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T. T. Chesterfield. Der erfolgreiche Kopfgeldjäger hat sich zur Ruhe gesetzt und geheiratet. Zusammen mit seiner Frau Billie Jo und dem kleinen Sohn T. T. jr. hat er das unstete Leben aufgegeben und sich in Denver als Storebesitzer sesshaft gemacht. Eines Tages überfallen Banditen den Laden und töten Chesterfields Frau und seine Schwiegermutter. Zusammen mit seinem Freund Justin Hunt setzt er sich auf die Fährte der Killer. Eine mörderische Jagd nimmt ihren Anfang. Die Romane um den Kopfgeldjäger T. T. Chesterfield waren schon in den 70er-Jahren etwas Besonderes und sind bis heute einzigartig geblieben. Dieser Roman erschien ursprünglich unter dem Autorennamen Robert Ullman.
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Seitenzahl: 246
Veröffentlichungsjahr: 2024
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In dieser Reihe bisher erschienen:
9001 Werner J. Egli Delgado, der Apache
9002 Alfred Wallon Keine Chance für Chato
9003 Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen
9004 Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen
9005 Dietmar Kuegler Tombstone
9006 Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang
9007 Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod
9008 Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin
9009 Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana
9010 Thomas Ostwald Blutiges Kansas
9011 R. S. Stone Der Marshal von Cow Springs
9012 Dietmar Kuegler Kriegstrommeln am Mohawk
9013 Andreas Zwengel Die spanische Expedition
9014 Andreas Zwengel Pakt der Rivalen
9015 Andreas Zwengel Schlechte Verlierer
9016 R. S. Stone Aufbruch der Verlorenen
9017 Dietmar Kuegler Der letzte Rebell
9018 R. S. Stone Walkers Rückkehr
9019 Leslie West Das Königreich im Michigansee
9020 R. S. Stone Die Hand am Colt
9021 Dietmar Kuegler San Pedro River
9022 Alex Mann Nur der Fluss war zwischen ihnen
9023 Dietmar Kuegler Alamo - Der Kampf um Texas
9024 Alfred Wallon Das Goliad-Massaker
9025 R. S. Stone Blutiger Winter
9026 R. S. Stone Der Damm von Baxter Ridge
9027 Alex Mann Dreitausend Rinder
9028 R. S. Stone Schwarzes Gold
9029 R. S. Stone Schmutziger Job
9030 Peter Dubina Bronco Canyon
9031 Alfred Wallon Butch Cassidy wird gejagt
9032 Alex Mann Die verlorene Patrouille
9033 Anton Serkalow Blaine Williams - Das Gesetz der Rache
9034 Alfred Wallon Kampf am Schienenstrang
9035 Alex Mann Mexico Marshal
9036 Alex Mann Der Rodeochampion
9037 R. S. Stone Vierzig Tage
9038 Alex Mann Die gejagten Zwei
9039 Peter Dubina Teufel der weißen Berge
9040 Peter Dubina Brennende Lager
9041 Peter Dubina Kampf bis zur letzten Patrone
9042 Dietmar Kuegler Der Scout und der General
9043 Alfred Wallon Der El-Paso-Salzkrieg
9044 Dietmar Kuegler Ein freier Mann
9045 Alex Mann Ein aufrechter Mann
9046 Peter Dubina Gefährliche Fracht
9047 Alex Mann Kalte Fährten
9048 Leslie West Ein Eden für Männer
9049 Alfred Wallon Tod in Montana
9050 Alfred Wallon Das Ende der Fährte
9051 Dietmar Kuegler Der sprechende Draht
9052 U. H. Wilken Blutige Rache
9053 Alex Mann Die fünfte Kugel
9054 Peter Dubina Racheschwur
9055 Craig Dawson Dunlay, der Menschenjäger
9056 U. H. Wilken Bete, Amigo!
9057 Alfred Wallon Missouri-Rebellen
9058 Alfred Wallon Terror der Gesetzlosen
9059 Dietmar Kuegler Kiowa Canyon
9060 Alfred Wallon Der lange Weg nach Texas
9061 Alfred Wallon Gesetz der Gewalt
9062 U. H. Wilken Dein Tod ist mein Leben
9063 G. Michael Hopf Der letzte Ritt
9064 Alfred Wallon Der letzte Mountain-Man
9065 G. Michael Hopf Die Verlorenen
9066 U. H. Wilken Nächte des Grauens
9067 Dietmar Kuegler Die graue Schwadron
9068 Alfred Wallon Rendezvous am Green River
9069 Marco Theiss Die Mathematik des Bleis
9070 Ben Bridges Höllenjob in Mexiko
9071 U. H. Wilken Die grausamen Sieben
9072 Peter Dubina Die Plünderer
9073 G. Michael Hopf Das Gesetz der Prärie
9074 Alfred Wallon Tag der Vergeltung
9075 U. H. Wilken 5000 Dollar für seine Leiche
9076 Lee Roy Jordan Wo Chesterfield geht
WESTERN LEGENDEN
BUCH 76
Vorwort
Wo Chesterfield geht
Informationen über frühere Veröffentlichungen
Über den Autor
Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen
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Copyright © 2024 Blitz Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier
Umschlaggestaltung: Mario Heyer u.V. der KI Software Midjourney
Logo: Mario Heyer
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten
www.Blitz-Verlag.de
ISBN: 978-3-68984-087-7
9076 vom 05.09.2024
Es ist eine lange Zeit vergangen, seit ich diesen Chesterfield-Roman geschrieben habe. Mein Freund Harry Rowohlt war derart von dieser Geschichte beeindruckt, dass er sie auf der Bühne sehen wollte. Das Bühnenstück wollten wir gemeinsam schreiben, doch ich hatte andere Pläne und flog zurück nach Arizona, wo im Laufe der Jahre unter vielen anderen Western weitere Chesterfield-Romane entstanden sind.
