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Leadsänger Lourd Garvess der Dritte ist spurlos verschwunden und lässt seinen Freund Ennis Kinnear gebrochen zurück. Doch die Tour der Process Orders steht an. Keine Zeit, sich auf die Suche zu machen. Erster Halt: Graig I Nos Castle, eine ehemalige Lungenklinik, die einem alten Freund Lyddie`s gehört. Während die Band nach Ersatz sucht, müssen Lyddie und Sir Ers Lockwood dem Spuck in seinem Anwesen auf den Grund gehen. Doch dann erwacht Ennis Blut überströhmt und im Fieberwahn. Ist das der Fluch der weißen Lady? In Brecon - White Lady tauchen wir ein in Lourd Garvess familiäre Hintergründe und Ennis coming out. Die Liebes- und Erfolgsgeschichte der Band Process Orders hatte so viel Zuspruch, dass der zweite Teil sowohl als ein Prequel als auch eine Fortsetzung um Lourd, Ennis, Maschine, Kate und Eyrie zu verstehen ist.
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Seitenzahl: 257
Veröffentlichungsjahr: 2023
Triggerwarnung:
In diesem Buch, wie auch allen anderen Teilen der Process Orders – Reihe werden Sex, Gewalt, Drogenmissbrauch und Suizid dargestellt.
Abschnitte mit sexuellen Inhalten sind mit
***
gekennzeichnet.
Niko Karevu
Brecon – White Lady
Process Orders
2. Teil der Dark-Romance-Mystery-Roman-Reihe
© 2021 Niko Karevu
Umschlag, Illustration: VerukasFeenART
Lektorat, Korrektorat: Mary S. Berlet
Druck und Distribution im Auftrag des Autors/der Autorin:tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
ISBN
Paperback
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Hardcover
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e-Book
ISBN e-Book
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor/ die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine/ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors/der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Cover
Triggerwarnung:
Titelblatt
Urheberrechte
1. Kapitel: Verharren und atmen
2. Kapitel: Alte Freunde
3. Kapitel: Leere oder Liebe
4. Kapitel: Teestunde mit Komtesse Aurima Douglas
5. Kapitel: Denk nicht, es ist vorbei, bevor es vorbei ist.
6. Kapitel: In Vino Veritas
7. Kapitel: Verwirrende Nächte
8. Kapitel: Yellow Press
9. Kapitel: Honeypoke
10. Kapitel: Brautstrauß
11. Kapitel: Schlafende Hunde
12. Kapitel: Reite die Welle, wohin sie dich trägt
13. Kapitel: Fliegen lernen
14. Kapitel: Der letzte Schliff
15. Kapitel: Gaffa – ein Segen
Danksagung
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Urheberrechte
1. Kapitel: Verharren und atmen
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Fortsetzung der Reihe Process Orders
1. Kapitel
Verharren und atmen
Ennis saß im Schneidersitz auf dem Teppich. Auf seinem Schoß die rosafarbene Fender American Acoustasonic, seine neueste Lieblingsgitarre. Ihr Hals aus Mahagoniholz; lag weich und samtig in seiner linken Hand. Bewusst hatte er das Ebenholzgriffbrett in Shellpink gewählt. Niemals würde ein Aufkleber seinen Weg auf diese jungfräuliche Schönheit finden. Heimlich nannte er sie: „Miss Garvess“.
Er zupfte den ganzen Nachmittag schon das gleiche Lick. Finster dreinblickend, mit einer steilen Falte auf der Stirn übertrug er es in verschiedene Akkorde und baute damit angestrengt an seinem Solo.
Auf den Treppenstufen draußen stapften Stiefel herauf. Er hörte es, interessierte sich aber nicht dafür. Ihm stand nicht der Sinn nach Besuch. Es klopfte. Mit einem Bleistift kritzelte Ennis ein weiteres Paar Noten zu den bereits vorhandenen auf das linierte Blatt neben sich. Dabei kaute er nachdenklich auf seinem Daumennagel.
Als es erneut klopfte, begann er seufzend das gleiche Lick wieder von vorn zu spielen. Schließlich öffnete sich die Tür. „Hey, Ennis. Stör ich?“ Die schwarzhaarige Eyrie kam ins Zimmer und setzte sich ohne Einladung zu ihm. Sie betrachtete eine Weile die Noten und lauschte der kurzen Melodie: „Neuer Song? Ich wusste nicht, dass du etwas schreibst?“ Sie versuchte seinen Blick einzufangen. Doch Ennis wich ihr aus.
