Waldfeder - Tobias Heuer - E-Book

Waldfeder E-Book

Tobias Heuer

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Beschreibung

Der 16-jährige Quinn, Sohn eines Apfelbauern, wird in der Schule schwer gemobbt. Dass er seit einem unerklärlichen Vorfall im vergangenen Jahr fliegen kann wie ein Vogel, hat er bisher erfolgreich geheimgehalten. Eines Tages wird er nach einem missratenen Flugversuch von der bezaubernden Emily überrascht, die neu in der Schule ist. Sie ist ihm merkwürdig zugewandt und Quinn ist skeptisch. Was hat das alles auf sich? Wo kommt Emily plötzlich her? Und wieso ist sie so ungewohnt freundlich zu ihm?

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Seitenzahl: 269

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TOBIAS HEUER

Waldfeder

Roman

© 2023 Tobias Heuer

Druck und Distribution im Auftrag von Tobias Heuer: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback      978-3-347-79033-9

Hardcover     978-3-347-79034-6

e-Book            978-3-347-79035-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist Tobias Heuer verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag von Tobias Heuer, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Für diejenigen, die nichts dafürkonnten. Es tut mir so leid.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

Conservatio

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Effugium

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Turbatio

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Sepultura

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Nachwort

Danksagung

Waldfeder

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Widmung

Conservatio

Danksagung

Waldfeder

Cover

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Conservatio

Salisbury, Süd England, 1258 n. Chr.

»Langsamer, nicht zu weit«, flüsterte Preston im Tonfall eines Schreies. »Hier ist's gut, halt an. Sonst wird die Wache den Wagen noch hören.«

»Ja, lieber tragen wir den Sarg noch ein Stück weiter«, wisperte Joe von hinten.

Rahan, der den einfachen Pferdewagen steuerte, zog an den Zügeln und brachte den Zughengst zum Stehen. Das Pferd schnaubte leise, als würde es seinem Stolz auf die zurückgelegte Distanz Ausdruck verleihen wollen. Sein Atem dampfte in das weiche Zwielicht des Novembernachmittags.

Bald würde es dunkel sein.

Ohne zu zögern, kletterten Preston und Rahan von der schmalen Sitzbank des Wagens, während Joe vorsichtig von der Ladefläche sprang, auf die sie nach dem Überfall den Sarg laden wollten.

Nach wie vor bemühten sich die drei Männer mucksmäuschenstill zu sein. Sie trugen dunkle Arbeitsgewänder, die sie gut vor der Kälte schützten und später mit der Nacht verschmelzen lassen würden.

Als Preston mit beiden Beinen fest auf der Erde stand, hielt er kurz inne und betrachtete den Mond, der sich bereits in voller Pracht zeigte. Gleichmütig schien er dem schwindenden Tag zeigen zu wollen, dass er sich nicht mehr gegen die Nacht zur Wehr setzen musste. Preston wollte sich gerade in Gedanken verlieren, als eine der dicken Wolken vor die milchige Scheibe zog und nahezu zeitgleich eine einzelne Schneeflocke an seiner Nase vorbeisegelte. Der bärenstarke Mann konnte seinen Blick gerade noch von fern auf nah stellen, bevor sie auf dem schwarzen Boden landete und verschwand.

Mit weit aufgerissenen Augen drehte sich Preston zu Rahan um, der gerade mit den hölzernen Knüppeln und der Brechstange in den Armen um das Pferd herumgeschlichen kam. Auch ihm stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

Plötzlich hatten sich ihre Chancen drastisch verschlechtert.

»Verdammt, es fängt an zu -«, begann Rahan lautstark, doch Preston hielt ermahnend den Zeigefinger vor den Mund. »Tut mir leid … wir müssen schnell machen. Wenn der Schnee liegen bleibt, wird man die Spuren der Kutsche mühelos verfolgen können. Wir sind langsam. Reiter haben uns im Nu eingeholt. Los. Sonst können wir gleich aufgeben.«

Preston nickte und sie setzten sich in Bewegung.

Die zunehmende Brisanz der Situation war allen dreien bewusst, während sie hintereinander durch ein Loch in der Hecke huschten. Der Brabanterhengst Aaron blieb samt Wagen dahinter verborgen.

Auf leisen Sohlen liefen die drei Verbündeten an die Hinterseite der alten Scheune heran. Preston bedeutete Rahan wild gestikulierend, dass er links um den hölzernen Bau herumschleichen sollte, während sein Sohn Joe und er den Weg zur rechten Seite einschlugen. Die kleine Gruppe teilte sich und alle hielten sich an die Anweisungen.

