Western Legenden 79: Viva Chesterfield - Lee Roy Jordan - E-Book

Western Legenden 79: Viva Chesterfield E-Book

Lee Roy Jordan

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Beschreibung

Justin Hunts Cousine Carol steckt in Schwierigkeiten. Sie ist entführt worden, obwohl es heißt, dass sie freiwillig mit ihrem Entführer gegangen wäre. Grund genug für Justin Hunt, zusammen mit seinem alten Freund T. T. Chesterfield auf die Suche nach Carol zu gehen. Die Spur führt nach Mexiko. Carols Bruder Marvin schließt sich ihnen an, aber er hat sehr persönliche Gründe, dabei zu sein. Und die haben ganz und gar nichts mit Carols Befreiung zu tun. Der Trail nach Mexiko ist hart und gefährlich. T. T. Chesterfield und Justin Hunt bekommen es mit einigen zwielichtigen Halunken, Wegelagerern und Revolvermännern zu tun – und nicht jeder von ihnen ist den beiden Freunden wohlgesonnen. Mehr als nur einmal geraten sie in Teufels Küche, und Justin kann froh darüber sein, dass sein Freund T. T. Chesterfield mit dabei ist. Denn wo Chesterfield geht, wächst so schnell kein Gras mehr. Die Romane um den Kopfgeldjäger T. T. Chesterfield waren schon in den 70er-Jahren etwas Besonderes und sind bis heute einzigartig geblieben. Dieser Roman erschien ursprünglich unter dem Autorennamen Robert Ullman.

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Seitenzahl: 222

Veröffentlichungsjahr: 2025

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In dieser Reihe bisher erschienen:

9001  Werner J. Egli Delgado, der Apache

9002  Alfred Wallon Keine Chance für Chato

9003  Mark L. Wood Die Gefangene der Apachen

9004  Werner J. Egli Wie Wölfe aus den Bergen

9005  Dietmar Kuegler Tombstone

9006  Werner J. Egli Der Pfad zum Sonnenaufgang

9007  Werner J. Egli Die Fährte zwischen Leben und Tod

9008  Werner J. Egli La Vengadora, die Rächerin

9009  Dietmar Kuegler Die Vigilanten von Montana

9010  Thomas Ostwald Blutiges Kansas

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9014  Andreas Zwengel Pakt der Rivalen

9015  Andreas Zwengel Schlechte Verlierer

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9076  Lee Roy Jordan Wo Chesterfield geht

9077  U. H. Wilken Knie nieder und stirb

9078  A. Wallon Der Tod des Falken

9079  L. R. Jordan Viva Chesterfield

9080  D. Kuegler Verdammten von Shenandoah

VIVA CHESTERFIELD

CHESTERFIELD NO.02

WESTERN LEGENDEN

BUCH 79

LEE ROY JORDAN

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Informationen über frühere Veröffentlichungen

Über den Autor

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

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Copyright © 2024 Blitz Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier

Umschlaggestaltung: Mario Heyer u.V. der KI Software Midjourney

Logo: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-68984-307-6

9079 vom 19.02.2025

KAPITELEINS

Justin Hunt stand in El Paso vor dem Stationsgebäude. Er war der einzige Mann, der nicht in das Bild passte, das sich T. T. Chesterfield bot, denn wie immer trug Justin Hunt einen maßgeschneiderten Anzug und einen Calispelhut, an dem kein Stäubchen zu sehen war, obwohl sich die Staubwolken wie dicke Vorhänge an die Fassaden der Häuser hängten, als die Kutsche endlich zum Stehen kam.

Ein graubärtiges Männchen mit säbelkrummen Beinen hustete, als hätte es Steinbrocken verschluckt, und ein Mädchen, das neben Hunt stand, presste ein Taschentuch gegen sein Gesicht, so dass T. T. Chesterfield nur gerade die beiden grünlich schimmernden Augen und ein paar Sommersprossen erkennen konnte.

