Witches & Souls - Janina Schneider-Tidigk - E-Book

Witches & Souls E-Book

Janina Schneider-Tidigk

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Beschreibung

Eine Hexe und ein ehemaliger Hexenjäger. Ob das gut geht? Merope hat die Gabe, mit verstorbenen Seelen zu kommunizieren. Kaum ist sie zu Besuch in Ashland, läuft alles aus dem Ruder. Schlag auf Schlag tauchen neue Probleme auf, die die Hexen vor schwierige Entscheidungen stellen. Ein Riss zwischen den Welten bietet ein Portal für die Seelen Ashlands, die in die Kleinstadt zurückkehren und für Chaos sorgen. Cataleyas Seele wird von Geistern entführt, und die Einzige, die bei diesem Schlamassel helfen kann, ist Merope. Zu allem Übel will sich Aiden Archer ihrer Mission anschließen, um einen Weg zu finden, alles wieder geradezubiegen. Inmitten von Geistern, einem mürrischen Kater und einem unvollständigen Zirkel fliegen die Funken zwischen Merope und Aiden. Sie beide spüren, dass da mehr ist als nur die aufbrausende Wut aufeinander. Sind sie vielleicht doch mehr als Feinde?

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WITCHES & SOULS

TÖDLICHE TREUE

JANINA SCHNEIDER-TIDIGK

Copyright © 2022 by

Drachenmond Verlag GmbH

Auf der Weide 6

50354 Hürth

http: www.drachenmond.de

E-Mail: [email protected]

Lektorat: Stephan R. Bellem

Korrektorat: Michaela Retetzki

Layout Ebook: Stephan R. Bellem

Umschlagdesign: Marie Graßhoff

Bildmaterial: Shutterstock

Illustrationen: Jana Runneck

ISBN 978-3-95991-833-6

Alle Rechte vorbehalten

Mögliche Triggerthemen:

Blut, Verlust, Trauer, Tod, Suizidgedanken,

psychische und physische Misshandlung

INHALT

Playlist

Prolog

1. Merope

2. Aiden

3. Merope

4. Merope

5. Merope

6. Aiden

7. Merope

8. Aiden

9. Merope

10. Merope

11. Merope

12. Merope

13. Aiden

14. Merope

15. Aiden

16. Merope

17. Merope

18. Merope

19. Aiden

20. Merope

21. Aiden

22. Merope

23. Aiden

Vor 11 Monaten …

24. Merope

Vor 11 Monaten …

25. Aiden

26. Merope

27. Aiden

28. Merope

29. Merope

30. Aiden

31. Merope

32. Aiden

33. Vor einiger Zeit …

34. Merope

35. Aiden

36. Merope

37. Merope

38. Merope

39. Rufus

40. Aiden

41. Merope

42. Aiden

Epilog

Danksagung

Drachenpost

Dieses Buch ist für Alle, die mehr von den Hexen wollten.

Ich bin euch so dankbar! Ihr seid hextastisch. Vergesst das niemals!

Und für meine beiden Opas.

Für Opa F.,

du und ich wir waren schon immer ein verdammt gutes Team. Ich bin froh, dass ich dir begegnet bin.

Für Opa M.,

auch wenn wir uns nur kurz gekannt haben, hoffe ich doch, dass ich dich stolz machen konnte.

PLAYLIST

All Hell Breaks Loose – Greya

Swan Song – Dua Lipa

Devil Eyes – Hippie Sabotage

Wicked Game (feat. Chillion) – Bthelick, 9Ts & Seren

I Love It (feat. Charlie XCX) – Icona Pop

Fire In Me – Ibby VK

Monsters You Made (feat. Chris Martin) – Burna Boy

Teeth – 5 Seconds of Summer

Black Magic – Little Mix

How You Like That – BLACKPINK

Damaged (Radio Edit) – Adrian Lux

Here Comes Trouble – Neoni

Go Fuck Yourself – Two Feet

You’ve Got the Love – Florence + the Machine

Breakout – The Score

Through the Eyes of a Child – AURORA

Nobody’s Home – Avril Lavigne

Beggin’ - Måneskin

Queen Freya Hymnal (feat. Adeline Rudolph & Abigail Cowen) –

Cast of Chilling Adventures of Sabrina

Devil On My Shoulder – Billy Talent

Fight or Flight – Conan Gray

Never Gonna Learn – Asking Alexandria

Sweather Weather – The Neighbourhood

River – Tom Gregory

Tarot – Small Million

HORROR MOVIES – Neoni

Witches – Alice Phoebe Lou

Spooky, Scary Skeletons (Undead Tombstone Remix) –

Andrew Gold

Scorpio Season – Charlotte Cardin

Frozen (The Voice Australia 2019 Performance / Live) –

Sheldon Riley

In the Air Tonight – Natalie Taylor

Insane – Kendra Dantes

Sorry – Nothing But Thieves

Abracadabra – Qveen Herby

W.I.T.C.H – Devon Cole

The Pumpkin’s Song (Menu Theme) – Oskar Schuster

IDGAF (Hazers Remix) – Dua Lipa

Back from the Dead – Besomorph, AViVA & Neoni

I Am a Witch – Twin Temple

This is Halloween (feat. Cody Jamison, Ryan Ridley, Christian Koo & RandAlive) – izzy reign

PROLOG

Die Menschen fürchteten und liebten mich gleichermaßen. Ich gab ihnen etwas, das sie sich selbst nicht erklären konnten. Brachte ihnen den Tod nahe. Und jedes Mal sah ich die gleiche Ehrfurcht in ihren Gesichtern. Es war ein Geschenk, ihnen dabei zuzusehen. Der schnelle Herzschlag in meiner Brust, mit dem Kribbeln der Freude, das durch meinen Körper rauschte. Mein Name wurde durch die Straßen der Stadt geflüstert, weil keiner sich traute, ihn laut auszusprechen. Doch niemand wusste, wer ich war. Niemand würde es je herausfinden.