Kurz bevor Preston mit Joe um die Ecke verschwand, blickte er noch einmal zurück und hob ermutigend sein Brecheisen. Rahan antwortete von der anderen Ecke, indem er sich mit seinem hölzernen Knüppel in die offene Hand schlug. Er wirkte entschlossen und bereit, den Plan umzusetzen. Doch Preston sah ihm an, wie ängstlich er war.

Aus sicherer Quelle wussten sie, dass für diese Uhrzeit nur ein Wachposten vor der leicht abseitsgelegenen Scheune eingeteilt war. Alle anderen Wachen waren für den hohen Besuch auf der Feier nach der Kirchweihe zuständig. Immerhin war der König anwesend.

Darauf verschwendete Preston jedoch keinen Gedanken, solange er mit Joe im Schlepptau geschwind an der Scheunenwand entlangschlich.

Er war immer ein sehr friedlicher Mann gewesen, das hatte er seinem Sohn an jedem Tag seines Lebens vorgelebt. Doch heute würde sich das ändern.

Die drei hatten nur eine Sache im Sinn. Sie mussten Henleys Leiche um jeden Preis nach Hause holen.

Dafür würden sie keine zweite Chance bekommen.

Schon morgen würde die Leiche von Prestons jüngerem Sohn direkt unter der riesigen Kathedrale von Salisbury bestattet werden. Und zwar genau an der Stelle, über der später der Altar stehen würde. Die Geistlichen waren sich einig gewesen, dass das Grab eines derart bedeutsamen Leichnams auch einen besonderen Platz verdiente. Die Kirche befand sich noch im Bau. Auch wenn der Marmorboden bereits fertiggestellt war, sollte er für dieses ungewöhnliche Begräbnis in aller Herrgottsfrühe nochmal aufgebrochen werden. Natürlich im Geheimen.

Das würde Preston jedoch verhindern.

Als sie am Ende der Scheunenwand angekommen waren, hielt er inne. Mit Joe im Rücken holte er noch dreimal tief Luft, um sicherzugehen, dass auch Rahan auf der anderen Seite der Scheune bereit war.

Dann spähte er um die Ecke auf den Vorplatz. Und plötzlich ging alles sehr schnell.

Der einsame Wachmann lehnte am Tor der Scheune und schien im Stehen eingeschlafen zu sein. Sein Kinn ruhte auf dem Brustpanzer seiner Rüstung, der sich rhythmisch, aber langsam hob und senkte. Seinen Helm hatte der gepanzerte Mann auf dem Boden abgelegt. Oder er war ihm aus der Hand gefallen, als er in den Schlaf abgedriftet war.

Preston witterte seine Chance sofort und bedeutete Joe hastig winkend, ihm zu folgen. Er bog um die Ecke und bewegte sich langsam auf den Wachposten zu, sein Sohn folgte ihm zittrig entschlossen.

Fast erreichten sie ihn. Bis auf drei Meter kamen die beiden an die friedlich schlafende Gestalt heran. Dann trat Joe mit einem rutschenden, teils knackenden Geräusch auf ein Stück Holz. Und der Wachmann schreckte hoch.

Preston sog scharf die Luft ein.

Sogleich alarmiert drückte sich der Ritter von der Scheunenwand ab, schaute sich um und entdeckte die beiden, ohne lange suchen zu müssen. Die Dampfstöße seines Atems beschleunigten sich kaum, während er zwei Schritte in ihre Richtung ging und seelenruhig nach seinem Schwert griff. Seinen Helm ließ er am Boden liegen - scheinbar hielt er ihn nicht für notwendig - und fixierte die unwillkommenen Gäste, bei denen kalter Angstschweiß ausbrach. Tapfer hoben sie ihre einfachen Waffen, doch verglichen mit dem Schwert eines Ritters der königlichen Garde wirkten sie nicht mehr als mitleiderregend.

»Wer ihr auch seid«, sprach die Wache mit fester und tiefer Stimme. »Ich werde dieses Tor im Namen der Kirche verteidigen, so wie es mir beauftragt wurde.«

Er zog sein Schwert ein Stück aus der Scheide und festigte seinen Stand.

Preston hielt seinen Sohn mit der flachen Hand zurück und bereitete sich gedanklich darauf vor, dem ersten Hieb des deutlich überlegenen Kämpfers auszuweichen. Sein Verstand raste. Er musste sich auf seinen Instinkt verlassen.

Langsam zog der Ritter sein Schwert.

