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Tief im Wald lebt die Kräuterhexe Werdandi in einem uralten Baum. Sie kann zwar eine Flugsalbe brauen, aber beim Zaubern geht so manches durcheinander. Ein Hexenbesen würde ihr helfen, doch so einfach kommt man an ihn nicht heran. Entschlossen wagt die Kräuterhexe sich in ein Abenteuer, dass sie mehr herausfordert, als sie ahnt, und das eine überraschende Wendung nimmt. Zum Glück ist sie nicht alleine und das ist am Ende das Wichtigste. Die amüsante und spannende Geschichte wird auf 150 Seiten in einer für Grundschüler gut lesbaren Schriftgröße erzählt. Zusätzlich gibt es 20 ganzseitige farbige Bilder. Geeignet ist dieses Buch für Kinder im Grundschulalter zum Vorlesen und selber Lesen.
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Seitenzahl: 82
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Für Jakob und Tilo
Tief im Wald
Es kommt Besuch
Eine Hexe braucht so manches
Was man beim Aufräumen finden kann
Bei der Großhexe Burga vom Hohenberg
Nun wird gepackt
Die geheimnisvolle Schlucht
Vier Männlein im Walde
So ein Kummer
Hilfe!
Das große Glück
Aufbruch
Schwierigkeiten
Maresch
Der Rabenklau
Verständigungsschwierigkeiten
Welch eine Verwirrung
Was ist bloß mit Krah los?
Weihnachten
Der Besenritt
Gleich hinter unserem Gartentor kommt man in ein Wäldchen. Im Frühling blühen dort viele wilde Kirschen. Deshalb nennen es die Leute das Kirschenwäldchen. Aber das Kirschenwäldchen ist gar nicht so klein wie man es vom Namen her annehmen könnte.
Es folgt nämlich dahinter ein noch viel größerer Wald und hinter diesem folgt ein Wald, der anscheinend gar nicht mehr enden möchte. Schon hat man sich verlaufen und weiß nicht mehr, wo man nun eigentlich ist. Dort, ganz weit weg von den Menschen am Rand von Irgendwo, beginnt ein uralter Wald mit alten knorrigen Bäumen, die die Ewigkeit überdauert haben. In diesem Urwald tummeln sich nicht nur wilde Tiere, sondern auch geheimnisvolle Wesen, von denen behauptet wird: So etwas gäbe es gar nicht. Vor langer Zeit haben die Menschen diesen Wald gefürchtet. Doch irgendwann ist der alte Wald im Nebel verschwunden und vergessen worden.
Nun, in diesem Wald gibt es einen riesengroßen und uralten Baum. Man braucht eine Weile, wenn man den dicken Stamm umrunden möchte. Das schöne grüne Laub schmückt Sommer wie Winter die mächtige Krone, die in den Himmel ragt, und ein Regenbogen umschließt die ganze Pracht. Das scheint ja alles recht interessant und doch reicht es noch lange nicht, um davon zu erzählen, wenn dieser Baum nicht bewohnt wäre. Es hat sich dort nämlich Folgendes zugetragen ...
Hoch oben in dem Wipfel machte wieder einmal eine mächtige Vogelschar viel Wind um nichts. Gleich einer schwarzen Wolke lebte dort eine Rabenfamilie. Die Mutter Rabe krächzte immer fleißig mit, wenn es wieder einmal Gezanke zwischen den vielen Rabenkindern gab. Ihren ersten Kindern hatte sie noch Namen gegeben: Rambo, Ragnar und Rasso für die Rabensöhne und die Rabentöchter nannte sie Rajka, Raja und Ranka. Aber bei allen nachfolgenden Rabenkindern wusste sie keine Namen mehr. So wurden alle weiteren Geschwister, und ihre Anzahl war beträchtlich, nur mit Krah gerufen. Da machte es sich die Rabenmutter ziemlich einfach. Wenn da nicht ständig so eine Verwirrung geherrscht hätte. Häufig gab es Streit zwischen den Geschwistern, weil sich niemand, oder sich gerade alle, von der Mutter angesprochen fühlten. Rambo, Ragnar, Rasso, Rajka, Raja und Ranka wurden um ihre Namen beneidet und oft zankten die anderen Geschwister sich gerade deshalb.
Da hatte das neugierige Eichhörnchen Trippeldi immer viel zu erzählen. Es kannte nämlich alle Nachbarn. Selbst die Verborgenen, die in einem Versteck lebten. Keckernd huschte es den lieben langen Tag den Baumstamm auf und ab.
