Wie läuft’s? - Nathalie Rosenegger - E-Book

Wie läuft’s? E-Book

Nathalie Rosenegger

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Beschreibung

Für alle, die ein Thema mit ihrer Blase haben Unbeschwert Sport treiben trotz Blasenschwäche oder durch die Stadt bummeln, ohne das nächste WC zu suchen – wiederkehrende Harnwegsinfekte, Blasenschwäche, häufiger Harndrang und Beckenbodenprobleme können das Leben ziemlich kompliziert machen. Dieses Buch geht unkonventionell über Tee trinken und die klassischen Kegelübungen hinaus. Sie erfahren, wie man beim Niesen einen Uups-Moment vermeidet, warum Sie beim Essen nicht an Meerrettich sparen sollten, wie Sie den Beckenboden auf den Füßen entspannen und wie man mit einer Quietscheente richtig atmet. Natürliche Hausmittel, einfache Übungen und viele Tipps für den Alltag ermutigen, sofort mit ersten kleinen Schritten die Blase und den Beckenboden gesund zu machen und gesund zu halten.

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Rosenegger Wie läuft’s?

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.

Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung der Autorin oder des Verlages ist ausgeschlossen.

Copyright © 2023 maudrich Verlag Facultas

Verlags- und Buchhandels AG

Bilder Innenteil:

S. 14, 15, 16, 17, 18, 27, 42, 43, 44, 47, 48, 49, 52, 54, 64, 69, 75, 76, 80, 82, 101, 124:

istockphoto.com

S. 29, 35, 36, 39, 50, 61, 63, 65, 66, 67, 68, 88, 89, 99, 102, 138: Nathalie Rosenegger

S. 105, 111, 112, 113: buggyFit

S. 59, 93, 94, 95, 96, 97, 103, 117, 118, 121, 122, 123: Victoria Posch

Umschlagbild: © nadia_bormotova, istockphoto.com

Lektorat: Sabine Schlüter, Wien

Typografie und Satz: Florian Spielauer, Wien

Druck: finidr

Printed in the EU

ISBN 978-3-99002-162-0

E-ISBN 978-3-99111-725-4

SIND SIE ANFÄNGERIN?

Lassen Sie mich raten … Sie sind eine Frau! Vermutlich haben Sie diesen Ratgeber für sich selbst gekauft, weil Sie schon länger ein Thema mit Ihrer Blase haben. Vielleicht verlieren Sie beim Joggen ungewollt Harn bzw. möchten wieder sicher mit Ihrem Lieblingssport beginnen. Oder Sie würden den einen oder anderen Tipp gerne Ihrem Mann oder Vater näherbringen. Vielleicht haben Sie das Buch auch von einer wohlmeinenden Freundin geschenkt bekommen (in diesem Fall beglückwünsche ich Sie zu dieser wertvollen, offenen Beziehung, die Sie gut pflegen sollten). Wie auch immer – dieses Buch will Anregungen geben, außer den bereits versuchten Therapien noch andere zu probieren. Es soll die Angst vor dem inneren Schweinehund nehmen. Es soll Sie ermutigen, sofort mit ersten kleinen Schritten die Blase und den Beckenboden gesund zu halten oder gesund zu machen.

Die meisten der beschriebenen Beschwerden, Probleme und Alltagssituationen kenne ich aus meinem Berufsalltag im Krankenhaus, durch Gespräche im Freundeskreis und aus eigener Erfahrung. Daher weiß ich auch, dass nicht jede Therapie für jede(n) geeignet ist und hilft. Zur Gesunderhaltung und Behandlung von Blase und Beckenboden habe ich viele einfache Rezepte, Hausmittel und Übungen zusammengestellt, die Sie sofort in Ihren Tagesablauf einbauen können. Suchen Sie sich heraus, was zu Ihnen passt! Dabei hilft, wie immer in der konservativen Therapie (also in einer Therapie ohne operativen Eingriff), die Regelmäßigkeit der Maßnahmen. Also lieber 5-mal pro Woche kurz und konsequent als 1-mal in der Woche lang und viel. Und das über einen längeren Zeitraum. Legen Sie dieses Buch erst einmal auf die Toilette und nützen Sie jeden Klogang für fünf Minuten Wissen.

Denn dies ist ein Buch für Anfängerinnen: für Menschen, die heute anfangen wollen!

Alles LiebeNathalie Rosenegger

INHALT

Hinweise zur Anwendung

Ein kurzer Rundgang durch die Anatomie von Harnwegen und Beckenboden

Woher kommt der Urin?

