Weiblichkeit leben - Astrid Leila Bust - E-Book

Weiblichkeit leben E-Book

Astrid Leila Bust

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Beschreibung

Sich im Femininen neu entdecken – frei von Klischees und traditionellen Frauenrollen -, dafür liefert Leila Bust in ihrem neuen Buch eine überzeugende Anleitung. Die erfahrene Paar- und Sexualtherapeutin gibt ungewöhnliche und tiefenpsychologische Antworten auf die wesentlichen Frauenfragen. "Die Zeit ist reif, dass wir Frauen uns auf uns selbst besinnen und unsere eigene Freiheit und Liebe erkennen", schreibt sie. "Wer sich selbst nicht liebt und respektiert, kann nicht erwarten, dass der andere ihn liebt und respektiert." Die Männerwelt haben die Frauen längst erobert. Nun geht es darum, die Frauenwelt zu revolutionieren! Leila Bust stellt eine neue Vision von Weiblichkeit vor und ermuntert dazu, sich auf Körperlichkeit, Weiblichkeit und Sexualität zu besinnen und sich dadurch im eigenen Körper wohl zufühlen. Eine Einladung für alle Frauen, die neugierig auf ihr Frausein sind und sich nicht mit vorgefertigten Antworten zufrieden geben, sondern sich selbst in ihrer Weiblichkeit erforschen wollen.

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Seitenzahl: 471

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Astrid Leila Bust

Weiblichkeit leben

Die Hinwendung zum Femininen

Inhalt

Vorwort

Einführung

Die Vermännlichung der Frau

Die Ablehnung weiblicher Werte

Zehn Aspekte der verkümmerten femininen Seite

Ich schaue in den Spiegel – und sehe meine Mutter

Das Herz schlägt für die Mutter

Übung: Das Leben der Mutter erkunden

Der Prototyp: die bewusste Mutter

Zwischen Glucke und Rabenmutter

Die Glucke

Die sich Aufopfernde

Die körperlich oder seelisch kranke Mutter

Die Rabenmutter

Die verschiedenen Muttertypen: ein Fazit

Mütter sind asexy

Sich aus dem weiblichen Karma befreien

Die Loslösung von den eigenen Emotionen

Die Loslösung vom kollektiven Schmerz

Die Loslösung vom Opferbewusstsein

Kein Schmerz existiert ohne Grund

Die Kompensation des Schmerzes

Die erste große Liebe: der Vater

Die Vaterbeziehung im Leben eines Mädchens

Körperliche und emotionale Präsenz

„Du bist mein Ein und Alles“ – der Balanceakt zwischen Liebe und Abgrenzung

Grenzverletzungen und sexuelle Übergriffe

Papa-Töchter – die unbeantwortete Liebe

Das Model

Die Karrierefrau

Die Rebellin

Die Narzisstin

Die Vaterwunde heilen

Abschied vom Vater

Übung: Abschied vom Vater nehmen

Die Folge: symbiotische und autarke Frauen

Der Traum vom Märchenprinzen

Die autarke Frau oder: Unabhängigkeit um jeden Preis

Zu neuen Ufern

Zurück ins Frauenland

Der heilsame Frauenkreis: Selbstverantwortung und Hingabe

Die Stärkung des Yin, der weiblichen Essenz

Geerdete Weiblichkeit

Shakti – die weibliche essenzielle Energie

Das negative Männerbild aufgeben

Befreiung von den sexuellen Grundängsten

Heilige und Hure – die Befreiung von archetypischen männlichen Frauenbildern

Die große Göttin und das weibliche Prinzip

Weibliche Sexualität

Unser Körper – unser Leben

Übung: Ein Ja zu meinem Körper finden

Verantwortung für die eigene Sexualität übernehmen

Selbstliebe

Übung: „Ich liebe mich“

Übung: Lernen Sie Ihre Vulva kennen und lieben

Übung: Stimulierung des G-Punktes

Sexuelle Wunden heilen

Übung: Die Vagina sprechen lassen

Weibliche Sexualität – was ist das?

Der weibliche Orgasmus

Übung: Erwecken Sie Ihr orgasmisches Potenzial

Eine neue Vision von Weiblichkeit: die Dakini

Neue Wege in Partnerschaft und Erotik

Tango Argentino

Der Tanz der Polaritäten

Am Anfang ist Eros

Sicherheit und Geborgenheit contra Abenteuer und Erregung

Erotik lebt von der Distanz

Gleichmachungswahn versus Erotik

Mann bleibt Mann und Frau bleibt Frau

Ich bin nicht du – und du darfst anders sein als ich

Ich kenne dich nicht

Ich, du und wir

Liebe contra Sex

Das Single-Separee

Ich muss nicht recht behalten

Intimität und Nähe

Übung: Sich verbinden

Erotische Kommunikation will gelernt sein

„Ich trete dir nicht zu nah, wenn du dich mir zeigst“ – Kommunikation, die verbindet

Projektionen – „Zwei sind nötig, damit sich einer erkennt“ (Gregory Bateson)

Übung: Projektionen zurücknehmen

Ich lasse dich frei

Du darfst deine Geheimnisse für dich behalten

Du darfst dich umschauen

Vom Umgang mit Eifersucht

Der Lockruf des Fremden

Deine männliche Größe steigert mein Verlangen nach dir

„Bis dass der Tod uns scheidet“ – ist schon lange gestorben

Eine Vision von Partnerschaft

Sie sind die Frau Ihres Lebens

Die Aufmerksamkeit auf sich selbst richten

Aktives Warten

Die Verbindung mit dem Weiblichen in uns suchen

Das Leben genießen

Körperliche Berührung

Kleiden Sie sich bewusst

Machen Sie Ihren Tag zu einem freudvollen Tag!

Mit sich selbst Zeit verbringen

Übung: Meditieren Sie in Stille

Ausblick: Sie sind die Frau Ihres Lebens

Anmerkungen

Literatur und Quellennachweise

Vorwort

Dieses Buch ist aus meiner therapeutischen Arbeit mit Frauen entstanden. In den letzten Jahren kommen zunehmend weibliche Klienten zu mir, die unter einer Rollenkonfusion und Verunsicherung in ihrer Identität als Frau leiden. Die Frage, die sie bewegt, ist: „Wer bin ich als Frau, und worin zeigt sich Weiblichkeit?“

Die letzten dreißig Jahre haben zu einem tief greifenden Rollenwandel geführt. Frauen warfen alte Rollenklischees über Bord und sorgten für einen gleichberechtigten Platz in Beruf und Gesellschaft. Klug und gut ausgebildet, treten sie selbstbewusst auf, sind eigenständig und unabhängig. Auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit orientierten sich die Frauen überwiegend am Bild des Mannes, seinen Werten und Verhaltensweisen, seinem erfolgreichen Gestus und seiner Rhetorik. Die Entwicklung männlicher Fähigkeiten ging jedoch auf Kosten der Weiblichkeit, die vielfach verdrängt wurde. Die Folge davon ist ein Gefühl von innerer Leere und Verlorenheit, das die Frauen zunehmend beschleicht, wenngleich ihnen dies äußerlich erst einmal nicht anzumerken ist. Der Bezug zur eigenen Weiblichkeit, die geschlechtliche Identität, ging verloren.

Vorher waren die männlichen und weiblichen Sphären streng geteilt und klar definiert. Die Komplementarität der Geschlechterrollen gab beiden Geschlechtern eine klar umrissene Identität. Doch mit der Angleichung von Mann und Frau sowohl im öffentlichen, beruflichen als auch im privaten Bereich verloren beide Geschlechter ihre Identität. Seit beide gleiche Berufe, Rollen und Funktionen ausführen, gleiche Kleidung tragen und Interessen haben, stellt sich die Frage, was Mann und Frau unterscheidet beziehungsweise was dann noch typisch männlich und weiblich ist. Diese existenzielle Frage führt nicht nur zu besagtem Loch im eigenen Inneren, sondern beeinflusst das Verhältnis zueinander und auch zu sich selbst.

Die Suche nach weiblicher Identität berührt die Frage nach der ursprünglichen Bestimmung, die auch im Kontext von Sexualität, Selbstverständnis und Partnerschaft zu beantworten ist. Dieses Buch will Frauen auf der Suche nach sich selbst und ihrer Weiblichkeit unterstützen. Dabei schreibe ich als Sexual- und Paartherapeutin und berücksichtige vor allem die psychologischen und persönlichen Aspekte der weiblichen Identitätssuche; der gesellschaftlich-politische Bereich spielt nur als Hintergrund eine Rolle.

Meinen Ausführungen liegt die Annahme zugrunde, dass Männer und Frauen nicht nur durch ihre Anatomie und Hormone verschieden sind, sondern dadurch bedingt auch ein unterschiedliches Energiesystem besitzen, was ihre Persönlichkeit neben vielen anderen Faktoren grundlegend prägt. Auch wenn Körperlichkeit und Energie in diesem Buch einen zentralen Stellenwert haben, distanziere ich mich von jeder Art des Naturalismus. Frauen können heute frei wählen, ob sie Karriere machen oder eine Familie gründen wollen oder beides. Sie haben die Möglichkeit, die Ehe einzugehen, längere Liebesbeziehungen zu führen oder allein zu leben. Sie entscheiden selbst.

Unabhängig davon, wie Sie Ihr Leben gestalten, vermittelt Ihnen dieses Buch Hintergrundwissen und auch einige konkrete Übungen, um Ihre Weiblichkeit zu entdecken und ein selbstständiges, freies, glückliches und genussvolles Leben als Frau zu führen.