Denn wenn etwas Spannendes passierte, wollte es dabei sein und den anderen nachher berichten, was sich ereignet hatte. Gerade duftete es besonders gut und schnuppernd folgte Trippeldi dem Geruch. Schwupps war das Eichhörnchen in einem Astloch verschwunden.
Der verräterische Dampf, der würzig aus dem Baum empor stieg, stammte von Werdandis Kochkunst. Werdandi war der Name einer fröhlichen Kräuterhexe. Sie bewohnte den hohlen Baumstamm schon sehr lange. Bei ihrer guten Laune hatte sie auch noch ein recht lustiges Aussehen. Ihr ganzer Stolz war ihr Eckzahn, denn den hatte sie von der ehrwürdigen Großhexe Burga vom Hohenberg erhalten, als sie das erste mal Flugsalbe gebraut hatte. Als Kräuterhexe hatte Werdandi lauter Kräuter und wilde Blumen in ihren struppigen Haaren. Sie trug ein Tarnkleid, das sich ständig so verwandelte, wie Werdandi es am besten gebrauchen konnte. Wie bei den Tieren das Fell, passte sich ihr Tarnkleid immer dem Wetter an. Außerdem liebte sie es, barfuß umher zu laufen.
Nach einer fröhlichen Begrüßung schaute Trippeldi in den dampfenden Kessel: "Was wird denn das, wenn ich fragen darf?" "Ach weißt du, ich bekomme heute Besuch!" seufzte Werdandi. "Lass mich raten," das Eichhörnchen schnupperte. Dann stellte es fest: "Eindeutig riecht es nach Hustentee! Hast du etwa wieder die alte Schnodderfee eingeladen?" Da erntete Trippeldi ein tadelndes Kopfschütteln: "Über Influenza darf man nicht so abfällig reden. Sie ist halt wie sie ist und kommt vorbei, wann es ihr passt. Ein guter Erkältungstee ist da das beste, was ich machen kann." Aber als Werdandi zu Trippeldi aufschauen wollte, hatte das Eichhörnchen anscheinend schon die Flucht ergriffen, um die Rabenschar in Aufruhr zu versetzen.
"Soll mir auch recht sein", dachte Werdandi bei sich und schaute sich das unaufgeräumte Durcheinander in ihrer Stube an: "Schnell noch einen "Sauberspruch" und alles ist wieder schön". Aber leichter gewünscht als gesprochen! Tapfer hob Werdandi die Arme. So machte es jedenfalls die Großhexe Burga immer. Mit feierlicher Stimme sprach Werdandi: "Wisch und Mop und zugedreht, alles ist nun weggefegt!" Dann drehte sie sich mit geschlossenen Augen um die eigene Achse, stolperte und landete auf dem nackten Fußboden. Als sie die Augen wieder öffnete, waren alle Sachen verschwunden. Soweit hatte das Zaubern schon einmal geklappt. Nun wartete Werdandi darauf, dass alles sich wieder wohlgeordnet aufstellte. Es dauerte und dauerte, aber nichts geschah. Zuerst wunderte sich Werdandi, bis sie zunehmend nervöser wurde.
Dafür machte ein Bauer ganz anderswo eine seltsame Entdeckung, als er gerade mit einer Schubkarre voll Heu den Kuhstall betrat. "Ja, wo kommt denn auf einmal der ganze Plunder her?", kratzte er sich verwundert den Kopf und ärgerte sich, dass er nun wohl den Sperrmüll bestellen müsste. Prompt landete auf seinem Kopf noch ein Topf, und so fiel er kopfüber in die heubeladene Schubkarre.
"Na Heinz! Wat soll denn dat jetzt hier werden? Wolltest du nicht zu den Kühen?" Die Hände in die Hüften gestemmt stellte die Bäuerin ihren Mann zur Rede, als sie ihn liegend in der Schubkarre vorfand. Heinz rappelte sich ziemlich umständlich auf. Erstaunt stellte er fest, dass nichts mehr von dem Krempel zu sehen war. "Hast du den ganzen Kram aus dem Kuhstall geschafft?", fragte er seine Frau. "Ne, wenn du mit Kram das Vieh meinst, das ist noch im Stall.“ "Seltsam", der Bauer betastete seinen Kopf. Dann meinte er zu seiner Frau: "Lenchen, schau mal! Ich glaub, ich hab da eine Beule!" "Ja, wenn man da denn auch so ein Nickerchen halten tut - wen wundert's", wies die Bäuerin kopfschüttelnd auf die Schubkarre und ging wieder an ihre Arbeit. Heinz überlegte sich, ob er nicht mal Urlaub bräuchte, wenn er schon Dinge sieht, die es überhaupt nicht gibt. Außerdem hatte er nun mächtig Kopfschmerzen.
