Wir waren außer uns vor Glück - David Marusek - E-Book

Wir waren außer uns vor Glück E-Book

David Marusek

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Beschreibung

Eine Zukunft, in der ein Teil der Menschheit länger lebt, als wir uns das überhaupt vorstellen können; eine Zukunft, in der Kinder zu Objekten der Begierde einer ganzen Nation geworden sind; eine Zukunft, in der Nanotechnologie das Leben maßlos bequem, aber auch maßlos gefährlich gemacht hat ... Unter dem Titel Getting to Know You erschien 2007 in dem US-amerikanischen Verlag Subterranean Press ein Sammelband mit Erzählungen des in Alaska lebenden Schriftstellers David Marusek. SF-Lesern war Marusek zu dem Zeitpunkt bereits ein Begriff. Seit seiner ersten Geschichte "The Earth Is on the Mend", im Mai 1993 in der Zeitschrift Asimov's Science Fiction publiziert, wurden seine Storys und Novellen regelmäßig in "Best of"-Anthologien nachgedruckt und für zahlreiche Literaturpreise nominiert. Inzwischen hat David Marusek zwei Romane vorgelegt. Mit Counting Heads (2005) und Mind Over Ship (2009) hat er sich endgültig als herausragender und in vieler Hinsicht bahnbrechender SF-Autor etabliert. Seine Novelle "The Wedding Album" wurde im Jahr 2000 mit dem "Theodore Sturgeon Memorial Award" ausgezeichnet. Im Golkonda Verlag erscheint nun ein Sammelband mit fünf Erzählungen und Novellen, die alle vor dem Hintergrund desselben Zukunftsentwurfs spielen wie Maruseks Romane. Darin enthalten sind unter anderem seine beiden Meisternovellen "We Were Out Of Our Minds With Joy" und "The Wedding Album", die im englischsprachigen Raum zu den am häufigsten nachgedruckten SF-Texten überhaupt zählen.

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David Marusek

Wir waren außer uns vor Glück

David Marusek

Wir waren außer uns vor Glück

Deutsche Erstausgabe

Herausgegeben von Hannes Riffel & Karlheinz Schlögl

[Quellenangaben am Schluss des Bandes]

© 2011 by David Marusek

Mit freundlicher Genehmigung der

Paul + Peter Fritz AG, Zürich

© dieser Ausgabe 2011 by Golkonda Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Andy Hahnemann & Hannes Riffel

Korrektorat: Robert Schekulin

Gestaltung: s.BENeš [www.benswerk.de]

Satz: Hardy Kettlitz

EPUB: Karlheinz Schlögl

GOLKONDAVerlag

Charlottenstraße 36 | 12683 Berlin

[email protected] | www.golkonda-verlag.de

ISBN: 978-3-942396-03-5 (gedruckte Ausgabe)

ISBN: 978-3-942396-34-9 (eBook)

Für meinen Bruder Damian,

der als Letzter eingetroffen und als Erster gegangen ist.

Es braucht ein ganzes Dorf, um eine Kurzgeschichte zu schreiben, zumindest in meinem Fall. Hier sind die Menschen, die im Laufe der Jahre Entwürfe meiner Erzählungen gelesen und mir ihre Meinung dazu gesagt haben. Ich danke Ihnen allen.

Chris Amies, Suzanne Bishop, Sandra Boatwright, Vincent Bonasso, Terry Boren, Gene Bostwick, Mark Bourne, Sue Ann Bowling, Lee Capps, Robert D. Carroll, Liz Counihan, Danny Daniels, Richard Garfinkle, Peter Garratt, Colleen Herning, Tom Hessler, Liz Holliday, Andrew Hooper, Todd Johnson, Dixon Jones, Marion Avrilyn Jones, Ben Jeapes, Paula Kothe, Sonia Orin Lyris, Alexandra MacKenzie, Tom Marcinko, Daniel Marcus, Holly Wade Matter, Joe Murphy, David Nickle, Andy Oldfield, Katherine Patrick, Kate Schaefer, Nisi Shawl, Gus Smith, Jim Snowden, Andrew Stephenson, Jackie Stormer, Robert Vamosi,

VORBEMERKUNG

Ich fand schon immer, dass es harte Arbeit ist, Kurzgeschichten zu lesen, wobei vor allem die ersten zwei Seiten eine Herausforderung darstellen. Wenn wir anfangen, eine Erzählung zu lesen, werden wir jedes Mal aufs Neue mit dem Leben völlig fremder Menschen konfrontiert und müssen auf der Grundlage von sehr wenigen Informationen (Titel, Dialoge, Handlung) erst einmal herausbekommen, wer diese Leute eigentlich sind, was sie vorhaben, wem unsere Sympathien gelten und warum uns das alles überhaupt kümmern soll.

Falls der Autor sein Handwerk versteht, werden wir mit emotionaler Intimität, Spannung und einer schlüssigen Auflösung belohnt, mit neuen Einsichten und – hin und wieder – mit einer Erleuchtung, die unser Weltbild verändert.

Aber wenn es schon schwer ist, Kurzgeschichten zu lesen, dann ist es doppelt schwer, sie zu schreiben. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede! Man ist mit zahllosen Einschränkungen konfrontiert, muss unaufhörlich Entscheidungen fällen und aufpassen wie ein Schießhund, dass alles in sich stimmig bleibt. Warum schreibe ich dann überhaupt Kurzgeschichten? Abgesehen natürlich von der schieren Freude, ein tolles Garn zu spinnen, und von dem grenzenlosen Reichtum und der Berühmtheit, die mit jeder Erzählung einhergehen?

Für mich war das Verfassen kürzerer Texte anfangs lediglich ein Mittel zum Zweck. Als ich ernstlich mit dem Schreiben anfing, habe ich mich für einen »geborenen Romancier« gehalten. Allerdings habe ich meinen ersten Roman ohne Kompass und Landkarte angefangen und sechs Jahre damit zugebracht, mich beim Schreiben unablässig im Kreis zu drehen, ohne dass ein Ende in Sicht war. Schließlich war ich so verzweifelt, dass ich mich der kurzen Form zuwandte, um tatsächlich auch einmal etwas fertig zu bekommen, meinen Namen gedruckt zu sehen und mich »Schriftsteller« nennen zu können.

Wie sich herausstellte, war das eine gute Entscheidung, denn allem Anschein nach habe ich ein Talent dafür. Und es macht mir inzwischen sogar eine Menge Spaß, was sich hoffentlich auf meine Leser überträgt.

Allerdings hält sich meine Produktivität in Grenzen – ich schreibe nur etwa eine Story pro Jahr. Nachdem ich mich nun wieder dem Roman zugewandt habe, sind auch die Gründe, kürzere Erzählungen zu verfassen, andere geworden. Kurzgeschichten sind ein großartiges Medium, um sein Handwerk zu perfektionieren oder neue Dinge auszuprobieren. Zum Beispiel: Wie schreibt man über Sex? Oder über einen Mord? Um als Schriftsteller mit solchen und anderen Taktlosigkeiten klarzukommen, bedarf es einer gewissen Übung, und eine Kurzgeschichte stellt für mich das ideale Testgelände dar.