T. T. Chesterfield stieg aus der Kutsche, klopfte sich den Staub aus den Klamotten, nahm seine ebenfalls völlig verstaubte Reisetasche in Empfang und ging etwas steifbeinig von der langen Fahrt auf seinen Freund zu, der einen Arm um die Schultern des Mädchens gelegt hatte.

Sie sahen aus wie Bruder und Schwester oder wie zwei, die noch nicht recht wussten, ob sie sich demnächst ineinander verlieben sollten.

Da Justin Hunt aber verheiratet war und behauptete, sich mit seiner Schwiegermutter blendend zu verstehen, nahm T. T. Chesterfield an, dass es sich bei dem Mädchen wirklich um Hunts Schwester oder zumindest um eine entferntere Verwandte handelte, was ihm von diesem auch sogleich bestätigt wurde.

„Carol, das ist T. T. Chesterfield“, erklärte Hunt, lächelte knapp und nahm die Hand von den Schultern des Mädchens. „Carol Hunt, die schönste Cousine, die ich habe.“

„Und in Schwierigkeiten“, sagte T. T. Chesterfield. Er tippte gegen die Krempe seines Stetsons, verbeugte sich artig und versuchte es mit einem entwaffnenden Lächeln, das ihm offensichtlich gelang, denn über ihrer hübschen kleinen Nase gruben sich für einen Moment zwei Falten in die Stirn.

„Justin sagte mir, dass wir uns von früher kennen, Mister Chesterfield, aber ich kann mich nicht mehr an jene Zeit erinnern.“

„Dann geht es uns wohl beiden so. Ich kann mich nur noch an ein kleines ungezogenes Mädchen mit einem sturen Kopf erinnern, das mir manchmal tagelang hinterherstiefelte.“

„Sie irren sich, Mister Chesterfield, ich war nie ein ungezogenes Mädchen, als ich klein war. Das hat sich erst später so ergeben.“

„Die alten Zeiten sind zwar längst vorbei, aber es brauchte eine ganze Menge Überredungskunst, um Carol zu überzeugen, dass sie hierherkommen sollte, um dich zu treffen, T. T. Es freut mich, dass du herkommen konntest. Erzähl uns, wie es war, dort in Old Arizona. Du schaust nicht aus, als ob es dir dort schlecht ergangen wäre.“

„Furchtbar heiß“, sagte T. T. Chesterfield. „Und furchtbar trocken.“

„Stimmt es denn wirklich, dass dort schon bald auf jeden ein Kopfpreis ausgesetzt ist.“

T. T. Chesterfield lachte auf. „Es gibt bestimmt auch ein paar ehrenwerte Zeitgenossen, die sich dort niedergelassen haben, aber in Tombstone zum Beispiel und entlang der Grenze ist, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, Miss, ist die Hölle los.“

„Dann ist es ja fast ein Wunder, dass sie überlebt haben, Sir“, meinte das Mädchen mit leisem Spott in der Stimme, aber T. T. Chesterfield ging nicht auf diese kleine Herausforderung ein, sondern zeigte zum Haus mit der frisch gestrichenen Fassade hinüber. Über dem Eingang hieß es auf einem großen Schild in ineinander verschlungenen Buchstaben: MAGGIE BURNS’ RESTAURANT – Fine Dining, Best Liquor & Premium Cuban Cigars.

„Wohin darf ich die Herrschaften führen? Da drüben ist Maggies Speiserestaurant, und gleich um die Ecke dürfte sich Lalos Trinkstube befinden, falls er inzwischen nicht erstochen, erschossen oder erwürgt worden ist. Als ich das letzte Mal hier war, behauptete er, dass mindestens fünfzehn gehörnte Ehemänner nach seinem Leben trachten.“

„Er lebt noch, und als ich ihn gestern Abend kurz besuchte, war er dabei, im Hinterzimmer seines Ladens eine neue Schullehrerin zu verführen. Trotzdem möchte ich vorschlagen, dass wir Maggie besuchen.“

Hunt hakte Carol unter, als fürchtete er, sie wollte ihnen davonlaufen. Beim Überqueren der Straße versuchte sich Chesterfield ein anderes Bild des kleinen Mädchens aus seinen Erinnerungen zurückzurufen, aber das schaffte er nicht. Sie überquerten die Straßenkreuzung und gingen auf Mag Burns’ Speiserestaurant zu, das sich direkt neben dem Rio Grande Hotel befand.

