Warum Kinder mehr Bewegung brauchen. Welche bewegungsfördernden Maßnahmen eignen sich für die Grundschule? -  - E-Book

Warum Kinder mehr Bewegung brauchen. Welche bewegungsfördernden Maßnahmen eignen sich für die Grundschule? E-Book

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Beschreibung

Kinderwelt ist Bewegungswelt und Bewegung gilt als Motor des Lernens – so die gängigen Äußerungen zum kindlichen Bewegungsbedürfnis. Aber ist das immer noch so? Viele Bewegungsspiele, die in den 50er Jahren noch jedes Kind kannte, sind heute verschollen und vergessen. Stundenlanger Medienkonsum wird als Hauptursache dafür gesehen, dass Kinder sich sehr viel weniger draußen austoben als früher. Welche Bedeutung hat Bewegung für die kindliche Entwicklung? Welche Ursachen kann Bewegungsmangel haben? Wie viel Sport treiben Kinder im Grundschulalter heutzutage? Der Autor geht diesen Fragen in seiner Publikation nach und untersucht, welche Maßnahmen der Bewegungsförderung sich in der Grundschule umsetzen lassen. Aus dem Inhalt: - Bewegte Schule; - Sportunterricht; - Bewegungsmotivation; - Bewegungsfreude; - Motorische Entwicklung; - Adipositas; - Verstädterung

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1... Einleitung

2... Die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung

2.1 Was ist Motorik?

2.2 Bewegungsempfehlungen für Kinder im Grundschulalter

2.3 Positive Effekte von Bewegung bei Kindern im Grundschulalter

3... Ausgewählte Studienergebnisse zur körperlichen Aktivität

3.1 KiGGS Studie

4... Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen

4.1 Die Veränderung der kindlichen Bewegungswelt

4.2 Auswirkungen von Bewegungsmangel

5... Bewegung im institutionellen Rahmen der Grundschule

5.1. Schulsport

5.2. Bewegung und Lernen

6... Bewegungsfördernde Maßnahmen in der Grundschule

6.1.

Abkürzungsverzeichnis

Abb.                              Abbildung

BZgA                            Bundeszentale für gesundheitliche Aufklärung

d. h.                               das heißt

DGUV                          Deutsche Gesetzliche          Unfallversicherung

DSJ                               Deutsche Sportjugend

ebd.                               Ebenda

Et al.                             et alii, et aliae, et alia

etc.                                et cetera

KiGGS                          Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland

MoMo                           Motorik-Modul

S.                                   Seite

usw.                               und so weiter

vgl.                                vergleiche

WHO                            Weltgesundheitsorganisation         

z. B.                              Zum Beispiel

1. Einleitung

Kinderwelt ist Bewegungswelt. Nach Zimmer (2013, S. 3) ist Bewegung Ausdruck der Lebensfreude von Kindern. Ihre Vitalität und Entdeckerlust sei die Quelle vielfältiger Erfahrungen, die dem Kind einen wesentlichen Zugang zur Welt erschließen. Bewegung gilt als Motor des Lernens. Diese Aussagen werden im Allgemeinen zu dem kindlichen Bedürfnis nach Bewegung geäußert. Aber ist dem auch so? Vollzieht sich die Welt der Kinder in einer Welt der Bewegung?  Wenn ich auf meine Erfahrungen im allgemeinen Schulpraktikum zurückblicke, frage ich mich, ob dieses auch auf Kinder der heutigen Zeit zutrifft.

