Was bedeuten gelbe Rosen? - Heinrich Heine - E-Book

Was bedeuten gelbe Rosen? E-Book

Heinrich Heine

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Beschreibung

Ob Gänseblümchen, Lotos oder Distel - in zahlreichen Gedichten hat sie Heinrich Heine zum Blühen gebracht. Eine wunderbare Möglichkeit, dadurch Empfindungen wie Liebe und Leidenschaft, Verführung und Vergänglichkeit, Tollheit und Traurigkeit auszudrücken. Mal augenzwinkernd, mal übermütig, mal melancholisch bezaubert der Dichter mit Originalität und Intensität.

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Seitenzahl: 35

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Heinrich Heine

Was bedeuten gelbe Rosen?

Eine lyrische Blütenlese

Herausgegeben von Jan-Christoph Hauschild

Hoffmann und Campe Verlag

»Im Anfang war die Nachtigall

Und sang das Wort: Züküht! Züküht!

Und wie sie sang, sproß überall

Grüngras, Violen, Apfelblüt.

Sie biß sich in die Brust, da floß

Ihr rotes Blut, und aus dem Blut

Ein schöner Rosenbaum entsproß;

Dem singt sie ihre Liebesglut.

Uns Vögel all in diesem Wald

Versöhnt das Blut aus jener Wund;

Doch wenn das Rosenlied verhallt

Geht auch der ganze Wald zu Grund.«

So spricht zu seinen Spätzelein

Im Eichennest der alte Spatz;

Die Spätzin piepet manchmal drein,

Sie hockt auf ihrem Ehrenplatz.

Sie ist ein häuslich gutes Weib

Und brütet brav und schmollet nicht;

Der Alte gibt zum Zeitvertreib

Den Kindern Glaubensunterricht.

Der weite Boden ist überzogen

Mit Blumendecken, der grüne Wald,

Er wölbt sich hoch zu Siegesbogen,

Gefiederte Einzugmusik erschallt.

Es kommt der schöne Lenz geritten,

Sein Auge sprüht, die Wange glüht!

Ihr solltet ihn zur Hochzeit bitten,

Denn gerne weilt er wo Liebe blüht.

Es kommt der Lenz mit dem Hochzeitgeschenk,

Mit Jubel und Musizieren,

Das Bräutchen und den Bräutigam

Kommt er zu gratulieren.

Er bringt Jasmin und Röselein,

Und Veilchen und duftige Kräutchen,

Und Sellerie für den Bräutigam,

Und Spargel für das Bräutchen.

Ein Fichtenbaum steht einsam

Im Norden auf kahler Höh.

Ihn schläfert; mit weißer Decke

Umhüllen ihn Eis und Schnee.

Er träumt von einer Palme,

Die, fern im Morgenland,

Einsam und schweigend trauert

Auf brennender Felsenwand.

Die Lotosblume ängstigt

Sich vor der Sonne Pracht,

Und mit gesenktem Haupte

Erwartet sie träumend die Nacht.

Der Mond, der ist ihr Buhle,

Er weckt sie mit seinem Licht,

Und ihm entschleiert sie freundlich

Ihr frommes Blumengesicht.

Sie blüht und glüht und leuchtet,

Und starret stumm in die Höh;

Sie duftet und weinet und zittert

Vor Liebe und Liebesweh.

Die schlanke Wasserlilje

Schaut träumend empor aus dem See;

Da grüßt der Mond herunter

Mit lichtem Liebesweh.

Verschämt senkt sie das Köpfchen

Wieder hinab zu den Welln –

Da sieht sie zu ihren Füßen

Den armen blassen Geselln.

Im wunderschönen Monat Mai,

Als alle Knospen sprangen,

Da ist in meinem Herzen

Die Liebe aufgegangen.

Im wunderschönen Monat Mai,

Als alle Vögel sangen,

Da hab ich ihr gestanden

Mein Sehnen und Verlangen.

Am leuchtenden Sommermorgen

Geh ich im Garten herum.

Es flüstern und sprechen die Blumen,

Ich aber ich wandle stumm.

Es flüstern und sprechen die Blumen,

Und schaun mitleidig mich an:

Sei unserer Schwester nicht böse,

Du trauriger, blasser Mann.

Ich lieb eine Blume, doch weiß ich nicht welche;

Das macht mir Schmerz.

Ich schau in alle Blumenkelche,

Und such ein Herz.

Es duften die Blumen im Abendscheine,

Die Nachtigall schlägt.

Ich such ein Herz so schön wie das meine,

So schön bewegt.

Die Nachtigall schlägt, und ich verstehe

Den süßen Gesang;

Uns beiden ist so bang und wehe,

So weh und bang.

Die blauen Frühlingsaugen

Schaun aus dem Gras hervor;

Das sind die lieben Veilchen,

Die ich zum Strauß erkor.

Ich pflücke sie und denke,

Und die Gedanken all,

Die mir im Herzen seufzen,

Singt laut die Nachtigall.

Ja, was ich denke, singt sie

Lautschmetternd, daß es schallt;

Mein zärtliches Geheimnis

Weiß schon der ganze Wald.

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,

Umflattert sie tausendmal,

Ihn selber aber goldig zart,

Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?

Das wüßt ich gar zu gern.

Ist es die singende Nachtigall?

Ist es der schweigende Abendstern?

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;

Ich aber lieb euch all:

Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,

Abendstern und Nachtigall.

Ja, Freund, hier unter den Linden

Kannst du dein Herz erbaun,

Hier kannst du beisammen finden

Die allerschönsten Fraun.

Sie blühn so hold und minnig

Im farbigen Seidengewand;

Ein Dichter hat sie sinnig:

Wandelnde Blumen genannt.

Welch schöne Federhüte!

Welch schöne Türkenschals!

Welch schöne Wangenblüte!

Welch schöner Schwanenhals!

Allnächtlich im Traume seh ich dich,

Und sehe dich freundlich grüßen,

Und lautaufweinend stürz ich mich

Zu deinen süßen Füßen.

Du siehst mich an wehmütiglich,

Und schüttelst das blonde Köpfchen;

Aus deinen Augen schleichen sich

Die Perlentränentröpfchen.

Du sagst mir heimlich ein leises Wort,

Und gibst mir den Strauß von Zypressen.