1,99 €
Fenja hält Eva für einen jungen Mann und zerrt sie todesmutig in die Damentoilette einer Bar, um sie zu küssen. Was für eine überwältigende Überraschung für Eva, die schon lange ein Auge auf Fenja geworfen hatte. Die betrunkene Frau, die sich einfach auf ihren Schoß gesetzt und Eva dann vergessen hatte. Obwohl Fenja verwirrt um Evas Geschlecht ist, ist sie bereit für die Beziehung mit ihr.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2023
Inhaltsverzeichnis
13.03.2015, 22:45 Uhr - Fenja
14.03.2010, 00:01 Uhr - Eva
Jolene Walker
Von einer Frau geküsst
Eine lesbische Kurzgeschichte
Deutsche Erstausgabe
März 2015
Impressum
Copyright: © 2015 Jolene Walker
c/o AutorenServices.de
König-Konrad-Str. 22
36039 Fulda
Ihr könnt mich auf Twitter finden:
twitter.com/walkerjole
Cover unter Lizenzierung eines Motives von Lena Pan aus Shutterstock
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Mika und ich sitzen gemeinsam in einer Bar. Wir feiern leise ins Wochenende hinein. »Kannst du bitte dein Handy weglegen? Das nervt langsam«, nörgle ich. Anstatt sich mit mir zu unterhalten, schreibt Mika die ganze Zeit mit irgendeinem Typen, den sie im Internet kennengelernt hat.
»Warte, bin gleich so weit. Ich will nur noch kurz antworten«, sagt sie und hält ihr Handy mit beiden Händen fest. Ich seufze und sehe mich gelangweilt um. Kurz antworten? So hat sie mich jetzt schon zum dritten Mal vertröstet. Wenn ich aufstehen und gehen würde, würde Mika es nicht einmal merken. Ich finde das total unhöflich. Das nächste Mal suche ich einen Treffpunkt, wo es kein freies WLAN gibt.
Mit einem Handzeichen bitte ich die Kellnerin zu mir an den Tisch und bestelle fleißig weiter Drinks für mich.
Mein Leben ist ziemlich langweilig, so langweilig wie mein Bürojob und so langweilig wie meine Freunde. Ich bin der perfekte Durchschnittsmensch mit durchschnittlichem Einkommen und durchschnittlichem Aussehen. Vermutlich liegt es daran, dass mich bis jetzt nie ein Kerl auf ein Getränk eingeladen hat. Vielleicht muss ich mehr Brust zeigen oder etwas mehr Bein? Ich bin zweiunddreißig und immer noch in keiner festen Beziehung. Die Männer halten es nicht mit mir aus. Keine Ahnung warum.
»Ich hatte seit vier Monaten keinen Sex«, spreche ich aus, nachdem ich am Cocktail nippe, den mir die Kellnerin eben brachte.
»Was?!«, japst Mika hellhörig und legt sofort ihr Handy beiseite. Mit geweiteten Augen sieht sie mich geschockt an. Ich grinse. Also nur so kann ich meine Freundin auf mich aufmerksam machen? Das nächste Mal schneide ich das Thema einfach direkt an.
»Erinnerst du dich noch an die Kostümparty und den Typen, den ich mit nach Hause genommen habe?« Fragend sehe ich Mika an, als ich ihre ganze Aufmerksamkeit bekommen habe. »Der war ganz nett, bis er auf dem Sofa eingeschlafen ist. Oh, den darf ich ja gar nicht mitzählen.« Ich sehe an die Decke und zähle die Monate an den Fingern ab. »Sechs Monate«, sage ich schließlich. »Sechs Monate hatte ich keinen Mann mehr zwischen meinen Beinen. Ein halbes Jahr«, wiederhole ich mich.
»Wie hältst du das nur aus?!«, fragt Mika entsetzt. Gleichgültig trinke ich meinen Cocktail mit einem großen Schluck aus und lehne mich zurück.
»Spielzeug. Wobei Selbstbefriedigung wie Fast Food ist. Es macht statt, aber hält nicht lange.« Diesmal hebe ich mein ausgetrunkenes Glas in die Luft und symbolisiere so der Kellnerin, dass sie mir Nachschub bringen soll.
»Was machen wir denn jetzt mir dir?«, sagt Mika grinsend und trinkt endlich ihr Getränk. Hätte sie noch etwas länger gewartet, hätte ich es ihr weggenommen. Ich zucke wieder mit den Achseln.
»Vielleicht eine Schönheits-OP im Gesicht?« Meine Freundin lacht belustigt.
