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Wir Menschen bieten dem Universum eine Show mit zu vielen Clowns und ohne Musik. Was bleibt, sind Stofffetzen und Popcornkrümel... und ein im Kreis schwimmender Goldfisch hinter trübem Glas. Die verträumtesten, spannensten und witzigsten Weltallgeschichten von Kindern für Kinder. Ausgewählt aus dem Literaturkreisel-Schreibwettbewerb 2021 von Laura Müller.
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2022
Saturnkatze
Endlich losgelöst
Erfüllung
Eine folgenschwere Mission
Im Weltall
Unendliche Weiten
Der Weltraumkampf
Eine Brücke quer durchs Universum
Das Alien auf der Erde
Ein Anfang und ein Ende
Frei von Schmutz und Dreck
Die Vier auf der Suche nach mehr
Von oben
Silbermond
Der Held des Tages
Die Mission des Imperators
Luna
4. Dezember 2020
Nächdicher Ausflug
Der kleine Weltraumdrache Rüdi
Ein Eichhörnchen rächt sich
Der Angriff
Verloren im All
Weltraum-Professor Zweistein
Kein Typ für Rettungsaktionen
Der Weltraum
MuEr - der kleine große Gott
Du träumst
Jeder macht mal Fehler
Weltraumbegegnung
Weltraum
Wie das Käsefondue die Erde rettete
Auf dem Saturn steht ein Hightech-Haus
Doch dort wohnt keine Weltraummaus
Dort wohnt nur eine Weltraumkatze
Sie hat eine grützerote Fratz
Kein Fell wie eine Erdenkatze
Sie hat zwei Antennen auf dem Kopf
Und mehrere Solarzellen als Schopf
Sie betreibt damit ihren Motor klein
So kann sie fliegen wie „FF“ das Schwein
Vom Ring des Saturn verspeist sie Eiskristalle
Und mit ihrer eisernen Kralle
Kratzt sie Löcher in den Boden
Und sieht, da kommt was angeflogen
ein riesiger Komet.
Sie versucht ihn aufzufressen
Und ist so darauf versessen,
Dass sie vergessen hat zu kauen
Oder ihn erst kleinzuhauen.
Der Komet liegt ihr nun schwer im Magen
Sie hat Bauchweh und fängt an zu klagen
Die Katze ist jetzt kugelrund
Da kommt ein grüner Weltraumhund.
Die Weltraumkatze kriegt einen Schreck
Und läuft so schnell sie kann weit weg
Sie stolpert über einen Stein
Hebt ab und fliegt ins Weltall hinein
Der Weltraumhund ist jetzt ganz allein
Und denkt sich „Ich brauche jetzt einen Freund,
Am besten ein Schwein —
Nicht zu groß und nicht zu klein!“
Konstantin Osterwald, 10 Jahre
Mittwoch, 25. Februar 2235
16:19 EAT (Ost-Australische Zeitzone)
Ich wurde gebeten, alles für die Nachwelt festzuhalten. Vor mehreren Jahren wurde ich Zeuge eines Ereignisses, das die Welt auf den Kopf gestellt hat. Auf einer Mission haben wir entdeckt, dass es tatsächlich eine Form außerirdischen Lebens gibt, ja, dass eine ganze Zivilisation Lichtjahre entfernt existiert. Ich war der Erste, der Kontakt — wenn auch bis dato erfolglos —
Wie aufnahm. es dazu kam?
Hier ist die Geschichte.
Samstag, 5. Oktober 2173
23:47 ETT (Extraterrestrische Zeitzone)
Immer bin ich derjenige, der diese unangenehmen Aufgaben erledigen muss. Nun gut, ich bin bereit zuzugeben, dass die Entdeckung meiner Astronauten auf der internationalen Raumstation schon überrumpelnd ist. Und surreal auch. Dennoch bestehen keine Zweifel.
Anscheinend gibt es außer uns auf Erde und Mars noch Lebewesen. Erst gestern hat unser Team die Aufnahmen des Weltraumteleskops zugeschickt bekommen. Unter den Fotos ist ein Planet, dessen Struktur ähnlich ist wie die der Erde und bei detaillierter Betrachtung kann man eindeutig erkennen, dass dort eine Form von Leben existiert.
In der Sitzung haben wir beschlossen, vor der Kommunikation mit der Erde erst einmal selbst Kontakt herzustellen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Und heute hat mir meine Vorgesetzte mitgeteilt, ich solle einen Brief für die Außerirdischen verfassen. Anscheinend möchte sie damit andeuten, ich möge über meinen Schatten springen. Als ob ich das jemals könnte. Wenn ich nur dran denke, wie schlimm es immer für mich gewesen ist, einen Anruf zu tätigen... Aber was soll's. It's not a problem, its just a challenge, wie es so schön heißt...
