Was die Seele satt macht - Martina Tischer - E-Book

Was die Seele satt macht E-Book

Martina Tischer

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Beschreibung

Essen ist mehr als die bloße Aufnahme von Kalorien. Es kann glücklich machen, inspirieren, anregen oder trösten. Wie wir essen, sagt viel über die Lebenseinstellung und unser Selbstwertgefühl aus. So können wir auch das seelische Wohlgefühl mit Essen beeinflussen. Welche Rituale am Esstisch sind sinnvoll? Welche Nahrungsmittel unterstützen in Stress-, Frust- oder Trauerphasen? Ein sinnliches Buch, das zeigt, was die Seele wirklich satt macht.

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Seitenzahl: 185

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Martina Tischer

WAS DIE SEELESATT MACHT

Essen für Wohlgefühl und Selbstwert

Impressum

© KREUZ VERLAG

in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014

Alle Rechte vorbehalten

www.kreuz-verlag.de

Umschlaggestaltung: Vogelsang Design

Umschlagmotiv: © Africa Studio – fotolia.com

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book) 978-3-451-80109-9

ISBN (Buch) 978-3-451-61245-9

Inhalt

Einleitung

I. ESSEN: MÄRCHEN, MYTHEN, HALBWAHRHEITEN

Was stimmt und was nicht?

Diäten und Kalorienzählen

Ernährungsformen: Von TCM-Ernährung bis vegan

Nahrungsmittel, die guttun

Qualität statt Quantität

Den Segen der Nahrung erfahren

II. HEISSHUNGER ADE – DAS ESSEN ENTSTRESSEN

Die Ursachen des Heißhungers

Einen guten Umgang mit dem Heißhunger finden

Was hilft?

Stressesser

Essen für die gute Laune

Das Leben entschleunigen

III. BEWUSST ESSEN: DER SCHLÜSSEL ZUM WOHLBEFINDEN

Achtsam essen

Genuss und Sinnlichkeit

Im Moment essen

Rituale am Esstisch

Eine gesunde Einstellung zum Essen entwickeln

Das bewusste Essen einüben

IV. IM KÖRPER WOHNEN

Körperbewusstsein und Körperimage

Die Perfektionsfalle

Dick und glücklich?

Leichtigkeit statt Schwere

Sich lebendig fühlen

Den Körper lieben

V. DIE BRÜCKE ZUR SEELE BAUEN

Wenn Essen nicht satt macht

Hungrig wonach?

Was denke ich, was fühle ich? – Die Kraft der Gedanken

Gefühle

Die wahren Bedürfnisse erkennen und erfüllen

Der Körper als Sitz der Seele

VI. JUNKFOOD FÜR DIE SEELE

Schattensüchte erkennen

Die Auswirkung der Medien

Ungesunde Beziehungen

Energieräuber entlarven

Verführerische Bequemlichkeit

VII. NÄHRENDE REZEPTE FÜR KÖRPER UND SEELE

Seelennahrung

Verantwortung für sein Essen und sein Leben übernehmen

Den Weg der Mitte gehen

Verzeihen

Die Kostbarkeit des Lebens erkennen

Sich Flügel wachsen lassen

Weiterführende Literatur

Einleitung

Essen ist wichtig. Mit der richtigen Ernährung können wir unserem Körper das geben, was er braucht, um optimal zu funktionieren und uns Gesundheit und Wohlbefinden zu schenken. Bezüglich gesunder Ernährung gibt es jedoch immer umfangreichere und oft widersprüchliche Informationen, die uns verwirren. Wir wissen nicht mehr, was wir wirklich essen sollen.

Höchste Zeit also, mit Ernährungsmythen aufzuräumen, Klarheit zu schaffen und den Druck, den Essen oft verursachen kann, zu entschärfen. Wenn wir uns mit unserer Ernährung auseinandersetzen und die Ursachen für unseren Heißhunger erkennen, können wir unser Essen entstressen und zurück zu einer gesunden Einstellung zu unserer Ernährung und zu unserem Körper gelangen. Diäten werden gestrichen und der Genuss darf wieder seinen berechtigten Platz einnehmen.