WIR WAREN AUSSER UNS VOR GLÜCK

Bei dieser Novelle handelt es sich um meine zweite veröffentlichte Science-Fiction-Geschichte und meine erste längere. Da mein Name der SF-Leserschaft noch unbekannt war, schien die Geschichte aus dem Nichts zu kommen und veranlasste einen Rezensenten des einflussreichen SF-Magazins LOCUS zu der Vermutung, sie sei vielleicht von einem »großen Namen« unter Pseudonym verfasst worden.

Die Idee für die Geschichte kam mir, als ich meine grünen Notizbücher durchstöberte. Auf zwei verschiedenen Seiten stolperte ich über zwei Einfälle, die eigentlich nichts miteinander zu tun hatten, die aber irgendwie zusammenzugehören schienen. Bei der ersten Idee ging es um ein Paar, das eine »Retro-Empfängnis« durchführte. Damit ist gemeint, dass die DNS eines lebenden Babys mit ihrer rekombinierten DNS überschrieben wurde, um es genetisch zu dem ihren zu machen. Bei der zweiten Idee handelte es sich um das Bild eines Mannes, der mitten in der Stadt auf offener Straße niedergeschlagen und gefesselt wird, während die Passanten um ihn herum, einschließlich seiner Frau, entsetzt fliehen.

Das Zusammentreffen dieser beiden Ideen brachte nicht nur diese Novelle hervor, sondern ein ganzes Universum, in dem ich vier weitere Geschichten und letztlich auch meinen Debütroman Counting Heads (2005) ansiedelte.

I

Am 30. März 2092 stellte das Gesundheitsministerium Eleanor und mir eine Genehmigung aus. Der Staatssekretär für Bevölkerungsfragen rief an, um uns die Nachricht zu überbringen und zu gratulieren. Wir freuten uns wahnsinnig. Der Sekretär erklärte uns, dass wir uns mit der staatlichen Krippe in Verbindung setzten sollten. In einem Fach in Jersey wartete ein Baby auf uns. Wir waren außer uns vor Glück.

Eleanor und ich waren damals seit einem Jahr zusammen – ein Freund von mir hatte uns einander auf einer Party in Manhattan vorgestellt. Ich war körperlich anwesend, während die meisten anderen Gäste als Holo gekommen waren. Mein Freund sagte: »Sam, da ist jemand, den du unbedingt kennenlernen musst.« Mir war nicht danach, jemanden kennenzulernen. Eigentlich hätte ich nicht mal auf der Party sein sollen, weil ich mich von einer langen Arbeitswoche in meinem Atelier in Chicago erholen musste. Damals hatte ich noch die Angewohnheit, die Tür abzuschließen und mich in meiner Arbeit zu vergraben. Oft vergaß ich sogar, zu essen und zu schlafen. Henry wusste, dass er dann keine Anrufer zu mir durchstellen durfte. Er war der Einzige, den ich an mich ran ließ. Nach ein oder zwei Wochen tauchte ich normalerweise ausgehungert und vereinsamt wieder aus der Versenkung auf und schleppte mich auf die nächstbeste Party, um mich mit Canapés, Käsehäppchen und winzigen eingelegten Maiskolben vollzustopfen. Da stand ich also, unrasiert und ungewaschen, beugte mich über das Buffet und stellte dabei eine verdrossene und abweisende Miene zur Schau. Ich war nicht hier, um mich mit jemandem zu unterhalten, und schon gar nicht, um jemanden kennenzulernen. Ich wollte einfach nur für eine Weile unter Menschen sein, ihnen zuschauen, ihrem Geplauder lauschen. Doch mein Freund tippte mir auf die Schulter. »Sam Harger«, sagte er, »das ist Eleanor Starke. Eleanor, Sam.«

Auf einem Stück Teppich, der aus einem anderen Zimmer in den Raum ragte, stand eine Frau und trank aus einer Porzellantasse Kaffee. Wir lächelten einander an, während unsere Butler uns übereinander informierten. »Ach«, sagte sie fast sofort, »natürlich, Sam Harger, der Künstler. Ich bewundere Ihre Arbeiten schon seit Langem, besonders die frühen Sachen. Ein paar von ihren Spritzgemälden habe ich sogar gerade im Museum hier gesehen.«

»Und wo ist hier?«, fragte ich.

Die Frau, sie hatte wirklich ein bemerkenswertes Gesicht, runzelte kurz die Stirn, doch ihr Lächeln kehrte sofort zurück. Sicher wunderte sie sich über die offenkundige Unzulänglichkeit meines Gürtelsystems. »Budapest«, antwortete sie.

Budapest, sagte Henry in meinem Kopf. Tut mir leid, Sam, aber ihr System redet nicht mit mir. Ich bin jetzt auf öffentliche Quellen umgestiegen. Sie ist irgendeine wichtige, international agierende Anwältin, die im Moment freiberuflich tätig ist. Ich suche nach biografischen Daten.

»Sie haben mich auf dem falschen Fuß erwischt«, sagte ich zu der Frau, die auf der anderen Seite des Erdballs stand. »Mit Recht, Wirtschaft oder Politik kenne ich mich nicht aus. Und mein Butler ist nur der Assistent eines Künstlers, kein Spion.« Falls sie nicht einen Stellvertreter projizierte, handelte es sich bei Eleanor Starke um eine schlanke, hübsche Frau mitte zwanzig. Sie hatte rotblondes Haar, ein entzückendes rundes und entwaffnend sommersprossiges Gesicht, volle Lippen und sehr dichte Augenbrauen. Für eine Anwältin sah sie viel zu nett aus. Ihre Augen jedoch waren alles andere als nett. Sie spähten unter ihren Wimpern hervor wie Muränen in einem Korallenriff. »Und außerdem«, sagte ich, »wollte ich gerade gehen.«

»Jetzt schon? Wie schade.« Enttäuscht zog sie die buschigen Brauen zusammen. »Wollen Sie nicht noch ein wenig bleiben?«

Sam, flüsterte Henry. Keine der öffentlich zugänglichen Biografien über sie stimmen auch nur hinsichtlich der grundlegendsten Daten überein, nicht einmal bei ihrem Geburtsdatum. Ihr Alter liegt irgendwo zwischen 180 und 204. Mir wurde klar, dass sie eine mächtige Frau sein musste, wenn sie geschützte öffentliche Datenbanken manipulieren konnte. Allerdings hat sie der People Channel als zukünftige Celebrity getaggt. Und in den vergangenen zwölf Monaten hat man sie mit einer ganzen Reihe von Künstlern gesehen: Schriftsteller, Tänzer, Dirigenten, Holografiker, Komponisten.