„Kate hat mich angerufen. Du und Lourd, ihr habt euch gestritten, oder?“ Ennis reagierte noch immer nicht, also erzählte sie weiter: „Sie sagte, seit der letzten Probe hat sie euch beide nicht mehr gesehen. Ihr ist das unheimlich. Sie hat Angst, es könnte aus zwischen euch sein.“ Ennis hob den Kopf, warf ihr einen langen, kühlen Blick zu und widmete sich dann wieder seinem Gitarrenspiel.
Eyrie seufzte: „Habt ihr Schluss gemacht?“ Ennis biss sich auf die Lippen, senkte den Kopf und verbarg sein Gesicht hinter dem Schwall goldbraunen Locken, die bis über seine Schultern fielen.
Sie kramte in ihrem Rucksack und beförderte eine Flasche Merlot hervor. Die stellte sie direkt auf das Notenblatt, gerade als Ennis erneut etwas darauf schreiben wollte. Er sah sie mit großen Augen an. Sie lächelte versöhnlich. Er wollte das Lächeln erwidern, konnte jedoch die Mundwinkel nicht nach oben bringen, ohne dass seine Lippen verräterisch zitterten, also ließ er es bleiben.
„Baby, was ist denn passiert?“ Sie nahm den Stift aus seiner Hand und streichelte seinen beringten Daumen. Ennis schüttelte sein Haar. Er konnte nicht reden, ohne in Tränen auszubrechen.
Wortlos öffnete sie den Wein mit dem Korkenzieher an ihrem Schlüsselbund, probierte und verzog den Mund: „Naja, gibt Besseres. Hier!“ und reichte Ennis die Flasche. Er nahm einen tiefen Schluck, gab ihr die Flasche zurück und schloss für zwei Atemzüge die Augen. Dann strich er sehr vorsichtig über den samtweich geschliffenen Korpus seiner Gitarre, ehe er sie beiseite legte: „Ich bin ihm wohl zu langweilig geworden…“ sagte er tonlos.
Das dunkelhaarige Mädchen raufte sich das Haar: „Wie bitte? Lourd ist verrückt nach dir!“ Ennis schüttelte den Kopf: „Das geht schon eine ganze Weile so. Anfangs wollte ich es nicht wahrhaben, Eyrie. Er rührte mich nicht mehr an. Entweder war er betrunken und schlief vorher ein oder ich bemühte mich vergeblich… ich weiß auch nicht.“ Er wischte einige Strähnen hinter sein Ohr.
„Hey, du hast ja einen Rook!“ rief Eyrie aus. Ennis berührte die Kreole in seinem Knorpel Steg im rechten Ohr: „Seit gestern. Ist noch etwas empfindlich.“ Er zeigte ihr ein gepresstes Lächeln.
„Tut gut, oder?“ Eyrie kannte Ennis mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass Schmerz seine Art war, Gefühle auszudrücken. Sie würde nicht versuchen, aus ihm herauszubringen, wie es ihm ging. Das machte ihn nur wütend. Trotzdem wollte sie wissen, was zwischen den beiden vorgefallen war.
„Auszuhalten.“ murmelte Ennis und nahm noch einen Schluck Wein. Seine Lippen und Zunge färbten sich bläulich davon. Eyrie trank auch und zeigte ihm ihre blaue Zunge. Er grinste, doch seine babyblauen Augen blieben unbewegt: „Letzte Woche habe ich ihn endlich gefragt was los ist.“ „Und?“ Eyrie rückte näher. „Er sagte, es liegt nicht an mir, sondern an ihm.“ „Oh – Mein - Gott!“ gab Eyrie zurück.
