Weil sich Dein Herz erhob und die Weisheit verdarb - Oliver K. Voigt - E-Book

Weil sich Dein Herz erhob und die Weisheit verdarb E-Book

Oliver K. Voigt

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Beschreibung

Die Geschichte findet innerhalb eines Mysterienbundes statt. Dies ist nicht irgendein Geheimbund oder eine Geheimgesellschaft, es ist die Geheimgesellschaft schlechthin. Sie kontrolliert und überwacht nicht nur die namentlich bekannten Gesellschaften, wie Freimaurer, Rosenkreuzer und die sogenannten Gruppierungen der linken Hand. Die beiden Hauptdarsteller, Eva und Simon, lernen sich wie zufällig kennen. Eva, die Tochter eines Großindustriellen, leitet als Großpriorin diese Gesellschaft und ist fasziniert von den Parallelen zu Simon, der sich unbewusst mit einem Ring und der Symbolik ihres Ordens schmückt. Simon blickt seit dem Zusammentreffen mit Eva in eine Welt, die er nur aus Verschwörungstheorien kennt. Evas Liebe zu Simon wird zu seinem Verhängnis. Dieses Verhängnis lässt ihn allerdings zum mächtigen Prior werden und gleichzeitig an die Grenzen des menschlich Zumutbaren stoßen. Er lernt kennen, was es heißt: homo est deus (der Mensch ist Gott). Eine packende Tragödie, die mit den Vorurteilen einer verdrehten Menschheitsgeschichte und deren Religionen aufräumt, ohne den Zusammenhang an die Geschichtsschreibung zu verlieren. Gleichzeitig erhält der Leser einen exakten Einblick in eine Welt, die jeden Insider erstaunen lässt. Hier findet ein Paradigmenwechsel statt, der Spannung erzeugt und zwar in dem Bereich, wo der Mensch seine angestammten und anerzogenen Wahrheiten zu hinterfragen beginnt und sich zum Schluss des Buches nach seinen Sehnsüchten und den Wahrheiten seines Lebens fragen wird.

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Seitenzahl: 213

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Für Dich

Dich und dein Blut hab’ ich gerächt, habe dich aus der Gruft, in der du lebendig begraben warst, gezogen, und auf den Fürstenstuhl zurückgeführt.

Dass dein Schicksal an meines befestigt ist, begreifst du. Du stehst mit mir, und mit mir gehst du unter. Die Völker alle sehn auf uns. Ich hasse die Gaukelei, und was ich nicht empfinde, mag ich nicht zeigen; aber ich fühle wirklich eine Ehrfurcht gegen dich, und dies Gefühl, das meine Knie vor dir beugt, es ist mein Ernst.

Deine Eva

Paris im Mai 2004

Inhaltsverzeichnis

Prolog: Zu Mysterienbünden, sonstigen Geheimgesellschaften Zu Mysterienbünden, sonstigen Geheimgesellschaften

Das Orakel von Delphi

Isis und Osiris

Strukturen

Paradigmenwechsel

Veritas und Eva

Martyrium

Krönendes Requiem

Metamorphose

Christentum versus homo est Deus

Inmitten unter uns, in den Bergen, die Söhne des Herren

Wenn die Sonne stirbt. Ein Memorandum

Der Tod einer Königin/ Never let it die

Ein Ende wird zum Anfang

Caspar Maria Ferdinand Ein Kind ohne Vater und Mutter

Ausweglos

Am Ende eines Tages- Ein Memorandum an die Liebe des Lebens

Mesopotamien

Triumphaler Einzug der Weihe

Auszug aus dem Tagesablauf eines Großpriors

"Sol invictus“ die Siegesfeier am dunkelsten Tag

Die Macht des Zorns und der Hilflosigkeit

Über den Vorhof in den Tempel

Zwischengefühle von Macht und Machtlosigkeit

Aus dem Ritual, einer Saturn Loge:

Der Tod eines Ritters, eines Bruders

Wem und was dienen wir auf der Welt? – Einer Weltherrschaft – the new world order