Endlich erschienen Werdandis Besitztümer wieder in der Baumhöhle. "Nein!", kummervoll schaute Werdandi, was ihr Zauberspruch bewirkt hatte. Nun sah die Hexenstube aus wie nach einer Explosion. "Das wird wohl heute nichts mehr", seufzte Werdandi. Mit Kräutern und Pilzen kannte sie sich gut aus. Aber vielleicht war sie doch eher ein Kräuterweiblein. Das Hexen war nicht ihre Stärke, musste sie sich eingestehen. "Also, einen Tee sollte Influenza auf jeden Fall bekommen zur Vorbeugung gegen Erkältung. Aber am besten picknicken wir draußen", beschloss sie.
Kaum war sie mit ihren Vorbereitungen fertig, kündigte sich bereits Influenza mit einem kräftigen Niesen an. "Hallo, Influenza," Werdandi trat ihr mit einem Tablett entgegen und steuerte auf ein gemütliches Plätzchen mit einer Holzbank und einem grobgehauenen Tisch zu. Dort stellte sie für Influenza eine dampfende Tasse Erkältungstee bereit. Influenza seufzte zufrieden und nahm gleich ein wohltuendes Fußbad in der Teetasse. Nun, sie war halt sehr winzig. "Mhm, welch wohltuender Duft", schwärmte Influenza, "Aber sag, warum picknicken wir hier draußen, anstelle in deinem gemütlichen Heim?" „Ach, weil das Wetter so herrlich ist, und ehrlich, Influenza, ein bisschen frische Luft schadet nicht", erklärte Werdandi bestimmt. "Aber zuviel frische Luft ist auch nicht das Wahre." Influenza schaute nun sehr bekümmert.
Dann klagte sie weiter: "Stell dir vor: er hat mich einfach an die frische Luft gesetzt, ohne ein Wort des Abschieds. Das hat mich doch getroffen." "Wer?" interessierte sich Werdandi. "Na, Rumburak", entgegnete Influenza ein bisschen beleidigt, dass ihre Freundin überhaupt keine Ahnung zu haben schien, wo sie in der letzten Zeit gesteckt hatte. "Etwa der Riese?" fragte Werdandi. "Natürlich Rumburak der Riese oder kennst du sonst noch jemanden, der so heißt?" Influenza verdrehte ungeduldig die Augen. Aber dann jammerte sie: "Wir hatten vier herrliche Monate zusammen: Doch plötzlich will er nichts mehr von mir wissen. Dabei war es immer so lustig mit seinem polternden Husten." Werdandi legte den Kopf schief und schaute Influenza streng an. "Ach, dann warst du der Grund, warum in letzter Zeit die Erde so oft gebebt hat", stellte sie fest.
"Schau nicht so vorwurfsvoll, Werdandi! Als ob so ein bisschen Gewackel schon gleich eine Katastrophe sei". Influenza versuchte Werdandi vom Thema abzulenken, indem sie übermütig mit dem Tee planschte. Dabei versuchte sie Werdandi nass zu spritzen. Nun drohte Werdandi scherzhaft mit der Teekanne: "Willst du eine Teewasserschlacht?" Das half! Influenza schüttelte kichernd den Kopf und der Spaß war vorbei. Dann sprach ihr Werdandi erneut ins Gewissen. „Du findest deine kleinen Katastrophen zwar lustig, aber was passierte, als du vor gar nicht langer Zeit dem alten Feuerdrachen in der Nase gekitzelt hattest?" "Ja, das war ein Streich", grinste nun die Anstifterin. "Ein Streich?", Werdandi schüttelte den Kopf, "Der alte Vulkan hat tagelang Feuer gespuckt!" "Aber mal ehrlich, ich stell doch meistens nichts Schlimmes an! Mein Gastgeschenk bereitet den Meisten eine gemütliche Zeit im Bett und ein wenig Erholung."
„Magst du mich nicht für einen winzig kleinen Schnupfen bei dir aufnehmen? Ich mach auch bestimmt keine großen Umstände. Ein tägliches Dampfbad mit Kamille würde mir vollkommen ausreichen." Influenza setzte ein unschuldiges Lächeln auf. Aber kurz darauf schlug ihre Stimmung um und die Tränen standen in ihren Augen, als sie traurig gestand: "Keiner will mich bei sich haben. Ich bin schon so lange ohne feste Bleibe."