Was macht der Elch im Winter? - Fernand Schmit - E-Book

Was macht der Elch im Winter? E-Book

Fernand Schmit

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Beschreibung

Hier in diesem Kinderbüchlein kommt ganz und gar die zoologische Vergangenheit des Autors zum Vorschein. Es gibt kaum bekannte Tierarten, die er nicht schon selbst gepflegt und gehalten hätte beziehungsweise sie in der Wildnis intensiv beobachten konnte. Alle Geschichten haben also einen wahren Kern. Das Büchlein soll junge Menschen von fünf bis zwölf Jahren erfreuen, gerne aber auch ältere "Kinder".

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Für Lilly und Malin

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Bobo und die Soldaten

Das junge Schwälbchen

Was macht der Elch im Winter?

Wie der alte Elefant den Friedhof fand

Manchmal kommt ein Lemming nicht allein

Ernst-August und die Nebelmaschine

Das weiße Krokodil

Die Hummel und der Honig

Haben Paviane Mäntel?

Willi, der Krebs aus dem Atlas

Lo und der Junge

Massa und der Fußball

Vorwort

Ich denke, wir Menschen sind erst dann wirklich Mensch und nicht mehr nur aufrecht gehender, intelligenter Menschenaffe, wenn wir herausfinden, wie ein Tier „tickt“. Es ist faszinierend, was du dabei erfährst. Man kommt sich immer näher. Du spürst, dass man zusammengehört und aus einer einzigen großen Quelle stammt. Dann endlich begreifst du, was die Lakhota-Indianer meinen, wenn sie beim Anblick von Tieren von ihren Brüdern und Schwestern reden. Und das sagt hier ein Zoologe, der durchaus auch wissenschaftlich und nüchtern denken und reden kann.

Zusammenfassend kann man aber sagen: Wirklich Mensch bist du erst, wenn du bestimmte Berührungen hattest – mit der Philosophie, mit der Musik, mit dem Mitmenschen, auch in fernen Ländern, vor allem mit dem Kind, sodann mit der besonderen Erscheinung „Respekt“ und „Sanftheit“ und schließlich mit dem Tier.

Bobo und die Soldaten

Ach ist das schön, wenn man sich morgens noch einmal so richtig räkeln kann und nicht gleich aufstehen muss, zum Beispiel dann, wenn es ein verdächtiges Geräusch gegeben hat. Heute Morgen jedenfalls durfte sich Bobo nach dem Aufwachen nach Herzenslust strecken und musste nicht mit einem Ruck aus dem Nest springen wie vorgestern, als ihn ein Knall weckte und er nur noch an eines dachte: seine Gruppe zu schützen. Denn diese Gruppe erwartete das von ihm. Er war ja auch schon ein sehr erfahrener Anführer.

Nein, heute war es anders. Der erste Berggorilla, der wach geworden war, das war Mudimbo. Bei ihm ging das immer sehr schnell. Augen auf und sofort an Abenteuer denken und dann nichts wie raus aus Mutters Nest! Schauen, ob die anderen kleinen Berggorillas auch schon wach waren und spielen wollten. Durch diese Geräusche, die Mudimbo verursachte, war Bobo wach geworden. Man kann ja nie wissen, was das für Laute sind, die es da zu hören gab. Vielleicht war es eine Bedrohung, vielleicht auch etwas Harmloses. Nun, heute jedenfalls war alles ganz beruhigend.

Bobo blieb also noch im Nest liegen. Dieses befand sich am Boden. Die Mütter mit ihren Kindern und all die anderen Berggorillas hatten sich am Abend davor ein Nest in den Bäumen gemacht. Manche schon in drei Meter Höhe, die meisten anderen aber in vier oder fünf oder gar sieben Meter Höhe. Dazu hatten sie Zweige zusammengebunden, ineinander verschränkt und so eine Mulde gebaut. Viele von ihnen legten abgerissene Bartflechten hinein, die alles so schön auspolsterten und auch ein wenig wärmten, denn hier bei den Virunga Vulkanen im Grenzgebiet von Rwanda und Kongo wurde es nachts ziemlich kühl. Schließlich lag dieser Wald zweitausend Meter hoch. Das war sogar in Afrika eine Höhe, in der es nachts bis auf Null Grad gehen kann. Möchtest du da Gorilla sein?