Ich glaube fest daran, dass es nicht nur wichtig ist, was wir essen, sondern wie wir mit dem Essen und unserer Ernährung umgehen. Der Schlüssel dazu ist Bewusstheit, nicht nur in unserem Essverhalten, sondern auch in der Einstellung, die wir unserem Leben gegenüber haben. Irgendwann reicht Essen nicht mehr aus, damit wir satt sind. Wenn unser körperlicher Hunger gestillt ist, wir aber noch weiteressen möchten, müssen wir unseren Blick über alle Nahrungsmittel hinaus hin zu unserer Seele lenken. Denn den Hunger der Seele können wir nicht mit Essen stillen.

Um wirklich auf allen Ebenen genährt zu werden, müssen wir uns auch um unsere Seele kümmern. Auch sie braucht Nahrung. Wenn wir unsere Seele mit Junkfood füttern, verkümmert sie und wird krank. Durch gute, nahrhafte und erfüllende Seelennahrung blüht sie wieder auf − und wir mit ihr. Wir fühlen uns wohl, erkennen unseren Selbstwert, unsere Einzigartigkeit und die Schönheit der alltäglichen Dinge.

Zu einem gesunden Leben gehören genussvolles Essen, Sinnlichkeit und ein freudvoller Umgang mit unserem Körper, aber auch eine ausgewogene Gefühlswelt, inspirierende Gedanken, schöne Erlebnisse und noch ganz viele andere Dinge, die jeder für sich herausfinden kann. Es ist wichtig, sowohl die Bedürfnisse unseres Körpers als auch die unserer Seele zu erfüllen. Denn Körper und Seele gehören zusammen. Erst beide Teile machen uns zu einem vollständigen Menschen. Nur wenn wir unseren Körper und unsere Seele nähren, sind wir im Gleichgewicht. Erst dann sind wir richtig satt.

I. ESSEN: MÄRCHEN, MYTHEN, HALBWAHRHEITEN

Was stimmt und was nicht?

Während meines Studiums und meiner Arbeit als Ernährungsberaterin haben sich bei mir zu Hause viele Bücher angesammelt: wissenschaftliche Unterlagen, verschiedenste Abhandlungen von Diätkonzepten und Bücher über die diversen Ernährungsformen. Jedes einzelne Buch hat einen anderen Zugang zu Gesundheit und Ernährung. Auf den Buchseiten vermischen sich Fakten mit der eigenen Meinung und der Erfahrung der jeweiligen Autoren. Wissenschaftler, Ärzte, Ernährungsexperten und Gesundheitsapostel − in den Regalen der Buchhandlungen haben Menschen der unterschiedlichsten Berufsgruppen mit ihren Werken einen Platz gefunden. Zu welchem Thema der Ernährung auch immer wir ein Buch suchen, wir werden fündig.

Doch die Ernährungswissenschaft ist eine sich ständig verändernde Wissenschaft. Neue Erkenntnisse in der Genforschung, der Epigenetik und der Verhaltenspsychologie erschweren dem Konsumenten eine objektive Sichtweise auf das früher so schön kleine und übersichtliche Feld der Ernährung. Kaum haben wir uns schlaugemacht über den neuen und allseits gepriesenen Süßstoff, wird er auch schon wieder als bedenklich eingestuft. Neue Lebensmittel werden kreiert und erweitern das Sortiment in unseren Supermärkten. Neue Substanzen werden im Urwald entdeckt und als Wundermittel verkauft.

Wir sind verwirrt und verunsichert. Haben wir bis jetzt das Falsche gegessen? Was ist die richtige Ernährung und die richtige Ernährungsweise? Sollten wir die Nudeln weglassen und statt Fleisch doch lieber Tofu essen? Brauchen wir Nahrungsergänzungsmittel, damit wir ausreichend mit allen Vitaminen und Spurenelementen versorgt werden?

Unkompliziert essen

Vor Kurzem stellte mir eine Klientin frustriert die Frage: »Was stimmt jetzt wirklich? Was soll ich essen? Ich bin so durcheinander, langsam vergeht mir der Appetit bei der ganzen Sache!« Eine gute und für uns alle wichtige Frage, die Sie sich vielleicht auch selbst schon einmal gestellt haben. Wie kam es überhaupt dazu, dass aus so einer einfachen und schönen Sache wie Essen ein Problem geworden ist?

