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Das poetische Schaffen des großen Schweizer Autors Klaus Merz Präzise, dicht, berührend Klaus Merz bewegt sich seit seinen literarischen Anfängen sprachgewandt im Bereich der Lyrik. In Gedichten und Kurzprosa zeigt er als einer der bekanntesten Schweizer Autoren die ganze Bandbreite seiner sprachlichen Kunstfertigkeit. Dies wird nicht nur durch seine neueren Veröffentlichungen (zuletzt: "Noch Licht im Haus", 2023), sondern auch durch seine Werkausgabe belegt, deren erster Band seine frühen Gedichte, die Bände 2 bis 6 Prosatexte und der siebte Band die Lyrik von 1992–2013 umfasst. Der achte Band macht nun das poetische Schaffen von Klaus Merz aus den letzten acht Jahren zugänglich und sammelt zugleich Feuilletons aus seiner Feder, die in den letzten dreizehn Jahren in verschiedenen Zeitungen und Büchern erschienen sind. Eine der prägenden Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur Der Band "Von Weitem umzingelt" beinhaltet ein persönliches Gespräch zwischen dem Autor Klaus Merz und dem Herausgeber der Werkausgabe und Merz-Kenner Markus Bundi. Darin gibt Klaus Merz tiefe Einblicke in die Arbeit eines Schriftstellers, in das Entstehen von Texten, erzählt von Gleichgesinnten, Wegbegleitern, Inspiration. Es sind Einblicke, die sein Schaffen nah- und greifbar werden lassen. Klaus Merz' Lyrik und Prosa wirken zeitlos und scheinen doch fest verankert; der Schriftsteller fokussiert in seinem Schreiben auf das Wesentliche, auf das, was keiner Streichung mehr bedarf. Seine Texte zeichnen sich durch sanfte Töne aus, durch genau und fein gearbeitete Formulierungen. "Innenschau und sprachliche Verdichtung prägen das Werk von Klaus Merz. Mit dem Aargauer Autor wird eine eher leise, jedoch umso eindringlichere und gewichtige Stimme ausgezeichnet, die einen Echoraum weit über die Schweizer Grenzen hinaus findet." Schweizer Grand Prix Literatur 2024
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Helios Transport (2016)
I Leuchtender Staub
Helios Transport
Heilige Nacht
Alles
Feierabendgeleise
Feuerlauf
Lebensbahn
Vom Glanz
Schritt für Schritt
Manikür
Reisen
Abspann
II Hörbares Blau
Terrain vague
Zu Protokoll
Kind of Blue
In Concert
Vor dem Fasten
Acht Wetter
Biblischer Verlust
Durst
Epitaph
Gemalte Welt
Japanischer Garten
III Launiger Februar
In der Dämmerung
Gebrauchsanweisung
Vorsorge
Launiger Februar
Siebzig vorbei
Konfession
Gedenkstätte
Sturm
Endbahnhof
Später
Nachtgebet
IV Fußnoten
Unterkulm Nord
Ins Freie
O. T.
Zeitung
Tagesschau
Hollywood
Ins Trockene
Eilige Taufe
Im Digital
Abdankung
Fabelhaft
V Gegenzauber
Columbus
Winterschwur
Treuer Trotz
Von Pol zu Pol
Gegenzauber
Standing ovations
Widerlager
Lichtregie
Mimikry
Hotel
Schlüssige Methode
Migration
Feuilletons (2012–2018)
Kurzer Blick auf HH
Sedimente
Dichtes Gewebe
Heimtückisches Glück
Fragen
Die Erlösung aus der Privatheit
Eine kleine Un-aar-tigkeit
Bestgekleidete AG
Am Stand der Dinge
„Schreiben Sie in der Stille?“
Im rückwärtigen Raum
Wie die Arbeit der Pflästerer
Mit Maria zum Schnee
Gezeichnet, gezecht, gezaubert
Manöver
Weit über die Mausigkeit und das Leopardentum hinaus
firma (2019)
Aus der Firmengeschichte (1968–2018)
Über den Zaun hinaus
Männer im Garten
Heute
Über den Zaun hinaus
29. Februar
Hoher Jahrestag
Kammerjagd
Gespräch am Teich
Haute Route
Vom Licht
Sonnenfinsternis
