9,99 €
Als Eyrie Manhousen ihren kranken Vater vertritt, der Hausmeister im alten Wasserwerk "Water - Rock - House" in Inverness ist, ahnt sie noch nicht, was sich in dem alten Gemäuer verbirgt. Auch die neuen Mieter, eine Post-Punk-Band will sie schnell wieder los werden. Doch schon bald ereignen sich unheimliche Begebenheiten und Eyrie gerät in Gefahr, als sie versucht dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Auch die Verbindung zwischen dem charismatischen Frontmann Sir Lourd Garvess der Dritte und dem Gitarristen Ennis Kinnear scheint mysteriös. Gänsehaut und erotische Spannung garantiert. Düster, voller unvorhersehbarer Wendungen erzählt, gewürzt mit charmantem Humor.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2022
Für Ennis und Lourd… in Liebe
Abschnitte mit sexuellen Inhalten sind mit
***
gekennzeichnet.
Niko Karevu
Water – Rock - House
Process Orders
1. Teil der Dark-Romance-Mystery-Roman-Reihe
© 2021 Niko Karevu
Umschlag, Illustration: Veruka`s FeenART
Lektorat, Korrektorat: Mary S. Berlet
Druck und Distribution im Auftrag des Autors/der Autorin:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
ISBN 9783347807600
Paperback
ISBN Paperback
e-Book
ISBN e-Book
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor/die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine/ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors/der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 –Wütendes Mädchen
Kapitel 2 – Vater und Tochter
Kapitel 3 – Feiere die Musik
Kapitel 4 – Schatten an der Wand
Kapitel 5 – Spliff
Kapitel 6 – Träume
Kapitel 7 – Unsicher
Kapitel 8 – Türen
Kapitel 8 – Meta
Kapitel 10 – Zum Verrücktwerden
Kapitel 11 – Die Geister, die ich rief
Kapitel 12 – Flaschentricks
Kapitel 13 – Befreit
Kapitel 14 – Koreanisch mit Freunden
1. Kapitel
Wütendes Mädchen
„Ich habe noch nie so ein wütendes Mädchen getroffen.“ Der brünette Ennis versteckte seinen Zopf unter dem Basecap.
„Ja, was war bloß mit der los?“ Neil schulterte die Kiste mit den Snares, während er zum Van schlurfte.
„Und was meinte sie bloß mit: alles herumliegen lassen und mit Steinen werfen?“ Neils jüngere Schwester Kate half ihrem Bruder mit dem Rest des Drumkit‘s. Immer wieder musste sie sich die blonden Locken aus der Stirn wischen, aber der Wind, der durch die Gasse zwischen den beiden verwitterten Ziegelsteingebäuden hindurch pfiff, wühlte in ihrem Haar wie ein irrsinnig gewordener Friseur. Sie blickte genervt zu ihren Bandkollegen.
Alle nickten, bis auf Lourd. Er schob die Sonnenbrille auf die gerunzelte Stirn. Irgendetwas ging in seinem Kopf vor, dass konnten seine Freunde sehen. Sie erwarteten seine Erklärung, aber er ließ sich Zeit. Zündete sich eine Zigarette an, nahm den ersten Zug, betrachtete die Glut, die sich gemächlich ins Papier fraß und ließ den Rauch durch die Nase strömen. Dann blickte er mit zusammengekniffenen Augen in die Runde, obwohl die Sonne bereits hinter den Dächern verschwand: „Es ist ihr Gebäude, sie bestimmt die Regeln. Also lassen wir nichts herum liegen und werfen keine Steine, klar?“
„Das soll es gewesen sein?“ empörte sich Kate. Es ärgerte sie für etwas beschuldigt zu werden, was sie nicht getan hatte. „Nur weil ein paar Rowdys hier herum schleichen, sind wir gleich die Übeltäter? Das ist doch typisch! Sobald du eine Gitarre halten kannst bist du gleich ein Störenfried!“
„Punk!“ kicherte Ennis und spielte auf Lourd‘s Frisur an. Lourd lehnte behutsam das Futteral seiner Bassgitarre an die Bordwand des Vans und machte sie mit dem Gurt fest, dann stieg er selbst ein. Er setzte sich auf die Rückbank und schloss sofort die Augen, als wolle er schlafen.
