Was Jungs brauchen -  - E-Book

Was Jungs brauchen E-Book

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Beschreibung

Was brauchen Jungs, damit sie sich in gemischten Gruppen wohlfühlen und begeistert mitmachen? Was brauchen Mitarbeitende, damit die Jungs sie nicht frustrieren und müde machen? Darauf hat dieses Buch keine pauschale Antwort. Aber es gibt verschiedene, oft kleine Anregungen, die gewinnbringende Veränderungen in der Gruppenarbeit bewirken können. Das reicht vom Bewegen und Werken übers Singen bis hin zur spannenden und lebendigen Verkündigung. Darüber hinaus wird auf die Beziehungsarbeit und einen guten Umgang mit Grenzen eingegangen. Was Jungs brauchen ist ein Ideengeber und Mutmacher für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Jungs und Mädchen von 5 bis 12 Jahren gemeinsam und entspannt unterwegs sein wollen. Dafür kann ein Rahmen geschaffen werden, in dem sich Jungs wahr- und ernst genommen fühlen und das Miteinander gelingt.

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Seitenzahl: 100

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Dieser Titel ist entstanden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für missionarische Arbeit mit Kindern (AMK), www.amk-online.eu.

Impressum

© 1. Auflage 2018 buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart 2018

All rights reserved.

ISBN Buch 978-3-86687-214-1 ISBN E-Book 978-3-86687-215-8

Lektorat: Punkt.Landung, Mirja Wagner, Marburg Umschlaggestaltung: buch+musik – Heidi Frank, Stuttgart Satzprogrammierung: X1-Publishing OHG, Walddorfhäslach Bildrechte Umschlag: iStock, paci77 Bildrechte Inhalt: iStock, paci77, Rawpixel; fotolia, Neyro Bildrechte Autorenfotos: bei den Autoren

www.ejw-buch.de

INHALTSVERZEICHNIS

Titel

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Das ist meine Lebenswelt

… im persönlichen Umfeld

… in Kindergarten und Schule

… in der Gemeinde

… in der Gesellschaft

… in einer anderen Kultur

So bin ich

Die kindliche Entwicklung

Entwicklungsphasen

Entwicklung der Moral

Entwicklung des Glaubens

Pädagogische Sichtweisen

Jedes Kind ist einzigartig

Jungs in der Gruppe

Prägung contra Veranlagung

Genetik und Umwelteinflüsse

Vorbilder der Jungs

Freie Entfaltung

Der einzelne Junge im Blick

Medienpädagogische Aspekte

Virtuelle und reale Welt

Das Prinzip „Smartphone“

Jungs stark machen

Interkulturelle Hintergründe

Das brauche ich

Ein echtes Gegenüber

Verschiedene Arten der Beziehung

Beziehung bauen

Besondere Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeit ist wichtig

Aufmerksamkeit durch Handeln

Aufmerksamkeit durch Gespräch

Faire Grenzen und Regeln

Zu den eigenen Grenzen stehen

Nicht immer verhaltensauffällig

Angemessene Grenzen und Regeln

Eine spannende Verkündigung

Verkündigung für Kinder in der Bibel

Allgemeine Orientierungshilfen

Wissensvermittlung

Aus der Praxis

Singen – ganz anders

Warum Singen für Jungs wichtig ist

Was das Singen mit Jungs erleichtert

Viel Bewegung und Action

Warum Bewegung wichtig ist

Bewegung gut planen

Ideen für Bewegungsspiele

Werken statt basteln

Kleine und große Projekte umsetzen

Voraussetzungen

Erwachsene sehen und arbeiten anders

Beispiele für coole Projekte

Männliche Vorbilder

Die Mitarbeitenden (allgemein)

Der Mitarbeiter

Gesucht: Männer im Mitarbeiterteam

Anhang

Empfohlene Literatur

Das Autorenteam

… IM PERSÖNLICHEN UMFELD

Die meisten Jungs fühlen sich in der Familie zu Hause. Hier bekommen sie im Normalfall Geborgenheit und Sicherheit und jemand hat ein offenes Ohr für ihre Anliegen. Die zentrale Erziehungsrolle übernimmt in vielen Fällen immer noch die Mutter und so kommt unweigerlich die Frage nach den männlichen Vorbildern auf.