Dieser erste Band meiner Chesterfield-Reihe erschien ursprünglich 1972 unter dem Pseudonym Robert Ullman. Um es einmal klipp und klar zu sagen, Robert Ullman und Robert S. Field sind Pseudonyme, die vom bekannten Autor H. J. Stammel und von mir über fast zwei Jahrzehnte gemeinsam benutzt wurden. Das Original-Manuskript, auf einer alten Royal-Schreibmaschine geschrieben, habe ich aus meinem Archiv ausgegraben, um diese Geschichte noch einmal in überarbeiteter Form für alle Fans meiner Western zu veröffentlichen, und auch damit, dass die Western-Romane der damaligen Zeit als die meinen anerkannt werden und nicht als solche meines Freundes H. J. Jupp Stammel, dem es nie eingefallen wäre, sich zu Lebzeiten mit den Federn eines anderen zu schmücken.
Werner J. Egli
Samstagmorgen, acht Uhr
T. T. jr. zahnte. Jemand hatte einmal gesagt, dass Babys, die auf einem Stück Rohhaut kauen, bessere Zähne entwickeln als diejenigen, die nur am Daumen lutschen.
T. T. Chesterfield glaubte sich erinnern zu können, dass Ginger Hammersmith diese Behauptung aufgestellt hatte. Seit genau vierzehn Monaten und fünf Tagen war sie seine Schwiegermutter, und obwohl sie in allem besser Bescheid wusste, hatte sie keine Ahnung, wie am Samstagmorgen um acht Uhr ein brüllendes Baby zum Schweigen gebracht werden konnte.
Auf der Titelseite des San Antonio Daily Express war ein Bericht über die Beerdigung des Banditen Sam Bass auf dem Friedhof in Round Rock abgedruckt. Nichts über Babys und Zähne. Nichts über den Umgang mit Schwiegermüttern.
Unausgeschlafen und ohne Lust, auf ein Frühstück zu warten, machte sich T.T. Chesterfield auf den Weg, und das Gebrüll seines Sohnes folgte ihm auf die Straße hinaus und einige Häuserblocks hinunter. Dann fuhr ein von Ochsen gezogener Frachtwagen vorbei, und T. T. jr. war nicht mehr zu hören.
T. T. Chesterfield bog von der St. Mary Street in die Villita Street ein, die hinunter zum San Antonio River führte. Holzhäuser säumten zu beiden Seiten die Straße. Kinder spielten in den Gärten, unter verkrüppelten Eichenbäumen, zwischen Mesquite-Sträuchern, die Schatten spendeten.
Es war niemand auf der Straße, die von langen Schattenbahnen in rechteckige Felder aufgeteilt wurde. In einem der kleinen, ärmlich wirkenden Häuser, lärmte eine Frau. Ein Junge kam auf die Straße gerannt, von anderen Kindern verfolgt. Sie spielten Sam Bass. Zurzeit spielten alle Kinder Sam Bass. Texas Ranger hatten ihn und seine Freunde in Round Rock gestellt und getötet.
„He, pass auf, Mister!“, hörte er eine schrille, sich überschlagende Stimme. „Geh von der Straße! Hier wird scharf geschossen!“
Ohne Lust mitzuspielen, das Geschrei seines Sohns, der die ersten Zähne bekommen sollten, noch immer in den Ohren, ging T.T. Chesterfield weiter. Er fragte sich, ob er die kommende Nacht in einem anderen Hotel verbringen und das was er zu tun hatte, auf den nächsten Morgen verschieben sollte. Schlechter als an diesem Morgen hätten die Umstände kaum sein können. Ausgeschlafen und frisch rasiert ließ es sich besser konzentrieren. Später, nachdem sein Job getan war, würde er selbst Zeit und Muße finden, sich beim örtlichen Doc zu erkundigen, welche Salben anzuwenden waren, um T. T. Jr. zum Schweigen bringen konnte.
Heute war ein lausiger Morgen.
