Weihnachten 2.0 - Kiara Borini - E-Book

Weihnachten 2.0 E-Book

Kiara Borini

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Beschreibung

Vier neue Geschichten, die sich zur Weihnachtszeit zum Vorlesen, Verschenken oder selber Lesen eignen. Sie eignen sich natürlich auch sehr gut als erste Ausstattung, wenn Sie einen eBook-Reader verschenken wollen. Natürlich spielen mitunter Katzen eine tragende Rolle. Dieses Buch ist zunächst ausschließlich als eBook geplant, da die Sammlung weiter wachsen soll.

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Seitenzahl: 60

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Vorwort 2.0

Vier neue Geschichten, die ich in den letzten Jahren verschenkt habe. Vier Geschichten zum Vorlesen oder Selberlesen. - Als eBook, die ideale erste Ausstattung, wenn man einen eBook-Reader verschenken will.

Selbstverständlich eignet ich auch jedes Smartphone oder Tablet für diese Geschichten.

Frohe Weihnachten!

Ich bin unschuldig

Dieses Buch ist pure Fiktion. Weder existieren die handelnden Personen, noch gibt es einen Bezug zu irgendwelchen Firmen oder Institutionen. Wenn dennoch mitunter der Eindruck entsteht, das eine Auto oder die andere Katze oder Begebenheit zu erkennen, so liegt das eindeutig an der Tatsache, dass die Phantasie der Autorin eben doch auch beschränkt ist.

Auch die jeweiligen Lebenserfahrungen der Protagonistinnen speisen sich schlicht aus der Tatsache, dass die Autorin eben auch nicht mehr die jüngste ist und somit einiges erlebt oder noch mehr erzählt kommen hat. Irgendwie fließen solche Dinge dann immer auch mosaikartig in letztlich doch rein fiktive Geschichten ein. Alles ist Fiktion!

Am besten genießt man das aber pur, ohne sich im Kopf immer wieder Gedanken zu machen, ob das eine oder andere Detail nun in der Realität...

Einzige Ausnahme ist Emma, die sitzt wirklich auf meinem Schreibtisch und sabbert.

In diesem Sinne – Viel Spaß beim Lesen!

Weihnachtssohn (und -Tochter)

Haitham hatte seine letzte Fahrt für heute. Weihnachtsgeschenke, vermutete er. Auf den letzten Drücker mussten die Geschenke natürlich unter den Baum. „Warum bestellten die Leute die Dinge nicht rechtzeitig im Internet?“, überlegte er. Das, was aktuell gefeiert wurde, entsprach nicht seiner Sozialisation. Auch in seiner Familie wurden Feste gefeiert. Auch dieses, aber schlicht wegen des Festes an sich, damit man als Familie zusammenkam. Der Glaube, oder vielleicht das, was man daraus gemacht hatte, hatte seine Heimat in den Bürgerkrieg geführt. Und ihm letztlich eine andere Heimat beschert und von seiner Familie getrennt.

Seine Kollegen waren alle schon beim Feiern. Da war es ganz willkommen, dass er so bereitwillig die Fahrten heute übernahm. An der Ampel schaute er auf den Routenplan. Eine Station noch; am anderen Ende der Stadt. Aber da er heute Abend allein fuhr, gab es bei der Planung nicht viel zu optimieren. Wenigstens waren zu dieser Zeit die Straßen frei. Und das Wetter war für die Jahreszeit auch ganz passabel, wie seine Kollegen ihm gegenüber versicherten. Viel Erfahrung hatte er ja nicht mit diesem Land und seinem Klima.

Am anderen Ende der Stadt bereitete man sich auf das Fest gerade vor. Oder genauer gesagt, eher doch nicht. Zwar war der Baum geschmückt, aber es fehlte noch das Wichtigste: Die Familie und die Geschenke. Wenn die Familie fehlt, werden die Geschenke umso wichtiger. Insbesondere dann, wenn man zehn Jahre alt ist und der Vater über Weihnachten beruflich am anderen Ende der Welt ist. Was ist schon Weihnachten, wenn man vielleicht keine Geschenke bekommt? Woher er das wusste? Die Unruhe seiner Mutter sprach Bände. Sie nannte ihn ja nicht umsonst ihren „Kleinen Pfiffikus“. Er hatte ja auch bemerkt, dass er wohl bald ein Geschwisterchen bekommen würde. Als man es noch nicht sah; an ihren Verhalten. Jetzt sah man es seiner Mama bereits an. Weihachten ohne seinen Papa und eventuell auch nach ohne Geschenke? Konnte ein Weihnachtsbaum alles ersetzen?