Bevor er es jedoch vollständig ziehen und gegen die beiden richten konnte, ging Prestons Rechnung endlich auf. Ein länglicher Schatten sauste durch das rauchige Dunkelorange des Himmels und nach einem dumpfen Knall ging der deutlich überlegene Kämpfer zu Boden.

Rahan.

Der dritte im Bunde hatte sich, anders als seine Mitstreiter, erfolgreich an ihren Gegner heranpirschen können. Für wenige Sekunden hatte Preston völlig vergessen, dass er so klug gewesen war, Verstärkung mitzubringen. Lautstark atmete er aus. Sie würden tatsächlich mit einem blauen Auge davonkommen.

»Danke«, flüsterte Joe Rahan atemlos zu und lief an seinem Vater vorbei. »Das hätten wir niemals überlebt, siehst du dieses Schwert? Lieber Himmel«, er zeigte auf die strahlend polierte Klinge, die aus seiner Scheide gerutscht war, als die Waffe zu Boden fiel.

»Wir sind nicht umsonst zu dritt«, sagte Rahan trocken. »Trotzdem sollten wir nicht allzu lange warten, ewig wird der nicht schlafen. Preston?!«

Prestons Gedanken waren wieder zu Henley abgedriftet, Rahans Apell holte ihn aus lange vergessenen Erinnerungen. Er schüttelte sich und eilte zu den beiden. Sein Brecheisen legte er auf den gefrorenen Boden, der noch nicht vollständig von Schnee bedeckt war.

»Tut mir leid Jungs. Auf drei«, Rahan und Joe packten den Ritter an den Beinen und Preston fasste in seine Armbeugen, »Eins, zwei. Drei!«

Sie hoben den leblosen Körper hoch und trugen ihn in Richtung Scheune. Zu dritt war das möglich. Obwohl der bewusstlose Mann schlank und vom Kampf gestählt war, wog er in voller Montur über hundert Kilogramm. Doch es kostete wertvolle Zeit. Als sie an der Wand der Scheune ankamen, ließen sie ihn langsam wieder ab.

»Wir brauchen ihn nicht zu verstecken. Rahan, sein Schwert. Los«, befahl Preston, richtete sich auf, holte sein Brecheisen und lief zum Tor, das mit einer schweren Kette gesichert war.

Rahan nahm das Schwert am Griff und sah sich um. Dann ging er ein paar Schritte und schleuderte es in eine nahegelegene Böschung. Geistesgegenwertig führte Preston die eiserne Stange zwischen beiden Kettensträngen hindurch und drehte sie wie das Rad einer Windmühle bis es durch die Kette blockiert wurde. Dann spannte er seine Arme und bemühte sich, die Drehung gegen den Widerstand des Metalls weiter zu zwingen. Sofort kam Rahan an seine Seite und drückte das eine Ende der Stange herunter, während Joe seinen Vater unterstützte, indem er den anderen Teil des Eisens hochstemmte. Die verschiedenen Metalle schabten aneinander und das Holz des Tores knarzte wehleidig.

»Kommt schon!«, ächzte Preston, während der erbarmungslose Widerstand die drei in die Knie zwang. »Mit allem, was ihr habt!«

Für wenige Momente, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, glich die Rettungsmission einem Stillleben. Mit ihren angestrengten Mienen ergaben die verzweifelten Kammeraden in der aufkommenden Dunkelheit, bei der Kälte und dem leichten Rieseln des Schnees ein beinahe friedliches Bild.

Das Bersten der Kette kündigte sich mit einem leisen Knacken an, bevor die Kettenglieder dem Druck abrupt nachgaben und auseinanderflogen, während die Brechstange schlagartig weiterrotierte.

Es geschah so rasant, dass weder Joe noch Rahan ihr Gleichgewicht halten konnten. Beide wurden von ihrer eigens aufgebauten Wucht umgeworfen. Nur Preston war präsent genug geblieben, um den Impuls mit seinen Beinen abfedern zu können. Ohne zu zögern griff er gleich darauf die länglichen Griffe des Tores und zog daran. Seine Mitstreiter kamen wieder auf die Beine und blieben stumm hinter ihrem Anführer, während die Torflügel leise aufschwangen.

Der Sarg stand aufgebockt in der Mitte der Scheune.

Man konnte ihn in der hohlen Finsternis kaum erkennen. Henley, mein Sohn.

