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„Wie er ihren Ehegatten belog“ (How He Lied to Her Husband) ist eine pointierte, bissige Komödie von George Bernard Shaw aus dem Jahr 1904. Mit feiner Ironie seziert Shaw darin das klassische Bühnendreieck zwischen Ehemann, Ehefrau und Liebhaber – und zeigt, wie selbst aus einer scheinbar abgedroschenen Kons-tellation ein originelles Stück entstehen kann, wenn man es mit wachem Blick und menschlicher Tiefe erzählt. Bernard Shaw hat in dieser Komödie gezeigt, „was selbst mit dem banalsten Bühnenrahmen möglich ist, wenn man ihn mit einem beobachteten Hauch echter Menschlichkeit statt mit doktrinärer Romantik ausfüllt.“ Eine gewöhnliche, verhätschelte 37-jährige Bürgerliche aus South Kensington, ausgestattet mit Diamanten und schicker Kleidung, genießt es, dass prominente Männer sich in sie verlieben. Ihr stiernackiger, von seiner geschäftlichen Umgebung aufgeblasener Ehemann fördert sie dabei und ist stolz auf ihren Siegeszug durch die Londoner Vorstädte. Auch ein schöner, 18-jähriger Träumer – Dichter und Amateurboxer – verfängt sich in ihrem Bann und wird ihr zum Opfer, obwohl er aus der Bibel zitiert und ihr körperlich wie geistig überlegen scheint. Der Verlust seiner Gedichte an die Geliebte bringt den Alltag aus dem Gleichgewicht. Vom Teufel geritten, ist der Jüngling bereit, sich sein Glück zu erkämpfen – notfalls mit Gewalt, falls der Ehemann im Wege steht. Doch die Ehefrau denkt nicht daran, sich wegen einer bloßen Laune der Leidenschaft von ihrem Mann zu trennen. Sie zwingt den Dichter, seine Autorschaft gegenüber dem Ehemann zu leugnen. Der jedoch ist empört: Wie alle Vertreter der feinen Gesellschaft muss auch dieser junge Mann kapitulieren – und gestehen, dass er sich rettungslos in dessen Ehefrau verliebt hat. Doch der junge Dichter weigert sich. Er hat der Geliebten versprochen, sich wie ein Ehrenmann zu verhalten, und hält daran fest. Es kommt zum Kampf. Die Nerven liegen blank. Der Dichter, erschüttert vom Verlust seines idealisierten Liebesbildes, wird durch eine Beule am Kopf und die enttäuschte Liebe zur Erkenntnis geführt: Er vollzieht den Übergang von romantischer Schwärmerei zu zynischer Reife – vom Jungen zum Mann. Schließlich gesteht er dem Ehemann sowohl die Autorschaft als auch seine früheren Gefühle und Absichten. Der Ehemann freut sich darüber wie ein Kind – ein weiterer Triumph auf dem Konto seiner Frau. Er schlägt vor, die Gedichte drucken zu lassen, um sie vorzeigen zu können. Ein Ehegattensplitting hat nicht stattgefunden.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Inhaltsverzeichnis
Wie er ihren Ehegatten belog
Impressum
Oscar- und Literaturnobelpreisträger
George Bernard Shaw
Wie er ihren Ehegatten belog
Eine Liebeskomödie
Die vorliegende Übersetzung folgt der im Jahr 1920
erschienenen sechsten Auflage der englischen Edition
John Bull’s Other Island and Major Barbara:
also How He Lied to her Husband,
Constable and Company Ltd., London 1920
Aus dem Englischen übersetzt
von Vitaly Baziyan
3., vollständig überarbeitete Auflage
Den Bühnen und Vereinen gegenüber ist das Aufführungsrecht
ausschließlich über den Übersetzer zu erwerben.
