Warum die Welt nicht fair ist - Yuval Noah Harari - E-Book

Warum die Welt nicht fair ist E-Book

Yuval Noah Harari

0,0
14,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Warum sind manche Menschen reich und andere arm? Warum haben manche Leute die Macht, ihren Mitmenschen Befehle zu erteilen – und warum hören die anderen auf sie? Wieso gibt es all die Unterschiede zwischen Kasten, Hautfarben und Geschlechtern? Und was hat das alles damit zu tun, dass die Menschen sich vor zehntausend Jahren von Jägern und Sammlern zu Bauern entwickelten? In Band 2 der ›Unstoppable Us‹-Reihe erzählt Bestsellerautor Yuval Noah Harari lebendig und zielgruppennah von der landwirtschaftlichen Revolution sowie der Bildung der ersten Städte und Königreiche und vermittelt, wie dadurch die Ungleichheit in die Welt kam. Seine Kernaussage: Die Geschichte hat uns im Griff – aber wir können gute gegen schlechte Geschichten austauschen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



YUVAL NOAH HARARI

WARUM DIE WELT NICHT FAIR IST

übersetzt von Birgit Niehaus

illustriert von Ricard Zaplana Ruiz

Band 2 der Reihe Unstoppable Us

Zum Buch

Band 2 der ›Unstoppable Us‹-Reihe von Bestsellerautor Yuval Noah Harari

Warum sind manche Leute reich und andere arm? Wie kam es, dass die Menschheit sich in Könige und Sklaven unterteilte, ein paar antike Nerds die Schrift erfanden und unsere Vorfahren den Göttern große Tempel bauten? Und was hat das alles damit zu tun, dass die Menschen sich vor zehntausend Jahren von Jägern und Sammlern zu Bauern entwickelten?

Landwirtschaftliche Revolution, die ersten Städte und das alte Ägypten: Erneut schildert Bestsellerautor Yuval Noah Harari inspirierend und mitreißend die abenteuerliche Geschichte der Menschheit.

Von Yuval Noah Harari ist in der Reihe außerdem lieferbar:

Wie wir Menschen die Welt eroberten

Über die Autoren

Yuval Noah Harari, 1976 in Haifa, Israel, geboren, ist der wohl einflussreichste Sachbuchautor der Welt und einer der wichtigsten Vordenker unserer Zeit. Er promovierte 2002 im Fach Geschichte an der Oxford University und lehrt an der Universität in Jerusalem. Seine Bücher »Eine kurze Geschichte der Menschheit«, »Homo Deus« und »21 Lektionen fürs 21. Jahrhundert« wurden zu Weltbestsellern. Nun widmet er sich erstmals einer jungen Zielgruppe.

Ricard Zaplana Ruiz ist ein in Barcelona geborener Illustrator und Designer. Er hat zahlreiche Bücher und Zeitschriften für Kinder und Jugendliche illustriert, darunter die Comicserien »Lego Star-Wars« und »Tigger« (Disney). Außerdem arbeitet er als Trickfilmzeichner und Storyboarder für Film und Fernsehen.

Inhalt

Überblick: Unsere Geschichte

»Das ist unfair!«

1: Alles unter Kontrolle

Sag mir nicht, was ich zu tun habe!

Eine Pflanze verändert die Welt

Fünf Mützen für einen Kopf

Bequemlichkeit siegt

Ein mulmiges Gefühl

Ein kleines Problem

Gräben buddeln

Das Wolken-Problem

Ein Haus für die Götter

Die Nachtwache

Kontrollfreaks

Big Horn und Ba Baaa

50 Milliarden Hühner

Die Goldmedaille für das elendste Leben

Die hässliche Seite der Milch

Best Friends Forever

Wer hat Lust, Bauer oder Bäuerin zu werden?

Wie sich die Landwirtschaft durchsetzte

2: Uuups, so war das nicht geplant!

Unbeabsichtigte Folgen

Skelettgeschichten

Weizenkinder

Tage mit Durchfall

Mehr Sachen – mehr Kriege

Ameisen und Grillen

Pflanzen, die die Welt eroberten

Ende gut, alles gut?