1

MEROPE

BROWN UNIVERSITÄT

Der Geist von letzter Nacht hauste noch immer in meinen Gedanken. Mich überkam eine Gänsehaut, und ich versuchte mich abzulenken. Hilfe suchend blickte ich auf meine Boots. Schwarz. Die schönste und einzige Farbe, die es in meinen Kleiderschrank schaffte.

Als ich ein Räuspern vernahm, sah ich von meinen Schuhen auf, um Landon ins Gesicht zu blicken. Der gut aussehende Mann hatte seit Wochen versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen, und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich darauf einließ. Er war nett, das konnte ich nicht abstreiten, aber er war irgendwie nicht mein Typ. Obwohl ich ihn optisch attraktiv fand, war es sein Charakter, der mich nicht überzeugen konnte.

Ich hatte auf den vorherigen Dates versucht, mich auf ihn einzulassen. Doch es zündete nicht. Da war keine Anspannung zwischen uns, wir führten nur Small Talk. Er hatte einmal angefangen, über das Wetter zu sprechen. Ich glaube, er spürte auch, dass wir nicht füreinander gemacht wurden. Gerade konzentrierte ich mich auf die Magie, die von ihm ausging. Er war ein Hexer, und das Gefühl einer anderen Energiequelle außer meiner war schön. Ich vermisste die Tage in der Waldhütte. Am Morgen roch es meistens nach Kaffee und Magie. Nach zu Hause. Doch seit wir alle studierten, sahen wir uns nur noch selten.

»Gehst du heute zu eurem Totenfest?«, fragte er mich, und seine Augen blitzten vor Aufregung auf.

»Ja, es werden alle dort sein. Ich freue mich drauf, dann sehe ich endlich meine Freunde wieder.« Ich nahm einen Schluck Kaffee, wobei ein wenig dunkelroter Lippenstift an der weißen Tasse kleben blieb. Ich hätte doch den teureren Markenlippenstift nehmen sollen.

»Cool. Wenn du dann wieder hier bist, können wir uns ja noch mal treffen. Das würde mich freuen.«

Ich öffnete den Mund, um zu antworten, da klingelte mein Handy. Es lag offen auf dem Tisch, und als der Bildschirm anging, erkannte ich einen brennenden Scheiterhaufen. Darüber der Name Aiden. Innerlich verkrampfte ich mich.

»Ein Scheiterhaufen?«, fragte Landon verwundert. Nickend überdachte ich meine nächsten Worte genauestens. »Ein Hexenjäger, der versucht hat, mich bei unserer ersten Begegnung zu töten. Bis heute setze ich darauf, dass er mich anzünden wollte.«

Landon riss die Augen auf und sein Mund stand offen. Der Schock war ihm ins Gesicht geschrieben.

»Du kennst Hexenjäger?«, hauchte er.

»Na ja, sie sind keine wirklichen Hexenjäger mehr. Angeblich jagen sie jetzt nur noch die bösen Hexen. Meine beste Freundin ist mit einem von ihnen zusammengekommen. Es war zwar nicht leicht … aber am Ende haben wir überlebt.« Inklusive einiger Verluste. Ein Schauder überkam mich.

»Das ist wirklich … ich finde gar kein passendes Wort dafür.«

Ich winkte ab. »Glaub mir, die finde ich meistens auch nicht. Dann wandelt sich das Gespräch in Beleidigungen.« Landon hob die dunklen Augenbrauen. »Also nicht, dass ich dich beleidigen würde. Eher die beteiligten Personen der Geschichte.«

»Du meinst, die Hexenjäger, die jetzt keine mehr sind, aber irgendwie schon noch?«

Ich nickte bestätigend. Eine Nachricht ließ mich zu meinem Handy blicken.

Geh ran, du sture Hexe.

Ich schnaubte. Nein, das würde ich nicht tun.

Landon versuchte nicht auf das Handy zu achten und starrte mich bohrend an. »Ich glaube, der Hexenjäger, der keiner mehr ist, aber irgendwie schon noch, will was von dir.«

»Ich will auch was von ihm. Meine Ruhe«, sagte ich und schaltete das Display aus.

Landon grinste, offensichtlich erleichtert, dass ich ihm indirekt gesagt hatte, dass Aiden und ich nichts miteinander am Laufen hatten. Mein Handy vibrierte erneut.

»Die wirst du nicht bekommen, wie es aussieht«, stellte er fest.

Antworte mir wenigstens!

»So wie es aussieht, nein.« Ich schüttelte den Kopf, dann entsperrte ich den Bildschirm und tippte meine Nachricht ein. NEIN! Kaum hatte ich sie abgeschickt, kam etwas von Aiden.

Wir müssen reden. Ruf mich an.

Gar nichts mussten wir. Und vor allem würde ich nicht darüber nachdenken, was mit Aiden und mir vor ein paar Wochen passiert war. Über seinen nackten, muskulösen, nassen … Ah! Merope, stopp! Ich zuckte zusammen, während ich mich selbst rügte. Ein Schluck Kaffee, dann war das Ganze wieder vergessen. Hoffte ich. Ich trank, doch noch immer waren meine Gedanken bei …

»Alles okay, Merope?«, fragte Landon.

Ich zuckte leicht zusammen, als ich bemerkte, dass ich in dem kleinen Café auf dem Campus saß und mich mit Landon traf. Und hier nicht an Aiden denken sollte. »Ja, alles super«, sagte ich und räusperte mich, um die kratzige Stimme loszuwerden.

Er hob die Mundwinkel, doch in seinen Augen konnte ich erkennen, dass er mir nicht glaubte.

»Wie läuft es mit deinem Studiu…« Ich wurde von einem Anruf unterbrochen. Erneut leuchtete der Scheiterhaufen auf und ich stöhnte genervt. »Tut mir echt leid. Er ist nerviger als die Geister«, meinte ich und drückte Aiden weg.

»Geister?«, fragte er langsam.

