Willenskraft - Mindset und Motivation im Alltag - René Kagels - E-Book

Willenskraft - Mindset und Motivation im Alltag E-Book

René Kagels

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Beschreibung

In der modernen Welt werden wir täglich mit Stress konfrontiert, was unserer Gesundheit schadet. Der Motivationsratgeber Willenskraft hilft dabei, seine innere und äußere Haltung zu verbessern und somit das Stresslevel zu minimieren. Dafür bietet das Buch zahlreiche Übungen, die sich allen Ebenen der Gesundheit widmen – Körper, Geist und Seele. Dabei zeigt Autor René Kagels beispielsweise auf, wie man sich in extremen Stresssituationen regulieren und wieder ins Gleichgewicht bringen kann.

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Seitenzahl: 185

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Allgemeine Hinweise

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René Kagels

WILLENSKRAFT

Mentale Strategien und Übungen gegen Stress

Willenskraft – Mentale Strategien und Übungen gegen Stress

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2021 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA), www.w-s-p-a.org

eISBN: 978-3-8403-3767-3

E-Mail: [email protected]

www.m-m-sports.com

INHALT

Online-Coaching

1KONZEPT RENÉ KAGELS – MOTIVATIONSHELFER, PROBLEMBEWÄLTIGUNG, HILFE DURCH BEWEGUNG UND MINDSET

1.1Vorwort

1.2Meine Geschichte

1.3Meine Problembewältigung und Motivation

2DIE MODERNE BEDROHUNG UNSERER GESUNDHEIT: EMOTIONEN, STRESS, ZIVILISATIONSKRANKHEITEN

2.1Aber wie entstehen unsere Emotionen?

2.2Wie äußern sich gesundheitliche Probleme?

2.3Der Körper ist der Spiegel deiner Seele

3ERKENNE DICH SELBST – SELBSTVERANTWORTUNG

3.1Medicine Walk in der Natur

3.2Talente entdecken und fördern

3.3Komme auf die Rennstrecke

3.4Es ist an der Zeit – schließe einen Pakt mit dir selbst und übernimm die Verantwortung für dein Leben

3.4.1Visionboard/Visionstafel

3.4.2Gesunder Egoismus trifft Liebe

4REGENERATION – SCHLAFEN KÖNNEN WIR NUR, WENN WIR AM LEBEN SIND!

4.1Ursachen für einen gestörten Schlafrhythmus

4.2Regeneration

4.2.1Autonomes Nervensystem und Sympathikus

4.2.2Autonomes Nervensystem und Parasympathikus

4.3Herzratenvariabilität

4.4Die Atmung ist gegenwärtig

4.5Kältereize

5KOMPLEXE, KOORDINATIVE DRILLS LASSEN UNS DEN ALLTAG VERGESSEN

5.1Übung macht den Meister

5.2Koordination

5.2.1Individuelle Übungen zum Thema Koordination

5.2.2Koordinationsübungen im Team

6HALTUNG – EIN GESUNDER GEIST IN EINEM GESUNDEN KÖRPER

6.1Übungsauswahl – wieso – weshalb – warum?

6.2Übung macht den Meister

6.3Rumpf ist Trumpf

6.3.1Individuelle Übungen zum Thema Rumpf

6.3.2Rumpf ist Trumpf im Team

7MOBILISATION DER GELENKE UND DER WIRBELSÄULE

8SCHNELLKRAFT IM ALTER

9LEISTUNGSFÄHIGER UND BEWEGLICHER WERDEN DURCH KRAFTTRAINING

9.1Individuelles Training

9.2Krafttraining im Team

10AKTIVE ERHOLUNG

11KÖRPERWAHRNEHMUNG IM TEAM

12SCHLUSSWORT UND DANKSAGUNG

ANHANG

1Danksagung Autor

2Fußnoten

3Bildnachweis

Liebe Leserin und lieber Leser,

Bevor du anfängst, dieses Buch zu lesen, um deinem Leben die für dich notwendigen Impulse zu geben, solltest du dir unbedingt das folgende Video ansehen. Es wird dir helfen, Zusammenhänge zu verstehen und das Optimum für dich aus diesem Trainingsprogramm zu ziehen.

Bevor du also weiterliest, sieh dir das Bonusvideo unter folgendem Link an.