Ennis nickte. „Genau das hab ich auch gedacht. Wer diesen Satz sagt, macht Schluss.“ Wieder trank er. Diesmal war die Flasche halb leer, als er sie wieder hinstellte. Auf dem Notenpapier bildete sich ein violetter Kringel. Ennis störte es nicht weiter, was ungewöhnlich war. Denn die Ordnung in seinem Schlafzimmer war beispielhaft. „Aber hat er denn nun wirklich Schluss gemacht oder was ist dann passiert?“ Ennis zuckte mit den Schultern. „Er hat nur drumherum geredet. Das er mir etwas sagen müsste, aber das ich das nicht hören will. Er wäre kein guter Umgang für mich. Ich hätte etwas Besseres verdient.“ Er blickte auf seine nackten Füße. Eyrie legte ihren Arm um seine Schultern und lehnte ihre Wange an seinen Scheitel. „Versteh ich nicht. Ihr wart euch so nah… ich hätte nie gedacht das Lourd dich jemals verlassen könnte. Es muss einen Grund für sein Verhalten geben.“ Ennis ließ sich auf den Rücken fallen und zog Eyrie mit sich. Eine Weile lagen sie einfach so da, bis Ennis leise sagte: „Vielleicht gibt es einen Anderen?“ Eyrie strich sein Haar aus der Stirn: „Einen Anderen als dich? Glaube ich nicht. Du bist alles für ihn… alles!“ Ennis erklärte: „Genau das macht es noch schlimmer. Wenn es keinen Anderen gibt, was habe ich dann falsch gemacht? War ich zu aufdringlich? Zu egoistisch? Hätte ich irgendetwas besser, anders machen können? Es macht mich wahnsinnig nicht zu wissen Warum!“ „Hast du ihn danach gefragt?“ wollte Eyrie wissen. Ihre grünen Augen suchten sorgenvoll nach seinem Blick. Er sah sie an: „Ich hab ihn angeschrien, er soll mir keinen Mist erzählen. Du weißt ja, wie er ist, wenn ihn jemand anschreit, er hat sich umgedreht und ist gegangen.“ Eyrie legte ihren Kopf auf seine Brust und seufzte: „Ach Baby, was machen wir denn jetzt?“ Ennis rieb sich unwirsch über sein Gesicht und fluchte: „Shit!“ Er schlug mit der Faust gegen den Bettpfosten hinter sich. Eyrie hörte ein ungesundes Knacken und griff sofort nach seiner Hand: „Hör auf! Es tut doch schon genug weh.“
„Ich weiß nicht mal, wo ich ihn erreichen kann… wegen der Proben…! Nächste Woche geht die Tour los…“ Er verstummte. Sie hörte, wie er die Nase hoch zog, spürte seinen zitternden Atem in der Brust und wusste nicht, was sie tun sollte, um ihn zu trösten. Sie selbst war viel zu geschockt. Es lief doch alles so gut? Der Plattenvertrag, die Promotour.
Sie war ein bisschen traurig, weil sie nicht bei jedem Konzert dabei sein konnte. Die ersten fünf Termine auf der Insel konnte sie irgendwie mit ihrem Boss absprechen, aber dann waren Process Orders für Monate auf Tournee überall auf dem Kontinent. Da konnte sie unmöglich hinterher reisen. Doch nun hätte sie alles darum gegeben, am Telefon auf ihren Anruf zu warten, wenn nur Lourd zurückkam! Sie wollte nicht weinen, das würde Ennis nicht helfen, aber verhindern konnte sie auch nicht, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Auch ihr bedeutete Lourd sehr viel. Niemals so viel wie Ennis. Dennoch schlug ihr Herz schneller, sobald der Bassist den Raum betrat. Sie wusste kaum etwas über den großen, schlanken Mann mit dem pink-grünen Iro und der kraftvollen Stimme. Lourd redete weit weniger als sein Freund Ennis. Dafür füllte seine Präsenz mühelos jedes Zimmer. Er passte auf sie und die Band auf und konnte wie kein anderer die kleinen Streitigkeiten zwischen ihnen schlichten.
Und sie hatten elektrisierenden Sex. Lourd, Ennis und Eyrie. Wenn Lourd und Ennis zusammen waren, war es pure Poesie. Das sollte nun vorbei sein? Ihr kamen Lourd`s Gründe sehr fadenscheinig vor. Was war es tatsächlich und wo war er jetzt?
Eyrie küsste Ennis‘ Wange wieder und wieder, um ihn zu trösten. Sie konnte ihn nicht weinen sehen. Er nahm sie in den Arm und küsste ihren Mund. Einmal, zweimal, dreimal… Eyrie starrte ihn an. Was machte er da? Als Ennis ihr Starren auffiel, hielt er inne: „Sorry, es ist nur… Vielleicht brauche ich das gerade. War das zu viel für dich?“ Sie schüttelte den Kopf: „Wann hast du das letzte Mal gespielt?“ fragte sie und wischte erst seine, dann ihre Tränen mit den Fingern weg. „Vor etwa drei Monaten.“
Sie sah ihn groß an. „So lange schon nicht mehr?“ Er verdrehte die Augen: „Und du?“ „Keine Ahnung, nur mit euch. Nicht so wichtig… Weißt du, bei Frauen ist das anders…“ Ennis hob den Kopf: „Was soll das denn bitte bedeuten? Männer sind sexgierige Monster, oder was?“ Er zog die Stirn in Falten.