Von den Nieren abwärts

Die Harnblase

Wie funktionieren die Schließmuskeln?

Wenn es brennt und man dauernd rennt: Der Harnwegsinfekt (HWI)

Wie äußert sich ein HWI?

Honeymoon-Zystitis

Unsere Türsteherin: die Schleimhaut

Ausreichend trinken

Harnwegsinfektionen vorbeugen

Restharn – der Nährstoffsee für Bakterien

Verursachen kalte Füße eine Blasenentzündung?

Schau auf dich: Immunsystem stärken

Unkomplizierte Blasenentzündungen natürlich behandeln

Wärme und Ruhe

Vitamin C macht’s Bakterien ungemütlich

Grüne Kraft aus der Wiese

Die überaktive Blase schläft nicht

Ursachen von Reizblase und Dranginkontinenz

Pinkeln in der Dusche und Schlüssel-Inkontinenz

Damit bekommen Sie eine überaktive Blase in den Griff

Weniger Druck durch Entspannung

Von allem etwas: Mischinkontinenz

Tröpfchenweise: Die Überlaufblase

Men’s only: Die Prostata

Beckenbodentraining rund um die Prostata-Operation

Muskelaktivierung durch Elektrostimulation

Das schwarze Gold

Starke Mitte: Der Beckenboden

Schüssel oder Trampolin?

Hoppla … Belastungsinkontinenz

Senkungen und Restharn

Letzter Ausweg Operation?

Blasenschwäche in den Wechseljahren

Leaking im Zyklus

Stress und Inkontinenz

Nach der Schwangerschaft

Selbsttest: Wie gut können Sie Urin halten?

Fitness für die Mitte – ohne Matte

Haltung zeigen

Aktive Atmung

Druckerhöhung im Bauchraum vermeiden

Der Klopapierthron

Trendsportart „Intimfitness“

Das Stadion

Beckenboden spüren

Beckenboden-Workout

Der Beckenboden trainiert nicht gern allein

Lockerlassen

Dehnen und Verspannungen lösen

So halten Sie durch!

Erste Hilfe bei unfreiwilligem Harnverlust

Kann ich auch Binden für Monatshygiene verwenden?

Welche Größe benötige ich?

Ihr Erfolg ist messbar

Sie sind nicht allein

Blasentagebuch

Befund lesen: Medizinische Fachausdrücke

Heilpflanzen anwenden

Rezepte und Anwendungen

So ein Buch schreibt sich nicht allein

Literatur

HINWEISE ZUR ANWENDUNG

Die Ursachen einer gestörten Blasenfunktion und/oder von unfreiwilligem Harnverlust sind vielfältig und abhängig von Geschlecht, Alter, Körperbau, Gewicht, Trainingsstatus, Stresslevel, Hormonen, Ernährung, Immunsystem, Genetik, Schwangerschaften, Vernarbungen u. v. m. Plötzlicher, unaufschiebbarer Harndrang, ungewollter Harnverlust beim Sport oder eine Blasenentzündung, die uns 20-mal am Tag auf die Toilette zwingt, sind Beschwerden, die fast jede(r) kennt. Je länger dies unbehandelt bleibt, desto unklarer und weniger voneinander abgegrenzt werden die Symptome – und desto umfangreicher gestaltet sich deren Behandlung.

Naturheilkunde und Training können oftmals wiederkehrende Antibiotikatherapien und operative Eingriffe verschieben oder sogar überflüssig machen. Selbst internationale urologische, nephrologische und gynäkologische Leitlinien empfehlen bei leichten bis mittleren Beschwerden den Einsatz von Pflanzenheilmitteln und Beckenbodenkräftigung. So können die vorgeschlagenen Mittel auch begleitend zu einer medizinischen Betreuung angewendet werden.

Damit Blase und Beckenboden wieder in Balance kommen, braucht es vielleicht ein wenig Geduld und Konsequenz. Und auch hier gilt: Sollte innerhalb weniger Wochen keine wesentliche Besserung oder sogar eine Verschlechterung eintreten, suchen Sie das Gespräch mit einer Urologin, einer Gynäkologin oder einer Physiotherapeutin.

Die meisten Therapiemaßnahmen sind für Männer ebenso geeignet wie für Frauen. Die männliche Harnwegs- und Beckenbodenanatomie unterscheidet sich zwar etwas von der weiblichen, aber viele Beschwerden können mit denselben Therapiemaßnahmen behandelt werden.