Ich nickte. »Ja, das ist meine Fähigkeit. Ich kann Seelen von Verstorbenen sehen.«

Landons Gesicht wurde blass und seine Augen immer größer. Ich erkannte die Angst darin und fühlte mich augenblicklich schlecht wegen meiner Begabung. Ich fand es auch nicht toll, Tote sehen zu können. Mein Handy klingelte erneut. »Tut mir echt …«

»Geh lieber ran. Ansonsten kommt der Hexenjäger noch hierher. Wir schreiben«, sagte Landon und sprang auf. Waren wir nicht gerade bei den Verstorbenen, die ich sehen konnte? Ich blinzelte ihm verwirrt entgegen. Ließ er mich jetzt sitzen? Es wirkte auf mich, als käme ihm die Möglichkeit zur Flucht gelegen. Ich wusste, dass er wegen der Geistersache abhaute.

»Sie töten keine mehr«, rief ich ihm hinterher, was mir merkwürdige Blicke der anderen Gäste bescherte.

Ach, Scheiß drauf. Ich wollte sowieso nichts von ihm, es hätte nicht funktioniert, auch wenn wir es versuchten. Ich trank von meinem Kaffee und der intensive Geschmack explodierte auf meiner Zunge. Ja, das war besser. Mein Handy vibrierte weitere Male, doch ich schaltete es einfach aus. Nein, er konnte mir gestohlen bleiben. Die Tasse stellte ich auf den Tisch und verließ das kleine Café.

Ich lief über den Campus und beobachtete die eifrigen Studenten, die sich rege über die Vorlesungen oder Dozenten unterhielten. Ich studierte an der Brown, weit weg von meiner Heimat. Es war eine Achtundvierzig-Stunden-Fahrt. Da ist es doch äußerst praktisch, wenn man hexen kann. In meinem Zimmer schnappte ich mir eine Reisetasche und stopfte alles rein, was ich für den Besuch in Ashland brauchte. Ich hatte nicht vor, lange dort zu bleiben. Immerhin waren wir nur für das Totenfest da. Und um uns mal wieder zu sehen, denn ein Zirkel waren wir ja nicht mehr. Nachdem die Tasche voll war, trat ich auf den Spiegel zu, der exakt dieselbe Größe hatte wie ich.

Ich nutzte meine Magie, wobei meine Augen rot leuchteten. Mit meiner Hand berührte ich das kalte Glas und aktivierte das Portal, das sich darunter verbarg. Ein helles Licht blendete mich, und als ich meine Augen wieder öffnen konnte, entdeckte ich die Waldhütte. Das dunkle Holz, inmitten der bunten Blätter. Der Herbst hatte Einzug gehalten und zeigte jedem seine Farbenpracht. Nur die immergrünen Tannen sahen aus wie eh und je. Ich trat durch das Funken werfende Portal und genoss den Sog, den es mir bescherte. Der leichte Luftstoß kühlte meine aufgeheizten Wangen. Als ich meine Schuhe auf dem Boden aufsetzte, raschelten Blätter unter meinen Füßen. Der Geruch nach Wald, Laub und Magie lag in der Luft. Ich atmete tief ein und der Geschmack zerging auf meiner Zunge. Endlich zu Hause.

»Jetzt kommen alle auf einmal wieder. Na super.« Beim Klang der genervten Stimme blickte ich vom Boden hoch. Auf der Veranda saß Rufus, der seinen Schwanz hin und her peitschen ließ. Die Hütte wirkte so aus wie immer, von außen klein und alt. Das Holz war dunkel geworden und am Dach begann bereits Moos zu wachsen. Die kleinen Glasfenster ließen nur eingeschränkten Blick auf das Innere zu. Alles in allem war die Hütte heruntergekommen. Wenn man sie jedoch betrat, erkannte man erst, wie schön es dort war. Nirgends hatte ich mich wohler gefühlt.

»Es ist auch schön, dich zu sehen, Rufus«, sagte ich.

»Das ist ja wirklich toll für dich. Wann geht ihr wieder?«

Ich verdrehte die Augen und ging an ihm vorbei. »Freundlich wie eh und je.«

»Es war echt schön, als ihr ausgeflogen wart. Und jetzt kommt ihr wieder. Das letzte Mal, als ihr euch getroffen habt, ist erst über einen Monat her.« Er hatte recht. Ich hatte meinen Zirkel vor einem Monat gesehen. In der Zwischenzeit hatte ich nicht einmal richtigen Kontakt mit Cataleya gehabt, weil sie mit dem Studium und Alistair beschäftigt war. Das verstand ich vollkommen, mein Studium war auch zeitaufwendig. Doch es tat weh, dass wir uns so voneinander entfernt hatten.

»Tja, Rufus, das ist auch unsere Hütte.«

»Ja genau, und ich bin der König des Waldes.« Rufus streckte sich, während er mich aus seinen stechend grünen Augen musterte. Ich ignorierte ihn, ging die Stufen hinauf und öffnete die knarzende Tür zur Hütte. Der Eingangsbereich war mit einem weichen Teppich ausgelegt. Links ging es zum Wohnzimmer und rechts zur Küche. Ich konnte hören, dass ein Feuer im Kamin knisterte. Und trotz der Tatsache, dass ich die Hütte vermisst hatte, fühlte sie sich nicht mehr so an wie zuvor. Sie war auf eine unerklärliche Weise kalt und leer. Levi war gestorben und Cora fortgegangen. Sie hatten ein Stück der Wärme mit sich genommen. Eine Gänsehaut lief meinen Rücken hinab.

»Mer?«, rief eine aufgeregte Stimme.

Ich sah zur Treppe hinauf. »Die einzig wahre.«

Mit trampelnden Schritten nahm meine Freundin die Stufen, bis sie sich in meine Arme warf. Beinahe wären wir umgefallen.

»Hi, wie geht’s dir?«, fragte Cat mich.

