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Das habe ich so noch nie gehört, oder: Darüber wird in meiner Loge gar nicht gesprochen. Solche oder ähnliche Äußerungen vernimmt man nicht selten, wenn unter Brüdern das Gespräch auf tiefergehende Aspekte der Freimaurerei gelenkt wird. Oftmals offenbaren sich dabei erstaunliche Wissenslücken, nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil grundlegende Inhalte in der Logenarbeit entweder nicht vermittelt oder in ihrer Bedeutung nicht hinreichend erschlossen werden. Die Folge ist, dass vielen Brüdern das Verständnis für Wesen, Ziel und Tiefe der Freimaurerei fehlt. Was bleibt, ist eine rituelle Praxis ohne Erkenntnis, eine Symbolsprache ohne Deutung, ein Bund ohne inneren Bezug. Dieses Buch will hier Abhilfe schaffen. Es will keine Enzyklopädie sein, kein trockener Leitfaden, sondern eine lebendige Einladung: zur Auseinandersetzung mit den Grundpfeilern freimaurerischen Denkens, zum Wiederentdecken überlieferter Symbole und Rituale, zur Arbeit am eigenen rauhen Stein. Es richtet sich an Brüder, die bereit sind, nicht nur äußerlich an der Loge teilzuhaben, sondern sich auch innerlich mit deren Sinn, Struktur und Aufgabe auseinanderzusetzen. Denn Freimaurerei ist weit mehr als eine Ansammlung von Riten, Titeln und Bräuchen. Sie ist eine geistige Schule, eine ethische Übungsgemeinschaft, ein Ort symbolischer Verwandlung. Ihr Ziel ist nicht Belehrung, sondern Bildung, nicht im Sinne äußerer Wissensanhäufung, sondern als sittlich-geistige Formung des Menschen. Wer diesen Weg beschreitet, muss sich selbst als unbehauenen Stein verstehen, der durch eigenes Bemühen, durch Reflexion, Dialog und rituelle Erfahrung in Form gebracht wird. Dies ist die Arbeit am rauhen Stein, jene innere Bauarbeit, die nicht bloß ein Bild, sondern das Herzstück freimaurerischer Existenz ist. Die vorliegenden Inhalte eignen sich daher gleichermaßen für die individuelle Vertiefung wie für die gemeinsame Tempelarbeit, für den Bruderabend, den Vortrag im engeren Kreis oder das aufrichtige Zwiegespräch unter Suchenden. Denn der Fortschritt des Einzelnen ist untrennbar mit dem brüderlichen Gespräch verbunden. Wo Brüder einander spiegeln, mahnen, bestärken und fordern, da wächst das Licht. In einer Zeit, in der äußere Reizüberflutung die innere Sammlung überlagert, braucht es Räume des stillen Lernens, der ethischen Selbstprüfung und des geistigen Austauschs. Die Loge ist ein solcher Raum.
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Es gibt keine Definition, was Freimaurerei ist, und es kann eine solche Begriffsbestimmung niemals geben, weil das Wesen der Freimaurerei sich jeder logischen Erfassung entzieht.
In Erinnerung an einen besonderen Freund, Förderer, Mentor, Präfekten und tadellosen Freimaurer.
Dr. Max Hermann Kleensang, 33°
(Ordensname: Platon)
Geb. * 02.08.1941, gest. † 27.10.2018 in Essen
Erster Teil: Grundlagen der Freimaurerei.
Allgemeine maurerische Grundsätze
Die Arbeit am rauhen Stein
Mahnworte zur Geschäftsmaurerei
Das freimaurerische Ritual
Die Arbeitstafeln der Freimaurer
Erklärung der Sinnbilder nach Feßler
Erklärung der Sinnbilder nach Schröder
Erklärung der Sinnbilder des eklektischen Freimaurerbundes
Die Jacobsleiter und die drei Haupttugenden
St. Johannis der Täufer und der Evangelist
Der Freimaurer-Schurz
Die vereinigte Großloge von Deutschland
Zweiter Teil: Urkunden der deutschen Freimaurerei.
