Wenig betretene Pfade (Rarely Entered Paths) -  - E-Book

Wenig betretene Pfade (Rarely Entered Paths) E-Book

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Beschreibung

So mancher Pfad - weithin unbekannt oder nur wenig begangen - will noch erkundet werden. Die hier zusammengestellten Geschichten erzählen von abenteuerlichen Reisen in verschiedene Länder, wo sich solche Pfade finden lassen. Seien es Fjorde und Berge in Norwegens Süden oder polare Gefilde im hohen Norden Skandinaviens; Felswände in Yosemite in der Sierra Nevada oder Indianerreservate in Saskatchewan und South Dakota; eine Durchquerung Südamerikas von den Anden in Peru und Bolivien zum Amazonas-Dschungel in Brasilien; zu Besuch bei Bewohnern im Zentrum von Neu-Guinea oder auf den Spuren der indischen Sultane in Madhya Pradesh. Die einzelnen Autoren beschreiben ihre Reisen in anschaulicher Weise, unterstützt von ihren eigenen Bildern bemerkenswerter Motive. Dabei ist der Text mit Einwürfen über Land und Leute, besondere Traditionen, aber auch über aktuelle Probleme in Umwelt, sozialem Gefüge und politische Auseinandersetzungen durchsetzt. Einige Beobachtungen verdienen spezielle Beachtung: scheue, aber hungrige Polarfüchse im Nirgendwo von Lappland, Flugreise in Bolivien mit 28 halbierten Rinderleibern, Empfang vom mumifizierten Großvater in Wamena (Neu-Guinea) u. a. m. Aber das kann man dann nachlesen! There are many paths - mostly unknown and only rarely entered - that still want to be explored. The stories collected here tell us about adventurous travels to different countries, where one can find such paths. Be it fjords and mountains in the South of Norway or polar regions in the far North of Scandinavia; rock faces in Yosemite in the Sierra Nevada or reservations for American Natives in Saskatchewan and South Dakota; traversing South America from the Andes in Peru and Bolivia to t Amazon rainforest; visiting inhabitants and local tribes of central New-Guinea or following the traces of Indian sultans in Madhya Pradesh. The individual authors describe their travels in a vivid way, supported by their own photographs of remarkable objects and scenes. The text is permeated with inserts about land and people, noticeable traditions, and also with actual problems in terms of environment, social structure and political debates. Some observations deserve special attention: hungry polar foxes out of nowhere in Lapland, air travel in Bolivia with 28 halves of slaughtered cows, reception by the mummified grandfather in Wamena (New-Guinea), and more... But all this can be read in the book!

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Titelbild:

Schnee-Traum (Dream in Snow)

(Design Kinko Tsuji, Photos Stefan Müller, Picture of Aurora: CC BY-SA 3.0 by Schnuffel2002)

Vorwort

Die Reiseberichte, die in diesem Buch gesammelt sind, umfassen in etwa zwei Jahrzehnte zum Ausgang des vergangenen Jahrhunderts, also eine Zeitspanne, in der die Autoren dieser Berichte noch in jugendlichem oder frühem Erwachsenenalter waren, aufgeschlossen für ungewohnte und abenteuerliche Unternehmungen. Die Reisen haben sie in Gegenden und an Orte geführt, die nicht in Reisekatalogen angeboten wurden und Eigeninitiative erforderten.

Heute sind viele dieser Reiseziele wohl leichter erreichbar, mit Flugticket und gefülltem Portemonnaie. Aber die erzählten Geschichten werden in einem Ticket nicht so leicht eingeschlossen werden können.

Sicherlich sollen unsere Berichte nicht nur eine Reminiszenz alter Erlebnisse sein. Wir denken auch daran, wie so manche Unternehmung mit moderneren Mitteln aussehen würden und welche Aspekte mehr als früher dabei Bedeutung haben sollten. Den Volksstämmen, die damals besucht worden sind (Sami, Indianer, Indios, Aborigines in Neu-Guinea) sollte man mit mehr Verständnis für ihre Lebensumstände und die häufigen Repressalien begegnen, unter denen sie zu leiden haben. Die katastrophale Fehlplanung von Ressourcen für ihren Unterhalt und ihr Überleben (Abholzung von Tropenwäldern, Monokulturen, Zerstörung traditioneller Lebensformen) sollten beachtet, die Nachhaltigkeit moderner Aktionen zur Verbesserung ihrer Lage diskutiert werden, ….