Die Hinwendung zum Weiblichen ist eine Einladung für neugierige und suchende Frauen. Sie will Frauen ermutigen, die eigene natürliche, weibliche Lebenskraft anzuerkennen und ihr Leben dadurch zu bereichern. Dies ist unabhängig von Ihrem Alter und gesellschaftlichem Status sowie vom Beruf, ob Sie als Singlefrau leben, verheiratet oder alleinerziehende Mutter sind. Doch mit dem Buch treffen Sie eine bewusste Wahl, sich selbst als Frau zu erforschen und Ihr Leben und Ihre Beziehungen ganz bewusst glücklicher und erfüllender zu gestalten.

Mit diesem Buch haben Sie sich entschieden, die grundlegende Lektüre zum Thema Weiblichkeit zu lesen. Dieses von mir 2012 erstmals veröffentlichte Buch ist wohl das meist gelesene der deutschsprachigen Frauenbücher. Es initiierte ein neues Verständnis von Frausein und Weiblichkeit jenseits des Gender Mainstreams und ist mittlerweile als eine Art „Frauenbibel“ die Grundlage für viele Coaches, Therapeuten und Seminarleiterinnen, die mit Frauen arbeiten. Dieses ergänzte Vorwort geht auf die gesellschaftlichen Veränderungen unseres Geschlechterverständnisses der letzten zehn Jahre ein.

In Deutschland gibt es seit dem 1.1.2019 ein drittes Geschlecht, genannt „divers“. Dies ist ein weiterer konsequenter Schritt zum Erfolg des Gender Mainstream, der staatlich gefördert wird und die Massenmedien dominiert. Damit wird offensichtlich: Unsere Gesellschaft soll sich in Richtung Beliebigkeit der Geschlechter, der männlichen und weiblichen Rollen und der Identitäten entwickeln. Das Ideal: androgyne Menschen und Transgender, die ihr Geschlecht nach Belieben ändern und wechseln können. Diese Entwicklung des Gender Mainstream gibt es nicht nur in Deutschland – sondern weltweit. Immer mehr gewinnt die südkoreanische (K-Pop) und japanische (Animes) Pop-Kultur Einfluss auf junge Menschen.

Das hat zur Folge, dass im Westen immer mehr Jungen und Mädchen das Androgyne als Schönheitsideal entdecken und sich damit identifizieren, unabhängig vom eigenen Geschlecht. Themen wie Homosexualität und Transgender bekommen in diesem Zusammenhang eine immer größere Bedeutung.

Doch was macht diese Entwicklung mit den Menschen? Bei Kinder- und Jugendpsychologen ist der K-Pop gut bekannt. Denn zu ihnen kommen (oder werden von den Eltern geschickt) immer mehr Jugendliche, die sich fälschlicherweise für Transgender erachten und eine Geschlechtsumwandlung machen wollen. In einer Phase der Suche nach der eigenen geschlechtlichen Identität werden die jungen Menschen allein gelassen. Statt attraktive Vorbilder für das eigene Geschlecht zu finden, sind sie der Beliebigkeit der Geschlechter ausgesetzt, was das Finden der eigenen Identität sicherlich erschwert und nicht erleichtert.

Aber auch bei erwachsenen Männern und Frauen ist für uns als Paartherapeuten ein deutlicher Einfluss von Transgender Mainstream festzustellen. Männer wie Frauen fühlen sich häufig in ihrer männlichen und weiblichen Identität verunsichert. Frauen vermännlichen und leben immer mehr ihre maskuline Seite, ihre Weiblichkeit verkümmert dabei zusehens. Frauen schämen sich, wenn sie sich dafür entscheiden, als Hausfrau und Mutter zuhause zu bleiben, denn sie riskieren einen Shitstorm, wenn sie dies öffentlich bekunden. Die von mir aufgezeigte gesellschaftliche Entwicklung führt zu einer großen Verwirrung in Bezug auf männliche und weibliche Identität, was zu Verunsicherung und Schwächung bei vielen Frauen als auch Männern führt. Darüber hinaus fördert der Gender Mainstream eine Auflösung der geschlechtlichen Identitäten.

Daher ist dieses Buch aktueller denn je für alle Frauen, die ihre Weiblichkeit finden und stärken sowie ihr weibliches Potenzial befreien wollen. Es hilft Frauen, nicht nur eigene Probleme oder Themen zu verstehen, sondern auch die gesellschaftlichen Ursachen zu erkennen, warum viele Frauen mit ihrer Weiblichkeit hadern und es schwer haben, ihre eigene weibliche Identität zu finden.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf das Buch „Männlichkeit leben“ von Björn Thorsten Leimbach hinweisen, mit dem ich seit 25 Jahren zusammen arbeite. Als Paar- und Sexualtherapeuten stärken wir Männer und Frauen in ihrer Polarität. Das führt zu mehr Selbstbewusstsein und auch zu glücklichen und erfolgreichen Beziehungen. Damit stellen wir uns ganz bewusst gegen die politisch geförderte Entwicklung des Gender Mainstream, das eine Angleichung und letztendlich Auflösung von Männlichkeit und Weiblichkeit anstrebt.

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei meinen zahlreichen Leserinnen und ihren Zuschriften, sowie den Hörerinnen meiner Podcasts und wünsche Ihnen als Leserin neue und erhellende Erkenntnisse auf Ihrem Weg als Frau.

Ihre Leila Bust

Einführung

Auf der Suche nach weiblicher Identität stellt sich die Frage: „Was ist feminin?“ Bis in die 1960er-Jahre hinein war dies leicht zu beantworten. Es galt als natürlich und selbstverständlich, dass die Frau einem Mann anhing und Kinder bekam. Die Fortpflanzung wurde als ihre von der Natur vorgegebene Aufgabe oder als religiöse Pflicht angesehen, die nicht hinterfragt wurde. Es war der natürliche Lebensplan einer jeden Frau, der sich die Sinnfrage des eigenen Lebens in den meisten Fällen nicht stellte. Entsprechend waren die körperlichen Vorgaben, als Schönheitsideal definiert, was dem Gebären und dem Wohl des Kindes vermeintlich diente: ausladende Hüften und ein großer Busen, der genügend Milch geben sollte. Auch die Definition von weiblichen Eigenschaften wurde aus ihrer Aufgabe als Ehefrau und Mutter heraus definiert. Die Frau sollte anpassungsfähig sein und sich unterordnen. Vor allem benötigte sie Opferbereitschaft und Pflichtbewusstsein. Doch seit die große Mehrheit von Frauen Verhütungsmittel verwendet, werden Schwangerschaft und Geburt nicht mehr als naturgegeben betrachtet, die Ambivalenzen der Mutterschaft deutlicher wahrgenommen, die Monogamie der Ehe kritisch hinterfragt. Manche wollen heiraten und Kinder bekommen, andere wollen keine, und die meisten wollen erst einmal beruflich erfolgreich sein und darin Anerkennung erhalten. Selbstverwirklichung wird eher im beruflichen Kontext gesucht als in der Mutterschaft.

Dafür entwickelten Frauen Werte und Qualitäten, die sie darin unterstützten, ökonomisch unabhängig und beruflich erfolgreich zu werden, wie Eigenverantwortung, Selbstbewusstsein und Zielstrebigkeit – Eigenschaften, die sie beim Mann abguckten.

Die ökonomische Unabhängigkeit sowie die Liberalisierung familiärer Ideale haben ganz entschieden dazu beigetragen, dass Frauen heute eher Karriere statt Kind wählen und nicht unter allen Umständen in einer Beziehung bleiben, in der sie unglücklich sind. Doch fühlen sich die Frauen von heute dank ihrer äußeren Freiheit auch innerlich frei? Sind sie in ihrer Unabhängigkeit noch bereit zu lieben und sich an einen anderen Menschen zu binden? Denn bei dem Wandel des Frauenbildes wurde meiner Meinung nach etwas ganz Wesentliches versäumt: Die äußeren Räume von Freiheit wurden inhaltlich nicht gefüllt, und die Frage nach der eigenen Identität wurde nicht gestellt.

Der von der Frauenbewegung der 1960er-Jahre initiierte Rollenwandel bewirkte ein neues Selbstverständnis und revolutionierte die alten Rollen. Dabei orientierten sich die Frauen am Mann: an seinen Werten und Verhaltensweisen. Ihre Forderung war ja gleiche Macht für Männer und Frauen. Um dies zu erreichen, mussten Frauen besser und erfolgreicher als die Männer werden. So verließen sie Schulen und Universitäten mit den besten Abschlüssen, übernahmen dank Gleichstellungsgesetzen zunehmend einflussreiche Positionen in Beruf und Politik. Dabei lernten sie vom Mann: Sie übernahmen dessen erfolgreichen Gestus und seine Rhetorik, schauten sich seine Verhaltensweisen ab. Sie entwickelten persönliche und gesellschaftliche Visionen, lernten ihre Bedürfnisse und Wünsche klarer zu formulieren und durchzusetzen und stellten eventuelle Kinderwünsche hintan.

Frauen verstärkten damit ihre männlichen Fähigkeiten, wurden durchsetzungsfähig und unabhängig. Dies war ein wichtiger Schritt zur Befreiung und Eigenständigkeit der Frau, durch den beide Geschlechter sich auf Augenhöhe begegnen. Innerlich blieb dabei jedoch eine gewisse Abhängigkeit vom Mann, da seine Werte übernommen und nur wenige feminine Qualitäten und Orientierungen – jenseits der männlichen Werteskala – entwickelt wurden. Die Persönlichkeit der Frau wurde bei dieser gesellschaftlichen Entwicklung immer maskuliner, und sie trat mit den Männern in Konkurrenz. So erscheint Frausein heute häufig fast wie ein Zerrbild von Männlichkeit und will erst noch zu einer wirklich erfüllten und gelebten Weiblichkeit befreit und entwickelt werden.

