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das nichts ist es ist genauso da wie das seiende es gelten die gleichen regeln das nichts aber hat nichts mit dem NICHTS auf dem stein von kyritz zu tun text: dieser Stein erinnert an den 14.02.1842 Hier geschah um 10.57 Uhr NICHTS diese worte geben lediglich wieder dass zum fraglichen zeitpunkt nichts wesentliches passierte es hätte sich aber ein schmetterling den flügel brechen können da ist der beobachter nicht aufmerksam genug gewesen
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Seitenzahl: 54
Veröffentlichungsjahr: 2025
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dieses buch ist unseren verstorbenen freunden
kettu und lasse kell
gewidmet
1
es ist kein weiter weg bis in dieses dort
2500 jahre
das ist ein nichts, ein klacks
ein fliegenschiss, ein mäuseköddel
ein furz in der zeit
2
die menschheit hat sich seither nicht verändert
sie hat nichts gewonnen, sie hat auch nicht dazugewonnen
außer an population
die spezies scheint unverwüstlich
das erschrecken grundlos
3
wir haben unser bündel gepackt, machen uns auf den weg
wir werden ihre stimmen hören
ihren atem aufnehmen
4
versuchen, der makedonischen phalanx auszuweichen
5
prophylaxe: abgründe abschreiten
sprache fliegen lassen
erster vorspruch
jenseits der morgenröte (eos)
wird odysseus an den strand gesetzt
athene hat nicht acht gegeben
ein neues denken
wie ein blitz, der in die erde schlägt
himmlischen ursprungs
wenn man nach dem woher fragt
zeus ist es nicht
denken
wagen
ein ungeheuerliches
allen ins gesicht zu sagen
allem unverständnis
aller anfeindungen zum trotz
dem mythischen ein ende setzen
strauch und baum, korn und wasser, wolken, mond und sterne, alles war belebt von übernatürlichen wesen, titanen, dämonen, göttern, von denen man überzeugt war, dass sie sowohl die welt als auch den menschen geschaffen hatten um fortan über die welt, speziell aber über den menschen zu verfügen, dessen handeln, dessen ganzes dasein zu bestimmen
damit war nun schluss
es musste einen anderen ursprung geben
es mussten andere erklärungen für unser leben
für den lauf der dinge zu finden sein
dementsprechend
denken
autark denken
ein ich zu sprechen
ich, der mensch
ich, das einzelwesen
an diesem ort
in eigener verantwortung
bin ich, denke, handele ich
eine radikale entscheidung
eine revolution
was vorauszusetzen war?
müßiggang, sagt hegel, lapidar
es konnte nur geschehen, wenn es menschen gab
die nichts anderes zu tun brauchten
die zu nichts anderem verpflichtet waren als zu denken
der ort, der dies möglich machte
die polis
die nahezu unzähligen
kleinen stadt- und inselstaaten der ägäis
der neusiedlungen auf sizilien und in süditalien
sie alle kein ideal, beileibe nicht
die wenigsten menschen, die innerhalb dieser staatswesen lebten
konnten als frei bezeichnet werden
(wohl kaum ein fünftel der bevölkerung)
die mehrzahl war von politischer mitwirkung ausgeschlossen
die sklaven
die armen, tagelöhner und landarbeiter
und die frauen in nahezu rechtloser abhängigkeit
die (zunächst) weitverbreitetste herrschaftsform
die tyrannis
(wir erinnern an den ring des polykrates)
das belebende element
gerade die eben erwähnte kleinteiligkeit
die, eingedenk ihrer oben erwähnten strukturen, dennoch
ein höheres maß an freiheit gestattete
als es in den orientalischen despotien (s. wittfogel)
in ägypten, in persien, im zweistromland, am indus oder hwangho
(dort waren es einzelne rebellen, hier waren es viele)
erreichbar gewesen wäre
denn
wer es in seiner polis unerträglich fand, dem stand es offen
in die nachbarstadt zu ziehen
auf eine etwas entferntere insel
oder gleich nach italien auszuwandern
dass
die philosophen, von denen hier zu reden sein wird
freie bürger waren
ist eine grundbedingung (s.o. müßiggang)
und noch etwas
das neue denken kam von den rändern her
ein erstes zentrum waren die ionischen städte
später die kolonistenstädte siziliens und italiens
erst relativ spät schwappte es nach athen
doch dann
rollte es unaufhaltsam fort ...