Die Autoren dieser Sammlung von Geschichten haben etwas gemeinsam: sie blicken zurück auf Ereignisse, die für sie in früheren Zeiten von großer Wichtigkeit waren und wohl auch jetzt noch sind. Ihre Geschichten erzählen über besondere Pfade, die sie gegangen sind, um Dinge kennenzulernen, die sie sonst nie erlebt hätten. Ihre Darstellungen aus heutigem Blickwinkel zeigen die Freude, meist noch in Ausbildungs- und Studienzeiten gewagte Dinge unternommen zu haben. Dies gehört zu den Erfahrungen, die man macht, um sie bewusst oder unbewusst zur Meisterung von Herausforderungen im späteren Leben zu verwenden. In dieser Weise sind die Autoren wenig betretene Wege gegangen, die sich in ihren einzelnen Lebenswegen widerspiegeln. Heute sind sie meist Wissenschaftler oder ihre Arbeit ist eng mit wissenschaftlicher Forschung verknüpft.

Wir denken nun, dass die vorliegenden Erzählungen einzelner Unternehmungen einen anschaulichen Eindruck darüber vermittelt, wie sich „die Welt“ vor wenigen Jahrzehnten in Norwegen, South Dakota oder Saskatchewan, in den Anden, Yosemite, Mādhya Pradesh oder Irian Jaya dem Reisenden dargestellt hat.

In der folgenden Karte unseres Globus sind die Stätten eingezeichnet, wo unsere Erfahrungen gemacht wurden. Sie sind weit über einige Kontinente verteilt.

Dortmund Mai 2021

Kinko Tsuji

Weltkarte (CC BY- SA 3.0 by Strebe) mit eingezeichneten Reiserouten; World map with travel routes indicated

Preface

The travel reports collected in this booklet cover the period of about two decades at the end of the past century, a timespan during which the authors of these stories were quite youthful or young adults, with an open mind for uncommon and adventurous enterprises. Their travels have led them to regions and destinations that are not offered in travel catalogues and ask for a high degree of self-organized initiative.

Today many of the visited sites can be reached more easily, with a flight ticket and a well filled wallet. But it will be difficult to include the recounted stories in any offered flight tour.

Our reports should certainly not just be a reminiscence of experiences from years back. We also wish to consider how some endeavors would look like if performed with modern means and which aspects would then have more significance as compared with earlier times. One should encounter the tribes visited then (the Sami, natives from North and South America, aborigines in New Guinea, Indian populations) with more understanding for their living conditions and reprisals they have to suffer from. The catastrophic planning of resources for their sustenance and survival (deforestation of tropical forests, monocultures, destruction of traditional social life) should be observed and avoided, the sustainability of modern initiatives for improving their situation discussed and counteracted,…

There is something common to the authors of this story collection: they all look back on events, which in earlier times were for them of great importance and still are. Their stories tell us about special pathways the walked along to learn about things that they would never have witnessed otherwise. The presentations from today’s perspective show their joy to have gone through risky actions still in times, when they were students. This belongs to the experiences one makes for using them, consciously or unconsciously, for mastering challenges in later life. This way the authors have followed rarely entered paths as reflected in their individual journeys through life. Today most of them are scientists or their work is closely related to scientific research.

We think that the subsequent presentations of the individual ventures convey a vivid impression about what “the world” a few decades ago looked like in Norway, South Dakota or Saskatchewan, in the Andes, the Sierra Nevada, in Madhya Pradesh or New Guinea.

In the map of our globe above the sites and routes are indicated, where our authors travelled. They are distributed over several continents.