»Hey. Mir geht’s gut.« Das Gefühl ihrer warmen Hände auf meinem Rücken beruhigte mich. Zeigte mir, was für eine Bedeutung die Frau vor mir hatte. Wir hatten uns so lange nicht gesehen. Davor gab es keinen Tag ohne den anderen. Es fühlte sich schön an, wieder mit ihr zusammen zu sein. Ich hatte sie vermisst. Doch irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass sie das nicht hatte. Und wenn, dann nicht in einem solch großen Ausmaß wie ich.

»Die anderen sind in der Küche.« Cat strahlte mich mit ihren grünen Augen und den vielen Sommersprossen im Gesicht an.

Ich betrachtete die feinen Augenbrauen, ihre gerade Nase und die vollen Lippen. Ab und zu wünschte ich mir, auch so schön zu sein. Sie zog mich mit sich in die Küche, wobei ich die Tasche fallen ließ. Ich hörte Sara, bevor ich sie sah. »Was glaubst du, wie blöd er geschaut hat, als ich die Antwort wirklich wusste«, sagte Sara stolz und fuhr sich durch ihre langen Haare.

Samuel schmunzelte. Er saß auf dem Stuhl in der Ecke und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Als er mich betrachtete, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, das sofort wieder in sich zusammenfiel. Er las meine Gefühle. Prima.

Manchmal verfluchte ich seine Gabe. Er wusste ganz genau, dass ich mich nicht wohlfühlte.

Mit seinen dunkelblauen Augen starrte er mich an. Es fühlte sich immer so an, als würde ich auf den Grund eines unendlich tiefen Meeres blicken. Eine Strähne seines dunklen Haares fiel ihm ins Gesicht. Seine Kiefer presste er aufeinander.

»Hey, Merope«, sagte er zurückhaltend und stand auf. Die angespannte Atmosphäre konnte man deutlich spüren. Mir war es zuwider, so zu beginnen.

»Hey.« Ich umarmte ihn und spürte seinen warmen Körper. Der frische Duft, der ihn umhüllte, ließ mich tief einatmen. Selbst seine Umarmung verschaffte mir Ruhe.

Sara stand daneben und betrachtete uns. Ihre hellblauen Augen waren mit Unsicherheit gefüllt, während sie sich mit ihren schlanken Fingern eine dicke Strähne hinters Ohr schob. Sie trat an uns heran und sah mich abwartend an. Wartete darauf, ob ich sie ebenfalls begrüßen würde. Zwar war sie laut und offen, wobei sie mich ein wenig an mich selbst erinnerte, doch trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie uns nicht verärgern wollte. Immerhin hatte Cat letztes Jahr über unser aller Köpfe hinweg entschieden, dass wir Sara aufnahmen. Trotz der Tatsache, dass sie mit James, Cats boshaftem Cousin, zusammengearbeitet hatte, um uns alle zu töten. Vorwiegend Cat, aber da wir ihr Zirkel waren, steckten wir automatisch mit in der Scheiße.

Ich betrachtete sie und schloss meine Arme um sie. »Hey, Sara.« Es war eine steife Umarmung.

Der Ausdruck von Erleichterung legte sich über ihr Gesicht, und sie hörte auf, an ihren Haaren herumzuspielen. Die Wärme, die von ihrem Körper ausging, war nicht natürlich. Sie konnte genau wie Cat das Feuer beherrschen. Hexen hatten alle eine gewisse Grundmagie, und manche besaßen eine weitere spezielle Fähigkeit, die ihnen nur wenig Kraft entzog. Meine war das Geistersehen. Cat und Sara hatten ihr Feuer. Samuel konnte die Gefühle anderer erkennen und beeinflussen. Es war wie ein spezielles Talent.

»Hallo, Merope.«

»Wo ist eigentlich der Jägerboy?«

Cat schüttelte bei dem Spitznamen, den ich ihrem Freund gegeben hatte, den Kopf. Er war vor einem Jahr der Jägerboy und würde es für mich bis in alle Ewigkeit bleiben.

»Er ist bei Aiden im Anwesen. Aber später kommt er mit zum Totenfest.«

Verblüfft zog ich die Augenbrauen hoch. »Du nimmst ihn mit?« Nicht dass ich etwas gegen Alistair hätte. Nicht mehr. Trotzdem war ich mir nicht sicher, wie das die anderen Hexen auffassen würden.

»Ja klar. Und Samuel nimmt Alan mit. Immerhin ist Alistair mein Freund, und du weißt, dass enge Vertraute immer gern gesehen sind.«

Ich lachte bitter auf. »Aber doch nicht welche, die bis vor einem Jahr Hexen abgeschlachtet haben«, sagte ich aufgebracht und breitete meine Arme aus. »Das kannst du dir doch denken, Cat.«

»Jetzt machen sie das nicht mehr, Merope.«

»Denkst du, nur weil sie sagen, dass sie es nicht mehr tun, werden sie mit offenen Armen empfangen?« Entrüstet schüttelte ich den Kopf.

»Alan hat sich sowieso aus den Jägerangelegenheiten rausgehalten«, sagte Samuel und zuckte mit den Schultern.

»Das wissen die doch nicht! Die Archers haben den Stempel Hexenjäger fett auf ihrer Stirn stehen. Das kann man nicht mit ein paar netten Worten überdecken.« Warum verstanden sie das nicht? Machte Liebe so blind, dass sie noch nicht einmal erkannten, wie andere Leute, im Speziellen Hexen, die Archers wahrnehmen würden?

Cat füllte sich Karottensaft in ein Glas ein und nahm einen Schluck. »Aiden kommt wahrscheinlich auch mit.« Sie betrachtete mich abwartend.

Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und hustete laut. »Wie bitte? Da hast du den Jäger, der die Ältesten abschlachtet.«

Cat funkelte mich mahnend an. »Er ist nicht mehr so«, sagte sie und zog ihre Augenbrauen zusammen.