Vorsicht: Dieses Video weckt deine Willenskraft!

Buch-willenskraft.de

Hier geht’s zum geheimen Video

 

ONLINE-COACHING

Hier geht’s zur Willenskraft-App:

https://service.gymx-app.de//login

Wenn du einen individuellen Trainingsplan für zu Hause oder Informationen zur Willenskraft-Methode möchtest, besteht die Möglichkeit, die Willenskraft PT-App auf dein Smartphone zu laden und uns per Messenger zu kontaktieren.

Wichtig: Damit du immer die aktuellsten App-Inhalte erhältst, solltest du über den Profilbutton regelmäßig den „CACHE“ neu laden.

1.Registrierung

2.Anmeldung

3.Code eingeben: 1234

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KONZEPT RENÉ KAGELS – MOTIVATIONSHELFER, PROBLEMBEWÄLTIGUNG, HILFE DURCH BEWEGUNG UND MINDSET

1.1VORWORT

Begrüßung

https://download.m-m-sports.com/extras/Willenskraft/Begruessung.mp4

Willenskraft Intro

https://download.m-m-sports.com/extras/Willenskraft/Intro.mp4

Nichts, was uns passiert, bestimmt unser Leben, sondern die Bedeutung, die wir dem Geschehenen beimessen, entscheidet über den Einfluss, den es auf unser Leben hat: Dementsprechend bestimmen wir selbst den Verlauf – positiv oder negativ. Natürlich gibt es auch Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel unsere Herkunft, unsere Familie und unser Geschlecht, auf die wir keinen Einfluss nehmen können. Aber im Verlauf unseres Lebens können wir natürlich Einfluss darauf nehmen, wie diese zwischenmenschlichen Beziehungen unser Leben prägen oder auch nicht.

Es gibt leider unzählige Beispiele von Menschen, deren Leben, trotz eines vermeintlichen „Traumlebens“, hoher Anerkennung und Ansehens in der Gesellschaft, in selbstzerstörerische Tendenzen entgleiste. Der umgekehrte Fall tritt nicht weniger häufig auf. Eine problematische Herkunft, eine körperliche oder wirtschaftliche Einschränkung oder ein Schicksalsschlag kann eine Ausrede, ein Grund zum Scheitern oder auch ein Antrieb sein. Einen Antrieb aus dem Mangel und aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke zu entwickeln! Vielleicht ist es stark, schwach zu sein?

Als die Olympiasiegerin Wilma Rudolphs zur Welt kam, kämpfte sie ums Überleben. Die spätere „schwarze Gazelle“ wog gerade einmal zwei Kilogramm, litt an Kinderlähmung und erkrankte an einer schweren doppelseitigen Lungenentzündung und Scharlach. Im Alter von sechs Jahren machte Wilma Rudolph die ersten Lauferfahrungen mit einer Schiene. Vielleicht war der sehnliche Wunsch, selbstständig laufen zu können, der Grund für die späteren Erfolge.

Nur 14 Jahre später eroberte sie die Herzen der Zuschauer im Olympiastadion von Rom. Am 9. Juli 1960 lief Wilma als erste Frau der Welt 200 Meter unter 23 Sekunden. Nur drei Jahre später beendete sie ihre kurze Karriere. Sie starb im Alter von 54 Jahren an einem Gehirntumor in Nashville (Tennessee).1*

Ihr Leben schien eine Schnellstraße zwischen Leben und Tod zu sein. Aber über ihren Tod hinaus führt sie das fort, wofür sie gelebt hat – das Laufen und den Kampf für Gleichberechtigung. Die von ihr ins Leben gerufene Wilma Rudolph Foundation unterstützt schwarze Nachwuchsathletinnen.

Stephen Hawkins, Steve Jobs, Karl Lagerfeld und zum Beispiel die Klitschko-Brüder – diese wirklich großen Persönlichkeiten –, hatten, trotz unterschiedlichster Herkunft, eines gemeinsam: den Mut und die Begeisterung, für das einzustehen, was sie lieben. Im Google®-Wörterbuch wird Mut wie folgt beschrieben:

„Mut ist die Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält.“

„Mut ist die Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden; Furchtlosigkeit angesichts einer Situation, in der man Angst haben könnte.“

Unsere größte Angst

„Unsere größte Angst ist nicht, unzulänglich zu sein.