Nachdem die anderen die restlichen Instrumente verstaut hatten, setzte sich Neil neben Lourd: „Na, Sir Garvess der Dritte, wirken die Downer schon?“ Er rempelte ihn freundschaftlich mit dem Ellbogen an. Lourd brummte Zustimmung.
„Ennis, die Maschine hat Hunger! Schwing die Hufe und schließ ab!“ brüllte Neil nach Draußen. Als Antwort kam ein halb eingewickeltes Hühnchen - Sandwich nach hinten in den Van geflogen.
„Irgendwie finde ich das olle Wasserwerk gruselig.“ sagte Kate, nachdem die Vier Musiker eine ganze Weile schweigend gefahren waren. Das verlassene Gelände ihres neuen Proberaumes lag schon weit hinter ihnen. Böschungen und Leitpfosten rasten auf ihrem Weg nach Inverness an ihnen vorbei.
„Also ich bin froh, dass wir was haben, wo es keinen Ärger wegen dem Lärm und so gibt.“ Neil zurrte ein Haargummi um seine kinnlangen blonden Locken. Er setzte ein verschmitztes Grinsen auf: „Außerdem wird sich niemand beschweren wenn wir dort gelegentlich eine Party feiern. Mit Mädels und verbotenen Sachen…“
Kate funkelte ihren Bruder an: „Schon vergessen? Nichts herum liegen lassen… keine Steine…“ Sie verzog den Mund zu einer Fratze. „Wenn du nur an Weiber und Koks denken kannst! Außerdem bist du der Meister, des Herumliegenlassens!“
„Gar nicht!“ nörgelte Neil zurück, zog aber sofort den Kopf ein, als er Ennis‘ , der den Van fuhr, zusammen gezogene Augenbrauen im Rückspiegel bemerkte.
Der Wagen ratterte über das Kopfsteinpflaster Richtung Stadt. Die Insassen wurden ordentlich durchgeschüttelt. Selbst Lourd, der sich in einem Schlaftabletten-Koma befand, blinzelte gequält: „Da hast du deine Party Maschine… spart das Pogen.“ murmelte er. Kate prustete.
„Ihr seid so witzig! Ich könnte kotzen.“ zischte Neil, den sie Maschine nannten.
„Ich fahr erst unsere Trommel-Maschine und Kate heim, okay? Willst du noch was trinken, Lourd?“ Ennis Kinnear, der Leadgitarrist warf einen kurzen Blick über die Schulter zur Rückbank und sah nur das breite Grinsen des Frontmannes.
2. Kapitel
Vater und Tochter
„Paps, du sollst doch nicht so viel rum laufen!“ Es war viel zu dunkel in der kleinen Wohnung, als Eyrie nach Hause kam. Sie schaltete das Licht in der Küche ein, wo ihr Vater am Spülbecken stand, um den Abwasch zu machen. Seine Krücke stand einige Schritte entfernt neben dem Stuhl.
„Ach, Kleines, du bist ja schon da.“ entgegnete er freundlich. Eyrie fand, er sah abgespannt aus. Sie wischte ihm Spülschaum von der Stirn. „Ich war einkaufen. Gleich gibt es Abendessen. Ruh dich doch noch ein bisschen aus, Paps.“
Otis, ihr Vater ließ das Wasser aus der Spüle und humpelte umständlich zum Stuhl um seine Krücke zu holen: „Ich sitze den ganzen Tag hier rum und langweile mich zu Tode. Und du musst die ganze Arbeit machen.“ Er seufzte schwer, als er sich auf die Krücke stützte. „Halb so wild. Ich war heute im Rock‘s.“ „Ach ja? Und alles in Ordnung?“ Otis blickte abwesend zum Fenster. Eyrie wusste, dass er nur so tat, als sei es ihm egal, was mit dem alten Wasserwerk war, auf das er aufpasste. Von Berufswegen war Otis Manhousen Werkselektriker viele Jahre im Water – Rock – House gewesen. Doch dann wurde ein moderneres Werk gebaut und nur die Hälfte der Angestellten fanden dort eine Anstellung. Er war schon zu alt für die modernen Anlagen. Die Elektrizitäts-Gesellschaft benötigte jedoch jemanden für die Monumenten-wacht. Einen erfahrenen Mann, der sich um die ausgediente Anlage kümmerte, bis sie irgendwann abgerissen wurde. Otis überlegte nicht lange und ergriff die Chance. Seine letzten Jahre würde er einen ruhigen Job als Hausmeister einer Ruine haben. Der Verdienst war ausreichend für ihn und seine Tochter Eyrie. Seit sie in die kleine Wohnung in Inverness gezogen waren, brauchten sie nicht viel zum Leben.