»Ach, das sagen sie alle.«

»Merope.« Cat nahm einen weiteren Schluck Saft, bevor sie das Glas auf der Theke abstellte.

»Ich denke, es wird spannend, wenn sie wirklich mitkommen sollten«, meinte Sara und rieb sich die Schläfen, als hätte sie jetzt schon Kopfschmerzen, bevor wir überhaupt beim Totenfest angelangt waren. »Ich verstehe Meropes Punkt voll und ganz.«

Cat schüttelte den Kopf. »Ihr werdet sehen, dass es ein schöner Abend wird.«

»Wenn du meinst«, sagte ich und verließ die Küche. Genervt schnappte ich mir meine Tasche und ging die Treppe nach oben. Von unten hörte ich die anderen weiter diskutieren. Als ich mein Zimmer öffnete, blieb ich zuerst stehen, um mich an den Anblick zu gewöhnen. Ja, es fühlte sich nicht mehr so an wie zuvor. Ich seufzte und dachte daran, wie es werden würde, die Archers zu sehen. Denn das würde nicht so glatt ablaufen, wie Cat und Samuel sich das vorstellten, da war ich mir todsicher.

2

AIDEN

ASHLAND

Das Meeting war zu Ende und ich schloss entnervt die Augen. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass es so anstrengend sein würde … hätte ich es wahrscheinlich trotzdem gemacht. Heute arbeitete ich von zu Hause aus. Jemand näherte sich meinem Büro und ich setzte mich wieder aufrecht hin. Ohne Vorwarnung wurde die Tür aufgerissen und Alistair kam hereingestürmt. Ich wandte meinen Blick von der weißen Tür ab, die in ein leeres Nebenzimmer führte. Die Gänsehaut blieb jedoch.

»Hey, also du musst heute mit mir zu diesem Hexenfest, und du hast keine Wahl.«

»Erst mal klopfst du an. Stell dir vor, ich wäre in einem wichtigen Meeting gewesen. Und zweitens, nein, egal was es ist. Ich muss arbeiten.«

Alistair kam auf den Schreibtisch zu und stützte seine Arme darauf ab, um mir tief in die Augen zu blicken. Er hatte die Augen unserer Mutter, das fiel mir jedes Mal wieder auf. Immer wenn ich ihn ansah, zog sich mein Herz kurz zusammen, weil ich wusste, dass ich die Augen unserer Mutter nicht mehr sehen würde.

»Du arbeitest seit Monaten, sieben Tage die Woche. Entweder für Archer Industries oder den Orden. Du brauchst mal ’ne Pause. Und heute wirst du mitkommen. Ich weiß, dass du das Totenfest interessant findest. Du wolltest sogar wissen, was man da mitbringt. Also lass einmal die Arbeit liegen und komm mit. Alan kommt auch.«

»Ja, natürlich kommt Alan mit. Samuel ist dort.« Augenrollend stand ich auf und suchte einen Ordner aus dem Schrank.

»Und ich gehe mit Cataleya. Es ist ein wichtiges Fest für die Hexen. Cataleya gehört zur Familie. Genauso wie Samu. Also komm schon. Außerdem weiß ich, dass du dich mit den Hexenbräuchen beschäftigst.«

»Und mit wem soll ich gehen? Wenn ihr zwei ausgebucht seid?«

Alistair grinste mich frech an, und bevor ich etwas dagegen tun konnte, sagte er: »Merope.«

Ich presste meine Kiefer aufeinander und schlug den Ordner ein wenig zu laut auf. »Witzig.«

»Cat meinte, dass sie gerade in der Hütte angekommen ist. Sie hat mir geschrieben.«

»Das ist wirklich schön. Und was soll ich mit der Info anfangen?«

»Du kannst sie ja fragen, ob sie mit dir hingeht.«

»Mein Gott, Alistair, gehen wir auf den Schulball oder zur Totenversammlung der Hexen?«

»Totenfest«, verbesserte er mich.

»Von mir aus auch das.« Ich schloss den Ordner und holte mir den nächsten. Wo hatte ich diesen dämlichen Jahresbericht abgeheftet?

»Es wird toll. Cat hat mir erzählt, dass es dort viel zu essen gibt, und es wird gegrillt.«

»Was?«, fragte ich.

»Wie was?«, erwiderte mein Bruder.

»Na, was gegrillt wird. Hexen?«

»Aiden!«, fuhr Alistair auf und breitete die Arme aus.

»Also kein Hexen-Barbecue?« Meine Stimme klang ein wenig enttäuscht.

»Du bist unmöglich«, murrte er mit verschränkten Armen vor der Brust.

»Wenn du mir die Vorlage dafür gibst, immer.«

Alistair schüttelte den Kopf und ging wieder zur Tür. »Dann bleib halt hier und kümmere dich um deine Arbeit. Ab nächster Woche bin ich wieder an der Uni. Ich dachte, wir könnten so wenigstens etwas Zeit miteinander verbringen.« Alistairs Stimme klang angespannt, und ich konnte die unterschwellige Wut heraushören.

Ach Fuck.

Er ging und schloss die Tür hinter sich. Zuerst blieb ich sitzen, während ich seinen leiser werdenden Schritten lauschte. Er hatte ja recht. Ich sah ihn nur noch selten. Und wenn er mal da war, dann arbeitete ich. Seit Vaters Tod ertränkte ich mich in Arbeit. Egal in welcher. Ob es der Orden war oder Archer Industries. Hauptsache, ich war meinen Gedanken nicht ausgesetzt. Es gab einen Grund, weshalb ich nicht darauf brannte, auf das Totenfest der Hexen zu gehen. Und dieser war eine ganz bestimmte vorlaute Hexe. Doch ich wollte wieder Zeit mit meinen Brüdern verbringen. Vor allem, weil unser Verhältnis sich verbessert hatte, seit unser Vater tot war. So schlimm sich das anhörte, es war die Wahrheit. Wahrscheinlich lag es daran, dass Vater nicht mehr zwischen uns stand und ich meine eigenen Entscheidungen traf. Es fühlte sich gut an, frei zu sein.