Unsere größte Angst ist, grenzenlos mächtig zu sein.

Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, ängstigt uns am meisten.

Wir fragen uns: Wer bin ich denn, dass ich so brillant sein soll?

Aber wer bist Du, es nicht zu sein?

Du bist ein Kind Gottes.

Es dient der Welt nicht, wenn Du dich klein machst.

Sich klein zu machen, nur damit sich andere

um dich herum nicht unsicher fühlen, hat nichts Erleuchtetes.

Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes,

der in uns ist, zu manifestieren.

Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem Einzelnen.

Und wenn wir unser Licht scheinen lassen,

geben wir damit unbewusst anderen die Erlaubnis,

es auch zu tun.

Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind,

befreit unsere Gegenwart automatisch die anderen.“

aus: Marianne Williamson: A Return to Love2

1.2MEINE GESCHICHTE

Der Sinn des Lebens besteht darin, zu leben

Meine eigene Geschichte in Kurzform zu Papier zu bringen, fällt mir ungemein schwer. Mein Leben ist nicht vergleichbar mit dem der von mir aufgeführten Prominenten. Um den Zeitraum von meiner Geburt bis zum heutigen Tag zusammenzufassen, wäre „Kampf oder Flucht“ der perfekte Leitsatz. In erster Linie der Kampf mit mir selbst und die Flucht vor mir selbst.

Abb. 1: Der Autor heute

Ich bin aufgewachsen in Herford. Der Stadtteil, in dem ich die ersten 12 Jahre lebte, war ein sozialer Brennpunkt und bekannt für sein kriminelles Milieu. Es kam vor, dass Fernseher aus geschlossenen Fenstern im vierten Stock auf Menschen, die auf der Straße standen, flogen. Es wurden auch Bierflaschen nach Kindern geworfen, die den alkoholisierten Nachbarn mit der Klingeljagd verärgert hatten. Autorennen am Wendeplatz und Drogenkuriere waren ebenso fester Bestandteil meiner Kindheit, wie das gemeinschaftliche Baseballspiel mit 30 Kindern und Jugendlichen auf der Wiese zwischen den Wohnblocks.

Als blonder deutscher Junge in einer Gegend, deren Bewohner zum Großteil Süd- und Osteuropäer waren, musste ich auch Mobbing und Schläge erfahren. Ich war jedoch ein willensstarkes Kind. Mangelnde Akzeptanz und Unterdrückung habe ich erst durch meine sportlichen Erfolge und später durch körperliche Überlegenheit in Angst umgekehrt. Als ich das spürte, verlor ich die Kontrolle und war zum ersten Mal süchtig.

Tür an Tür mit Menschen zu leben, die ihrem vermeintlichen Schicksal ausgeliefert sein wollten, ist nicht die beste Art, aufzuwachsen. Dennoch entwickelte sich später auch eine gewisse Stärke aus den Erfahrungen, die ich machen durfte.

Mein bester Freund, als ich vier Jahre alt war, hieß Joseph. Er wohnte direkt neben uns, Tür an Tür. Joseph war Ende 50, polnischer Einwanderer und schwerster Alkoholiker. Manchmal saß ich stundenlang neben ihm am Küchenfenster und stopfte ihm seine Zigaretten, während er sein Paderborner Dosenbier trank. An anderen Tagen fuhren wir zusammen mit seinem Hercules-Mofa – ich auf dem Gepäckträger, ihn fest umklammernd – in den Schrebergarten von Joseph und kümmerten uns um das Gemüse.

Abb. 2: Das Haus in der Halberstädter Straße in Herfeld

Wir hatten ein fast familiäres Verhältnis zueinander und Joseph entwickelte sich zu meiner Bezugsperson. Nachts wurden oft alle Hausbewohner Zeuge lautstarker Handgreiflichkeiten zwischen Joseph und seiner Frau Irene, die nicht selten total eskalierten. Als ich im Alter von neun Jahren die Nordstadt verließ, weil mein Vater in einer angeseheneren Gegend ein Haus baute, war das Letzte, was ich von Joseph hörte, dass er sich im Vollrausch selbst die Kehle durchgeschnitten hatte.