Unsere Welt ist in den letzten Jahren sehr komplex geworden. Wir alle müssen mit der Flut an Informationen, die über die Medien auf uns einstürmen, umgehen. Müssen sie selektieren, überprüfen und dann entscheiden: Das glaube ich, das passt für mich. Unsere Welt ist schnelllebig. Was heute stimmt, kann morgen schon wieder überholt sein. Deshalb liegt es vor allem an uns, wie bewusst wir mit diesen Informationen umgehen, was wir glauben und was sich nach einigem Überlegen als unwahr herausstellt.

Hier zur Orientierung einige Vorschläge, wie für mich persönlich eine wahrhaftige und gesunde Ernährung aussieht:

■Essen Sie richtige Lebensmittel! Damit meine ich diese Form von Nahrung, die unsere Großeltern oder Urgroßeltern gegessen haben. Brot mit echter Butter. Einen Apfel, frische Kräuter, buntes Gemüse. Produkte also, die uns die Natur liefert und nicht ein Lebensmittelkonzern.

■Je einfacher und natürlicher Ihre Nahrung, desto besser. Die gute Milch mit ihrem natürlichen Fettgehalt wird zur fettfreien Milch, in aufwändigen Prozessen wird cholesterinfreie Margarine hergestellt, folienverpackte und eingeschweißte Backwaren halten über Monate hinweg. Die Zutatenliste der einzelnen Lebensmittel ist oft länger als der Artikel in der Morgenzeitung. Die Einfachheit und Natürlichkeit in unserer Ernährung ist verloren gegangen. Holen wir sie uns wieder zurück!

■Meiden Sie künstliche Schein-Lebensmittel. Frühstückszerealien in Quietschrosa, die die Farbe der Milch verändern, haben nichts mehr mit richtigen Lebensmitteln zu tun. Ebenso Analogkäse auf der Pizza und Schinken, der aus Fleischresten mithilfe von Bindemittel zusammengepresst wird. In den Labors der Lebensmittelkonzerne entstehen ständig neue Produkte, angereichert mit Farb- und Aromastoffen, künstlichen Süßstoffen und Konservierungsstoffen.

■Meiden Sie überzuckerte, fettreiche Industrienahrung. Diese Produkte enthalten zu viel Zucker und Fett und machen dick und krank, das wissen wir inzwischen alle. Trotzdem fällt es vielen von uns schwer, darauf zu verzichten.

■Fallen Sie nicht auf die Lebensmittelwerbung herein! Die Werbung will uns glauben lassen, dass wir gesund und glücklich werden, wenn wir dieses spezielle Produkt kaufen. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum für Essen Werbung gemacht wird? Weil es sich sonst nicht verkauft. Denn mit natürlichem Essen kann kein Geld verdient werden. Erst wenn der Apfel verarbeitet und seine Ballaststoffe in einem unglaublich gesunden und wertvollen Müslikeks ihr neues Zuhause finden, wird er für den Lebensmittelmarkt interessant.

■Lassen Sie sich beim Thema Essen und Ernährung nicht stressen. Es wird so viel Wirbel um die optimale und richtige Ernährungsweise gemacht, lassen Sie sich davon nicht anstecken! Auch hier steckt oft Geschäftemacherei dahinter, die mit der Angst der Menschen spielt. Millionen Euro werden für Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate ausgegeben, indem die Hersteller uns glauben lassen, dass wir ohne diese zusätzlichen Hilfsmittel nicht gesund bleiben können.

■Wählen Sie die Ernährungsweise, die Ihnen guttut. Was nützt Ihnen die angeblich gesündeste Ernährung, wenn Sie damit nicht zurechtkommen? Wenn Sie nicht vertragen, was Sie essen, und sich nicht gut fühlen? Oder wenn Sie für die »richtige« Ernährung so viel Zeit brauchen, dass andere Dinge keinen Platz mehr in Ihrem Leben haben? Hören Sie lieber auf Ihren ganz persönlichen Ernährungsberater – Ihren Körper. Er weiß viel besser, was Ihnen guttut, als jeder Experte. Bereiten Sie Ihr Essen so oft es geht selbst zu, entspannen Sie und nehmen Sie sich Zeit zum Essen. Genießen Sie das, was auf Ihrem Teller liegt, und essen sie achtsam und mit Freude.