Ich dachte an Merope und daran, dass sie auch bei dem Totenfest sein würde. Außerdem hatte Alistair recht. Ich fand alles rund um die Hexen spannend. Das tat ich bereits zuvor. Deshalb entschied ich mich in diesem Moment für meine Brüder. Ich stand auf, verließ das Büro. Es war das von meinem Vater gewesen und ich hatte nichts davon geändert. Ich wollte mich an seinen ehemaligen Platz setzen und es besser machen, als er es getan hatte. Manchmal fühlte ich mich jedoch wie sein Schatten. Als würde ich dort nicht hingehören.

Ich ging nach unten. Vorbei an dem plätschernden Springbrunnen, der sich in der Eingangshalle befand und meinen Blick auf sich zog.

Alistair saß an der Kücheninsel und tippte auf seinem Handy herum. Wahrscheinlich schrieb er Cat, was für ein langweiliges Arschloch ich war.

Alan holte etwas aus dem Kühlschrank. »Hey, Aiden.«

»Na, alles klar?«, fragte ich meinen Bruder.

»Jup, ich hoffe nur, dass ich nichts für das Totenfest vergesse.«

Alistair ignorierte mich gekonnt.

»Ich wollte eigentlich nur fragen, wann genau wir dort sein müssen.«

Alistairs Kopf fuhr nach oben und er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du kommst mit?«, fragte er vorsichtig. Als läge er auf der Lauer und wäre sich unsicher, ob ich es wirklich ernst meinte. Er wartete auf meine Antwort, bevor er irgendeine Reaktion zeigte.

»Ja, auch wenn es nur langweiliges, normales Barbecue gibt.«

Ein Schmunzeln erschien auf Alistairs Gesicht.

»Dann such dir etwas zum Anziehen raus. In dem Anzug schmeißen sie dich sofort wieder raus«, meinte Alan. Ich blickte an meinem maßgeschneiderten Anzug mit meinen eingestickten Initialen herunter und presste die Lippen aufeinander.

»Ich frage mich vor allem, wer einen Ton in Ton schwarzen Anzug trägt. Die einzige Farbe an dir ist deine Haut und die Haare«, meinte Alistair, der mich eingehend musterte.

»Ich dachte, dort tragen alle Schwarz, weil es eine Totenfeier ist?«

»Nein, jeder trägt das, in dem er sich wohlfühlt. Niemand wird komplett in Schwarz kommen.«

Na ja, bis auf Merope. Nicht dass ich an sie denken würde. Oder daran, dass sie nie auf meine Anrufe reagierte.

»Es soll keine stumme Totenfeier sein, sondern ein Fest, das den Toten zeigt, dass wir an sie denken«, schob Alistair hinterher.

»Na, dann ziehe ich mich mal um.«

»In einer halben Stunde fahren wir los.«

Ich drehte mich um und verschwand nach oben. Da es also keinen Dresscode gab, zog ich das an, worauf ich Lust hatte. Endlich konnte ich den steifen Anzug loswerden. Diesen tauschte ich gegen Jeans und ein Shirt. Ich schrieb meinem Assistenten noch, dass ich nicht mehr zu erreichen war und er nur die wirklich wichtigen Anrufe und Mails an mich weiterleiten sollte. Ich ging wieder in die Küche.

»Müssen wir irgendetwas mitbringen?«, fragte ich meine Brüder.

»Nein, Samu meinte, dass für alles gesorgt wurde und sie sich freuen, dass wir kommen«, sagte Alan.

»Okay, dann wäre ich fertig. Wie sieht’s bei euch aus?«

»Wir haben nur auf dich gewartet.« Alistair stand auf und griff nach seinem Handy.

»Ich fahre«, sagte ich und holte meinen Schlüssel.

»War klar«, entgegnete Alan. Die kühle Luft strich um mein Gesicht und füllte meine Lunge. Ich liebte den Herbst, die Dunkelheit und die magische Atmosphäre. Okay, die Atmosphäre war immer magisch, wenn man mit Hexen befreundet war. Ich sperrte meinen Audi auf und setzte mich hinters Steuer. Der Schotter knirschte, als wir aus der Ausfahrt fuhren und durch das Eisentor das Anwesen verließen. Die Klimaanlage wärmte langsam das Auto auf und die neuesten Charthits spielten im Radio. Alan mochte das Radio am liebsten, deshalb ließ ich es an.

Ich machte mir Gedanken darüber, wie die Hexen auf uns reagieren würden. Wussten sie überhaupt, dass wir kamen? Hoffte ich doch. Wir fuhren mitten durch die Stadt hindurch. Ich konnte kaum den Blick von der ganzen Halloween-Dekoration lösen. Überall standen Kürbisse und Skelette. In den bunten Bäumen befanden sich Lichterketten, wodurch es so wirkte, als würden sie in Flammen aufgehen. Es war genial, anders konnte man es nicht betiteln.

»Hast du schon mit der Planung der Halloween-Gala angefangen? Nicht dass es so wird wie vor zwei Jahren, als wir noch nicht mal einen Caterer hatten«, fragte mich Alan vom hinteren Sitz. Über den Rückspiegel wechselte ich einen Blick mit ihm.

»Ja, die Gästeliste steht so gut wie fest, und das Catering ist auch schon besprochen. Mit der Dekoration muss ich noch schauen, wie ich das mache.«

Wie jedes Jahr fand die Archer-Halloween-Gala statt. Dazu wurden alle wichtigen Geschäftspartner sowie Ashlands Bürgermeister und die Mitglieder des Ordens eingeladen. Es war ein aufregender Abend, vor allem für unsere Firma, da wir dort immer wieder neue Deals abschlossen. Und jetzt, da Vater nicht mehr da war und ich seine Firma übernommen hatte, war auch ich dafür verantwortlich, dass die Gala trotz allem stattfinden würde. Bei dem Gedanken an meinen Vater wurde mir schlecht. Schnell verbannte ich das Bild, wie er sterbend vor mir lag.