Die Gruppe der Mächtigen „The Group“

Ode der Sehnsucht

Ritueller Tagesablauf

Die Masse und deren Dummheit versus Ideal der Verschwiegenheit

Die Rolle des Baphomet

Ouroboros

Die Ausweglosigkeit des Menschseins

The sound of goodbye

Nachlass

Jahre später. Ein Déjà-vu

Prolog

Zu Mysterienbünden, sonstigen Geheimgesellschaften und zu diesem Buch

In den sogenannten Mysterienbünden, wie z. B. bei den Rosenkreuzern, Freimaurern und einigen anderen okkulten Gruppierungen spielen immer wieder die Stufen der Geburt, der Wanderung durch das Leben und der Tod eine wichtige und übergeordnete Rolle. Die Daseinsfrage und die Frage nach der Sterblich- bzw. Unsterblichkeit stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Die Herangehensweisen unterscheiden sich, wobei es immer wieder zu Überschneidungen kommt. Fast alle Gruppen sind Splittergruppen, die entweder den gleichen Ursprung oder sich aus einer Gruppe herausgebildet haben. Einige von ihnen haben ein Lehrsystem und andere wiederum, wie die Freimaurerei, haben keins oder angeblich keins. In sogenannten Ritualen werden über Allegorien Geschichten initiiert, die dem Probanden eine andere Weltanschauung vermitteln sollen. Diese wird mit viel Zinnober und althergebrachtem Mysterienwissen, dass leider mittlerweile so verklärt wurde, dass die sogenannten Eingeweihten selber deren Ursprung und Sinn abhandengekommen ist, versucht zu vermitteln. Die Mitglieder in diesen Vereinigungen fangen in einer gewissen Phase an zu forschen und zu studieren. Andere wiederum widmen sich mit Hingabe ihrem Lehrsystem und beginnen mit ihren Exerzitien. Größtenteils wird kommentarlos an der Veränderung der eigenen Psyche gearbeitet. Das Ziel bleibt zunächst verborgen, schließlich muss man die Stufen der einzelnen Tempel erst erklimmen um dann feststellen zu können, wo die Reise eigentlich hingegangen ist. Nicht wenige sind bitter enttäuscht und resignieren oder füllen ihre erreichte Funktion mit großer Leidenschaft aus. So wie es in vielen Vereinen auch üblich ist. Ist nicht eines der großen Laster der Menschheit die Eitelkeit? Hierarchisch sind diese Systeme aufgebaut und Andersdenkenden wird das Leben schwergemacht. Gerne wird unter dem Deckmantel der Humanität agiert und es werden neue Mitglieder geworben, nur in der realen Praxis stellt der Zögling fest, Humanität und anders denken ja, aber nicht weiter hier! Schließlich hat dieses Andersdenken, den Adepten ja zu dieser Vereinigung geführt. Nun muss auch mal gut sein, mit dem anders denken. Jetzt muss sich eingefügt werden, in den Weltenbau der Gemeinschaft. Im Endeffekt machen die Mitglieder und auch die Ausbrecher aus diesen Systemen genau das, was von ihnen erwartet wird. Sie stehen in der Ablenkung vor sich selbst, sie sind gefangen in Systemen. Welchem System sie letztlich und endlich angehören ist zweitrangig, selbst wenn sie resigniert aus allem aussteigen. Sie wurden gefangen genommen und erleichtern einer Obrigkeit, wo man diese auch immer vermuten mag, ihr tägliches Tun, mit uns Schäfchen. Sei einem manchen von uns auch der Beitritt zu einer Vereinigung noch so hilfreich, gerade im Hinblick des Klüngelns, des Wichtigmachens, der Reputation für das wirtschaftliche Weiterkommen. Der Mensch ist und bleibt Gefangener, wie die Angehörigen sämtlicher Religionsgemeinschaften. Der einzige Unterschied ist der: Mit dem sogenannten und fälschlicherweise bezeichneten, einfachen Menschen hat diese Obrigkeit etwas weniger Mühe. Diesen Menschen lässt man entweder nicht den Luxus zugutekommen, sich mit angeblichen esoterischen Hilfsmitteln weiterzuentwickeln, bei diesen Menschen reicht der schiere Existenzkampf oder die Glotze aus, um manipuliert zu sterben und das Maul zu halten, um einfach nur zu funktionieren. Demokratie ist hier auch ein Zauberwort, das sich sehr gut bewährt hat.