Keine Reiter in Sicht
Zum Schulabschluss
Privatrevier
Leicht gesagt
Königswege
Entern
Mohn am Schuh
Altes Foto
Rauriser Notiz
Großes Welttheater
Spiegeltheater
Bild im Bild
Rondo brillant
Im Museum
Die Verwandlung
Kongenial
Allgemeine Mobilmachung
Hohe See
Verwandtenbesuch
Nationalfeiertag
Echo
Chinesisch
Weites Land
Horchposten
Nach Seinem Bilde
Manna
Zeiten
Augen zu
Jüngstes Gericht
Der große Brief
Alles wird gut
Am Azonas
Daheim
Nach dem Heuet
Steppenwolf
Kleiner Reiseführer
Am Arm des Übersetzers
Fortgang
Prekariat
Verlockendes Angebot
Gegengeschäft
Geständnis
Feuilletons (2019–2025)
Zu Pfingsten sollen eure Köpfe schiffbar sein, verspricht uns der Herr
Günstiger Augenblick oder Die Wirrnis I–IV
Worte, getragen von menschlichem Atem
Wyna aufwärts
Der Gefilmte – eine kurze Umgehung
Wilde Tiere
Grand Prix 2024: Mein Dank
Im Zirkus. Eine Erinnerung an Peter von Matt
Noch Licht im Haus (2023)
Am Schauplatz I
Die Wiedergängerin
Schach
Noch Licht im Haus
Vom Reisen
Bußgang
Schauer und Gewitter
Kostbare Nacht
Hôtel du Monde
Tagtäglich
Von weitem umzingelt
Auf dem Luftweg
Tasten
Spaziergang
Essay
Am Drehort
Mythisch
Aus Hannover
Hannover …
Eine Bühne …
Hier war nichts …
Nach dem Abitur …
Die deutsche Nationalität …
Manchmal fotografiere ich …
Den Wecker stelle ich nur …
Das Einzige …
Schon auf dem Weg …
Wir bieten Hydrokultur …
Zwischenstand
Stimmen von nebenan
Es muss ja massenhaft Kühe geben …
Das Cockpit im Rücken …
Wochentags schwebt er …
Weiß der Teufel …
Ich verliere den Verstand …
Nie …
Schon als Kind …
Die Aufnahme …
Wir wissen wenig …
Die Wachau grünt auf …
Aus Bildern gelesen
Außen ist innen
Fahrt aufnehmen
Oase
Aquarell
Rückruf
Schönheit
Straßenmusik
Brand
Kreuzigung
Stillleben
Übers Wasser
Was ich mit eigenen Augen sah
Marlboro
Tiefer Sonnenstand
Solitaire
Museum
Spinne am Abend
Kleiner Reim für I. W.
Dubuffet
Am Schauplatz II
Zwischenspiel
Im Gebirg
Gezeiten
Exposé
Dreifelderwirtschaft
Kernkraft
Religion
Eterna
Verdikt
Fahrplanwechsel
Selfie
Neujahr
Postskriptum
„Wir drücken unsere Nasen an die Fensterscheibe und staunen über Wetter und Welt“Klaus Merz im Gespräch mit Markus Bundi
Klaus Merz
Werkliste
Preise und Auszeichnungen
Literaturnachweis
Mit wankendem Wagen
befuhr Helios die Straßen
der frühen Fünfzigerjahre:
Lasten, Transporte aller Art.
Noch heute zuweilen
beliefert er meine Träume
bringt Licht in die hintersten
Räume meiner Kreidezeit.
Abstoßen, kräftig
vom Zeitungsrand
und hinausfahren
auf die offene See
eines unbeschriebenen
Tages: Vom jenseitigen
Ufer grüßen Kinder
herüber; sie balancieren
eine gläserne Kugel
auf ihrer Hand, rufen:
Schaut, wie es schneit!
Aus der Tiefe des Alls
trägt uns Hubble
seine Bilder herauf.
Gestirne, Galaxien
leuchtender Staub:
Ein immenser Wider-
schein all unserer
Menschenwelten –
der leuchtenden
und der erloschenen
der entschlafenen
und der erwachenden
Stirnchen.
Glockengeläute
himmlisches Euter.
Wir warten, sind
die Erwarteten.
Doch unterwegs
kommt uns der Sinn
immer öfter abhanden.
Verschnür deine Seele
behalte die Spur!
Bis am Prellbock
die Reise endet:
Nur der Überdruss
führt dich hinüber:
ins Euterläuten.
Bleib Ohr!
Die eingeschlafene
Hand der Mutter
lag gegen Morgen
unter meinem Haar.
Mit den Ameisen kehrte
das Leben in meine Finger
zurück. Mutters Hand
wurde wieder zu Asche.
Und die Erde
dreht sich vorwärts
um ihren großen
glühenden Kern.