Worin aber zeigt sich Weiblichkeit?

Die feminine Energie repräsentiert sich in einer offenen und rezeptiven Haltung und kann sich gut auf andere einstellen. Empathie, Mitgefühl und die Fähigkeit, mit dem anderen ganz zu verschmelzen und sich in ihm aufzulösen, sind weitere Ausdrucksformen des Femininen. Das Feminine ist reine Lebenskraft und Daseinsfreude sowie Schönheit, Ästhetik, Anmut und Zartheit, die sich im Eros ausdrücken, aber auch Wildheit, Ekstase und Chaos gehören dazu. Die Intuition, die zusammen mit der spontanen Kreativität Dinge initiiert, bewegt und verändert, sowie der gute Kontakt zu den eigenen Gefühlen und die Fähigkeit, sie auszudrücken, sind feminine Qualitäten. Das tiefste Wesen weiblicher Energie ist Liebe, die sich verschenken will, ohne Wenn und Aber, ohne Ziel sich ganz hingeben will. Hingabe geschieht nur im Hier und Jetzt, im gegenwärtigen Augenblick. Das Feminine nimmt die Welt eher über die Sinne wahr und akzeptiert das Wahrgenommene erst einmal so, wie es ist, statt es zu analysieren oder zu beurteilen. Die unmittelbare Sinneswahrnehmung lässt uns ganz im Erleben sein, führt uns in die Präsenz und Körperlichkeit, statt dass wir unseren Gedanken nachhängen. Feminine Energie lebt nur diesen Augenblick und den nächsten – wieder neu. Sie atmet, bewegt sich, berührt, verströmt sich, ohne irgendwo ankommen zu müssen, ohne ein bestimmtes Ziel damit zu verfolgen. Im Gegensatz zur maskulinen Ernergie, die zielgerichtet ist und mit ihrem Verhalten einen bestimmten Plan verfolgt.

Feminine Energie beinhaltet immer Möglichkeiten, die wir in uns zur Verfügung haben. Wir können sie realisieren oder verdrängen.1 Nach der indischen Energielehre hat die Frau in der Regel überwiegend feminine Energie und einen geringeren Anteil an maskuliner. Beim Mann verhält es sich in der Regel genau umgekehrt. Wenn eine Frau ihre feminine Essenz kennt, bejaht und auf die eine oder andere Weise umsetzt, wird sie sich selbst gut, heil, komplett und erfüllt fühlen. Sie vermag dann ihre Beziehungen glücklich und befriedigend zu gestalten und wird zum Segen für ihre Umwelt. Das heißt, dass sich die anderen gern in ihrer Nähe aufhalten, dass sie eine natürliche Anziehung hat und die Menschen sich in ihrer Gegenwart bereichert fühlen.

Wenn Frauen ihre ursprüngliche feminine Energie nicht leben und sie stattdessen mit zu viel maskuliner Energie verdrängen, kann das negative Auswirkungen auf ihre Persönlichkeit und ihr Leben haben, wie körperliche Krankheitssymptome oder Probleme in Beziehung und Partnerschaft. Sind sie nicht mit ihrer wesenseigenen Energie verbunden, bringen sie sich um die Möglichkeit, wahre Liebe in ihrem Leben zu erfahren. Das Leben erschöpft sich dann leicht in Äußerlichkeiten und im Erfüllen bestimmter Rollen. Doch das Glück und der Reichtum wahrer Liebe, die immer aus der essenziellen eigenen Quelle kommt, bleibt ihnen verborgen.

Eine Frau, die ihr essenzielles feminines Wesen verdrängt, kann sich mit den Jahren im wahrsten Sinne des Wortes „ausgetrocknet“ fühlen. Sie fühlt sich innerlich ausgezehrt und ausgebrannt und kann anderen nichts mehr geben. Sie verausgabt sich in ihren Pflichten und Aufgaben, ohne dabei innerlich beteiligt zu sein oder gar Freude zu erleben. Indem sie ihr tiefstes Wesen ignoriert, wird ihr Leben auf Dauer traurig und leer. Um dieses unangenehme Gefühl zu vermeiden, tut die Frau meist noch mehr, wird noch aktiver, ergeht sich noch zielorientierter in äußeren Aktivitäten, die die innere Leere füllen sollen. Dies ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Faktor, warum heute viele Frauen unter Burn-out leiden, und zwar mit zunehmender Tendenz junge Frauen um die dreißig, die sich zwischen den verschiedenen Anforderungen von Familie, Kindern und Job aufreiben. Die meisten Therapeuten sind sich darin einig, dass ein Burn-out von außen verstärkt und ausgelöst wird, der Ursprung jedoch in eigenen Leistungsansprüchen zu suchen ist. Meiner Meinung nach geht die Ursache für Burn-out noch tiefer. Ich sehe sie in der inneren Zerrissenheit, die entsteht, wenn eine Frau in einer falschen Angepasstheit zu viel maskuline Energie entwickelt und ihre wesenseigene feminine Energie nicht auslebt.

Davon betroffen sind auch unsere Liebesbeziehungen und Partnerschaften. Die Gleichberechtigung, die in Beruf und Politik sinnvoll und erfolgreich ist, zeigt sich in der Intimsphäre von Liebe und Partnerschaft als fehl am Platz und ruft Unzufriedenheit und gegenseitige Ablehnung hervor. Der Grund dafür liegt darin, dass sowohl Mann als auch Frau sich den anderen in der ihm/ihr eigenen Energie und Wesensart wünscht. Diese ist bei den Männern männlich, bei den Frauen weiblich, was nach meiner Erfahrung zumindest bei etwa achtzig Prozent aller Männer und Frauen zutrifft. Beide jedoch lehnen oftmals ihre geschlechtliche Zugehörigkeit ab und unterdrücken die eigene Energie. Der Mann unterdrückt seine maskuline Essenz, weil er befürchtet, die Frau könnte nicht damit umgehen und ihn zurückweisen. Die Frau hat keinen Zugang mehr zu ihrer femininen Essenz, denn sie hat das männliche Wesen mit seinen Qualitäten so verinnerlicht, dass sie es für ihr eigenes hält. Sie hat dies in dem Glauben getan, dass sie sich nur so an der Seite des Mannes behaupten kann und nicht wieder untergeht im Niemandsland der Vergessenen ihrer weiblichen Vorfahren.

Niemand kann jedoch auf längere Zeit die ihm eigene Wesensart, seine Essenz verdrängen, ohne dauerhaft Schaden zu nehmen. Niemand kann annehmen, dass die Liebe zwischen zwei Menschen fließt, wenn beide eine verkehrte Rolle spielen und die eigene Energie zurückhalten. Das Vortäuschen falscher Tatsachen führt zur Enttäuschung auf beiden Seiten. Frau und Mann ziehen sich voneinander zurück oder bekämpfen sich, denn sie sind wütend, da sie sich vom anderen betrogen fühlen, der das Geschenk der ihm eigenen sexuellen Essenz zurückhält. Die Enttäuschung und Wut drücken sich vortrefflich in den gegenseitigen Beschimpfungen als „Mannweib“ für die Frauen und „Weichei“ oder „Waschlappen“ für die Männer aus.

Wer bin ich als Frau?

Viele Frauen kommen aus diesem Grund irgendwann in ihrem Leben an einen Punkt, an dem es für sie nicht mehr weitergeht. Dies können Probleme in Beziehung, Partnerschaft oder Sexualität sein oder auch Krankheitssymptome, die Stress und Überforderung zum Ausdruck bringen. Wohin aber kann es für diese Frauen gehen? Vielen fehlt ein positives Vorbild von Weiblichkeit, an dem sie sich orientieren können. Die Medienstars präsentieren sich nur in Äußerlichkeiten und vermitteln kaum innere Werte und erstrebenswerte Lebensmodelle. Gerade jungen Frauen fehlen Vorbilder, die in ihrer femininen Ausstrahlung und ihrem Lebenskonzept überzeugen, jenseits der narzisstischen Glitzer- und Glamourscheinwelt der Frauenzeitschriften, die sowieso für die meisten Frauen nicht zugänglich ist.

Die Modelle, die in unserer Gesellschaft angeboten werden, sind einerseits ziemlich begrenzt, andererseits halten sie letztendlich nicht das, was sie versprechen. Da scheint es nur zwei Alternativen zu geben: die romantische monogame Ehe, die an alten Rollenkonstellationen festhält, oder die unabhängige, erfolgsorientierte und gut funktionierende Frau, die Werte und Verhaltenskodex der männlichen Leistungsgesellschaft übernimmt. Es sind diese beiden Lebensmodelle, die heute von Frauen mehr unbewusst mangels Alternativen und Fantasie übernommen werden, je nachdem, was sie an Modellen in ihrer Ursprungsfamilie vorgelebt bekommen haben. Auch in diesen gesellschaftlich favorisierten Lebensmodellen, die völlig berechtigt auch meistens ein bis zwei Jahrzehnte funktionieren, kann die Frau irgendwann an einen Punkt kommen, an dem sie sich eingeengt, frustriert, enttäuscht und unglücklich fühlt. Hier stellen sich dann häufig die Fragen: „War das alles? Wer bin ich als Frau? Wozu bin ich hier? Und was möchte ich noch erleben?“

Für eine neue Vision von Weiblichkeit

Ich bin zutiefst der Überzeugung, dass es unsere wesentliche Aufgabe als Frau ist, dieses Dasein in unserem weiblichen Körper ganz anzunehmen und voller Freude zu leben – unabhängig von den äußeren Rollen- und Lebenskonzepten. Die Verwirklichung unserer essenziellen weiblichen Energie und Wesensart ermöglicht uns ein Leben, das sich aktiv und aufregend anfühlt, angefüllt mit Freude, Liebe und glücklichen Beziehungen.