„Naja, ich hatte immer den Eindruck, ihr beide macht nichts anderes, wenn ihr allein seid.“ Sie zog entschuldigend eine witzige Grimasse. Ennis drückte sie wieder an sich: „Wir reden viel über Musik und über Sachen, die wir gerne tun…taten…“
Eyrie verschloss seinen Mund schnell mit einem Kuss, ehe er wieder in seinen Kummer fiel. Sie legte sich auf ihn und stützte die Ellbogen auf dem Teppich ab, um sein üppiges Haar zu kraulen.
***
Seine Hände krochen unter ihr Shirt und streichelten ihre Wirbelsäule. Sie schmeckte die salzigen Tränen auf seinen Lippen bei einem weiteren, intensiven Kuss. Schon oft hatte sie Ennis geküsst. Aus Spaß, oder wenn Lourd es verlangte. Zwischen ihnen war nie mehr als eine sehr enge Freundschaft und eine gewisse erotische Anziehung. Keine Liebe wie zwischen Ennis und Lourd.
Seine Zunge in ihrem Mund zu spüren erinnerte sie daran, wie es war, als sie den beiden zusah. Wie Ennis sich veränderte unter Lourd`s Händen. Jede Berührung von ihm schien Ennis tausendmal mehr zu bedeuten als bei jeder anderen Person. Er trank seine Worte, wurde elektrisiert von derselben Luft, die sie atmeten.
Lourd konnte Ennis` Gedanken erraten, wusste ganz genau wie er ihn berühren musste, welche Worte ihn erregten. Mit ihm sprach er ganz anders als mit ihr. Ruhiger, sanfter, tiefer. Eyrie genoss den Moment allein mit Ennis, doch Lourd fehlte ihr. Er war ihr Bindeglied.
Ennis schnippte mit zwei Fingern ihren BH auf und suchte nach den kleinen, handlichen Brüsten unter dem Stoff ihres T-Shirts.
Eyrie`s Körper war schön, fand er. So zart und weich. Keine Rundung zu viel, keine zu wenig. Sie stemmte sich hoch und genoss das sanfte Kneten. Provozierend rutschte sie mit dem Po über seinen Schritt. Er nuschelte in ihren Mund: „Ich bin wohl doch ein sexgeiles Monster.“
Sie küsste ihn feucht, so wie er es mochte, ehe sie sich aufsetzte, um ihr Shirt auszuziehen. Nicht ohne ein weiteres Mal über seine deutlich durch die Jeans zu spürende Erektion zu schaben. Er betrachtete Eyrie so wie er es immer tat, wenn er etwas im Sinn hatte. Auch wenn seinem Blick heute das Strahlen fehlte.
„Was willst du, Kinnear?“ grinste Eyrie. Er legte den Kopf schief: „Nicht leicht, wenn niemand meine Gedanken errät… aber ich überlege, ob mein Schwanz zwischen deine Brüste passt…“ Eyrie bekam rote Wangen. Sie mochte es, dass Ennis die Dinge beim Namen nannte, ohne lange drumherum zu reden, auch wenn sie jedes Mal vor Scham fast im Erdboden versank. Wenn Lourd ihm befahl zu sagen, was er brauchte, kamen die Worte heiser und verklärt aus seinem Mund. Das ließ sich leichter aushalten.
Zum ersten Mal waren sie auf sich gestellt. Ennis kannte Dinge, von denen Eyrie noch nichts wusste und die sie sich nicht traute. Auf Schmerzen, so wie Ennis stand sie auch nicht so sehr.
Heute gab es keinen der Regeln für sie aufstellte und Eyrie wusste nicht, wie weit Ennis ohne ihren Dom gehen würde. Das beunruhigte sie etwas, trotzdem fand sie Ennis`
Überlegung interessant: „Probieren wir es aus. Wie willst du mich?“ „Zieh dich aus und leg dich aufs Bett.“ Er biss sich auf die Unterlippe und bekam diese süßen roten Flecken auf seinen Wangen, die ihn so unschuldig wirken ließen. „Ich will, dass du zuerst kommst.“
Eyrie stand auf und zog ihre enge Röhrenjeans ganz langsam über den Po, ließ den rosa Spitzen Slip kurz auf ihn wirken. Erst als sie das winzige Lächeln in seinen Mundwinkeln ausmachte, zog sie sie ganz herunter. Nicht ohne Ennis dabei aufreizend ihre Kehrseite zuzudrehen. Sie tat es genauso, wie beim letzten Mal, als sie zu dritt waren. Ennis hob die Augenbrauen als nähme er ihren Versuch nicht ganz ernst. Ihre Unsicherheit überspielend, kickte sie ihm kichernd die Jeans entgegen. Dann kletterte sie auf das große, weiche Bett. Die Kissen rochen nach Lourd`s Aftershave. Sie atmete tief den moschusartigen Duft.
