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Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Dr. Leon Laurin war wieder einmal in Eile. Er hätte an drei verschiedenen Plätzen zu gleicher Zeit sein sollen. »Bitte, sorgen Sie dafür, daß ich die Röntgenaufnahmen von Frau Kroll sofort bekomme, Mirja«, sagte er zu dem aparten Mädchen, das seit ein paar Wochen als Röntgenassistentin in der Prof. -Kayser-Klinik tätig war. »Sollten Sie zufällig Dr. Rasmus treffen, sagen Sie ihm, daß ich ihn noch sprechen möchte.« Mirja Rickmann brauchte nicht auf den Zufall zu rechnen, sie wußte, wo sie Dr. Rasmus treffen konnte, denn er verabschiedete sich von den Stationsschwestern. Anstelle von Dr. Laurin sollte er zu einem Gynäkologenkongreß nach Hamburg fliegen. »Kommen Sie bloß nicht unter die Räder«, warnte ihn nun Schwester Marie. »Sankt Pauli ist ein heißes Pflaster.« »Sie müssen es ja wissen, Marie«, scherzte er. Er verstummte, als Mirja das Schwesternzimmer betrat. Es war ganz eigenartig mit diesem Mädchen. Keiner von ihnen, ob Ärzte oder Schwestern, wagten ihr gegenüber diesen leichten Ton anzuschlagen, der im allgemeinen zwischen ihnen üblich war, und dies nicht etwa, weil Mirja ihnen unsympathisch gewesen wäre.
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Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Dr. Leon Laurin war wieder einmal in Eile. Er hätte an drei verschiedenen Plätzen zu gleicher Zeit sein sollen.
»Bitte, sorgen Sie dafür, daß ich die Röntgenaufnahmen von Frau Kroll sofort bekomme, Mirja«, sagte er zu dem aparten Mädchen, das seit ein paar Wochen als Röntgenassistentin in der Prof.-Kayser-Klinik tätig war. »Sollten Sie zufällig Dr. Rasmus treffen, sagen Sie ihm, daß ich ihn noch sprechen möchte.«
Mirja Rickmann brauchte nicht auf den Zufall zu rechnen, sie wußte, wo sie Dr. Rasmus treffen konnte, denn er verabschiedete sich von den Stationsschwestern. Anstelle von Dr. Laurin sollte er zu einem Gynäkologenkongreß nach Hamburg fliegen.
»Kommen Sie bloß nicht unter die Räder«, warnte ihn nun Schwester Marie. »Sankt Pauli ist ein heißes Pflaster.«
»Sie müssen es ja wissen, Marie«, scherzte er.
Er verstummte, als Mirja das Schwesternzimmer betrat. Es war ganz eigenartig mit diesem Mädchen. Keiner von ihnen, ob Ärzte oder Schwestern, wagten ihr gegenüber diesen leichten Ton anzuschlagen, der im allgemeinen zwischen ihnen üblich war, und dies nicht etwa, weil Mirja ihnen unsympathisch gewesen wäre. Vielleicht war sie noch zu kurz in der Prof.-Kayser-Klinik, vielleicht aber war es auch dieses gewisse Etwas, das ihr eigen war und das man einfach nicht erklären konnte. Schwester Marie nannte sie heimlich ›Prinzessin‹, und so wirkte sie auch.
Der Kummer um den frühen Tod ihrer Mutter hatte das schöne Mädchen still gemacht.
»Der Chef hätte Sie gern noch gesprochen, Herr Doktor«, sagte sie zu Dr. Rasmus. »Vielleicht können Sie ihn zwischen seinen Terminen erreichen. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug, Herr Doktor«, sagte Mirja formell.
»Danke, Frau Rickmann.« Er hatte es eilig, denn dem Wunsch des Chefs wollte er schnell nachkommen.
Auch Mirja eilte weiter.
*
Nur ein paar Minuten hatte Dr. Laurin Zeit für seinen Assistenten Dr. Rasmus gehabt.
»Lassen Sie sich auf dem Kongreß nicht ein Gespräch mit Professor Lorenzen entgehen, Peter«, sagte er freundschaftlich. »Grüßen Sie ihn herzlich von mir, und informieren Sie sich genau über die Fünflingsgeburt, falls uns solches hier auch mal passieren sollte. Vielleicht weiß manch einer der großen Kollegen schon ein bißchen mehr als wir.«
Das bezweifelte Dr. Peter Rasmus, zumindest soweit es Dr. Laurin betraf. Für ihn war er der beste Arzt, und er hätte nicht im Traum daran gedacht, sich ein anderes Vorbild zu suchen.