Die Frauenbewegung, die im Außen viel bewirkt hat, hat ihren Weg noch nicht vollendet. Sie ist auf halbem Weg stecken geblieben, da sie sich zu sehr am Mann orientiert hat. Stets ist er das Leitbild der Frau geblieben, mit dem sie sich verglichen, an dem sie sich gemessen, das sie bekämpft und an dem sie sich aufgerieben hat in ihrem Bestreben, besser zu sein und den Mann zu übertrumpfen. Wir Frauen haben bis heute nicht verstanden, dass das, was wir suchen, in uns selbst liegt. Wir müssen uns nicht mit dem Mann vergleichen, denn wir sind ein ganz anderes Wesen als er. Wir brauchen auch nicht mit ihm zu kämpfen, um frei zu sein, denn wir sind es bereits. Wir müssen ihn auch nicht abwehren und uns von ihm trennen, um uns selbst treu zu sein.

Und wir müssen auch nicht länger unser Lebens- und Liebesglück von ihm erwarten, denn den Schlüssel zur Liebe tragen wir in unserem Herzen. So geht es darum, den Blick weg vom Mann zunächst einmal nur auf sich selbst zu richten und nicht von sich selbst abzulenken.

Die Zeit ist reif, dass wir Frauen uns auf uns selbst besinnen und unsere eigene Freiheit und Liebe erkennen. Und dass wir unsere naturgegebene weibliche Lebenskraft würdigen und leben. Diesem Zweck soll dieses Buch dienen. Und es soll für ein neues Miteinander von Frau und Mann werben, denn wenn die Liebe und Wertschätzung für das eigene Feminine und Maskuline wiederentdeckt wird, werden sich beide angstfrei und ohne Schuldgefühle füreinander öffnen können. Sie werden sich wieder aufeinander zubewegen, jedoch erst, nachdem jeder sich im eigenen Frau- und Mannsein wiedergefunden und sich darin ganz verankert hat. Erst dann fühlen sich beide sicher genug, um sich einander wieder vertrauensvoll zu nähern. Denn wer sich selbst nicht liebt und respektiert, kann nicht erwarten, dass der andere ihn liebt und respektiert.

Die Zuwendung zu sich selbst

Es ist an der Zeit, dass Frauen sich mit voller Intensität wieder sich selbst zuwenden. Das fällt vielen schwer. In den 1970er-Jahren wuchsen Frauengruppen wie Pilze aus dem Boden. In Scharen versammelten sich die Frauen, um mit Spekulum und Vibratoren sich selbst zu erforschen. Sie stellten sich ins Zentrum des eigenen Interesses und der eigenen Aufmerksamkeit. Heute beobachte ich einen entgegengesetzten Trend bei vielen Frauen. Sie schauen unentwegt auf die Männer und sind überwiegend mit ihnen beschäftigt. Entweder mit dem konkreten Partner oder den Männern allgemein. Dabei steht die Kritik an Männern im Vordergrund. Der Hauptvorwurf: Sie seien den Frauen nicht mehr gewachsen. Da Frauen sich für Beziehungen zuständig fühlen, ist ihr Blick auf die Männer gerichtet: analysierend, interpretierend, bewertend. Frauen glauben zu wissen, wo es für die Männer langgeht – oftmals besser als diese selbst.

Wenn die Frau sich jedoch wünscht, dass der Mann wieder seine männlichen Qualitäten entwickelt, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass sie sich auf den Weg machen sollte, ihre Aufmerksamkeit für eine Weile vom Mann abzuziehen, um sich liebevoll sich selbst zuzuwenden und das eigene ursprünglich Weibliche in den Fokus zu rücken. Erst dann wird sie bemerken, wie sehr sie die ganze Zeit innerlich mit anderen Dingen – vorzugsweise dem Mann – beschäftigt war und wie wenig Aufmerksamkeit sie sich möglicherweise selbst schenkt.

Die feminine Frau

Eine Frau, die ihre Weiblichkeit entdeckt und ganz angenommen hat, fühlt sich überaus wohl in ihrem Körper, der Würde und Stolz ausdrückt. Ihr Körper ist keine Ware und auch kein Instrument, das sich auf die äußere Form beschränkt. Eine feminine Frau wertschätzt ihren weiblichen Körper. Sie erfreut sich an seinen vielfältigen Empfindungen, die durch die Sinne wahrgenommen werden. Ihr ganzes Wesen strahlt eine natürliche Sinnlichkeit aus, mit der sie sich zeigt und in Kontakt geht. Sie fühlt ihre Einzigartigkeit und Schönheit, die sich nicht an engen Schönheitsidealen misst, sondern von innen heraus erlebt wird und von ihrer Freude an sich selbst durchdrungen ist. Es ist ihr inneres Strahlen, das sie stark und selbstbewusst sein lässt, ohne sich dabei mit anderen vergleichen zu müssen. Ihre Freude und Liebe, die stark ist, empfängt sie durch ihre offene Haltung dem Leben und den Menschen gegenüber.

So wie sie sich ihrer eigenen Schönheit bewusst ist, kann sie diese auch in jeder anderen Frau sehen und anerkennen. Sie liebt das Zusammensein mit anderen Frauen, die nicht länger als Konkurrentinnen um die Gunst des Mannes buhlen, sondern sich einfach miteinander freuen. Sie pflegen ihre Freundschaft; sie tanzen oder singen miteinander, tauschen sich über Beruf, Persönliches, Kleider oder Intimes aus, sind zärtlich miteinander. Sie stärken und bestätigen sich gegenseitig in ihrer Weiblichkeit. Die feminine Frau kann auch gut mit sich allein sein. Sie ist in Harmonie mit sich selbst und wirkt bei Streit und Konflikten mit anderen ausgleichend. Innerlich frei von Konventionen und Klischees hat sie Zugang zum vollen Potenzial ihrer Sexualität, das ihr ein erfülltes Liebesleben ermöglicht. Die feminine Frau gibt sich selbst Anerkennung und Wertschätzung, was ihr ein natürliches Selbstbewusstsein verleiht. Sie ist eine Frau, die sich selbst von ganzem Herzen liebt und dadurch innerlich frei ist von der Bestätigung anderer, insbesondere der des Mannes.

Die feminine Frau hat durchaus auch maskuline Qualitäten in sich entwickelt, die sie braucht, um auf eigenen Beinen zu stehen und im Beruf erfolgreich zu sein. Sie ist frei, sich ihr Leben so zu gestalten, wie es zu ihr passt – unabhängig von äußeren Konventionen. Auch wenn sie einfühlsam ist, weiß sie, was sie will, und vertritt dies anderen gegenüber. Sie übernimmt die Verantwortung für ihr Leben und ist motiviert, selbst das Beste daraus zu machen und ihr Lebensglück nicht von anderen abhängig zu machen.

Die Suche nach weiblicher Identität

Jede Frau ist in ihrem Leben auf der Suche nach sich selbst – unbewusst oder bewusst. Manche von ihnen sind noch jung und stehen am Anfang ihres Beziehungslebens. Andere haben schon viele Jahre in Beziehung und Partnerschaft verbracht. Meist beginnt die Suche nach sich selbst erst, wenn eine Frau nach außen hin schon einiges erreicht hat, zum Beispiel Karriere gemacht hat, oder die Kinder etwas älter sind oder eine Ehe oder längere Partnerschaft gerade beendet wurde. Für wen ist also dieses Buch geschrieben?

•Für Frauen, die neugierig und mutig auf der Suche nach sich selbst sind.

•Für Frauen, die ihre Weiblichkeit finden oder weiter entfalten wollen.

•Für Frauen, die wieder mehr Lebensfreude und Liebe aus sich heraus spüren möchten.

•Für Frauen, die eine erfüllte Sexualität erleben möchten.

•Für Frauen, die sich von den Männern zurückgezogen haben und mittlerweile unter ihrer männlich geprägten Lebensweise leiden.

•Für Frauen, die sich (wieder) begeistern wollen für ihren Partner und den Widerspruch von liebevoller Partnerschaft und lebendiger Sexualität lösen möchten.

•Für Frauen, die eine erfüllende Sexualität mit ihrem Partner teilen und sie nicht außerhalb suchen wollen.

•Für Frauen, die sich nicht mehr für ihren Partner begeistern können, ohne wirklich zu wissen, warum das so ist.

•Für Frauen, die wissen wollen, wie sie ihre langweilig gewordene Partnerschaft, in der schon seit Jahren kein Sex mehr stattfindet oder nur noch als Pflichtprogramm wahrgenommen wird, wiederbeleben können.

•Für Frauen, die ihr Leben durch ihre neu- oder wiederentdeckte Weiblichkeit bereichern wollen.

So richtet sich dieses Buch an alle Frauen, die (wieder) Kontakt zu ihrem ursprünglichen weiblichen Inneren finden wollen, die ihr inneres Strahlen wiedergewinnen wollen, das sie so attraktiv macht, und die ihren inneren Flow (wieder) erleben wollen, der das Leben leicht und erfüllend gestaltet. Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Liebe zu sich selbst.