Eleanor knabberte an einer Pastete. »Das ist mein Frühstück. Ich wünschte, Sie könnten es probieren. In den Staaten gibt es nichts Vergleichbares.« Sie wischte sich die Krümel von den Lippen. »Übrigens, Ihr Butler, Ihr ... Henry ... ist wirklich putzig. Ich habe also eine Schwäche für Künstler. Und wenn schon.« Das verblüffte mich. Sie hatte mein System belauscht. »Schauen Sie nicht so überrascht«, sagte sie. »Ihr Zugang ist fast überhaupt nicht abgeschirmt. Er könnte Ihre Gedanken genauso gut gleich durch die Netze jagen. Wann haben Sie Ihre Sicherheitseinstellungen zum letzten Mal auf den neuesten Stand gebracht?«

»Sie wissen wirklich, wie man einen Mann um den Finger wickelt.«

»Darum geht es mir nicht.«

»Worum geht es Ihnen dann?«

»Um ein Abendessen, für den Anfang. Morgen bin ich in New York.«

Ich dachte über ihre Einladung nach und darüber, dass mir ein wenig Ablenkung guttun würde. Ich hatte meine ständig um sich selbst kreisenden Gedanken satt. Es wäre auch ganz nett, mal wieder flachgelegt zu werden, wenn auch nicht von dieser knallharten Trophäenjägerin Eleanor Starke. Ich kannte ein halbes Dutzend andere Frauen in der Stadt, mit denen ich lieber meine Zeit verbringen würde.

Ich nahm die Einladung an, weil mich ihre Augenbrauen interessierten. Ganz ohne Zweifel war Eleanor Starkes Gesicht von einem Profi umgestaltet worden. Sie hatte daraus eine heimtückische Waffe gemacht, um ihr Arsenal schmutziger Anwaltstricks zu bereichern. Mit ihrem unbedeutenden und verletzlichen Äußeren konnte sie die Geschworenen für sich einnehmen oder Firmenvorstände zum Narren halten, Männer und Frauen gleichermaßen. Aber warum diese Augenbrauen? Sie waren gewaltig. Wenn Eleanor sprach, bewegten sie sich im Takt ihrer Worte auf und ab. Sie zogen den Blick auf sich, insbesondere den eines Künstlers. Ich ertappte mich dabei, wie ich sie anstarrte. Als Grafikdesigner und klassischer Maler juckte es mich in den Fingern, diese Augenbrauen zu stutzen und auszudünnen. In den fünf Minuten, die wir uns unterhielten, nahmen sie meine Aufmerksamkeit ganz und gar in Beschlag. Ich selbst hätte niemals solche Augenbrauen entworfen. Dann kam mir der Gedanke, dass es sich um ihre natürlichen, unveränderten Brauen handeln musste, da kein staatlich geprüfter Gesichtsgestalter, der einen Ruf zu verlieren hatte, den Mut zu einem solchen Design gehabt hätte. Eleanor Starke, ein Raubfisch im Dienste multinationaler Konzerne, hatte ihre übrigen Gesichtszüge vielleicht zu ihrem Vorteil verändert und sich sogar Sommersprossen zugelegt, aber – davon war ich mehr und mehr überzeugt – sie war schon mit buschigen Brauen zur Welt gekommen. Wie zahlreiche andere Künstlertypen vor mir schluckte ich den Köder.

»Nicht zum Abendessen«, antwortete ich. »Aber wie wär’s mit Lunch?«

Wie so oft führte das Mittagessen zu einem Abendessen. Die Augenbrauen waren echt, selbst ihre Farbe. Im Laufe der nächsten Wochen probierten wir die Betten in unseren diversen Wohnungen entlang der Ostküste durch. Der Reiz des Neuen war jedoch schon bald verflogen. Irgendwann rief sie mich nicht mehr an, und ich rief sie nicht mehr an. Wir hatten genug voneinander – oder zumindest glaubte ich das. Sie ging auf eine lange Reise, die sie aus dem Protektorat hinausführte. Ein Monat war vergangen, als ich einen Anruf aus Peking erhielt. Ihre Terminplanerin erkundigte sich, ob ich Lust hätte, sie am nächsten Tag zum Holomittagessen zu treffen. Ihr spätes Mittagessen in China würde mit meinem Mitternachtsbrandy in Buffalo zusammenfallen. Klar, warum nicht?

Zur verabredeten Zeit schickte ich mein Holo auf den Weg. Sie hatte bereits mit dem Essen angefangen. Als sie mich bemerkte, beförderte sie gerade eine Wasserkastanie mit den Essstäbchen zum Mund. Ihre Miene hellte sich auf. »Hi«, sagte sie. »Willkommen. Ich freue mich wirklich, dass du Zeit hast.« Sie saß an einem bunt lackierten Tisch vor einer scharlachroten Wand mit filigranen Goldbordüren. »Leider kann ich nicht lange bleiben«, sagte sie und legte die Essstäbchen auf ihren Teller. »Kurzfristige Terminplanänderung. Das ist wirklich schade, aber ich musste dich einfach sehen, und sei es nur kurz. Wie geht’s dir?«

»Gut«, sagte ich.

Sie trug einen locker sitzenden Geschäftsanzug aus grüner Seide, und ihr Haar war adrett hochgesteckt. »Können wir unsere Verabredung auf morgen verschieben?«, fragte sie.

Wir sahen einander eine ganze Weile lang an. Ich war überrascht, wie wohl ich mich in ihrer Gegenwart fühlte und wie enttäuscht ich war. Mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr ich sie vermisst hatte. »Klar, dann bis morgen.«

In jener Nacht konnte ich nicht schlafen, und der ganze folgende Tag war von einem Gefühl der Erwartung durchdrungen. Um Mitternacht sagte ich: »In Ordnung, Henry, bring mich nach Peking ins Hilton.«

»Dort ist sie nicht«, antwortete er. »Heute Abend ist sie im Wanatabe in Tokio.«

Tatsächlich waren statt der scharlachroten Wände nun Paravents aus Papier zu sehen. »Da bist du ja«, sagte sie. »Gut. Ich bin am Verhungern.« Sie nahm den Deckel von einer Schüssel und tat sich dampfenden Reis auf, während sie mir in groben Zügen von einem Handelsabkommen erzählte, bei dem sie vermittelte. »Sie wollen mich behalten, weißt du. Fest anstellen, für das dreifache Gehalt. Japanische Männer sind komisch, wenn sie verzweifelt sind. Sie werden so ... so gleichgültig.«

Ich nippte an meinem Getränk. »Und, was hast du gesagt?« Zu meiner Überraschung war mir die Antwort alles andere als gleichgültig.

Sie warf mir einen neugierigen Blick zu. »Ich habe gesagt, dass ich es mir überlege.«

Ab da trafen wir uns täglich etwa für eine halbe Stunde und redeten über alles, was uns in den Sinn kam. El hatte zahlreiche Interessen, verfügte über ein enormes Wissen und war noch von den absonderlichsten Kleinigkeiten fasziniert. Während sie vor Lachen kaum noch Luft bekam, erzählte sie mir Anekdoten über berühmte Leute in peinlichen Situationen. Sie enthüllte mir, was sich hinter den Tagesnachrichten tatsächlich verbarg, und wies mich auf die damit zusammenhängenden Investitionsmöglichkeiten hin. Sie entlockte mir allerlei Meinungen, Geschwätz und viele Lachanfälle. Ihre Zimmerhälfte veränderte sich täglich und spiegelte ihren hektischen Terminkalender wider: Jade, Bambus und Teakholz. Meine Zimmerhälfte blieb immer gleich. Es handelte sich um das Atrium meines Hauses in den Hügeln von Santa Barbara, wo ich hinfuhr, um ihr drei Stunden näher zu sein. Beim Reden schauten wir in die mit Yuccapalmen und Steineichen zugewucherte Schlucht hinab, die zum Campus und zum Strand hinabführte, zu den Kanalinseln und schließlich zum blaugrünen Pazifik, der uns trennte.