zweiter vorspruch
wenn du bemerkst, dass die rote kugel
blau ist
bist du auf dem besten weg
ein philosoph zu werden
wenn du bemerkst
dass die blaue kugel
nicht existiert
hast du das sein erfahren
denn wenn das was du siehst
nicht ist
ist das was du nicht siehst
die wahrheit
thales von milet
1 nietzsche, thales und das wasser
nietzsche hat recht
im wasser des thales liegt der ursprung der philosophie
wasser, das den urgrund allen seins bildet
in jeder abhandlung über die frühe griechische philosophie werden
wir es ähnlich finden
nüchtern: wasser
da sind keine götter mehr, die über dem wasser schweben, keine darin
kein getue, keine faselei
wasser: naiv, nachgerade lasziv
der weg aus der dunklen gasse
2 die umleitung des wassers
dass thales durch die umleitung des flusses halys den kroisos und
sein heer ins verderben laufen ließ, war, wenn es stimmte*, gut
gemeint
er wurde auf elegante weise den tyrannen los
handelte sich dafür aber die perser ein
dass der mensch weiterhin gefesselt blieb, erzählt diese geschichte es ist ein weiter weg ans licht
* anekdoten sind die grube, darin das häschen sitzt
3 denken legt stolperfallen aus ...
wer nach den sternen guckt
und die reizende thrakische magd missachtet
fällt in den brunnen **
** bzw. ist ein echter philosoph
4 wer in öl investiert
macht gewinn
5 gewinnmaximierung
ist eine andere disziplin
anaximander
die piratenboote des polykrates
kroisos, der nimmersatte narr
und an einem näher rückenden horizont
ziehen die medischen bogenschützen auf, bald
werden ihre pfeile die sonne verdunkeln
das blut der opfertiere läuft in den vorgegebenen rinnen des steins
stierblut tötet
schuld muss beglichen werden
nichts rettet vor dem zerfall
die quelle von didyma wird versiegen
ein einziges bleibt
das seiende
unbestimmt
unbestimmbar
unbeteiligt
die kälte ist scheinbar
martin heidegger und der satz des anaximander
anaximanders text gilt als das älteste erhaltene zitat der
griechischen philosophie.
allerdings sind die uns überlieferten versionen allesamt jüngeren
datums, das bekannteste stammt von simplikios, der bereits 1000
jahre nach anaximander lebte.
uns trennen mittlerweile 2500 jahre.
und ein berg von fragezeichen.
zunächst der simplikios-text in seiner kernaussage:
von denen, die sagen, es sei eines
in bewegung und unbegrenzt
erklärte anaximander
dass das prinzip und das element der seienden dinge
das unbegrenzte sei
er sagt, dass es weder wasser noch sonst eines der sogenannten
elemente sei
sondern eine bestimmte andere, unbegrenzte natur
aus der alle himmel und die welten in ihnen hervorgehen
und was den seienden dingen die quelle des entstehens ist
dahin erfolgt auch ihr vergehen gemäß der notwendigkeit
denn sie strafen und vergelten sich gegenseitig ihr unrecht
nach der ordnung der zeit
martin heidegger hat sich nicht von ungefähr dieses textes
angenommen, beschränkte sich in seiner analyse jedoch auf den
letzten satz, der das dunkel enthält, das ihn lockte.
man könnte sagen: das vergehen ist die bringschuld des werdens an
das sein.
wenn das sein schon so freundlich war ein werden zu ermöglichen,
dann hat das gewordene gefälligst auch wieder zu verschwinden.
das dunkel bleibt unbestimmt, das gegenwärtige ein zweifelhaftes bemühen.
simplikios und seine freunde gehörten zu den letzten nicht-christen athens.
wandelt sich das denken zum hoffen an einer stelle
hört es auf
xenophanes
ich muss nur auf meinen körper hören, dann werde ich mich wieder
erholen
es ist der südwind, der das fieber bringt
ich werde schlafen, ich werde schwitzen und träumen bis es vergeht