Wir Frauen sind für die Liebe geschaffen! Das scheint erst einmal wie eine esoterische Floskel. Ich hoffe jedoch, liebe Leserin, dass ich Ihnen auf den kommenden Seiten plausibel darlegen kann, was das konkret bedeutet.

In diesem Buch vermittle ich Wege zu einer neu verstandenen und zeitgemäßen Weiblichkeit, die Frauen ermöglicht, voller Freude und Stolz ihre femininen Seiten und Qualitäten zu leben. Meinen Ausführungen liegt dabei die Annahme zugrunde, dass Mann und Frau grundsätzlich in ihrem Wesen verschieden sind und Beziehungen umso besser gelingen, wenn die Partner diese Unterschiede akzeptieren und die Polarität zwischen ihnen bewusst leben und gestalten.

Dabei gehe ich selbstverständlich von dem Konsens aus, dass Männer und Frauen gesellschaftlich, politisch und ökonomisch völlig gleichwertig sind. Und dass ihnen in ihrer spezifischen Geschlechtlichkeit ebenso wie Menschen jeglicher sexueller Neigung Achtung und Respekt gebührt. Auf dieser Basis der Gleichstellung und der gegenseitigen Achtung ist es erst möglich, die Unterschiedlichkeit zwischen Mann und Frau sowie das Spiel der maskulinen und femininen Polarität zu erforschen.

Die Vermännlichung der Frau

Die Frauen haben in den 1970er-Jahren Einzug gehalten in die bis dahin männlich dominierte Gesellschaft. Mit ihrer kämpferischen Energie haben sie eine Bewegung initiiert, die auf der politischen Ebene per Gesetz die Gleichstellung der Frau garantieren sollte. Mit Quotenregelung, Gleichstellungsgesetzen und öffentlich geförderten frauenspezifischen Angeboten haben sie dafür gesorgt, dass sich die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft grundlegend verändert hat. Alte, längst überholte Denkstrukturen und festgelegte geschlechtsspezifische Verhaltensweisen wurden hinterfragt und aufgelöst. Die gesetzlich verankerte Gleichstellung der Frau führte dazu, dass sich eine Bewusstseinsveränderung unter Frauen, aber auch bei den Männern etablierte. Bis dato war die nicht hinterfragte klassische Rolle der Frau in der Regel auf die Erziehung der Kinder und fürsorgliche ehrenamtliche Tätigkeiten ausgerichtet. Die drei Ks – Kirche, Küche, Kinder –, die zur Identität jeder Frau gehörten, wurden jetzt abgelöst von drei neuen Ks: Karriere, Kampf und Kompromisslosigkeit.

Ihren vehementen Kampf fochten die Frauen mit den Waffen der Männer: Einsatz ihres messerscharfen Verstandes, fokussierte Willenskraft, Zielgerichtetheit und Schlagfertigkeit. Damit übernahmen sie die zuvor den Männern zugeschriebenen Qualitäten für die Frauenwelt. Die Übernahme und Verinnerlichung der männlichen Eigenschaften verdrängte die klassischen weiblichen Werte wie Einfühlungsvermögen, Hingabefähigkeit und Harmonie. Der gute Kontakt zum Körper, seinen Gefühlen und Sinneswahrnehmungen galt als mütterlich-weibliche Qualität und wurde oftmals gemeinsam mit der Mutter abgelehnt und abgespalten. Gefühle oder gar das Zeigen von Schwäche waren den angriffslustigen Frauen fremd und wurden als „kampfuntauglich“ vermieden.

Die Ablehnung weiblicher Werte

Vielen Frauen war in dieser Zeit die komplette Frauenwelt, repräsentiert von der Mutter, suspekt oder gar zutiefst zuwider. Sie erlebten in ihren Müttern und Großmüttern oft Generationen, die in einer passiven Rolle, fremdbestimmt vom Mann, sich willenlos in ihr Schicksal von Abhängigkeit und Bevormundung ergeben hatten. Sie verurteilten die mütterlich-weibliche Welt als beschränkt, engstirnig und unfrei und lehnten es ab, daran zu partizipieren. Mit der Abwehr der Mutter sowie der von ihr vorgelebten Weiblichkeit wurden jedoch zugleich auch all jene weiblichen Qualitäten verneint und verdrängt, die sich leise hinter all den negativen Auswüchsen verbargen. Der Frauenwelt mit ihren unkontrollierten Gefühlsduseleien und Dramen und den unergründlichen depressiven Verstimmungen sollte endgültig der K.-o.-Schlag versetzt werden. Ratio war angesagt.

Die Frauen fühlten sich endlich als Mitglied der leistungsorientierten Männerwelt und identifizierten sich vollkommen mit den väterlich-männlichen Werten: Leistungswille, Selbstdisziplin, Willensstärke, vernunftgesteuertes erfolgsorientiertes Handeln. Frauen standen allein und unabhängig ihren Mann in einer männlich dominierten Welt. Mit Selbstdisziplin und Leistungswillen bewältigten sie die Dreifachbelastung von Beruf, Kindererziehung und Haushalt. Da war für Gefühle, Entspannung oder gar Schwächen wenig Platz.

So erreichten die Frauenrechtlerinnen große Erfolge, die wir Frauen heute selbstverständlich und gern in Anspruch nehmen und auf die niemand mehr verzichten will. Gleichzeitig wurden jedoch mit der Disqualifizierung der weiblichen Werte und Qualitäten diese fast ausradiert. Damit haben die Frauenrechtlerinnen sicherlich unbeabsichtigt das Tor zu Kampf, Konkurrenzdenken und Leistung geöffnet, von denen Frauen heute zunehmend geprägt sind. Mit der Entwertung weiblicher Qualitäten sind sie auch verantwortlich dafür, dass viele Frauen sich ihrer Identität beraubt und damit wurzellos fühlen.

Meiner Erfahrung nach sind die meisten Frauen nicht glücklich, wenn ihre männliche Seite sich erfolgreich im Konkurrenzkampf gegen die Männer durchsetzt. Eine tiefe, unerfüllte Sehnsucht nach Weiblichkeit, nach Hingabe und Harmonie, nach innerem Frieden, Verbundenheit und intensiven Gefühlen bleibt. So fühlt sich manch erfolgreiche und autonome Frau leer, ausgebrannt und einsam – trotz vieler Bestätigungen und sozialer Kontakte.

Zehn Aspekte der verkümmerten femininen Seite

Wenn die ursprüngliche feminine Seite der Frau verkümmert, kann sich dies in verschiedenen Aspekten zeigen:

1. Der vermännlichte Frauenkörper

Die Vermännlichung der Frau kann sich zunächst am Körper zeigen. Das Ideal der körperlichen Maße gleicht heute eher dem schlanken, kantigeren männlichen Körperbau als den rundlicheren weiblichen Formen mit ausladenden Hüften. Früher ging man davon aus, dass ein breites Becken Geburten begünstigt, sodass es als ein Zeichen mütterlich-weiblicher Qualität galt. Da Mutterschaft in unserer Gesellschaft jedoch nicht mehr per se als weibliche Aufgabe anerkannt wird, verliert auch die körperliche Entsprechung ihre Akzeptanz. Das weibliche Schönheitsideal verändert sich. Hinzu kommt ein eher funktionales, distanziertes Verhältnis zum eigenen Körper, was bisher eher dem Mann zugeschrieben wurde. Der Körper wird wie eine Maschine betrachtet. Er hat zu laufen, wird mit Sport ertüchtigt und mit Kosmetik verschönert, damit er gut funktioniert und die Frau Bestätigung bekommt.

2. Mangelndes Körpergefühl

Eine weibliche Qualität ist das intensive Erleben mit allen Sinnen; sehen, schmecken, riechen, fühlen und hören. Um die Sinne aber öffnen zu können, sie empfänglich zu machen, braucht es ein gutes Körpergefühl, denn sinnliche Wahrnehmung hat immer mit einem ausgeprägten Körperbewusstsein zu tun. Um intensiv zu fühlen, muss die Frau zunächst sensibel für ihren eigenen Körper werden, ihm Aufmerksamkeit schenken, ihn gut kennen und sich wohl in ihm fühlen. Doch viele Frauen betrachten ihren eigenen Körper mit der männlichen Bewertungsbrille: Ist er gesund, funktioniert er gut und wirkt er attraktiv auf andere? Das führt zu Distanz zum eigenen Körper: Er wird dann eher wie ein Werkzeug betrachtet, anstatt ihn liebevoll von innen zu fühlen. Dieser männlich-distanzierte Umgang mit dem eigenen Körper entfremdet Frauen von sich selbst. Der liebevolle Zugang zum eigenen Körper ist meiner Erfahrung nach jedoch die Basis für ein gutes Verhältnis zur eigenen Weiblichkeit.

3. Selbstkritik

Mit dem kritischen Verstand, den Frauen verstärkt entwickelten, beurteilen sie nicht nur die Männer, sondern bewerten sie vor allem sich selbst. Statt sich selbst anzunehmen und wertzuschätzen, was weibliche Attribute sind, disqualifizieren sie sich durch erbarmungslose Selbstkritik sowohl dem eigenen Körper als auch ihrem Verhalten gegenüber. Fast jede Frau kennt den morgendlichen kritischen Blick in den Spiegel, um den kleinsten versteckten Makel zu entdecken. Kein Mann betrachtet eine Frau so kritisch, wie sie es selbst tut. Den meisten Männern fallen die kleinen Mängel, unter denen manche Frauen leiden, gar nicht auf. Wunderschöne Frauen kasteien sich täglich durch überkritische Blicke und einen leistungsorientierten Anspruch ihrem Körper gegenüber. Diese distanzierte und harte Betrachtungsweise lässt auf eine mangelnde Wertschätzung sich selbst gegenüber schließen.

