"Wer ist eigentlich die Mathes" - Frida Kurt - E-Book

"Wer ist eigentlich die Mathes" E-Book

Frida Kurt

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Beschreibung

Lori ist ein aufgewecktes Mädchen. Bei ihrer Großmutter blättert sie in der Zeitung. Dort entdeckt sie ein Foto. Ein Foto einer Frau ... Einer alten Frau. Sie fragt ihre Großmutter, wer dies denn sei, denn Lori weiß, wenn man in der Zeitung steht, muss man irgendwie berühmt sein oder zumindest wichtig sein. So erklärt ihre Großmutter Lori, wer diese Frau ist. Sie heißt Regina Mathes, ist 60 Jahre alt und ist eine Malerin. Loris Interesse ist geweckt. Die Menschen, die sie kennen, nennen sie meist liebevoll "Fräulein Neunmalschlaufragdichaus". Und traurig ist sie, weil sie nicht genau weiß, ob sie überhaupt noch eine Familie hat. Sie hat auch nur eine beste Freundin. Um ihre Neugierde zu stillen, sucht sie im Telefonbuch nach der Telefonnummer dieser Frau Mathes ...

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Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Epilog

Prolog

Ich heisse Lori.

Bin 10 Jahre alt und gehe in die Gesamtschule

Meine beste Freundin ist die Astrid, wir sind ganz dicke miteinander und sehr neugierig ……….

So neugierig das wir jeden Löcher in den Bauch fragen!

Ja ohne „Fragen“ bekommt man schliesslich keine Antwort, das sagt auch meine Grossmutter. Kennst du das auch, wenn man ein Foto irgendwo sieht und man möchte ganz unbedingt und überhaupt alles wissen….

Wer das ist? Was der oder die macht?

Wieso sie oder er das macht was er macht? Ich bin immer so neugierig.

Tja so ist das bei mir eben.

Fräulein „Neunmalschlaufragdichaus“ sagt immer meine Grossmutter dann zu mir.

Also da habe ich das Foto bei meiner Grossmutter in einer Zeitung entdeckt und … pst

Na gut!!!

Eine alte Frau …. Malerin soll sie sein und Geschichten kann die erzählen….

Träume und Wünsche um sich spinnen.

Und so fing alles dann mit ihr an…! Ach ja sie heisst übrigens Regina Mathes

Und weil Regina Mathes allein ist, muss das unbedingt geändert werden.

…. ihre Nachbarin Frau Schmidt nennt sie eine alte Hexe“

Warum?

Kapitel 1

Klingeling ………

ein plötzlicher Ton des Telefons erklang.

Klingeling ……..

und gleich nochmal ertönte es.

Regina Mathes erschrak beim ersten Klingelzeichen. Sie hatte es zu laut eingestellt. Mühsam versuchte sich die alte Dame aus ihrem Schaukelstuhl zu erheben. Sie hatte, wie jeden Mittag eines der letzten Tage, es sich in dem Schaukelstuhl bequem gemacht. Sie hatte es sich in dem gemütlichen Schaukelstuhl eingekuschelt. Die Beine lagen bequem auf dem gepolsterten Stuhl vor ihr, darüber gab ihre rote Decke ihr wohlige Wärme. Ihre Arme verschränkte sie gern hinter ihrem Kopf um besser nachdenken zu können.

Ein weiches Kissen machte diese Sitzstellung sehr angenehm. Sie fühlte die Wärme die von den weichen weissen Daunen ausging.

Ihre Gedanken waren in weite Ferne gerückt. Gern paffte sie auch ein Pfeifchen, der Rauch vernebelte die Raumluft. Ihre kurze krumme Nase zeigte in die Luft und schnupperte den

bereits erkalteten Rauch.

Ihre Augen hielt sie dabei geschlossen, doch schlafen konnte sie zu dieser Tageszeit nie. Frau Regina Mathes war eine helle aufgeweckte Frau, trotz ihrer 65 Jahre. Seit 30 Jahren machte sie etwas, was nicht jeder Mensch konnte. Und sie machte es sichtbar, wenn sie denn das auch wollte.

Sie malte dann ihre Gedanken aus mit ganz wilden bunten Farben auf grossen Leinwänden.