Als wir uns Wochen später wieder körperlich trafen, war ich ein wenig verlegen. Ich wusste nicht recht, was ich mit ihr anfangen sollte. Also redeten wir. Wir saßen dicht beieinander auf dem Sofa und versuchten es mit allen möglichen Themen, verloren jedoch immer wieder den Faden. Die körperliche Nähe verwirrte mich. Ihr Körper war mir vertraut, oder zumindest glaubte ich das: Ich hatte ihn schon ein Dutzend mal von seinen teuren Kleidern befreit. Aber es war ein anderer Körper geworden, jetzt, da er von El bewohnt wurde. Ich würde mit El schlafen, jedenfalls wenn ich endlich einen Anfang fand.

»Nervös, was?«, fragte sie lachend und knöpfte mein Hemd auf.

Glücklicherweise kamen die selbstzerstörerischen Aspekte unserer Persönlichkeiten ans Licht, bevor wir endgültig ins kalte Wasser sprangen. Die Hoffnung auf Glück kann einem ganz schön Angst einjagen. El erwischte es zuerst. Wir hielten uns gerade in ihrem Stadthaus in Maine auf, als das Holo ihres Sicherheitschefs ins Zimmer trat. Bis dahin war der einzige Vertreter ihres – von ihr als Kabinett bezeichneten – Gürtelsystems, den ich hatte kennenlernen dürfen, ihre Terminplanerin gewesen. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, sagte der Sicherheitschef und starrte mich dabei finster unter buschigen Brauen hervor an. Ich warf Eleanor einen fragenden Blick zu, doch sie machte keinerlei Anstalten, die Störung zu erklären oder sich für sie zu entschuldigen. »Das hier ist eine Echtzeitübertragung«, sagte er und wandte sich um, während der Holoserver ein Abbild der Studiolounge des People Channel über Eleanors Wohnzimmer legte. Gerade lief das »Pärchenwochen«-Feature, und die Gastmoderatoren Chirp und Ditz spekulierten atemlos über unglückselige Paare, die an öffentlichen Orten von Holokameras erspäht worden waren und deren Abbilder man nun im ganzen Sonnensystem zur näheren Begutachtung in die Wohnzimmer entsandte.

Mit einem Mal befanden wir uns vor dem Restaurant in Boston, in dem Eleanor und ich an jenem Abend gegessen hatten. Ein Paar stieg aus einem Taxi. Der Mann hatte einen dunklen Schnurrbart und silberfarbenes Haar und sah wie der größte Langweiler der Welt aus. Die Frau hatte ein kantiges Vampgesicht, glatt herabhängendes schwarzes Haar und einen leeren Blick.

»Wattedas hohe Damherrn?«, sagte Ditz zu Chirp.

»Passauf wattesach, Quatschmaul. Datze rüchtigt Eleanor K. Starke unnihr neuer Dildödel, Samsamson Harger.«

Ich musste noch einmal hinschauen. Das Paar auf dem Bürgersteig hatte unsere Körper und trug unsere Abendgarderobe, aber unsere Köpfe waren zur Unkenntlichkeit entstellt.

Eleanor musterte die beiden genau. »Gut. Gute Arbeit.«

»Danke«, sagte ihr Sicherheitschef.

»Moment mal«, warf ich ein.

Eleanor hob eine Braue und sah mich an.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Sind kommerzielle Sendungen nicht gesetzlich geschützt?«

Sie lachte und drehte sich zu ihrem Sicherheitschef um. »Wird das jemals zu mir zurückverfolgt werden?«

»Nein.«

»Wird das jedes Mal passieren, wenn irgendein Netz versucht, ohne ausdrückliche Genehmigung meinerseits etwas über mich zu senden?«

»Ja.«

»Danke. Du kannst gehen.« Der Sicherheitschef löste sich auf. Eleanor legte mir die Arme um den Hals und schaute mir in die Augen. »Unsere Privatsphäre ist mir wichtig.«

»Das ist ja alles schön und gut«, antwortete ich, »aber das war auch mein Aussehen, das du ohne meine ausdrückliche Zustimmung verändert hast.«

»Und? Ich habe dich beschützt. Du solltest mir dankbar sein.«

Eine Woche darauf waren Eleanor und ich in meiner Wohnung in Buffalo. Aus heiterem Himmel bat sie mich darum, ein Exemplar der soeben erschienenen Fortsetzungsfolge der Memoiren eines bestimmten Bestsellerautors zu bestellen. Sie erklärte, dass es sich um einen meiner Vorgänger handelte, einen Liebhaber aus jüngerer Vergangenheit, der entgegen ihrer Wünsche mehrere Abschnitte über ihre Affäre in seinen Sim-Vortrag aufgenommen hatte. Ich wies Henry an, ihn abzurufen, doch Eleanor hielt mich zurück und meinte, dass ich sie lieber über den Hauscomputer bestellen sollte. Als ich das tat, stürzte der Hauscomputer ab. Er reagierte einfach nicht mehr. Alle Servicefunktionen meiner Wohnung fielen aus. Das Licht erlosch, die Küche war tot, und die Badezimmertür ging nicht mehr auf. »Was glaubst du, wie viele Exemplare wird er davon wohl verkaufen?«, sagte Eleanor lachend.

»Ich verstehe.«

Ich verstand tatsächlich: Eleanor war mir ein bisschen zu paranoid. Doch erst als ich herausfand, dass ihr System sich an Henry zu schaffen gemacht hatte, brannten bei mir die Sicherungen durch. Ich bat Henry um seinen Zweimonatsbericht über meine Geschäfte, und er sagte: Bitte warten. Einen Moment lang saß ich tatsächlich einfach da und wartete, bevor mir klar wurde, wie absurd das war.

»Was meinst du mit ›bitte warten‹, Henry? Was soll das heißen, ›bitte warten‹?«

Meine Rechenkapazitäten sind derzeit überlastet und nicht verfügbar. Bitte warten.

So etwas war mir noch nie passiert. »Henry, was geht hier vor?«

Eine ganze Weile lang antwortete er nicht, und dann flüsterte er: Bring mich nach Chicago.

Nach Chicago. In mein Atelier. Wo sich sein Behälter befand. Krank vor Sorge machte ich mich sofort auf den Weg. Zwischen seinen Ausfällen gelang es Henry, mir zu versichern, dass er im Prinzip intakt war, derzeit allerdings davon in Anspruch genommen wurde, eine Reihe von Sicherheitsübertretungen abzuwehren.