4. Funktionieren und organisieren

So wie der Körper funktionieren muss, unterliegt auch die übrige Lebensweise der Frau eher männlichen Prinzipien. Sowohl berufliche wie auch private Anforderungen werden mit Qualitäten wie Disziplin, Willensstärke und Durchsetzungsvermögen gemeistert. Arbeitskollegen und -kolleginnen werden als Konkurrenten gesehen, die der Karriere im Weg stehen. Fast die Hälfte aller Frauen in den Großstädten leben autonom und stehen ihre Frau ohne Mann – und oftmals mit Kind. Die Alleinerziehenden sind fast ausschließlich damit beschäftigt zu tun, zu organisieren, zu funktionieren und zu managen. Bedingt durch die Doppelbelastung von Beruf und Kindererziehung fühlen sie sich bald chronisch überfordert, ausgebrannt und leer. Hierbei kommt das weibliche Prinzip, das sich im Miteinandersein, im Entspannen, im Spielen mit den Kindern, im Verweilen schöner Augenblicke zeigt, zu kurz.

5. Trennung von Verstand und Gefühl

Die einseitige Förderung ihres kritischen Verstands sorgt dafür, dass Frauen sich nicht mehr so leicht von Männern etwas weismachen lassen. Aber es fällt ihnen auch zunehmend schwer, sich für einen Mann zu begeistern und sich verführen zu lassen. Skeptisch seziert die Frau jede seiner Bemerkungen, bewertet seine Verhaltensweisen. Es fehlt die tolerante und großzügige Haltung, die auch einmal fünf gerade sein lassen kann. Damit hält sie den Mann auf Distanz und sichert sich die Kontrolle im Kontakt mit ihm. Solche Verhaltensweisen, die wir uns antrainiert haben, stellen wir gar nicht mehr infrage und halten sie für selbstverständlich. Die immer größer werdende Kluft zwischen Gefühl und Ratio erschwert es Frauen, sich für jemanden zu entscheiden. Einerseits möchten sie sich mit jemandem verbinden, andererseits werden sie von ihren bewertenden Gedanken terrorisiert: „Ich kann meinen Kopf nicht loslassen“, „Ich kann einfach nicht abschalten“ oder „Ich verliebe mich nicht mehr“ sind typische Kommentare von Frauen mit zu viel männlicher Energie.

6. Frauen haben in Partnerschaften die Führung

Besonders drastisch aber zeigt sich die Vermännlichung von Frauen in Partnerschaft und Sexualität. Für viele Frauen ist es selbstverständlich, dass sie die Hosen anhaben, und zwar bei Tag und bei Nacht. Sehr humorvoll wird dies in dem Ein-Frau-Theaterstück „Cavewoman“ dargestellt. Sagt der Freund zur Frau: „Na, in deiner Beziehung hast du doch auch die Hosen an.“ Entgegnet sie: „Na und? Wenn sie mir doch passen.“ Diesen Standpunkt vertreten einige Frauen, für die es selbstverständlich ist, dass sie Entscheidungen für beide treffen. Mit dem Argument, dass der Mann sich sowieso nicht dafür interessiert oder kein Engagement zeigt, richtet die Frau die gemeinsame Wohnung oder das Haus ein, plant den nächsten gemeinsamen Urlaub, lädt die Freunde zur Eröffnungsparty ein und nötigt ihm beim Einkauf eine Stil- und Farbberatung auf, ob er das will oder nicht. Mit großer Selbstverständlichkeit und Disziplin organisiert sie das Alltagsleben und wundert sich irgendwann, dass der Mann sich immer mehr zurückzieht. Hier geht alles nach ihren Vorstellungen, nach ihren Plänen. Den Mann erstaunt das nicht, und es fühlt sich für ihn auch vollkommen normal an, wenn er sich ihrem Willen fügt und anpasst. Denn er hat häufig bereits von Kindesbeinen an bei der dominanten Mutter und dem nicht anwesenden Vater gelernt, dass die Mama-Frau das Sagen hat und er um des lieben Friedens willen lieber schweigt und klein beigibt. Er bringt sich dafür mit seinen weiblichen Qualitäten ein, sorgt dafür, dass die gemeinsame Zeit harmonisch verläuft, sorgt für Entspannung, Humor und Spiel, hört ihr zu, wenn sie von ihrem stressigen Alltag erzählt, und sucht sie mit seinen Zärtlichkeiten milde zu stimmen.

Das wäre ja eine Arbeitsteilung, mit der sich beide glücklich bis an ihr Lebensende arrangieren könnten, wenn es nicht die Unzufriedenheit der Frau gäbe, die sich einen adäquaten Mann gewünscht hat, der ihr einen Teil der Aufgaben und der Verantwortung abnimmt, einen Mann, der ihr gewachsen ist und seinen eigenen Standpunkt vertritt, und keinen kleinen Jungen, der zu allem Ja und Amen sagt. Dass auch die Frau mit ihrem Mann das Drama ihrer Kindheit mit ihrem schwachen oder permanent abwesenden Vater auf die aktuelle Bühne ihrer Partnerschaft holt, versteht sie meist nicht. Dieses aktuelle leidige Thema wird auf herzerfrischende, humorvolle Weise in vielen Frauenbüchern selbstironisch dargestellt – jedoch ohne Alternative, wie es anders gehen kann.

7. Vom Alpha- zum Betamann

In den letzten Jahren lese ich in einschlägigen Frauenbüchern und höre in meinen Frauentrainings von immer mehr Frauen, die die emotionale Abhängigkeit ihrer Männer beklagen oder auch deren tendenzielle Lustlosigkeit. Doch in Ländern wie Deutschland, Belgien oder Schweden mit einer hohen Lebenserwartung und guter Gesundheit punkten Männer mit femininem Aussehen und weiblichen Eigenschaften. Sind Frauen beruflich erfolgreich und ökonomisch unabhängig, scheinen sie ohnehin femininere Männer für eine Partnerschaft zu bevorzugen, da sie ihnen verständnisvoller, kommunikativer und für Familie und Kinder aufgeschlossener und kooperativer erscheinen.

Und selbst wenn die Frau zunächst auf den klassischen erfolgreichen Macho mit schmalen Lippen, vorgestrecktem Kinn und arroganter Haltung steht, sorgt sie im Laufe der Partnerschaft dafür, dass sie ihren anfänglichen dominanten Alphamann „betaisiert“. Dies geschieht durch unbewusste Verhaltensmechanismen, mit deren Hilfe die Frau den Mann und die Beziehung kontrollieren will. Dieses eher instinktive Verhalten entstammt überwiegend dem „Reptilienhirn“ (auch Stammhirn genannt), dem entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil unseres Gehirns, der für alle unbewusst ablaufenden Grundfunktionen im Leben verantwortlich ist: Bewegung, Jagen, Revierabsteckung, Triebe, Paarungsverhalten, Flirt. Hinter ihrem Verhalten steht das Bedürfnis der Frau, den Mann beim Aufziehen und Versorgen der Kinder einzubinden und sich des Schutzes vor Bedrohungen von außen zu versichern. Die Betaisierung des Mannes geschieht durch verschiedene Tests (sogenannte Shittests), mit denen die Frau die Loyalität und Stärke ihres Partners testet, sowie meist unbewusste „Erziehungsmaßnahmen“, mit denen sie Kontrolle über ihn und seine Kontakte ausübt, wie das Einfordern von Rechenschaftsberichten, emotionale Dramen, um seine Aufmerksamkeit zu fixieren, Wecken von Schuld- und Schamgefühlen, Manipulation, Liebes- und Sexentzug und so weiter. Die Art und Weise, wie ihr Partner darauf reagiert, bestimmt dann ihr weiteres Verhalten ihm gegenüber. Bleibt der Mann in diesem Test nicht souverän, gelassen und standfest, hat er verloren. Er gibt die Kontrolle auf und nimmt die Opferrolle ein. Eine Frau kann sich jedoch mit so einer Haltung ihres Partners nicht zufrieden geben. Sie wird nichts unversucht lassen und ihn weiter provozieren, in der Hoffnung, dass er doch noch seinen Mann steht und ihr Paroli bietet. Geschieht dies nicht, beginnt die Abwärtsspirale der Beziehung: Die Frau verliert die Achtung und das Vertrauen gegenüber dem Mann, sie beginnt ihn zu traktieren und zu kommandieren und wird bei diesem Prozess immer mehr zur dominanten Mutter, die den Mann lobt oder bestraft und von ihm eine Anpassung an ihre Vorstellungen fordert. Dabei bestimmt dann ausschließlich sie, wie die Atmosphäre zu Hause ist, wie viel Nähe oder Distanz zwischen ihnen ist und wann sie Sex haben. In Auseinandersetzungen fühlt er sich meist als der Verlierer, und er versucht seiner Partnerin zu entfliehen, was sie wütend macht. Je mehr eine Frau gegenüber ihrem Partner jedoch in die dominante Rolle der Mutter schlüpft, umso mehr verliert sie den Zugang zu ihrer fraulichen Seite. Ihr Mann wird zu einem weinerlichen, abhängigen Jungen; sie dagegen verhärtet und vertrocknet dabei. Die Vorgehensweisen der Betaisierung des Partners sind individuell etwas unterschiedlich, aber jede Frau beherrscht sie instinktiv oder auch bewusst. Das hat allerdings schwerwiegende unangenehme Nebeneffekte: Die Beziehung wird durch gegenseitiges Misstrauen vergiftet und der Partner respektlos oder im besten Fall mitleidig behandelt. So oder so sinkt seine Attraktivität unter Null. Da muss dann irgendwann ein neuer, aufregender Alphamann her.