„Erzähl uns von Arizona.“

„Da gibt es nicht viel zu erzählen.“

„Ich hörte, dass du die beiden Schufte, hinter denen du her warst, erwischt hast.“

„Einfach war es nicht.“

„Kann ich mir denken. Hast du selbst was abgekriegt? Ich dachte, du hinkst ein bisschen.“

„Die lange Fahrt in diesem Schaukelkasten ist nichts für meine alten Knochen.“

Justin Hunt blieb stehen und drehte sich einem Auslagefenster zu, das eine Reihe Herrenanzüge zeigte, die von einer Stange herunterhingen und von der Sonne bereits etwas ausgebleicht waren. An der Ladentür hing ein Schild mit der Aufschrift: BIN BEIM BARBIER UND IN EINER HALBEN STUNDE ZURÜCK.

„Das hängt seit einem Jahr hier“, lachte Hunt. „Billy Jackson ging hin, ließ sich die Haare schneiden und fing mit dem Barbier einen Streit an. Der Doc soll anschließend versucht haben, ihm den Kopf wieder anzunähen, aber das hat nicht geklappt. Es stand überall in den Zeitungen.“

„Und der Barbier?“

„Liegt ein Grab weiter.“ Justin stockte im Schritt. „T. T., hundert Schritte von uns ist ein Brunnentrog, an dem zwei Pferde und ein helles Maultier stehen. Dahinter befindet sich die Bäckerei von Brown und Portman. Über der Tür hängt ein Brot aus Blech. Links von der Tür und im Schatten des Vorbaudaches steht ein Mann. Kannst du ihn sehen, ohne deinen Hals zu verrenken?“

„Er spiegelt sich im Schaufenster“. sagte T. T. Chesterfield. „Ziemlich groß und ziemlich hager, mit einem Knebelbart und einer Cordsamt-Jacke, in der er wahrscheinlich ganz schön schwitzt.“

„Das ist er“, bestätigte Justin Hunt. „Er stand dem Stationsgebäude gegenüber auf der anderen Seite der Straße, und in dem Moment, als du aus der Kutsche gestiegen bist, nahm er die Unterlippe zwischen die Zähne. Außerdem trägt er einen Revolver im Hosenbund unter der Jacke. Kennst du den Kerl?“

„Nein.“

„Bist du sicher?“

„Was heißt hier sicher? Ich kann ihn, so wie ich ihn sehe, nirgendwo unterbringen.“

„Pass auf“, warnte Justin. „Für das, was er im Schilde führt, wird er sich bei dir bestimmt nicht anmelden.“

„Kaum.“

„Carol“, raunte Justin Hunt dem Mädchen zu.

„Ja?“

„Siehst du das Spiegelbild des Mannes?“

„Ja. Was soll das, Justin? Ich kann ...“

„Kennst du ihn vielleicht?“

„Nein. Woher sollte ich ihn kennen? Ich war noch nie, zuvor in El Paso und ...“

„Mädchen, wir gehen jetzt weiter, und es wäre besser, wenn du nicht zurückschaust.“

Carol schüttelte nur den Kopf und sagte, dass sie vielleicht doch besser zuhause geblieben wäre.

„So war das nicht gemeint, Carol.“

„Okay, dann willst du mir vielleicht kurz mal erklären, um was es hier geht.“

„Keine Ahnung, aber wir werden es sicher bald erfahren.“

„Mister Chesterfield, Sir, könnten Sie mir vielleicht erklären, was hier abgeht?“

„Es gibt Männer, die nach meinem Leben trachten, Carol“, antwortete ihr T. T. Chesterfield ruhig. „Bei dem Spiegelbild dort drüben handelt es sich vielleicht um so einen.“

Sie gingen weiter und erreichten die grüne Eingangstür zu Mag Burns’ Speiserestaurant. „Vor einem Jahr gab es hier noch die besten Steaks von Texas“, erklärte Justin, während er die Tür öffnete und T. T. Chesterfield und das Mädchen eintreten ließ. Er folgte ihnen, nicht ohne noch einen kurzen Blick auf die Straße hinauszuwerfen. Dabei sah er, wie der Mann aus dem Schatten trat, einen Pferdewagen vorbeifahren ließ und sich dann anschickte, die Straße zu überqueren.

