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Dass man nicht unbedingt in Bullerbü aufwachsen muss, um eine glückliche Kindheit zu erleben, zeigen acht Kinder einer modernen Reihenhaus- Siedlung auf höchst ansteckende (und nachahmenswerte!) Art und Weise. Wenn man in ein Reihenhaus zieht, kriegt man die Nachbarn gleich mitgeliefert", hat Taras Papa gesagt, als sie in den Möwenweg gezogen sind. Und Taras Mama hat gesagt: "Gott steh uns bei, dass wir einigermaßen Glück haben." Das muss Gott wohl gehört haben, denn nirgendwo auf der Welt ist es so schön wie im Möwenweg. Dabei ist der Möwenweg noch nicht mal asphaltiert, sondern immer noch Baustraße. Skaten und bladen geht also nicht. Weil überall nur Matsch ist. Aber gleich hinter den Gärten fangen die Wiesen und Felder an. Da gibt es Kühe und wilde Kaninchen, und einmal haben sie sogar ein Reh gesehen. Die Nachbarn sind auch alle nett. Fast alle jedenfalls. Am schönsten ist es aber, dass es im Möwenweg so viele Kinder gibt. Da kann man immer was zusammen machen: Schlammwüste spielen, auf Verbrecherjagd gehen, picknicken oder im Zelt übernachten. Und eine Bande gründen natürlich sowieso. Laurin, Vincent und Petja sind manchmal zwar ziemlich blöde, aber was will man von Jungs schon anderes erwarten. Hauptsache, die Mädchen sind nett. Und das sind sie. Eine von ihnen, Tieneke, ist sogar schon Taras beste Freundin. Ist es da noch ein Wunder, dass Tara nirgendwo auf der ganzen Welt wohnen möchte als im Möwenweg?
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Veröffentlichungsjahr: 2012
Ich heiße Tara und bin acht Jahre alt. Das finde ich ein gutes Alter, weil man nicht mehr so klein ist wie die Kindergartenbabys und die Erste-Klasse-Zwerge, aber erwachsen ist man zum Glück auch noch nicht.
Sowieso finde ich, ich habe es schön. Eigentlich finde ich sogar, bei uns haben wir es am schönsten auf der Welt.
»Das kommt nur, weil du so einen coolen Bruder hast«, sagt Petja.
Aber das ist ganz bestimmt nicht wahr. Auf Petja könnte ich nämlich meistens ganz gut verzichten. Brüder sind eigentlich sehr unpraktisch.
Einmal habe ich Mama gefragt, warum sie nicht lieber nur lauter Mädchen gekriegt hat. Mit denen hätte ich dann gut spielen können.
»Das sucht man sich nicht aus, Tara«, hat Mama gesagt. »Und sooo schlimm sind Petja und Maus doch auch nicht.«
Aber sie hat überhaupt keine Ahnung, wie blöde Petja manchmal sein kann. Immer will er alles bestimmen, weil er findet, mit zehn ist man schon fast jugendlich.
Und Maus isst mir immer meine Schokolade weg, auch wenn ich sie an einem geheimen Ort versteckt habe. Und dabei suche ich mir schon immerzu neue geheime Orte.
Also an Petja und Maus liegt es ganz bestimmt nicht, dass es bei uns so schön ist. Und dass ich nirgendwo sonst wohnen möchte, auf der ganzen Welt nicht, nirgends.
Ich glaube, es kommt einfach, weil bei uns alles am schönsten ist. Die Nachbarn sind alle so nett (fast) und wir haben einen Garten und hinter unserem Zaun fangen gleich die Felder an. Da gibt es Kühe und wilde Kaninchen, und einmal haben wir sogar ein Reh gesehen.
»Ja, ja, wir sind richtige Landpomeranzen geworden«, sagt Mama und gießt unser Erdbeerbeet mit der großen Zinkgießkanne.
Ich bin gerne eine Landpomeranze, aber ich glaube, am allerschönsten ist doch, dass wir in unserer Reihe so viele Kinder sind.
Als wir im Winter hergezogen sind, waren wir das ja noch nicht.
»Wenn man in ein Reihenhaus zieht, kriegt man die Nachbarn gleich mitgeliefert«, hat Papa gesagt. »Die kann man sich nicht aussuchen.«
»Gott steh uns bei, dass wir einigermaßen Glück haben«, hat Mama gesagt. »Dass wir nicht lauter so alte Scharteken kriegen.«
Und das muss der Gott wohl gehört haben. Jedenfalls haben wir sogar ziemliches Glück. Und das will ich jetzt erzählen.