»Von wem? Henry, sag mir, wer dir das antut.«

Er versucht es wieder. Nein, jetzt ist er drin. Er ist weg. Jetzt kommt er wieder. Bitte warten.

Mit einem Mal wurde mir der Mund wässrig, und mein Speichel schmeckte wie Maschinenöl: Henry – oder jemand anderes – hatte eine finale Säuberung initiiert. Ich schied mein Interface aus. Im Laufe der nächsten zwölf Stunden würde ich die Millionen Nanoprozessoren, die sich in den Vakuolen meiner Fettzellen befanden und mich mit Henrys Behälter in Chicago verbanden, ausspeien, ausschwitzen, auspissen und ausscheißen. Bis ich in meinem Studio ankam, würde unser Kontakt bereits abgerissen sein. Ich würde auf mich allein gestellt sein. Ohne meinen Butler als Lotsen im Labyrinth der Slipstream-Röhren raste ich unter Illinois hindurch und musste von Toronto aus zurückfahren. In Chicago reagieren die Taxis noch immer auf Sprachbefehle, aber da ich keine Möglichkeit hatte, eine finanzielle Transaktion vorzunehmen, musste ich die zehn Häuserblocks bis zum Drexler-Gebäude laufen.

Endlich im Atelier eilte ich zu dem kleinen Keramikbehälter, der zwischen einem Schrank und der Wand untergebracht war. »Bist du da?« Henry existierte als angenehme Stimme in meinem Kopf. Er existierte als Datenstrom in Raum und Glasfaser. Er existierte als Ouroboros-Signal in einer Schweizer Tresorschleife. Aber wenn Henry in irgendeiner Weise physisch existierte, dann in Form des zähen Gels in jenem Behälter. »Henry?«

Das Bereitschaftslicht des Behälters erwachte blinkend zum Leben.

Diese dreckige Schlampe! Wie konnte sie das nur tun? Wie kann sie es wagen?«

»Eigentlich ist es vollkommen logisch.«

»Halt die Klappe, Henry.«

Henry war in Sicherheit, solange er sich vom Netz fernhielt. Er konnte nicht mal für mich ans Telefon gehen. Er war ein Gefangener. Wir waren beide Gefangene in meinem Atelier in Chicago. Eleanors Sicherheitschef hatte Henrys Panzer Millionen Male durchlöchert, quasi ununterbrochen seit ich sie auf der Party meines Freunds kennengelernt hatte. Ich hatte ihn vor Jahren einmal aus dem Supermarkt geholt, um uns vor gewöhnlicher Wirtschaftsspionage zu schützen. Seitdem hatte ich mir kein Update besorgt, weshalb er praktisch wertlos war.

»Ihr Kabinett ist eine Einheit der Diplomatenklasse«, sagte Henry. »Was hast du erwartet?«

»Halt die Klappe, Henry.«

Zuerst waren die Angriffe so subtil vonstatten gegangen, dass Henry, der mit so etwas keine Erfahrung hatte, die fremde Präsenz in seiner Matrix überhaupt nicht bemerkt hatte. Als er sich ihrer bewusst wurde, leitete er die üblichen Verteidigungsmaßnahmen ein, doch Eleanors System strömte durch seine offenen Gates wie Wasser. Also machte er sich daran, jede einzelne Sicherheitslücke zu untersuchen, zu lernen und immer wirkungsvollere Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Die Attacken eskalierten und nahmen solche Ausmaße an, dass Henrys Verteidigung schließlich seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«

»Das habe ich, Sam, und zwar mehrmals.«

»Das stimmt nicht. Ich erinnere mich nicht daran, dass du es auch nur ein einziges Mal erwähnt hättest.«

»Du warst in letzter Zeit ein bisschen abgelenkt.«

»Halt einfach die Klappe.«

Die Frage war, wie viel Schaden Eleanors System angerichtet hatte, und zwar nicht bei mir, sondern bei Henry. In meiner Vergangenheit gab es nichts, was mir Sorgen bereitete. Schließlich war ich Künstler und nicht Politiker: Die Öffentlichkeit erwartete, dass ich mich schamlos verhielt! Aber wenn Eleanor Henry beschädigt hatte, um an meine Daten zu kommen, dann würde ich sie umbringen. Ich hatte Henry seit den Zeiten der Tastaturen und Laserpointer. Er enthielt mein Lebenswerk und war mein Gedächtnis. Er war unersetzlich. Klar, er erledigte meine Buchhaltung, meine Steuererklärung, kümmerte sich um meine Termine und um meine rechtlichen Angelegenheiten. Er überwachte meinen Gesundheitszustand, meine Wohnungen, meine Investitionen, usw. Aber all diese Funktionen konnten auch durch kommerziell erhältliche Programme erfüllt werden. Ich konnte sie kaufen, und er würde sie so modifizieren, dass sie zu seiner eigenen Persönlichkeitsknospe passten. Aber seine Persönlichkeitsknospe selbst ließ sich nicht ersetzen. Ich hatte sie achtzig Jahre lang wachsen lassen. Es handelte sich um ein einzigartiges Designwerkzeug, das perfekt auf meine Denkweise abgestimmt war. Ich war davon abhängig, dass Henry meine Gedanken las, die Materialien entwickelte, die ich brauchte, und meine Ideen mit dem derzeitigen Massengeschmack abglich. Wir arbeiteten als Team. Ich hatte ihm beigebracht, den Advocatus Diaboli zu spielen. Er versorgte mich mit Feedback, mit Anregungen, Ideen und von Zeit zu Zeit sogar mit Inspiration.

»Eleanors Kabinett hat sich weder für deine Aufzeichnungen noch für meine Persönlichkeitsknospe interessiert. Es wollte nur in regelmäßigen Abständen sicherstellen, dass ich immer noch Henry bin, dass niemand mich korrumpiert hat.«

»Hätte es nicht einfach fragen können?«

»Wenn ich korrumpiert gewesen wäre, hätte ich das wohl verraten?«

»Hat man dich korrumpiert?«

»Natürlich nicht.«

Bei der Vorstellung, Henry wieder in meinem Körper zu installieren, ohne zu wissen, ob jemand einen dreckigen kleinen Wurm aus ihm gemacht hatte, zogen sich mir die Eingeweide zusammen.

»Henry, du hast hier doch eine vollständige Sicherheitskopie, oder?«

»Ja.«

»Eine, die du vor meiner ersten Begegnung mit Eleanor angelegt hast?«

»Ja.«

»Und das Siegel ist unbeschädigt? Niemand hat sich an ihr zu schaffen gemacht, sie nicht einmal gelesen?«

»Ja.«

Aber wenn Henry infiltriert worden war und mir erzählte, dass das Siegel unbeschädigt war, wie sollte ich das überprüfen? Mit solchen Sachen kannte ich mich überhaupt nicht aus.