Leider können wir nicht alle so naturnah leben, wie wir möchten, oder haben einen Bauernmarkt um die Ecke, wo wir frisches Obst und Gemüse einkaufen können. Aber wir alle können jeden Tag kleine Entscheidungen treffen, die uns von diesem unübersichtlichen Ernährungswahnsinn wegführen. Wir können wieder mehr Natürlichkeit in unser Essen bringen und Lebensmittel als das erkennen, was sie sind: wertvolle Nahrung für unseren Körper. Mit ihrer Hilfe können wir voll Kraft und Heiterkeit unser Leben genießen.

Fragen Sie sich:

■Halten Sie kurz inne und überlegen Sie: Glauben Sie alles, was Sie bis jetzt über gesunde Ernährung gelesen haben?

■Sind Sie mit Ihrer Ernährungsweise zufrieden?

■Was möchten Sie daran ändern?

Diäten und Kalorienzählen

Eine Diät ist ein Konzept, das wir uns von außen auferlegen. Eine Diät ist vom Verstand erschaffen und besteht aus Regeln, aus »Du darfst« und »Du darfst nicht«. Auch ist eine Diät für die meisten nur durchhaltbar, solange im Leben alles rundläuft. Doch das Leben verläuft oft nicht so, wie wir es planen und es gerne hätten. Hindernisse stellen sich uns in den Weg, Herausforderungen in Form von Abendeinladungen, opulenten Frühstücksbuffets und Familienfeiern. Wir stolpern, legen die Diät auf die Seite, naschen an den verbotenen Früchten. Wir fallen. Schon sind wir wieder am Anfang. Die zwei mühsam abgenommenen Kilos sind zurückgekehrt und wir fühlen uns unwohl. Dazu kommt noch das Gefühl der Niederlage oder sogar der Scham. »Diese Diät taugt nichts«, beschließen wir. Vielleicht sollten wir eine andere ausprobieren. Eine Diät, die weniger verbietet und mehr erlaubt. Und schon beginnt der sinnlose Kreislauf von Neuem.

Je öfter jemand eine Diät ausprobiert hat und gescheitert ist, desto schlechter sind die Aussichten auf Erfolg bei einer weiteren Diät. Diese Menschen verlieren das Vertrauen in sich und die Motivation sinkt mit jedem missglückten Diätversuch. Auch scheinen viele Diäten den Regulationsmechanismus von Hunger und Sättigung zu stören und beeinflussen den Stoffwechsel ungünstig. Der Jojo-Effekt tritt auf und je schneller abgenommen wird, desto schneller wird auch wieder zugenommen. Im Grunde genommen wissen wir inzwischen alle, dass Diäten langfristig eher schaden und uns auf einen ungesunden Weg führen.

Auch das Zählen von Kalorien ist mühsam. Wer will schon bei jedem Bissen, den er in den Mund steckt, nachrechnen, wie viel Energie er da gerade aufgenommen hat? Um dann zu kalkulieren, wie lange man braucht, um eben diesen Happen wieder schweißtreibend loszuwerden: »Jetzt habe ich eine Tasse Kaffee mit Milch und Zucker getrunken, dafür muss ich 13 Minuten Radfahren!« Oder: »Ich darf auf keinen Fall dieses Stück Torte essen, es hat ganze 440 Kalorien! Wie lange müsste ich denn da joggen, um diese Unmengen an Fett zu verbrennen?« Zu solchen Auswüchsen treibt uns unser diätgeschädigtes Denken. Seien wir ehrlich– wollen wir so unser Leben verbringen?

Die Diätfalle

»Ich bin in meinem Beruf sehr erfolgreich und in meiner Beziehung ist auch alles bestens. Aber mit dem Essen, das bekomme ich nicht hin«, beklagt sich Barbara, eine Klientin, in unserem Erstgespräch. Sie ist eine attraktive Frau Mitte 30, modisch gekleidet und sehr gepflegt. Sie wirkt souverän und selbstbewusst. Bei Barbara sind es immer wieder dieselben fünf Kilo, die sie mühsam ab- und dann wieder zunimmt. Inzwischen drehen sich all ihre Gedanken um ihr Gewicht. »Letzten Monat war ich für eine Woche in einem Wellnesshotel und habe gefastet. Nur klare Brühe, etwas gedünstetes Gemüse und viel Tee und Wasser. Ich habe mich so wohlgefühlt nachher, mein Gesicht war schmal und mein Bauch war flach. Aber jetzt bin ich wieder im gleichen Schlendrian wie vorher. Ich weiß, dass ich das Falsche esse, aber ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, ohne Diät abzunehmen.«