Unsere Reihe hat sechs Häuser, Nummer 5a bis f, und das sieht so aus:
Wir wohnen im vorletzten Haus, das ist die Nummer e, und zuerst war das Haus neben uns noch leer. Das Endhaus.
Aber im Haus auf der anderen Seite haben schon Leute gewohnt, ein Mann und eine Frau, die heißen Herr und Frau Voisin und sind noch nicht richtig alt. Aber richtig jung sind sie auch nicht mehr.
»Hast du Kinder, Frau Voisin?«, hat Maus gefragt, als Mama und Papa gleich nach dem Umzug mit uns bei ihnen geklingelt haben um zu sagen, dass wir die neuen Nachbarn sind. »Oder hast du nur einen Hund?«
Da hat Frau Voisin gesagt, dass sie keine Kinder hat und auch keinen Hund, und ob Maus denn nicht weiß, dass man zu erwachsenen Leuten nicht du sagen darf. Sie hat dabei gelächelt, aber man konnte schon merken, dass sie nicht richtig freundlich war. Und ich finde, Maus darf doch du sagen, weil er erst vier ist. Ich bin ja schon acht und ich vergesse das auch noch manchmal.
»Na!«, hat Papa gesagt, als wir durch den Matsch zum nächsten Haus gestiefelt sind. Einen Plattenweg gab es ja nicht, die Häuser waren ja noch ganz neu. »Da seh ich Probleme voraus. Wollen wir hoffen, der Rest ist unproblematischer.«
Und das war der Rest auch.
Als wir nämlich beim nächsten Haus geklingelt haben, hat Tienekes Mutter die Tür aufgemacht mit einem Malerkittel an und Farbtupfern auf den Haaren und einem dicken Pinsel in der Hand. Natürlich wussten wir da noch nicht, dass sie Tienekes Mutter war.
»Ach du je!«, hat sie gesagt, als Mama erklärt hat, dass wir die neuen Nachbarn aus Nummer e sind und uns nur mal kurz vorstellen wollen. »Das find ich ja nett! Aber bei uns ist alles noch Chaos!«
Dann hat sie plötzlich gelacht. »Aber bei Ihnen doch bestimmt auch, oder?«, hat sie gesagt und die Tür ganz weit aufgerissen. »Kommen Sie rein. Jetzt trinken wir alle eine Tasse Kaffee zusammen und lernen uns kennen.«
»Ich mag ja gar keinen Kaffee«, hat Maus gesagt, aber keiner hat zugehört.
Wir sind alle ganz vorsichtig in den Flur gestapft, der war mit Zeitungspapier ausgelegt, wie man das macht, wenn man tapeziert, und alles hat nach frischer Farbe gerochen. Und aus der Küchentür hat plötzlich ein Mädchen geguckt in einem alten Männerhemd und mit genau solchen Farbtupfern auf dem Kopf wie die Frau. Das war natürlich Tieneke, und so habe ich sie das erste Mal gesehen. Und ich hab mir gedacht, dass sie genauso alt ist wie ich, ungefähr, und ich hab auch gleich gewusst, dass sie bestimmt meine beste Freundin wird. Das ist sie dann ja auch geworden.
Als wir im Flur unsere Schuhe ausgezogen hatten, ist auch noch ein Mann aufgetaucht, das war natürlich Tienekes Vater, und er hat gesagt, das findet er ja wirklich toll, dass wir extra gekommen sind um uns vorzustellen. Und er hat sowieso grade die Nase voll vom Streichen. Eine kleine Tasse Kaffee im Chaos wäre jetzt genau das Richtige für ihn.
»Ich mag ja gar keinen Kaffee«, hat Maus wieder gesagt, aber es hat wieder keiner zugehört.
Und Tienekes Mutter hat gesagt, sie klingelt noch mal schnell im nächsten Haus, dann können die doch auch mit Kaffee trinken, dann lernen wir uns alle gleich kennen.
Die ganze Zeit haben Tieneke und ich uns so angeguckt, wie man das macht, wenn man sich nicht kennt, aber eigentlich möchte man gerne. Es ist bloß irgendwie so peinlich.
Zum Glück fand Tieneke es nicht ganz so peinlich wie ich.
»Im Sommer krieg ich ein Zwergkaninchen«, hat sie plötzlich gesagt. Einfach so. »Hast du auch was?« Da musste ich ja zugeben, dass ich leider kein Tier habe, und da kannten wir uns. Und wir wollten gerade zusammen nach oben in Tienekes Zimmer gehen, als die Haustür aufgegangen ist und Tienekes Mutter ist mit einem Mann und einer Frau reingekommen. Und hinter dem Mann und der Frau standen zwei Kinder, da konnte man zuerst nicht sehen, ob es Jungs oder Mädchen waren, aber als die Erwachsenen sich alle die Hand gegeben und ihre Namen gesagt haben, hab ich gemerkt, es waren zwei Mädchen. Die waren vielleicht nicht ganz genauso alt wie Tieneke und ich, aber trotzdem noch gut zum Spielen. Nachher haben wir miteinander gesprochen, und da hat Jul gesagt, sie ist zehn und Fritzi ist sieben. Nur heißt Fritzi natürlich Friederike und Jul heißt Julia.