In Mag Burns’ Restaurant befanden sich zu dieser Stunde kaum Gäste. Nur drei der kleinen runden Tische waren besetzt, und ein Mann schickte sich gerade an, aufzustehen und seinen Tisch freizugeben. Sein Kinn glänzte fettig, am Hemdkragen klebte ein Hautstück von einer gedämpften Tomate. Ein kleiner Chinese in weißem Jackett brachte ihm den Gehstock.

Justin steuerte auf einen Tisch in der hintersten Ecke des großen Raumes zu, und plötzlich schien er es eilig zu haben. Er schob seiner Cousine einen Stuhl zu und sagte: „Bleib bitte hier sitzen, Carol, bis wir wiederkommen. Wir sehen uns draußen schnell mal um.“

„Justin, ich ...“

„Wir wollen uns doch nicht schon wieder streiten, nicht wahr?“, fiel er ihr ins Wort. „Das bringt uns alle nicht weiter, verstehst du?“

Sie hatte eine scharfe Erwiderung auf den Lippen, seufzte aber nur ergeben und bestellte sich bei dem kleinen Chinesen ein Glas Limonade, während Justin Hunt und T. T. Chesterfield auf die Hintertür zusteuerten. Die Tür war zugesperrt. Justin winkte den Chinesen zu sich. „Ling, hast du den Schlüssel zur Hand?“

„Abel sichel, Mistel Hunt. Hiel ist el.“ Mit ausgestreckter Hand eilte er durch das Restaurant, die Augen auf T. T. Chesterfield gerichtet. „Sind Sie das wilklich, Mistel Chestelfield?“

„Beil dich, Ling. Später wirst du Gelegenheit kriegen, Mister Chesterfield um ein Autogramm zu bitten.“

„Ehlenwolt, Mistel Hunt?“

„Ehlenwolt!“

Ling musterte T. T. Chesterfield für ein paar Sekunden, als hätte er schon sein ganzes Leben lang darauf gewartet, ihn einmal zu begegnen. Er steckte den Schlüssel in das Schloss, drehte ihn und öffnete die Tür, die in einen schmalen dunklen Flur führte, in dem es nach Abfall roch. Zwei leere Eimer blinkten matt im Licht, das durch ein schmutziges kleines Fenster fiel.

„Mach hinter uns zu“, forderte Justin seinen Freund auf. „Und sieh zu, dass Carol von der Straße wegbleibt, hörst du?“

„Ich habe gute Ohlen, Mistel Hunt.“

Die beiden eilten durch den Flur, hörten, wie Ling hinter ihnen die Tür zusperrte, und erreichten eine schmale Brettertür, die in rostigen Angeln hing und mit einer Lederschlaufe am Türrahmen befestigt war.

Justin hob die Schlaufe an. Quietschend schwang die Tür nach außen, und für einen Moment blendete die beiden gleißendes Sonnenlicht. Sie befanden sich im Hinterhof, wo Mag Burns gerade dabei war, Wäsche an eine Leine zu hängen.

Als die beiden Männer aus dem Haus traten, rief sie: „He, ihr zwei Strolche, so schnell kommt ihr nicht weg! Himmel, das ist doch ... Verflucht will ich sein, wenn das nicht T. T. Chesterfield ist. Justin, wo wollt ihr denn ...“

„Beruhige dich, Mag, wir sind in ein paar Minuten zurück!“, unterbrach Justin die Frau und winkte ihr dabei mit der linken Hand zu, während er T. T. Chesterfield vor sich her in eine Häuserlücke hineinschob, die das Restaurant vom Drugstore trennte. Wenig später erreichten sie die Mainstreet, und Justin Hunt zeigte auf eines der Fenster unter dem Vorbaudach vor dem Restaurant.