Sein Vater hing bei seinem Auslandsaufenthalt fest, hatte seine Mama ihm erklärt. Und die von ihm vermutete missliche Situation mit den Geschenken versuchte sie pädagogisch in eine von ihr gewünschte Richtung zu lenken, indem sie darauf hinwies, dass er so viele Dinge über all die Jahre angesammelt hatte, mit denen er gar nicht mehr spielte. Er wusste, dass sie damit zwar recht hatte, aber deswegen wollte er sich noch lange nicht unnötigerweise von seinem Besitz trennen.

Haitham fuhr durch die fast leere Stadt und hing seinen Gedanken nach. Er war mit seiner kranken Tochter den mühsamen Weg in dieses Land gekommen, weil er ihr in seinem Land mit der kaputten Infrastruktur, obwohl er selbst Arzt war, nicht helfen konnte. Hier gab es die Medikamente und in den Kliniken die benötigten Geräte. Er nahm dafür in Kauf, dass er den Rest der Familie in seiner Heimat lassen musste.

In diesem Land musste er zumindest eins lernen. Egal, was du zuhause kannst, wenn du kein passendes Zeugnis hast und dir die Sprache holperig über die Zunge kommt, fährst du Pakete für die Miete aus, und deiner Tochter hilft jemand anders. Immerhin wurde ihr geholfen. Und vielleicht würde sie ja auch wieder gesund. Wie sehr er sich das wünschte!

Er fuhr inzwischen durch einsamere Gegenden. Eine Vorortsiedlung, gehobener Mittelstand. Fast so wie in seiner alten Heimat, bei ihm zuhause, schoss es ihm durch den Kopf. Er vermisste seine restliche Familie, und ihn irritierte, wie sehr seine Tochter Weihnachten in sich aufsog.

Gut, gegen ein bisschen Dekoration hatte er nichts einzuwenden. Aber religiöser Fanatismus hatte seine Heimat in einem brutalen Bürgerkrieg zerstört.

Als er das Haus gefunden und geklingelt hatte, öffnete eine sichtbar schwangere Frau die Tür. Drittes Trimenon, gegen zweite Hälfte, schätzte es sein kundiges Auge ein. Die gute Erziehung machte es selbstverständlich, dass er anbot, das schwere Paket in die Wohnung zu tragen.

„Bist Du der Weihnachtsmann? Dann bringst Du ja doch Geschenke, ohne dass ich mich vorher von meinen alten Dingen trenne...“, fragte der Sohn an der Seite der Frau, die ihm die Tür geöffnet hatte.

Haitham wusste nicht so recht was er zu antworten gab, und dann noch in einer Sprache, die ihm nicht so recht geläufig war, da nahm die Frau die Situation selbst in die Hand.

„Moritz, Du hast wirklich zu viele Dinge. Es gibt Kinder, die haben viel weniger als Du. Trenn Dich von ein paar Sachen, dann kann Dir der Weihnachtsmann auch was Neues bringen.“ Und dann an den Boten gerichtet: „Haben Sie Kinder?“

„Eine Tochter, neun, hier. Die jüngeren sind noch bei meiner Frau in der Heimat.“, stammelte Haitham.

„Und, hat Ihre Tochter auch so viele Dinge angesammelt? Manchmal denke ich, bald brauchen wir eine eigene Hausratversicherung für das Kinderzimmer. Wie soll das bloß werden, wenn das zwei sind? Dann haben die Eltern wohl keinen Platz mehr.“

„Wir sind mit wenigen Dingen aus dem Bürgerkrieg gekommen, weil ich meiner Tochter in meiner Heimat nicht helfen konnte. Hier gibt es die richtige Medizin und die Kliniken haben die richtigen Geräte.“

„Feiern Sie eigentlich auch Weihnachten, dort, wo Sie herkommen?“

„Manche feiern, andere nicht“, antwortete Haitham und dachte an seine Familie in der Ferne und den Hass, den die Religionen aufeinander hatten. Eigentlich dachten alle gerade an ihre Familien. Was wohl der Vater und Mann gerade machte? Sie hoffte, dass er in der Ferne wenigstens nette Leute um sich hatte, wenn er doch schon an diesem Tag so weit von seinen Lieben sein musste.

„Wo soll ich das Paket hinstellen?“, hörte sie den Boten fragen.

„Wissen Sie was, nehmen Sie es doch mit und kommen Sie heute Abend mit Ihrer Tochter und dem Paket vorbei. Es ist Weihnachten. Da gibt es genug zu essen für alle!“, hörte sie sich spontan sagen.

„Dann kann die sich ja von meinen Sachen was aussuchen, womit sie spielen mag“, ergänzte Moritz. Dann überlegte er.

„Dann bist Du ja doch der Weihnachtsmann. - Und ich…“ Und dann nach einer kurzen Pause, „… der Weihnachtssohn.“

Er schaute Haitham an und überlegte.