Ich habe schon als kleines Kind das Element Wasser lieben gelernt. Vom ersten Augenblick an, als ich die unzähligen Wellen in diesem riesigen Becken bewusst wahrnehmen konnte, fühlte ich die dahinter verborgene grenzenlose Macht des Wassers. Ich genoss es förmlich, im Wasser bei mir zu sein, meinen Atem und diese Kraft zu spüren, die ich im Laufe der Jahre durch intensives Training aufbaute.

Ich konnte stärker werden, wachsen und zweimal am Tag trainieren, doch je schneller und kraftvoller ich schwimmen wollte, desto eher erreichte ich meine mentalen und physischen Grenzen, bis meine Muskeln ermüdeten und mein innerer, tobender Zustand, meine Wut, mein inneres Feuer wie eine kleine Flamme erloschen. Es gab kaum einen Wettkampf, bei dem ich nicht auf dem Treppchen stand und von oben auf die klatschenden Menschen blickte. Ich wurde gesehen!

Aber trotzdem blieb dieses unbeschreibliche Gefühl der Trauer und der Einsamkeit in mir und wollte nicht weichen. Heute kenne ich den Grund.

Abb. 3: Als erfolgreicher Schwimmer auf dem Treppchen

Ich bekam eine Medaille, aber wollte eine Umarmung. Ich hatte Erfolg, aber wollte Liebe. Anerkennung und Liebe sind zwei unterschiedliche Bedürfnisse, zwischen denen ich damals nicht unterscheiden konnte. Für meinen Erfolg bekam ich die Anerkennung meines Vaters. Misserfolg bedeutete oft, tagelang ignoriert zu werden.

Auch wenn mein Vater nicht sehr viel zu Hause war, weil sein Arbeitsalltag es nicht zuließ, förderte er mein sportliches Talent. Aus welchen Gründen auch immer, er tat es. Vielleicht, um sich selbst mehr zu lieben oder um durch mich einen ungelebten Traum zu verwirklichen. Denn auch er hatte ein hartes Leben.

Sein Vater war ein Exoffizier der jugoslawischen Armee, der nicht davor zurückschreckte, seinem Sohn eine geschärfte Axt an den Hals zu halten, weil dieser beim landwirtschaftlichen Arbeiten Widerworte gab oder andere Interessen, wie den Boxsport, vorzog. Im nächsten Augenblick aber küsste mein Opa meinen Vater und sagte ihm, dass er ihn über alles liebte. Paradox und extrem und dennoch so menschlich und mir im Verlauf meines Lebens so bekannt.

Obwohl ich den Einzelsport Schwimmen liebte und alles von den Kreis- bis zu internationalen Meisterschaften geschwommen bin, wollte ich eine Veränderung. Ich wollte kein Einzelkämpfer sein, sondern ein Gefühl der Zugehörigkeit und Bedeutung in einem Team haben. Ich wollte meinem Grundbedürfnis nach sozialen Kontakten auch im Sport nachgehen. Außerdem wollte ich meinem Vater beweisen, dass ich auch gegen seinen Willen in der Lage war, einen anderen Sport zu beginnen und trotzdem erfolgreich zu werden. Ich wollte Liebe, die ich gleichsetzte mit der aus den sportlichen Erfolgen resultierenden Anerkennung meines Vaters.

Also fing ich an mit Fußball. Mein Opa, der sich später das Leben nahm, hatte mich im Stadtverein angemeldet. Meine Mitstreiter waren – im Hinblick darauf, dass drei von ihnen später im Profifußball Fuß fassten – stark und ich brachte es in den ersten Jahren nicht über die Reservebank hinaus. Wenn da nicht dieser unbändige Wille gewesen wäre, zu gefallen und „Anerkennung“ zu erfahren. Ich glaube, dass ich all das zusätzliche Training nicht aus Leidenschaft, sondern viel mehr aus dem Bedürfnis heraus, dieses große schwarze Loch zu füllen, absolvierte. Mehrfach vor gefüllten Hallen ein- und wieder ausgewechselt zu werden, lässt den Schmerz so groß werden, dass du dich in Bewegung setzt und diese grenzenlose Wut zu Energie werden lässt.