Eyrie war Neunzehn. Sie arbeitete tagsüber in einem Lebensmittelgeschäft und versorgte ihren Vater so gut es ging. Was im Augenblick etwas schwieriger war.
„Ich denke, du hättest mit Mr. Fergusson sprechen sollen, was die Mieter betrifft.“ sagte Eyrie in ernstem Ton, während sie die Einkäufe einräumte.
„Ach was, Kind. Das sind doch nette, junge Leute.“ Otis war mittlerweile im Wohnzimmer angelangt, wo er sich krachend in seinen Sessel fallen ließ, begleitet von Stöhnen. Das Bein machte ihm zu schaffen. „Dir könnte es auch nicht schaden ein bisschen mehr Zeit mit jungen Leuten zu verbringen, weißt du? Du wirst noch ganz komisch, wenn du dauernd mit deinem alten Herrn „rumhängst“, oder wie ihr das nennt.“ Sein Lachen mündete in einen trockenen Husten. „Ich bin deine Tochter, Paps. Komisch liegt in meinen Genen.“ kicherte Eyrie.
„Ich meine ja nur. Das sind Musiker, die sehen ganz schön wild aus. Es werden Sachen kaputt gehen. Sie werden auf dem Gelände herumlaufen, auf den morschen Treppen, den verrosteten Kanaldeckeln… wenn was passiert, bist du dran. Mr. Fergusson wird die Verantwortung ganz sicher abschieben. Und dann dein Unfall!“ Sie wurde still. Ihr Vater wurde nicht gern daran erinnert. Sie hörte ihn nur aus dem Wohnzimmer schnaufen und mit der Zeitung rascheln. Jetzt tut er wieder so, als hört er mich nicht. Eyrie klapperte betont laut mit den Töpfen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen und ihm zu zeigen, dass sie sein Spiel durchschaute.
„Schatz, mach dir keine Sorgen. Bald bin ich wieder auf den Beinen. Es war ein Unfall. Niemand hatte Schuld daran. Es sind einfach ein paar Dachziegel herunter gefallen. Du weißt, es war stürmisch an dem Tag. Naja, und das der alte Krempel auf der Treppe lag… ich habe einfach nicht aufgepasst.“ Die Zeitung raschelte wieder. „Du hast gesagt, der Eimer und der Besen lagen vorher nicht dort. Woher kam das Zeug also?“ Eyrie werkelte geräuschvoll mit dem Dosenöffner. „Aus dem Nirgendwo… was gibt‘ s denn Leckeres?“ versuchte Otis von dem leidigen Thema abzulenken. „Erbsensuppe mit Kasseler.“ gab Eyrie resigniert zurück. Vielleicht hatte ihr Vater recht? Vielleicht hatte er einfach vergessen, dass die Sachen auf der Treppe lagen? Vielleicht waren die Ziegel wirklich vom Wind herunter gefegt worden? Er hatte sich erschreckt, war rückwärts über den Eimer gestolpert, die Treppe herunter gefallen und hatte sich den Fuß verstaucht. Im Grunde war es reines Glück. Viel Schlimmeres wäre passiert, hätte der Besen, der im Geländer steckte nicht seinen Sturz gebremst. Für heute wollte sie es dabei belassen.
Aber die Musiker würde sie streng im Auge behalten. Fehlte gerade noch, dass diese Punks Unsinn trieben.
Im „Crimson-Blurp“ herrschte allgemeines Vor-Gig-Chaos, wie Lourd es nannte. Ennis und Hem, der Techniker, bemühten sich seit einer halben Stunde eine Sicherung im Monitor zu wechseln. Kate entwirrte die Kabel und stand dauernd der Bedienung im Weg. Neil war…weg.
