Wipfelficht der Zipfelwicht - Hanah Larson - E-Book

Wipfelficht der Zipfelwicht E-Book

Hanah Larson

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Beschreibung

Wipfelficht fand mich während eines Spazierganges im Wald. Er hat mich überrascht, überrumpelt aber vor allem hat er mich erinnert. Er hat mich an all die fantastischen Wesen erinnert, die uns in der Natur begegnen können oder auch einfach in unserer Fantasie. Wesen, die sich oft unsichtbar machen und sich manch einem zeigen. Es sind Natur- und Fantasiewesen, wie wir sie aus vielen Geschichten kennen und sie sind echt, ein bisschen magisch vielleicht, manchmal auch etwas mystisch aber ansonsten ganz normale Wesen wie du und ich. Wesen mit Schwächen und Stärken, mit Familien und Freunden, mit Ideen, Träumen und viel Humor und Lebensfreude. Sie sind real und fantastisch zugleich und können uns unterhalten, unterstützen, erfreuen, lehren. Wenn sie wollen, findet man sie überall in Stadt und Land und Berg und Tal und Wiese und Wald ... sie sind Teil des Lebens und deshalb nie langweilig, immer für eine Überraschung gut, selten so, wie man es von ihnen erwartet und manchmal voller Magie und Sternenstaub. Genauso wie meine Geschichten, die ich euch heute und immer wieder erzählen möchte.

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Seitenzahl: 71

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Wipfelficht der Zipfelwicht

Drago Feuerspei

Mara Löwenherz

Rosemarie die Tanzfee

Wipfelficht der Zipfelwicht

Das ist Wipfelficht. Kannst du ihn erkennen? Nein? Oh, dann schau doch nochmal genauer hin. Naja, du hast schon recht, er hat sich etwas versteckt.

Aber vielleicht kannst du mal das Bild bewegen, hin und her und von dir weg und wieder zu dir hin. Du könntest mal von der Seite darauf schauen oder von schräg oben. Manchmal hilft es, wenn man seinen Blickwinkel ein wenig ändert und schon nimmt man die Dinge ganz anders wahr oder man entdeckt etwas Neues.

Macht es dir Freude, etwas zu entdecken? Ja? Na dann wirst du Wipfelficht sicher gleich erkennen. Also da links oben auf dem Ast. Da sitzt er. Siehst du ihn jetzt? Ja?Super!

Du meinst, er schaut grimmig? Lass dich nicht täuschen! Oft ist etwas oder jemand ganz anders, als es oder er scheint.

Ich werde dir gleich Wipfelfichts Geschichte erzählen und dann wirst du merken, wie lustig und gewitzt er ist. Ein echter Schelm und Spaßvogel.

Ich habe Wipfelficht übrigens während eines Spazierganges durch den Wald kennengelernt.

Ich wanderte zu einem wundervollen riesigen Wasserfall. Auf dem Weg dorthin habe ich Wipfelficht noch gar nicht bemerkt. Ich merkte nur, wie mir plötzlich ein kleiner Zweig auf den Kopf fiel, während ich den Weg bergauf lief. Ich dachte mir nichts dabei und bin einfach weitergegangen.

Doch als ich den Weg zurückging, war es, als ob mich jemand riefe.

Kennst du das auch? Man hört es nicht wirklich. Es ist mehr so… ein Gefühl.

Also ich hatte jedenfalls das Gefühl, als riefe mich je mand, und ich schaute mich um. Aber keiner sah zu mir her. Anscheinend wollte niemand meine Aufmerksamkeit. Ich schaute weiter suchend umher und dann nach oben.

Und da sah ich ihn. Er schaute mich an, und ich schaute ihn an. Irgendwie sah er lustig aus, wie er da oben auf dem Ast hockte.

Ich fragte ihn, ob ich ihn fotografieren dürfte, da ich so ein Kerlchen wie ihn noch nie gesehen hatte.