Unterwegs auf
gleißenden Schienen
halten wir Ausschau
nach Gottes großen
Stellwerken am Gleis
vergeblich. – Und
weit und breit kein
Vorstand, der grüßend
an die Perronkante tritt.
Nicht jede Nacht
gibt der Himmel
seine leuchtenden
Antworten preis.
Im Gezeter der Grillen
reibst du dir die Stirn
an der Dunkelheit
wund. Und weißt:
So manches Leuchten
verdankt sich allein
dem Fadenschein.
Angetan
mit einem kurzen
Meraner Gedicht
(Vinschgauer Tiere
säumen den ersten Vers
es fällt leichter Schnee)
folgen wir im geliehenen Loden
der Spur fremder Väter:
Sie führt uns heim-
himmelwärts.
Für Sepp Mall
Jetzt, da ihr kraft
ihres Alters endlich
etwas mehr Vertrauen
ins Leben erwachse –
tritt mir das eigene Ende
immer klarer vor Augen:
Mit jedem neuen Tag
jeder Stunde. Mit jedem
zurückgeschnittenen
Fingernagel.
Korridor oder Fenster
was soll’s? Wir sind
in unseren eigenen
Bahnen unterwegs.
Die Hügel reisen.
Ein leerer Akku
wäre für mich
der Weltuntergang
vertraut eine junge Frau
ihrer Sitznachbarin an.
Abends, nach den späten
Filmen, wenn du dich aus
der Leinwand schälst und
wieder nackt und wund
im eigenen Leben stehst:
Lösch rasch das Licht
damit die Nacht aufgeht
die allen Kummer
allen Krempel auf ihren
Großen Wagen lädt.
Täglich neue Alpen-
auffaltungen am Horizont.
Man kann sich die Namen
der Gipfel nicht merken.
Schwer zu trennen auch
Gestein von Gewölk.
Und beim Einnachten
ins talseitige Fenster
tritt ohne zu fragen
das eigene Gesicht.
Gesangesfern gleite
sein Leben dahin
vorbei an stehenden
Schwertransporten
Laubbläserangeboten
vergünstigten Bonsai-
pappeln. – Aber Lust
auf Kosaken, die unterm
dampfenden Bauch
ihrer Pferde hindurch
für ihn ein Liedchen
anstimmten, verspüre er
dennoch nicht.
Bei Einbruch der Nacht
die Unerschütterlichkeit der Dinge
gewahrend, wandte ich mich
wieder dem Fenster zu:
Da lag noch ein Klang in der Luft
der nur uns Sterblichen galt.
Ein hörbares Blau.
Wir rollen eine Straße
vor uns aus, sie führt
zu Menschen, vorbei
an Zwitschern, Karos-
serien – spiegelblind
Gittern entlang und Häuser-
zeilen. Die Winde blasen
dein Nackenhaar erzittert:
Schließt die Ventile! Wir
bauen weiter an der Stille
atmen die heiße Luft
sie hebt uns wiegend
in die Höhe, öffnet den Blick
auf weite Buchten und
das Engnis Stadt.
Glasklar der Klang
der uns die Ohren spült
fern glühen Trommel-
feuer und frohes Jammern
bricht aus unsern Hüften:
Wir rollen eine Straße
vor uns aus, sie führt
zu Menschen, vorbei
an Zwitschern, Karos-
serien – spiegelblind.
Zu Road Works von Christoph Gallio (Music)
und Beat Streuli (Visuals)
Nach kurzem Schlaf
(starker Schneefall) staken
drei Pfeile in unserer Morgenbutter.
Die marodierenden Indianer aber
waren abgezogen, endgültig, und
wir machten uns hinters Frühstück
lebenshungrig noch immer
doch unbemalt.
Ich gehe von acht Wettern aus: Mein
Regen, mein Schnee, mein Hagel-
wetter, die Bise, Gewitter, der Wind
in der Hose und das normale Schön.
Das erste wäscht mich rein
das zweite deckt mich ein
das dritte klopft mir auf den Kopf
das vierte wirft den Blumentopf
das fünfte bringt den Donner nah
das sechste war schon immer da.
Und das normale Schön?
Es fällt an meinen Sohn. Mir
ist das recht, ich bin sein Vater
mir bleibt stets noch der Föhn.
Das Wort Hasenheber ist
aus unseren Wörterbüchern
gestrichen worden, endgültig
die Schöpfkelle, mit der
die Landwirte winters
übers Feld gingen, um
die gefrorenen Hasen
aus ihren Ackerfurchen
zu erlösen – österlich.
A Hoi!
lautet der Gruß
meerferner Heuer.
Er ruft ihnen
das Wasser zusammen.
Im Mund.