„Du nimmst die Tür, ich bleibe hier.“

„Und wenn der Kerl nur ein zufälliger Gast ist?“

„Dann rasiere ich mich für zwei Jahre nicht mehr“, versprach Justin Hunt grimmig.

T. T. Chesterfield ließ ihn stehen, ging zur Tür. Er zögerte einen Moment. Dann zog er seinen Revolver, drückte die Klinke nieder und stieß die Tür mit dem Fuß auf. Mit einem Schritt war er im Restaurant. Er bemerkte, wie sich Carols Augen weiteten. Eine Frau, die mit ihrem Mann an einem Tisch beim Fenster saß, schrie spitz auf, und ihrem Mann blieb der Löffel im Hals stecken. Ling, der kleine Chinese, wurde um einen Zoll größer, und jemand polterte mit den Fäusten gegen die Hintertür. Bevor Maggies Stimme erscholl.

„Aufmachen, Ling! Zum Teufel, ich will wissen, was hier gespielt wird! Das ist keine Zirkusarena! Hier wird nicht herumgeballert! Mach bitte sofort auf, Ling!“

Für einen Augenblick stand T. T. Chesterfield im Türrahmen, bemerkte dabei, wie der Mann mit dem Löffel im Mund keine Luft mehr kriegte und die Frau weiß wie das Tischtuch wurde, auf dem ihr Teller stand. Ein anderer, wohlbeleibter Mann riss sich seine Serviette aus dem Hemdkragen und legte sie wutentbrannt auf den Tisch. „Jetzt habe ich die Schnauze aber voll, Marlene! Ein weiteres Mal wirst du mich nicht mehr dazu überreden können, bei deiner alten Freundin und ihrem Chinesen ...“

„Überfall!“, schrie die Frau. „Lieber Himmel, grundgütiger Gott, das ist ein Überfall, Christopher!“

Kaum war der Mann aufgestanden und hatte die Frau den Warnruf ausgestoßen, tauchte auf dem Vorbau hinter Chesterfield Justin Hunt auf und sagte fast gelangweilt: „Wenn du dich jetzt umdrehst, siehst du, wie er versucht, die Pfeife anzuzünden.“

Langsam drehte T. T. Chesterfield den Kopf, und er sah den Mann auf der anderen Straßenseite stehen, eine Stummelpfeife zwischen den Zähnen, die offensichtlich nicht Feuer fangen wollte.

„Ich habe doch gesagt, dass ich ihn nicht kenne“, sagte Chesterfield und steckte seinen Revolver ein. Ling war inzwischen zur Hintertür geeilt und sperrte sie auf. Mag stürzte ins Restaurant, wuchtig wie sie war, mit hochrotem Kopf und funkelnden kleinen Augen, die Oberlippe hochgezogen.

„Was zum Teufel geht hier vor?“ Sie blitzte Justin Hunt an.

„Maggie, entschuldige, jetzt wird es mir aber wirklich zu bunt“, sagte der Herr am hintersten Fenstertisch und knallte einen Geldschein auf seinen Teller. „Marlene, wir gehen!“

„Nicht doch, Christopher. Siehst du denn nicht, dass es sich hier nur um einen Irrtum handelt?“ Seine Frau lachte mit klirrender Stimme. „Mein Gott, und ich dachte, es sei ein Überfall.“

„Entschuldige, Mag“, versuchte Justin die Wirtin zu beruhigen. „Es wird bestimmt nicht wieder vorkommen.“

„Na klar“, schnappte Mag. „Und wie soll denn das geschehen, wenn du mit Mister Chesterfield zu mir kommst?“ Sie stampfte auf den hintersten Tisch zu. „Wenn dir was nicht passt, dann brauchst du nicht mehr herzukommen, Christopher.“ Mit spitzen Fingern fischte sie den Geldschein aus den Speiseresten und klatschte ihn dem unzufriedenen Gast gegen die Hemdbrust. „Die zehn Bucks kannst du dir in den Hintern stecken, mein Lieber!“