»Du kannst einen Hauscomputer benutzen, um das Siegel zu überprüfen«, sagte Henry, der wie immer meine Gedanken las. »Dann kannst du mich löschen und neu einrichten. Aber ich bin der Meinung, dass du das nicht tun solltest.«

»Ach ja? Wieso nicht?«

»Weil wir alles verlieren würden, was ich gespeichert habe, seit wir Eleanor kennengelernt haben. Ich bin allmählich richtig gut geworden, Sam. Es hat mit jedem Mal exponentiell länger gedauert, bis sie durchgekommen sind. Fast hätte ich es bis zu einem Patt gebracht.«

»Und dabei hast du nicht mehr funktioniert.«

»Dann besorg mir mehr Gel. Viel mehr Gel. Wir haben genug Geld. Überleg mal. Eleanors System ist aggressiv und dominant. Es befindet sich ständig im Krisenmodus. Aber es gehört zu den Guten. Wenn ich lerne, wie ich es aussperren kann, bin ich besser darauf vorbereitet, mich den Bösen zu stellen, die versuchen, über dich an Eleanor heranzukommen.«

»Schön und gut, Henry, abgesehen von einem entscheidenden Punkt. Zwischen uns läuft nichts mehr. Ich mache mit ihr Schluss. Nein, ich habe bereits mit ihr Schluss gemacht.«

»Ich verstehe. Sage mir, Sam, mit wie vielen Frauen hast du geschlafen, seit ich dich kenne?«

»Woher zum Teufel soll ich das wissen?«

»Tja, ich weiß es. In den 82,6 Jahren, die ich mit dir zu tun hatte, hast du mit 543 Frauen geschlafen. Deine Archive lassen darauf schließen, dass es mindestens hundert weitere gab, bevor ich installiert wurde.«

»Wenn du das sagst, Henry.«

»Zweifelst du an meinen Zahlen? Soll ich ihre Namen auflisten?«

»Ich zweifle nicht an deinen Zahlen, Henry. Aber was bringen mir Namen, die ich vergessen habe?« Mein Leben kam mir immer mehr so vor wie ein vor langer Zeit gelesener russischer Roman. Ich konnte mich zwar in groben Zügen an die Handlung erinnern, aber die Namen der Figuren fielen mir nicht mehr ein. »Komm einfach zur Sache.«

»Die Sache ist die, dass keine Frau jemals so eine Wirkung auf dich gehabt hat wie Eleanor Starke. Deine biometrischen Signale sprengen alle Skalen.«

»Hier geht es nicht nur um biometrische Signale«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass er recht hatte, zumindest beinahe. Die einzige andere Frau, die eine solche Wirkung auf mich gehabt hatte, war meine erste Liebe gewesen, Janice Scholero, die vor 125 Jahren aus meinem Leben verschwunden war. Bei allen Frauen dazwischen handelte es sich um kaum mehr als einzelne Wellen in einem warmen Meer weiblicher Gesellschaft.

Ich beschloss, Henry in seinem Behälter zu isolieren, bis ich einen Weg fand, ihn zu überprüfen. Dem Hauscomputer befahl ich, »Nicht stören – Künstler bei der Arbeit« anzuzeigen und vorläufig alle Mitteilungen für mich entgegenzunehmen. Ich versuchte sogar zu arbeiten, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, mich verrückt zu machen. Die meiste Zeit behielt ich das Netz im Auge oder ging im Atelier auf und ab und stritt mich mit Henry. In einer Schublade hatte ich noch ein paar uralte Henry-Inferfaces, also ließ ich Henry abends genügend Funktionen in einen Gürtel laden, damit ich losziehen und etwas trinken gehen konnte. Ich hielt mich von meinen Stammkneipen und von allen bekannten Gesichtern fern.

In der ersten Mitteilung, die El auf meinem Hauscomputer hinterließ, hieß es: »Schön für dich. Ruf mich an, wenn du fertig bist.« In der zweiten sagte sie: »Das dauert ja schon über eine Woche, muss ein Meisterwerk sein.« Und in der dritten: »Sag mir, was los ist. Du bist viel zu empfindlich. Das ist doch lächerlich. Werde erwachsen!«

Ich versuchte, ihr zu erklären, was los war. Ich zeichnete eine Nachricht für sie auf, eine wutschäumende Litanei voller Verachtung und Schuldzuweisungen, aber ich war zu feige, um sie abzuschicken.

In ihrer vierten Mitteilung sagte El: »Es geht um Henry, habe ich recht? Mein Sicherheitschef hat mir alles erzählt. Keine Sorge: Mein Kabinett durchleuchtet alle Leute, die ich kennenlerne, das ist nichts Persönliches, und es wird auch nichts überschrieben. Das tut es ständig routinemäßig, und zwar um mich zu beschützen. Sam, du hast ja keine Vorstellung davon, wie oft ich ohne diese Sicherheitsvorkehrungen schon tot wäre.

Wie dem auch sei, ich habe ihnen gesagt, dass sie Henry in Ruhe lassen sollen. Sie meinten, dass sie einen Totmann-Alarm in Henrys Persönlichkeitsknospe installieren könnten, aber ich habe nein gesagt. Sie werden ihn nie wieder anrühren. In Ordnung? Genügt das?

Ruf an, Sam. Sag mir, dass es dir gut geht. Du ... fehlst mir.«

Derweil hatte ich bei Henry keine Spuren einer fremden Persönlichkeit entdeckt. Ich kannte ihn genauso gut wie er mich. Seine Denkvorgänge waren wie eine vertraute Melodie für mich, und in den Wochen, in denen wir unablässig Gespräche führten, schlug er nicht ein einziges Mal einen falschen Ton an.

Ihre fünfte Nachricht schickte El vom Bett aus, wobei sie nackt zwischen schillernden Laken (die ich entworfen hatte) lag. Sie sagte nichts. Stattdessen schaute sie direkt in die Holokamera, stützte sich auf die Ellbogen, ließ die Decke auf ihre Hüften hinabgleiten und kämmte sich. Wie ich bereits herausgefunden hatte, hatte sie oberhalb der Brüste Sommersprossen.

Sträuße mit echten Blumen wurden mir an die Tür geliefert, und auf den beiliegenden Karten stand einfach nur »Ruf an«.

Die Bestseller-Memoiren, die meinen Hauscomputer in Buffalo matt gesetzt hatten, trafen auf Pin ein, mitsamt des Abschnitts über Eleanor. Der Sim des Autors, der in einem Stuhl mit Korblehne saß und aus einem in Leder gebundenen Buch vorlas, beschrieb Eleanor mit sanftem, gedehnten Südstaatenakzent als »parfümierte Vagina, deren Schamhaar irgendwie auf ihre Stirn gewandert ist«, als »geschmeidige Männerhasserin mit dem emotionalen Tiefgang einer Milizschnecke.« Ich bat den Sim darum, hier anzuhalten und ins Detail zu gehen. Er lächelte und sagte: »Bei ihren Beziehungen zu Männern geht es Eleanor Starke nicht um eine emotionale Partnerschaft. Sie zieht kindischere Formen der Unterhaltung vor, wie zum Beispiel Frösche mit einem Stöckchen zu piesacken. Sie ist reizbar und hat weder die Geduld noch die Zeit für sanfte Gefühle oder unscharfes Denken. Außer im Bett. Im Bett will Eleanor Starke möglichst weiche Männer – je gefühliger, desto besser. Deshalb spielt sie so gerne mit Künstlern. Je höher die Meinung ist, die ein Mann von sich selbst hat, desto empfindlicher ist er auch, und je glanzvoller seine Hybris ist, desto mehr Spaß macht es, ihn aufzubohren und sich den schleimigen Schlamassel in seinem Innern anzusehen.«