In manchen Familien fehlt der Vater oder ist selten zu Hause. Damit haben Jungs kein direktes männliches erwachsenes Vorbild. Zwar übernimmt häufig auch die Mutter, der Bruder oder die Schwester eine Vorbildfunktion – und das kann gut oder schlecht sein –, Fakt ist aber, dass der Vater als männliche erwachsene Bezugsperson in diesen Fällen fehlt. Aber auch wenn er da ist, muss das nicht bedeuten, dass die Rolle des männlichen Gegenübers gut ausgefüllt wird. Hier können „Ersatz-Väter“ eine wichtige Rolle spielen, die dann einiges kompensieren. Oft ist das der Großvater oder eine andere männliche Bezugsperson aus dem näheren Familienumfeld.

Für Jungs sind erwachsene männliche Vorbilder von großer Bedeutung, um ihnen Sicherheit zu geben. In ihrem außerfamiliären Umfeld haben sie es häufig, gerade in Kindergarten und Grundschule, mit weiblichen Bezugspersonen zu tun. Doch je älter sie werden, kommen vermehrt andere Männer in ihr Leben, z. B. Lehrer, Trainer oder Jungscharmitarbeiter. Jede dieser männlichen Bezugspersonen ist unterschiedlich und hat ein anderes Verständnis vom „Mannsein“. Wem soll der Junge also glauben, wie ein „echter Mann“ zu sein hat?

Eng damit verknüpft ist die Sichtweise über die Rolle eines Jungen selbst: Wie darf, muss oder soll ein Junge sein? Auch hier kommen, je nach Bezugsperson, unterschiedliche Sichtweisen zum Vorschein, denen häufig eine Unsicherheit abzuspüren ist. Und so wird sich je nach Alter und Entwicklung der eine oder andere Junge fragen: Wer hat jetzt eigentlich recht?

Hier können auch Freunde eine Richtung geben, positiv oder negativ. Sie spielen für Jungs eine wichtige Rolle. Es gibt eine Sehnsucht nach einem echten „Kumpel“. Man verabredet sich und genießt die Zeit außerhalb der Familie, denn der Lebensalltag kann mitunter stressig sein.

Neben der Schule stehen viele Aufgaben und Termine an: Hausaufgaben, Sport, Aufgaben im Haushalt. Manchmal sind Jungs deshalb ganz schön erschöpft. In vielen Fällen haben sie Geschwister. Das läuft oft gut, aber hin und wieder gibt es Konflikte, die sich verbal oder in körperlicher Auseinandersetzung äußern können. Dies kann den Alltag zusätzlich belasten. Sind keine Geschwister da, ist der Junge oft allein, geht seinen eigenen Weg oder schafft sich Kontakte zu Gleichaltrigen. Zudem ist der Wohnraum der Familie nicht immer für den Jungen geeignet. Wie empfindlich sind die Nachbarinnen und Nachbarn, wie groß ist das Zimmer, ist ein Garten vorhanden? Jungs haben einen Drang nach „Draußen“, sie wollen die Welt entdecken, Abenteuern nachgehen und brauchen dafür Platz. Nicht selten suchen sie ihr Abenteuer am Computer und an der Spielekonsole. Jungs können Stunden damit verbringen und im schlimmsten Fall interessiert sich niemand dafür. Wenn es gut läuft, finden sie den Weg nach draußen und haben dort Freude am Bauen und Werken, entdecken ihre Fähigkeiten und erlangen so Selbstwertgefühl.

STEFAN KAISER

… IN KINDERGARTEN UND SCHULE

Ob im Kindergarten oder in der Schule: Jungs macht es großen Spaß, sich zu bewegen. Am liebsten draußen, auf einem Klettergerüst, auf dem Rasen und im Wald. Nicht für alle, aber für viele, steht Fußballspielen an oberster Stelle. Krafteinsatz, Geschicklichkeit und Spannung, aber auch das Gefühl, zu einer Gruppe dazuzugehören, geben älteren Jungs ein erhebendes Gefühl. Heiß ersehnt sind die Pausenzeiten auf dem Schulhof und das Schulfach „Sport“. Laufspiele, wilde Spiele, sich „Austoben“, auch mal mit Verletzungen – bis zu einem gewissen Alter wird dieses körperliche Spielen sogar dem Smartphone vorgezogen. Wer jedoch nicht sportlich ist, kann diese Aktivitäten als ein „Bloßstellen“ seiner Unsportlichkeit erleben.