Mein Studium hatte ich abgebrochen, damit ich der neue Geschäftsführer werden konnte. Für beides hätte ich nicht genug Zeit gehabt. Zuvor hatte ich jedoch den Aufsichtsrat überzeugen müssen, dass ich geeignet für die Stelle der Leitung war. Es war nicht leicht, doch letztendlich hatte ich eine Probezeit erhalten, die bald auslief.

»Ich bin gespannt, wer auf der Gala als Erstes betrunken ist. Der Bürgermeister oder William«, sagte Alistair.

Alan lachte auf der Rückbank. William war mein Assistent, der auch schon auf der letzten Gala ordentlich viel Alkohol intus gehabt hatte. »Ja, ich glaube, da setzen dieses Jahr wieder mehrere ihre Wetten darauf. Wir sind auf jeden Fall dabei.«

Alistair nickte zustimmend. »Cat hat sich schon ein Kleid dafür besorgt. Sie hat gesagt, dass ich mindestens dreimal mit ihr tanzen muss, bevor wir nach Hause gehen«, sagte er beinahe verträumt. Als würde er sich ausmalen, wie es sein würde, mit ihr zu tanzen.

Ich schmunzelte, als ich heraushörte, wie glücklich mein Bruder war. Es war schön, dass Cataleya und er so füreinander da waren. Beide hatten einiges zu verarbeiten, und sie halfen sich dabei. Manchmal fragte ich mich, wie es sich wohl anfühlen würde, so jemanden zu haben.

»Kann das Kleid dann auch so cool brennen wie in Die Tribute von Panem?«, fragte Alan aufgeregt und drückte sich zwischen den Sitzen hindurch, um uns beiden zwischen den Gesichtern kleben zu können.

»Du kannst sie ja gern fragen. Übrigens sind wir gleich da.« Alistair deutete mir die Richtung, als wir an einer Abzweigung des Waldweges standen. Ich folgte seinem Fingerzeig und fuhr tiefer in Ashlands Wald hinein. Ich erkannte durch die Windschutzscheibe einige Personen zwischen den Bäumen hin und her wuseln. Wir stiegen aus.

Alistair ging auf Cataleya zu, die unserem Auto entgegenkam. Das karierte Kleid, das sie trug, war beinahe so lang, dass es den Boden berührte. Sie küssten sich, bevor sie sich glücklich anstrahlten.

Alan machte sich umgehend auf die Suche nach Samuel.

Mein Blick schweifte über die Bäume, und ich erkannte die komplett in Schwarz gekleidete Person, die an einem der Bäume lehnte. Merope.

Die dunkelhaarige Hexe blickte zu Alistair und Cat, während sie schwach lächelte. Doch der Schmerz in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. Sie bückte sich nach einem der Kürbisse zu ihren Füßen und hob ihn hoch.

Dabei fiel mein Blick auf das Oberteil ihres schwarzen, engen Kleides. Sofort guckte ich weg und riss mich zusammen. Sie sah gut aus. Doch sie würde mich auf keinen Fall näher als fünf Meter an sich heranlassen. Aus dem einfachen Grund, dass ich sie vor einem Jahr töten wollte. Sagte sie. Meine Wahrheit war eine andere.

Seitdem hatten wir eine schwierige Beziehung zueinander. Oder besser gesagt, Verhältnis. Ich wünschte, dass es anders verlaufen wäre.

Als ich die Tür zuknallte, richtete sie ihren Blick auf mich. Die hellen bernsteinfarbenen Augen blitzten mich an. Aus dieser Entfernung konnte ich nicht wirklich erkennen, welche Farbe ihre Augen hatten. Doch ihre Iriden hatte sich in meine Erinnerungen eingebrannt. Sie ließ ihren Blick an mir herabgleiten, sah mir dann wieder ins Gesicht und hielt mich mit dem Ausdruck in ihren Augen gefangen. Ohne eine Regung wandte sie sich ab und brachte den Kürbis zu einem der Tische, die auf der Lichtung verteilt standen. Dort konnte ich bereits das erste Essen erkennen.

Ja, das war eine tolle Begegnung, vor allem, nachdem die letzte auch so prickelnd verlaufen war. Mein Blick haftete weiterhin an Merope. Irgendwann setzte ich mich in Bewegung und begrüßte Cat, die mir schon zuwinkte. Eigentlich wäre ich lieber der dunkelhaarigen Hexe hinterhergegangen. Ich betrachtete die kleine Lichtung zwischen den Bäumen, dabei fielen mir die drei langen Tische auf, die vor Essen nur so strotzten. Kaffee und Pumpkin Spice Sirup standen daneben. Ich würde mein Anwesen darauf verwetten, dass eine zickige Hexe das mitgebracht hatte. Weiter hinten knisterte ein Feuer in einer Schale, um die sich Kinder tummelten und mit ihren Stöcken Marshmallows in die Flammen hielten. Der Duft von Rauch stieg in meine Nase. Jemand zündete weiße Kerzen an und verteilte sie auf den Tischen.

Ich stupste Cat mit meiner Schulter an. »Hey. Danke, dass ich kommen durfte.«

»Sehr gern.« Cats rote Haare wurden durch den Wind aufgewirbelt.

»Können wir helfen?«

Cat sah sich um. »Du könntest noch ein paar der Kürbisse da verteilen.« Sie deutete auf die Stelle, an der Merope vor ein paar Momenten gestanden hatte. Perfekt, vielleicht bekam ich dort die Chance, mit ihr zu reden.

»Alles klar.« Das Laub unter meinen Füßen raschelte bei jedem Schritt. Ich nahm ein paar Kürbisse mit und stellte sie neben die von Merope. Wahrscheinlich waren sie nur als Deko gedacht. Ich arrangierte sie, damit sie gut zusammen aussahen.