Abb. 4: Fußball als neue Leidenschaft

Schließlich fühlte es sich großartig an, von dem Bolzplatz hinterm Wohnblock zu den größten Stadien unseres Landes zu fahren, um dort gegen die Nachwuchsmannschaften der Topvereine Deutschlands zu spielen. Den Rasen zu riechen, die Luft zu atmen – sogar am Ende die Asche aus der Haut zu kratzen – hatte etwas.

Mein Ehrgeiz war ein Resultat meiner Wut und diese übertraf bei Weitem mein Talent. Wut und destruktive Gefühle können aus meiner heutigen Sicht kurzfristige Erfolge erzielen, dennoch sind es keine nachhaltigen Antreiber, weil sie irgendwann ermüden und weil der Mensch, davon bin ich überzeugt, so, wie er existiert, ein positives Dasein und den damit verbundenen positiven Gefühlszustand anstrebt.

Der Wunsch nach Anerkennung trieb mich also weiter dazu an, mich selbst zu überbieten und meine Seele und meinen Körper zu quälen. Es hatte etwas Selbstzerstörerisches. Am Ende des Tages war ich so erschöpft, dass ich zwar keine Wut mehr empfinden konnte und auch kein Bedürfnis nach Anerkennung mehr spürte, aber es blieb immer eine gewisse Leere. „Und was kommt jetzt?“ Heute weiß ich, dass diese Leere nichts mit der Anerkennung zu tun hatte, sondern aus dem nicht befriedigten Wunsch nach Liebe resultierte.

Als im Jahr 1999 meine Mutter an Krebs erkrankte, mein Vater nur noch bei der Arbeit war, um das notwendige Geld für die Familie zu verdienen, war ich komplett verloren. Eine russische Ziehmutter, die von Bonitas gestellt wurde, kochte für uns und half uns bei den Schulaufgaben.

Aber sollte ich davon leben? Oder ging es nur ums Überleben?

Mein Ehrgeiz, nicht mein Talent, hatte mich inzwischen zu einem der renommiertesten Vereine unserer Region geführt. Ich spielte inzwischen für den FC Gütersloh 2000, dessen erste Mannschaft in den Vorjahren in der Zweiten Bundesliga und inzwischen in der Regionalliga angekommen war. Ich hatte einen Spielerberater. Sein Spitzname war Efze „Dreifingerjoe“ – der erste Mensch nach Joseph, der mir jemals das Gefühl gab, etwas wert zu sein und wirklich etwas erreichen zu können, wenn ich dafür kämpfe.

In diesem Jahr sollte ich ins Leistungszentrum des VfL Bochum aufgenommen werden. Ich entschied mich dagegen, da die Krankheit meiner Mutter keine positive Prognose hatte und ich so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen wollte. Also blieb ich in Gütersloh und wechselte später als A-Jugend-Spieler zum damaligen Oberligisten VfB Fichte Bielefeld, um in der Nähe zu bleiben.

Da meine Mutter monatelang mit der Chemotherapie in Hannover beschäftigt war, war keine meiner Bezugspersonen da. Ich flüchtete also immer wieder von zu Hause. Ich fand drei Freunde, deren tägliche Routine darin bestand, Drogen zu beschaffen und zu konsumieren. Beschaffungskriminalität von Diebstahl über Einbruch, Raubüberfälle bis hin zu Körperverletzung gehörte zur Tagesordnung.

Haslim, der sich später im Jugendknast wiederfand, weil er versucht hatte, jemanden mit einem Messer wegen drei Gramm Gras abzustechen, stammte aus dem Kosovo. Serbis lief im Alter von 11 Jahren mit Alditüten voll Geld rum, das er sich durch das Dealen mit Drogen verdiente. Und Gella, der seinen ersten LSD-Tripp mit 12 Jahren hatte, verbrachte nach einem Mordversuch an seiner Mutter Jahrzehnte in der Psychiatrie. (Ich habe selten einen Menschen mit so leeren Augen erlebt.)

Es ist kaum zu glauben, dass es mich nicht so hart erwischte bei dem Lebenswandel, den wir führten. Der Leistungssport gab mir vermutlich immer wieder den Halt, nicht komplett von der Klippe zu stürzen.