Lourd rieb sich genervt das Gesicht. Wo war der Typ schon wieder? Er stellte seine Akkustik – Bassgitarre „Orthega Lizzy“, liebevoll „Merryl“ genannt, zurück auf den Ständer. Eigentlich wollte er gerade die A-Saite erneuern. Die alte war schon etwas ausgefranst. Jetzt musste er allerdings erst „Maschine“ finden, damit noch genügend Zeit für den Soundcheck blieb.
Immer dieser Stress kurz vorher. Ihm war dringend nach einem Moment der Ruhe, um in seine Konzentration zu finden. Das musste er nun ins Live verschieben. Was bedeutete, dass die ersten zwei Songs auf jeden Fall halbherzig klingen würden, bis er sich eingefühlt hatte. Lourd hasste das! Er wollte immer Eins sein mit der Musik. Wollte, dass das Publikum den gleichen Zauber spürte wie er, vom ersten Ton an. Aber viel zu oft gelang ihm das nicht, weil die Dinge anders liefen, als er hoffte.
Lourd suchte zuerst an dem Ort, der ihm am naheliegendsten schien: der Herrentoilette.
„Maschine? Bist du hier?“ Rascheln. „Ey, Mann! Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ schimpfte Lourd. Seine Ahnung bestätigte sich. Neil „Maschine“ Manson legte sich gerade eine Spur Kokain auf dem Toilettenspiegel. Um ihn abzunehmen war er auf einem umgedrehten Mülleimer gestiegen, hatte den Inhalt ausgekippt. Eine Spur Müll führte zu einer der Kabinen.
Lourd schlug mit der Faust an den Türrahmen. Drinnen fluchte Maschine: „Shit!“ „Na, verschüttet?“ knurrte Lourd. „Beweg deinen Arsch hinter deine Schießbude! Wir haben noch eine halbe Stunde!“ Die Kabinentür klappte auf. Drinnen kniete Neil mit tränenden Augen und winkte Lourd herein: „Alter! Hast du mich erschreckt!“ Lourd quetschte sich in den kleinen Raum, was schwierig war, denn er maß einen Meter achtzig und um sich neben Neil zu hocken, war die Tür im Weg. Neil musste aufstehen, um Lourd herumtanzen, ihm den zusammen gerollten Pfundschein in die Hand drücken und draußen warten.
Neil bemühte sich nicht zu niesen, auch wenn die euphorisierende Substanz in der Nase kribbelte. Er konzentrierte sich auf die Geräusche in der Kabine um sich abzulenken. Das Quietschen der Scheckkarte auf dem Spiegel, das Aufziehen und anschließende Schniefen. Neil presste seine Nase mit zwei Fingern zusammen bis der Reiz überwunden war und kicherte: „Wusste doch, dass du kein Kostverächter bist.“
Lourd öffnete umständlich die Tür. Unter dem Arm den Spiegel, in der Hand Geldschein, Karte und Tütchen. „Hier!“ er hielt dem Drummer sein Zeug entgegen, ehe er sich daran machte den Spiegel wieder aufzuhängen. „Kannst du vielleicht mal Bescheid sagen, bevor du dich verpisst?“ murrte er. Er ließ das Wasser ins Waschbecken laufen und beseitigte die verräterischen Spuren aus seinem blassen Gesicht. Im Spiegel tauchte Neil‘s Gesicht neben seinem auf, erleuchtet vom High. Er legte seinen Kopf an Lourd‘s Schulter und betrachtete sein Spiegelbild: „Weißt du, Sir Garvess der Dritte, du hast die absolute Wildcard und spielst sie nie aus. Wieso eigentlich?“ Lourd, hob skeptisch die rechte Augenbraue und durchbohrte mit seinen stahlgrauen Augen Neils Blick: „In deiner Welt gibt es nur An oder Aus, was?“ „Ach? Gibt‘s was dazwischen?“ witzelte Neil. „Wenn ich mir nicht ab und an die Birne wegschießen würde, könnte ich den Lärm in meinem Kopf kaum ertragen. Das ist alles! Ich brauche Platz für die Musik. Platz und Ordnung.“ erklärte Lourd ernst. Dann fügte er sanft lächelnd hinzu: „Dir fehlt der Lärm, ich weiß. Jetzt geh und fahr deine Maschine hoch. Ich brauch wenigstens ein paar Minuten von dieser herrlichen Ruhe für mich.“ Er drückte den Drummer an sich, in einer liebevollen Umarmung und klopfte ihm ermutigend auf den Rücken.