Sonntag, 6. Oktober 2173
02:24 ETT (Extraterrestrische Zeitzone)
Hier sitze ich nun an meinen Schreibtisch gekettet, um der Schwerelosigkeit ein Schnippchen zu schlagen. Ich überlege, welche Informationen bedeutend sind. Ich möchte schreiben und doch zögere ich noch. Eigenlich hätte ich in den nächsten Tagen wieder zur Erde zurückkehren sollen, aber nun ist das wohl kaum möglich. Sehnsuchtsvoll seufze ich. Lange Zeit schwelge ich so in meinen Erinnerungen, bis ich meine Grübeleien in Worte fassen kann. Ich beginne zu schreiben.
,,Liebes Volk da draußen!
Wenn ihr diesen Brief erhaltet, sind wir vielleicht schon ausgestorben. Uns trennen Milliarden Lichtjahre und doch verbindet uns eines — wir leben.
Mein Name ist Alva. Gerade sitze ich in einer der Raumstationen, schaue durch das Fenster auf die Erde und versuche, sie euch möglichst getreu zu beschreiben.
Von außen wirkt unser Planet wie jeder andere. Außergewöhnlich sind die Bedingungen, die hier Leben entstehen haben lassen: die perfekte Entfernung zur Sonne, unserem wärmenden Stern, das reichliche Trinkwasser, die Vegetation, die dankbare Witterung.
Im Vergleich zur Geschichte der Erde existieren Lebewesen auf ihr erst seit gefühlten Millisekunden. Im Laufe der Zeit aber entwickelten sich diese ersten Formen weiter — es sind Pflanzen und Tiere entstanden, bis vor einigen Millionen Jahren Menschen in diesem gewaltigen Spiel des Blauen Planeten ebenfalls begonnen haben, mitzumischen.
Heutzutage unterscheiden sich Tiere und Menschen (Letzterer bin ich) in grundlegenden Dingen. Wir haben uns in Völkern zusammengeschlossen und Staaten gegründet. Nicht jeder schaut nur auf sich selbst, sondern arbeitet im Konglomerat, im Team.
Wir haben uns Weltanschauungen zugelegt, wir glauben an die Existenz von Übernatürlichem und beanspruchen unseren Planeten ganz für uns.
Was Mensch und Tier allerdings am meisten auszeichnet, sind Persönlichkeiten. Jedes Lebewesen ist anders, jeder Mensch ist unterschiedlich gestrickt. Wir entwickeln Zuneigungen wie Abneigungen, wir empfinden Wut und Furcht und Erschöpfung und Hass, Liebe und Freude. Durch unseren Drang nach Wissen entwickeln wir bahnbrechende Erfindungen und erhalten uns dadurch am Leben.
Ich denke, es gibt den einen Aspekt, der unser gesamtes Dasein erklärt: Geben und Nehmen. Unordnungen ordnen, zerstören und erschaffen. Geschöpfe sterben, damit andere entstehen. Katastrophen vernichten, um neue Landschaften zu fördern. Menschen führen Krieg, um durch den Frieden wieder zueinander zu finden. Hass weicht Liebe, Hoffnungslosigkeit weicht Mut. Es geht immer um die Balance.
Insofern kann ich euch nicht versichern, dass ihr uns noch lebend auf dieser Erde antreffen werdet. Aber wir werden alles tun, um euch zu erreichen und mehr über euch zu lernen. Wir freuen uns auf eine Antwort von euch.
Alles Liebe — und bis bald. Irgendwann bestimmt.“
Dienstag, 8. Oktober 2173
15:58 Uhr ETT
„Na, wie geht‘s voran?“, höre ich eine Stimme fragen. Blitzschnell richte ich mich in meinem Sessel auf — und bereue es sofort, da mein Kreislauf vom Stillsitzen die ruckartige Bewegung anscheinend nicht genossen hat und ich nur noch Schwarz sehe. Nach einigen Augenblicken erkenne ich, dass die Crew mich gebannt ansieht. „Ich bin soweit“, antworte ich meiner Chefin. Sie löst sich von den anderen und geht auf das Stück Papier zu, das ich ihr entgegenhalte. Sie mustert den Brief prüfend, bis sie aufblickt und spricht: „Du hast ganze Arbeit geleistet, Alva. Auch wenn du mehr als drei Tage geschrieben hast“, fügt sie mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck hinzu. Ich lächle zurück. So schlimm war es gar nicht. Nur einen Wunsch habe ich...