Copyright © 2025 Vitaly Baziyan
All rights reserved
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Kommentar des Übersetzers
Der Oscar- und Literaturnobelpreisträger George Bernard Shaw hat in dieser Komödie mit feiner Ironie gezeigt, „was mit dem selbst banalsten Bühnenrahmen getan werden kann, indem man ihn mit einem beobachtenden Hauch echter Menschlichkeit statt mit doktrinärer Romantik ausfüllt.“ Eine gewöhnliche, verhätschelte, mit Diamanten und schicken Kleidern ausgestattete 37-jährige Bürgerliche aus South Kensington hat ihren Spaß daran, dass prominente Männer sich in sie verlieben. Ihr stiernackiger, von seiner geschäftlichen Umgebung aufgeblasener Ehemann unterstützt sie dabei und ist sehr stolz auf ihren Siegeszug durch die Londoner Vorstädte. Auch ein charmanter, 18-jähriger Träumer, Dichter und Amateurboxer verirrt sich zu ihr und verfällt ihr – obwohl er aus der Bibel zitiert und der Frau physisch wie spirituell überlegen ist. Der Verlust seiner Gedichte an die Geliebte führt zu einer dramatischen Zuspitzung des scheinbar alltäglichen Geschehens. Der Jüngling ist wie vom Teufel geritten und bereit, sein Glück notfalls mit den Fäusten zu erkämpfen, sollte der Ehemann sich ihm in den Weg stellen. Doch die Frau will sich nicht wegen einer vorgetäuschten Liebe von ihrem Mann trennen und zwingt den Dichter, seine Autorschaft ihrem Gatten gegenüber abzustreiten. Darüber ist der Ehemann empört, denn der junge Dichter muss sich – wie alle anderen aus bester Gesellschaft – geschlagen geben und schließlich eingestehen, dass er sich bis über beide Ohren in seine Ehefrau verliebt hat.
Weil der Jüngling der Geliebten versprochen hat, sich artig zu benehmen und den Ehrenmann zu spielen, sträubt er sich, das Geständnis abzulegen. Es kommt zum Kampf. Die Nerven liegen blank. Obwohl ihm der Verlust seines idealisierten Liebesbildes schwer zusetzt, führen eine Beule am Kopf und enttäuschte Liebe schließlich zur Ernüchterung: Dem Dichter gehen die Augen auf. Er vollzieht den Übergang von der romantischen Jugend zur zynischen Reife – und wird vom Jungen zum Mann. Er gesteht dem Ehemann sowohl die Autorschaft der Gedichte als auch seine früheren Gefühle und Absichten gegenüber dessen Frau. Darüber freut sich der Ehemann wie ein Kind, denn damit geht ein weiterer Sieg auf das Konto seiner Ehefrau. Er schlägt vor, die Gedichte drucken zu lassen, um sie stolz herumzuzeigen. Ein Ehegattensplitting kam nicht zustande.
„Nichts im Theater ist abgedroschener als Dreiecksgeschichten – die Konstellation von Ehemann, Ehefrau und Liebhaber – oder der billige Spaß an der Knockabout-Farce. Ich habe beides genommen und daraus ein originelles Stück gemacht – wie jeder andere es auch tun könnte, wenn er nur seinem eigenen Stoff nachginge, statt Othello und die tausend Stücke zu plagiieren, die auf Othellos romantischen Annahmen und falschem Ehrbegriff beruhen.“
Die Uraufführung fand am 26. September 1904 im Berkeley Lyceum Theatre in New York statt, mit Arnold Daly, Selene Johnson und Dodson Lomax Mitchell in den Hauptrollen. Im englischsprachigen Raum wurde das Stück mehrfach mit großem Erfolg verfilmt und auf der Bühne gefeiert.
Über diese Übersetzung
Für die vorliegende Übersetzung wurde eine traditionelle deutsche Vorlage herangezogen, wie sie auch bei zahlreichen Dramen Friedrich Schillers zur Anwendung kam. Sie ermöglicht eine stilistische Annäherung an die historische Bühnensprache des deutschsprachigen Theaters und wurde behutsam dem Ton und der Intention des Originals angepasst.
Es ist acht Uhr abends.