Ennis stand nun vor dem Bett. Er war einen Kopf kleiner als Lourd, doch jetzt ohne ihn wirkte er groß und männlich.
Er zog sein T-Shirt mit einer Hand von hinten über den Kopf. Typisch, Ennis! Trotz des andauernden Nebels in Inverness war er sonnengebräunt. Seine muskulösen Oberarme unterschieden sich von Lourd‘ s schlanken Armen. Ennis rasierte seine Brust glatt. Er trieb viel Sport; fuhr Downhill, skatete, was optisch nicht ohne Wirkung blieb. Er turnte bei den Gigs so wild mit seiner Gitarre über die Bühne, dass seine Klamotten nach einer halben Stunde von Schweiß tropften. Eyrie fand es erstaunlich, dass er sich so gut wie nie dabei verspielte. Obwohl er immer behauptete, dass das nur niemandem auffiel.
Unter seiner Jeans, die er gerade weg kickte, trug er eine enge Panty, die den halben Oberschenkel bedeckte und beim Radfahren und Skaten mit Shorts nicht verrutschte. Sie spannte ziemlich im Schritt.
Er kam langsam auf das Bett zu, strich dabei verlegen sein langes Haar hinter ein Ohr. Das war ihr so vertraut, dass ihre Unsicherheit verflog.
Ennis beugte sich über sie, leckte ihre Lippen und brachte sich im Liegestütz über ihr in Position. Er zog eine beleidigte Schnute: „Du hast das Höschen vergessen.“
Sie schüttelte den Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass es Absicht war.
Langsam, Zentimeter für Zentimeter arbeitete er sich küssend an ihr hinab bis zum Bund ihres Slips. Seine Zunge hinterließ eine kühle, feuchte Spur auf ihrer erhitzten Haut. Dann schenkte er ihr einen hungrigen Blick aus seinen babyblauen Augen. Eyrie erschauerte. Sie mochte seine Augen. Sie konnten aggressiv, betörend, intensiv und auch melancholisch sein. Es war immer echt.
Bei Lourd schien in jedem Blick, in jeder Geste ein Geheimnis zu schlummern. Das schreckte sie manchmal ab und manchmal war es genau das, was sie um den Verstand brachte.
Ennis schob ihre Schenkel auseinander und rieb dabei sein Kinn an ihrem Schambein. Er beobachtete sie genau. Das Blickduell gewann er. Sie konnte nicht lange standhalten, so lange er sie mit heißem Atem in ihrem Schritt reizte. Seine Lippen umschlossen den dünnen Stoff. Sie spürte die feuchte Wärme. Was hatte er vor?
Eyrie vergrub ihre Finger in seinem Haar, versuchte ihn tiefer zwischen ihre Beine zu drängen. Er schob seine warmen Hände unter ihren Po und hob sie leicht an. Seine Nasenspitze drückte sich gegen ihre Schamlippen, seine Zunge durchnässte den Stoff, bis er in den Spalt dazwischen rutschte. Eyrie schnappte nach Luft. Sie zerwühlte sein Haar, wollte, dass er ihr den Slip endlich auszog, doch das tat er nicht.
Seine weichen, goldbraunen Locken kitzelten ihren Bauch. Er biss leicht in die Innenseite ihres Oberschenkels. Eyrie schrie auf und riss an seinem Haar. Er packte ihre Hände und steckte sie unter ihren Po, dann sah er sie ernst an.
Eyrie war verwirrt. Ennis war dominanter, wenn Lourd nicht dabei war. Das gefiel ihr. Seine Stimme war tief und weich, aber fest, als er sagte: „Du wolltest das Höschen anlassen, ich werde es dir nicht ausziehen.“
Sie stöhnte genervt. Bei Lourd hätte sie niemals gewagt, zu protestieren. Ennis schnaubte, legte sich ihre Schenkel über die Schultern und tauchte wie eine Schlange zwischen ihren Beinen ab.