8. Vermännlichte Sexualität

Die Sexualität von uns Frauen verläuft zum großen Teil immer noch nach den Vorgaben der männlichen Sexualität. Erst langsam verbreitet sich die Erfahrung und Erkenntnis, dass eine Sexualität unter weiblicher Maßgabe anders ist, als sie viele Frauen leben. Es gibt einige Frauen, die nur schwer oder gar nicht einen Orgasmus bekommen können. In der Sexualberatung nennen sie auch meist gleich die Ursache hierfür: „ Ich kann mich nicht fallen lassen; ich kann nicht die Kontrolle aufgeben.“ Die Fähigkeit, als Frau einen Orgasmus zuzulassen, setzt tatsächlich viele weibliche Qualitäten voraus, die die Frau dann neu entdecken und entwickeln darf: die Fähigkeit, ganz im eigenen Körper präsent zu sein und diesen von innen zu fühlen, die Fähigkeit, sich mit den eigenen körperlichen Empfindungen sowie mit dem Partner verbinden zu können. Zu lernen, ganz in den Augenblick hinein zu entspannen und die Kontrolle der Gedanken zugunsten des Fühlens aufgeben zu können. Nicht damit beschäftigt zu sein, in welchen Stellungen sie besonders vorteilhaft zur Geltung kommt, sondern die verschiedenen Körpergefühle lustvoll und frei ausdrücken zu dürfen.

Der lieblose Umgang mit dem eigenen Körper degradiert vor allem bei jungen Frauen die Selbstbefriedigung zu einem gefühlsarmen Masturbieren, wie es auch von Männern bekannt ist: ein zielgerichtetes Erzeugen eines klitoralen Orgasmus mittels Brausekopf oder Vibrator. Der Körper wird hierbei überhaupt nicht mehr liebevoll berührt, stattdessen wird in Minutenschnelle Druck abgelassen – als Stressabbau oder Einschlafhilfe. Einen vaginalen oder gar einen Ganzkörperorgasmus kennen nur wenige Frauen, denn das braucht Vertrauen und Hingabe im Sex – an den Partner, aber vor allem an sich selbst als Frau. Daher sind meiner Erfahrung nach viele Frauen von einer erfüllenden weiblichen Sexualität noch weit entfernt. Die Note „befriedigend“ im Sinne von gegenseitiger Bedürfnisbefriedigung reicht vielen aus – obwohl noch viel unentdecktes und ekstatisches, ja sogar heilendes Potenzial in der Kraft der weiblichen Sexualität liegt.

9. Somatische Krankheitssymptome

Um einen gleichberechtigten Platz in dieser Gesellschaft zu erringen und sich aus alten konventionellen Rollen zu befreien, mussten Frauen das männliche Feuer entwickeln: Eroberung, Abenteuer, Kampf, Zielstrebigkeit und Schnelligkeit. Doch zu viel Feuer führt zum Burn-out – wie der Name schon sagt. Das weibliche, ausgleichende Element ist das Wasser: Es fließt, umspült und spiegelt die Umwelt wider. Es passt sich dem Untergrund an, ohne sich selbst zu verlieren. Es entspannt, harmonisiert und verbindet. Wenn das feminine Wasserelement fehlt, kommt es zu einer Expansion des inneren Feuerelements, was sich bei anhaltendem Zustand in diversen körperlichen Krankheitssymptomen äußern kann. Zu hohe Leistungsansprüche und Überlastung ohne entspannenden Ausgleich können zu Rückenproblemen und Bandscheibenvorfällen führen.

Starke Nackenverspannungen, und als Folge davon Migräne, können das Resultat von großer Verantwortung und zu viel Kontrolle sein. Diese somatischen Symptome nehmen in den letzten Jahren gerade bei jungen Frauen zu. Dahinter lässt sich fast immer ein hoher Leistungsanspruch an sich selbst bei geringem Selbstwertgefühl entdecken sowie das Fehlen einer inneren Balance und Harmonie. Permanente Anspannung und Kontrolle in Beruf, Partnerschaft, Kindererziehung und selbst im Sex fordern ihren Preis.

10. Beruf statt Mutterschaft

Frauen in Deutschland fällt die Entscheidung für ein Kind zunehmend schwer. In dem Artikel „Was sie wirklich will“ belegt der Focus (Nr. 28/11) laut eigener Umfrage, dass mehr als vierzig Prozent der deutschen Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren in einem kinderlosen Haushalt leben. Dafür mag sicherlich zum einen der äußere Faktor verantwortlich sein, dass es noch immer nicht genügend Kindertagesstätten gibt. Aber auch die berechtigte Sorge, beruflich nicht wieder den Anschluss zu finden und der beruflichen Karriere damit zu schaden, lässt Frauen zögern, Mutter zu werden. Ein weiterer, tieferer Grund dafür liegt jedoch meines Erachtens im Verständnis von der gesellschaftlichen Rolle der Frau beziehungsweise vom Status der Mutter. Denn nach dem traditionellen Rollenverständnis tritt im deutschsprachigen Raum die Frau zugunsten der Mutterschaft vollständig in den Hintergrund. Da die Mutter bei uns als der wichtigste und natürliche Ansprechpartner des Kleinkindes gilt, ist von ihr unbedingte Aufmerksamkeit und Verfügbarkeit gefordert – und das 24 Stunden am Tag.

Die beruflichen Ambitionen sowie alle anderen legitimen Interessen müssen demnach hinter der Fürsorge für das Kind zurücktreten. Seit die Mutterschaft aber bei deutschen Frauen nicht mehr als Inbegriff des weibliches Daseins gilt, erleben Frauen den Konflikt zwischen Kind und dem eigenen Leben als Frau, der manche in die Zerreißprobe führt.

Auch der hohe Grad an Individualismus und das Streben nach Selbstverwirklichung machen die Mutterschaft für Frauen nicht unbedingt attraktiv. Denn die damit verbundenen Werte der Freiheit und Unabhängigkeit stehen in starkem Widerspruch zu den Anforderungen eines Kindes. Die bisherige Sorge um sich selbst muss der Fürsorge für ein anderes Wesen weichen und die Freiheit, zu tun, was frau will, zugunsten der Hingabe aufgegeben werden.

Die Qualitäten der Mutterschaft erscheinen vielen erst einmal als ein Widerspruch zu dem, was sie zuvor entwickelt haben und ihnen wichtig war. Geduld, Langsamkeit, Abhängigkeit, Fürsorge, Einfühlungsvermögen und Hingabe sind keine Attribute, die Frauen wertschätzen, da sie in unserer Gesellschaft wenig Anerkennung finden und für das berufliche Fortkommen wenig sinnvoll und nützlich erscheinen. Diesen tieferen Grund habe ich oft in Gesprächen mit Frauen herausgehört, die mit dem ersten Kind zu Hause geblieben sind und die Rückkehr ins Berufsleben immer wieder hinausgezögert oder ganz abgelehnt haben: Ihnen fehlte die Flexibilität, zu den Verhaltensanforderungen des Berufslebens zurückzukehren. Dieser tiefere Grund spielt auch eine Rolle bei Frauen, die bewusst auf Kinder verzichtet haben, weil sie die dafür erforderlichen Qualitäten für sich ablehnen und sie als hinderlich für ihr Frausein und auch für ihre berufliche Karriere ansehen. Mutterschaft und die damit verbundene Lebensart sind in die moderne Vorstellung von Frausein schwer integrierbar.

Doch allein die Veranlagung zur Mutterschaft fordert jede Frau heraus, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und einen eigenen Standpunkt und Umgang damit zu finden.

Auf der Suche nach weiblicher Identität bedarf es jedoch nicht nur der Auseinandersetzung mit dem eigenen Muttersein. Die Tatsache, dass wir alle eine Mutter haben und von dieser Frau geboren und zumeist auch aufgezogen wurden, macht deutlich, dass wir elementar in unserem Frausein von der eigenen Mutter geprägt sind.

Ich schaue in den Spiegel – und sehe meine Mutter

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“

(Johann Wolfgang von Goethe)

Die Begleitung eines Kindes stellt immer eine besondere Herausforderung dar. Jedes Kind ist ein Individuum und braucht daher eine für sich angemessene und nährende Zuwendung. Kinder ernähren sich vor allem von dem Stoff, von dem wir alle nie genug kriegen können, und das ist Liebe.

Für unser Frausein ist die Beziehung zur Mutter elementar. Von ihr haben wir alles für unsere weibliche Identität gelernt. Von klein auf, oft schon mit der Muttermilch aufgenommen, haben wir bereits nonverbal von ihr die ersten Botschaften über das Leben und uns selbst, über Körperlichkeit und Sexualität erhalten. Gerade weil wir das gleiche Geschlecht haben, wirkt die Identifizierung mit der Mutter subtil und nachhaltig.

Jedes Kind, egal ob Junge oder Mädchen, braucht Mutter und Vater. In der Spiegelung der Mutterliebe entwickelt das kleine Mädchen sein Grundvertrauen in das Leben und die Menschen. So wie die Mutter das Kind annimmt, fühlt es sich vom Leben angenommen. Es erfährt die Sinnhaftigkeit seines Daseins unabhängig von dem, was es ist und leistet. Dies geschieht in den ersten Lebensmonaten und -jahren, welche die Entwicklungspsychologie als orale Phase der Kindheit beschreibt.