Ein Mädchen kam aus einer der halb zerfallenen Hütten gelaufen, schmutzig und mit zerzaustem Haar. Die Strümpfe des Mädchens hingen auf die ausgelatschten Schuhe herab.
„Buenas dias, Señor.“
„Hallo.“
Das Mädchen ging auf flinken Beinen neben ihm her. „Wo gehst du hin?“
„Zum Fluss.“
„Was willst du dort unten? Fischen?“
„Nein.“
„Hast du Sorgen, Mister?“
Was sollte er dem Mädchen sagen? Natürlich hatte er Sorgen. Er war erwachsen. Er blickte in das kleine braune Gesicht. Das Mädchen hatte schneeweiße Zähne. Mutter oder Vater waren Mexikaner. Vielleicht beide. Ob sie ihr Rohhaut zum Kauen gegeben hatten?
„Du suchst jemanden, nicht wahr?“
„Spielst du nicht Sam Bass?“
„Ha, das ist was für die Jungen. Was suchst du, Señor?“
Er sah sich um. Da waren andere Mädchen. Warum spielte es nicht mit anderen Mädchen? Warum hatte es keine Puppe wie ein normales Mädchen in diesem Alter? Puppen können allerhand gefragt werden. Puppen waren duldsam.
„Wenn du nicht fischen gehst, suchst du jemanden“, sagte das Mädchen beharrlich. „Ich kenne die Leute hier in unserer Straße. Ich bin hier geboren.“
„Ich gehe baden“, sagte er.
Sie kicherte, hüpfte neben ihm, und er ging schneller, aber er hätte rennen müssen, um sie abzuhängen.
„Du bist fremd hier, Señor. Ich habe dich noch nie gesehen.“
„Ich dich auch nicht“, sagte er.
„Wen suchst du?“
„Niemanden.“
„Niemanden?“ Die Enttäuschung war dem Mädchen anzuhören. „Aber ich glaube nicht, dass du baden gehst. Ich glaube, dass du ...“
„Maria!“, ertönte die Stimme einer Frau.
„Das ist meine Mama.“
„Fein. Geh heim. Es gibt Frühstück.“
„Maria!“ Danach ein paar Worte auf Spanisch. Gott sei Dank. Gut erzogenes Kind. Gehorchte schon beim zweiten Mal. Wenn nur T. T. jr. wäre wie das Mädchen. Mit kräftigen Zähnen und gehorsam. Hundertmal hatte er ihm am Morgen gesagt, er solle auf der Rohhaut kauen oder wenigstens den Mund halten. Ohne Erfolg. Es hatte sogar Streit gegeben. Ginger war vom Nebenzimmer gekommen, im Nachthemd und mit einer Nachthaube auf dem Kopf und Wattebauschpfropfen in den Ohren
„Der Kleine bekommt Zähne!“, hatte sie in einem Ton gesagt, als hätte er selbst nie Zähne bekommen.
Er hatte sich am Vorabend erkundigt, wohin er gehen musste, streifte aber im Vorbeigehen die aneinandergereihten kleinen verwitterten Holzhäuser, die meisten vor Jahren mal weiß gestrichen. Zersplitterte Fensterscheiben, Dächer, die den Regen durchließen. Auf der Straße war Dreck. Konservenbüchsen, Melonenschalen, Zeitungen, Pferdeäpfel. Ein geflecktes, vollgefressenes Schwein suhlte sich träge in einer Pfütze.
Und die Kinder spielten Sam Bass. Sie spielten es seit dem 21. Juli. Heute war der 28. Morgen würde sie etwas anderes spielen.
T. T. Chesterfield blieb stehen. Plötzlich war er nicht mehr so sicher, welchem Haus er seinen Besuch abstatten sollte, dasjenige am Ende der linken Reihe oder eines der anderen, die sich kaum voneinander unterschieden. Es war genauso klein und schäbig, mit Adobe-Lehmziegeln erbaut, umgeben von einem verwilderten Vorgarten und von einem halb niedergebrochenen Zaun eingerahmt. Farbfetzen hingen von den Fenster- und dem Türrahmen. Im oberen linken Türwinkel hatte sich eine Spinne eingenistet.
Er klopfte gegen die Brettertür. Die Spinne hing in der Mitte des Netzes, die Beine unter den Leib gezogen. Am rechten Türpfosten war ein kleines Holzkreuz mit einem Jesus aus rostigem Gusseisen befestigt, darunter ein kleines, tönernes Weihwassergefäß. Durch die fleckige Scheibe im einzigen Fenster konnte man einen tönernen Schnapskrug erkennen, in dessen Hals eine vertrocknete Rose steckte.
Kein Name.
Schritte im Haus. Ein Riegel wurde geschoben, und die Tür öffnete sich nach innen. Im Halbdunkel der Öffnung stand eine untersetzte Frau in einem Kleid, das Farbe und Form verloren hatte. Graues, strähniges Haar war zu einem Knoten hochgebunden. Sie hatte ein rundes, glattes Gesicht mit kleinen Augen, die ihn misstrauisch musterten.