Während meines allgemeinen Schulpraktikums in einer Grundschule in Niedersachsen konnte ich beobachten, dass es Zweitklässlern zum Teil schwer fällt über eine Langbank zu balancieren oder Viertklässler bei der Ausführung einer Vorwärtsrolle Schwierigkeiten haben. Meine eigene Kindheit habe ich auf dem Land verbracht, das freie Spielen, das Treffen mit Freunden an Orten ohne Erwachsene und der Weg zur Schule mit dem Fahrrad, haben diese Zeit gekennzeichnet. Im 16. Jahrhundert wurde von dem älteren Belgier Pieter Bruegel das Bild mit dem Titel „Die Kinderspiele“ gemalt. Auf dem Bild sind nahezu 200 Personen zu sehen, davon nur 2 Erwachsene. In der Szenerie sind rund 80 Kinderspiele zu entdecken, wovon überwiegend Bewegungsspiele darstellen (vgl. vom Wege & Wessel, 2001, S. 19). Heute sind viele Bewegungsspiele, die in den 50er Jahren noch jedes Kind kannte, verschollen und vergessen. Befragt man heute Kinder nach Spielen, die heute ohne viel Aufwand, mit keinen oder wenigen Materialien, draußen oder drinnen gespielt werden können, fallen ihnen nur noch wenige ein (vgl. Thiessen, 1994, S. 9). Bereits in den 90er Jahren wurde von dem Phänomen einer veränderten Kindheit gesprochen. Stundenlanger Fernsehkonsum, geschwächte und überstrapazierte Fern- und Nahsinne der Zusammenhang der Fähigkeit rückwärts zu laufen mit der Fähigkeit rechnen zu können wurden bereits damals thematisiert. Die meisten Kinder toben sich nicht mehr in den unterschiedlichsten Aktivitäten draußen an der frischen Luft aus, Spielen fangen oder klettern auf Bäume.

Kahl (1997) hat diese Veränderungen in seinem Film „Das Schwinden der Sinne“ eindrucksvoll verdeutlicht. Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich untersuchen, inwieweit die heutige Kindheit von mangelnden Bewegungserfahrungen gekennzeichnet ist und welche Maßnahmen der Bewegungsförderung sich in der Institution Grundschule umsetzen lassen.

2. Die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung

Bevor auf die allgemeine Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung bei Kindern ausführlicher eingegangen werden kann, muss zunächst geklärt werden, was im Wesentlichen unter dem Begriff „Bewegung“ zu verstehen ist. Wenn man im deutschen Wörterbuch nach der genauen Definition von Bewegung sucht, kommt man zu folgendem Ergebnis: Bewegung kann auf vier verschiedenen Ebenen definiert werden: Es wird unterschieden zwischen einer körperlichen Ebene:

· „das [Sich]bewegen von jemandem durch Veränderung der Lage, Stellung, Haltung“ (Duden),

· zwischen einer materiellen Ebene „das [Sich]bewegen von etwas“ (ebd.),

· einer psychologischen Ebene; „inneres Bewegt sein, innere Bewegtheit, Ergriffenheit, Rührung, Erregung“ (ebd.),

· und letztlich der Ebene der gesellschaftlich-politischen „Bewegung“; „größere Anzahl von Menschen, die sich zur Durchsetzung eines gemeinsamen [politischen] Zieles zusammengeschlossen haben“ (ebd.)

Diese Definitionsweisen lassen darauf schließen, dass der allgemeine Bewegungsbegriff semantisch unterschiedlich abgegrenzt werden kann. Wenn man im Hinblick auf die Etymologie des Begriffs „Bewegung“ zurückblickt, dann ist zu erkennen, dass im lateinischen Sprachgebrauch unter Aristoteles, „Bewegung“ in allgemeiner Form „Veränderung“ bedeutete. Die bereits oben erwähnte Definition aus dem Duden, in der von einer gesellschaftlich-politischen „Bewegung“ gesprochen wird, wie z.B. der „Frauenbewegung“, der „Studentenbewegung“ oder der „Friedensbewegung“, kommt der damaligen Verwendung sehr nahe und besitzt zu heutiger Zeit nach wie vor Aktualität. Auch der Forscher Issac Newton verwendete den Bewegungsbegriff bereits in der Mechanik (Teilbereich der Physik), nur in einem anderen Bedeutungs­zusammenhang. Er bezog die Bewegung auf die mechanischen Vorgänge. So wurde dieser in seiner semantischen Verwendung ausschließlich „als die Orts­veränderung von Objekten“ verstanden. Dieses Bewegungsverständnis hat sich bis heute im Wesentlichen durchgesetzt und ist ein Teil dessen, was den Gegenstand der Bewegungswissenschaft und -lehre kennzeichnet (vgl. Olivier, Rockmann & Krause, 2013, S. 17). Aus aktueller Sicht kann der Begriff in den Bereich der Bewegungswissenschaft bzw. -lehre eingeordnet werden und wird im Hinblick auf den Menschen nach Olivier, Rockmann & Krause (2013, S. 19) wie folgt definiert: „Die Bewegung des Menschen als allgemeiner und übergreifender Gegenstand der Bewegungswissenschaft und -lehre beinhaltet alle produzierten Phänomene sowie alle funktionalen Teilsysteme und -prozesse, die bei Ortsveränderungen des Körpers auftreten“. Darüber hinaus charakterisieren sie die Bewegung, als eine „mechanische Ortsveränderung von Masse“ (Olivier, Rockmann & Krause, 2013, S. 17) und ziehen damit eine Parallele zur Theorie von Isaac Newton.