Ich lebte ein Doppelleben zwischen Konsumieren und Kotzen auf Clubtoiletten und leistungsorientiertem Fußball bei allen renommierten Nachwuchsmannschaften aus Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. Obwohl auch die Trainer merkten, dass irgendetwas nicht mit mir stimmte, schaffte ich es immer wieder, im Kader zu bleiben. Meine Athletik war durch das Schwimmen überdurchschnittlich gut, was mir half, meinen Lebenswandel zu kompensieren.

Abb. 5: Als Spieler in Aktion beim Kopfball

Beim Spiel hatte ich jedoch keine Freude. Ich entwickelte kein Verständnis für taktische Marschrouten und machte aus dem Fußball meinen Einzelsport. Mit dieser Einstellung konnte ich mich im knallharten Geschäft des Fußballs nicht durchsetzen. In diesem Mannschaftssport mit extremem Konkurrenzkampf sind Einzelgänger fehl am Platz.

Während die Fußballkarriere vor sich hindümpelte und ich meine Emotionen nach wie vor nicht einordnen und kontrollieren konnte, wuchs meine kriminelle Energie ins Uferlose. Ich wollte Anerkennung und gesehen werden und gleichzeitig wollte ich mich nicht fühlen. Ich stahl wie ein Rabe, um genug Geld für meine täglichen Drogen zu haben. Mein Tagesablauf bestand darin, zu stehlen, Drogen zu bestellen und darauf zu warten, diese konsumieren zu können. Dieser Ablauf bestimmte fast sechs Jahre lang täglich mein Leben.

Der Sport spielte jedoch weiter eine tragende Rolle in meinem Leben. Neben all dem Chaos und den kräfteraubenden Erlebnissen war er für mich die wichtigste Stütze.

Er gab mir die Möglichkeit, mich selbst zu reflektieren, zu scheitern und Grenzen zu erleben. Er zeigte mir kompromisslos, dass es Einsatz, Willenskraft, Leidenschaft und Durchhaltevermögen erfordert, das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Er gab mir eine Richtung und belohnte mich immer – früher oder später – für meine Bemühungen und Kraftinvestitionen mit dem Erweitern meiner psychischen und physischen Grenzen. Ich wurde noch widerstandsfähiger und fing an, mich daran festzuhalten, wie ein Säugling an seiner Flasche.

Da ich keine andere Option hatte, um meine Wut auf seelischer Ebene zu erleben und mein Ehrgeiz, sportliche Erfolge zu erzielen, ein Resultat aus dem tiefen Bedürfnis, Anerkennung zu erfahren und gesehen zu werden, war, trainierte ich für einen guten Amateursportler überdurchschnittlich intensiv. Ermüdungsbrüche, Knochenhautentzündungen, Zerrungen und vieles mehr kamen schon mal vor.

Abseits vom Sport erinnere ich mich noch gut, wie ich, geplagt von Gewissensbissen und mit komischem Bauchgefühl und tausenden Fragezeichen im Kopf, nachts allein durch die Straßen zog und – bis auf meine falschen Freunde – nichts hatte.

Viele Jahre Schmerz, Benutzung, seelischer und körperlicher Missbrauch, Drogenkonsum, Beschaffungskriminalität, Gewalt, Hass, Intrige, zahlreiche Selbstmorde in meinem unmittelbaren Umfeld und damit zusammenhängende plötzliche Verluste, schafften es nicht, die Momente der Genugtuung und des Glücks vergessen zu lassen und waren nicht in der Lage, mich von meinem Weg abzubringen. Die Reise von meinem Kopf zu meinem Herzen.

Erst durch die Dunkelheit wird das Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Alles Geschehene hatte seine Berechtigung und ich empfinde tiefe Dankbarkeit dafür, diesen Weg gegangen zu sein.

Mein Leben bestand aus Tiefen und Höhen – Kontraste, die notwendig waren, um für mich ein überlebensnotwendiges Gleichgewicht herzustellen. Durch das Erlebte konnte ich aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke entwickeln, diese als meine Berufung ausleben und schließlich eine Auszeichnung in meiner Branche gewinnen – den „NEOS AWARD für den besten NEWCOMER im Personal Training“. Der Preis steht für Anerkennung und besondere Leistung. Etwas, wofür ich Jahre gekämpft habe. Doch es war immer noch keine Liebe.