Preston schluckte seine Traurigkeit herunter, als er sich auf die schemenhafte Kiste zubewegte, die nur ein weiterer Schatten unter Schatten war. Seine Begleiter folgten ihm. Es roch nach altem Stroh, die Luft in der Scheune war ebenso frostig wie die draußen. Er trat an eine Seite des Sarges, fuhr mit seinen Fingern über das lackierte Holz und tastete nach den Tragegriffen. Rahan und Joe taten es ihm auf der anderen Seite gleich und fanden ihre Griffe schneller als er. Feine Klickgeräusche ertönten, als sie nach ihnen griffen. Ihre Gesichter waren leer. Ohne jedes Leben.

Endlich fand auch Preston die metallenen Ringe und atmete tief ein, bevor sie gemeinsam die immense Last anhoben.

Sie hatten das Unmögliche geschafft. Das unmögliche Untröstliche.

Schrittweise gingen sie durch das weit offene Tor und weiter auf den Weg, der zurück zu ihrem Gespann führte. Preston konnte die Schneeflocken zwar nicht mehr sehen, doch spürte er sie als eiskalte Warnungen auf Händen und Gesicht.

Er biss sich auf die Lippe und schüttelte verzweifelt den Kopf, während er achtsam einen Fuß vor den anderen setzte. Reiß dich zusammen, Preston.

Niemand bemerkte, dass heiße Tränen über seine Wangen liefen und er sichtlich um Fassung rang. Noch nie hatte er geweint.

Henley, mein armer Junge. Wärest du nur bloß nicht so weit weggeflogen …

1

»Glaubst du eigentlich, dass du irgendetwas wert bist?«, fragte Collin.

Er hatte Quinn am Kragen seines Pullovers gepackt, hochgehoben und mit ausgestreckten Armen an der großen Pinnwand aus Kork festgenagelt, die in ihrem Klassenraum direkt neben der Tür hing.

Quinn war für den Moment zu überfordert, um antworten zu können. Heute war es wieder so plötzlich passiert und hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. Zwar warnte ihn sein Bauchgefühl immer zuverlässiger vor den Attacken, jedoch schikanierte ihn Collin nahezu virtuos. Er kam so schnell auf neue Ideen, dass Quinn nicht mithalten konnte, spielte mit Tempo, Intensität und Aggressivität seiner Übergriffe.

»Hey, du Träumer! Ich hab‘ dich was gefragt!«, schrie er auf einmal so laut, dass Quinn seine feuchte Aussprache ertragen musste und ihm die Ohren klingelten. Oft vergaß er, dass sich diese Sekunden für Collin nicht genauso endlos in die Länge zogen wie für ihn. Dies war keine gute Zeit für Tagträumereien. Mit Schweigen würde Quinn nicht weit kommen, so leicht machten sie es ihm schon lange nicht mehr. Er sollte sofort auf die Frage antworten.

»Nein«, erwiderte er viel zu spät und schüttelte fügsam den Kopf. Hoffentlich würde Collin das ausreichen. Es war das Klügste, diesem Stier schnellstmöglich sein rotes Tuch zu gönnen, damit er befriedigt von dannen ziehen konnte. Quinn musste sich möglichst widerstandslos demütigen lassen, so war er am schnellsten damit durch.

»Nein, was?! Kannst du keine ganzen Sätze sprechen, du Jämmerling?«, hakte Collin nach und die Pinnwand wackelte, als er ihn mit Schwung dagegen stieß. Quinn blieb die Luft weg und er musste keuchend husten. Seine Brille rutschte ihm ein Stück von der Nase.

Obwohl er deutlich kleiner war als Collin, hätte er sich problemlos gegen ihn zur Wehr setzen können. Wenn er das nur wollen würde. Seit über vier Jahren boxte er mit Mike auf ihrem Hof und laut dem war seine Rechte für einen Sechzehnjährigen gar nicht von schlechten Eltern.

Doch Quinn hatte Angst und redete sich seit Langem ein, dass es keinen Sinn machte, sich zu verteidigen, dass es gar eine Verschwendung von Zeit und Energie war. Seine Mitschüler spielten ein hinterlistiges Spiel mit ihm, das er partout nicht mitspielen wollte, wenngleich es gesünder für ihn gewesen wäre. Seine Geduld hätte bereits vor langer Zeit ein Ende gehabt haben müssen, um nicht zu tief verletzt zu werden.

»Nein, ich bin … nichts wert«, rang er sich zu einer ausführlicheren, für Collin hoffentlich zufriedenstellenden Antwort durch. Auch wenn Quinn die Worte nicht ernst gemeint hatte, hinterließen sie einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge und zogen nur ganz langsam an der Totenstille vorbei, die im Klassenzimmer herrschte. Jedoch zeigten sie ihre Wirkung.