Das Herz schlägt für die Mutter

Unser Leben beginnt im Bauch der Mutter. Neun Monate lang sind wir über die Nabelschnur untrennbar mit ihr verbunden. Wir atmen mit ihr, wir fühlen mit ihr, leben in ihr. Wir wachsen in einem sicheren, warmen und geborgenen Klima heran, in dem wir uns gehalten, genährt und getragen fühlen. Es ist für alles gesorgt, und wir dürfen heranwachsen und uns entfalten in der natürlichen Einfachheit des Seins. Wir sind eins mit der Mutter, und es gibt noch keine Unterscheidung von Ich und Du. Was immer die Mutter denkt und fühlt, sind auch unsere Empfindungen. All ihre Stimmungen, ihre Emotionen, ihr Glücklich- oder Unglücklichsein empfangen wir direkt als unsere eigenen Stimmungen und Gefühle.

Wenn die Nabelschnur durchschnitten wird, atmen wir selbst, doch die Symbiose mit der Mutter bleibt auch noch nach der Geburt und Abnabelung die ersten Monate unseres Lebens bestehen. Nun erleben wir uns in der Spiegelung durch die Mutter. Durch den liebevollen Körperkontakt mit ihr erhalten wir ein Gefühl für uns selbst: durch ihre Zärtlichkeit, ihr Streicheln und Berühren, das Gehaltensein auf ihrem Arm und durch das Stillen. Das sind die wichtigsten Botschaften von der Mutter an das kleine Mädchen. In dem Maße, in dem wir diese körperlichen Zuwendungen erleben, können wir ein Selbstwertgefühl aufbauen und die Gewissheit entwickeln, dass wir liebenswerte, wundervolle und ganz besondere Kinder sind. Wir können uns glücklich fühlen und uns weiterhin getragen wissen von ihrer Liebe. Unserem Entwicklungsprozess gemäß haben wir dann gegen Ende des ersten Lebensjahres das Bewusstsein entwickelt, dass Mutter und Kind zwei getrennte Wesen sind. „Ich bin nicht du“, realisiert das Kleinkind in dieser Phase. Das ist die zweite Trennung des Kleinkindes von der Mutter, mit der sich sein Autonomieprozess fortsetzt. Manchmal können diese ganz natürlichen Trennungen, die Teil unseres Lebensweges sind, bereits traumatisch für das Kind sein, wie Rückführungen in die Kindheit unter Trance mit Klientinnen und Seminarteilnehmern immer wieder zeigen.

Die Kleinkindzeit, in der das Mädchen den körperlichen Halt und die Liebe der Mutter benötigt, ist sehr fragil und anfällig für erste Verletzungen des Selbstwertes und der Eigenliebe. Vielleicht hat es eine schwere Geburt erlebt, ist zu früh oder zu spät gekommen oder war bereits als Säugling oder Kleinkind einige Wochen von der Mutter getrennt. Trennungen, welcher Art sie auch sind, empfindet ein Kind als sehr schmerzhaft. Es versteht die Gründe dafür nicht und erlebt das Fehlen der Mutter für sich als einen Mangel an Liebe und Körperkontakt.

Hierin wird deutlich, wie eng das Mutter-Kind-Band geflochten ist und wie empfänglich das Kind für alle Botschaften ist, die die Mutter aussendet, auch ohne Sprache. Die körperliche Zuwendung der Mutter vermittelt dem Kind ein stabiles Selbstvertrauen und die Sinnhaftigkeit des Daseins. Es fühlt sich vom Leben angenommen, getragen und geliebt – und dies nicht partiell, sondern in seinem ganzen weiblichen Wesen. Umgekehrt erlebt das Mädchen die fehlende Präsenz und körperliche Zuwendung der Mutter in dieser ersten Lebensphase als emotionale Zurückweisung. Ein unzureichendes Selbstwertgefühl und fehlende Selbstwertschätzung können die Folge sein, die sich dann wie ein roter Faden durch das Leben einer Frau ziehen und ihre Identität sowie ihre Liebesbeziehungen prägen kann.

Lena, eine Frau von 40 Jahren, kam zu mir zum Coaching: Sie war ihr Leben lang Single und litt zunehmend unter dem Alleinsein. Sie hatte bisher nur einige wenige Liebschaften gehabt und hatte auch nicht viele Kontakte und keine wirklichen Freundinnen. Sie war zwar erfolgreich in ihrem Beruf und konnte sich ein angenehmes Leben machen, doch vermisste sie Körpernähe, Liebesbeziehungen und Freundschaften. Wieso das so war, konnte sie mir nicht beantworten. In einer Rückführung in ihre Kindheit hat sie sich dann als Baby mehrere Monate allein in einem Brutkasten gesehen. Ohne jeden Kontakt zur Mutter konnte sie das ganze Ausmaß ihrer Einsamkeit von damals noch einmal erleben. Die Überzeugung, die sich in dieser schmerzhaften Situation gebildet hatte – „Ich bin so, dass niemand mich will“ –, hat dafür gesorgt, dass sie in ihrem kindlichen Trauma stecken blieb und keine längeren verbindlichen Beziehungen aufbauen konnte. Erst die Loslösung von ihrer Überzeugung und das Zulassen des dahinterliegenden Schmerzes ließen sie frei, um neue Schritte zu wagen und auf andere Menschen zuzugehen.

Natürlich wusste sie von ihren Eltern, dass sie als „Frühchen“ lange Zeit im Brutkasten gelegen hatte. Aber sie konnte vorher nicht ermessen, welche Bedeutung diese Erfahrung für ihr Leben hatte, und sie stellte keinen Zusammenhang her zwischen ihrem kindlichen Trauma und ihrem Unvermögen, verbindliche Liebesbeziehungen und Freundschaften zu knüpfen.

Schwierigkeiten mit der weiblichen Identität, eine unbefriedigende Sexualität oder fehlende verbindliche Beziehungen können einen Hinweis auf mütterliche Botschaften geben, die wir unbewusst übernommen haben. Daher haben es einige Frauen schwer, die eigene Mutter anzunehmen, oder lehnen sie sogar in deren Persönlichkeit ab, wenn sie als Kind darunter gelitten haben. Während meiner Studienzeit errang ein Buch von Barbara Franck die Bestsellerliste: „Ich schau in den Spiegel und sehe meine Mutter“. Das war und ist für die meisten Frauen das Allerletzte, was sie im Spiegel sehen wollen. Und dennoch ist es so. Die meisten von uns haben keine Mutter erlebt, mit der sie sich bewusst identifizieren würden. Lieber tun wir das mit anderen: Künstlerinnen, Schauspielerinnen oder anderen großen Frauen aus Kunst, Kultur und sozialen Bewegungen, die Großartiges in ihrem Leben geschaffen haben. Daran ist auch nichts verkehrt. Es ist wundervoll, wenn wir solche Frauen in unserem Leben haben, die uns ein Vorbild sind, von denen wir lernen können und denen wir vielleicht sogar nacheifern wollen. Doch kommen wir trotzdem nicht an unserer Mutter vorbei. Auch wenn eine Frau bei der Großmutter aufgewachsen ist, bei Pflegeeltern oder beim Vater, hatte sie dennoch eine Mutter, die sie entscheidend in ihrem Frausein geprägt hat. Aus den Erfahrungen meiner langjährigen Arbeit behaupte ich: Solange eine Frau nicht bereit ist, ihre Mutter anzuschauen, ihr Wesen zu verstehen und zu akzeptieren, dass sie von ihr alles für ihr Frausein bekommen hat, so lange kann sie sich nicht selbst lieben. Es ist wie ein Riss, der durch sie hindurchgeht und der sie zutiefst von sich selbst trennt. Der Riss der tiefen Ablehnung zeigt sich in ihrem Umgang mit sich selbst, der Körperlichkeit und Sexualität, aber auch besonders in ihrem Verhältnis zu anderen Frauen. So erlebe ich immer wieder am ersten Abend zu Beginn des Frauentrainings, dass einige erzählen, wie misstrauisch, unsicher und getrennt von den anderen Frauen sie sich fühlen und dass sie mit großem inneren Widerstand im Seminar sind. Auf meine Nachfrage hin berichten sie ohne Ausnahme, dass sie entweder nur noch gelegentlichen oder gar keinen Kontakt mehr zur Mutter haben.

Haben Sie also den Mut, sich einmal eingehend mit Ihrer Mutter zu beschäftigen, wie Sie es vielleicht vorher noch nicht getan haben. Erkunden Sie das Leben dieser Frau, die Ihnen auf eine Art so vertraut ist, und betrachten Sie sie aus einer gewissen Distanz.

Übung: Das Leben der Mutter erkunden

Legen Sie Fotos von ihr aus verschiedenen Zeiten vor sich hin und betrachten Sie sie eingehend. Fotos, auf denen sie allein ist, und Fotos, die sie zusammen mit ihrem Partner zeigen:

•Was war sie für eine Frau?

•Wie war sie als kleines Mädchen und als junge Heranwachsende?

•Macht sie einen glücklichen oder eher unglücklichen Eindruck?

•Lacht sie viel, oder finden Sie sie niemals in heiterer Stimmung vor?

•Wie sieht sie aus? Wie ist ihre Ausstrahlung?

•Können Sie eine sinnliche Frau in ihr entdecken?

•Ist sie (für ihre Zeit) sexy gekleidet oder eher unscheinbar?

•Gibt es Fotos von ihr allein, oder gibt es nur Familienfotos?

•Und welche Botschaften haben Sie von ihr erhalten über Frausein, Sexualität und Liebe – nonverbal oder verbal?

•Welche Botschaften finden sich davon in Ihrem Leben wieder, in Ihrer Sexualität und in Ihrer Partnerschaft?