„Mrs. Valdez?“, fragte er.
Ihre Brauen hoben sich etwas. „Nein.“
Er war überrascht. „Jemand sagte mir, dass hier Valdez wohnt.“
„Nicht hier“, sagte sie. „Unten, am Fluss. Da ist noch ein Haus.“
„Oh“, sagte er. „Tut mir leid.“ Er lächelte ein wenig, tippte an den Hut und ging die Stufen hinunter und aus dem Vorgarten. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss.
Das andere Haus hatte keinen Zaun und war gegen die Uferböschung gebaut. Klein und hässlich wie die anderen, mit einer Anlegerampe für ein altes Ruderboot, das an einem morschen Pfosten angebunden und voll Wasser war.
Er ging zur Tür, die einen Spalt breit offenstand, klopfte gegen den Türrahmen und wartete eine geraume Weile, bevor er seinen Revolver zog und mit der anderen Hand die Tür ein wenig weiter öffnete. Die Luft im Haus roch nach Fisch und Zwiebeln, nach ranzigem Fett. Ein Hund tauchte auf. Alt, mit zottigem, zerrupftem Fell. Er blickte um die Hausecke und kam hervor, den Schwanz zwischen den Hinterbeinen.
„Wer ist da?“ fragte eine rostige Frauenstimme.
Er zögerte einen Moment. „T. T. Chesterfield“, sagte er schließlich.
Er hörte seinem eigenen Namen nach. Sonst war es still. Sehr still. Dann vernahm er Flüstern, leise nur, aber trotzdem gut hörbar für einen Mann, der aufpasste und bereit war, seinen Job zu tun. Regungslos stand er da und wartete. Das Flüstern verstummte. Bodenbretter knarrten.
„Gehen Sie weg!“ Die Stimme war voll Angst. Angst und Sorge einer Mutter. Kurz entschlossen hob er den Fuß und trat die Tür auf, sodass sie hart gegen die Innenwand knallte. Eine Kugel verfehlte ihn knapp. Für eine Sekunde erhellte der Mündungsblitz einen schmalen Flur, und einen Mann auf einem Stuhl, mit nacktem Oberkörper und einem blutverkrusteten Verband um den Kopf.
Hinter ihm an der Wand hing ein gerahmtes Bild der heiligen Mutter Gottes mit ihrem Baby auf dem Schoß.
T. T. Chesterfield drückte den Revolver ab, und seine Kugel traf den Mann mitten ins Gesicht. Er kippte nach hinten, fiel mit dem Stuhl gegen die Wand am Ende des Flurs und von dort auf den Boden.
Sekunden verstrichen. Pulverrauch stieg ihm in die Nase. Er blickte auf den zusammengekrümmten Körper zwischen dem Stuhl und der Wand. Die Hand mit dem Revolver senkte sich langsam, dann fiel die Waffe, polterte auf die Bretter, und die Hand legte sich darüber.
Das blutverspritzte Bild von Mutter und Kind löste sich wie durch Geisterhand vom Wandhaken und fiel dem Mann am Boden auf den Kopf. Das Glas im Rahmen zersplitterte.
Eine Frau stürzte aus einem der Räume auf den Flur hinaus. Fast hätte T. T. Chesterfield noch einmal abgedrückt. Klein, mager, mit einer Gesichtshaut wie Ölpapier, fleckig und faltig, blieb sie mitten im Flur stehen und starrte ihn aus schwarzen Augen an. Kein Wort brachte sie über die zusammengepressten Lippen. Sie bewegte sich auch nicht mehr, drückte beide Hände unter ihrer Brust auf das dunkelgraue Leinenkleid, so als könnte sie den Aufschrei ihres Herzens zurückhalten.
Sie mochte zwischen vierzig und fünfzig sein, vielleicht auch älter. Er wusste es nicht. Er wusste nicht einmal, wie alt ihr Sohn geworden war. Fünf- oder sechsundzwanzig, vielleicht. Kaum älter als Sam Bass es gewesen war, als er in Round Rock erschossen wurde.
„Entschuldigen Sie, Señora“, sagte er mit ruhiger Stimme, während er die leere Messinghülse aus der Trommel entfernte und sie mit einer neuen Patrone aus seinem Gürtel ersetzte.
Wie er die Momente, die dem Töten folgten, hasste. Die Blicke der Menschen, die ihn ansahen, als könnten sie dadurch sein Gewissen ergründen. Als erwarteten sie von ihm so etwas wie Reue.
Ihre Lippen begannen zu zucken. Sie senkte den Kopf. Mehr nicht. Keine Tränen, kein Wort.