Vor Kurzem kam in der Pause eines Workshops, den ich abhielt, eine Dame mit ihrer Freundin zu mir und meinte: »Nächste Woche werde ich 50 Jahre alt. Als Geschenk gebe ich mir das Versprechen, nie wieder irgendeine Diät zu beginnen. Es muss auch andere Möglichkeiten geben, diese lästigen und überflüssigen sieben Kilo abzunehmen und dann das Gewicht zu halten.« Damit hat sie vollkommen recht − es geht auch anders. Aber wie?

Was läuft bei Barbara, der diätüberdrüssigen Workshop-Teilnehmerin, und all den anderen Menschen schief, die versuchen, abzunehmen und kläglich daran scheitern? Die klare Antwort ist: Sie sind in der Diätfalle. Sie denken, dass sie nur mit Diät, Disziplin, Kontrolle, Kalorienzählen, Hungern, Sich-Kasteien und viel, viel Bewegung Gewicht verlieren können. Damit machen sie sich das Leben schwer.

Wer sich weiterhin mit Diäten, Kalorienzählen und Hungern herumquälen möchte, der darf das natürlich tun. Es gibt Menschen, die halten ein Leben lang eine strenge Diät ein, sind diszipliniert und verkneifen sich alle möglichen Genüsse, nur damit sie nicht zunehmen. Ihr Leben richtet sich nach dem Ernährungs- und dem Trainingsplan. Sehr oft passiert es dann, dass der Weg in die übermäßige Kontrolle und Zwanghaftigkeit führt. Der Weg in eine Essstörung ist nur noch einen Schritt oder ein paar nicht gegessene Kalorien entfernt. Diese Menschen wiegen dann zwar kein Gramm zu viel, aber sie opfern ihre Gesundheit dem Diätwahn. Die Lebensfreude, der Genuss, die Leichtigkeit des Seins − all diese Dinge, die das Leben verschönern, sind dabei auf der Strecke geblieben.

Was bleibt also, wenn wir das Konzept der Diäten aufgeben? Immer wieder höre ich die Aussage: »Ich weiß alles über gesunde Ernährung, aber ich schaffe es nicht, dieses Wissen umzusetzen.« Warum wir immer wieder scheitern und wie wir es besser machen können, darauf werde ich im Laufe des Buches genau eingehen.

Übung: Meine Diätvergangenheit

Haben Sie auch eine Diätvergangenheit? Vielleicht möchten Sie diese dokumentieren, um sich dann endgültig von ihr zu verabschieden.

■Nehmen Sie ein Blatt kariertes Papier und ziehen Sie eine Zeitlinie. Zeichnen Sie Ihre Geburt mit einem Punkt am Anfang der Zeitlinie ein und markieren Sie alle fünf Jahre mit einem Querstrich, bis zu Ihrem jetzigen Alter.

■Welcher ist der früheste Zeitpunkt in Ihrem Leben, an den Sie sich erinnern können? Welchen Stellenwert hatte Essen damals für Sie? Versuchen Sie, sich auch gefühlsmäßig daran zu erinnern. Markieren Sie diesen Punkt mit einem Farbstift.

■Nun versuchen Sie, sich zu erinnern, mit welchem Alter das Essen für Sie wichtiger geworden ist, und markieren sie auch diesem Punkt mit einem Farbstift.

■Wann haben Sie mit Ihrer ersten Diät begonnen? Waren Sie erfolgreich oder haben sie diese wieder abgebrochen? Zeichnen Sie auch diesen Zeitpunkt farbig ein.

■Wie ist ihr Leben seitdem in Bezug auf Diäten und die Ernährung verlaufen? In welchem Alter haben Sie am meisten gewogen? In welchem Alter hatten Sie Ihr Wunschgewicht? Markieren Sie alle diese Zeitpunkte mit einem Farbstift.

■Nun nehmen Sie eine andere Farbe und tragen Sie, soweit Sie sich erinnern Ihre Gewichtskurve ein. Haben Sie Ihr Gewicht im Erwachsenenalter gehalten? Gibt es markante Schwankungen? Fühlen Sie sich immer wieder hinein in die Zeit, an die Sie gerade denken.