Am Ende bleiben die, die ahnen, dass da etwas nicht koscher ist, in unserem System. Nur wer von diesen Menschen erhebt sich und will gar Märtyrer sein? Gegen wen soll dieser Mensch sich erheben? Sind die Gegner doch namentlich nicht bekannt oder über eine Gruppe angesammelt auffindbar zu machen, geschweige denn eine formulierte Anklage würde zu einer unüberwindbaren Herausforderung werden. Erschwert sich dieses ganze Vorhaben noch dadurch, dass selbst innerhalb Kleinstzirkeln, sei es auf kommunaler Ebene, innerhalb von Behörden oder Firmengeflechten und Sonstigem auch diesen Klüngel im Großen und Ganzen existierend auffinden lässt. Für wen also kämpfen? Wer sich zu irgendeiner Weltverschwörung bekennt, wird ausgelacht und eines Besseren belehrt, nicht zuletzt von plötzlich auftauchenden Experten, die alles recherchiert haben und im Ergebnis festhalten: stimmt nicht. Alles absurd, so wie der Glaube an die Auferstehung, sei es nur der Glaube an der Auferstehung eines einzelnen Menschen. Machen Sie doch einmal die Probe, haben Sie den Mut und stellen Sie Fragen an die Kirche, die Sie für fragwürdig erachten. Die Art der Antwort, wird Sie stark an das Mittelalter erinnern. Wundert Sie das? Wenn ja, dann herzlichen Glückwunsch. Machen Sie das Beste daraus und widmen Sie sich Ihrem Selbst und versuchen Sie ein Leben zu führen, dass nur Ihnen gerecht wird. Wenn es Sie nicht wundert, dann schreiben Sie einen Roman, damit es wenigstens den Anstrich eines Märchens hat, den Sie dann schützend über sich legen können.

Das Orakel von Delphi

Der Abend konnte beginnen. Alles war blitzeblank saubergemacht und aufgeräumt. Nicht dass dies sonst nicht so war, aber für diesen Abend musste es ganz besonders sein. In der Küche war eifrige Betriebsamkeit der Hausherrin zu vernehmen. Es roch nach Essen und Backwerk. Klar, es war ja auch gekocht und gebacken worden. Der Tisch war gedeckt - und wie! Das Silberbesteck lag vorschriftsmäßig angeordnet. Löffel, Messer, Gabel, Licht waren in mehrfacher Ausführung vorhanden. Es sollte und durfte an nichts fehlen. Entsprechend galt dieser Überfluss auch für das Service, die Gläser, Glaskaraffen, Silberkaraffen. Eine richtige Festtafel war das. Die Musik spielte auch schon. Eine CD mit Jazz, der Interpretin Diana Krall. Gedämpftes Licht schaffte behagen im angrenzenden Wohnzimmer. Indirekte Beleuchtung war hier das Zauberwort. Sie stammte von den schweren Silberleuchtern, von denen der eine auf einem sehr alten gotischen Altar, der zur Hausbar umfunktioniert worden war, stand, und der andere auf dem ebenfalls antiken Beistelltisch. Alles war geschmackvoll eingerichtet und man fühlte sich wie in einem britischen Zimmer, so wie man es aus den Illustrierten kennt. Der große Balkon war beleuchtet und dadurch wirkte es sehr heimelig und der Blick nach draußen in den herbstlichen Abend verschaffte Behagen, gut im Inneren der Wohnung aufgehoben zu sein. Schnell noch eine Kontrollfrage in Richtung Küche, ob alles nach Plan lief und ob noch etwas für den Hausherrn zu tun sei. Erleichtert wurde das Nein entgegengenommen und der letzte der schon zuvor mehrfach stattgefundenen Kontrollgänge konnte beginnen. Auf dem Kamin schnell noch einmal den Stand des im Silberrahmen befindlichen Bildes korrigieren. In der Toilette nach dem Rechten schauen, dann ging es Richtung Arbeitszimmer. Vollkommen unüblicher weise brannte auch dort Licht, obwohl die Tür geschlossen war und sich niemand im Raum befand. Ein stolzer Blick zu dem riesigen Mahagonischreibtisch bestätigte, dass sich kein Schnipsel Papier und kein „Gedöns“ darauf befand und der Blick nur auf die drei eingearbeiteten grünen Lederplatten fiel. Dadurch wirkte der Tisch besser, vor allem noch größer. Anhand des hölzernen Ablagekorbs konnte sich ein eventuell verlaufener Gast die Bestätigung einholen, dass hier auch gearbeitet wurde. Schließlich ist in einem Haushalt ein Arbeitszimmer allein nur für den Hausherrn vorgesehen. Böse Zungen behaupteten, es handele sich hierbei um einen Kinderzimmerersatz. Was natürlich absoluter Blödsinn ist. Schließlich wurde hier innerhalb der Männerwelt auch repräsentiert. Nicht jeder dieser Männer konnte ein Arbeitszimmer vorzeigen. Und dieses Arbeitszimmer war ein Vorbild eines Arbeitszimmers, denn hier stand nicht nur ein riesiger englischer Mahagonischreibtisch, sondern auch ein schwarzes Klavier und noch ein Sessel mit einem Beistelltisch. An der Wand ein Gemälde mit dem Hausherrn persönlich darauf, in besonderer Pose. Die selbst den Hausherren gelegentlich zum Schmunzeln brachte. Es war das Geschenk eines Freundes. Nun gut, hier schien alles in Ordnung zu sein. Ein letzter Blick in den Spiegel - alles in Ordnung. Das Haar lag gut. Kleidungsauswahl war exzellent, nur das Einstecktuch bedurfte einer kleinen Korrektur. Dann der Blick auf die alte goldene Armbanduhr. Mit diesem Blick setzte auch unverzüglich die Unruhe ein. Wo blieben sie denn, die Gäste!