Dortmund May 2021

Kinko Tsuji

Wenig betretene Pfade / Rarely entered paths (Photo: K. Tsuji)

Inhaltsverzeichnis/Contents

Einleitung

Faltbootfahrt durch Norwegen

Peter Plath

Auf Skiern durch Lappland

Stefan Müller

Andenabenteuer

Bernd Morgeneyer

Rock climbing in the Range of Light

(

in English) Jayna Sheats

Seltene Gelegenheiten - Ein Indianerbuch

Peter Plath

Irian Jaya

Stefan Müller

Māndu, Sanchi and Maheshwar - Cities of Dreaming Stones

(

in English) Yashoda Dharkar

Ausblick/Conclusion

Mitwirkende/Contributors

Yashoda Dharkar: Indore, India

Bernd Morgeneyer: Berlin

Stefan C. Müller: Dortmund

Peter J. Plath: Lychen

Jayna Sheats: Santa Cruz, CA, USA

Einleitung

Auf der Rückfahrt von der Feier des 70. Geburtstages von Stefan Müller in Dortmund - Höchsten im Hotel l‘Arrivée :

Fahrt von Dortmund nach Lychen

ICE von Hamm/Westfalen nach Berlin z.Z. 10:34 Uhr /Ankunft ca. 13:05 Uhr

Völlige Ruhe im Zug. Wir gleiten dahin, in der Ferne des Großraumwagens klingt ganz leise das Weinen eines kleinen Kindes.

Ich erinnere mich der wissenschaftlichen Vorträge und beeindruckenden Präsentationen, die Stefan Müller vortrug über die Reiseereignisse aus seiner Studentenzeit: seine Skitour durch Lappland, seine abenteuerliche Südamerikareise und seine Klettertouren im Yosemity Nationalpark in den USA.

Mir kommen die Bilder von vergleichbaren Erlebnissen aus meiner Studienzeit in den Kopf: die Wildwasserfahrten auf der Drau und Mur in Österreich und der Soča (slowenisch) bzw. dem Isonzo (italienisch) in Jugoslawien (1964), meiner Kajakfahrt in Norwegen auf dem Sognefjord und der Otta (1963), sowie die Skiwanderungen in Tirol vom Zeinisjoch bzw. von Galtür aus in die Silvretta und das Verwall mit Studentengruppen Berliner Universitäten (1964) und später mit meinen Bremer Kollegen und Studenten und schließlich die Fahrt durch die kanadische Prärie in Saskatchewan mit Ernst-Christoph Haß (1981) und durch South-Dakota /USA zur Pine-Ridge Reservation (1983 und 1985 der Lakota (engl. Dakota).

Auf die Bemerkung eines Teilnehmers der Festveranstaltung hin, dass sei doch sehr gewagt gewesen, was Stefan dort alles unternommen hätte, und dass bei Erwägung aller Risiken man bzw. er davon Abstand gehalten hätte, sagte ich nur, dass ich Stefan durchaus verstehen könne. In diesem Alter des „sich Ausprobierens“ gehöre das zur Persönlichkeitsentwicklung dazu. Das mache man eben, wenn man es kann und will. Stefan ist ja dann auch in seiner wissenschaftlichen Arbeit neue, nicht schon ausgetretene Wege gegangen. Auch darin stimmen unsere Lebensläufe strukturell überein.

15. September 2019

Peter Plath

Faltbootfahrt durch Norwegen

Peter Plath

Bei der großen Faltbootfahrt durch Norwegen fuhren wir mit der Bahn von Berlin über Saßnitz, Trelleborg, Göteborg, Oslo und dann in Richtung Bergen. Wir waren drei junge Männer aus Berlin-Spandau: Wolfgang Rauch, Karl-Heinz Gruse und ich (Abb. 1). Wolfgang war Bäcker und ich hatte gerade das fünfte Semester meines Chemiestudiums an der FU Berlin hinter mir.

In Myrdal (Myrdal Station) hoch oben in den Bergen auf dem Fjell luden wir unsere zusammengefalteten Boote aus und stiegen damit in die winzige Bergbahn (Flåmsbana Top Station) nach Flåm am Ende des Aurlandfjordes um. Meiner Erinnerung nach war mitten im „Wagon“ auch noch ein kleiner eiserner Ofen. In vielen Serpentinen, die in den Berg hinein gebaut waren, fuhren wir zum Fjord hinunter. Unsere Zelte schlugen wir am Bach Flåmselva auf einer Wiese unmittelbar vor seiner Mündung in den Fjord auf (siehe Abb. 2).

