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Das Buch „Wanted You!“ stellt sich der Frage, „Warum Lassie ein Film ist und der Hund ein Wolf!“ und der Aufgabe, den Rudelführer in Dir zu finden. Jede Zeit hat ihre romantischen Ansichten, welche nicht zuletzt durch die Medien, inbesondere der Werbe- und Filmindustrie gestaltet wird. Das Thema Hund bildet da keine Ausnahme. Jedoch macht sein verzerrtes Image und die sich ständig ändernden Lebensumstände es dem Hund schwer seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Der Autor Christoph möchte mit seiner Methode "Levels“ der Mensch- Hund Beziehung durch das 21. Jahrhundert helfen. Levels setzt dabei auf natürliche Kommunikation und Gehorsam des Hundes welches aus Ruhe, gegenseitigem Respekt und einem fähigen Menschen als Rudelführer entsteht. Levels hilft, den Hund wieder so zu lieben wie er ist und zu respektieren was er ist, ein Wolf im Hundepelz.
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Seitenzahl: 186
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Einführung
Vorwort
Arbeiten mit diesem Buch
Überblick Kenntnisstand
Warnhinweise
Teil 1
Aufrütteln und durchstarten
Was kann Levels
Die Philosophie von Levels
Der Wolf im Hundepelz
Die sechs Energielevel des Hundes
Die Bedarfslevel des Hundes
Bindungsformen
Kommunikation, reden mit dem Hund
Welpen und Junghunde
Eigenmächtiges Handeln des Hundes
Mythen und Wahrheiten
Teil 2
Eine natürliche Art des Lehrens
Wie, was und warum lernen Hunde
Fahrplan zum Rudelführer
Levels Checkliste
Die Basics
Konditionierung und Sensibilisierung
Kommunikation erlernen und verfeinern
Bindung ist das stärkste Seil
Arbeitstrieb (Jagdtrieb) stillen
Die Natur des Hundes
Der Mensch, die Fehlerquelle
Dominanz und dominieren
Ruhe und Struktur
Menschen (mit Hund) Schule
Teil 3 „Praxis“
Vom Loslassen und Anpacken
Übersicht „Praktisches Training“
Training „Konditionieren“
Training „Grundbefehle trainieren“
Training „Struktur im Alltag (Ruhetraining)“
Training „Abruftraining“
Training „Alternativen in Stresssituationen“
Training „Einheiten mit sozialisierten Hunden“
Training „Abschalttraining“
Training „Ausgleichstraining“
Training „Leinentraining“
Schlusswort
Gegen Rassismus und schlechte Zucht!
Meine Jungs
Danke
Abspann
Ende
Hallo und herzlich willkommen bei Levels!
Es gibt rund um den Hund so viele Lehrsysteme und Bücher, dass man meinen sollte, alles sei gesagt und alle Probleme seien gelöst. Doch täglich erlebe ich, dass dies nicht der Fall ist und die vielen unterschiedlichen Angebote eher noch für Verunsicherung und regelrechte Glaubenskriege sorgen. Wer oder was ist der oder das Wahre?! Ich denke, dass die meisten Angebote einen ernst zu nehmenden Hintergrund haben und somit ihre Daseinsberechtigung. Aber nicht jedes System passt zu jeder Mensch und Hund Combo! Hunde unterscheiden sich untereinander stärker als es den meisten Menschen bewusst ist und das hat nicht nur mit ihrer Rasse oder Größe zu tun, sondern gilt von Tier zu Tier, sogar innerhalb eines Wurfes. Hinzu kommen noch Lebensumstände und die menschliche Prägung. Levels ist dankbar für jeden guten Ansatz und lädt ein zu einem Konsens zum Wohle unserer Hunde!
In der Zivilisation ist der Mensch für den Ausgleich und das Erscheinungsbild seines Hundes verantwortlich und damit auch für die meisten Probleme! Daher ist Levels in erster Linie eine Menschen (mit Hund) Schule!