Gemurmel, Geklimper, Lachen. Die Feier war in vollem Gange. Die Meute war gesättigt und feuchtfröhlich gelaunt. Die Damen hockten zusammen und die Herren hatten sich ebenfalls in zweierlei Gruppen zusammengefunden. In jeder der beiden Männergruppen gab es einen Wortführer, der durch den Abend zu begleiten schien. Simon, dessen Geburtstag gefeiert wurde, pendelte zwischen den Gruppen aus Frauen und Männern hin und her. Prösterchen hier, Prösterchen da und die Frage, „wie geht es dir“ bis hin zu vertraulichen Fragen und Anliegen, die innerhalb zweier Männer stattfanden, aber innerhalb einer Männergruppe selten bis gar nicht gestellt werden, wurden an ihn gerichtet und herangetragen. Im Großen und Ganzen war Simon bemüht, seiner Gastgeberrolle gerecht zu werden. Er schenkte nach, bot die verschiedensten Getränke an, wie Grappa, Obstbrände sämtlicher Geschmacksrichtungen, Wein, Whisky und selbst Zigarren hatte er im Angebot. Ab und zu ein Blick zu seiner Partnerin, um sich zu vergewissern, ob er sich richtig verhielt und ob noch alles nach Plan verlief. Doch niemand bemerkte, dass Simon unendlich angeödet war, denn sein Geburtstag endete im Präsentieren und vor allem Repräsentieren seiner Selbst. Was repräsentiere ich hier eigentlich? In welche Rolle bin ich hier geschlüpft? Unzufriedenheit breitete sich in ihm aus. Obwohl doch alles in Ordnung schien. Ist es die Beziehung? Sicher, beide hatten schon bessere Zeiten miteinander erlebt, aber diese Abnutzungserscheinungen gab es auch bei anderen. Wer im Umfeld hatte schon die optimale Beziehung? Nein, dies schien nicht die Ursache zu sein und wenn, nicht ausschließlich. Simon fühlte sich selbst gegenüber fremd. Heute war er einunddreißig geworden, hatte keine Kinder, aber es verhältnismäßig weit gebracht, mit seiner schönen Wohnung, seinem besonderen Stil, der Einrichtung und auch beruflich lief alles im ruhigen und sicheren Fahrwasser. Er war endlich dabei, Geld zu verdienen und gab dieses Geld auch aus. Sparen und der Kauf dieser Wohnung waren die Ideen seiner Eltern. Schließlich musste er ja an das Alter denken. An das dachte er seit kurzem täglich, an diese gottverdammte Zeiteinteilung. Nur, was tun mit der Zeit, zumal sie begrenzt war? Nicht nur die Lebenszeit, auch die Tageszeit. Er arbeitete viel und auch nebenbei halste er sich viel auf. Zuletzt sein Studium. Simon hatte sich in den vergangenen drei Monaten sehr verändert. Er war sehr nachdenklich geworden. Kleine depressive Schübe überkamen ihn. Nichts Pathologisches. Nein, er war mit der Frage nach dem Sinn des Lebens konfrontiert worden. Nicht, dass ihm diese Frage neu sie ihm noch nie begegnet war. Nein, sein inneres Ich hatte ihm plötzlich und unaufgefordert diese Frage gestellt. Gerade jetzt. Was sollte das? War Simon doch gerade nach turbulenten Zeiten, der beruflichen Wirrungen und nach dem Ende einer Beziehung nun endlich in einer neuen Beziehung angelangt und hatte gerade einen Karrieresprung erreicht.