Der Mann war über den Wutausbruch der Wirtin derart verdutzt, dass es ihm die Stimme verschlug. Einige Sekunden der Stille nutzte Mag Burns zur Gelegenheit, sich eine Freundin zu erhalten. „Tut mir leid, Marlene, aber dein Mann fällt nicht nur hier unangenehm auf.“

„Siehst du!“, seufzte die Frau. „Hab ich’s dir nicht immer gesagt? Du mit deinem großkotzigen Getue gehst hier allen Leuten auf die Nerven. Wir sind hier in El Paso und nicht in deinem geliebten Boston! Wir sehen uns morgen Abend bei Jennifer, Mag.“ Sie drehte sich um und verließ das Restaurant, gefolgt von ihrem leicht verstörten Ehemann.

Maggie hatte sich unterdessen vor T. T. und Justin aufgebaut. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. „Nun, was bildet ihr euch eigentlich ein, ihr beiden? Chesterfield, zwei Jahre haben wir uns nun nicht mehr gesehen. Was ist nur aus dir geworden?“

„Du bist schlanker geworden, Mag“, antwortete T. T. Chesterfield mit einem Lächeln. „Und gut siehst du aus.“

„Verdammt, willst du mir etwa gleich noch den Hof machen?“, sagte sie, und sie brachte es wirklich fertig, ein bisschen zu erröten. „Justin, ihr habt euch doch nicht etwas Blödsinniges einfallen lassen, um dem Mädchen zu imponieren?“

„Carol ist meine Cousine, Mag. Die Tochter von Onkel Ben.“

„Ah. Und wie geht’s dem alten Nussknacker?“

„Tot.“

„Tot?“

„Vor drei Monaten.“

„Ich habe ihm immer gesagt, dass er nicht so viel futtern soll.“ Mag Burns ging zum Tisch, an dem Carol Hunt saß. „Mädchen, es freut mich, dass du mal hier bist. Dein Vater und ich waren gute Freunde. Tut mir leid, dass es ihn erwischt hat, aber gewarnt habe ich ihn schon vor Jahren. Benjamin Carter Hunt – Gott sei seiner Seele gnädig - war der prächtigste, aber verfressenste Mann, mit dem ich je eine Liaison hatte, wenn sie auch nur von kurzer Dauer war. Ich mochte ihn sehr und ...“

„Mein Vater wurde erschossen, Ma’am!“

„Erschossen hat man ihn? Das darf doch nicht wahr sein. Diesen gutmütigen und freundlichen Mann, der keiner Fliege etwas zu Leide hätte tun können. Nein, Justin, sag mir bitte, dass das nicht wahr ist.“

„Leider ist es so, wie Carol es dir gesagt hat, Mag. Ben ist erschossen worden.“

„Dann seid ihr deswegen hier, Chesterfield und du und das Mädchen?“ Sie blickte Carol kurz an, dann Chesterfield. „Wenn das so ist, möchte ich nicht in den Schuhen des Mannes stecken, der Ben umgebracht hat.“

„Niemand könnte das, Mag. Der Mann ist mit nackten Füßen begraben worden, nachdem ich ihn vor einer Woche in einem Hotelzimmer erwischt habe, als er mit seinem Mädchen im Bett lag.“

„Du hast was? Justin, weiß deine junge Frau etwa, dass du Bens Mörder gestellt und getötet hast?“

„Wenn du es ihr nicht sagst, wird sie es vielleicht nie erfahren, Mag“, antwortete ihr Justin mit einem Augenzwinkern.

KAPITELZWEI

Sie saßen an einem der Tische bei den Fenstern, so dass sie beide die Straße in beiden Richtungen überblicken konnten.

El Paso war eine wilde Grenzstadt, in der sich viel Gesindel tummelte.

Carol trank von ihrer Limonade. Mag putzte einen Spiegel bei der Anrichte. Ling war in der Küche, und Justin Hunt kam auf San Antonio zu sprechen, eine Stadt, an die T. T. Chesterfield nicht gerne erinnert werden wollte.