Es war ein lausiger Samstagmorgen, jetzt noch schlimmer als zuvor. Er drehte sich um, ging den Weg zurück zur Straße. Die Schüsse waren gehört worden. Frauen und Männer kamen aus den Hütten und Häusern. Scheu, ängstlich. Und trotzdem neugierig. Sah so der Tod aus? Der Sensenmann und gierige Seelensammler. Die Mütter riefen nach ihren Kindern, die ihr Spiel abgebrochen hatten und auf der Straße standen. Nur der Junge mit dem Holzrevolver, der ihm zugerufen hatte, dass hier scharf geschossen würde, wagte sich in seine Nähe, blieb aber in einem sicheren Abstand stehen.
„Hast du Kerben am Griff deines Revolvers, Mister?“, fragte er.
T. T. Chesterfield zog den Revolver und zeigte ihn dem Jungen.
„Keine Kerben“, sagte er.
Der Junge war zwar enttäuscht, aber er und seine Kumpels hatten jetzt ein neues Spiel. Sam Bass war schon fast vergessen.
Zurück im Hotelzimmer legte er den Revolver auf den Tisch. Ein 44-40er Colt Peacemaker. Nichts Außergewöhnliches dran. Einfacher Griffschalen aus Walnussholz. Ohne Verzierungen. Ohne Kerben. Das Korn hatte er abgefeilt, da er nicht die Absicht hatte, an einem Wettschießen teilzunehmen.
Lohman & Thomas hatten ihm den Revolver zum Geschenk gemacht. Als Anerkennung für geleistete Dienste. Damals hatte er einen einfachen Armeerevolver sein Eigen genannt. Der Peacemaker lag besser in der Hand, das war der einzige Unterschied, der zählte.
T. T. jr. krähte noch immer, und das Stück Rohhaut lag neben dem Korb am Boden. Was dem Kleinen nicht genehm war, warf er hinaus, manchmal sogar die Milchflasche, wenn seine Mutter nicht aufpasste und er keinen Appetit hatte. Allmählich hätte jemand damit anfangen sollen, ihm Manieren beizubringen, das war T. T. Chesterfield klar, doch da war ja noch Mrs. Ginger Hammersmith, die Schwiegermutter. Die wusste immer alles besser, was nicht ungewöhnlich war, wie ihm einige wenige verheiratete Freunde im Vertrauen versichert hatten.
Chesterfield hängte seine Jacke, modisch geschnitten und für die Sommermonate angefertigt, an den Türhaken, streifte die Hosenträger über die Schultern, sodass die Spannung nachließ, und vernahm aus dem Nebenraum die Stimme der alten Dame:
„Natürlich hat er Valdez abgeschossen, Billie. Er war doch in den vergangenen Tagen nur noch mit solchen Gedanken beschäftigt, und deshalb hat er heute Morgen Klein-Theodor so angeschrien.“
„Er hat nicht geschrien, Mumsi“, hörte er Billie Jos Stimme. „Er hat vielleicht mal für einen Moment seine Stimme erhoben, aber das ist auch alles.“
„Oh, jetzt nimmst du ihn wieder für seine Unarten in Schutz. Geschrien hat er, mein liebes Kind. Ich habe es gehört, obwohl ich noch die Wachspfropfen in den Ohren hatte. Das ist ein solide gebautes Hotel, mit Wänden aus Backsteinen und mit Holz verkleidet.“
Zur Bekräftigung ihrer Worte klopfte Mrs. Hammersmith mit den Knöcheln gegen die Trennwand. „Trotzdem habe ich jedes Wort gehört. Halt endlich den Mund, verdammt! Hat er das gesagt oder etwa nicht? Dreimal hat er das gesagt und T.T. jr. hat es jedes Mal den Atem verschlagen!“
„Willst du damit etwa sagen, dass ihn der Kleine verstanden hat, Mumsi?“
„Niemand weiß, was in seinem kleinen Köpfchen abgegangen ist. Klein-Theodor ist ein delikater kleiner Junge, Billie Joe.“
„Das ist ihm sicher nur rausgerutscht, weil er die halbe Nacht ...“
„Kein Wunder, dass ihn sein Gewissen nicht schlafen lässt. Und wahrscheinlich auch die Furcht, dass er eines Tages einem Mann gegenübersteht, der ihn umbringt. Ich weiß, dass du ihn liebst, mein Kind, aber musste es denn unbedingt ein kaltherziger Kopfgeldjäger sein?“
„Mumsi, hast du vielleicht auch gehört, wie er Ticke-ticke gesagt und allerlei Späße gemacht hat, um T. T. auf andere Gedanken zu bringen? Und er hat Grimassen geschnitten und sich an den Ohren gezogen. Und dann hat er ...“
T. T. Chesterfield hörte nicht mehr zu. Beschämend, dachte er. Unglaublich. Verrückt. Wie ein Idiot habe ich mich benommen, und alles nur, um ein bisschen Ruhe ins Haus zu bringen. Er warf einen Blick in den Korb. T. T. jr. war beinahe blau im Gesicht, und selbst die Vollglatze hatte eine unnatürliche Farbe. Keine Tränen, aber dafür eine Rotznase, und wahrscheinlich die Windeln voll.