Nein, den Gedanke nach Sinn und Unsinn hatte er mitgebracht, nach seiner Aufnahme in die Freimaurerei. Er hatte in der Dunklen Kammer, der Kammer der verlorenen Schritte gesessen und war dort mit den Zeichen und Symbolen der Vergänglichkeit konfrontiert worden. Er hatte an einem Tisch gesessen, auf dem aufgeschlagen die Bibel lag. Der Logos des Johannes Evangelium, das mit den Worten beginnt:

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Ihm gegenüber lag ein Totenkopf und eine Sanduhr stand daneben, als Zeichen der Vergänglichkeit. Der Raum war mit schwarzem Stoff verhangen, ähnlich der Tischdecke, die ebenfalls schwarz zu Boden hing. Dort hatte man ihn hin verbannt, um auf seine Aufnahme zu warten. Zuvor hatte er noch sein Testament schreiben müssen. Dies ist so Brauch und legt fest, dass die Logeninsignien, wie das Logenabzeichen, genannt Logenbijou und der Schurz beim Austritt bzw. bei Tod an die Loge zurückgegeben werden muss. Nun saß er da und es fröstelte ihn, dort unten im Keller. Simons Gedanken kreisten um das Thema Tod. Bewusst setzte er sich dieser gedanklichen Situation aus und ihm stockte der Atem. Irgendetwas fing an, sich zu verändern. So als wenn einem Menschen ein Floh ins Ohr gesetzt wird, nur dass er diesen Floh nicht identifizieren konnte. Noch nicht, wie sich im Folgenden noch herausstellen sollte. Doch dieser Floh fühlte sich nach Angst an. Nur wovor, was belastete Simon seit diesem Augenblick? Eine gute Stunde später wurde Simon mit einem lauten Hammerschlag, den der Stuhlmeisters der Loge ausführte ermahnt: „ERKENNE DICH SELBST“. Da Simon zu diesem Zeitpunkt mit verbundenen Augen, geführt von einem Logenbruder innerhalb des Aufnahmerituals durch den Tempel gelotst wurde, zuckte er mächtig zusammen. Wenige Momente später wurde er zum Freimaurerlehrling an- und aufgenommen. So lautete die Formel, die vom Stuhlmeister ausgesprochen wurde, während er mit drei leichten Stößen auf den Kopf eines Zirkels stieß, dessen Spitze auf Simons linke Brust gesetzt worden war und Simon den heiligen Schwur leistete. Seit diesem Tag überkam ihn allmählich der Verdacht, Angst vor dem Tod zu haben. Doch mit dieser Erkenntnis sollte ihn noch ein anderer Mensch konfrontieren. Den Simon bis dahin noch nicht kannte, welcher aber sein Leben gravierend verändern und dies bis ans Lebensende prägen sollte.

Tempel

Alle saßen aufrecht in ihrer Haltung. In ihre schwarzen Anzüge gehüllt. Sie trugen Schurze und ihr Logenbijou um den Hals. Ihre Hände waren in weißen Handschuhen versteckt. Die meisten waren vollkommen ahnungslos, was sich in der kommenden Stunde ereignen würde. Der Meister entzündete das Licht. Und alles Weitere nahm seinen Lauf. Die Verbindung des Oberen und des Unteren wurde symbolisch vollzogen, in dem der Zirkel und das Winkelmaß zusammengelegt wurden. Der Zirkel versinnbildlichte das Werkzeug des Schöpfers und der rechtwinklige Winkel das Irdische. Alles geschah unter der Aufsicht des allsehenden Auges. Einige Logenbrüder versuchten dabei zu meditieren, oder gaben zumindest vor, es zu tun . Einige von ihnen waren bekennende Christen. Sie nahmen wie selbstverständlich an den Ritualen teil, obwohl der Klerus es ihnen von höchster Stelle aus verboten hatte. Ihre Versuche der Rechtfertigung waren genauso unwahr, wie die Erklärungsversuche der Verantwortlichen, der Logen - Obrigkeit.

Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz vom 12. Mai 1980

(…)

V. Abschließende Stellungnahme

Mag auch die Freimaurerei aufgrund der in der nationalsozialistischen Ära erlittenen Verfolgung eine Wandlung im Sinn einer größeren Offenheit gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen durchgemacht haben, so ist sie doch in ihrer Mentalität, ihrer Grundüberzeugung und ihrer Tempelarbeit sich völlig gleich geblieben.

Die aufgezeigten Gegensätze rühren an die Grundlagen der christlichen Existenz. Die eingehenden Untersuchungen der freimaurerischen Ritualien und Geistigkeit machen deutlich: Die gleichzeitige Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche und zur Freimaurerei ist ausgeschlossen.

Am Anfang war es für Simon eine große Ehre, in diesem erlauchten Kreis dabei zu sein. Die angebliche Verschwiegenheit und der Männerbund, hatten etwas Exklusives und Elitäres. Teilweise saßen hier Männer mit großer Bildung und Männer mit Vermögen. Aber im Endeffekt stellte sich heraus, dass es Spießer waren, die sich hinter ihrem kleinbürgerlichen Gehabe, eines angeblichen Bildungsbürgertums versteckte. Es gab natürlich auch Ausnahmen. Eigentlich herrschte hier Krieg, auch wenn es sich nur um einen Kleinkrieg unter eitlen Männern handelte. Aber dieser Krieg zeigte seine Opfer. Einige hatten die Loge verlassen müssen, andere waren schon von selbst gegangen. Decken nannte man dieses Verlassen einer Loge. Nach intensiver Auseinandersetzung mit der Materie der Loge, kamen Simon Zweifel. Was geschah hier wirklich? Welche Ausrichtung hat die Freimaurerei? Alle Versuche, sich über Gespräche der Wahrheit anzunähern wurden abgeblockt. Später wusste er auch den Grund, die meisten waren tatsächlich ahnungslos. Für sie waren nur die Geschichte und die Personen wichtig, die sich diesem Bund angeschlossen hatten. Es glich fast schon einem Personenkult. Manche noch so wichtigen Personen, wie zum Beispiel Albert Pike wurde totgeschwiegen. Von ihm soll jenes Zitat stammen, das nicht ganz unwichtig für die Logenbrüder sein kann und so eine ganz eigene Sprache spricht, zumal er einer der Mitbegründer des heutigen Hochgradsystems der Freimaurer war: "Folgendes müssen wir der Menge sagen: „Wir verehren einen Gott, aber unser Gott wird ohne Aberglaube angebetet! Euch, den souveränen großen Generalinstruktoren, sagen wir, was ihr Brüder der 32., 31., und 30. Grade wiederholen sollt: Die Maurer-Religion sollte von uns allen, die wir Eingeweihte der höchsten Grade sind, in der Reinheit der luziferischen Doktrin erhalten werden. Wäre Luzifer nicht Gott, würde Adonai (der Gott der Juden), dessen Taten Beweise für seine Grausamkeit, Verschlagenheit, seinen Menschenhass, sein Barbarentum und seine Ablehnung der Wissenschaft sind, würden dann Adonai und seine Priester ihn verleumden? Ja, Luzifer ist Gott; unglücklicherweise ist Adonai auch Gott. Denn nach dem ewigen Gesetz gibt es Licht nicht ohne Schatten, Schönheit nicht ohne Hässlichkeit, Weiß nicht ohne Schwarz. Das Absolute kann nur in der Gestalt zweier Gottheiten existieren ..."