»Du hast keine Ahnung, wovon du redest«, schrie ich den Sim an. »El ist überhaupt nicht so. Du hast sie offensichtlich nie gekannt. Sie ist keine Heilige, aber sie hat ein Herz und empfindet Zuneigung und ... und ... ach, fick dich doch.«

»Danke für Ihren Kommentar. Dürfen wir Sie zitieren? Halten Sie nach Die Opfer schlagen zurück Ausschau, unserem Begleitband zu diesem Memoirenkapitel, der im September bei Little Brown Jug erscheinen wird.«

Ich war seit 147 Jahren auf der Welt und weitgehend zufrieden mit meinem Leben. Ich hatte mit Erfolg mehrere Karrieren durchlaufen und ein Vermögen angehäuft, das selbst Henry nicht ganz überschauen konnte. Und trotzdem stand ich jeden Tag wieder mit einem Gefühl der Neugier und Abenteuerlust auf. Ich hätte die nächsten 147 Jahre gerne in der gleichen Weise verlebt. Doch als El ihre Abschiedsbotschaft schickte – eine verdrossene El, die irgendwo in einem Museum vor einem wandgroßen Bild saß, das ich vor Jahrzehnten gemalt hatte –, wurde mir bewusst, dass mein Leben in Scherben lag.

Zweiundsiebzig dicke Kerzen in mannshohen Haltern aus Gold flankierten mich links und rechts wie Wachtposten, während ich in meinem Anzug nervös am Altargitter wartete. Die leise flackernden Bienenwachsflammen erfüllten die Kathedrale mit dem Duft von Klee. Time Media hatte unsere Hochzeit zur »Hochzeit des Jahres« erklärt und übertrug sie live auf dem Hochzeitskanal. Ein Kastratenchor, der im Zwielicht unter den großen, bronzenen Orgelpfeifen versteckt war, rief die Anwesenden dazu auf, sich der Gnade des Guten hinzugeben. Ihre süßen Sopranstimmen schlängelten sich durch kilometerlange Steingewölbe und sammelten dabei seltsame Echos und unerwartete Harmonien. Über sechs Millionen Gäste zappelten in den hölzernen Bankreihen, die sich bis zum Horizont zu erstrecken schienen. Und jeder Gast hatte einen Platz ganz vorne am Gang.

Im New Yorker Netzstudio standen El und ich in blauen Ganzkörperanzügen an gegenüberliegenden Enden einer leeren Studiobühne. Aufs Stichwort kam El langsam auf mich zugeschritten. In Schloss Wawel jedoch, von wo aus man einen Blick über die Krakauer Altstadt hatte, trat sie durch ein riesiges Kirchentor, das elfenbeinfarbene Leinenkleid vom Morgenlicht durchflutet. Aus der Orgel dröhnte Mendelssohns Hochzeitsmarsch, der von mehreren Morgen Marmorflächen zurückgeworfen wurde. Zwei Mädchen streuten zu Eleanors Füßen Rosenblätter aus, während ein drittes ihre lange Schleppe trug. Ein hauchzarter Schleier verbarg ihr Gesicht vor den Blicken aller, mich ausgenommen. Kein Mann ging an ihrer Seite. Als zweihundertjährige Braut zog El es vor, sich selbst zum Altar zu geleiten.

Zum Zeitpunkt unserer Hochzeit hatten El und ich bereits sechs Monate zusammengewohnt. Teils waren wir aus Neugier zusammengezogen, teils aus Verzweiflung. Was es auch war, das zwischen uns vorging, es wurde immer stärker. Es breitete sich aus und trieb Wurzeln. Wie etwas in unserem Innern, aber auch wie etwas von uns Getrenntes, Unabhängiges. Wenn wir darüber redeten, sagten wir immer »es« dazu, weil wir uns nicht sicher waren, wie wir es sonst nennen sollten. Es machte unser Leben komplizierter, insbesondere das von El. Wir kamen überein, dass wir ohne dieses Etwas besser dran wären, und versuchten uns anhand unserer Jugenderfahrungen ins Gedächtnis zu rufen, wie man diese Art von Gefühlen, die wir empfanden, wieder loswurde. Die einzige sichere Kur, die garantiert dafür sorgte, dass ein Mann und eine Frau sich wünschten, einander nie begegnet zu sein, war das Zusammenwohnen. Wenn es eine Sache gab, die die Menschheit in vier Millionen Jahren Evolution gelernt hatte, dann, dass Mann und Frau nicht dazu bestimmt waren, in derselben Hütte zu wohnen. Und seit im Jahre 2041 das Fortpflanzungsverbot verabschiedet worden war, gab es auch keinen biologischen Vorwand mehr dafür.

Also kauften wir uns gemeinsam ein Stadthaus in Connecticut. Es fiel uns nicht schwer, getrennte Schlafzimmer und Arbeitsbereiche abzustecken, aber die Einrichtung der Gemeinschaftsräume verlangte ein Maß an diplomatischem Feingefühl und Kompromissbereitschaft, das sonst nur bei Grenzstreitigkeiten zum Einsatz kommt. Nachdem wir eingezogen waren, einigten wir uns darauf, unser Haus jeden Mittwochabend für andere zu öffnen, und machten uns an die mühevolle Aufgabe, unseren Freundes- und Kollegenkreis zusammenzuführen.

Nach einer Weile bevorzugten wir ihr Schlafzimmer, um netzzusehen, und meines, um uns zu lieben. Doch zum Schlafen brauchte El ihr eigenes Bett – ganz für sich allein. Sehr gut, dachten wir, an diesem Punkt können wir einen Keil zwischen uns treiben. Wir hielten nach weiteren Unvereinbarkeiten Ausschau. Sie blieb bis spät Nachts wach, während ich früh aufstand. Sie reiste gerne und ging viel aus, während ich ein Stubenhocker war. Sie liebte klassische Musik, während ich nichts außer Neunoise ertrug. Sie hatte das manische Bedürfnis, alles perfekt zu organisieren, während für mich Unordnung Glück bedeutete.

Doch diese Unterschiede zwischen uns schienen die Freude, die wir aneinander hatten, nur zu verstärken. Wir waren Gegensätze, die einander anzogen, zwei Moleküle, die sich verbanden, oder – was weiß ich – vielleicht zwei Hunde, die versuchten, sich voneinander zu lösen.

Der Sender vermeldete 6,325 Millionen eingeloggte Teilnehmer an unserer Hochzeit, was alles in allem eine recht bescheidene Quote war. Trotzdem fanden sich im Gästebuch einige der mächtigsten Unterschriften des Planeten (Bewunderer von El), und es regnete wochenlang Konfetti. Der Sender bezahlte unsere Flitterwochen auf dem Mond, einschließlich fünf Tage im Lunar Princess und eine Rundreise mit Pan Am.