Der Mensch hat aus der Spezies Wolf ein Heer an spezialisierten Unterarten hervorgebracht, dessen genetischer Kern aber immer noch der Wolf ist, und zwar mit all seinen Bedürfnissen, Trieben und Eigenschaften! Nur wer den Wolf in seinem Hund respektiert und fähig ist, die Bedürfnisse seines Wohnzimmerwolfs zu befriedigen, der bekommt auch den Respekt seines Hundes. Ist der Mensch dann noch in der Lage Konsequenz, Stärke und Auskommen aufzubieten, wird ihn sein Hund zu einem Rudelführer adeln. Dies ist die Voraussetzung, um eine tiefe Beziehung zu seinem Hund aufzubauen und ihn sicher durch die Zivilisation zu führen. Es wird also Zeit, sich von dem Fabelwesen und Kuscheltier zu verabschieden und dem Hund mit echtem Respekt zu begegnen. Wer das nicht kann, wird maximal Probleme lösen können, aber nie die Ursache!
*
Nur wer das Wort mit
Vertrauen und Hingabe nährt,
wird den wahren Sinn des
Satzes ernten!
*
Wer etwas mit Bestand erschaffen möchte, sollte für ein solides Fundament sorgen. Dieses bildet bei Levels der erste Teil. Daher reicht es nicht, diesen einmal gelesen und verstanden zu haben, auch soll er nicht auswendig gelernt werden. Nein, er muss verinnerlicht werden. Nur so kann man im Alltag auf diesen zurückgreifen, um Situationen, Begegnungen, Orte und Gegebenheiten mit dessen Hilfe bewerten und meistern zu können. Teil 1 ist sozusagen das Gebetsbuch von Levels und muss im Hinterkopf und somit auch im Alltag verankert sein.
Kein Hundelehrbuch der Welt kann individuell für jeden Einzelnen gelten, es sei denn, der Leser ist in der Lage, die gegebenen allgemeinen Basics individuell für seine eigenen Gegebenheiten weiterzuentwickeln und genau das möchte Levels erreichen.
Dieses Buch legt seine Verantwortung in die Hände des Lesers.
Ich habe prägnante Sätze durch Fettschrift hervorgehoben. Diese sind prägend für das jeweilige Thema und dienen der schnellen Orientierung in diesem Buch.
Um einen Überblick über seine bereits erworbenen Rudelführerqualitäten zu erhalten, gibt es auf der nächsten Seite eine Skala in Form einer Pyramide. Stein für Stein können hier die eigenen Fortschritte abgehakt werden. Die letzte Stufe zum Rudelführer kann aber nur der Hund mit seiner Pfote absegnen. Selbstbetrug ist somit ausgeschlossen.
Nur der Hund entscheidet, ob sein Mensch ein fähiger Rudelführer ist!
Nun gilt es, dieses Ziel zu erarbeiten. Ich habe den Text eher sachlich und mahnend verfasst, da fehlender Ernst beim Arbeiten und mangelnder Respekt vor dem Hund sehr oft dem Erfolg und somit dem Spaß in der Mensch-Hund-Beziehung im Wege stehen.
Stufe: Grundkenntnisse als Fundament
Stufe: Anwenden der erlangten Grundkenntnisse
Stufe: Kontinuierlich und erfolgreich mit dem Hund Nähe, Vertrauen und Respekt erarbeiten
Stufe: Der Hund erkennt seinen Menschen als Rudelführer an
Die Pyramide, Stein für Stein kommen wir unserem Ziel näher.
Der erste Teil dieses Buches umschreibt eine natürliche Art des Zusammenlebens zwischen Mensch und Hund in der Zivilisation. Der Text ist sachlich komprimiert, da er die Grundmauern von Levels darstellt, auf die sich später alles aufbaut. Levels setzt sich das Ziel, den Menschen durch Aufklärung über Mythen und Halbweisheiten hinwegzuhelfen, hin zu einem fähigen, verantwortungsvollen Rudelführer.
