Westend bis Köpenick - Kurt Tucholsky - E-Book

Westend bis Köpenick E-Book

Kurt Tucholsky

4,8

Beschreibung

Kurt Tucholsky kannte Berlin wie seine Westentasche. Er wurde am 9. Januar 1890 in der Lübecker Straße 13 in Moabit geboren und war mit Unterbrechungen bis zu seiner Emigration ein Berliner. Er erkundete schreibend - manchmal mit Augenzwinkern, manchmal mit wütendem Biss - den Berliner Alltag, die Berliner Provinz, die Berliner Gesellschaft wie die Berliner Lebens verhältnisse. Immer hatte der genaue und spöttische Beobachter Tucholsky das Wesentliche im Blick - und seine Texte lesen sich auch heute noch erstaunlich aktuell.Berlin fasziniert und inspiriert: In der Reihe "Berliner Orte" nähern sich Autoren mit ihrem ganz eigenen Stil einem Ort, der für sie eine wichtige Rolle spielt. Mal sehr persönlich, mal historisch, aber immer ganz individuell zeigt die Reihe Berlin in einer Vielfältigkeit und Kreativität, die der Stadt in nichts nachsteht.Weitere Titel dieser Reihe als ebook erhältlich:Brauseboys - "Geschichten aus der Müllerstraße"Knut Elstermann - "Meine Winsstraße"

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Kurt Tucholsky

Westend bis Köpenick

Die Texte wurden für diesen Bandzusammengestellt von Ingrid Feix.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

ebook im be.bra verlag, 2013

© der Originalausgabe:be.bra verlag GmbHBerlin-Brandenburg, 2013KulturBrauerei Haus 2Schönhauser Allee 37, 10435 [email protected]: Manja Hellpap, Berlin, unter Verwendung eines Fotosaus dem Landesarchiv Berlin/Waldemar TitzenthalerSchrift: Stempel Garamond 10/13,5 ptISBN 978-3-8393-0113-5 (epub)ISBN 978-3-89809-109-1 (print)

www.bebraverlag.de

Inhalt

Berliner Liebe

Auf dem Potsdamer Platz gackern ja die Hühner

Berlin! Berlin!

In der Provinz

Kleiner Mann vor der Weinstube

»Manoli linksrum –!«

Dorf Berlin

Wat heißt hier Romantik!

Affenkäfig

Ein Betrunkener in der Wilhelmstraße

Die Weiße mit’m Schuß

In aller Eile

Mit meine Würde paß ick nich in den modernen Schwof

Berolina … Claire Waldoff

Motzstraße 38

Kaiserallee 150

Die Obdachlosen

Berliner Sonntag

»Machen S’ halt eine Eingabe!«

Abends nach sechs

Der Lautsprecher

Scheinwerfer durch die Nacht

Die Sonne, hoch zwei

Treptow

In den Lichtbogen schlurcht eine Schlampe in Schwarz

Dantons Tod

Plötzensee

Dada

Valeska Gert

Berliner Mutterlaut

Der Fall Knorke

Berlins Bester

»’n Augenblick mal –!«

Die Parole

Berliner Theater

Berlin und die Provinz

Bert Brechts Hauspostille

Berlin hat eine Gesellschaft, aber keine exklusive

Presseball

Geßler

Couplet für die Bier-Abteilung

Quaquaro

Raffke

Die Nachgemachten

Hat Berlin eine Gesellschaft?

Der Mann mit der Mappe

Berlin! Berlin!

In Weißensee

Alte Bäume

Ein älterer, aber leicht besoffener Herr

Abschiedsgesang

Kleines Personenerinnerungslexikon

Tucholsky und Berlin

Berliner Liebe

Steht dir der Sinn nach Liebe in den Ohren

Westend bis Köpenick:

dann senk den Blick

und unterscheide im Objekte die der Sorten:

Da gibt es Frauen mit den Scheitelhaaren,

gepunztes Silber auf dem falschen Busen,

teils im Reformkleid, teils in Eigenblusen,

die einmal – ach, wie weit! – fast reinlich waren

(jetzt dunkelweiß).

Bei Sturm und Regen

Gehen diese gern durch Wald und Flur allein,

das Lodenhütchen keck auf einem Ohre,

und sprechen mit sich selbst und mit Tagore …

Soll die es sein –?

Sie sagen Feuilletons, eh man sie legt.

Sie sind sehr edel.

Aber nicht gepflegt.

Da gibt es solche, untenrum aus Seide,

im samtnen Mantel mit dem Waschbärkragen –

nach ihren Eltern musst du sie nicht fragen.

Sie ist euch treu – und so liebt ihr drei beide.

Groß ausgehn nennt der Fachmann dein Getue.

Führ sie ins Kino, ins Theater ein!

Sie tanzt den neusten Schritt, kennt alle Paare,

hat jeden Monat frisch gefärbte Haare …

Soll die es sein –?

Sie spricht nicht viel.

Doch was sie spricht, ist Kitt.

Und sie nimmt alle süßen Ecken mit.

Willst du die Jüngerin Thaliens küren?

Sie offenbart, wenn sie mit dir im Bund ist,

was ihr Direktor für ein Schweinehund ist:

er wollt sie alle in Versuchung führen –

Das tät sie nie. (Fast nie.)

Es rinnt die Rede:

Von Proben, Premierieen, Klatscherein –

Sie meistere Spiel und Sprache wie nur wenige,

sie spiele Olala und Iphigenie …

Soll die es sein –?

Beim Papa Rickelt! Süß in allen Phasen:

Sie liebt.

Und bringt dich zeitig untern Rasen.

So geh, du Liebeswanderer, von Haus zu Haus.

Berlin ist groß.

Nun such dir eine aus!

1921 (Theobald Tiger)

Auf dem Potsdamer Platz gackern ja die Hühner

Berlin! Berlin!

Über dieser Stadt ist kein Himmel. Ob überhaupt die Sonne scheint, ist fraglich; man sieht sie jedenfalls nur, wenn sie einen blendet, will man über den Damm gehen. Über das Wetter wird zwar geschimpft, aber es ist kein Wetter in Berlin.

Der Berliner hat keine Zeit. Der Berliner ist meist aus Posen oder Breslau und hat keine Zeit. Er hat immer etwas vor, er telefoniert und verabredet sich, kommt abgehetzt zu einer Verabredung und etwas zu spät – und hat sehr viel zu tun.

In dieser Stadt wird nicht gearbeitet –, hier wird geschuftet. (Auch das Vergnügen ist hier eine Arbeit, zu der man sich vorher in die Hände spuckt, und von dem man etwas haben will.) Der Berliner ist nicht fleißig, er ist immer aufgezogen. Er hat leider ganz vergessen, wozu wir eigentlich auf der Welt sind. Er würde auch noch im Himmel – vorausgesetzt, dass der Berliner in den Himmel kommt – um viere ›was vorhaben‹.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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