Dr. Laurin war bereits wieder in seinem Sprechzimmer und untersuchte eine Patientin.
Bei Hanna Bluhme wartete indessen schon Mirja mit den Röntgenaufnahmen. Hanna Bluhme, manchmal liebevoll Blümchen genannt, sah es dem jungen Mädchen an, daß etwas sie bedrückte. Aber sie wollte keine Fragen stellen. Hanna hatte eine Aversion gegen Röntgenaufnahmen, die so manches Mal eine Todesdrohung enthielten.
Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, als Dr. Laurin mit Mirja hinter der Tür verschwand.
Dr. Laurin hängte die Aufnahme an den Lichtkasten.
»Eigentlich brauche ich Sie ja nur anzuschauen, Mirja«, sagte er nachdenklich.
»Sie sind erfahrener als ich«, bemerkte sie leise.
»Sie verstehen es ausgezeichnet, Röntgenbilder auszuwerten«, stellte er anerkennend fest.
Er war bald überzeugt gewesen, daß es ein ausgesprochener Glücksfall war, Mirja Rickmann zu engagieren, obgleich ihre aparte Erscheinung anfangs Bedenken in ihm aufkommen ließ. Attraktive Frauen brachten meistens Unruhe in eine Klinik. Aber Mirja war noch ein richtiges Mädchen, und um so verwunderlicher war es, daß sie schon soviel Berufserfahrung besaß. Aber er kannte ihre Lebensgeschichte und wußte, daß sie mit ungeheurem Fleiß und Ehrgeiz bemüht gewesen war, ihrer Mutter Freude zu bereiten.
»Nun, da werden wir schnellstens operieren müssen«, sagte er gedankenvoll.
»Wird es noch Sinn haben?« fragte Mirja leise.
»Das bleibt abzuwarten, aber man darf nie vorzeitig kapitulieren. Wunder gibt es immer wieder, Mirja. Ich habe es oft genug erfahren.«
Wenn es doch auch eines für Mama gegeben hätte, dachte Mirja traurig.
»Ich werde gleich nachher mit der Patientin sprechen. Sie machen heute mal pünktlich Schluß. Das ist eine Anordnung!«
»Aber…«
»Kein Aber, Mädchen. Haben Sie Lust, ins Konzert zu gehen? Ich habe eine Karte geschenkt bekommen.«
»Wenn Sie sonst keine Verwendung dafür haben«, meinte sie vorsichtig.
Er gab sie ihr mit einem aufmunternden Lächeln. »Lenken Sie sich mal ein bißchen ab, Mirja. Wenn Sie sich alles so zu Herzen nehmen, bekommen Sie Kummerfalten, und dazu sind Sie viel zu hübsch.«
Sie lächelte. Ein Kompliment aus Dr. Laurins Mund zählte für sie doppelt.
*
Mirja hatte die Dreizimmerwohnung behalten, die sie mit ihrer Mutter bewohnt hatte. Die Miete war erschwinglich. Zehn Minuten mußte sie mit der S-Bahn fahren und dann nochmals zehn Minuten zu Fuß gehen. Sie hatten damals Glück gehabt, diese Wohnung in dem Zweifamilienhaus zu bekommen. Anna Rickmann hatte die Hausmeisterstelle übernommen, und darum waren sie bevorzugt worden.
Vor ein paar Jahren war das alte Hausbesitzerehepaar gestorben, und die Erben vermieteten nun die Wohnung zu einem beträchtlichen Mietpreis, doch an ihrem konnten sie nichts ändern, weil es ausdrücklich im Testament festgelegt worden war. Dafür mußte Mirja aber auch weiterhin für Ordnung in dem Haus sorgen, was manchmal nicht so einfach war.
Als sie nun heimkam, stand die Haustür offen, und aus der Wohnung tönten streitende Stimmen.
Mirja seufzte in sich hinein. Daß die Hankes immer streiten mußten!
Sie eilte schnell die Treppe hinauf.
Das Obergeschoß war in zwei Wohnungen geteilt. Eine bewohnte Mirja, die andere war vor vier Wochen an einen Junggesellen vermietet worden.
Rolf Hilger lehnte jetzt an der Tür. Er grinste.
»Da kracht es ja mal wieder«, bemerkte er ironisch. »Da soll einem die Lust zum Heiraten nicht vergehen. Darin sind wir uns ja wohl einig, Mirja.«
Sie fand manches an ihm auszusetzen, aber in diesem Punkt herrschte Übereinstimmung bei ihnen, denn Mirja wies den Gedanken an eine Heirat weit von sich. Sie ließ sich nicht auf eine Unterhaltung mit Rolf Hilger ein, obgleich er es offensichtlich darauf anlegte.