Was Simon wunderte, waren die Überschneidungen und Ähnlichkeiten mit anderen Gruppierungen. Dort gab es sogar richtige Lehrsysteme. In der Freimaurerei war alles der persönlichen Interpretation überlassen. Mit der Zeit verfielen viele Maurer in den gleichen Duktus bei dem Versuch die Freimaurerei zu erklären. Gleiches galt auch für die unzähligen Bücher, die sich mit der Thematik der Freimaurerei befassten. So als schrieben die Autoren voneinander ab. Es gab sogar eine Geheimloge, die für den gewöhnlichen Freimaurer nicht betretbar war, dort trafen sich Männer aus der Wirtschaft und der Politik. Irgendwie passte dies alles nicht in ein System, in der sich die Brüder regelmäßig mit anderen Brüdern, in deren Logen trafen, um dort gemeinsam Rituale zu vollziehen.

Irgendwann fing Simon an, sich und die Freimaurer zu hinterfragen, gerade weil er sich immer stärker mit den Ritualen und nach deren Ursprüngen auseinandersetzte. Gleichzeitig stellte er immer mehr Fragwürdigkeit innerhalb der Konfessionen fest. Er kam mit Literatur in Berührung, die die biblische Aussage zum Tod von Jesus Christus in Frage stellte. Etliche Theorien gab es. So richtig belegbar schien keine zu sein. Gleichzeitig befasste er sich mit der Gnosis, dem Thomas Evangelium und dann fielen ihm noch die Nag Hammadi Schriften, in einer deutschen Übersetzung in die Hände. Und gerade daraus der zweite Logos des großen Seth und deren Aussagekraft, ließen ihn oft grübeln:

Und ich war (10) in dem Rachen der Löwen.

Und der Plan, der ersonnen wurde meinetwegen,

(führt) zur Auflösung ihrer Täuschung und ihres Unverstandes.

Ich lieferte mich ihnen nicht aus,

wie (15) sie es geplant hatten.

Ich war aber in keiner Hinsicht betrübt,

(obwohl) jene mich quälten.

Und ich starb nicht wirklich,

sondern (nur) dem Anschein nach, damit (20) sie mich durch sie

nicht beschämen, weil diese ein Teil von mir sind.

Ich war ausgenommen von jeder Schmach,

und ich war nicht ängstlich angesichts dessen, was mir durch sie

widerfahren war.

(25) Ich war (nur scheinbar) im Begriff,

ein Sklave der Furcht zu werden,

aber ich litt (in Wirklichkeit) Schmerz (nur) ihrer Sicht und

ihrem Denken nach,

damit kein Wort jemals gefunden werde, über sie zu sprechen.

(30) Denn mein Tod, von welchem sie glaubten,

daß er geschehen sei,

(ereignete sich) ihnen in ihrer Täuschung und in ihrer Blindheit,

als sie ihren (35) Menschen annagelten zu ihrem Tod.

Denn ihre Ennoias sahen mich nicht.

( 56.1) Sie waren nämlich taub und blind.

Und indem sie dieses tun, verurteilen sie sich.

Ja, sie sahen (5) mich zwar; sie züchtigten mich.

Ein anderer, ihr Vater (aber) war derjenige,

der die Bitterkeit und den Essig trank,

ich war es nicht.

Sie schlugen mich (zwar) mit einem Rohr.

Es war (aber) ein anderer,

(10) der das Kreuz auf seinen Schultern trug, nämlich Simon.

Es war ein anderer,

auf dessen Kopf sie die Dornenkrone setzten.

Ich aber jubelte in der Höhe

(15) über den ganzen (scheinbaren) Reichtum der Archonten

und den Samen ihrer Täuschung, ihrer eitlen Herrlichkeit.

Und ich lachte über ihre Unwissenheit.

(20) Und alle ihre Kräfte unterwarf ich.

Denn als ich herabkam, sah mich niemand.

Denn ich wechselte meine Gestalten, indem ich von (25) einem

Aussehen zu einem (anderen) Aussehen wechselte.

Und deshalb, als ich an ihren Toren war,

nahm ich ihr Aussehen an.

Denn ich ging leise an ihnen vorbei,

und ich sah die (30) Orte und fürchtete mich nicht

und schämte mich nicht,

denn ich war unbefleckt.

Und ich sprach mit ihnen,

wobei ich mit ihnen vermischt war durch diejenigen, die (35) die

Meinen sind,

und ich trat diejenigen nieder, die ( 57.1) streng zu ihnen waren

im Neid,

und ich löschte das Feuer aus.