Donnerstag, 15. November 2173
9:59 Uhr ETT
Wir blicken gebannt zur Kapsel auf dem Anlegeplatz. Durch die verspiegelten Visiere kann ich mit Gewissheit erahnen, dass die Gesichter meiner langjährigen Kollegen ebenso leuchten wie meines. Einer von ihnen hält ein Plakat mit dem letzten Countdown: drei, zwei, eins... Ein gleißendes Licht verhindert die Sicht. Als ich wieder sehen kann, ist das Objekt mit meinem Brief nur noch ein kleiner Punkt in weiter Entfernung. Unbemerkt wende ich mich ab und öffne lächelnd die Seitentür zurück in die Station.
12:13 Uhr ETT
Ich gehe — besser gesagt, schwebe — zurück. Einen letzten Blick lasse ich durch die Herberge schweifen, nehme mein Gepäck und schließe die Tür hinter mir. Ich habe meinen Dienst für die Menschheit getan, tolle Freunde gefunden, die mir wie meine eigene Familie ans Herz gewachsen sind. Trotzdem ist immer Einsamkeit gewesen, wenn ich kurz einen Blick durch mein Fenster auf die Erde schweifen habe lassen und jetzt, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, zu gehen. Ich kann es kaum erwarten, meine Töchter in die Arme zu schließen und das Leben auf dem Planeten zu genießen. Einen letzten Blick teile ich mit dem Team und umarme die Chefin, bis ich mich schweren Herzens losreiße und den Weg zur Rakete antrete.
Freitag, 30. November 2173
21:33 EAT (Ost-Australische Zeitzone)
Ich öffne die Haustür und betrete vom Gepäck schwer schnaufend meine Wohnung. Es ist ganz still und dunkel. Plötzlich geht eine Lichterkette an und Stimmen schreien: „Willkommen zurück!“
Montag, 11. April 2204
10:45 CET (Zentraleuropäische Zeitzone)
Ich sitze in meinem größten Schatz, dem nigelnagelneuen Propellerauto mit umweltschonendem Heliumantrieb, und fliege zur nächsten Vorlesung in der Tübinger Universität. Immer wieder darf ich von ihr, einer der größten Errungenschaften der Menschheit, erzählen. Meine Scheu habe ich verloren, ich rede so frei wie noch nie. Wie immer bin ich bei bester Laune, wenn ich während der Fahrt den Uralt-Song aus den 1980er Jahren, „Major Tom“, höre, und gröle:
Dann heb ich ab und
Völlig losgelöst von der Erde / schwebt das Raumschiff / schwerelos
Ella Wolff
„Warum machst du das? Du hast doch hier alles, was man zum Leben braucht.“
„Ständig fragten ihn das die Leute. Wieso, Weshalb, Warum?“
„Wer so was fragt, ist dumm“, dachte er. Denn schon als er noch ein Kind war, träumte er von dem Weltall. Er beobachtete Sterne und malte Planeten. Die Antwort, warum er ins All wollte, lag auf der Hand. Er liebte diese ferne Welt nun einmal.
Er setzte sich also in die Maschine und es sollte jetzt losgehen. Die Menschen weltweit fingen an zu zählen... fast so, als würde ein neues Jahr beginnen.
Zehn... die Welt blieb für ihn steh’n -
doch die Menschheit zählte weiter
Neun... noch konnte er sich freu’n -
noch summte er ganz heiter
Acht... sein Tag wurde zur Nacht -
endlich sollte er das Weltall seh’n
Sieben... auf Papier stand es geschrieben -
er wird das übersteh’n
Sechs... doch war darauf ein Klecks -
der diese Worte überdeckt
Fünf... seine Mutter häkelte Strümpf -
dann ist er bald warm eingedeckt
Vier... wo ist das wir? -
fragte seine Frau
Drei... seine Welt verschwamm zu Brei -
er sah schon das tiefe Blau
Zwei... gleich war es vorbei -
es gab nun kein Zurück
Und Eins... das All war nun für immer seins -
was hatte er für ein Glück
Und auf der Welt jubelte es. Die Rakete hob ab mit nur ihm an Bord, die Menschen klatschten und schrien. Nur im zurückgelassenen Zuhause weinten zwei Kinder. Doch er war nun auf seinem Weg in diese neue Welt und außerdem würde er ja zurückkehren.
Sein Körper war schon angekommen, doch seine Gedanken wollten die Erde nicht verlassen.