»Ganz genau«, Collin senkte bedrohlich die Stimme. Quinns zweiter Versuch hatte ihm genügt. »Das hast du sehr gut erkannt, Kleiner.«

Quinn sah Collin nicht in die Augen - damit provozierte er ihn nur - lieber schaute er an seinem Ohr vorbei in die Gesichter seiner teils belustigten, teils verängstigten Klassenkameraden. Das war erträglicher.

Natürlich waren alle im Klassenraum geblieben, das Spektakel durfte sich niemand entgehen lassen. In einer stummen, schaulustigen Traube standen Quinns Mitschüler geschlossen hinter Collin. Keiner von ihnen machte auch nur einen Mucks. Warum sollte sich auch jemand einmischen und damit selbst zur Zielscheibe zu werden?

»Hast du das endlich verstanden?«, fragte Collin ruhig und unterbrach Quinns Gedanken. Diese Herzlosigkeit, kombiniert mit einer übermächtigen Gelassenheit, ergaben eine bösartige Kombination. »Wirst du mir auf meine Fragen in Zukunft schneller antworten?«

In Zukunft. Welch ernüchternde, doch wenig überraschende Aussicht. So etwas wie heute befriedigte ihn nie sehr lange.

»Ja, Collin.«

»Wieder richtige Antwort, Kleiner.«

Quinn machte sich Vorwürfe. Das reichte noch nicht aus. Seine Antworten mussten schneller kommen. Zumindest wurde er besser darin, das zu sagen, was Collin hören wollte.

Sein Pulli rutschte hoch und die Köpfe unzähliger Pinnnadeln kratzten über seinen blanken Rücken, als er runtergelassen wurde, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Ein Teil von ihm blieb jedoch an der Pinnwand hängen.

Wehrlos und vor der Menge bloßgestellt. Wie am Pranger.

Eine Warnung an alle Schwachen unter ihnen.

In der Schule lebte das Mittelalter weiter.

Auch wenn Quinn sich mittlerweile ein dickes Fell zugelegt hatte und immer weiter abstumpfte, konnte er nicht verhindern, dass ihn diese Angriffe trafen und große Schäden verursachten.

Aber was sollte er tun?

Als Collin ihn attackiert hatte, war die Schulstunde gerade erst vorbei gegangen. Es hatte zur Pause geklingelt und Mr. Wright, ihr Physiklehrer, war ohne lange Verabschiedung aus dem Klassenraum verschwunden.

Quinn war einfach nicht wachsam genug gewesen. Normalerweise tat er alles daran, in den Pausen so schnell wie möglich aus der Klasse zu verschwinden. Heute hatte er sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

Seine Menschlichkeit war ihm zum Verhängnis geworden.

Collin wandte sich von ihm ab und verließ sichtlich belustigt die Klasse, als wäre nichts gewesen. Sein Publikum, das eine weitere Show genossen hatte, folgte ihm respektvoll oder amüsiert murmelnd. Quinns Klassenkameraden waren nicht mehr als folgsame Herdentiere. Und Collin war ihr Alpha.

Während sich die Herde in Bewegung setzte, starrte Quinn auf den Boden und setzte ein möglichst schmerzverzerrtes Gesicht auf, damit niemand merkte, dass sein Schutzpanzer bereits dicker war als angenommen. Die einheitlichen Schuhe der Schuluniform schlurften träge an ihm vorbei, bis das letzte Paar aus seinem Sichtfeld verschwand. Erst als sich die Geräusche im Schulflur entfernten, blickte Quinn auf. Er sah an den Rändern seiner Brille vorbei, bevor er sie sich wieder auf die Nase schob.

In dieser Pause schien er im Klassenraum ausnahmsweise sicher zu sein, kein Lehrer hatte ihn rausgejagt. Das war bisher noch nie passiert. Langsam ging er zu dem schweren Lehrerschreibtisch hinüber, setzte sich auf die Tischkante, lies die Beine baumeln und schaute in den Himmel. Jeden Tag vermochte er ihn von den zahlreichen Überforderungen abzulenken, vor die er gestellt war. Quinn beobachtete zu gerne, wie die Wolken zogen. Besonders an Tagen wie heute, da sie den Himmel in verschiedene Ebenen unterteilt hatten und so ein komplexes Gemälde entstehen ließen. Die obersten Etagen wurden heute wieder von der Unbekümmertheit der Federwolken eingenommen. Auf der untersten Ebene bewegten sich mittelgroße Quellwolken. Wie grasende Schafe, deren Wolle bei dem böigen Wind zerzaust abstand. Nur einige von ihnen bäumten sich kraftvoll auf, sodass ihre Köpfe bis in die mittleren Etagen des Himmels aufragten.