„Du kennst dich in San Antonio aus, nicht wahr?“ Justin Hunt warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. „Es ist noch nicht lange her, als du dort unten diesen Valdez erwischt hast.“

Chesterfield erinnerte sich nur zu gut an jenen Tag in San Antonio. Vier Jahre war es inzwischen her, als sein Sohn, T. T. jr., zu zahnen angefangen hatte. Und im Hotel, in dem die Chesterfields, T. T., seine Frau und seine Schwiegermutter Ginger Hammersmith, zwei Zimmer gemietet hatten, gab es drei Nächte hintereinander für niemanden Ruhe. Am Morgen, als Chesterfield völlig kaputt das Hotel verließ, um Valdez zu töten, war er zum ersten Mal mit dem Kopf weniger bei der Arbeit, die er als Kopfgeldjäger zu verrichten hatte, als bei seiner Familie und ihrer Zukunft. Er wusste, dass er vor einer schweren Entscheidung stand, und nachdem er Valdez zur Strecke gebracht hatte, beschloss T. T. Chesterfield, die Revolver an den Nagel zu hängen und in Denver mit seinen wenigen Ersparnissen und einem kleinen Store neu anzufangen. Dies, schien es ihm, war er seinem Sohn, seiner Frau und wohl auch seiner Schwiegermutter schuldig.

Und dann, kurz nachdem sie sich in Denver niedergelassen hatten und den Store betrieben, geschah das Unglück, das sein Leben noch einmal veränderte.

Chesterfield erinnerte sich, als wäre alles gestern erst passiert. Der Überfall auf den kleinen Store in Denver, Colorado. Die Männer, die den Laden betraten. Dann die Schüsse und seine Frau Billie Joe in ihrem Blut. Und seine Schwiegermutter, Mrs. Hammersmith, wie er sie immer genannt hatte. Ginger Hammersmith, erschossen von ein paar Verbrechern.

„Wie geht es meinem Sohn, T. T. jr.?“, fragte Chesterfield aus seinen Gedanken heraus.

„Besser. Ich habe dir doch geschrieben, dass er die Masern hatte. Jetzt geht es ihm wieder besser. Aber der Doc meint, dass er noch etwas aufpassen soll. Könnte sich beim Fischen leicht eine Erkältung holen.“

„Beim Fischen?“

„Er fischt mit den Händen. Sowas hast du noch nie gesehen. Für ihn ist es ganz einfach, eine Forelle mit den Händen zu fangen. Er steht im Bach und treibt den Fisch in seichtes Wasser. Sobald der Fisch sich dreht, um ihm zu entkommen, greift er blitzschnell zu. Blitzschnell. Erst fünf Jahre alt und ein Naturtalent im Forellenfangen, dein Sohn. Wenn er mal so schnell den Colt zieht, wie er eine Forelle schnappt, wird er dich beruflich bald übertreffen.“

„Und sonst?“

„Er mausert sich.“

„Schwierigkeiten?“

„Überhaupt nicht. Das heißt, vor zwei Wochen hat er aus Dreck einen Kuchen geformt und ihn der Köchin von Reverend Bridge in den Ofen getan. Da gab es ein bisschen Ärger.“

„Und sonst?“

„Nichts. Er ist ein Engel.“

„Ah.“ T. T. Chesterfield trank einen Schluck von seinem Bier.

Mag Burns kam von der Anrichte herüber und setzte sich an den Tisch. „Furchtbar schwül, heute. Da gehen selbst die Fliegen und Mücken dran kaputt.“ Sie beugte sich über den Tisch. „Carol, du bist verdammt hübsch“, stellte sie sachlich fest. „Kaum zu glauben, dass du Benjamin Hunt zum Vater hast. Wer hat ihn umgebracht?“

„Terry Patterson, ein Schwarzer.“

„Und du hast ihn erschossen?“

„Ohne mich besonders anstrengen zu müssen.“

„Wozu brauchst du dann noch Chesterfield?“

Justin zögerte. Wollte nicht so richtig raus mit der Sprache. „Es geht um Bens Sohn, Mag“, sagte er schließlich, „Carols Bruder.“