Eyrie fühlte seine Berührungen gedämpft, als er sie durch den Stoff leckte. Dass machte sie wahnsinnig. Sie wand sich unter ihm und wimmerte. Ennis ließ sich nicht stören. Er schob seine Finger bis kurz unter den Rand des Saums, um sie noch mehr zu necken. Noch ein kleines Stück weiter. Eyrie glaubte schon, er würde nachgeben und endlich in sie eindringen, aber er strich nur ganz knapp an der feuchten Öffnung entlang und drückte seine Zunge durch den Stoff.
Sie bekam kaum noch Luft vor unerfüllter Lust und presste die Schenkel zusammen.
Er sah aus ihrem Schoß auf und erfreute sich an ihrem wütenden Blick.
Erst als sich ihre Atmung etwas beruhigt hatte, widmete er sich wieder dem frustrierenden Spiel. Sie erwartete bebend jede seiner Berührungen, um sie sich intensiver vorzustellen. Ennis genoss die feuchte Hitze in ihrem Schoß und drückte seine Zunge gegen das Spitzenröschen, das genau auf ihrer Klitoris saß. Eyries Schenkel zitterten mehr und mehr. Ihr Wimmern glitt in kurze Atemstöße über. Er lächelte wissend und schob endlich den Stoff beiseite. Sofort wurde er mit einem rauen Stöhnen von ihr dafür belohnt. Als er erst einen, dann zwei Finger in die feuchte Enge schob, war es so heiß in ihr, dass er selbst erregt knurrte. Das überwältigte sie völlig. Alles auf einmal spürte sie: seine Finger rhythmisch und entschlossen in sich, sein Saugen und Lecken, fordernd und zielführend.
Ein Pulsieren rauschte durch ihren Körper, die Wirbelsäule hinauf bis unter ihre Kopfhaut, ließ sie zuckend und schreiend explodieren.
Ennis folgte ihrem Rhythmus zuerst hart, dann immer weicher, bis er ihre letzten Wogen nur mit den Lippen aufnahm. „Hmmm.“ brummte er in ihren Schoß. Sie erzitterte ein weiteres Mal. „Schade…jetzt würde ich dich gerne ficken.“ murmelte er.
Eyrie atmete tief und lang aus. Sie blinzelte und zog ihre tauben Hände unter dem Po hervor. Ennis legte sich auf sie. Als er sie küsste und sie sich selbst in seinem Mund schmeckte, reagierte sie erst, auf das was er gerade sagte. Sie fühlte eine erneute Welle der Erregung: „Dann tu`s doch.“
Er ließ sie mehr von sich schmecken und rieb sich durch seine Pants an ihrer Scham. Ganz sanft, weil er wusste, wie empfindlich sie dort jetzt war. Dann hockte er sich zwischen ihre Beine. Durch den dünnen Stoff seiner Hose konnte sie den Umriss seiner Erektion und einen feuchten Fleck sehen. Seine halb geschlossenen, von Lust erfüllten Augen verrieten ihr, dass es ein kurzes Vergnügen wäre. Sie rieb mit ihrer Hand über die Beule. Als er tief seufzte, setzte ihr Herz einen Takt aus.
Schnell schlüpfte er aus den Pants und kniete sich über ihren Bauch. Eyrie presste mit den Händen ihre Brüste zusammen und sah fasziniert zu, wie Ennis seinen prallen, Schwanz dazwischen schob. Die feuchte Spitze blitzte dunkelrot und glänzend aus ihrem Busen hervor. Sie presste ihr Kinn auf die Brust und stupste mit der Zungenspitze seine Eichel. Ennis warf den Kopf in den Nacken und stöhnte. Er bedeckte ihre Knospen mit seinen Handflächen. Stieß seine Männlichkeit zwischen ihre weichen, handgroßen Brüste, bis Eyrie es nicht länger aushielt und mehr von seinem Verlangen spüren wollte.
Sie packte seinen Hintern zog ihn an sich heran und saugte seine Länge in ihren Mund.
Ennis musste sich stützte am Kopfende des Bettes abstützen, um nicht vorn über zu fallen, so überwältigte ihn ihre spontane Aktion.„Ohhh, Shit!“ fluchte er.