Bobo jedenfalls war gerne Gorilla. Von früh bis spät gab es wichtige Dinge zu tun. Nach dem Aufwachen war es an der Zeit, sich das Frühstück zusammenzusuchen. Auch das war Bobos Aufgabe, nämlich möglichst bald die leckersten Kräuter zu finden. Ihre Lieblingsspeise war meistens wilder Sellerie. Da konnten sogar die Kleinen nicht widerstehen, obwohl sie noch an Mutters Brust hingen. Und so zog die Gruppe ganz, ganz langsam durch den Wald, immer wieder von Pausen unterbrochen, in der alle irgendwo saßen und sich ihre Lieblingspflanzen zusammenpflückten. Es war eine sehr friedliche Stimmung, die da herrschte. Nur hin und wieder sah man die Kinder übermütig umhertollen.

Einige Male am Tag forderte Bobo seine Gruppe auf, den Platz zu verlassen und mit ihm ein wenig weiter weg zu ziehen, weil es wichtig war, neue Pflanzen zum Essen zu finden. Da konnte es passieren, dass die Gorillas einen ganzen Kilometer durch den Wald zogen auf der Suche nach einem guten Plätzchen mit möglichst viel Sellerie oder jungem Bambus. Sollte es dabei auch einmal Termiten zu essen geben, so war das eine gute Abwechslung. Und einige wenige Male im Jahr führte Bobo seine Gruppe an einen bestimmten Berghang, an dem eine Menge Erde bloßlag. Es war eine besondere Erde, eine mit ganz vielen Mineralien. Und die aßen dann alle ganz gierig. Ihr Körper brauchte das nun mal ab und zu. Doch auf all diesen Wegen mussten die Gorillas sehr gut aufpassen. Wie schnell konnte es geschehen, dass man einem Feind in die Hände lief! Darum waren auch alle immer sehr leise bei der Wanderung. Sogar die Jungen. Sie wurden von Bobo ermahnt, wenn sie denn doch einmal zu laut waren.

Und dann geschah es eben doch. Die Affen waren zwar ganz brav und leise gewesen, aber der kleine Mudimbo hatte sich auf einem steilen Abhang nicht halten können und war den Berg hinuntergefallen. Dabei hatte er nach seiner Mutter gerufen. Nicht lange und auch gar nicht mal so sehr laut, aber es hatte jemand gehört, der es nicht hören sollte. Da waren nämlich Soldaten im Wald. Und die erschraken sich erst einmal, als neben ihnen ein winselndes schwarzes Fellknäuel den Abhang hinuntergerollt kam. Nach der ersten Schrecksekunde sahen sie, dass es keinen Grund zum Fürchten gab. Eher zum Lachen. Aber sie lachten nicht. Sie schauten schnell, ob da noch andere und größere Gorillas hinterherkamen. Nein, keine. Oben am Hang, ja, da waren ein paar zu sehen, aber hier unten? Nichts. Sie überlegten nicht lang und packten das Junge an den Armen und drückten sie auf den Rücken. Mudimbo machte ein sehr, sehr angsterfülltes Gesicht, zog eine Grimasse, bei der man alle Zähne sah und weinte vor Angst. Das hört sich ganz schlimm an. Es ist ein ganz helles und lautes Schreien. Jeder normale Mensch, so wie du und ich, bekommt sofort Mitleid und lässt das Gorillajunge los oder nimmt es lieb in die Arme. Der Soldat aber, der es gepackt hatte, hielt es hoch und lachte den anderen stolz zu: Hier, schaut, ich hab es! Haha, der Kerl entwischt mir nicht mehr. Den verkaufen wir für viel Geld. Und wenn ihn keiner will, weil es ja verboten ist, dann essen wir ihn auf. Suppe mit Gorilla, das ist was Feines! Schließlich ist hier in den Wäldern Krieg und Soldaten haben nicht viel zu essen.