Zu seinem letzten Geburtstag hatte Quinn einen großen Bildband mit den verschiedenen Wolkenformen darin geschenkt bekommen. Sofort war es sein Lieblingsbuch geworden. Wolken hatten ihn schon immer fasziniert, weil sie so frei waren. Der Wind schob sie mal schnell, mal langsam voran. Sie mussten nie anhalten oder eine Pause machen, veränderten sich beständig und gingen ineinander über. Sie waren miteinander verbunden oder voneinander getrennt. Aber immer eine Gemeinschaft.

Quinn hob die Augenbrauen und fragte sich, ob er es schon bald bis ganz nach oben schaffen würde.

Wenn er weiter fleißig übte, vielleicht.

Immerhin hatte er seinen letzten Versuch nur deshalb in gut fünfzig Metern abgebrochen, weil er Höhenangst bekam. Seiner Ansicht nach war das jedoch verständlich, wenn man außer seiner Füße nur die atemberaubende Landschaft Südenglands unter sich sieht.

Quinn hüpfte von der Tischplatte, schlenderte langsam ans Fenster und sah auf den Schulhof hinaus. Collin hatte seinen engsten Kreis wieder unter der alten Kastanie versammelt. Augenscheinlich machten sie sich über etwas lustig und Quinn erkannte anhand ihrer Gestiken schnell, dass er dieses Etwas war. Frustriert wandte er sich ab und ging eine Weile durch den Raum. In friedlicher Orientierungslosigkeit wandelte er zwischen den kleinen Tischen hindurch, fuhr mit den Fingern über die Tischplatten, blieb ohne Grund stehen und setzte sich ohne Grund wieder in Bewegung. Unbewusst wechselte er Standpunkte und Perspektiven in dem tragischen Versuch, einen Ausweg aus seiner misslichen Lage zu finden.

Als er genug umhergewandert war, trat er an die Klassentür, die leicht offenstand und spähte durch den kleinen Spalt den Flur entlang. Die terracottafarbenen Fliesen am Boden und die dunkle, halbhohe Holztäfelung an den Wänden des langen Raums markierten jeden Morgen seinen Weg zum Schafott. Wie er dieses Gebäude hasste.

Aus einem unerfindlichen Grund war auch der Korridor vollkommen verlassen. Normalerweise dauerte es nicht lange, bis ein Lehrer auf seiner Runde hier vorbeipatrouillierte.

Sehr merkwürdig.

Quinn wagte sich vor und drückte die Tür ein Stück weiter auf, sodass sein Kopf durch die Türöffnung passte. Die Durchgangstür am entfernten Ende des Korridors stand offen, doch es war nichts zu hören. Er verrenkte den Hals und sah um das Türblatt herum. Die Tür am anderen Ende war geschlossen.

Hm, da könnte ich ja fast …

Der Flur hatte nur kleine Oberlichter, die hoch an der Wand platziert waren. Keine Fenster. Auf einmal war Quinn so verrückt zu denken, dass dies die perfekte Gelegenheit war, um zu trainieren. Bis vor wenigen Monaten wäre er bei Weitem nicht mutig genug für so etwas gewesen. Niemals hätte er sich getraut, einen derartigen Versuch mitten in der Schule auch nur in Gedanken durchzuspielen. Geschweige denn in die Tat umzusetzen. Doch er vertraute sich immer mehr. Seit zwei Wochen ging es zunehmend leichter. Und auch wenn er sich auf keinen Fall erwischen lassen durfte, reizte es ihn sehr, sich im Verborgenen und trotzdem direkt vor Collins Nase austesten zu können. Hoffentlich würde niemand in den Korridor kommen. Die Pause dauerte noch gute zehn Minuten.

Und er würde nicht sehr lange brauchen.

Er drückte die Klassentür weit auf, sodass sie verbindlich einrastete. Dann verließ er den Klassenraum. So schnell er konnte ging er an das dichtere Ende des Flurs und stellte sich mit dem Rücken vor die geschlossene Tür. Obwohl niemand zusah, versuchte er dabei so lässig wie möglich auszusehen, was aufgrund seiner Unsicherheit albern wirkte.