Das Bauzimmer im Kindergarten und der Werkraum in der Schule machen Jungs zu Bau- und Werkmeistern. Bau- und Werkarbeiten, die einen Sinn ergeben, schenken ihnen das großartige Gefühl, „Macher“ zu sein. Ab der dritten Klasse probieren die Schüler selbst gern etwas aus, lösen selbstständig mathematische Knobelaufgaben und meistern in Gruppenarbeiten herausfordernde Probleme. Sie möchten lernen, sich selbst zu helfen, wollen etwas können, beispielsweise Schlagzeug spielen, schauspielern oder Torwart sein. Dies kann ihr gesundes Selbstbewusstsein stärken. Theoriefächer wie Lesen und Schreiben oder Fächer, in denen alles „vorgekaut“ wird, empfinden Jungs meistens als langweilig. Man verlangt von ihnen, dass sie sich beim Lesen und Schreiben konzentrieren, doch wenn in der Nähe Lärm gemacht wird, müssen sie unbedingt schauen, was da los ist. Und schon wirken sie als diejenigen, die leicht ablenkbar sind. Meistens erleben sich Jungs nicht als die Ordentlichsten, die mit der schönsten Schrift oder die Künstlerischsten. Einige entwickeln sogar eine gewisse Angst vor Buchstaben oder vor einer verbalen Beteiligung am Unterricht. Doch es gibt auch die anderen, die eher schüchternen Jungs, die das Malen und Zeichnen bevorzugen. Was aber für alle Jungs gilt: Es tut gut, im Kindergarten oder in der Schule verlässliche und gute Freunde zu haben, Freunde, die zu ihnen stehen.

Gerade im Kindergarten und in der Schule sowie in der Hausaufgabenzeit werden Jungs mehrheitlich von weiblichen Personen angeleitet, betreut und unterrichtet. Manche Schüler fühlen sich Mädchen gegenüber benachteiligt und haben den Eindruck, nicht gleichberechtigt und gerecht bewertet zu werden. Etliche ältere Jungs würden ihre Erfahrungen genau so formulieren: „Mädchen werden immer bevorzugt. Wir sind im Fach Deutsch nicht so gut und bekommen entsprechend schlechtere Noten. In Sport, da sind wir besser, aber die Mädchen werden dennoch nicht schlechter benotet. Unsere Argumente werden nicht einmal angehört.“

(Ursache und Hintergrund der Gefühle eines Jungen im Kindergarten- und Grundschulalter sind im Kapitel „Entwicklungsphasen“ und im Kapitel „Pädagogische Sichtweisen“ erklärt.)

CHRISTINE MAIER

… IN DER GEMEINDE

Es sind zwei Welten, die da aufeinanderprallen, wenn Jungs am Sonntagmorgen auf Gemeinde oder Kirche treffen. Klar, es gibt ein paar, die wirklich gern in den Kindergottesdienst gehen, aber einige Jungs empfinden die Kirche oder Gemeinde als Einschränkung ihrer Entfaltung. Die Erfahrung zeigt, dass Jungs nicht allzu gern in einen Gottesdienst gehen, und das hat folgende Hintergründe:

In Kirchen und Gemeinden ist ein Rahmen vorgegeben, der wenig Raum für körperliche Betätigung bietet. Sitzen, Singen und Zuhören trifft nicht die Lebenswelt von Jungs. Sie wollen rennen und toben, stattdessen sollen sie ruhig sitzen und zuhören. Und das betrifft alle Altersklassen. Es fehlt am Sonntagmorgen an Spielen und Aktionen, da sie den Mitarbeitenden häufig als zu wild oder zu gefährlich erscheinen. Aber genau die sind wichtig für die Beziehungspflege mit Jungs. Jungs bauen ihre Beziehung mehr durch Aktionen auf als durch Kommunikation. Und damit wird der Grundsatz „ohne Beziehung keine Botschaft“ in den Kirchen und Gemeinden schwer umsetzbar. Weil es aber durch räumliche Gegebenheiten oder durch die Mitarbeitenden manchmal nicht anders möglich ist, gibt es „wortlastige“ Kindergottesdienste, mit denen Jungs wenig anfangen können. Hier wird viel erzählt, es werden Fragen gestellt und die Geschichte schön ausgeschmückt. Das hat absolut seine Berechtigung, trifft aber auf Dauer nicht die Lebenswelt der Jungs. Ihr Leben beinhaltet Aktionen, Ausprobieren, Visuelles, Spiele und Werken. Sie brauchen Gottesbegegnungen zum „Anpacken“ und Mitarbeitende, die Freiraum für Entfaltung lassen, ihnen Aufgaben zutrauen und gute Grenzen setzen. Aufgrund der Struktur des Kindergottesdienstes oder der Zusammensetzung des Mitarbeiterteams fehlen jedoch häufig elementare Bausteine in den Gruppenstunden, die Jungs brauchen.

