Wirkungen eines weißen Mantels - Der arme Wohltäter - Der Pförtner im Herrenhause - Adalbert Stifter - E-Book

Wirkungen eines weißen Mantels - Der arme Wohltäter - Der Pförtner im Herrenhause E-Book

Adalbert Stifter

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Beschreibung

Die drei Erzählungen sind die ersten Fassungen von »Bergmilch«, »Kalkstein« und »Turmalin« aus den »Bunten Steinen«Weitere Klassiker unter:www.buch-klassiker.der 

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Inhalt

Cover

Drei Erzählungen

Wirkungen eines weißen Mantels

Der arme Wohltäter

Der Pförtner im Herrenhause

Adalbert Stifter

Wirkungen eines weißen Mantels

Der arme Wohltäter

Der Pförtner im Herrenhause

Die drei Erzählungen sind die ersten Fassungen von

»Bergmilch«, »Kalkstein« und »Turmalin« aus den »Bunten Steinen«

Ausgabe im SoTo Verlag, 2016

Bielatalstraße 14, 01824 Königstein

Vollständig und neu gesetzt durch Sandra Oelschläger

Herausgeber der Klassik-Reihe: Sandra Oelschläger

Umschlaggestaltung unter Verwendung von Bildern, 

die der Creative Commons CC0 unterliegen.

ISBN Print 978-1534737501

ISBN Großdruck 978-1534737532

ISBN EPUB 978-3-96077-058-9

www.buch-klassiker.de

Wirkungen eines weißen Mantels

Erste Wirkung

Junge Mädchen werden durch männliche Kühnheit exaltiert, wie Buben schon von dem Lärm einer Trommel, und dem Schmettern einer Trompete. In unserer eigenen Familie hat ein bloßer weißer Mantel so unglaubliche Wirkungen hervorgebracht, daß sie von der tüchtigsten Feder beschrieben werden sollten – wenigstens gebe ich hiemit die Materialien dazu.

Die Sache ist auch ganz klar: wenn die Seele im sechsten, siebenten Lebensjahre auf einmal geboren wird, so fällt die ganze Macht der Eindrücke auf sie, und wir Älteren können uns auch gar keinen Begriff mehr machen von dem Heißhunger eines solchen neuen Dinges, daher wir ganz falsch urteilen über jene unermeßlichen Todestränen wegen eines verlornen Steinchens, einer zerbrochenen Gerte, oder über jene hereinbrechende Trostlosigkeit, wenn der kleine Mann nun doch nicht auf dem schneeweißen Bocke des Nachbars reiten darf, wie man ihm versprochen; die kleinsten Geschicke und Schmerzen stehen noch wie aufrechte Riesen vor der eingewickelten wehrlosen Seele, – aber mit wahrhaft zauberischer Kraft prägt sich in das kindweiche Empfängnis schon jetzt das eigentlich sittliche Element des Menschen, die Gewalt der Tat. Aber woher Taten nehmen? Außer den nachgeäfften tragen die wenigen Originalien, die er aufbringt, dem kleinen Tropfe eher Trübsal als Bewunderung ein, z. B. zerschlagene Töpfe, zerbrochene Fenster, eine umgestoßene Suppenschale – daher das Zauberwerk und Wunder, wenn einmal ein rechter Erzähler über ihn kömmt; da steht er mit offenem Munde, starren Augen, und vergeßnem Butterbrote, und schlingt die Nahrung für das junge Himmelreich seines Willens ein. Aber, wie des Armen Auge nur noch erst die grelle Farbe versteht, und die heftige: so muß auch für sein Herz die Tat noch grell sein, plötzlich, und unverhältnismäßig weit wirkend – und überall, wo er die äußeren Exponenten zu derlei antrifft, ahnt er schon diese dunkle Romantik der Taten, daher ihn Soldatenröcke, Trommeln, Trompeten, Seiltänzer und Theatertruppen so locken und entzücken. Das Mädchen muß noch länger tatenlos bleiben als ihr Bruder, der indes vielleicht schon auf der Schulbank sitzt und dort mit seinen Fäusten die ersten Lorbeern pflückt, und ihr müssen Taten der Kraft und Tapferkeit in einem desto unerreichbareren Lichte schimmern, je weniger sie in sich die Kraft vorfindet, selber einmal solche verrichten zu können. Diese rohe Poesie der Tat ist es, wodurch ihr junges Herz berührt wird, nicht, wie man irrig sagt, durch die Männertugend der Tapferkeit; denn sie bleibt unbewegt vor der noch größeren, vor der eisernen Duldung, vor dem langsamen Opfer, vor der jahrelangen Selbstverleugnung, wie es dem tieferen Staatsmanne eigen sein muß: es liege auf einem Minister dreißig Jahre lang das Heil der Welt, man beweise ihr, daß er allein Glück und Frieden des Landes gegründet habe: der sechzehnjährigen Schönen ist er nur ein alter, vergelbter Mann, während sie dem bejahrten Krieger mit seinem eisgrauen Schnurrbarte schon gut ist, für den kühnen Räuber aber unsäglich eingenommen ist, und tief innerlichst für ihn fürchtet und hoffet.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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