Nun erstreckte sich der fünfundzwanzig Meter lange Korridor der zehnten Klassen vor ihm. Schon bald würde dieser wieder von tratschenden Schülern bevölkert werden, bevor die Lehrer die Klassentüren wie mit einem langsamen, desinteressierten Applaus hinter ihnen zuknallten.

Quinn würde nur Zeit für einen einzigen Versuch bleiben, so viel stand fest. Der musste sitzen. Kleine Distanzen stellten eigentlich kein Problem mehr da. Er blickte an sich hinab und konzentrierte sich auf seine Fußsohlen. Dort musste er sich sammeln, bevor er abheben konnte.

Zuerst begannen seine Unterschenkel wärmer zu werden und zu kribbeln. Sein Herz schlug immer schneller, bis es raste wie das eines Vogels. Unlängst hatte er versucht, den Takt mitzuzählen und geschätzt, dass es weit über zweihundert Schläge die Minute tat. Und das, obwohl er keinen Muskel anstrengen musste.

Er holte tief Luft. Jetzt.

Das Abheben gelang immer eleganter.

Zuletzt löste sich sein rechter Fußballen vom Boden. Und für wenige Sekunden schwebte er eine Handbreit über den Fliesen. Auch wenn er sie nicht brauchte, um sein Gleichgewicht zu halten, hatte er seine Arme wie ein Seiltänzer ausgestreckt. Was man abgegeben hatte, brauchte man nicht halten.

Er weitete die Konzentration auf seine Beine aus, dann auf seine gesamte untere Körperhälfte und nahm sich die kurze Strecke vor. Schnell wollte er sein. Wie bei einem Weitsprung.

Sein Bewusstsein glich einem Bogen, dessen Sehne er jetzt spannte. Sein Körper war der Pfeil.

Er ließ die Sehne los.

Vielleicht hätte er sich stärker konzentrieren müssen. Oder weniger stark. Nachdem er sich vorne übergebeugt hatte, wurde er plötzlich dermaßen schnell vorwärts katapultiert, dass das gegenüberliegende Ende des Flurs viel zu schnell näherkam. Er hatte sich verschätzt, so schnell hatte er nicht sein wollen.

Nachdem er in null Komma nichts durch den halben Korridor geflogen war, wurde ihm klar, dass die Zeit nicht ausreichen würde, um zu bremsen und zu landen. Er war jedoch nur einen Meter hoch und entschied sich kurzerhand dazu, seine Konzentration abzubrechen und den Zugang zu schließen.

Das hatte seinen Effekt. Es führte dazu, dass er sofort an Höhe verlor, auf dem Boden aufkam und die Fliesen entlangschlitterte. Noch immer viel zu schnell. Seine Anzughose war zu glatt. Er rutschte auf dem Bauch und versuchte den Schwung mit seinen schweißnassen Händen zu stoppen.

Was ihm auch gelang.

Keine zwei Meter vor der offenen Tür blieb er mit allen Vieren von sich gestreckt liegen. Wie eine zu große Eidechse, die nicht wusste, in welche Richtung sie krabbeln sollte.

Puh, das war knapp.

Vorsichtig hob er den Kopf und sah atemlos die zurückgelegte Strecke entlang. Das hätte auch schiefgehen können.

»Das sieht aber interessant aus, was du da machst«, flötete plötzlich eine melodische Stimme hinter ihm. »Knutschst du den Boden ab?«

Quinn rutschte das Herz in die Hose.

Bitte nicht.

Er rappelte sich auf.

Was für eine dumme Idee … so dumm.

Während er aufstand, klopfte er instinktiv seine Kleidung ab, die bei der Rutschpartie für den Flur als Besen fungiert hatte. Er konnte nicht hinsehen. Was sollte er sagen?

In einem riskanten Anfall von Naivität hatte er das allgegenwertige Risiko ausgeblendet und würde prompt dafür bestraft werden. Er hatte nicht die Spur einer Ausrede parat.

Langsam fuhr er herum. Und sah sie. Zum allerersten Mal.

Auf der Stelle fror er ein. Für einen Moment vergaß er, was eben geschehen war.

In der Tür des Korridors stand ein bildhübsches, rotblondes Mädchen. Etwa in seinem Alter. Sie hatte die Arme verschränkt, den Kopf fragend auf die Seite gelegt und lächelte ihm in ihrem blassroten Pullover zaghaft zu.

Er hatte sie hier noch nie zuvor gesehen.

*

Die Zeit hat die Angewohnheit, sich ohne Vorwarnung aus dem Staub zu machen, wenn ihr Verlauf nicht wichtig war.

Da stand Quinn völlig überrumpelt im Korridor seiner Schule vor einem fremden Mädchen und wusste weder vor noch zurück.