Alle beschriebenen Rezepturen und Hausmittel sind bei bedachter Anwendung zur Langzeittherapie geeignet und frei von unerwünschten Wirkungen. Sollte ein Mittel nicht verträglich sein, zeigt sich dies bei äußerlicher Anwendung z. B. durch das Auftreten von Ausschlägen. Bei innerlicher Anwendung kann sich eine Unverträglichkeit z. B. in Magenproblemen oder Kopfschmerzen wenige Stunden nach der Einnahme äußern. In diesem Fall wählen Sie ein anderes Mittel.

Die vorgestellten Maßnahmen stellen keinen Ersatz für notwendige medizinische Behandlungen dar, sondern bieten Ergänzung und Begleitung. Schränken die Beschwerden die Lebensqualität deutlich ein, vermuten Sie eine Schwangerschaft oder zeigen die beschriebenen Anwendungen keine Wirkung, ist ärztlicher Rat einzuholen. Die Anwendung der Therapiemittel erfolgt auf eigene Verantwortung.

Zur besseren Lesbarkeit wird im Folgenden weitgehend auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Es wird die weibliche Form als generisches Femininum verwendet, das keine Aussage über das Geschlecht trifft.

EIN KURZER RUNDGANG DURCH DIE ANATOMIE VON HARNWEGEN UND BECKENBODEN

Die Ursachen von Blasenbeschwerden, Schmerzen im Becken und unfreiwilligem Harnverlust werden verständlicher, wenn man die Funktionsweise der beteiligten Körperregionen und Organe betrachtet. Umso deutlicher zeigt sich hier auch, dass alle beteiligten Strukturen nicht voneinander getrennt werden können. In unserem Körper hängt alles zusammen. Funktioniert ein Rädchen nicht, läuft das gesamte Getriebe unrund. Eine Zeitlang kann der Körper eine Fehlfunktion gut wegstecken, aber längerfristig wirkt sich dies negativ auf andere Mitspieler aus und die Funktion verschlechtert sich zusehends. Daher stelle ich viele Behandlungen vor, die der Gesunderhaltung aller beteiligten Körperstrukturen dienen. So ist es z. B. sinnvoll, einige Maßnahmen für den Beckenboden auch dann durchzuführen, wenn Sie nicht unter Beschwerden leiden, die von schwacher Beckenbodenmuskulatur herrühren. Oder die Tipps zur Blasenpflege zu beherzigen, um dieses Organ vorbeugend gesund und leistungsfähig zu halten.

Woher kommt der Urin?

Wenn Sie ein Glas Wasser trinken, landet dieses erst im Magen, dann im Darm und wird hier schließlich ins Blut aufgenommen. Nun durchläuft das Wasser erst einmal den ganzen Körper und umspült im Blut unsere Zellen, um sie u. a. mit Sauerstoff und Mineralsalzen zu versorgen. Auf dem Rückweg nimmt es mit dem Blut gleich noch alles mit, was nicht mehr benötigt wird. Ab jetzt geht es zur ersten Station der Harnwege: den Nieren. Hier wird der Urin gebildet.

Urin ist das Ausscheidungsprodukt der Harnorgane. Wie auch bei anderen Ausscheidungen, z. B. Schweiß, Ausatemluft oder Stuhl, handelt es sich hier um ein Stoffwechselendprodukt. Der Körper wandelt durch den Stoffwechsel permanent Bestandteile aus Flüssigkeiten, Nahrung, Atemluft, Licht, Medikamenten und körpereigenen Substanzen in lebenserhaltende, energiespendende und aufbauende Elemente um. Was dabei nicht oder nicht mehr benötigt wird, scheiden wir aus. Das gilt ebenso für Giftstoffe, schadhafte Zellen und Krankheitserreger.

Übrigens sind beide Bezeichnungen, Urin und Harn, korrekt.

Das Wort Urin leitet sich aus dem Altgriechischen und aus dem Lateinischen ab und bedeutet in diesen Sprachen „Wasser“. So abwegig ist diese Bezeichnung nicht, denn Harn besteht zu rund 95 % aus Wasser. Die übrigen 5 % setzen sich vorwiegend aus Elektrolyten, Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin, Fremd- und Giftstoffen sowie aus kleinen Mengen Zucker, Eiweiß, Hormonen und Duftstoffen zusammen. Die gelbe Farbe entsteht aus den Abbauprodukten des Blutfarbstoffs Hämoglobin.