Die zehn Plagen der landwirtschaftlichen Revolution

3: Was Erwachsenen Angst macht

Schlimmer als böse Geister

Lugal-banda und Lugal-kinische-dudu

Mit acht plötzlich Pharao!

Wozu sind Königreiche gut?

Willkommen in Krokodil-Stadt!

Wer schreibt Geschichte?

Etwas besitzen und etwas schulden

Die Mammut-Steuer

Viele Wege in die Armut

Eine neue Art von Eigentum

Was Gehirne nicht leisten können

Matheprobleme

Nerds finden die Lösung

Im Matsch spielen

Gezeichnet, Kushim

Die Dichterin und ihr Friseur

Mal schnell googeln

Der Schreibtisch ist König

Warum du so viele Klassenarbeiten schreiben musst

Die Erfindung der Schule

Skelette lügen nicht

4: In den Träumen der Toten

Die Regeln verändern

So läuft der Hase nun mal

Bitte nicht berühren!

Wer möchte eine Belohnung?

Wer wacht über die Wächter?

Das Geheimnis der Macht

Die Feder und das Krokodil

Jede Geschichte hat eine dunkle Seite

Aus dem Mund des Riesen

Magischer Gestank

Jungen und Mädchen

Noch erschreckender als Gespenster und Steuern

Das Erzählte mit eigenen Augen sehen

Mit dem rechten Fuß zuerst

Die Macht des So-tun-als-ob

Flaggen und T-Shirts

Drei Arten von Dingen

Was nur du spürst

Gemeinsame Träume

Endlos lange Träume

Warum ziehen Menschen in den Krieg?

Den Fluch brechen

Die Geschichte über die Frauen

Halt deine Ohren offen

Wenn verschiedene Geschichten aufeinandertreffen

Dank

Über dieses Buch

Karte: Schrift und Landwirtschaft – eine weltweite Geschichte

Für alle Lebewesen – die von gestern, von heute und von morgen. Unsere Vorfahren haben die Welt zu der gemacht, die sie ist. Aber wir sind es, die über ihre Zukunft entscheiden.

Überblick: Unsere Geschichte

»Das ist unfair!«

Wie oft hörst du Leute so schimpfen? Oder regst dich selbst über eine Ungerechtigkeit auf? Bestimmt nicht so selten, oder?

Es gibt Menschen, die sind unvorstellbar reich. Sie wohnen in palastartigen Häusern mit Swimmingpool, fliegen in Privatjets durch die Gegend und müssen nie selber aufräumen oder abwaschen. Das erledigen ihre Hausangestellten.

Andere Menschen sind bitterarm. Sie hausen in Hütten ohne Toilette und müssen bei Wind und Wetter auf den Bus warten, um zu den Häusern der Reichen zu fahren – wo sie aufräumen und abwaschen.

Außerdem gibt es extrem mächtige Menschen. Sie bestimmen die Regeln, schreiben anderen vor, was sie zu tun haben, und halten wichtige Reden.

Andere Menschen haben überhaupt keine Macht. Von ihnen wird erwartet, dass sie die Regeln befolgen. Sie müssen tun, was ihnen gesagt wird, und brav applaudieren, wenn die Mächtigen ihre Reden schwingen. Ist das gerecht?

»Was willst du später mal werden?« Diese Frage bekommen Kinder oft zu hören. Doch in vielen Ländern haben sie kaum eine Wahl. Wenn du in einer armen Familie aufwächst, kannst du dir noch so sehr wünschen, Präsident oder Kanzlerin zu werden. Du wirst dich dem Regierungssitz höchstens nähern, um vor dem Eingangstor zu fegen. War das schon immer so?

War die Menschheit schon immer in Arm und Reich, in Herrschende und Dienende aufgeteilt?

Manche Leute sagen: Das ist einfach die natürliche Ordnung der Dinge. Man braucht sich doch nur umzuschauen: Überall bestimmen die Starken und gehorchen die Schwachen. Historische Filme und Videospiele sind voller Könige und Prinzessinnen, die in prächtigen Schlössern leben und über riesige Reiche mit Millionen Untertanen herrschen.