■Sie haben nun ein Bild Ihrer Ernährungsvergangenheit vor sich liegen. Was denken Sie darüber, was fühlen Sie, wenn Sie es betrachten? Schauen Sie sich die markierten Punkte noch einmal genau an. Könnte es sein, dass es zu diesen Zeitpunkten auch andere Ereignisse in Ihrem Leben gab, die nichts mit Essen zu tun hatten?

■Schließen Sie die Übung ab, indem Sie tief durchatmen und jeglichen Diätgedanken mit dem Atem hinausblasen. Wenn Sie möchten, können Sie das Blatt Papier in kleine Stücke zerreißen oder verbrennen.

Ernährungsformen:Von TCM-Ernährung bis vegan

Es gibt viele verschiedene Ernährungsformen und ständig kommen neue dazu, die oft einen Trend setzen und von vielen Menschen nachgeahmt werden. Momentan ist es ziemlich »hip«, sich vegan – also ganz ohne tierische Produkte – zu ernähren. Vegane Kochbücher drängen auf den Markt und auch die Wirtschaft reagiert darauf. Nicht nur in den Bioläden, sondern auch in den Supermärkten wird das Angebot von veganen Lebensmitteln immer größer. Seidentofu, Sojamilch mit Schokoladen- oder Karamellgeschmack, aus pflanzlichen Zutaten bestehende Schlagsahne und vegane Brotaufstriche warten in den Regalen darauf, vom Konsumenten nach Hause getragen zu werden.

Meine Freundin Marianne ernährt sich seit einiger Zeit vegan. »Ich fühle mich super«, sagt sie. Ich kann so viel essen, wie ich will, und mein Gewicht dabei halten. Doch momentan gebe ich mein ganzes Geld für Essen aus.«

Es stimmt durchaus, dass man für vegane Produkte einen höheren Preis bezahlt. Auch ich selbst habe mich in den Veganismus eingelesen und damit ein bisschen experimentiert.

Betrachtet man den Veganismus mit einem kritischen Auge, fällt auf, dass Lebensmittel oft stark verarbeitet werden müssen. Statt dem Ei gibt es veganes Pulver aus Weizen, statt der Crème fraîche aus Milch wird ein Produkt aus Soja hergestellt, das ähnlich schmeckt, jedoch mit Konservierungs- und Geliermittel versetzt wurde. Hier geht die Natürlichkeit der Nahrungsmittel leider häufig verloren. Was noch zu beachten ist: Zucker ist ein rein pflanzliches Produkt. Man kann sich also vegan ernähren und trotzdem übergewichtig sein, wenn man zu viel Zucker in der täglichen Ernährung zu sich nimmt.

Durch die vegane Welle verliert die Ernährung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM-Ernährung, in der öffentlichen Wahrnehmung an Gewichtigkeit. Die TCM beruht auf Naturbeobachtungen und ist gleichzeitig tief verwurzelt im Taoismus. Die Nahrungsmittel werden nach ihrer thermischen Wirkung beurteilt und finden ihre Entsprechungen in den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. In der TCM findet man viele gekochte Gerichte, roh wird sehr wenig gegessen.

Ganz konträr zur TCM-Ernährung ist der allerneueste Trend, der aus den USA kommt und schon einige Anhänger bei uns in Europa gefunden hat: »Raw Food« – Rohkost ist hier angesagt. Hier wird alles ungekocht gegessen oder darf nicht auf mehr als 40 Grad Celsius erhitzt werden, damit die Nahrungsmittel keine Enzyme, Vitamine und Vitalstoffe verlieren. »Grüne Smoothies« aus Obst und grünen Pflanzen werden gemixt und ersetzen eine Mahlzeit.

Die Ayurveda-Ernährung ist eine Heilkunde aus Indien. Sie teilt den Menschen drei verschiedene Lebensenergien oder Doshas zu (Vata, Pita, Kapha), die ihm seine individuelle Konstitution verleihen. Wer typgerecht nach Ayurveda isst, bleibt dieser Ernährungsphilosophie nach im Einklang mit Körper und Geist.

Dann wäre da noch die Makrobiotik, eine fettarme und ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse und Getreide, die ihren Ursprung im Zen-Buddhismus hat.