»N…nein, ich hab den Boden nicht … geknutscht. Ich war nur gerade -«, stammelte er panisch los und hielt inne, weil er sich so schnell keine Worte zurechtlegen konnte.

Das Mädchen sah ihn mit unverhohlen neugierigem Blick an. Ganz so, als wäre sie brennend an seiner Antwort interessiert. Und als ob er gar nichts Falsches sagen konnte. Das irritierte und beruhigte Quinn zugleich.

In seinem Kopf kreiste jedoch nur eine Frage.

Wie viel hatte sie gesehen?

»Du warst gerade …«, versuchte ihm die zierliche Gestalt auf die Sprünge zu helfen, indem sie seinen angefangenen Satz wiederholte.

»Ähm nein, ich meine, ich bin nur … ausgerutscht, sonst nichts. Alles gut«, stotterte er, schüttelte wild den Kopf und bereitete sich darauf vor, dass sie sich über ihn lustig machen würde. Vielleicht stellte sie ihm aber auch Fragen, die er weder beantworten konnte noch wollte.

Das Mädchen sah ihn jedoch ohne jede Reaktion aus ihren gütigen, graugrünen Augen an. Sie wirkte wie ein wildes Tier. Scheu und selten. Aber zahm.

Unerwartet hob sie ihre Hand vor den Mund und begann zu kichern. Es war jedoch nicht das herzlose Auslachen, das Quinn gewohnt war. Sie belächelte ihn nicht. Vielmehr war es ein erleichtertes Amüsieren. Ihr Haar wippte rhythmisch, als bestünde es aus unzähligen Sprungfedern.

»Du siehst wirklich komisch aus, wenn du ausrutschst«, lachte sie und fing sich wieder.

Vielleicht bildete Quinn es sich nur ein, vielleicht war es nur Wunschdenken, aber sie schien ihn nicht lächerlich zu finden. Aber warum nicht? Sie war einfach nett zu ihm. So etwas war er nicht mehr gewohnt, es war ihm fremd geworden.

»Wie lange stehst du schon da?«, fragte er bemüht beiläufig und versuchte tiefer zu sprechen. Abseits davon, dass er sich schnell verhaspelte, war seine Stimme viel heller, sobald er nervös wurde.

»Du, ich habe den Flur eben erst gefunden. Ich suche meinen neuen Klassenraum. Der Direktor hat mich eben in den ersten Stock geschickt, ich soll ab jetzt in die 10 B gehen«, sprudelte sie los, als hätte Quinn eine Schleuse geöffnet. »Weißt du vielleicht, welcher Raum das ist? Ich sehe keine Schilder.«

Sie schaute den Flur entlang und wirkte in dem riesigen Türrahmen wie ein hinreißendes, verlorenes Fragezeichen.

Sie schien ihn nicht anzulügen. Offensichtlich hatte sie tatsächlich nichts von Quinns missglücktem Versuch mitbekommen. Da hatte er nochmal Glück gehabt.

»Die Klassen sind nicht … ähm, gekennzeichnet. Die 10 B, das ist die Tür da hinten. Die, die offen steht. Ich … gehe auch in diese Klasse«, erwiderte Quinn peinlich berührt und kratzte sich am Hinterkopf. »Aber es ist Pause, die anderen sind noch draußen.«

Er musste die Zugewandtheit dieser Unbekannten genießen, solange er konnte. Bei jemandem, der so hübsch war wie sie, würde das nicht sehr lange andauern. Niemand war gerne mit dem Fußabtreter befreundet.

»Ich weiß, dass noch Pause ist. Aber der Direktor sagte mir, ich soll mich schon mal umschauen und mir einen Platz suchen. Vielleicht kannst du mir den Klassenraum zeigen? Du weißt doch bestimmt, welche Tische noch frei sind«, sie nickte ihm schnell und hoffnungsvoll zu. »Weißt du, ich möchte mich auf keinen Fall auf einen Platz setzen, der schon vergeben ist. Das gibt nur Ärger.«

Quinn nickte ungläubig und wandte sich wie in Trance Richtung Klasse. Noch konnte er ihr nicht trauen.

»Klar … komm mit«, sagte er kühl, was ihm überhaupt nicht ähnlichsah. Es fiel ihm auf und er bemühte sich, freundlicher zu klingen. »Es sind noch viele Plätze frei, keine Sorge.«

Die Neue lächelte ihn dankbar an, schloss zu ihm auf und sie gingen gemeinsam den Flur entlang.