Dabei gab es ursprünglich gar keine Könige und Königreiche, erst recht keine mit Millionen Untertanen. Bis vor ungefähr 10.000 Jahren lebten unsere Vorfahren in kleinen Gruppen oder Stämmen zusammen, mit höchstens ein paar Tausend Menschen.

Klar, auch damals gab es Leute, die sich zum Anführer aufschwingen und andere herumkommandieren wollten. Aber selbst der grimmigste Anführer hatte kaum Macht – es gab einfach noch nicht genug Menschen, die ihm eine schicke Burg hätten bauen oder ein riesiges Reich hätten erobern können. Und die wenigen Menschen, die es gab, zogen oft einfach weg und ließen den Tyrannen alleine, wenn er sie mit seiner Herrschsucht nervte.

Doch dann, vor rund 10.000 Jahren, geschah etwas Verwunderliches. Etwas, das alles veränderte. Etwas, das Millionen Menschen ihre Entscheidungsmöglichkeiten raubte und ein paar wenige Ehrgeizige zu Herrschern machte.

Was genau passierte damals, vor 10.000 Jahren? Und wieso hat es einige wenige in die Lage versetzt, über alle anderen zu herrschen? Warum haben sich Millionen Menschen darauf eingelassen, ein paar Tyrannen zu gehorchen? Und wo kamen die Könige, Königinnen und Königreiche plötzlich her?

Die Antwort auf diese Fragen ist eine der erstaunlichsten Geschichten, die du je hören wirst.

Und noch dazu ist es eine wahre Geschichte.

1

Alles unter Kontrolle

Sag mir nicht, was ich zu tun habe!

Die Geschichte, die wir hier erzählen, startet vor etwa 10.000 Jahren in Vorderasien. Die Leute dort waren Jäger und Sammler, wie überall auf der Welt. Sie jagten wilde Schafe, Gazellen, Kaninchen und Enten. Sie sammelten wilden Weizen, wilde Zwiebeln, Linsen und Feigen. Und wenn sie ans Meer, an einen See oder einen Fluss kamen, fingen sie Fische, Krebse und Muscheln.

Zu der Zeit waren die Menschen bereits die mächtigsten Tiere weit und breit. Aber sie versuchten noch nicht, über alles zu herrschen. Sie sammelten Pflanzen, aber sie sagten den Pflanzen noch nicht, wo sie zu wachsen hatten. Sie jagten Tiere, aber sie befahlen ihnen nicht, wo sie sich bitte schön aufhalten sollten.

Das Leben damals war nicht immer leicht. Es gab noch einige sehr gefährliche Tiere in der Gegend, Schlangen zum Beispiel, und jede Menge Naturkatastrophen, von Schneestürmen bis zu Hitzewellen. Hin und wieder kam es auch zu Prügeleien mit den Nachbarn – wir Menschen konnten schon immer fies zueinander sein.

Aber im Großen und Ganzen ging es den Leuten gut. Sie hatten ausreichend zu essen und genügend Freizeit, um sich Geistergeschichten zu erzählen, ab und zu ein Nickerchen zu machen oder mit den Nachbarn zu feiern. Kriege waren selten. Seuchen und Hungersnöte ebenso.

Wenn die Gazellen weiterzogen oder alle reifen Feigen abgepflückt waren, schlugen die Menschen ihr Lager einfach woanders auf – dort, wo Gazellen und Feigen nicht knapp waren.

Eine Pflanze verändert die Welt

Es gab aber auch Gegenden, in denen die Menschen so viel Nahrung fanden, dass sie gar nicht weiterzuziehen brauchten. Sie konnten dauerhaft am selben Ort siedeln – weil dort nämlich ganz spezielle Pflanzen wuchsen. Obwohl diese Pflanzen ziemlich unscheinbar waren, weder besonders groß noch besonders schön, beginnt mit ihnen unsere Geschichte – denn sie haben die ganze Welt verändert. Ahnst du schon, welche Pflanzen das waren? Genau, die Getreidepflanzen.