Maggie verzog das Gesicht. „Marvin, das Sorgenkind seines Vaters, habe ich gehört. Ein windiger Rumtreiber, erzählt man über ihn. Mädchen, ich brauche es dir wahrscheinlich nicht zu sagen, aber du hast dir eine feine Familie ausgesucht. Was hat er angestellt, Justin?“

„Ihm gehört jetzt die Ranch.“

„Ah.“

„Und er verzockt und versäuft sie, wenn ihn niemand zur Vernunft bringt, bevor es dazu zu spät ist.“

Maggie sah Chesterfield von der Seite an. „Glaubst du, dass du zum Kindermädchen taugst, Chesterfield?“

T. T. Chesterfield nahm sein Bierglas vom Tisch und trank.

„Und Marvin ist nicht dein Freund, stimmt’s?“

„Ich hatte mit ihm fast nie etwas zu tun, Mag.“

„Erinnerst du dich?“, sagte Justin. „Ben war dir fast wie ein Vater.“

„Das ist eine lange Zeit her.“

„Ben hat dich damals in Tyler aufgelesen, als du große Chancen hattest, den Rest deines Lebens hinter Gittern zu verbringen.“

„Was soll das, Justin? Meine Vergangenheit hat damit nichts zu tun. Ich weiß, dass ich mein Leben lang in Bens Schuld stehe, aber Ben ist tot und Marvin schulde ich gar nichts!“ Chesterfield sah Carol an. „Wenn dein Bruder die Ranch verzockt, ist das seine Sache.“

„Die Hälfte der Ranch gehört Carol“, wandte Justin ein.

Die Augen Carols wurden hart. Sie erwiderte Chesterfields Blick und er begriff, dass dieses Mädchen nicht hierhergereist war, um ihn um einen Gefallen zu bitten. Sie war hier, weil Justin Hunt sie dazu gezwungen hatte. Und vielleicht auch aus Neugier. Sie hatte noch immer ihren eigenen Kopf, und das war sicher gut so, aber nun war sie nicht mehr ein kleines Mädchen, nun war sie eine junge und sehr hübsche Frau.

* * *

Carol Hunt gehörte die Hälfte der Hackmesser-Ranch, die Benjamin Hunt in seiner unwiderstehlichen Art aus der Brasada gestampft hatte.

Schon zu Lebzeiten war Benjamin Hunt zur Legende geworden. Viele Jahre vor dem Bürgerkrieg war er nach Texas gekommen und hatte den Comanchen, den Kiowa und Lipan-Apachen ein Stück ihrer unermesslichen Wildnis abgetrotzt. Während des Bürgerkrieges, als keine Ranch, keine Ansiedlung vom Golf von Mexiko bis zum Red River von den Indianern verschont blieb, gingen die herumstreifenden Kriegerbanden der Hackmesser-Festung aus dem Wege. Gleich zu Beginn des Bürgerkrieges verlor Benjamin Hunt irgendwo in Virginia seinen linken Arm. Er kehrte nach Texas auf seine Ranch zurück, und die Leute nannten ihn beinahe ehrfürchtig Colonel, obwohl er es nie weiter als bis zum Captain gebracht hatte.

Seine erste Frau und die Mutter seines Sohnes Marvin starben an Cholera. Für Jahre trieb sich Benjamin Hunt anschließend im Westen herum. Sein Bruder, der Vater von Justin Hunt, übernahm die Ranch und wurde bei einem Gefecht mit Viehdieben getötet. Als Benjamin Hunt davon hörte, kehrte er zurück und jagte die Mörder seines Bruders bis tief nach Mexiko hinein, stellte sie in Juarez und tötete drei von ihnen während einer achtstündigen Straßenschlacht, von der die Mexikaner viele Jahre danach einiges zu erzählen wussten.

Den Letzten der Mörder seines Bruders stellte er in Tyler, Texas, und der Zufall wollte es, dass es sich um einen Mann handelte, dem sich der damals knapp sechzehnjährige T. T. Chesterfield angeschlossen hatte.