Eleanor buchte einen dritten Platz in der Fähre, was nichts Gutes für die Flitterwochen verhieß. Sie wies mir den Fensterplatz zu, setzte sich selbst an den Gang, und auf den Platz zwischen uns projizierte sie ein Kabinettsmitglied nach dem anderen. Den ganzen Flug über nahm sie Berichte entgegen, gab Befehle und entwarf Strategien. Nicht einmal beim Abflug und beim Andocken legte sie eine Pause ein. Ihr Kabinett bestand aus etwa einem Dutzend Funktionsträgern, und bis auf ihren Sicherheitschef waren das sämtlich Frauen. Sie wirkten alle älter als El, und sie wiesen eine gewisse Familienähnlichkeit auf: rotblondes Haar, schlanker Körperbau, die Augenbrauen. Falls es sich um tatsächlich existierende Personen handelte und nicht nur um Projektionen von Els Gürtelsystem, waren es vielleicht ihre Schwestern und ihr Bruder, und sie war das verwöhnte Balg der Familie.

Zwei Kabinettsfunktionäre machten einen besonderen Eindruck auf mich: die Justizministerin, eine elegant gekleidete Frau Mitte vierzig mit verkniffenem Gesicht, und die Stabschefin, die von allen am ältesten aussah. Die Stabschefin koordinierte die Aktivitäten der anderen und kam in der Befehlskette direkt hinter El. Es handelte sich bei ihr nicht um Els älteste Schwester, sondern um El selbst im Alter von siebzig. Sie faszinierte mich. Sie war meine Eleanor, nur ohne Fleisch auf den Knochen, ein Strichmännchen aus Gelenken und Knubbeln, und ihre Brauen waren farblos und ausgedünnt. Ihre Augen jedoch leuchteten hell, und ihre Stimme strahlte Wissen und Autorität aus. Kein Wunder, dass Henry, die angenehme Stimme in meinem Kopf, Els Kabinett bewunderte.

Es war eine Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal mit einem Orbitalschiff geflogen war. Damals hatte es noch keine luftübertragenen Nasties, keine Smartactives, keine Milizschnecken, Visolas und Stadtbaldachine gegeben. In der Röhrenbahn bemerkte man es kaum, wenn man eine Grenze passierte, da die Röhren selbst Ausstülpungen der Baldachine waren. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich zu meiner Überraschung, dass die Tragfläche der Fähre mit derselben Art von Haihaut überzogen war, die auch bei Militärflugzeugen verwendet wurde. Das leuchtete jedoch ein. Unmittelbar nach dem Verlassen des Hangars befanden wir uns in der großen Wildnis dort draußen und wurden für jeden Nastie, den man in die Atmosphäre hinausgepustet hatte, zur Zielscheibe. Auf der Startbahn schäumte die schleimige Schutzschicht der Haihaut auf und beseitigte jegliche Kontaminationen. Nach dem Abheben kräuselte sich die dünne Schicht und zog sich selbsttätig zusammen, da uns nun unsere Geschwindigkeit schützte, bis wir die Stratosphäre erreichten, wo die Haut sich entspannte und wieder zu schäumen begann.

Die Flugbegleiterin, eine Michelle namens Traci, war erstklassig. Als mein Interesse an der Aussicht nachließ, brachte sie mir ein Kissen. Ich hatte gerade um eines bitten wollen. Sie servierte uns Getränke, und zwar auch Eleanors Stabschefin, die zufällig gerade auf dem Platz in der Mitte saß. Eleanor war hocherfreut. Die Michelle wusste, dass man den Butler eines Passagiers, der eigens einen Platz für ihn reservierte, am besten wie einen echten Menschen behandelte.

Wir schauten zu, wie die Michelle die anderen Passagiere in unserem Abteil bediente. Sie hatte schön gerundete Brüste und Hüften und füllte ihre elegant geschnittene blaugrüne Uniform voll aus. Sie war winzig – Michelles wurden nur etwa einen Meter fünfzig groß –, eine Puppenfrau mit dunkler Haut, verheißungsvoll und mediterran. Eleanor sagte: »Angestellte von Applied People sind durchweg besser als die von MacPeople.«

»Ganz unabhängig von der Firma sind Michelles in jedem Fall besser«, sagte ihre Stabschefin. »Es ist einfach unmöglich, sie aus der Ruhe zu bringen.«

Vor meinem Nickerchen stand ich auf, um auf die Toilette zu gehen. Die vordere war besetzt, also ging ich durchs Großraumabteil nach hinten. Die Fluggäste dort drängten sich auf den vordersten Sitzen, von fünf Personen abgesehen – einer Frau und vier Männern – im Heck. Zwischen den beiden Gruppen war ein großer Bereich leer. Seltsam. Als ich das Heck erreichte, fiel mir ein durchdringender, übler Geruch auf, wie von altem Käse. Auf der Toilette war der Gestank sogar noch stärker, und ich fragte mich, wie Pan Am so nachlässig sein konnte. Als ich durchs Großraumabteil zurückging, wurde mir klar, dass die meisten Passagiere vorne saßen, um einen möglichst großen Abstand zu der Geruchsquelle zu halten, und ich fragte mich, warum die kleine Fünfergruppe im Heck blieb. Als ich mich zu ihnen umschaute, erwiderten alle fünf meinen Blick mit kalter Feindseligkeit.

Zurück an meinem Platz schüttelte ich mein Kissen auf und wollte ein Nickerchen machen. Els Sicherheitschef, der derzeit zwischen uns saß, grinste mich sensationslüstern an und fragte: »Und, was halten Sie von ihnen?«

»Von wem?«

»Von den Stinkern da hinten.«

»Den Stinkern?« Der Begriff war mir nicht geläufig. (Versengte, sagte Henry in meinem Kopf.) »Wollen Sie damit sagen, dass diese Leute versengt sind?«

»Ja, aber machen Sie sich keine Sorgen. Die sind mehr als harmlos.«

Ich war entsetzt. Natürlich hatte ich davon gehört, dass die Nationalmiliz heutzutage auch lebende Personen versengte – vor allem Straftäter, deren Verbrechen nicht abscheulich genug waren, um ihre Auslöschung zu rechtfertigen. Aber ich hatte das immer für eine seltene Form der Bestrafung gehalten. Und jetzt befanden sich plötzlich fünf Versengte an Bord derselben Fähre. »Wohin sind sie unterwegs?«

»Mal sehen«, sagte der Sicherheitschef. »Vom Mond aus haben sie einen Frachterflug zum Jupiter gebucht. Höchstwahrscheinlich wandern sie in die Kolonien aus. Die wären wir los.«

Wie der Flug, so die Flitterwochen. Innerhalb weniger Stunden, nachdem wir in der Sweetheart-Suite des Lunar Princess eingecheckt hatten, hielt Eleanor komplette Kabinettssitzungen ab. Mir blieb nichts anderes übrig, als allein durch den Duty-Free-Baldachin zu schlendern. Es machte mir nichts aus. Ich bin gerne allein.