Wenn sie rechtzeitig ins Konzert kommen wollte, mußte sie sich ohnehin beeilen.
Sie freute sich auf dieses Konzert. Beethoven und Mozart, einmal dem Alltag entfliehen!
Sie hörte Lilly Hankes erregte Stimme: »Ich bringe mich um, du wirst es sehen. Du bringst mich soweit.«
Fast fluchtartig verließ Mirja das Haus.
*
Mirja hatte gerade noch zur rechten Zeit den Konzertsaal erreicht.
Sie sah reizend aus in dem lindgrünen Kleid, das ihr schönes volles Haar so recht zur Geltung brachte. Der junge Mann rechts neben ihr nahm dies wohlwollend zur Kenntnis.
Die Musiker saßen schon auf ihren Plätzen, der Dirigent erschien. Begrüßungsapplaus rauschte auf, und dann ließ sich Mirja einfangen von der herrlichen Musik, die meisterhaft dargeboten wurde.
Ganz in sich versunken lauschte sie. Der letzte Ton erklang, wieder rauschte Beifall auf, lang anhaltend, stürmisch, dann kam die Pause.
Nur der junge Mann neben ihr blieb sitzen, wie sie auch.
Sie hatte die Hände ineinander verschlungen und wagte nicht aufzublicken. Sie spürte seinen Blick und fühlte, wie das Blut in ihre Wangen kroch.
»Sie sind bezaubernd«, sagte er leise. »Würden Sie mir erlauben, daß ich Sie nach dem Konzert heimbegleite?«
»Aber nein«, erwiderte sie erschrocken.
»Schade«, sagte er bedauernd. »Darf ich mich vorstellen und hoffen, daß Sie doch noch anderen Sinnes werden?«
So etwas hatte Mirja noch nie erlebt. Gewiß war ihr schon mancher Mann nachgegangen und hatte sie auch schon angesprochen, aber das hier war etwas anderes. Er war bei allem Interesse, das er zeigte, sehr höflich und zurückhaltend.
Er sagte seinen Namen. Benedikt Arnold. Er prägte sich ihr sofort ein.
Schon strömten die Menschen wieder in den Saal. Die Pause neigte sich dem Ende entgegen.
»Bitte, sagen Sie mir doch wenigstens Ihren Vornamen«, bat er.
Sie wandte ihm das Gesicht zu. Sie sah in zwei warme dunkle Augen, und unwillkürlich legte sich, ihr selbst unbewußt, ein Lächeln um ihren Mund.
»Mirja«, sagte sie.
»Mirja«, wiederholte er, und der zärtliche Klang seiner Stimme ließ ihr Herz schneller schlagen.
Dann, später, nachdem auch die Zugabe, die stürmisch gefordert worden war, verklang, gingen sie noch nebeneinander zur Garderobe, so als könnte es gar nicht anders sein.
Sie duldete es, daß er ihren Arm nahm und sie hinausführte in die klare, kühle Nacht.
»Ich muß nach Hause«, sagte sie stockend.
»Ich bringe Sie nach Hause, aber zuerst trinken wir noch ein Glas Wein.«
»Das geht nicht«, protestierte sie nun doch.
»Warum nicht?« fragte er mit umwerfender Selbstverständlichkeit. »Werden Sie erwartet?«
»Nein.«
Mirja wußte nicht, wie es geschehen konnte, aber ihr Leben hatte sich plötzlich verändert. Sie ging einfach mit einem fremden Mann, sie duldete es sogar, daß er seinen Arm um ihre Schultern legte.
Sie betraten ein Restaurant, das so vornehm war, daß sie Beklemmungen bekam.
»Wie üblich, nur zweimal«, sagte er zu dem Ober, der sich einen diskreten Blick auf Mirja gestattete.
»Sofort, Herr Arnold«, sagte der Ober zuvorkommend.
Wenig später stand schon eine Karaffe Wein auf dem Tisch. Benedikt Arnold füllte die Gläser und hob seines Mirja entgegen.
»Ich trinke auf das Wunder, das mir heute widerfahren ist«, sagte er leise. »Wie heißt der Engel, der Ihnen die Karte in die Hände spielte, Mirja?«
Sie wurde von einer ganz merkwürdigen Stimmung erfaßt.
»Dr. Laurin«, erwiderte sie mit einem Lächeln.
Eine Falte erschien auf seiner Stirn. »Welche Rolle spielt er in Ihrem Leben?« fragte er heiser.