Im sportwissenschaftlichen Bereich beschreibt Rost (1997, S. 23-24; zit. nach Singer, 2009, S. 59), dass die Bewegung oder auch körperliche Aktivität genannt, im Allgemeinen die Summe aller Prozesse ist, „bei denen durch aktive Muskelkontraktion Bewegungen des menschlichen Körpers hervorgerufen werden bzw. vermehrt Energie umgesetzt wird“.

Als weitere anerkannte und weitverbreitete Definition zählt, die der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche Bewegung als „(…) jede von der Skelettmuskulatur ausgeübte Kraft (…)“ beschreibt, „(…) die zu einem Energieverbrauch oberhalb des Grundumsatzes führt” (Weltgesund­heitsorganisation (a), 2010, S. 15).

Hotz (1992, S. 99) vertritt wiederum die Ansicht und ergänzt, dass Bewegung „mehr als nur eine Veränderung des Körpers bezüglich Ort und Zeit darstellt (…)“, sie stellt zeitgleich „(…) motorische, gefühlsbezogene und soziale Ausprägungsformen (…)“ dar.

Wenn man den Bewegungsbegriff im direkten Hinblick auf die Entwicklung von Kindern erklären will, so kommt z.B. de Boeck (2012, S. 138) zu dem Ergebnis, dass die Bewegung eine Folge von Bewegungsgelegenheiten darstellt, die vor allem bei Kindern Spielgelegenheiten bedeuten.

Zusammenfassend ist deutlich zu erkennen, dass für den Bewegungsbegriff unterschiedlichste Betrachtungsweisen existieren. Bewegung ist demzufolge nicht ausschließlich in Bezug auf die Veränderung des Körpers in Zeit und Raum zu bewerten, sondern stellt auch gleichzeitig einen wichtigen Baustein für ganzheitliche Erfahrungen beim Menschen dar (vgl. Greubel, 2007, S. 51). Diese Erkenntnis spielt für die weitere Recherche eine bedeutende Rolle. Der inhaltliche Fokus wird zentral auf die Bedeutung von körperlicher Bewegung bei Kindern im Grundschulalter gelegt.

Schwarz (2014, S. 16) ist der Meinung, dass „Bewegung das unmittelbare Tor zum und vom Kind zu seiner Welt darstellt. Die damit einhergehenden Dimensionen der Motorik finden folglich in der Bewegung ihre soziale Verwirklichung“. Er fügt weiter hinzu, dass die menschliche sichtbare Bewegung ohne die inneren Vorgänge des Individuums weder denkbar noch umsetzbar ist. Beide Sichtweisen stehen demzufolge in einem ständigen Wechselspiel (vgl. ebd.). Daraus lässt sich ableiten, dass die motorischen Vorgänge wichtige Bausteine für die kindliche Entwicklung darstellen.

2.1 Was ist Motorik?

Die menschliche Motorik kann als wesentlicher Teil der Bewegungswissenschaft- und lehre eingeordnet werden. Sie bezeichnet nach Singer & Bös (1994, S. 17; zit. nach Wagner, 2011, S. 27) „(…) alle an der Steuerung und Kontrolle von Haltung und Bewegung beteiligten Prozesse und damit auch sensorische, perzeptive, kognitive und motivationale Vorgänge“.