Abb. 1 (a) Peter Plath (Photo: P. Plath/W. Rauch, 1962), (b) Wolfgang Rauch (Photo: P. Plath, 1962), (c) Karl-Heinz Gruse (Photo: P. Plath, 1964)

Wir wollten alle unbedingt auf dem kleinen Wildbach Flåmselva vor unseren Zelten das „Wildwasserfahren ausprobieren“. Wir bauten unsere Boote auf. Ich hatte das für eine Fjordfahrt ungeeignetste Boot, die Robbe - einen auch für Wildwasser nicht gerade geeigneten Slalom - altbooteiner - dabei. Ich wusste nicht, was für scharfe Fallwinde von beiderseits der steilen und hohen Felswände herunter in dem Fjord auftreten können (Abb. 3(a)). Ohne Kiel und Steuer, nur mit dem Paddel und der Gewichtsverlagerung steuernd hatte, ich es sehr schwer „Kurs zu halten“, während die beiden anderen mit ihren auf Kiel gebauten Booten verhältnismäßig gut damit zurechtkamen. Wir paddelten den Aurlandfjord hinunter bis zum großen Sognefjord. Dort gab es bei dem kleinen Fischerort Fresvik auf der Südseite des Fjordes wieder die Möglichkeit, „an Land“ zu gehen, und unsere Zelte in unmittelbarer Nähe des Ortes bzw. im Ort selbst aufzuschlagen. Wir hatten den ganzen Tag über in unseren Booten gesessen. Ein Aussteigen, um uns die Beine zu vertreten, war während dieser Zeit unmöglich gewesen.

Abb. 2 Ausschnitt aus der Straßenkarte „Skandinavien 1:750 000“ mit unserem Weg von Myrdal (links unten) bis Lom (rechts oben). Sie zeigt das im Osten gelegene Ende des von Bergen ausgehenden Sognefjord

Abb. 3 (a) Aurlandsfjord mit der Ortschaft Aurlandsvangen (links) und Flåm am Ende des Fjords (CC BY 2.0 by Kenny Louie), (b) unser Zeltplatz in Flåm am Ende des Aurlandsfjordes. Peter in seinem Zelt und sein Slalom-Faltbooteiner „Robbe“ (Photo: W. Rauch, 1963)

Von Fresvik ging es dann über den an dieser Stelle sehr breiten Sognefjord in den nördlich gelegenen Nore Sogndals Fjord hinein, den wir bei Flut solange hinauf fuhren, bis wir nördlich der Brücke von Sogndalsfjøra einen für uns geeignet erscheinenden flachen Felsen fanden, der es uns ermöglichte, auf der darüber liegenden Wiese endlich wieder an Land zu gehen.

Es war ein traumhafter Zeltplatz in einer lieblicheren Landschaft als bislang (Abb. 3(b)). Von einer Flut, die sich bis tief in den Fjord hinein bemerkbar machen könnte, hatten wir nichts gewusst. Am nächsten Morgen saßen wir mit unseren Booten auf einer Wiese, doch diese befand sich jetzt recht hoch über dem Wasser des Fjordes und die Felsen war nicht mehr nur flach. Wir hätten die Flut abwarten können, doch dann hätten wir unser nächstes Ziel am Ende des Hafslovatnet, einem „Süßwasserfjord“, an diesen Tag nicht mehr erreichen können. Zum Glück aber waren die Felsenklippen bis zum oberen Wasserstand bei Flut mit Schlingpflanzen und Moos bewachsen.

Wir packten also alle unsere Sachen, die Zelte und die Bergausrüstung in die Kajaks, die wir auf dem noch mit fast trockenem, mit leicht glitschigem Moos bewachsenen flachen Fels gesetzt hatten, setzen uns in die Boote, stießen uns mit den auseinander genommenen Halbpaddeln beidseitig (Abb. 4), boothüpfend über den anfangs noch flachen Felsteil soweit, dass wir mit den Booten rutschend den Fels hinab glitten, bis wir mit dem Bug endlich tief ins Wasser des Fjordes stießen (Abb. 5). Es musste ge- „wieder hoch“, einen neuen Versuch hätte es nicht gegeben, und wären wir gekentert, dann hätte - aber daran mochte keiner denken! Helfen konnten wir dabei einander nicht.