Da fing er an zu schimpfen: Ja, das käme davon, weil wir Menschen nicht richtig schauen, …weil wir unaufmerksam durch die Gegend liefen und überhaupt nicht darauf achten würden, was es alles zu entdecken gäbe. Ständig wären wir mit unseren Gedanken sonst wo, nur nicht da, wo wir gerade sind. Man könne uns mit Ästen und Blättern bewerfen und noch nicht mal das würden wir bemerken. Dabei könnten wir soviel Schönes sehen, wenn wir aufmerksamer wären und uns wirklich umschauen und beobachten würden…

Ich hatte ihm schweigend zugehört und musste ihm Recht geben. Ich war hierher gekommen, um zum Wasserfall zu gehen.

Den ganzen Weg über habe ich nur daran gedacht, dass ich gleich den Wasserfall sehe und was für tolle Fotos ich dort mache und wie es wohl sein wird,… Ich war mit meinen Gedanken so weit voraus, dass ich gar nicht den Moment und den Weg dahin genießen konnte.

Jetzt schaute ich mich um. Hohe teils alte Bäume standen hier. Einpaar Buchen, Eichen, Tannen und andere Bäume. Jeder Baum sah irgendwie anders aus, besonders. Dazwischen standen hier und da Büsche und manchmal lag da auch ein großer Stein. Ich ließ meinen Blick weiterschweifen und sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Baumwipfel ihren Weg bis zum Waldboden fanden. Es war ein magischer Anblick. Alles war so lebendig, so schön, friedlich und einladend.

Ich sah wieder zu Wipfelficht hoch. Sein Gesicht war jetzt nicht mehr so grimmig. Sah ich da sogar ein Lächeln?

Ich fragte ihn, wie er heißt, und er sagte mir seinen Namen und dass er ein sogenannter Zipfelwicht sei, also ein Wicht mit einer Zipfelmütze. Ich fragte ihn weiter, ob wir uns nicht ein wenig unterhalten wollten. Ich mochte doch gern erfahren, was er so den lieben langen Tag in diesem schönen Wald anstellt, außer Spaziergänger mit Zweiglein zu bewerfen und ob er wirklich so grimmig war, wie er dreinschaute.

Blitzschnell, so dass ich Sorge hatte, er könnte abstürzen, rutschte er ein Stück vom Ast und baumelte nun kopfüber mit seinem Körperchen über dem Weg.

Seine Zipfelmütze schien dabei wie fest gewachsen, denn sie fiel nicht herab. Als ich ihm sagte, dass mich dies wundert und dass ich Angst hatte, er stürze ab, lachte er nur schallend und alles im Wald schien mit zu lachen. Selbst ich musste lachen, obwohl ich gar nicht wusste, warum. Alles um mich herum vibrierte vor Lachen.

Als er sich etwas beruhigt hatte, sagte er mir: „Ich lebe schon sehr lange hier, solange, dass ich all das schon bin. Ich bin der Wicht und der Ast und der Baum. Und ich bin absolut sicher. Mir kann nichts geschehen. Wenn ich herunterfalle, lande ich auf weichen Blättern, dieselben Blätter, aus denen ich auch bestehe.“

Ich verstand das nicht ganz, aber er war sich so sicher, dass auch meine Sorge verflog.

Ich setzte mich an den Fuß des Baumes und lehnte meinen Rücken an den Stamm. Eine seltsame Ruhe umgab mich. Plötzlich hörte ich alles viel intensiver: das Gezwitscher der Vögel, das Rauschen der Blätter im Wipfel des Baumes. Es schien mir, als hörte ich sogar den Wasserfall bis hierher.

Wipfelficht baumelte noch ein wenig, nahm dann Schwung, löste sich vom Ast, machte eine Art Salto und landete direkt neben mir sitzend am Baum.