Endlich allein! Lourd atmete auf. Die Neonbeleuchtung der Herrentoilette flackerte. Oder setzte bereits die übersteuerte Optik ein? Er nahm etwas Handseife und rieb sie in seinen pink-grünen Irokesen - Haarschnitt, bis die Spitzen wie Stacheln in alle Richtungen zeigten. Er war selten zufrieden mit seinem Aussehen. Weder mit seiner Größe, noch mit seiner Statur. Er empfand sich als schlaksig, dürr und ungelenk. Er wischte sich über die glasigen Augen, zog erneut die Nase hoch und die Mundwinkel nach unten. Der Lärm in seinem Kopf verebbte endlich. Ein angenehmes Vakuum entstand, in dem er sich geborgen fühlte. In seiner Vorstellung öffnete er einen Koffer und zog eine ganze Palette an Erinnerungen heraus, die er mit den einzelnen Songs auf der Set-Liste verband. Sein Herz bebte, ein berauschender Zustand von Vorfreude und Empfindsamkeit schoss durch seine Venen. Sein Spiegelbild verzerrte sich zu einem bunten Fleck. In seinen Ohren dröhnte der Bass… Er war bereit.
Eyrie stellte genervt die Zündung des Pickup aus. Sie war zu spät, weil sie keinen Parkplatz finden konnte. Das das „Crimson Blurp“ so gut besucht war, wusste sie nicht, sonst wäre sie viel früher los gefahren.
Ihr Vater hatte schon genug Fragen gestellt, als sie nach dem Abendessen noch mal wegfahren wollte. Verständlich zwar, denn sonst blieb sie am Samstagabend zu Hause bei ihm. Doch gerade heute konnte sie ihm keine Erklärung geben, ohne ihm Sorgen zu bereiten.
Heute Morgen bat ihr Boss aus dem kleinen Lebensmittelgeschäft sie in sein Büro. Das allein war schon ungewöhnlich. Denn sonst hatte er keine Geheimnisse vor seinen Angestellten.
„Eyrie, ich muss dir leider etwas sagen.“ druckste der rundliche Mann herum. Sie kannten sich lang genug, dass er hätte offen reden können.
„Ja?“ „Du kennst doch meine Tochter?“ er wartete auf ihre Antwort. „Alex. Sie studiert in Liverpool.“ gab Eyrie zurück, gespannt worauf ihr Boss hinaus wollte. „Studierte.“ „Dann ist sie fertig?“ fragte Eyrie erfreut. „Gewissermaßen.“ Er lächelte gequält.
„Also, es ist nicht so, dass ich deine Arbeit nicht schätze und wir kennen uns ja auch schon eine Weile… aber… Familie ist eben Familie…“ Er sah Eyrie hilflos an.
„Ed, was ist denn los?“ fragte Eyrie gerade heraus. „Alex hat ihr Studium abgebrochen und will hier im Laden anfangen.“ Ed senkte das gerötete Gesicht beschämt, als er weitersprach. Er brachte es einfach nicht fertig sie dabei anzusehen: „Sie bekommt deine Stelle.“ Eyrie schnappte nach Luft. Entlassen? Als Ed nun doch in ihr versteinertes Gesicht blickte, fügte er schnell hinzu: „Natürlich bekommst du deine Urlaubstage und die Überstunden noch ausgezahlt, aber am Montag fängt sie an und euch beide kann ich mir nicht leisten.“
Das war ein ziemlich beschissener Samstag. Als Eyrie dann noch der Bande Musiker im Rock‘s die Schlüssel bringen musste, anstelle ihres Vaters, war der Tiefpunkt erreicht. Zum Glück hatte sie nach dem Abendessen in der Zeitung die Anzeige gelesen: Kellnerin gesucht!
Eyrie wollte ihrem Vater erst von ihrem neuen Job erzählen, wenn sie ihn sicher hatte.
Sie telefonierte mit dem Pub – Besitzer als Otis nach dem Abendessen eingenickt war und sollte sofort anfangen.
Zuerst wollte sie nur eine Nachricht auf dem Tisch zurücklassen, doch dann brachte sie es nicht übers Herz sich einfach davon zu stehlen und weckte ihren Vater, um ihm zu sagen, dass sie ausging.
3. Kapitel