Da hab ich gewusst, dass wir genau in die richtige Reihe gezogen sind, weil alle Kinder Mädchen waren, und noch dazu in meinem Alter.
Die Erwachsenen haben zwischen den Malersachen gesessen und Kaffee aus Bechern getrunken und darüber geschimpft, dass es noch keinen Plattenweg zwischen den Häusern gibt und dass alles so matschig ist, und sie haben darüber geredet, was sie im Frühling im Garten pflanzen wollen und wann man Rasen aussät. Sie haben geredet und gelacht, als ob sie sich schon ganz lange kennen, und Tieneke und Fritzi und Jul und ich sind nach oben gegangen und haben uns Tienekes Zimmer angeguckt.
Nur Petja hat sich gelangweilt, weil er gedacht hat, für ihn gibt es keinen zum Spielen. Dabei ist Jul doch genauso alt wie er, da hätte er ja auch mit ihr spielen können.
Aber am nächsten Tag sind zum Glück Vincent und Laurin eingezogen. Sie sind mit einem echten Möbelwagen gekommen, nicht mit einem gemieteten VW-Bus und Freunden zum Tragen wie wir, und echte Möbelpacker haben alles ins Haus getragen.
Als die weg waren, hat Mama gleich eine Kanne Kaffee gekocht und ein paar Scheiben Kuchen auf einen Teller gelegt und hat geklingelt. Petja und ich sind natürlich mitgegangen.
»Eine kleine Erholungspause können Sie jetzt doch sicher brauchen«, hat Mama gesagt, als die Tür aufgegangen ist.
Die Mutter von Vincent und Laurin hat dagestanden mit einer ganz komischen Lampe im Arm und Anziehsachen wie aus der Zeitschrift und hat erstaunt ausgesehen.
»Nein, vielen Dank, das ist sicher nett gemeint«, hat sie gesagt. »Aber Sie sehen ja, es passt gerade nicht.« Dann hat sie die Tür einfach mit dem Fuß zugedrückt.
Mama hat dagestanden wie ein kleines Mädchen mit ihrer Kaffeekanne und ihren Kuchenstücken, und ganz langsam hat es angefangen zu regnen.
»Na ja«, hat sie gesagt und die Achseln gezuckt. »War wahrscheinlich wirklich eine blöde Idee. Schließlich sind sie da total im Umzugsstress.«
Aber ich hab gedacht, dass Tienekes Eltern auch total im Tapezierstress waren, als wir geklingelt haben, und sie haben nicht gesagt, dass es nicht passt, und wir hatten eine gute Party zusammen.
Da hab ich gewusst, dass ich die Frau im Haus 5a nicht besonders nett finde, ganz egal, was Mama sagt.
Aber als wir schon fast wieder bei unserem Haus waren, ist die Tür doch noch mal aufgegangen und zwei Jungs sind rausgerannt gekommen.
»Guck mal, Petja!«, hab ich geschrien. »Jungs!«
Da hat Petja so gelangweilt gesagt, er spielt vielleicht noch ein bisschen draußen. Regen macht ihm nichts aus.
Am Abend hat er erzählt, dass die beiden Jungs Vincent und Laurin heißen, und Vincent ist neun und Laurin ist sieben. Das ist für Petja natürlich zu jung. Aber besser als gar nichts.
Und sie sind mit ihrer Mutter eingezogen, weil ihre Eltern geschieden sind, und sie finden das Haus ganz schrecklich, weil es so winzig ist und der Garten auch. Vorher hatten sie ein viel größeres Haus. Mit einem viel größeren Garten.
Da hab ich mich umgeguckt bei uns und gedacht, dass die beiden aber wirklich blöde sein müssen. Genau wie ihre Mutter. Weil unsere Häuser kein bisschen winzig sind, sondern schön und gerade richtig groß. Und ich hab mich gefreut, dass Tieneke gesagt hat, sie findet das auch.
Wenn die Mädchen in unserer Reihe nett sind, können die Jungs ruhig blöde sein. Und übrigens sind sie das auch nur manchmal. Zum Glück.
Nach den Weihnachtsferien mussten wir dann gleich alle in die neue Schule.
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