahrzeichen Moskaus. Die acht ungleichen Kuppeln, die orientalisch anmuten, sind im Grunde genommen nur die bis zu höchster Vollendung entwickelten Zwiebelkuppeln der altrussischen Holzkirchen. Die auch Pokrowski Sobor (Mariä-Schutz-Kathedrale) genannte Kirche wurde 1554-61 als Denkmal für den Sieg Iwans des Schrecklichen über die Tataren bei Kasan erbaut.
Die acht Kapellen im Innern (unter jeder Kuppel eine) gruppieren sich um eine neunte. 1588 fügte der Sohn Iwans IV. eine zehnte Kapelle hinzu, die über dem Grab des hl. Basilius (Wassili) lag. Dieser Wanderprediger und „Gottesnarr“ hatte Iwan dem Schrecklichen ewige Verdammnis prophezeit. Der Innenraum wird zurzeit restauriert, doch sind alte Fresken zu sehen, und einige Bereiche werden für Ausstellungen verwendet. Das Denkmal vor der Kathedrale ehrt die beiden Volkshelden Minin und Poscharski, die 1612 die Polen aus Moskau vertrieben. Die runde steinerne Empore vor dem Standbild diente früher als Richtstätte.
Das klotzige Hotel Rossija, bei seiner Eröffnung um 1970 das größte der Welt, wird derzeit abgerissen. Ich habe einmal darin übernachtet. Von meinem Zimmer hatte ich einen herrlichen Blick auf den Kreml und die Kirche. Schon beim Frühstück hat man aber die Größe unangenehm gespürt. Auf einem Hügel links vom Hotel lungerten immer mehrere Frauen mit Babys, die sie dann beim Betteln vorzeigen konnten. Die Frauen tauschten die Kinder untereinander aus. Ein kleiner Junge musste den ganzen Tag auf seiner Ziehharmonika zum Betteln auf dem Fußsteig spielen.
Auf dem Roten Platz steht auch das Lenin-Mausoleum.
Gegen seinen eigenen Wunsch und den seiner Familie wurde Lenins Leichnam nach seinem Tod 1924 einbalsamiert und in einem Glassarg zur Schau gestellt – erst in einem provisorischen Holzgehäuse, später in der Stufenpyramide (Mawsolej Lenina) aus rotem und schwarzem Granit bei der Kremlmauer.
An der Kremlmauer hinter dem Lenin-Mausoleum sind berühmte Persönlichkeiten aus sowjetischer Zeit begraben. Unter anderem Juri Gagarin, der erste Kosmonaut; Marschall Schukow, der Held von Stalingrad, mehrere von Stalins Gefolgsleuten und der Diktator selbst, Breschnew, Andropow sowie Tschernenko; aber auch Igor Kurtschatow, der Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe.
An der Nordwestflanke des Roten Platzes steht das GUM in einem Bau aus dem 19. Jh. Der Name ist eine Abkürzung von Gosudarstwennyj Universalnyj Magasin („Staatliches Universalgeschäft“). Inzwischen ist das Kaufhaus privatisiert, und westliche Luxusgüter beherrschen das Bild – doch lohnt es sich, das GUM als architektonisches Kuriosum mit seinen Passagen, verschnörkelten Brücken und Brunnen zu besuchen.
Die 1636 in der Nordecke des Roten Platzes erbaute Kasaner Kathedrale wurde 300 Jahre später geschleift, um Stalin Platz für seine Militärparaden einzuräumen. Im Zuge der religiösen Erneuerung beschloss man, die Kirche wieder aufzubauen, sie war 1993 fertig. Das hübsche Gotteshaus mit rosa, grünen und weißen Verzierungen, einer vergoldeten Kuppel, einem Innenraum mit leuchtender Ikonostase und bunten Fresken wird unablässig besucht. Auch ich besuche immer diese Kathedrale und zünde Kerzen für meine Lieben an. An der Nordwestseite des Roten Platzes steht ein roter Backsteinbau mit silberweißen Dächern. Das Historische Museum (Istoritscheski Musej) wurde 1883 eröffnet und besitzt Sammlungen von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Ein Reiterstandbild hinter dem Museum erinnert an Marschall Schukow, einen im 2. Weltkrieg bedeutenden Militär.
Wir kommen zu dem 1997 zur 850-Jahr-Feier Moskaus wieder eröffneten Manegenplatz. Er ist beliebt bei Einheimischen und Touristen. Hier treffen sich vor allem Jugendliche (und ganz hübsche Mädchen). Die Kuppel in seiner Mitte ist beleuchtet.
Rolltreppen gehen ins größte unterirdische Einkaufszentrum des Landes. Die Manege am Südende des Platzes wurde bei einem Großbrand im März 2004 beinahe völlig zerstört. Nur die Außenmauern blieben stehen. Der klassizistische Bau, vormals eine Reitschule, soll voraussichtlich wieder aufgebaut werden.