„Ich möchte wissen, wie du das alles durchstehen wirst, Sohn“, sagte er leise. „Vielleicht solltest du ganz schnell erwachsen werden.“
Anstatt seinem Vater eine Antwort zu geben, begann T. T. jr. aus vollem Hals zu schreien, und obwohl er dabei den Mund sperrangelweit aufriss, war noch immer kein einziger Zahn zu sehen. Ob sie alle miteinander kommen? Das wäre wenigstens etwas, worauf man sich hätte einstellen können. Aber so? Himmel, wenn einer nach dem anderen kommt, kräht er die nächsten zwei Jahre ohne Unterbrechung.
Als sich T. T. Chesterfield an den Tisch setzte und dabei war, den Revolver zu entladen, wurde die Verbindungstür geöffnet. Er blickte nicht hin, wusste, dass es Schwiegermutter war mit ihrem achten und neunten Sinn. Und siehe da, die ihm vertraute Stimme, leise und trotzdem triumphierend, sagte: „Ich habe es doch gesagt. Er ist zurück.“
Sie hatte wieder einmal alles im Vorhinein gewusst.
„Er und sein Revolver. Natürlich hat er Valdez abgeknallt.“ Sie kamen beide herein. Mutter voraus, Töchterchen im Schlepptau. T. T. Chesterfield reihte die Patronen aneinander. Fünf Kupferhalbmantelgeschosse aus der Trommel und die abgefeuerte Patronenhülse. Er tat nie sechs Patronen in die Trommel, damit der Hammer des Revolvers bei Nichtgebrauch immer auf einer leeren Kammer lag. Kleine Vorsichtsmaßnahme, seit er einen Jungen mit einem Revolver herumhantieren gesehen hatte, der zur Überraschung aller plötzlich losging und einen Mann in den Bauch traf, der dem Jungen bei seinen Kunststücken zuschaute. Ohne seine Frau oder seine Schwiegermutter eines Blickes zu würdigen, entfernte er die Trommel vom Colt und legte sie auf einen öligen Lappen.
„Hallo, Mister Chesterfield“, sagte sie und verstellte ihm das Licht, das durch ein schmales Fenster auf den Tisch fiel.
„Morgen“, sagte er nicht unfreundlich. „Wurde uns das Frühstück bereits aufs Zimmer gebracht?“
„Na, der Kaffee ist inzwischen kalt geworden“, antwortete sie ihm. „Ich nehme an, dass dieser Valdez inzwischen das Zeitliche gesegnet hat?“
Jetzt hob er den Kopf und sein linker Mundwinkel hob sich leicht.
„Ich wusste es“, schnappte sie sofort und warf ihrer Tochter einen Blick zu.
Chesterfields Lächeln wurde zu einem diabolischen Grinsen.
„Möchtest du vielleicht für ihn beten?“
„Das ist beileibe nicht meine Absicht. Immerhin handelte es sich bei ihm um einen Killer, nicht wahr!“
„Einen, der seine Schwiegermutter umgebracht hat, Mrs. Hammersmith, und eine Reihe anderer unbescholtener Bürger dieses Landes.“
„Ich verstehe, Sie wollen sich damit rechtfertigen, dass Sie der Menschheit mit der Tötung dieses Verbrechers einen Dienst erwiesen haben?“
„Nein, Sie sollen verstehen, verehrte Schwiegermutter, dass es ihrem Schwiegersohn, dem Ehemann ihrer wundervollen Tochter und dem Vater von T. T. jr. so ziemlich wurscht ist, was Leute über ihn und seine Arbeit denken. Und den Kaffee trinke ich gern auch kalt, ja.“
Im Gegensatz zu ihrer fast zierlichen Tochter war Mrs. Hammersmith eine geradezu stämmige Frau, mit starken Knochen und einem harten, kantigen Gesicht, in dem ein paar dunkle Augen blitzen.
Mrs. Ginger Hammersmith war eine Frau, die unter Männern nicht als solche auffiel. Dass sie eine Tochter wie Billie Jo zur Welt gebracht hatte, überraschte T. T. Chesterfield immer wieder aufs Neue, wenn er sie in Aktion erlebte.
„Wie war‘s denn, Mister Chesterfield?“, fragte sie. „Hat er sich denn zur Wehr gesetzt?“
„Nein. Dazu hatte er keine Gelegenheit.“
„Ist das nicht ungewöhnlich? Ich meine, diese Killer müssten doch jederzeit bereit sein, zurückzuschießen.“
„Dieser war es nicht.“ Das Lächeln im Gesicht Chesterfields war verschwunden. Er warf seiner Frau, die es inzwischen tatsächlich fertiggebracht hatte, T.T. Jr. zu besänftigen, einen Blick zu.
Sie erwiderte diesen mit ihren wunderschönen blauen Augen. Voller Zuneigung und Liebe waren sie, doch er wusste auch, dass sie auch die Furcht im Herzen trug, ihn eines Tages zu verlieren.