Gebildet wird Urin also in den Nieren. Wenn wir uns vorstellen, dass der Harn das Abwasser des Körpers darstellt, dann sind die Nieren – als sogenannte harnbereitende Organe – die Kläranlage. Hier wird entschieden, welche Stoffe den Körper mit dem Urin verlassen müssen und welche noch gebraucht werden. In etwa so groß wie ein Päckchen Taschentücher, sitzen die Nieren links und rechts der Wirbelsäule, gut geschützt durch die untersten Rippen und die Rückenmuskulatur.

Aufgaben der Nieren

Filtern und Ausscheiden von Giftstoffen und wasserlöslichen Stoffwechselendprodukten wie z. B. Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin

Regulierung des Elektrolyt- und Wasserhaushalts

Regulierung des Blutdrucks und Blutbildung

Beteiligung am Knochenstoffwechsel und -aufbau

Konstanthalten des Verhältnisses von Säuren und Basen im Blut (pH-Wert bei 7,4)

Innerhalb von 24 Stunden durchläuft das Blut etwa 300-mal das Filtersystem der Nieren. So werden pro Tag bis zu 1800 Liter Flüssigkeit gefiltert, und es entstehen im ersten Durchgang 150 bis 180 Liter Primärharn. Davon holt sich der Körper den größten Teil des Wassers und darin gelöste, brauchbare Substanzen, wie z. B. Eiweiß, Zucker, Natrium, Magnesium usw., wieder zurück. Schlussendlich verlassen nur etwa 1,5 Liter als konzentrierter Urin den Körper. Unser Organismus ist ein Recycling-Musterbeispiel.

Übrigens: Je mehr Wasser wir trinken, desto heller wird der Urin. An der Farbe des Urins kann man ablesen, ob man genug Wasser (oder andere antialkoholische, ungezuckerte Getränke) zu sich genommen hat:

Ist der Urin hellgelb, haben Sie genug Wasser getrunken.

Intensives Gelb erinnert Sie daran, noch ein paar Gläser zu trinken.

Ist der Harn dunkelgelb bis orange, sind Sie schon leicht dehydriert, also unterversorgt mit Flüssigkeit. Sie sollten in nächster Zeit mehr und regelmäßig Wasser zu sich nehmen.

Auch Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel können den Urin färben. So ist er z. B. nach dem Verzehr von Roten Rüben rot oder kann nach Spargelgenuss unangenehm riechen.

Von den Nieren abwärts

Ableitende Harnwege

Von jeder Niere transportiert ein Harnleiter wie ein Schlauch den Urin in die Harnblase. Damit er nicht in die Nieren zurückfließt, sind die Harnleiter mit einer Muskelschicht ausgekleidet, die die Flüssigkeit wellenförmig nach unten in die Harnblase befördert. Dort wiederum sorgen bindegewebige Ventile dafür, dass der Urin nicht von der Blase zurück in die Harnleiter fließt. Selbst im Kopfstand funktioniert das Einbahnsystem der Harnleiter perfekt. Bei einer schweren Harnwegsinfektion ist diese Barriere nicht mehr voll funktionsfähig, dann können Krankheitserreger von der Blase zurück in die Harnleiter bis zu den Nierenbecken aufsteigen. Mehr dazu im Kapitel Harnwegsinfekt.

In der Harnblase wird der Urin gesammelt und schließlich über die Harnröhre ausgeschieden.

Die Harnröhrenöffnung befindet sich bei der Frau oberhalb – also bauchwärts – des Scheideneinganges, beim Mann liegt sie an der Spitze der Eichel.

Der pH-Wert des Urins ist mit einem Wert zwischen 5 und 7 meist leicht sauer, um das Wachstum von Bakterien zu verhindern. Empfindliche Haut, wie z. B. im Windelbereich eines Babys, reagiert oft mit Rötungen auf dieses saure Milieu. Die Harnwegsorgane sind vor Reizungen gut geschützt: Schleimhäute kleiden Harnleiter, Harnblase und Harnröhre aus.

Harnblase

Die Harnblase

Dieser hohle Behälter aus Bindegewebe, Muskelgewebe und Schleimhaut sitzt hinter der Schambeinfuge, dem tastbaren Knochenvorsprung am oberen Rand der Schambehaarung. Hier wird der Urin gesammelt.

Die weibliche Blase kann bis zu 550 ml aufnehmen, die männliche bis zu einem dreiviertel Liter. Bei ca. einem Viertelliter Füllung spüren wir einen ersten, leichten Harndrang. Bei ca. 0,4 Liter wird der Drang so stark, dass wir uns schleunigst entleeren wollen und auch müssen. Hier kommt der Harnblasenauspresser oder Detrusor-Muskel zum Einsatz. Wie der Name schon vermuten lässt, zieht er sich im richtigen Moment zusammen und presst so den Urin heraus. Er gibt der Harnblase auch ihre Form. Die innere Blasenwand ist in kleine Falten gelegt, damit sie sich während der Befüllung ausdehnen kann. Hier liegen Rezeptoren, welche laufend den Füllstand messen.