Wer ein Lehrsystem in Anspruch nehmen möchte, sollte gewissenhaft prüfen, ob dieses den eigenen Ansprüchen gerecht werden kann. Auf die wirklich berechtigte Frage, „Was kann Levels?“, werde ich voller Stolz antworten:
„Levels kann ausreichend wenig. Das Einzige was Levels erreichen will, ist ein fähiger Rudelführer mit einem zufriedenen, weil ausgeglichenem Hund beziehungsweise Rudel an dessen Seite. Alles andere ist nicht die Aufgabe, die Levels sich stellt und dennoch genug, um die meisten bekannten Probleme im Zusammenleben mit Hunden zu lösen!“
Es gibt bei Levels keine steife Methode oder Muster, denn diese würden den unendlich individualisierten Menschen und Tieren und diesen wieder in Kombination nicht gerecht werden. Ich müsste Lebewesen auf Biegen und Brechen meinen Methoden anpassen, was nicht Sinn und Zweck sein kann. Levels nimmt sich der einzelnen Individuen an und bringt diese durch das Ausloten oder halt Leveln der jeweiligen Bedürfnisse und Eigenschaften in Einklang mit den zu erwartenden Lebensumständen. Dabei setzt Levels auf die Kraft des Rudels, welches jedem einzelnen Mitglied Sicherheit und Ausgleich bietet. Ein Hund ist bereit, für diesen Service eine Menge Eigenleistung zu erbringen, denn eine Gruppe ist nur so stark wie die Leistung der einzelnen Mitglieder und das auch nur, wenn diese erfolgreich geführt werden. Daher braucht es einen Anführer und diesen Job muss in der Zivilisation der Mensch machen. Wahrscheinlich wird jetzt schon klar, dass nicht derjenige Rudelführer ist, der meistens zuerst durch die Haustür geht (beliebter Mythos). Ich denke, bis hierhin klingt alles logisch und dennoch muss ich immer wieder feststellen:
„Die schwierigste Aufgabe für Levels ist die, den Menschen davon zu überzeugen, seinen Job als Rudelführer mit dem nötigen Ernst konsequent wahrzunehmen.“
Aber genau das will Levels erreichen. Eine eigene Rubrik für den Rudelführer zu schreiben ist irgendwie unmöglich, denn im ganzen Buch geht es eigentlich nur darum, dem Menschen den Input zu geben, welchen er braucht, um sich, ganz individuell, zu einem fähigen Rudelführer zu entwickeln und immer wieder neu zu erfinden, damit er für sein Rudel interessant und wertvoll bleibt und um sich den mit der Zeit wechselnden Anforderungen anzupassen. Nur dann taugt er zu einem starken Vorbild.
Kein Tier folgt einem schwachen und unsicheren Lebewesen, außer, es dient der Nahrung! Der Hund braucht ein starkes Vorbild, welches ihm Ausgleich, Schutz und Auskommen beschert!
Der Rudelführer ist für sein Rudel so wichtig wie der Kapitän für sein Schiff. Da er alle wichtigen Entscheidungen trifft und über alles bestimmen kann und muss, lastet auf diesem eine große Verantwortung. Wie ein Kapitän ist er Vorbild in jeder Situation und muss daher eine Menge Eigenschaften erfüllen und über einen großen Bildungs- und Erfahrungsschatz verfügen, schon bevor er Verantwortung übernehmen kann.
Der Mensch muss sich erst bilden, bevor er überhaupt in der Lage ist, den passenden Hund auszuwählen, sich und sein Umfeld auf diesen vorzubereiten und mit der Erziehung vom ersten Tage beginnen zu können.
Wer das verschläft, hinkt immer hinterher und es entstehen unnötige Fehler. Es gilt Antworten auf Fragen zu finden, die man sich oft zu spät stellt. Wie holt man beispielsweise einen neuen Hund richtig aus seiner gewohnten Umgebung ab und wie wird er ordnungsgemäß in seine neue Umgebung eingeführt? Oder, wie nutzt man die wichtige, aber äußerst kurze Welpenphase (falls der neue Hund ein Welpe ist) effektiv? Nur der, der sich vorher bildet, kann überhaupt erst die Ansprüche und Eigenschaften eines Rudelführers wie Wissen, Talent, Konsequenz, geeignete Konstitution (oder Hilfsmittel zum Ausgleich von Defiziten), Zeitaufwand, Verantwortungsgefühl, Einfühlungsvermögen, Platz, Standfestigkeit und finanziellen Spielraum einschätzen und alle Vorbereitungen treffen, oder aber das Vorhaben, ein Lebewesen zu führen, verwerfen beziehungsweise es auf einen späteren, geeigneteren Zeitpunkt verschieben. Es bringt nichts, sich selber etwas vorzumachen, denn der Hund entscheidet letztendlich, ob er seinen Menschen als Rudelführer akzeptiert und dieses wird er nur dann, wenn die Umstände das zulassen.