Einige ihrer Gedanken verzierten so ihre Wohnstube und leisteten ihr in manch stiller Stunde Gesellschaft. Ihre weiss gestrichenen Wände wirkten so sehr lebhaft und Regina Mathes brauchte nichts anderes um sich. Fernsehen war ein Fremdwort für sie.

Lieber kraxelte Frau Mathes einen Berg hinauf um all die Farben in ihrer Pracht sehen zu können. Doch leider hatte sie schon wochenlang keine Farben mehr angerührt und so auch keinen Pinsel zur Leinwand geführt. Doch sie malte immerzu, doch nur in ihrer Phantasie.

Sie wollte unbedingt wieder ein richtiges Bild malen, doch es ging einfach nicht.

Sie wollte es so sehr.

Darüber war Regina Mathes tieftraurig. Sie war überhaupt sehr traurig in letzter Zeit.

Ja, das war es wohl.

So erschrak sie so heftig, als das Telefon läutete.

Das Telefon in der Diele stand schon so lang dort und hatte es schon so lange nicht mehr getan, genauso wie Regina Mathes ihre geliebten Leinwände zu leben erweckte.

Ganz klar, dass sie da erschrak und sie versuchte sofort ihre müden Glieder aus diesem Schaukelstuhl zu erheben.

Beim vierten Läuten kam es ihr so vor, als wenn eine Kreissäge die Stille durchbrach.

Sie dachte rasch an alle Menschen die sie kannte und vielleicht ihre Hilfe brauchten, aber auch an die vielen Ämter die Rechnungen an sie verschickten. Wollte da irgendjemand etwas von ihr.

So ältere Menschen wie Regina Mathes fürchteten sich vor so Allerlei.

Ihr fiel grad just beim fünften Läuten ein, das sie wohlmöglich die Miete an ihren netten Vermieter vergessen hatte zu überweisen. Die Rechnung lag noch ungeöffnet in der Diele auf ihrem Sekretär.

Und schon wieder ein Klingeling ……

Sehr hartnäckig dieser Anrufer. Aber dieser Ton erhellte eine Erinnerung in ihr, etwas verschwommen zwar doch sehr hell. Regina Mathes musste fast erraten was sie sah.

- Moment mal –

„eine quietschende Strassenbahn fuhr in eine Kurve, viele Menschen sassen als Passagiere auf ihren Sitzen und blickten durch die Fenster der Bahn – da liefen auch einige Menschen auf der Strasse umher – Mütter mit vor sich herschiebenden Kinderwagen – kleine Grüppchen von Kindern die laut kicherten – eine Blumenverkäuferin die gerade für einen Herrn einen Strauss roter Rosen zusammen band – und da „Häuser, bunte Gärten …..“

Sie musste das alles schon einmal erlebt haben.

Beim sechsten Läuten des Telefons lag ihre Hand bereits auf dem Telefonhörer und sie führte ihn an ihr Ohr.

Dieses Telefon war eben noch so laut und jetzt flüsterte es nur noch.

Ein Flüstern wie eine Heimlichkeit, die Neugierde bei ihr erzeugte.

Hallo? ….. rief Regina Mathes

Doch sie hörte nur ein „komm fang du an! Nein…. Du musst anfangen, ich trau mich nicht!

Los nun mach schon!

Hallo?..... rief sie abermals

„Heissen sie Mathes“, fragte da eine Stimme.

Diese Stimme war klein und zierlich, recht dünn war sie auch, obwohl diese Stimme sich alle Mühe gab recht gross und kräftig zu klingen.

Es war ein Kind. Ein Mädchen. Und dann erklang es ganz dünn und fein, wie ein lieblicher Reigen.

„Bunt, ja Bunt sind alle meine Kleider-Bunt, ja Bunt ist alles was ich habe.

Darum lieb ich alles was so „bunt“ ist, weil mein Schatz ein „Maler“ ist.

Frau Mathes versuchte in ihrem Gedächtnis die vielen Noten für dieses Kinderlied zusammen zu bringen und musste schmunzeln.

Sie kannte dieses Lied und hatte es auch schon gesungen.

Lang war es her. Leise zauberten sich die Noten auf ihre Lippen.

….. und sie stimmte mit ihrer vollen Stimme in das Lied ein.