Getreide isst du wahrscheinlich jeden Tag. Weizen, Gerste, Reis, Mais und Hirse sind Getreidesorten. Und Brot, Kekse, Kuchen, Frühstücksmüsli und Nudeln werden daraus gemacht.

Bis vor ungefähr 10.000 Jahren haben die Menschen kaum Getreide gegessen, denn die Pflanzen waren noch nicht sehr verbreitet. Weizen zum Beispiel kam in Amerika, China oder Australien gar nicht vor. Er wuchs nur in einigen Gegenden Vorderasiens. Und auch nicht auf großen Feldern, wie wir sie kennen, sondern sehr verstreut. Ein paar Halme hier, ein paar Halme dort. Deshalb haben selbst in Vorderasien die meisten Menschen dem Weizen keine große Beachtung geschenkt. Einige wenige aber schon.

Wir wissen nicht, wann und wo genau sich die ersten Menschen für Getreide interessierten, aber wir können es uns vorstellen. Nehmen wir einmal an, ein Mädchen zog herum, um Pflanzen und kleine Tiere zu sammeln, und stieß dabei auf ein Mädchen aus einem anderen Stamm, das die ganze Zeit am selben Fleck hockte und Weizen pflückte.

»Hallo«, sagte das erste Mädchen. »Ich bin Wanda. Die Leute nennen mich so, weil ich viel herumwandere. Wie heißt du?«

»Meine Leute nennen mich Weizi, weil ich Weizen so liebe.«

»Weizen? Pah! Nach dem Zeug bücke ich mich gar nicht erst. Den ganzen Tag ist man mit Abzupfen beschäftigt und am Ende hat man doch immer zu wenig. Und selbst wenn man mal genug zusammenbekommt – die Körner sind so verdammt hart! Einmal hab ich vom Kauen fiese Kopfschmerzen bekommen und mir einen Zahn kaputt gemacht. Und dann hatte ich auch noch drei Tage Bauchweh.«

»Aber du hast das ja auch völlig falsch gemacht!«, rief Weizi. »Man kann Weizenkörner nicht einfach so essen – roh! Du musst sie mit ins Lager nehmen, die harte Außenhaut abpulen und das Korn zermahlen. Das Pulver, das du erhältst, vermischst du mit Wasser und formst einen Fladen daraus. Den legst du auf einen flachen Stein neben dem Feuer. Dann wartest du ein bisschen – und schwups, hast du ein leckeres Brot! Keine Kopfschmerzen, kein kaputter Zahn, kein Bauchweh.«

»Puh, klingt anstrengend. Nach viel Arbeit. Da bleib ich doch lieber bei Feigen und Fisch.«

»Hast recht, es ist anstrengend. Dafür hat Weizen einen Riesenvorteil gegenüber Fisch und Feigen.«

»Was? Die kleinen trockenen Dinger? Welcher Vorteil soll das denn sein?«

»Wenn du Fische nicht gut räucherst und saftige Feigen nicht vollständig trocknest, verrotten sie schnell. Hast du schon mal Fisch gegessen, der drei Tage irgendwo herumlag?«

»Igitt, hör auf!«

»Siehst du? Getreide ist da ganz anders. Das hält sich monatelang, kein Problem. Wenn es reif ist, sammeln wir so viel davon wie möglich und horten es. Und wenn die Ernte vorbei ist, gehen wir auf die Jagd, zum Beispiel nach Gazellen, oder sammeln Feigen und anderes, genau wie ihr. Aber manchmal gibt’s eben nichts zu jagen oder zu sammeln.«

»Dann zieht ihr in ein anderes Tal?«

»Nein! Dann kehren wir in unser Lager zurück, nehmen etwas Getreide aus dem Vorrat, mahlen es und backen Brot. Oder kochen Getreidebrei. Wenn wir während der Erntesaison genug Korn zusammenbekommen, können wir das ganze Jahr über am selben Ort bleiben.«