Er war so erregt, dass er erst bemerkte, dass er zu schnell und zu tief in ihren Mund stieß, als sie schon würgte. Schnell nahm er sich zurück. Sie hatte noch nicht gelernt, die Muskeln in Kiefer und Rachen zu entspannen und den Reiz zu überwinden. So wie Lourd es ihm beigebracht hatte. Ihr das jetzt zu zeigen, dafür reichte seine Geduld nicht aus. Tief in seinen Eingeweiden fühlte er, wie sich sein Höhepunkt zusammenbraute.
Vorsichtig nahm er ihr Kinn, drückte ihren Mund auf. Und versicherte sich mit einem Blick in ihr Gesicht, dass es okay für sie war. Sie streckte bereitwillig ihre Zunge heraus, wie sie es bei ihm und Lourd gesehen hatte. Ein Anblick, an dem sie sich nicht satt sehen konnte. Ihr Herz schlug höher, dass sie Ennis unbewusst dazu gebracht hatte, mit ihr das Gleiche zu tun.
Ennis rieb seine Härte auf ihrer Zunge. Sie bemühte sich, ihre Lippen über ihn zu stülpen, krallte sich in seine Pobacken und ließ den Ritt erwartungsvoll zu. Sein Haar fiel über sein Gesicht, als er sich vorbeugte, seine Haut glänzte schweißnass. Eyrie fühlte das Zucken in ihrem Mund und hörte Ennis` tiefes Stöhnen. Er wollte sich zurückziehen, damit sie sich nicht verschluckte, aber Eyrie hielt ihn fest und saugte unerbittlich an ihm, bis er sich nicht mehr zurückhalten konnte. Er fluchte wieder, diesmal herrlich befreit. Das Würgegefühl verschwand, als sie seine heiße Ladung schluckte.
Ennis biss sich auf die Lippen und fühlte ein Schluchzen in seiner Kehle. Er hielt inne und schöpfte Atem. Seine Tränen vermischten sich mit Schweiß.
Eyrie streichelte seinen Hintern und entließ langsam seinen Schwanz aus ihrem Mund. Ennis strich über ihre Lippen und wischte sich mit dem Unterarm über das Gesicht.
Nachdem Eyrie ein paar Mal Luft geholt hatte, fragte sie: „Weinst du?“
Er schüttelte den Kopf.
Natürlich weinte er.
„Ich war Er…“ schluchzte er. „und du warst Ich…“
Eyrie kroch unter Ennis hervor und legte ihre Arme um seinen Hals: „Nein, Baby. Du warst du und ich war ich. Das war nur aufgestaute Lust. Nichts weiter.“ Seine Schultern bebten unter jedem seiner Atemzüge. Alles wollte auf einmal aus ihm heraus. Eyrie zog ihn zu sich auf die Kissen, drückte sein Gesicht in ihre Halsbeuge und flüsterte: „Schscht, ist ja gut… er fehlt dir… Ich weiß. Mir auch.“ Ennis weinte lange. Eyrie hielt ihn fest.
Irgendwann schniefte er nur noch. Sie streichelte sein tränennasses Gesicht und küsste seine Schläfe: „Ich finde ihn, und dann klären wir das, okay?“ Er nickte. Auch wenn er nicht glaubte, dass Eyrie Lourd finden konnte.
Er war müde von all der Traurigkeit. Eyrie auch. „Was dagegen, wenn ich hier schlafe?“ fragte sie. „Nein, bleib. Ich mag jetzt nicht allein sein.“
Sie küsste ihn wieder. Diesmal auf den Mund. „Ich auch nicht.“ Sie lauschten jeder auf des anderen Atem, bis ihnen die Augen zufielen.
***
2. Kapitel
Alte Freunde
„Lord Ers Lockwood, wie ich mich freue, deine Stimme zu hören!“ flötete Lyddie ins Telefon und rückte ihr Hörgerät zurecht, um über das Knacken in der Leitung auch wirklich alles mitzubekommen. „Lydia, Teuerste, ich habe ewig nichts mehr von dir gehört und war bereits in Sorge!“ krächzte es am anderen Ende der Leitung. Das ewige Pfeife rauchen und Macallan trinken, ließ seine Stimme mit der Zeit rau und dünn werden.
