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Akademische Arbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Investition und Finanzierung, Note: 1,0, Duale Hochschule Baden-Württemberg, Karlsruhe, früher: Berufsakademie Karlsruhe, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Verschaffung eines Verständnisses für das islamische, schariakonforme Bankwesen. Zu diesem Zweck werden die Grundlagen und Ursachen für die Restriktionen von Muslimen im Umgang mit ihrem Geld beleuchtet. Islamic Economics, das islamische Verständnis von Ökonomie, steht am Anfang der Betrachtungen dieser Arbeit. Wesentlicher Bestandteil dieses islamischen Wirtschaftssystems ist der Bankensektor; er wird in der Fachterminologie als Islamic Banking bezeichnet. Ein weiterer Begriff, der in dieser Arbeit synonym für Islamic Banking verwendet wird, ist Islamic Finance – das islamische Finanzwesen. Islamische Finanzierungstätigkeiten sind im Großen und Ganzen nur Firmenkunden vorbehalten. Aus diesem Sachverhalt ergibt sich der in dieser Arbeit verwendete Begriff: Islamische Investition & Finanzierung. Darunter soll im Folgenden die Unternehmensfinanzierung und -investition unter Berücksichtigung des islamischen Rechtsverständnisses verstanden werden.
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„Eine Investition in Wissen
bringt noch immer die besten Zinsen.“
(Benjamin Franklin)
In einem toleranten Sozialstaat wie der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsen zu sein bedeutet auch, sich mit anderen Religionen und Weltanschauungen zu befassen. Im Religionsunterricht der Schulzeit wurde bereits diskutiert, dass es auch im mittelalterlichen europäischen Christentum ein Zinsverbot respektive Wucherverbot gab. Die Vereinnahmung von Zinsen war den jüdischen Kaufleuten vorbehalten. Gleichwohl verschwand dieses mittelalterliche Zinsverbot, offiziell im 19. Jahrhundert, aus dem heutigen – in der Neuzeit entstandenen – konventionellen Bankensystem.
Während meines Studiums las ich zunächst in einem Zeitungsartikel über ein islamisches Bankenwesen, das noch immer ein Zinsverbot vorsieht. Dies machte mich neugierig und bei einem Praktikum bei der Deutschen Bank in Singapur konnte ich viele Fragen klären. Durch meinen Kontakt dort zu einem pakistanischen Moslem in meinem Team erfuhr ich praxisnah, was korantreues Banking ist. Darüber hinaus führte die Deutsche Bank kurz vor Beginn meines Praktikums im asiatisch-pazifischen Raum ihre schariakonforme Fondsfamilie ein, mit der ich mich ebenfalls näher beschäftigte. Schließlich wurde mein Interesse dadurch geweckt, dass die Thematik „Islamic Finance“ in der Vorlesungsreihe Wirtschaftsethik, im Studiengang Bank, an der Berufsakademie Karlsruhe behandelt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungserläuterungen
1.Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Begriffsbestimmung und Ziel der Arbeit
1.3 Vorgehensweise und Abgrenzung
1.4 Recherche
2.Wirtschaftsethische Grundlagen des Islamic Bankings
2.1 Der Koran und die Hauptprinzipien des islamischen Umganges mit Geld
2.2 Die Scharia – Das Islamische Rechtsverständnis
2.2.1 Scharia-Überwachungskomitees bei Banken
2.3 Riba – Das Zinsverbot und seine Auslegungen
2.4 Halal & Haram – Die erlaubten und verbotenen Geschäfte
2.5 Zakat – Das Gebot der Almosen
2.6 Gharar – Das Verbot der Spekulation (Glücksspielverbot)
2.7 Exkurs: Ein idealtypisches islamisches Wirtschaftssystem
3. Fazit, Bewertung und Ausblick
Glossar
Relevante Stellen aus dem Koran im Auszug
4. Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
Internetquellenverzeichnis
Der Anteil der Bevölkerung in Europa, der aufgrund seiner religiösen Überzeugung nach den Vorschriften des Islams lebt, ist bei Tätigung von Finanztransaktionen durch diese Vorschriften eingeschränkt und dadurch von der Inanspruchnahme bestimmter konventioneller Bankprodukte ausgeschlossen. Anfang 2007 umfasste diese Gruppe weltweit ein Fünftel (1,31 Milliarden) aller 6,53 Milliarden Menschen; in Deutschland leben 3,05 Millionen Muslime. Abb. 1 zeigt den prozentualen Anteil der islamischen Bevölkerung aller Länder.
Abb. 1: Die muslimische Welt
Quelle: In Anlehnung an [McKinsey (2005)] S. 2.