Levels hat zwei alltägliche Trainingsziele. Zum einen, dem Wolf im Hund gerecht zu werden, also den Kern eines jeden Hundes zu leveln. Dies fällt unter die Rubrik „Allgemeines Training“. Als zweites, den individuellen Hund mit seinen speziellen Bedürfnissen zu leveln. Dies fällt unter „Individuelles Training“. Ein Hund strebt immer nach Ausgeglichenheit. Der Mensch lehrt und hilft dem Hund in der Zivilisation ausgeglichen zu überleben und integriert ihn in seine Familie, welche für den Hund das Rudel darstellt. Somit stellt Levels aus Sicht des Hundes die natürliche Ordnung in einem für ihn unnatürlichen Umfeld her.
Dabei beruft Levels sich immer auf die Bedürfnisse, Eigenschaften und Methoden, welche der Hund beziehungsweise der Wolf seit Urzeiten mit sich bringt und daher auch nicht lernen muss, sehr wohl aber der Mensch! Levels coacht zu 95 % den Menschen und dieser wiederum arbeitet zu 95 % mit seinem Hund. Hundeschule ist also eigentlich die falsche Umschreibung.
Levels steht für den gesunden und ausgeglichenen Hund.
Jeder wünscht sich einen solchen. Nur ist vielen nicht klar, was einen Hund zufrieden und ausgeglichen macht oder woran man einen solchen erkennt. Einige lassen sich durch die Werbung fehlleiten, andere übertragen ihre eigenen menschlichen Wünsche auf den Hund, wieder andere erleichtern ihr Gewissen, indem sie den Hund mit Überfluss und Überflüssigem überschwemmen. Dabei braucht ein Hund außer seinem Rückzugsplatz, ausreichend frischem Wasser, dem Tagesbedarf angepasste Mahlzeiten, sozialen Kontakten zu seiner Familie und Artgenossen keine weiteren materiellen Dinge, Besitztümer oder Leckerlis um glücklich zu sein. Der materiell veranlagte Mensch ist davon jedoch oft nur schwer zu überzeugen. Daher stellt Levels sich der Aufgabe, Aufklärung zu betreiben, um zwischen Hunden, Hundebesitzern und dem Umfeld vermitteln zu können.
Das Lehrsystem „Levels“ steht für das Leveln oder Inausgleichbringen aller mit dem Hund und seinem Umfeld in Verbindung zu bringenden Bedürfnissen, Trieben und Beziehungen.
Levels teilt sich in drei Aufgabengebiete:
1. Coaching allgemein
Seminare (aufklären und vermitteln)
Workshops (allgemeines Training)
2. Levels unterstützt das aktive Hundetraining
Vor Ort (individuelles Training)
In einer Gruppe (Training in einem geordneten Rudel)
3. Sozialisierung des Hundes durch Levels
Training mit dem Hundebesitzer
Training ohne den Hundebesitzer
Ich halte es für enorm wichtig, beim „allgemeinen Coaching“ nicht nur Hundehalter zu erreichen, sondern wirklich jeden, der mit Hunden in Berührung kommt oder kommen könnte. Mythen und Vorurteile müssen verbannt und durch Wahrheiten ersetzt werden. Gleiches gilt für verantwortungslose Hundebesitzer. Nur wenn wir aufeinander zugehen, können alltägliche Spannungen gelöst und auch Themen, wie zum Beispiel Listenhunde, Qualzuchten und vieles mehr objektiv angegangen werden. In erster Linie geht es beim „allgemeinen Coaching“ aber um die theoretische Vorbereitung auf anstehende allgemeine Aktivitäten, wie die Aufnahme eines Hundes in die Familie oder Instruktionen für anstehende Trainingseinheiten. Zusätzlich gibt es Weiterbildung in Richtung Intuitives Hundetraining (IHT). Hier werden Trainingsarten verfeinert und der Rudelführer in Sachen Psychologie und Kommunikation besonders geschult, um ein inniges und produktives Verhältnis zu seinem Hund aufzubauen. Ich sehe besonders im sozialen Bereich noch großes Potenzial und Aufgaben für den Hund. Sei es auf dem Weg zum Service- oder Therapiehund oder einfach als eine Art Vorstufe zu diesen Tätigkeiten im privaten und unkommerziellen Rahmen. Warum sollten Hunde uns im Alltag nicht unterstützen? Hunde arbeiten für ihr Leben gerne, sofern sie ihrer Aufgabe gewachsen sind und sollten nicht nur als Kuscheltiere fungieren.