„Vielleicht haben die Leute recht“, dachte er, „vielleicht ist das hier falsch. Wer weiß, wie sich meine Familie nun fühlt. Meine Kinder, die nun so lang ohne Vater sind. Meine Frau, sie wird sicher furchtbar depressiv werden, den ganzen Tag allein. Und meine Mutter. Oh Gott, was habe ich getan? Was für ein furchtbarer Mensch ich doch bin. Sie ist doch schon so dement, wie soll sie mich denn je wieder erkennen, wenn ich zurück bin. Falls sie dann überhaupt noch lebt... man sollte mich zum Mond schießen!“
Es ging höher und höher. Einfach immer weiter weg. Weg von der Erde, weg von der Gesellschaft, weg von jeglichem Zwang und Schmerz. Und mit der Entfernung kam die Freiheit. Leichtigkeit erfüllte seinen Körper. Er dachte jetzt an nichts Schlechtes mehr, auch an nichts Schönes. Er dachte an gar nichts mehr, doch das fühlte sich nach Freiheit an.
Mit einem Mal befand er sich auch gar nicht mehr in der Rakete, sondern schwebte ganz frei. Er sah alles viel genauer als auf der Erde. Sterne und Planeten waren plötzlich so nah. Es war ihm, als würde er Sonne und Mond gleichzeitig berühren können, wenn er nur beide Arme ausstreckt. Langsam und unmerklich begann er sich aufzulösen. Er bemerkte es, doch es machte ihm nichts, denn in keinem Augenblick in seinem Leben war er je glücklicher gewesen als jetzt. Er fühlte nichts mehr, nur noch Freiheit. So schwebte er durch den ganzen Kosmos. Danach war er erfüllt, sein Leben war erfüllt und nun sollte er ein wieder ein Teil von dem werden, was er einmal war. Kurz bevor er verschwand, sah man kleine Glitzerpartikel. Oder waren es Freudentränen?
Sechszehn Jahre nach dem seltsamen Verschwinden der R-14, endlich weiß man mehr. Gestern Mittag fand man Teile der damaligen Rakete, weiterhin fehlt jede Spur von dem jungen Mann, der sich in ihr befand. Es wird davon ausgegangen, den Astronauten nicht mehr lebendig aufzufinden.“ — und wieder reden die Leute. „Wie kann man denn sowas auch machen?“ und „Wir haben es ja gleich gesagt!“, sind die neuen Standardsprüche geworden.
Und das ist auch gut so, denn es wird für immer Geheimnisse geben, die die Menschen nicht verstehen werden. Doch dieses eine will ich euch verraten: In dieser Erzählung ist niemand gestorben. Jemand zählt, jemand häkelt, jemand weint. Und Einer ist zu seiner Ursprungsform zurückgekehrt.
Clara Schnedermann
Mit einem eleganten Sprung tauche ich ein. Um mich herum ist alles dunkel. Doch im nächsten Moment erleuchten Millionen Sterne und vertreiben die Finsternis. Entspannt verharre ich in dem Frieden des Alls. Aber er hält nicht ewig. Mit einem Mal bekomme ich keine Luft mehr. Panisch versuche ich einzuatmen, doch meine Lungen füllen sich mit Wasser. In diesem Moment lösen sich die Sterne auf und ich kann nur noch verschwommene Umrisse erkennen. Kraftvoll stoße ich mich mit den Beinen vom Grund des Pools ab und breche durch die Wasseroberfläche. Gierig fülle ich meine Lungen mit Luft und huste das zuvor eingeatmete Wasser aus.
Vom Beckenrand erklingt Lachen. Ich drehe den Kopf und da sitzt Liam, die Beine ins Wasser baumelnd, nur in Badehose und mit einem provokanten Lächeln auf den Lippen. Ich genieße den Anblick seines nackten Oberkörpers wohl einen Augenblick zu lange, denn als ich ihm ins Gesicht sehe ist sein Mund zu einem wissenden Grinsen verzogen. Er schüttelt den Kopf
„Also echt, du willst ins Weltall fliegen? Du kommst doch schon in dem kleinen Pool nicht zurecht, wie soll das denn dann im All aussehen?“
„Als würdest du dich besser anstellen!“, schieß ich spitz zurück. Mit Schwung stößt er sich vom Beckenrand ab, taucht unter, um nur wenige Herzschläge später vor mir wieder aufzutauchen.
,,Und ob ich das tue!"
Bei seinem selbstgefälligen Ton spritze ich ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht. Grinsend wischt er sich die Wassertropfen von der Haut und schwimmt näher. Ein paar dunkle Strähnen kleben auf seiner Stirn und seine schwarzen Augen sehen mich liebevoll an. Seufzend schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und ziehe mich an ihn
„Tja, was soll man da noch sagen.“
Sein Blick verdunkelt sich und er legt seine Hände um meine Taille, dann Küsst er mich.