Abb. 4 Auf dem Fjord (v.l.n.r.) Karl-Heinz im Eskimo -Kajak und Wolfgang im Pionier Wander-Einer lingen und es gelang, denn ein (Photo: P. Plath)

Da wir dabei doch ziemlich mit dem Wasser in Berührung kamen, stellten wir erstaunt fest, dass das Wasser hier kaum noch salzig schmeckte. Es war praktisch Süßwasser, in das wir hinein stießen. Das merkten wir aber erst, als wir nach der gelungenen Rutschpartie uns wieder die Gesichter trockneten.

Wir wurden für unser Wagnis belohnt, Es wurde ein herrlicher Tag. Wir erreichten das Ende des Nore Sogndals Fjords beim höchsten Stand der Flut und fuhren über eine unter Wasser stehende blühende Butterblumenwiese (blühender Löwenzahn), die bis an die Straße Nr. 55 heranreichte, so dass wir bequem aussteigen konnten. Das leichtere Süßwasser, das aus dem höher gelegenen Hafslovatnet Süßwasserfjord kam, floss der Flut entgegen auf das schwerere Salzwasser aus dem meerverbundenen Sogndals Fjord auf. So wurde die Blumenwiese auch bei Flut nie versalzen und bekam stattdessen für einige wenige Stunden mit dem aus den Bergen kommenden Süßwasser auch noch die notwenigen Nährstoffe geliefer - und das täglich! Es war für uns ein wunderbares Erlebnis im Boot über diese von der Sonne im Wasser gelb leuchtende Blumenwiese zu gleiten.

Abb. 5 Erste Wildwasserversuche auf der Flåmselva bei Flåm: Peter Plath (Photo: W. Rauch, 1963)

Dort luden wir unsere Boote auf die Bootswagen und zogen sie auf der damalig sandigen Straße ca. 3 bis 4 km den Berg hinauf bis zum ca. 150 m höher gelegenen Hafslovatnet, wo wir wieder in die Boote steigen konnten. Wir mussten jedoch noch an das Ufer des Hafslovatnet kommen. Auf einem Trampelpfad der heimischen Tiere ging es zum See, doch meine „Robbe“ machte sich selbstständig; sie konnte es nicht erwarten wieder ins Wasser zu kommen und bevorzugte zu meinem Leidwesen den direkten Weg zum See.

Unser Ziel war das westliche Ende des Hafslovatnet Fjordes, der Straumavatnet See. Auf der Karte sah der Hafslovatnet ganz flach aus, eben wie ein See oder Fjord auf einer Karte auszusehen hat. Wir mussten also nur fleißig paddeln. Dass der Fjord der Karte aber Stromschnellen bei Straumholmen enthielt, war auf der Karte nicht vermerkt. Hier floss der Straumavatnet See in den Hafslovatnet.

Für uns aber hieß dies, wir mussten die Stromschnellen hinauf paddeln, von denen wir nichts, aber auch gar nichts wussten und was wir zuvor auch noch nie geübt hatten. Also spielten wir „Lachse“. Wir stellten die Boote im „ruhigeren Fahrwasser“ genau gegen die Strömung, antiparallel ausgerichtet, nahmen „Anlauf“ und paddelten dann wie besessen die Stromschnelle hinauf. Begann das Boot sich quer zu stellen, dann hatten wir trotz aller Kraftanstrengung verloren und mussten es noch ein weiteres Mal probieren. Das geschah uns allen mehrmals. Ohne Kiel hatte ich mit meiner „Robbe“ dabei mehrere vergebliche Versuche zu absolvieren, denn die „Robbe“ liebte es, ihren eigenen Willen durchzusetzen (Abb. 6). Aber schließlich hatten wir doch gewonnen und die Stromschnellen aufwärts überwunden. Am Nordwestufer des Straumavatnet, ungefähr dort, wo heute die Hafslo Hytteuleige sich befindet, schlugen wir unsere Zelte auf. Wir durften uns einen Tag Pause gönnen, ehe es dann mit einem Milchtransporter-Lastwagen der Fv337 und dann der nationalen Straße 55 folgend über das Sognefjell nach Lom an der Otta ging, dem Startpunkt unserer eigentlichen Wildwasseretappe.

Abb. 6 Peters „Robbe“ fuhr den direkten Weg zum Seeufer hinunter (Photo: W. Rauch).