Die Verfassung der Vereinigten Großloge von Deutschland
Die Magna Charta der Bruderschaft der deutschen Freimaurer
Allgemeine maurerische Grundsätze
Dritter Teil: Die alten Urkunden der schottischen Werkmaurer, oder: Die Kilwinning-Dokumente.
Geschichte der Geometrie und Maurerei, aus dem Jahr 1410
Die allgemeinen Statuten der zweiten Haupt-Loge, aus dem Jahr 1598
Die besonderen Statuten der Loge Kilwinning, aus dem Jahr 1599
Die alte Unterweisung in die Geheimnisse der operativen Maurer-Bruderschaft der Loge zu Kilwinning, aus dem Jahr 1696
Fern jeder politischen Betätigung nach innen und außen, ohne Stellungnahme für oder gegen eine Kirche oder Konfession wird von den Freimaurern Achtung vor jeder ehrlichen Überzeugung in voller Freiheit des Geistes, Gewissens und Glaubens gefordert.
Freimaurer sind verpflichtet, sich als friedliche Bürger der Ordnung des Staates einzufügen, in dem sie leben, ihm als ihrem Vaterlande treu zu dienen und mit allen Kräften für das Wohl ihres Volkes zu arbeiten.
Die Loge kennt in ihrem Kreis keinerlei Unterschiede von Geburt, Rang, Stand, Rasse und Religion und sieht in dem ganzen Menschengeschlecht eine einzige große Familie, deren Glieder – im Rahmen der verschiedenen Völker in gemeinsamer, friedlicher Kulturarbeit geeint – in Liebe und Brüderlichkeit zusammen-leben sollen. Kein Volk ist um seiner selbst willen da, sondern jedes hat die Pflicht, sich selbstlos in den Dienst der allgemeinen Menschheit zu stellen. Darum lehrt die Loge ihre Mitglieder das Evangelium der Liebe und Arbeit, indem sie jeden verpflichtet, frei von gesellschaftlichen Vorurteilen seinen Nebenmenschen als Bruder zu achten und zu lieben und sich durch strenge Selbstzucht zu einem geistig freien Menschen zu erziehen, der mit Selbstbewusstsein seine volle Kraft für den Nächsten, für sein Volk, ja, für die ganze Menschheit einsetzt, um diese auf gleichem Wege wie sich selbst zu möglichst hoher sittlicher Vollkommenheit zu führen. An die Stelle der im profanen Leben so oft vorherrschenden Vorurteile will die Loge Liebe setzen.
Getreu den in den „Alten Pflichten“ niedergelegten ethischen Grundsätzen bejaht die Loge die Existenz Gottes. In dem Bilde Gottes als des Allmächtigen Baumeisters der Welt verehren ihre Mitglieder Quelle und Endziel aller sittlichen Ideen. Maurerische Symbole weisen auf die höhere Bestimmung des Menschen und die Unsterblichkeit der Seele hin; die Loge fordert jedoch von ihren Mitgliedern kein dogmatisch bestimmtes Bekenntnis und achtet jede Überzeugung; sie verwirft jede Verfolgung, die die Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit antastet.
In dem Bestreben, ihre Mitglieder zur Selbsterkenntnis, zur Menschenliebe in Gesinnung und Tat, zur sozialen Hilfsbereitschaft sowie zur Schärfung des Gewissens und des Verantwortungsgefühls für jede Handlung zu erziehen, bedient sich die Loge einer nur ihr eigenen symbolischen Lehrmethode und im symbolischen Sinne der Werkzeuge, wie sie bei alten Steinmetzbauhütten und den Handwerksmaurern üblich waren und sind, von denen sie ihre Einrichtungen, Rituale und Verkehrsformen im wesentlichen entlehnt hat. Letztere sind das einzige Geheimnis, zu dem die Loge ihre Mitglieder verpflichtet.