Doch die Rechnung hatten die Soldaten ohne Bobo gemacht. Der nämlich würde niemanden aus seiner Gruppe allein lassen. Mudimbo war obendrein auch noch sein Lieblingssohn. Er kam wie ein völlig wild gewordenes Nashorn angestaubt und schrie ganz laut. Es ging durch Mark und Bein. Und Bobo fackelte nicht lange. Er gab sich nicht damit zufrieden, mit Ästen und Laub zu schmeißen, um Eindruck zu machen. Nein, er wusste, dass es hier um alles ging! Hier war keine Zeit zum Drohen. Er griff sofort den Soldaten an, der den jämmerlich schreienden Mudimbo immer noch an den Armen hielt. Der Soldat wollte weglaufen, merkte aber, dass es nur eine einzige Lösung gab, nämlich ganz schnell Mudimbo fallen zu lassen. Er tat es auch sofort. Der kleine Affe rannte denn auch gleich zu seinem Vater, immer noch schreiend. Bobo nahm den kleinen Mudimbo mit einem seiner starken Arme auf, war aber immer noch außer sich vor Wut, schimpfte und drohte den Soldaten sehr heftig. Bis, ja, bis einer von den Soldaten sein Gewehr nahm und auf Bobo zielte. Ein Schuss donnerte durch den Tag. Bobo schrie ganz laut, aber nicht vor Schmerz, denn er war nicht getroffen, sondern um die Soldaten zu vertreiben. Aber auch aus Angst, denn er ahnte, dass so ein Gewehrlärm nichts Gutes zu bedeuten hatte. Ein zweiter Schuss fiel. Dieses Mal schrie Mudimbo ganz laut auf. Aber auch er war nicht getroffen, er hatte nur Angst. Sehr viel Angst. Bobo machte jetzt das einzig Richtige, er lief in den Wald zurück und verschwand ganz schnell hinter den Sträuchern und Bäumen. Einer der Soldaten schoss trotzdem noch hinterher, traf aber niemanden aus Bobos Gruppe.

Die Soldaten zogen weiter. Hoffentlich würden sie nicht noch einmal auf Gorillas stoßen, denn sehr oft geht alles viel schlimmer aus. Dieses Mal aber hatte Bobo und seine Gruppe Glück gehabt. Sie waren dennoch sehr aufgeregt. Als Bobo mit Mudimbo im Arm zurückkam, sah man Mudimbos Mutter, die ihr Junges sofort in ihre Arme nehmen wollte, um es zu trösten und zu untersuchen. So geschah es denn auch. Bobo jedoch rief zum Weiterziehen auf. Alle schlossen sich ihm an und zogen recht schnell davon, und zwar in genau die entgegengesetzte Richtung, aus der die Soldaten aufgetaucht waren. Eine halbe Minute danach war es ganz still an der Stelle, wo kurz davor noch zwei Gorillas um ihr Leben fürchten mussten und wo mehrere laute Gewehrschüsse durch die Stille knallten.

Bobos Gruppe war bereits am Abend am gegenüberliegenden Vulkan angekommen und alle fanden Schutz im dichten Bergwald.

Fast sah es aus wie eine Belohnung, als sie hier jede Menge an wildem Sellerie fanden. Alles war vergessen. Trotzdem würde Bobo jetzt noch viel besser aufpassen. Es wäre ja auch nichts passiert, wenn nicht Mudimbo den Abhang hinuntergekullert wäre, den Soldaten direkt vor die Füße. Aber so etwas kommt nun mal vor, wenn Kinder herumtollen und jede Gefahr vergessen.

Das junge Schwälbchen

Fast hatten sie denselben Eingang, die beiden fleißigen Schwalbeneltern, die unablässig Futter für ihre Jungen brachten, und die Wespen, die ihr Nest ebenfalls unter dem Dach des alten Holzhauses gebaut hatten. Es war kein besonders schöner Sommer, die Temperaturen stiegen nicht sonderlich hoch, und es hatte viel, viel geregnet. Andrerseits wird es bei sehr heißem Wetter unter dem Dach schier unerträglich drückend, so dass die Vogeleltern dann sehr oft auch noch Wasser für ihre Kinder herbeifliegen müssen. Und es kann im schwedischen Sommer sehr wohl ganz schön heiß werden!