„Es ist vorbei“, sagte er sanft, und sie hielt ihren Sohn im Arm, sodass er ihn sehen konnte, seinen Sohn, den sie ihm geschenkt hatte.
Mrs. Hammersmith brachte den Krug mit dem Kaffee zum Tisch und goss eine der Tassen voll, während T. T. Chesterfield sich wieder seinem Colt widmete, diesem teuflischen Handwerkszeug, wie sie es einmal genannt hatte.
Billie Jo näherte sich dem Tisch, blieb neben dem Stuhl stehen, auf dem er saß.
Mittelgroß, schmal, mit aschblondem Haar und einem blassen Gesicht, wirkte sie manchmal etwas puppenhaft. T. T. Chesterfield hatte immer eine Schwäche für Mädchen dieser Art gehabt. Für ihn war sie Meisterwerk. Dort, wo etwas zu sehen oder zu spüren sein musste, war genug da. Wohlgeformte Brüste, zwei Hände voll, schlanke Fesseln und Handgelenke und stramme Oberschenkel. Mit Augen die ihm verrieten, wie stark diese junge Frau hätte sein können, wäre sie mit einer außergewöhnlichen Situation konfrontiert worden. Sein Sohn, dachte T. T. Chesterfield in diesem Moment, war bei ihr in sicheren Händen, selbst wenn er eines Tages nicht mehr zurückkehrte.
„Ich lasse frischen Kaffee heraufbringen, Liebling.“
„Fein“, sagte er. „Und dann wäre ich dir dankbar, wenn du Mrs. Hammersmith die Stadt zeigen würdest. Ich erwarte Besuch. Geschäftlich.“
Die Schwiegermutter schnappte nach Luft.
„Oh“, presste sie hervor. „Oh, geschäftlich. Wie das klingt! So seriös und gebildet!“
„Geschäftlich“, wiederholte er, obwohl ihm nicht daran lag, mit ihr zu streiten.
„Selbstverständlich werde ich Mister Chesterfield nicht im Weg sein“, sagte sie mit gepresstem Atem. „Komm, mein Kind, ich hatte ohnehin vor, ein paar kleinere Einkäufe zu machen.“
Sie drehte sich auf dem Absatz eines ihrer knöchelhohen Schnürschuhe und verschwand durch die Verbindungstür im Nebenzimmer. Schuhe und Zimmermiete gingen auf T. T. Chesterfields Rechnung. Ebenso die „kleineren Einkäufe“, die zu machen sie vorhatte.
„Sei nicht böse auf sie“, sagte Billie Jo. „Du weißt, dass sie es nicht so meint.“
„Kommt es dir darauf an, wie sie es meint?“ Er lächelte und zwinkerte mit einem Auge. „Ausgeschlafen?“
„Unmöglich, mit einem Sohn wie T. T. jr.“, sagte sie, beugte sich herunter und küsste ihn.
Er küsste sie wieder, hielt sie am Haar fest und sagte: „Ich liebe dich, Billie Jo Chesterfield.“
„Sehr?“
„Mehr als nur sehr“, schmeichelte er ihr.
„Und Mumsi?“
„Well, ihr Glück ist es, dass sie dich auf die Welt gebracht hat.“
„Sei nicht rüde, Liebling.“
„Das bin ich nicht. T. T. jr. ist ein kleines Monster. Er hat uns die halbe Nacht ...“
„Es war elf Uhr, als er uns schlafen ließ, und sechs Uhr, als er uns weckte. Das ist nicht die halbe Nacht, Liebster.“
„Und das trotz der Rohhaut.“
„Er ist wirklich ein kleiner Bengel, Liebling. Glaubst du, dass er einmal deine Nase kriegt?“
„Das wäre ein Skandal.“
„Meine?“
„Wunderbar.“
„Wie war es mit Valdez?“
„Seine Mutter war dort.“
Sie beugte ihren Kopf und küsste T. T. Junior auf die Stirn. „Ich glaube, ich gehe jetzt“, sagte sie leise, so als wollte sie ihn nicht aufwecken. „Und ich lasse dir frischen Kaffee heraufbringen.“
„Danke.“
„Wofür?“
„Dass es dich gibt“, sagte er und legte ihr den Arm um die Taille. „Ohne dich wäre es nicht einfach.“
Sie lächelte schwach, löste sich von seinem Arm und ging zum Korb, der unter dem Fenster stand. Sachte bettete sie ihren Sohn in der flauschigen Decke, die Mrs. Hammersmith für ihn aus feinster Wolle gestrickt hatte. So behutsam sie auch mit ihm umging, er erwachte, aber er war jetzt ein friedlicher kleiner Bengel und machte jetzt blablabla“ und seine kleinen Füße kamen über den Korb, rote, kleine Füße, die in keine Stiefel passten. Erst als Mrs. Ginger Hammersmith zurückkam, einen mächtigen Hut auf dem Kopf, eine dreifache Perlenkette um den Hals und eine Tasche am Arm, fing der Kleine wieder zu schreien an.