Die Loge stellt sich rückhaltlos, auch in ihren Gesetzen, auf den Boden einer demokratischen Verfassung, und deshalb werden alle wichtigen Beschlüsse in freier und unbeeinflussbarer Mehrheitsentscheidung gefasst und der Meister vom Stuhl sowohl wie alle anderen Beamten der Loge in geheimer Abstimmung gewählt.
(Quelle: Rolf Appel, Die großen Leitideen der Freimaurerei, S. 21).
Auf Grundlage der „Allgemeinen maurerischen Grundsätze“ lassen sich folgende grundlegende Fragen zur Freimaurerei ableiten und beantworten:
Antwort: Die Freimaurerei ist sowohl politisch als auch religiös neutral. Sie nimmt weder Stellung für noch gegen eine Kirche oder Konfession und beteiligt sich nicht an politischer Betätigung. Stattdessen fordert sie Achtung vor jeder ehrlichen Überzeugung sowie die freie Entfaltung von Geist, Gewissen und Glauben.
Antwort: Ein Freimaurer ist angehalten, ein friedlicher, gesetzestreuer Bürger zu sein, seinem Vaterland treu zu dienen und zum Wohl des Volkes beizutragen. Die Loge bejaht die demokratische Verfassung und trifft ihre Entscheidungen in freier und unbeeinflusster Mehrheitsentscheidung.
Antwort: Die Freimaurerei betont Werte wie Menschenliebe, Brüderlichkeit, Toleranz, Selbstdisziplin, geistige Freiheit und soziale Verantwortung. Ziel ist die sittliche Vervollkommnung des Einzelnen und die Förderung einer Kultur der Mitmenschlichkeit.
Antwort: Sie sieht die Menschheit als eine große Familie, in der alle Menschen unabhängig von Herkunft, Stand oder Religion gleichwertig sind und in friedlicher Zusammenarbeit leben sollen. Kein Volk existiert um seiner selbst willen, sondern soll sich in den Dienst der Menschheit stellen.
Antwort: Die Freimaurerei bejaht die Existenz Gottes in Form eines höchsten ethischen Prinzips, das als „Allmächtiger Baumeister der Welt“ bezeichnet wird. Dogmatische Glaubensbekenntnisse sind jedoch nicht gefordert; jede aufrichtige Überzeugung wird geachtet. Atheisten und Agnostiker sind von der regulären Freimaurerei ausgeschlossen.
Antwort: Symbole haben eine zentrale Funktion zur Vermittlung ethisch-spiritueller Inhalte. Sie stammen aus der Tradition der alten Bauhütten und verweisen auf die höhere Bestimmung des Menschen sowie auf die Unsterblichkeit der Seele.
Antwort: Durch eine eigens entwickelte symbolische Lehrmethode, die auf der sinnbildlichen Bedeutung von Werkzeugen und rituellen Formen beruht. Diese Methode dient der Selbsterkenntnis, der ethischen Schulung und der geistigen Erziehung.
Antwort: Die Freimaurerei verlangt Verschwiegenheit über ihre rituellen Formen und Symbole. Dieses sogenannte „Geheimnis“ betrifft keine weltlichen Inhalte, sondern schützt die innere, symbolisch geprägte Erfahrungswelt der Loge.
Antwort: Die Freimaurerei strebt die Erziehung ihrer Mitglieder zu geistig freien, verantwortungsvollen Menschen an. Dazu gehören Selbstzucht, Gewissensschärfung, Verantwortungsbewusstsein sowie das Streben nach sittlicher Vollkommenheit. Bildung wird hier nicht als bloßes Wissen, sondern als Charakterbildung im Sinne ethischer Reifung verstanden.
Antwort: Die Loge verpflichtet ihre Mitglieder zur tätigen Nächstenliebe und sozialen Hilfsbereitschaft. Freimaurerei ist nicht weltabgewandt, sondern sieht sich als moralische Kraft innerhalb der Gesellschaft, die aktiv zur Verbesserung menschlicher Lebensverhältnisse beitragen will.