Die anthroposophischeErnährung nach Rudolf Steiner wird als Hilfsmittel angesehen, um angestrebte Gesundheits- und Entwicklungszustände zu erreichen. Bei der Hay’schen Trennkost werden Eiweiß und Kohlenhydrate getrennt gegessen, bei den Fruttariern kommen nur Obst, Nüsse und Samen auf den Teller.

Diese Aufzählung ließe sich weiter fortsetzen, und es werden in Zukunft sicher noch weitere Ernährungsformen entstehen. Wir Menschen sind kreativ und experimentierfreudig und wollen auch unseren kulturellen, philosophischen oder religiösen Hintergrund in unsere Ernährungsformen einfließen lassen.

Ich ernähre mich seit über 20 Jahren vegetarisch, wobei ich gestehen muss, dass ich damals aus ganz banalen Gründen aufgehört habe, Fleisch zu essen. Es schmeckte mir nicht besonders und war teuer. Außerdem war es damals eher ungewöhnlich, kein Fleisch zu essen. Ich wollte kein durchschnittliches Leben führen und ein durchschnittlicher Mensch sein und mit dem Stempel der Vegetarierin hob ich mich von anderen Menschen ab. Das kann durchaus ein Grund sein, warum mancher zu einer speziellen Ernährungsform greift: Er möchte etwas Besonderes sein, seinem Leben eine spezielle Note geben. Warum auch nicht?

Gibt es die perfekte Ernährung?

Die Herausforderung der verschiedenen Ernährungsformen ist in meinen Augen folgende: Sie sind oft Teil eines Gesamtkonzeptes, einer Lebensphilosophie. So liegt der TCM-Ernährung und der Ayurveda-Ernährung eine jahrtausendealte Erfahrung und Praxis zugrunde und ist in die Kultur und Lebensweise des Landes eingebettet. Wir versuchen, diese Ernährung auf unsere europäischen Verhältnisse anzupassen, was oft nicht besonders gut funktioniert. Denken wir nur an die Ernährungsform der Okinawa – ein Volk von Inselbewohnern in Japan –, wo die ältesten Menschen der Welt leben. Dort wird viel Fisch und Meeresgemüse gegessen, was bei uns in Europa einfach nicht umsetzbar ist. Fisch ist teuer, Meeresgemüse muss von weit her importiert werden. Auch wäre mittlerweile mit der leider immer größer werdenden Schadstoffbelastung der Meere und der radioaktiven Verseuchung in Fukushima diese Form der Ernährung auf ihren gesundheitlichen Aspekt zu überprüfen.

Bei unserer Ernährung müssen wir also auch immer die geografischen und klimatischen Verhältnisse berücksichtigen und wie sich die Körper unserer Vorfahren an die Gegebenheiten angepasst haben. Sich in den kalten Wintern in Mitteleuropa nur mit rohen und ungekochten Speisen zu ernähren, ist problematisch. Wir brauchen warme, energiereiche Nahrung, um durch die frostige Zeit zu kommen.

Welche Ernährungsform ist also für wen geeignet? Es gibt keine ideale Ernährungsform, die für alle passt. Letztendlich sollten wir die Ernährungsweise wählen, die uns guttut, uns Gesundheit bringt und problemlos in den Alltag integriert werden kann. Denn was nützt das beste Essen, wenn wir Mühe haben, die entsprechenden Produkte zu kaufen? Ist es nicht sinnvoller, sich mit der guten alten Kartoffel zufriedenzugeben, anstatt auf der Suche nach einer Bio-Avocado durch die Stadt zu hetzen? Alles ist eine Frage der Balance. Jede extreme Ernährungsform ist für die meisten von uns schwer durchführbar und auch schwer durchzuhalten. Und sie kostet Energie. Entweder in Form von Geld oder Zeit, die für das Einkaufen und die Zubereitung benötigt wird. Hier ist der goldene Mittelweg gefragt: Offen sein für Neues und sich das herauspicken, das für einen persönlich passt. Ob wir »hip« sind oder nicht, das sollte nicht unsere Sorge sein.

Fragen Sie sich:

■Haben auch Sie mit Ihrer persönlichen Ernährungsweise experimentiert?

■Welche Ernährungsweise haben Sie gewählt, und warum?

Nahrungsmittel, die guttun