„Mir geht es gut, Ers aber du hast mir einen äußerst verstörenden Brief geschrieben. Wie kann ich dir helfen?“ Lyddie trug den Brief bei sich in der Rocktasche und erwartete gespannt eine Erklärung. Der betagte Mann am anderen Ende der Leitung seufzte tief: „Lydia, alles hat sich verändert, seit auf Brecon die Renovierungsarbeiten begonnen haben. Du weißt ja, wie es mit dem schottischen Adel steht. Die Inflation, die Vermögensumschichtungen, naja, wem erzähle ich das?“ Er räusperte sich und außer ein paar röchelnder Atemzüge hörte Lyddie zunächst nichts, bis Lord Lockwood weiter sprach, wobei sie sich wunderte, weshalb er so schnell vom offiziellen zum persönlichen Ton gefunden hatte: „Im Grunde, besitzen wir nichts weiter als ein paar Immobilien in ruinösem Zustand.“ lachte er bitter.
„So heruntergekommen war Brecon nie, Ers.“ munterte sie ihn auf.
„Zugegeben, meine Liebe. Der alte Kasten hat sich passabel gehalten, solange die Klinik noch gut lief. Aber dann… Wir hatten ein undichtes Dach im Westflügel. Die Lungenpatienten wurden anderswo untergebracht. Stand alles in der Zeitung. Mir blieb letzten Endes nichts anderes übrig, als mit dem Umbau zu beginnen.“
Lyddie setzte sich auf den Hocker neben dem Telefon. Sie ahnte schon, dass dies ein sehr langes Gespräch werden würde. Wenn Lord Lockwood erst einmal anfing, in Erinnerungen zu kramen, ließ er sich schlecht aufhalten.
„Nun, der Umbau zum Hotel war sicher ein großes Stück Arbeit. Aber ich denke doch, dass die Krankenzimmer sich hervorragend als Unterkünfte für die Gäste eignen, nicht?“ trieb sie seine Erzählung voran. Lockwood stimmte ihr zu: „Tatsächlich haben die Räume viel Potential. Wir brachten jedoch einigen Kram beim Rückbau zu Tage. Sehr alte Dinge…“ er stockte. „Du hast doch nicht etwa einen Schatz gefunden?“ rief Lyddie aus.
„Nein…“ Seine Antwort klang wenig begeistert. „Dann wohl eher etwas, dass dich belastet und von dem du dich unbedingt trennen willst?“ hakte sie nach. Er war doch sonst so gesprächig, etwas musste ihm zu schaffen machen. „Ach, wenn es nur so einfach wäre. Wir sind auf etwas gestoßen, fürchte ich, das sich nicht einfach so entsorgen lässt.“ „Raus mit der Sprache Ers!“ schalt sie ihren alten Freund. „In deinem Brief klang es, als hetzt dich der Teufel! Schnelle Hilfe, Katastrophe, waren deine Worte. Jetzt schleich nicht wie die Katze um den heißen Brei!“ Ers räusperte sich ein weiteres Mal: „Wir haben einen Geist.“ Seine Worte hallten nach. „Einen Geist?“ „Allerdings.“ „Hervorragend!“ rief sie: „Dann passt dein alter Kasten ja wunderbar zu den anderen Spukschlössern im Land.“ „Mach keine Scherze, die ersten Gäste beschweren sich bereits. Eine Familie aus Sommerset hörte ungewöhnliche Geräusche in der Nacht. Als rücke jemand Möbel nebenan. Leider gib es nebenan kein Zimmer. Dort ist der Flur. Gänzlich ohne Möbel. Ihr zehnjähriger Sohn schwört in seinem Zimmer eine Person gesehen zu haben, kurz nachdem er zu Bett ging.“ Lyddie pfiff durch die Zähne: „Eine Person. Liest der Junge vielleicht John Sinclair Romane?“ Ers seufzte. Es klang erschöpft. „Bitte, bleib ernst liebste Freundin. Mir steht das Wasser bis zum Hals. Wenn dieser Spuk nicht aufhört, bin ich in zwei Monaten pleite und muss Brecon verkaufen. Der Kredit für die Sanierung kostet mich zwei Millionen.“ Lyddie verstand. Sie brummte Zustimmung und spielte ein, zwei Situationen in Gedanken durch, ehe sie Ers zu verstehen gab: „Du musst dahinter kommen, was der Auslöser dieser Vorfälle ist. Und es schnell beenden.“ Er lachte trocken: „Das ist das Problem. Ich finde keine Ursache, außer der, dass wir jemanden in seiner Ruhe gestört haben. Du hast doch so gute Beziehungen zu Chronisten. Könntest du nicht ein wenig Nachforschung betreiben? Ich habe schon genug mit dem Hotel zu tun. Meine Archive stehen dir selbstverständlich zur Verfügung.“