Antwort: Freiheit wird nicht als bloße Unabhängigkeit verstanden, sondern als innere Freiheit des Geistes, des Gewissens und des Glaubens. Diese geistige Freiheit ist Grundlage für Toleranz, Selbstverantwortung und sittliches Handeln.
Antwort: Die Loge bekennt sich ausdrücklich zur Überwindung gesellschaftlicher Vorurteile. Geburt, Rang, Stand, Rasse oder Religion dürfen innerhalb der Loge keine Rolle spielen. Stattdessen wird die Gleichheit aller Menschen und ihre Brüderlichkeit betont.
Antwort: „Arbeit“ ist ein zentrales Motiv: Sie meint nicht nur äußere Tätigkeit, sondern vor allem die innere Arbeit am eigenen Charakter.
Antwort: Die Freimaurerei beruft sich auf alte Quellen – wie die „Alten Pflichten“ und die Steinmetztradition – steht aber fest auf dem Boden moderner demokratischer Prinzipien. Sie verbindet symbolisches Erbe mit zeitgemäßer Ethik und gesellschaftlichem Engagement.
Antwort: Die Loge verwendet keine dogmatische oder schulhafte Belehrung, sondern eine symbolischrituelle Methode, die individuell erfahrbar ist. Diese „nur ihr eigene“ Lehrform fördert ein langsames, tiefes Verstehen durch Symbole, Rituale und persönliche Reflexion.
Antwort: Das eigentliche „Geheimnis“ der Freimaurerei ist kein weltliches Wissen, sondern die persönliche Erfahrung von Symbolen, Ritualen und spirituellen Einsichten. Die Verschwiegenheit schützt diesen inneren Weg vor profaner Banalisierung oder Missverständnis.
Hintergründe zur Unvereinbarkeit von Atheismus und Agnostizismus mit den Grundprinzipien der Freimaurerei :
Die reguläre Freimaurerei, insbesondere wie sie durch die United Grand Lodge of England (UGLE) vertreten wird, schließt Atheisten und erklärte Agnostiker von der Aufnahme aus. Diese Entscheidung beruht nicht auf Intoleranz gegenüber anderen Weltanschauungen, sondern auf grundlegenden Prinzipien des freimaurerischen Welt- und Menschenbildes, die in ihren Landmarks und Konstitutionen fest verankert sind.
Die UGLE und ihr weltweites Netz regulärer Großlogen verlangen vom Kandidaten den Glauben an einen „Supreme Being“, oft bezeichnet als der Allmächtige oder Große Baumeister der Welt („Great Architect of the Universe“). Dieser Glaube ist nicht konfessionell, wohl aber theistisch.
Primärquelle: UGLE – „Basic Principles for Grand Lodge Recognition“ (1929)
“That belief in the Great Architect of the Universe and His revealed will shall be an essential qualification for membership.”
Damit ist klar:
Ein Freimaurer muss an ein transzendentes, schöpferisches Prinzip glauben – unabhängig davon, ob er dies als Gott, Gottheit, Schöpfer oder übergeordnete Ordnung versteht. Atheismus (aktive Verneinung) und Agnostizismus (Nichtwissen oder bewusste Enthaltung) widersprechen dieser Voraussetzung.
Die Verpflichtung (Eid) des Kandidaten erfolgt in regulären Logen auf das „Heilige Buch“, das sogenannte Volume of the Sacred Law (VSL) – sei es die Bibel, der Koran, die Torah oder eine andere anerkannte heilige Schrift.
„No man can be made a Mason unless he takes his obligation on the Volume of the Sacred Law, which he regards as binding on his conscience.“
(Quelle: UGLE-Website, FAQs zur Mitgliedschaft)
Ein Atheist oder Agnostiker kann keine bindende Verpflichtung auf ein Heiliges Buch ablegen, das er nicht als verbindlich anerkennt. Die rituelle Wirkung des Eides ist damit entwertet – sowohl symbolisch als auch rechtlich im freimaurerischen Sinn.