Aufgrund bestimmter Passagen der heiligen Schrift der Muslime – des Korans – und des allgemeinen islamischen Rechtsverständnisses – der Scharia – unterliegt ein muslimischer Kaufmann, der sein Unternehmen nach den Maßgaben des Islam führt, Investitions- und Finanzierungsrestriktionen, die vom konventionellen westlichen Bankwesen abweichen. Islamisch geführte Unternehmen sind durch die Restriktionen oft gezwungen,
schariauntreueGeschäfte einzugehen oder Banktransaktionen vollständig zu vermeiden. Islamic Banking setzt an dieser Stelle an und offeriert seinen Kunden bedarfsgerechte und durchdachte Produkte, die schariakonform sind. Es schließt eine Lücke in der Aufstellung des Bankenwesens.
Dabei ist Islamic Banking nicht eine Art des Bankgeschäftes, das ausschließlich von islamischen Banken angeboten werden muss und wird. Im Gegenteil, auch westliche Banken können zum eigenen Vorteil islamkonforme Produkte und Lösungen anbieten und einige Institutionen haben diesen Gedanken auch bereits in die Praxis umgesetzt.
In den letzten dreißig Jahren hat sich nach der Gründung der ersten islamischen Bank im Jahre 1963 in Ägypten der islamische Zweig in der Bankenwelt eigenständig entwickelt. Darüber hinaus haben in den letzten drei bis fünf Jahren viele international tätige Finanzinstitute, wie Citigroup, Deutsche Bank, HSBC, UBS etc., Tochtergesellschaften oder Niederlassungen im Nahen, Mittleren und Fernen Osten gegründet, um sich dort auf schariakonforme Bankgeschäfte zu spezialisieren. Dieser Bankenzweig wächst jährlich mit zweistelligen Prozentraten und wird derzeit auf ein Volumen zwischen 500 und 700 Mrd. US$ geschätzt. Die Ratingagentur Standard & Poors geht davon aus, dass der Markt mittelfristig ein potentielles Volumen von 4.000 Mrd. US$ erreichen wird. Es stellt sich daher die Frage, ob es für westliche Finanzinstitutionen ratsam wäre, neue Finanzlösungen zu konstruieren und Niederlassungen in den Kernregionen um die arabische Halbinsel und den asiatisch-pazifischen Raum zu gründen (vgl. Abb. 1).
Islamic Economics, das islamische Verständnis von Ökonomie, steht am Anfang der Betrachtungen dieser Arbeit. Wesentlicher Bestandteil dieses islamischen Wirtschaftssystems ist der Bankensektor; er wird in der Fachterminologie als Islamic Banking bezeichnet. Ein weiterer Begriff, der in dieser Arbeit synonym für Islamic Banking verwendet wird, ist Islamic Finance – das islamische Finanzwesen.
Islamische Finanzierungstätigkeiten sind im Großen und Ganzen nur Firmenkunden vorbehalten. Aus diesem Sachverhalt ergibt sich der in dieser Arbeit verwendete Begriff: Islamische Investition & Finanzierung. Darunter soll im Folgenden die Unternehmensfinanzierung und -investition unter Berücksichtigung des islamischen Rechtsverständnisses verstanden werden.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Verschaffung eines Verständnisses für das islamische, schariakonforme Bankwesen. Zu diesem Zweck werden die Grundlagen und Ursachen für die Restriktionen von Muslimen im Umgang mit ihrem Geld beleuchtet.
Arabische Begriffe, die nicht im Deutschen verwendet werden, sind im Glossar auf
Seite XVI dieser Arbeit erläutert. Im Fließtext sind sie in kursiver Schrift gehalten. Dies soll den Einstieg in das zum Teil ungewohnte Vokabular erleichtern. Immer dann, wenn eine Übersetzung zu Missverständnissen führen könnte, wird anstelle einer deutschen
Übersetzung der englische Fachterminus, der in der Finanzwelt und einschlägigen Literatur inzwischen allgemein anerkannt ist, benutzt.
Der Islam samt dem damit verbundenen Rechtsverständnis ist sehr komplex. Es würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen, auf alle Einzelheiten desselben einzugehen. Daher werden im Folgenden nur die allgemeinen Gedanken und Entwicklungen des Islams dargestellt, sofern sie zum Verständnis des islamischen Bankwesens und seiner Chancen für das konventionelle Banksystem erforderlich sind. Das folgende, zweite Kapitel dieser Arbeit erläutert darauf aufbauend die wirtschaftsethischen Grundlagen für das Verständnis eines islamischen Bankensystems.