…… „darum lieb ich alles was so bunt ist…“

Das Lied war zu Ende und die Stille kehrte wieder ein.

Wie heisst ihr? fragte Regina Mathes

„Stille am anderen Ende“

Sie versuchte es noch einmal: Wie ist dein Name? Ich möchte mich für das Ständchen bei Euch bedanken.

Wieder flüsterte es aus dem Telefonhörer, Lori.

Wir heissen Lori und Astrid. Ich bin Lori und neben mir ist meine Freundin Astrid.

Und gleich kam die nächste Frage flüsternd an Frau Mathes Ohr.

Bist du wirklich eine Malerin?

Ja. Kam es jetzt resolut von Frau Mathes.

Aber keine Malerin die Wände anmalt, sondern die Leinwände Geschichten erzählen lässt.

Die jetzt schon vertraute flüsternde Stimme sagte: Nee, so was aber auch, richtige Geschichten…?

Schmunzelnd erwiderte Regina Mathes: „richtige Geschichten Lori! – richtige Geschichten….

Danke für das schöne Lied, ich habe schon lange kein so schönes Lied vorgesungen bekommen. Das hat mir richtig gut gefallen. Danke euch beiden…

Ein verlegenes Schweigen entstand am anderen Ende der Leitung.

Regina Mathes dachte schon das Mädchen wäre weg. Doch da hörte sie die Mädchenstimme wieder.

Du, Frau Mathes – meine Grossmutter hat mir von Dir erzählt.

Sie hat mir ein Foto gezeigt, das in der Zeitung war. Ein Foto von Dir. Und meine Grossmutter erzählte mir das du eine Malerin bist. Dann habe ich im Telefonbuch deinen Namen gesucht und nun hab ich dich gefunden.

Nee, eine Geschichtenmalerin, was es sich nicht alles gibt. Ich kann auch malen Frau Mathes und Astrid auch richtig toll.

Habe eine zwei und Astrid hat auch eine zwei in der Schule. Unser Zeichenlehrer hat gesagt dass wir für unser Alter gut sind.

Das freut mich für euch beide, sprach Frau Mathes in den Hörer und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

Lori? Astrid?

Wollen wir das hübsche Lied zusammen singen.

Sie suchte in ihrem Gedächtnis die Töne des Liedes zusammen und als Lori begann „meine Kleider“ trällerte, stimmte sie mit ihrer alten, aber auch festen Stimme ein.

„Nanu“ fragte Frau Mathes und kratzte ich am Ohr. Eigentlich kratzte ja diese widerspenstige Locke an ihrem Ohr und dieses war sehr widerspenstig.

„Nanu, warum hört ihr denn auf?

Wieder flüsterte es am anderen Ende des Telefons, bis die Stimme sich gefestigt hatte und Regina Mathes schon sehr vertraut war.

„Nee so was aber auch – und sie sind wirklich und wahrhaftig eine richtige Malerin?

Und sie sind nicht sauer, Frau Mathes wo wir doch…?

„Warum denn“ fiel Regina Mathes dem Mädchen ins Wort, wo ihr doch mir solch ein hübsches Lied gesungen habt. Erzähl mir lieber etwas von Dir.

Wieder Flüstern.

Worte überschlugen sich leise. Sie sind aber auch komisch, meckern nicht einmal, wo andere gleich los brüllen würden und uns beschimpfen würden.

„Sind sie verrückt, meine Grossmutter hat mir mal erzählt das solche Menschen wie sie etwas eigenartig sind“

„Und wenn die jetzt die Polizei holt….“ zischelte Astrid Lori ins Ohr

Plötzlich, ganz unerwartet knallte der Hörer auf das Telefon, das Regina Mathes es zu spüren glaubte. Die Leitung war tot. Stille umfing sie wieder.

Sie legte langsam und vorsichtig den Hörer auf ihr Telefon und schmunzelte vor sich hin.

Und genau in diesem Augenblick wusste sie, welche Strasse ihr vorhin eingefallen war.

Sie erinnerte sich, vor Jahren hatte sie in einem grossen ultramodernen Haus direkt unterm Dach eine Wohnung gehabt. Ein grosses buntes Deckenfenster trennte ihr Atelier vom blauen Himmel, der so blau war wie das Meer.

Der Himmel breitete sich wie ein Samtvorhang über das Fenster und bis des Nachts die Sterne blinkten.