»Vielleicht solltest du mehr essen, damit deine Brüste wachsen?«, schlägt sie vor.
»Ne, schon versucht. Nur der Hintern wird größer und dann passe ich in keine vernünftige Jeans. Du weißt ja, kochen kann ich eh nicht. Die Idee! Ich mache einen Kochkurs und finde dort einen kahlköpfigen Kerl mit dicker Wampe. Solche Typen sind doch treu, oder?« Treu? Ist eigentlich irgendein Typ treu? Ich seufze und schon kommt die Kellnerin mit dem neuen Cocktailglas, um meinen Schmerz zu ertränken.
»Werfen Sie bitte ein Auge auf mich. Füllen Sie mich ab, bis ich nicht mehr geradeaus gehen kann«, bitte ich das Mädchen und sehe ihr bezauberndes Lächeln. Als sie geht, ziehe ich über sie her. »Schrecklich. So jung und schön. Sie hat bestimmt einen Arsch als Freund. Vielleicht nagelt er gerade eine Andere, während sie hier arbeitet und an ihn denkt.«
»Fängt das wieder an?« Mika stöhnt und nimmt genervt ihr Handy in die Hand.
»Ja, schon wieder«, zicke ich und setze mein Glas an meine Lippen. Patrick der Arsch, mein Ex-Freund. Vier Jahre waren wir zusammen. Er wollte nicht einmal mit mir zusammenziehen, weil er sich noch nicht bereit fühlte. Doch kaum hat er eine neue Olle am Start, heiratet er sie innerhalb eines Jahres! Kauft ihr ein Haus und wird demnächst Vater! Vier verdammte Jahre!
Das traurigste an der Geschichte ist, dass ich zu der blöden Weibersitte gehöre, die solchen Kerlen glaubt und darauf wartet, bis sie so weit sind. Wenn mich Patrick nicht betrogen hätte, würde ich wohl noch immer warten. Und jetzt? Jetzt bin ich seit einem Jahr Single. Glücklich? Das ist relativ.
Mika ist wieder komplett in ihrer eigenen Welt, mit dem Typen in ihrem Handy. Ich könnte sauer werden und ihr das Ding einfach wegnehmen, aber ich lasse es. Soll wenigstens sie ihren Spaß haben. Immerhin leistet sie mir Gesellschaft, obwohl sie gerade mit dem Kopf ganz woanders ist. Ich seufze, hebe mein Glas, weil es leer ist, und die Kellnerin mich vergessen hat. Hinter mir rutscht jemand mit dem Stuhl an mich heran und stößt mich. Kaum habe ich aufgesehen, steht ein junger Mann neben mir und lächelt. In seiner Hand ist ein leeres längliches Glas. Mit dem Finger zeigt er auf meins.
»Darf ich etwas mitbringen?«, fragt er. Verdutzt sehe ich ihn an. Er ist viel jünger als ich. Sieht er nicht, wie alt ich bin?
Weil ich ihm nicht geantwortet habe, nimmt er mir mein Cocktailglas ab und geht rüber zur Theke. Sein Anblick lässt mein Herz schneller schlagen. Er ist groß, hat breite Schultern, kurze schwarze Haare. Sein T-Shirt liegt eng an und seine Jeans sitzt gut an seinem Hintern. Wie kann es sein, dass er mich auf ein Getränk einlädt? Ob er die Unterhaltung mit Mika mitbekommen hat? Ob ich ihm leidtat und er mich versucht aufzumuntern? Kann mir doch egal sein. Ich sollte mich lieber freuen, als alles zu hinterfragen. Auch wenn es nur ein Mitleids-Drink ist, ist es immerhin ein kostenloser Drink.
Nicht lang und der fremde junge Mann steht wieder an meinem Tisch. Mika sieht auf. Sie hat erst jetzt bemerkt, was passiert ist. Ich grinse ihr nur kurz zu und nehme das Getränk an.
»Vielen Dank«, sage ich und stelle das Glas auf der Tischplatte ab.
»Gerne.« Der fremde Junge lächelt und seine süßen Grübchen kommen zum Vorschein. Ohne ein Gespräch anfangen zu wollen, setzt er sich hinter mir auf seinen Stuhl. Ich drehe mich und sehe in die Runde seiner Freunde. Sie sind alle so jung. Vielleicht Studenten? Nur ein Mädchen haben sie bei sich sitzen. Sie lächeln mich freundlich an. Bevor ich mich zurück zu Mika wende, sehe ich noch einmal den Jungen an, der mir den Drink spendiert hat.