»Eine beträchtliche. Er ist mein Chef.«
»Und sonst?«
»Nichts und sonst«, erwiderte sie lächelnd. »Er ist Chef der Prof.-Kayser-Klinik, glücklich verheiratet und Vater von drei Kindern.«
»Und was tun Sie dort?«
»Ich bin Röntgenassistentin.«
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen. Ein Servierwagen wurde herangerollt. Mirja gingen die Augen über im Anblick der Köstlichkeiten.
»Aber…«, flüsterte sie wieder, doch gleich unterbrach er sie.
»Nicht schon wieder aber. Etwas davon wird Ihnen schon schmecken.«
Das ist alles gar nicht Wirklichkeit, dachte sie. Ich träume nur. So etwas kann es nur im Traum geben.
Ihre Augen waren die eines staunenden Kindes, und der Mann betrachtete sie mit einem unergründlichen Lächeln.
»Du bist ein Wunder, Mirja«, sagte er.
Sie sah ihn an. Sein schmales dunkles Gesicht wies mehrere Narben auf. Sein volles dunkelbraunes Haar war schon von einzelnen silbernen Fäden durchgezogen.
So jung, wie er in dem gedämpften Licht des Konzertsaales gewirkt hatte, mochte er gar nicht mehr sein, oder sein Gesicht war früh von Erlebnissen geprägt worden.
»Jetzt schaust du mich wenigstens einmal richtig an«, sagte er mit nachdenklichem Ausdruck, und sie wunderte sich schon gar nicht mehr, daß er du zu ihr sagte.
Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und zog sie an seine Lippen.
Es paßte alles zu diesem Traum, und Mirja wünschte, daß er ewig währen möge.
*
Natürlich paßte auch sein Wagen zu diesem Traum. Mirja sank benommen in das weiche schwarze Lederpolster.
»Warum stellst du eigentlich keine Fragen, Mirja?« meinte er auf der Heimfahrt.
»Was soll ich fragen?«
»Zum Beispiel, ob ich verheiratet bin und so weiter. Was Frauen eben so fragen.«
»Morgen ist alles wieder anders«, sagte sie leise.
»Meinst du?«
»Ich mache mir keine Illusionen. Wir leben in zwei verschiedenen Welten.«
Er lachte leise. »Wir leben in einer Welt. Die Unterschiede schaffen die Menschen selbst. Also gut, wenn du nicht fragst, werde ich dir einiges über mich sagen. Ich möchte, daß du es weißt. Du sollst dir keine Illusionen machen, Mirja. Worauf es im Leben ankommt, kann man nicht mit Geld erwerben. Erschrecken dich meine Worte?«
»Ja«, erwiderte sie beklommen.
»Es ist ja auch blödsinnig, daß ich so rede«, sagte er heiser. »Ich wollte dir doch etwas ganz anderes sagen. Am besten sage ich gar nichts mehr.«
Er bremste so scharf, daß ihr Kopf an seine Schulter flog, und im nächsten Augenblick fühlte sie seine Lippen auf ihrem Mund. Es war ein betäubender Kuß, der auch den letzten winzigen Rest ihres Widerstandes erlöschen ließ.
Ganz plötzlich gab er sie frei, und sie fragte mit erstickter Stimme: »Bist du verheiratet?«
»Nein. Es ist viel schlimmer«, flüsterte er. »Ich möchte dich festhalten, aber…« Er unterbrach sich, und bis ins Innerste aufgewühlt sah sie, daß eine tiefe Resignation sein Gesicht veränderte. »Ich bringe dich jetzt nach Hause«, sagte er.
Viel zu schnell waren sie am Ziel. Mirja sah zu ihm hinüber, als wolle sie sich sein Gesicht noch einmal einprägen, und sie wußte doch schon, daß sie es niemals mehr vergessen könnte.
»Wohnst du allein?« fragte er.
»Ja. Meine Mutter ist vor einem halben Jahr gestorben.«
»Du hast sonst niemanden?«
Ihre Hand legte sich an seine Wange, und gedankenverloren sagte sie: »Heute hatte ich dich, Benedikt.«
Mit einem leisen Stöhnen zog er sie an sich. »Laß mich bei dir bleiben, Mirja«, bat er. »Vielleicht kann ich dir dann alles sagen.«
Sie neigte nach einem kurzen Zögern zustimmend den Kopf und reichte ihm ihre Hand.
Seine Finger waren kühl, und sie erschrak, als sie auf diese schmale Hand blickte, die wachsbleich war.
»Bist du krank, Benedikt?« fragte sie verhalten.