Die Freimaurerei sieht den Menschen als Wesen in einem göttlich geordneten Kosmos, das sich selbst veredeln soll, um zur sittlichen Reife und geistigen Einsicht zu gelangen – unter Bezug auf ein höheres Gesetz.
Ohne diesen Glaubensbezug verliert die Symbolik (Tempel, Licht, moralisches Gesetz, Jenseits, Wahrheit als göttlicher Ursprung) ihre verbindliche Tiefe.
„Freemasonry is not a religion, but it is religious in that it requires a belief in a Supreme Being.“
(Quelle: UGLE, Aims and Relationships of the Craft, 1938)
Freimaurerei ist kein Diskussionszirkel über religiöse Fragen – sie setzt eine gewisse spirituelle Grundhaltung voraus, um das Ritual in seinem inneren Sinn erfahrbar zu machen. Ein Atheist könnte das rituelle Geschehen nicht als innere Realität, sondern nur als leere Form erleben. Das würde das Band der Loge gefährden, das auf gemeinsamer Sinnsuche beruht.
Die reguläre Freimaurerei erwartet keine konfessionelle Bindung, wohl aber den Glauben an eine höhere Macht. Wer diesen bewusst ablehnt oder als unentscheidbar erklärt (Agnostizismus), kann den grundlegenden Verpflichtungen und Erfahrungen der Loge nicht gerecht werden.
Der Ausschluss ist daher nicht abwertend gemeint, sondern eine logische Folge der inneren Ordnung der Freimaurerei.
In einigen deutschen Freimaurerlogen – insbesondere in solchen, die zur Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (GL AFuAMvD) gehören – ist die Aufnahme nichttheistischer Personen wie Agnostiker und Atheisten möglich. Dies beruht auf einem bewusst weiter gefassten Religions- und Gottesverständnis, das sich seit dem frühen 20. Jahrhundert entwickelt hat, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Begründung erfolgt durch eine Kombination aus Humanismus, Gewissensethik und symbolischer Offenheit.
Einige Begründungen hierfür sind die Folgenden:
Viele deutsche Logen verstehen den „Allmächtigen Baumeister der Welt“ nicht dogmatisch-theistisch, sondern symbolisch – als Ausdruck eines höheren sittlichen Prinzips, das auch religiös ungebundenen Menschen zugänglich ist.
Zitat (GL AFuAMvD, Öffentlichkeitsmaterial):
„Der Baumeister ist kein personaler Gott, sondern ein Symbol für Ordnung, Vernunft, Maß und Menschlichkeit.“
Ein
ethischer Agnostiker
, der sich an universalen Werten orientiert, kann diesen symbolischen Bezug mittragen, auch ohne an eine metaphysische Wesenheit zu glauben.
Deutsche Freimaurerei legt besonderen Wert auf die Freiheit des Gewissens. Es wird kein Glaubensbekenntnis gefordert, sondern eine innere Bereitschaft zur moralischen Selbsterkenntnis und Selbstverpflichtung.
GL AFuAMvD (Selbstdarstellung):
„Die Maurerei ist offen für Menschen aller Religionen, aber auch für solche, die keiner Religion angehören, sofern sie den ethischen Anspruch der Loge mittragen.“
Ein
nicht religiöser, aber ethisch reflektierter Mensch
kann aufgenommen werden, wenn er das Menschenbild der Freimaurerei akzeptiert.
In der Weimarer Republik und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich eine humanistische Strömung innerhalb der deutschen Freimaurerei([a-z]+), die sich vom religiös-konservativen Lager (z. B. Große Landesloge) bewusst absetzte.
Diese Strömung legte den Schwerpunkt auf
Menschlichkeit, Selbsterkenntnis und Toleranz
– weniger auf metaphysische Glaubensformen.