Die Treffen am Sonntagmorgen werden häufig von Frauen geleitet, sodass ein männliches Gegenüber fehlen kann. Für manche Jungs erscheinen Mitarbeiterinnen manchmal als ängstlich und zurückhaltend und damit sind sie dann langweilig. Gerade Jungs testen gern Grenzen aus. Das fordert Mitarbeitende sehr heraus. Es entsteht Frust auf beiden Seiten. Vielleicht tritt das Gefühl bei Mitarbeiterinnen stärker auf, weil sie Angst haben, dass sie die Jungs schlecht in den Griff bekommen. Im Gegenzug suchen Jungs vergeblich ihre Grenzen und denken, dass die Mitarbeiterinnen zu „lahm“ sind.

Gute Ansätze sind Mitarbeitende, die Jungs praktisch mit einbeziehen. Das verschafft einen Zugang zur biblischen Geschichte. Denn wo sollen sie sonst die Chance bekommen, eine Gottesbeziehung aufzubauen, wenn nicht dort? Christliche Gruppen schaffen eine gute soziale Bindung und bieten einen geregelten Rahmen. Hier können Jungs gerade durch Aktionen Werte vermittelt bekommen und ihren Glauben und ihr Profil stärken. Darüber hinaus brauchen viele Jungs, aber auch Mädchen, logische Erklärungen und eine Transparenz, warum man in den (Kinder-)Gottesdienst geht. Diese müssen ehrlich und echt sein. Eine Beispielerklärung könnte sein: „Wir gehen in den Gottesdienst, weil es unserem Glauben guttut. Weil es eine Verabredung mit Jesus, unserem Freund, ist.“

(Zum Thema Verkündigung für Jungs s.  Kapitel „Eine spannende Verkündigung“.)

TORSTEN WITTENBURG

… IN DER GESELLSCHAFT

Die Gesellschaft prägt Familien, Wohnorte, Schulen, Kirchen und Gemeinden. Und unser Lebensumfeld ist bunt und vielseitig. Die Sinus-Milieu®-Studie 2017 teilt unsere Gesellschaft in zehn unterschiedliche Lebenswelten auf, die sich in Teilen überschneiden (s. SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH, Heidelberg/Berlin 2017). Kinder begegnen in ihrem Umfeld armen und reichen Kindern, welchen, die „komische Klamotten“ haben, und welchen, die cool gekleidet sind. Sie treffen in Kindergarten und Schule auf Bezugspersonen, die eher traditionell leben. Lernen aber ebenso den Wunsch nach Modernisierung und Individualität kennen, bis hin zu einem krassen Egoismus: „Jeder Mensch kann tun und lassen, was er will.“

Wie Jungs, und natürlich auch Mädchen, unsere Gesellschaft wahrnehmen, wird von ihrem Wohnort, der Schule und ganz stark von der eigenen Familie beeinflusst. Ein Junge aus einer Einfamilienhaussiedlung ist überzeugt, dass zum Leben geregelte Arbeit, gesellschaftliche Ordnung und eine gute soziale Anbindung gehören. Ein Junge aus einem Hochhausviertel mit sozial schwachem Hintergrund ist vielleicht frustriert von der Gesellschaft und weiß, dass er um vieles kämpfen muss. Das Leben ist für ihn wie ein Hamsterrad aus Minijobs und Ämtern. Diese Beispiele sind nur exemplarisch und auf keinen Fall ein Standard.