Heute weiß ich, dass der Sport mich am Leben erhielt. Denn der Sport gab mir die Möglichkeit, gesehen zu werden und darüber hinaus körperliche Stärke zu entwickeln, die mir wiederum half, mich in meinem gewalttätigen, kriminellen Umfeld durchzusetzen. Außerdem konnte ich Grenzen erleben und diese durch Engagement, Ausdauer und Disziplin erweitern.

Auch heute im Coaching erlebe ich es oft, dass, wenn die Schmerzgrenze erst einmal erreicht und überschritten ist, die Menschen handeln wollen und es auch tun.

•Was hilft uns dauerhaft, der Mensch zu sein, der WIR sein wollen, uns anzunehmen und uns selbst zu erlauben, unser Leben nach unseren Bedürfnissen auszurichten?

Anstatt ein Leben zu leben, welches andere von uns erwarten. Eine Pflanze wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Mich selbst anzunehmen und lieben zu lernen, gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben meines Lebens. Es ist ein ständiger Prozess. Die Grundlage dafür bildet die Selbsterkenntnis. Erst dann, wenn ich weiß, wer ich bin und was ich will, bin ich in der Lage, meinen Weg zu wählen.

Ich danke allen Menschen, die mir immer wieder die Kraft gegeben haben, an mich zu glauben. Ich danke denen, die mich liebten, als ich es selbst nicht tat. Ich danke denen, die erkannten, was ich für ein Mensch bin und warum ich handelte, wie ich handelte und ich danke jedem, der das nicht tat und mir damit umso mehr die Kraft gab, mich auf die Suche zu machen.

Auf die Suche nach meinen tiefsten Ängsten, auf die Suche nach meinem inneren Teufel, meinen Sehnsüchten, meinen mich lähmenden, selbstzerstörerischen Verhaltensmustern zu begegnen und ihnen dabei direkt in die Augen zu schauen und …. zu fallen.

Mein Name ist René Kagels, ich bin Vater, Sportwissenschaftler, ehemaliger Leistungssportler und Unternehmer. Ich bin ein leidenschaftlicher Mensch, Visionär und Trainer, der täglich unterschiedliche Menschen begleitet, während sie ihre körperlichen, seelischen und geistigen Grenzen meist spielerisch erweitern. Ich verfolge lösungsorientierte Ansätze und für mich ist das Glas halb voll.

Ich habe in diesem Buch Möglichkeiten aufgezeigt, die dir in Zeiten von Verwirrung, Kraftlosigkeit, Zweifeln und Ängsten dabei helfen können, wieder zu dir zu finden und Klarheit zu gewinnen. Das Ganze geschieht auf der Basis der drei Ebenen der Gesundheit: Körper, Bewusstsein und Unterbewusstsein.

1.3MEINE PROBLEMBEWÄLTIGUNG UND MOTIVATION

•Was ist, wenn du dir selbst keine Anerkennung geben kannst und dich genau das wütend macht!?

•Wie entkommst du diesem Teufelskreis?

Auf bewusster Ebene treten diese Gefühle viel zu selten in Erscheinung, weil wir es uns nicht erlauben. Schon unsere Kinder werden dazu erzogen, ihren natürlichen Bewegungsdrang oder auch ihre Wut zu unterdrücken, wenn es „nicht angemessen“ ist.

Erst recht in Mannschaftssportarten sind Ausbrüche nicht gestattet. Taktische Vorgaben müssen strikt eingehalten werden, Widerworte werden bestraft, Mangel an Disziplin führt zur Suspendierung. All diese Maßnahmen habe ich am eigenen Leib erlebt.

Ich möchte keinen meiner damaligen Fehltritte rechtfertigen, aber ich bin mir heute sicher, dass sie lediglich der klägliche Versuch waren, ein Gleichgewicht zu erzeugen. Ein inneres Gleichgewicht, welches mir erlauben sollte, mich wahrzunehmen und zu fühlen, Emotionen zuzulassen, um zu bestehen.

Jedes Gefühl hat ein Recht darauf, gefühlt zu werden und es ist aus gesundheitlicher Sicht wichtig, diesen Prozess zuzulassen. Irgendwann holt es uns ein und wenn wir uns weigern, bricht sich das Gefühl häufig auch auf körperlicher Ebene Bahn.