Die beiden anderen Aufgabengebiete gehen oft ineinander über. Laut der Philosophie von Levels, werden Hundebesitzer zunächst geschult und anschließend in ihren täglichen Aufgaben aktiv unterstützt, bis sie diese allein bewältigen können. Wie das im Einzelnen in der Praxis aussieht und welche Dauer ein Coaching hat, entscheidet der individuell vorliegende Fall. Wichtig sind jedoch immer klare, realistische Ziele und ein strukturiertes Training.
Bei einer starken Schieflage der Hund-und Mensch-Konstellation, oder einem schweren psychologischen Defizit seitens des Hundes, bietet sich ein Training an, bei dem der eigentliche Besitzer eher in den Hintergrund rückt oder sogar zeitweise ganz aus dem Fokus des Hundes verschwindet. Ein Klassiker zum Beispiel ist die Geburt eines Kindes. Diese neue Situation öffnet vielen Hundebesitzern erst die Augen über die Defizite in ihrer Hundehaltung. Zunächst wird der Hund als potenzielle Gefahrenquelle auserkoren, welche beseitigt werden muss, um das Kind nicht zu gefährden. Später wird klar, dass ein Hund Erziehung und Erfüllung all seiner Bedürfnisse schon von Anfang an gebraucht hätte. Nun aber geht der Schutz des Kindes natürlich vor und es muss sichergestellt werden, dass vom Hund keine Gefahr ausgeht. Leiden muss auf jeden Fall auch hier wieder der Hund unter der Nachlässigkeit seiner Besitzer!
Um die Philosophie von Levels noch ein wenig mehr zu verdeutlichen, möchte ich auf die Entwicklung des Hundes eingehen, um begreiflich zu machen, wie groß der Einfluss von außen auf selbigen ist und wie wichtig ein geschulter Hundebesitzer für dessen soziales Erscheinungsbild ist. Bei dem Thema „Der Wolf im Hundepelz“ geht es um die physische und psychische Entwicklung des Hundes und darum aufzuzeigen, dass jeder sozialfähige Hund zunächst einmal aus einem (Wolfs-) Welpen geschliffen werden muss. Daher möchte ich kurz aufzeigen, worauf man im Umgang mit seinem Hund, vor allem in den ersten Jahren dessen Lebens achten muss, denn im Gegensatz zur Kindererziehung erschwert uns das Nichtredenkönnen des Hundes die artgerechte Aufzucht.
Eine feine nonverbale Kommunikation und ein Gespür für seinen Schutzbefohlenen sind der Schlüssel zum Erfolg.
Ein Hund ist nur circa vier Monate lang ein Welpe. Daher muss diese prägende Zeit intensiv genutzt werden. Der Hund braucht in dieser Phase vor allem Schutz, Ruhe, Konsequenz und durchweg positive Eindrücke. Würde man einen Welpen in der Wildnis bei seinen Eltern aufwachsen lassen, entspräche sein Verhalten dem eines Wolfs.
Die folgenden Monate ist er ein pubertierender Heranwachsender. Er sucht seinen Platz im Rudel, experimentiert, misst seine Kräfte und wird in seinem Verhalten durch den sich ändernden Hormonhaushalt beeinflusst. Mal stellt er sich als halbstarker Draufgänger dar und ein anderes Mal als ängstlich und zurückhaltend. Der Mensch muss nun das jeweilige Verhalten bewerten und durch Loben oder Korrigieren maßregeln. In diesem Alter sind Begegnungen mit erfahrenen und gut sozialisierten Hunden eine Bereicherung, weil sie kein Fehlverhalten von jüngeren Hunden dulden und somit diesen ebenfalls sozialisieren. Levels greift dieses natürliche Verhalten auf und nutzt es für Trainingszwecke, dem sogenannten „Konditionieren“
Ein- bis dreijährige Hunde beschäftigen sich dann gerne einmal mit der Rudelpolitik. In diesem Zeitfenster sind Versäumnisse der ersten Monate am deutlichsten zu erkennen. Denn dann kommen schlechte Manieren und natürliche Penetranz zusammen, was je nach Rasse und Charakter von nervig über problematisch bis hin zu gefährlich sein kann. In dieser Zeit wird Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen gebraucht, aber auch ein Mensch mit Vorbildcharakter, zu dem der Junghund aufsehen kann und daher diesem gerne folgt.