Wie funktionieren die Schließmuskeln?

Damit kein Harn unfreiwillig austritt, wird die Harnröhre von einem inneren Schließmuskel und der Beckenbodenmuskulatur verschlossen. Dabei bildet der Beckenboden den äußeren Schließmuskel und auch den wirkungsvolleren Verschluss. Der Beckenboden ist ein mehrschichtiges Geflecht aus Muskeln, Bindegewebe und Haltebändern und erfüllt viele Funktionen. Er ist z. B. auch maßgeblich an der Atmung oder an einer aufrechten Haltung beteiligt.

In der Blase wird der Harn so lange gesammelt, bis die Blasenwand sich genug dehnt, um eine Entleerung auszulösen

a) Solange die Blase leer ist, bleibt die Muskulatur der Blasenwand entspannt, Schließmuskel und Beckenboden sind angespannt.

b) Während der Blasenfüllung mit Urin bleibt das Verschlusssystem weiterhin angespannt, während Sensoren in der Blasenwand Spannung wahrnehmen und die Information ans Gehirn weiterleiten. Langsam entsteht Harndrang.

c) Ist die Blase schließlich voll und damit genug gedehnt, haben wir das Gefühl, dringend die Toilette aufsuchen zu müssen. Dann gibt unsere Kommandozentrale Gehirn den Befehl an die Schließmuskeln, locker zu lassen. Die Blasenmuskulatur spannt sich nun an, um den Urin herauszupressen.

Warum leiden mehr Frauen als Männer unter Blasenschwäche und unfreiwilligem Harnverlust?

Eine Erklärung dafür findet sich in der Anatomie dieser Muskel- und Faszienplatte. Während der Beckenboden beim Mann nur zwei Durchlässe aufweist, nämlich für Harnröhre und Darmausgang, weist er bei der Frau drei Unterbrechungen auf, weil die Scheide und damit der Geburtskanal ebenfalls durch den Beckenboden gehen. Je mehr Unterbrechungen, desto instabiler kann das Verschlusssystem werden.

Das erklärt die enorme Bedeutung von Rückbildungsübungen nach der Geburt. Während einer Schwangerschaft lastet bedeutend mehr Gewicht auf dem Beckenboden. Darüber hinaus wird der Beckendurchlass bei Vaginalgeburten kurzfristig enorm gedehnt. Die Muskulatur und der Halteapparat des Beckenbodens müssen unterstützt werden, um Gebärmuttersenkungen und Organvorfälle zu vermeiden.

Außerdem ist bei Frauen die Harnröhre wesentlich kürzer als bei Männern. Dadurch können Infektionen leichter in die Blase oder in die Nierenregion aufsteigen. Eine derart gereizte Blase reagiert z. B. durch häufigen Harndrang auf wiederkehrende Infektionen.

Auch Schwankungen im weiblichen Hormonspiegel durch den Menstruationszyklus, durch Schwangerschaft oder das Klimakterium können unfreiwilligen Harnverlust verursachen.

Bei Frauen ist der Beckenboden dreimal unterbrochen – für die Harnröhre, die Scheide und den Darmausgang

Wenn es brennt und man dauernd rennt: Der Harnwegsinfekt (HWI)

Diese auch als „Blasenentzündung“ oder „Zystitis“ bezeichnete Erkrankung ist den meisten Frauen gut bekannt – es ist die häufigste bakterielle Infektionskrankheit bei Frauen. Verursacht wird sie von Bakterien, die großteils aus dem Darm stammen und über die Harnröhre in die Blase, mitunter auch ins Nierenbecken aufsteigen („aufsteigende Infektion“). Überwiegend heißt der bakterielle Übeltäter Escherichia coli, dicht gefolgt von Klebsiella pneumoniae und Proteus mirabilis. Aber auch mechanische Reizungen, wie sie z. B. bei einer Harnkatheterentfernung auftreten, können eine Entzündung von Harnröhre und Blase auslösen. Schlecht gereinigte Toiletten hingegen sind als Überträger unwahrscheinlich. Anders sieht es in Schwimmbädern aus, wenn das Wasser nicht ausreichend desinfiziert oder ausgewechselt wird.