Und alle diese Dinge tat ich wegen meines Willens,

(5) um zu vollenden das, was ich wollte

nach dem Willen des Vaters, der oben ist.

Aus: Bibel der Häretiker: Die gnostischen Schriften aus Nag Hammadi. Erste deutsche Gesamtübersetzung. Von Gerd Lüdemann und Martina Janßen

Bei seinen Grübeleien und Recherchen stieß er immer häufiger auf Berichte über die Templer. Gerade durch die Freimaurer, die sich in manchen Lehrarten als die Nachfolgeorganisation der Templer sehen, konnte er die Vereinbarkeit mit der christlichen Kirche nicht nachvollziehen. Dieser Widerspruch ergab sich allein dadurch, dass innerhalb eines Rituales der Logenmeister die Position eines Gottes oder eines Gottesvertreters einnimmt. Dies ähnelte nach Simons Empfinden einem Gottesdienst. Entsprechend hatte sich die katholische Kirche auch klar und unmissverständlich gegen die Vereinbarkeit zwischen Freimaurerei und katholischem Glauben ausgesprochen und dies mit der Erbsünde strafend belegt. Am Anfang gefielen Simon die Rituale und der Sinn, der dahinter zu stecken schien. Im Meisterritual erfährt der Maurer innerhalb der Hiram Legende*, den Tod und wird vom Stuhlmeister wieder in ein neues Leben erhoben. Bei diesem Schöpfungsakt kann nur eine gottähnliche stellvertretende Figur dies rituell vollziehen.

* Nach der freimaurerischen Legende wurde Hiram Abif von einem Mann aus einer Gruppe dreier Gesellen ermordet, die ihn angriffen, um das Geheimnis zu erfahren, dass dieser Baumeister mit sich trug. Das Geheimnis soll nie enthüllt worden sein: Hiram Abifs Körper wurde nach der Legende außerhalb der Stadtmauern versteckt, wo er blieb, bis König Salomon diesen auffand und bestattete.

Vor jeder Logenarbeit entzündet ohne Anwesenheit seiner Logengemeinde der Stuhlmeister den Tempel, er trägt dadurch das Licht in die Welt seiner Loge. Entsprechend wurde nach Simons Verständnis dort ein Gottesdienst abgehalten. Der zwar von jeglicher Konfession befreit ist, aber dennoch ein Gottesdienst ist. Im Hochgradsystem wird in einem Ritual sogar der Rache der Mörder von Jacques de Molay geschworen. Dies ist der dreißigste Grad und wird auch der Vergeltungsgrad genannt. Einige von Simons Brüdern konnten diese Zweifel sehr gut verstehen und folgten auch den Interpretationen von Simon bzw. hatten diese auch so für sich erarbeitet. Doch offen konnte man über diese Aussagen nicht innerhalb der Freimaurerlogen sprechen. Denn innerhalb der Freimaurerei gibt es eine Regelung, nicht über Parteipolitik und Konfession sprechen zu dürfen. Gerade von den katholisch praktizierenden Brüdern innerhalb der Loge, wurde allergisch auf diese Themen reagiert. Also blieb nur die Auseinandersetzung außerhalb der Loge. Das störte Simon zunächst nicht, da er sich selber im Prozess der Veränderung seiner Weltsicht befand und diese Veränderung auch noch gefestigt werden musste. So eine neue Wahrheit brauchte bei ihm seine Zeit. Er war nicht der Typ von Mensch, der sich schnell auf neue Gegebenheiten einstellen konnte. Entsprechend machte er sich nach dieser Zeit auf die Suche nach Vereinigungen bzw. Verbindungen, die einen offeneren Dialog und ein Lehrsystem beinhalteten, mit dem er sich hätte auseinandersetzten können. In der Freimaurerei schien alles sehr beliebig in der Auslegung dieser Themen zu sein.

Gleichwohl gab es innerhalb dieser Bruderschaft sogar Abwerbungsversuche. Eines Tages trat ein Bruder an Simon heran und nahm Simons Zweifel am System auf und offerierte ihm eine Möglichkeit. Diese Möglichkeit bestand aus einer anderen Organisation, die sich angeblich nur den esoterischen Weg beschreitet und ein Lehrsystem beinhaltete, das durch tägliche Exerzitien eine zielführendere Möglichkeit darstellt, um konkret an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Gleichzeitig wurde