Im Alter zwischen drei und vier Jahren sollte der Hund dann deutlich ruhiger werden und Machtkämpfe sowie Raufereien ein Ende finden. Ältere Hunde teilen sich ihre Energie eher ein und verhalten sich in der Regel diplomatischer. Es sei denn, es ist in der Erziehung etwas falsch gelaufen, der Hund ist nicht ausgeglichen oder die Rudelordnung wurde nicht nachhaltig geklärt.
Die untere Zeitlinie zeigt das Ziel der Entwicklung, also einen „sozialisierten Hund“.
Der Hund ist genetisch immer noch ein Wolf. Ich möchte ihn an dieser Stelle einmal schematisch wie die Schichten einer Zwiebel darstellen. Des Pudels und jedes anderen Hundes Kern ist der Wolf. In der nächsten Schicht befinden sich abnorme Wolfsqualitäten. Das heißt, alle bekannten physischen und psychischen Hunde- und Rassenmerkmale sind mehr oder weniger extreme Wolfseigenschaften. Die dritte Schicht entsteht in der Zeit zwischen Zeugung und Erwachsenwerden des Hundes. Umwelteinflüsse und prägende Ereignisse bestimmen hier noch einmal besonders das physische und psychische Erscheinungsbild. Die letzte Schicht entsteht aus extremen, lang anhaltenden oder wiederkehrenden Situationen. Sie prägen auch einen älteren Hund sowohl positiv als auch negativ.
Hunde wurden nur aus Wölfen gezüchtet, auch wenn man dies zum Beispiel einem Schäferhund eher ansieht als einem Mops. Eine Flosse oder Stoßzähne werden ihm daher nicht wachsen, weil das beim Wolf nicht veranlagt ist. Für einen Hundetrainer ist es wichtig, viel über den Hund zu erfahren, denn dann ist es möglich, die letzten beiden Schalen falls nötig zu durchbrechen, also den Hund zu „resetten“. Allerdings sind gerade sehr prägende oder frühe Einflüsse schwer zu knacken. Das kann man mit chirurgischen Eingriffen vergleichen. Ein einfacher, frischer Bruch ist leichter wieder herzustellen als ein über Jahre entstellter Knöchel. Für einen Hundehalter heißt das, dass er keine Zeit verlieren darf und vom Welpenalter an seinen Schützling mit positiven Einflüssen trainieren und wiederkehrende, also prägende Fehler vermeiden muss.
Egal wie gut gemeint ein Training stattfindet, stellt sich nicht das gewünschte Ergebnis ein oder verschlimmern sich sogar die Symptome, so ist dieses zu stoppen und zu verändern. Das Training muss sich an den Hund anpassen und nicht der Hund an eine steife Methode! Das macht allerdings Gruppentraining zunächst einmal fast unmöglich!
Der Wandel der Zeit bringt einen Wandel der Gesellschaft und deren Lebensumstände mit sich. Waren Hund und Mensch in der Vorzeit eine Symbiose zweier Spezies mit nahezu gleichen Aufgaben, wie Jagen und Sicherheit schaffen in und durch Gemeinschaft, wurde daraus immer mehr der Mensch mit einem Hund als Dienstleister, wobei Rasse und Training auf dessen Aufgaben wie Zugtier, Hütehund, Jagdhund, Wachhund und so weiter zugeschnitten wurden, bis hin zu Service-, Blinden- oder Therapiehund. Bei Levels geht es aber vor allem um den Hund an sich und um die Eingliederung in seine zivile Umwelt. Ich werde mich immer wieder auf das natürliche Verhalten des Hundes berufen. Gemeint ist damit grundsätzlich das nicht antrainierte Verhalten eines gesunden, ausgeglichenen und gut geprägten Hundes, sowohl in einem zivilen Rudel, also in Gefangenschaft, aber auch das natürliche Verhalten in Freiheit. Guter Hund hin, böser Wolf her, es macht kaum einen Unterschied, welchen von beiden wir großziehen und an die Leine nehmen oder verwildert in seinem natürlichen Umfeld antreffen, denn beide tragen die gleichen Gene. Der Schäferhund beispielsweise ist ursprünglich ein Wolfshybrid aus Hund und Wolf. Auch heute noch paaren sich diese beiden Wesen. Dies geschieht sowohl für Zuchtzwecke als auch in freier Wildbahn hin und wieder. Interessant finde ich, dass diesen beiden Geschöpfen, welche genetisch grundsätzlich ein und dieselbe Art sind, so unterschiedliche Vorurteile anlasten. Realistisch und statistisch gesehen werden ungleich mehr Menschen weltweit von einem in Gefangenschaft lebenden Hund oder Wolf verletzt als von freilebenden Artgenossen.