Während reguläre anglo-amerikanische Großlogen das „Licht“ als göttliches Prinzip deuten, sehen viele deutsche Logen darin das innere Licht des Bewusstseins, der Vernunft, des Ethos.
Diese Interpretation erlaubt es auch
atheistisch eingestellten Personen
, das Ritual
symbolisch ernst zu nehmen
, ohne es in religiöser Weise zu verstehen.
In vielen deutschen Logen ist der Aufnahmeprozess individuell geprägt. Entscheidend ist weniger das abstrakte Weltbild, sondern die innere Haltung des Suchenden:
Ist er offen für Symbolik?
Nimmt er das Ritual ernst?
Handelt er ethisch verantwortlich?
Wenn diese Fragen bejaht werden, kann auch ein Agnostiker (und in seltenen Fällen ein Atheist) als würdig betrachtet werden.
Diese Praxis wird nicht von allen Großlogen weltweit anerkannt.
Die United Grand Lodge of England (UGLE) erkennt Logen, die Atheisten aufnehmen, nicht als regulär an.
Deutsche Logen, die Agnostiker oder Atheisten aufnehmen, sind
„irregulär“ im Sinne der UGLE
, aber
innerhalb Deutschlands anerkannt und respektiert
– besonders unter dem Dach der
Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD)
, die eine
föderative Struktur
mit unterschiedlichen Positionen erlaubt.
Was man wissen sollte: Die Zulassung von Atheisten oder Agnostikern in deutschen Logen, wie sie in Teilen der deutschen Freimaurerei praktiziert oder toleriert wird, steht im Widerspruch zu den international anerkannten Grundsätzen der regulären Freimaurerei, insbesondere zu denen der United Grand Lodge of England (UGLE) und der Konferenz der regulären Großlogen der Welt.
Die sogenannten „Basic Principles for Grand Lodge Recognition“ wurden 1929 von der UGLE veröffentlicht und sind seither weltweit Maßstab für die Anerkennung regulärer Großlogen. Die beiden zentralen Prinzipien, die hier relevant sind:
Grundsatz Nr. 1:
„That belief in the Great Architect of the Universe and His revealed will shall be an essential qualification for membership.“
Grundsatz Nr. 6:
„That the discussion of religion and politics within the lodge shall be strictly prohibited.“
Eine Großloge, die nicht den Glauben an ein Höheres Wesen als Voraussetzung zur Mitgliedschaft fordert, verstößt gegen diese Grundsätze und kann von regulären Großlogen nicht anerkannt werden.
Die deutsche Freimaurerei ist innerhalb der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD)zusammengefasst, die von der UGLE formal als regulär anerkannt ist. Die VGLvD besteht jedoch aus fünf eigenständigen Großlogen mit teilweise unterschiedlichen Weltanschauungen.
Diese inhaltliche Uneinheitlichkeit führt zu Spannungen mit der internationalen regulären Maurerei, weil sich die Anerkennung der VGLvD auf die Gesamtheit bezieht, nicht auf jede Einzelloge.
Die United Grand Lodge of England und andere streng reguläre Großlogen sehen eine offene oder auch nur tolerierte Aufnahme von Atheisten oder erklärten Agnostikern als unvereinbar mit der regulären Maurerei an. Ein Logenbund, der dies erlaubt oder duldet, wird in der Regel als irregulär eingestuft.
Beispiel: Die Grand Orient de France, die seit 1877 den Gottesbezug als Aufnahmekriterium abgeschafft hat, verlor seither die Anerkennung durch die UGLE.
Die Zulassung von Atheisten oder Agnostikern steht im Widerspruch zu den international verbindlichen Prinzipien regulärer Freimaurerei. Solche Ausnahmen in Teilen der deutschen Freimaurerei untergraben([a-z]+) langfristig die weltweite Anerkennungsfähigkeit, auch wenn sie im föderativen Rahmen der VGLvD formal noch toleriert werden.