Sie lachte, und einer ihrer Goldzähne reflektierten Sonnenlicht. „Klein-Theodor möchte mitkommen, nicht wahr?“
„Nenne ihn nicht Klein-Theodor, Mumsi“, bat Billie Jo ihre Mutter. „Er ist ein ganz normales Kind und heißt wie sein Vater.“
„T. T.? Wir haben das doch bereits besprochen, Billie Jo. Nein, mein Kind, das kann kein Mensch von mir verlangen. T. T. klingt reichlich banal und unterklassig!“
„Was meinst du denn damit, Mutter? Unterklassig finde ich ein hässliches Wort, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass wir weit davon entfernt sind, einem Adelsgeschlecht zu entstammen.“
„Die Hammersmiths waren in der alten Welt ein hochangesehene Handelsgeschlecht, mein Kind, das weißt du doch.“
„Aber er heißt doch gar nicht Theodore, Mumsi.“
„Ich hätte ihm an deiner Stelle den Namen Theodor gegeben“, beharrte sie aufmüpfig. Theodore Tinstall Hammersmith Chesterfield. Das wäre zweifellos ein edler Name gewesen, den dein Sohn einmal mit Stolz getragen hätte. Nur, seinem Vater hat das ja nicht gepasst.“
Billie Jo hatte eine Erwiderung auf der Zunge, aber sie schwieg. Es war das Beste, was sie tun konnte. Auseinandersetzungen mit Mrs. Hammersmith waren sinnlos. Und trotzdem gab es mehr als genug in der Familie Chesterfield-Hammersmith.
T. T. Chesterfield war mit dem Putzen seines Revolvers fertig. Noch einmal betrachtete er ihn von allen Seiten, bevor er ihn behutsam auf dem Tisch legte. Das war sein Handwerkszeug, und die Zeit, ihn für die nächste Aufgabe herzurichten, war ihm nie zu schade.
* * *
Jemand klopfte an die Tür.
Chesterfield trank die Tasse aus, stellte sie auf das silberne Tablett und lehnte sich im Stuhl zurück. Auf die Aufforderung, hereinzukommen, betraten zwei Männer den Raum, der eine klein und dick und hatte einen Knebelbart, dessen Enden über die Mundwinkel hinabfielen, der andere groß und hager, mit einem scharfgeschnittenen Gesicht. Beide trugen einen Blechstern an ihren Westen.
„Ich habe Sie erwartet, meine Herren“, sagte T. T. Chesterfield. „Machen Sie es sich gemütlich. Whiskey?“
Beide lehnten ab. „Wir sind dienstlich hier, Mister Chesterfield“, sagte der kleine Dicke und setzte sich auf einen der freien Stühle, während der große Hagere stehen blieb und mit dem Rücken die Tür ins Schloss drückte.
„Well, Mister Chesterfield, wir, das heißt Marshal Anderson und ich, wir wussten ja, dass Sie nicht nur hier sind, um unsere schöne Stadt mit ihrem Besuch zu beehren“, sagte der kleine Dicke, während er sein Gegenüber von Kopf bis Fuß musterte. „Und inzwischen wissen wir auch, wem ihr Besuch gegolten hat.“
„Sheriff Sanders, nehme ich an“, sagte T. T. Chesterfield, nahm seine Hand vom Revolver und lehnte sich zurück.
„Immer auf der Hut, nicht wahr.“ Sanders schmunzelte.
„So ist es, Sheriff. Sie kommen wegen Valdez, nehme ich an?“
Sanders blies die Luft in seine Backen, ließ sie durch die Nase heraus und beugte sich etwas vor. „Woher wussten Sie, dass Valdez hier ist?“, fragte er.
„Beziehungen, Sheriff. Eigentlich hätten Sie es wissen müssen, nicht wahr?“
„Wir haben das Haus vorgestern durchsucht. Und gestern war einer meiner Deputys ständig in der Nähe des Anwesens. Außerdem hat sich Mister Anderson die alte Frau vorgeknöpft. Erfolglos. Valdez muss gestern in der Nacht heimgekommen sein.“
T. T. Chesterfield lächelte verständnisvoll. „Er war seit einer Woche hier“, sagte er. „Aus familiären Gründen hatte ich ein paar Tage Verspätung und war mir deshalb nicht ganz sicher, ob ich noch rechtzeitig in San Antonio ankommen würde, bevor Valdez sich dünn gemacht hat. T. T. jr. bekommt Zähne. Das hat uns in Waco zurückgehalten.“
Der Sheriff hob die Brauen, und schielte zum Korb hinüber, während sich Anderson aus seiner Vogelperspektive einen hervorragenden Blick auf das rosige Gesicht von T. T. jr. hatte, ohne sich vorbeugen zu müssen.