Man sollte weniger zwischen Hund und Wolf unterscheiden, sondern zwischen einem Leben in Gefangenschaft und dem in einem natürlichen, uneingeschränkten Lebensraum.
In freier Natur werden wir einem gesunden Wolf mit größter Wahrscheinlichkeit nicht begegnen, weil der Wolf den Menschen meidet. Obwohl er ein großer Jäger ist, würde der Wolf in aller Regel bei einer Begegnung die Flucht antreten, ohne seine Zähne zum Kampf einzusetzen. Wozu auch? Voraussetzung für dieses Verhalten ist ein freier, natürlicher Lebensraum mit Rückzugsmöglichkeiten, so dass der Wolf eine Chance hat, sich zu verziehen. Wie wir später noch sehen werden, ist dieser Rückzugsort ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt sowohl für den Wolf in der freien Natur als auch für den Hund in der Zivilisation. Die Chance, im Notfall immer fliehen zu können und einen sicheren Rückzugsort zu haben, lässt einen Kampf mit der Gefahr, selber verletzt zu werden als Option ausscheiden. Diese Tatsache belegt, warum Tiere in Gefangenschaft gefährlicher sein können als in der freien Natur. Eine Menge Probleme, angefangen bei der Leinenführigkeit, über die Kettenhundproblematik, bis hin zu Bissen in abgegrenzten Örtlichkeiten, resultieren aus dieser Problematik und übertragen sich dann gegebenenfalls auch auf andere Situationen, wenn der Hund erst einmal eine falsche Herangehensweise erlernt hat. Ein weiteres Problem ist das Verschaffen von persönlichem Ausgleich in allen Belangen. In Gefangenschaft obliegt die Verantwortung, für Ausgleich zu sorgen, dem Menschen. Die dritte Problematik ist die Rudelkonstellation. Wölfe kommen in der Natur als Einzeltier, Paar oder Familienbande mit natürlicher Hierarchie vor. Blutige Rudelkämpfe und Aggression sind bei Wolf und Hund eher in Gefangenschaft an der Tagesordnung, weil ihnen dort die natürliche Ordnung fehlt. Die Natur sieht ein zusammengewürfeltes Rudel nicht vor, schließt es aber auch nicht aus, wenn sich daraus eine Vorteilsgemeinschaft nach gewissen Regeln bildet. Da der Wolf so scheu und zu unrecht unbeliebt ist, wie ich meine, kennen wir hauptsächlich Studien über Verhaltensweisen von Wölfen in Gefangenschaft. Dieses verfälschte Wissen, gespickt mit Vorurteilen und Mythen kann dann leider ein schreckliches Bild von einem in der Natur grundsätzlich ausgeglichenen, sozial lebenden und sehr scheuen Wolf entstehen lassen. Ich möchte nichts verharmlosen; natürlich kann von einem kranken, von Menschen angefütterten oder in ein falsches Umfeld gebrachten Wolf Gefahr ausgehen. Diese ist aber, wie bei den meisten im Volksmund berüchtigten Tieren, als eher gering einzuschätzen und sollte den eigentlichen Wolf nicht in Verruf bringen. Wer einmal die natürliche Lebensweise der Wölfe in freier Wildbahn verfolgen konnte wird überrascht sein, wie sozial und kollegial sich diese verhalten und dazu inspiriert werden, dieses wirklich natürliche Verhalten in freier Wildbahn auf seinen eigenen Hund zu übertragen. Levels interessiert sich besonders für die Dynamik innerhalb einer Wolfsfamilie und bedient sich dieser, denn die Struktur ähnelt vom grundsätzlichen Verhalten untereinander der einer menschlichen Familie.
Die Fähigkeit, ein fast schon sensibles Sozialverhalten an den Tag zu legen, macht den Hund als Haustier so interessant. Dazu bedarf es aber dieser drei bereits angesprochenen Grundlagen:
Rückzugsmöglichkeiten oder Sicherheit schaffen
Für Ausgleich in allen Bereichen sorgen
Ein Rudel formen und durch Führung stabil halten