Am Tag weckte die Sonne mit ihren Strahlen alle Sinne von ihr. Ihre Strahlen fielen durch das bunte Deckenfenster und spielten im Atelier mit den Farben. Manchmal dachte sie das kleine goldene Glühwürmchen sich an den Wänden ihres Ateliers schlängelten und ihren Spaziergang über ihre Leinwände machten.

Die Strahlen vermischten sich mit den Farben und es gab eine ganz phantastische Wirkung. Es leuchtete und schillerte in den schönsten Farben.

Lustige Menschen sah Regina Mathes, die übermütig auf der Strasse ihr Spiel trieben. Fliegende Feen, Hexen, Wälder in denen Kängurus umher hüpften. Viele Stunden des Tages war der blaue Himmel ihr Begleiter und der einzige Gast in ihrem Atelier.

Sie hatte viel aufgegeben dafür.

Aber dann, wenn der Morgen anbrach und die Sonne erwachte, wurde es ihrem einzigen Besucher zu einsam und er zog seines Weges um irgendwann wieder an ihre Tür zu klopfen und einzutreten. Einzutreten in ihre Welt.

Genau jetzt wusste sie wieder wie die Strasse hiess, es war die Himmelstorstrasse.

Eine Strasse mit viel Leben.

Sie zog sich ihren Mantel über, zog ihre Schuhe an, schnappte sich ihre Handtasche und verlies die Wohnung. Vor der Haustür blieb sie stehen, sah nach links – nach rechts und schnaufte tief die frische Luft ein. Sie ging los.

Um die Ecke zur Hauptstrasse, direkt auf den Zebrastreifen zu – Autos hielten und sie lief los. Die nächste Strasse entlang „aha“ Humboldstrasse stand da.

Sie nahm ihre Brille von der Nase und fischte aus ihrer Manteltasche ein Taschentuch. Vorsichtig breitete sie es über die Gläser und polierte sie blitzblank. Setzte sie wieder auf die Nase und blickte nochmals auf das Strassenschild. „Humboldstrasse“ stand da, sie hatte richtig gelesen, sie trieb sich an. In der Ferne konnte sie jetzt auch das Kaufhaus sehen.

Sie hätte eigentlich nur in die Strassenbahn steigen müssen und vier oder fünf Haltestelle fahren müssen, doch sie lief.

Ein Fuss vor den anderen setzen „Eins, Zwei – Eins, Zwei“

Hach das wär doch gelacht: „wie ein Soldat marschierte sie die Strasse entlang, ihre Handtasche schwenkte dazu im Takt mit.

Regina Mathes begegnete vielen Menschen und wenn diese Menschen sich Zeit genommen hätten und nicht wie geschäftige Ameisen ihren Weg kreuzten, dann hätten sie die alte Frau mit ihrem grasgrünen Mantel und ihren roten Schuhen bemerkt, die wie ein Soldat ihres Weges ging.

Aber so sahen die Menschen auf ihre Telefone oder es steckten lustige Knöpfe in ihren Ohren.

Ja Frau Mathes hatte schon davon gehört, dass man Telefone mitnehmen konnte und sie hatte auch schon den Namen dieser Telefone gehört.

Doch sie fand sich zu alt dafür und es war ihr auch alles zu hektisch. Nichts Langsames gab es mehr, sie liebte ihr altes Telefon in ihrer Diele daheim.

In der Fussgängerzone – „Nein“ heute hiess es ja „Promenade“ – drückten sich Kinder ihre Nasen an den Schaufensterscheiben platt. Eine Frau strebte zum Metzger und zog dabei ihren Sohn hinter sich her. Eine andere Gruppe von Menschen stand vor dem neuen Hutgeschäft und diskutierten eifrig miteinander. Ein lustiges Treiben an allen Ecken dieser Strasse. Eben war die Frau mit dem kleinen Jungen noch beim Metzger - so lief sie jetzt schon zum nächsten Geschäft. Auch ohne Brille hätte sie den Laden erkannt. Aus ihm roch es ganz verführerisch – nach Lebkuchen, Streuselkuchen und frisch gebackenen Brot. Sie nahm sich vor, dort auch noch reinzusehen und für den Abend ein Brot zu kaufen.