Ich sah wohl schon wieder etwas besorgt drein, wegen seiner akrobatischen Einlage, denn er sagte: „Was meinst du, was ich gemacht habe, als du noch nicht hier warst?

Meinst du, ich hab die ganze Zeit da gesessen und mich nicht bewegt, damit mir nichts passiert und meinst du, ich bleibe da oben ebenso still wieder sitzen, wenn du gegangen bist? Wieso verschwendest du deine Zeit damit, dir solche Gedanken und Sorgen zu machen? Genieße doch einfach, was sich dir hier bietet, und ich passe auf mich selbst auf. Ich weiß schon, was ich kann und was ich nicht kann.“

„Du hast Recht“, sagte ich. „Und du lebst in einer wundervollen Gegend. Seit wann lebst du hier schon?“ „Keine Ahnung“, antwortete er, „eine Ewigkeit schätze ich und 7 Tage.“

Ich schmunzelte über seine genaue Zeitangabe und er lächelte zurück.

„Weißt du, wie lang eine Ewigkeit ist?“, fragte er. Ich musste kurz über seine Frage nachdenken. „Du denkst schon eine Ewigkeit über meine Frage nach“, fiel er in meine Gedanken ein. „Nun übertreibst du aber“, sagte ich ihm.

„Na also für eine Eintagsfliege fühlt sich das sicher so an“, antwortete er. Ich musste lachen. Was für ein eigenartiger Vergleich, und doch da war etwas dran. Eine Eintagsfliege würde wohl ihre Zeit nicht damit verschwenden, ewig über etwas nachzudenken. Sie würde zusehen, ihren Tag mit vielen schönen Erlebnissen zu füllen und jeden Moment einfach nur zu genießen. Jedenfalls sah ich dieses Bild des Lebens einer Eintagsfliege jetzt so vor mir.

So hatte ich das noch nie gesehen. Ich verbrachte soviel Zeit damit, über Dinge nachzudenken und mir Sorgen zu machen, anstatt diese Dinge einfach zu tun, auszuprobieren und Spaß dabei zu haben.

„Du denkst immer noch“, hörte ich Wipfelficht kichernd sagen. „Komm, ich zeige dir meinen Wald. Vielleicht können deine Gedanken dann ein wenig ausruhen.“

Eine gute Idee. Ich stand auf, Wipfelficht kletterte auf meine Schulter und wir gingen los.

Er machte mich mit all den Bäumen und Büschen bekannt, und du kannst dir sicher vorstellen, dass das eine ganze Menge waren.

Bald schwirrte mir der Kopf vor lauter Namen: Frieder, der Haselnuss, Lilly, die Buche, Max, die Eiche, Oskar, der Weißdorn, Frida, der Fliederbusch, Sara, die Birke, Bruno, der Steinpilz, Karl, die Kastanie…. und dann waren da noch Miriam, der große Stein, Madlen, der kleine Stein… Wie sollte sich mein Gehirn dabei ausruhen?

„Meinst du, du musst dir ihre Namen alle merken? Wofür solltest du das tun? Meinst du, du wirst wieder kommen und sie dann alle mit Namen begrüßen?“

Wipfelficht fand seine Bemerkung wohl sehr witzig, denn er lachte schon wieder. „Naja“, sagte ich, „es hat wohl was mit Höflichkeit zu tun.

Wenn ich ihre Namen nicht weiß, könnten sie denken, dass ich sie nicht respektiere und kein Interesse an ihnen habe.“

„Du bist wirklich komisch!“, prustete Wipfelficht los, „Du hast mir deinen Namen bis jetzt noch nicht mal genannt. Und? Hast du das Gefühl, dass ich dich respektlos behandle oder du uninteressant für mich bist.“

„Nein“, antwortete ich, „du zeigst mir ja deinen Wald und stellst mich deinen Freunden vor und bist nett.“

Und ich hatte mich noch nicht einmal vorgestellt, dachte ich.