»Ist schon okay, verschieb meinen Kürbis einfach«, sagte Merope, die neben mich getreten war. Sie verschränkte ihre Arme und wünschte sich wahrscheinlich, dass aus ihren Augen Dolche schießen würden, um mich auf der Stelle zu töten. Ich betrachtete sie eingehend.

»Ja, mache ich. Danke. So sieht es besser aus.«

Ihre langen Beine steckten in Overknees. Dazu trug sie ein ärmelloses Kleid, das sich eng an ihren Körper schmiegte. Der ausladende Hut auf ihrem Kopf fügte sich in das Gesamtbild ein. Um Meropes Hals hing eine Kette mit einer Totenkopfmotte. Die Ohrringe zeigten dasselbe Tier. Zuvor kannte ich die Motte nur aus Das Schweigen der Lämmer. Die schwarzen, langen Haare berührten ihre Ellenbogen, als sie die Arme verschränkte und sich räusperte. »Guck nicht auf meine Brüste.«

»Das tue ich nicht. Ich habe mir nur deine Kette angesehen. Sieht cool aus.«

Merope zog die Augenbrauen in die Höhe. »Bitte kein Small Talk. Vor allem nicht mit dir.«

»Okay. Kann ich dich dann kurz sprechen? Ohne Small Talk?«

Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss Kürbisse holen.«

»Ach was, so ein Zufall. Ich auch.« Merope ignorierte mich und ging davon. Ich folgte ihr und holte weitere Kürbisse für die anderen Tische. Blätter flogen an mir vorbei und landeten beinahe lautlos auf dem Waldboden.

»Aiden, geh jemand anderem auf den Sack«, murrte sie, als sie mit ihren Kürbissen davoneilte. Sie ging schneller, um von mir wegzukommen. Wie konnte man nur so stur sein? Als ich an dem Tisch vorbeiging, fiel mir auf, dass Merope die Kürbisse verschoben hatte.

Also trat ich zum Tisch und richtete sie so hin, wie ich sie hingestellt hatte. Auch wenn sie nicht mit mir reden wollte, loswerden würde sie mich nicht. Und die Schlacht um die Kürbisse würde sie auch nicht gewinnen.

»Du bist ein dickköpfiger Arsch. Das sind Kürbisse«, zischte Merope.

»Genau, Merope. Das sind nur Kürbisse. Also lass sie doch einfach in Ruhe.«

Sie presste ihre dunkelroten Lippen aufeinander und blähte ihre Nasenflügel auf. Die rote Farbe würde sich gut auf meinem Körper machen. Ich schenkte ihr ein schiefes Lächeln und machte mich wieder an die Arbeit. Mir war klar, dass die Kürbisse erneut anders dort stehen würden, wenn ich vorbeikam. Und beim nächsten Mal richtete ich sie wieder so aus, wie ich es für schön empfand. Und weil ich wusste, dass es Merope anpissen würde. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie auf mich zukam.

»Merope, kannst du mal kommen?«, rief eine Frau, die wie eine ältere Version von Merope aussah. Sie drehte sich auf der Stelle um und ging.

Ha! Der Kürbispunkt ging an mich.

Alistair betrachtete mich belustigt und ich grinste triumphierend. Sein Lächeln wurde breiter und er begann laut zu lachen.

Ich drehte mich um und entdeckte, wie die Kürbisse sich von selbst verschoben.

Merope hatte ein schiefes Lächeln auf den Lippen, das beinahe hämisch wirkte, während sie mit ihren Händen kleine Bewegungen machte, die grüne Funken hinter sich herzogen. Verdammte Hexe. Als ich mich umsah, erkannte ich, dass sich einige der Hexen dem Schauspiel zugewandt hatten. Es wäre peinlich, wenn ich wie ein kleiner Junge erneut zu den Kürbissen stapfen würde, um sie wieder zu verrücken. Denn Merope hätte ihre Kräfte erneut eingesetzt, um ihren Dickschädel durchzusetzen. Ich hatte meinen stummen Protest genug zur Schau gestellt. Hexe müsste man sein. Oder auch nicht. Ich warf Merope noch einen letzten Blick zu, bevor ich zu meinem Bruder ging. Sie betrachtete mich ausdruckslos.

»Ihr seid unterhaltsam wie eh und je«, kommentierte Alistair. Merope sprach mit der Frau, die ihre Mutter sein musste.

»Danke, schön, dass es dir gefallen hat«, murrte ich und kniff die Augen zusammen.

»Ja, das hat es.«

Mein Blick wanderte zu der Feuerschale, an der sich die Kinder weiterhin darum kümmerten, ihre Marshmallows zu rösten. Neben ihnen stand Cat, die mit leuchtenden Augen das Feuer in eine wahre Lichtershow verwandelte. Die Kinder lachten und zeigten immer wieder auf die Flammen, die nun die Form eines Drachen angenommen hatten. Sie ließ mit einer Handbewegung die Flamme auf das Marshmallow eines Kindes schießen. Das Kind schrie freudig auf, der Flammendrache verschwand und das Marshmallow war fertig.

Alistair beobachtete seine Freundin und war so gefesselt, dass es den Anschein hatte, er würde nichts anderes mehr um sich herum wahrnehmen.

»Wehe, ich werde nicht Patenonkel«, sagte ich.

»Patenonkel?«

»Von euren Kindern.« Alistair sah mich überrascht an.

»So wie du sie ansiehst, ist es etwas für die Ewigkeit. Und was wäre das Leben schon ohne magische Hexenbabys?«, fragte ich.

»Ruhig«, antwortete er.

»Langweilig«, erwiderte ich. Ich wusste, wie es war, in einem leeren Haus zu sitzen, in dem es nichts zu hören gab außer die laufende Waschmaschine. Ein Anwesen mit Kindern. Geräusche voller Lachen und Spaß. Das klang nach etwas Erstrebenswertem, das ich in der Zukunft gern haben wollte.

»Erst mal beenden wir unser Studium und dann mal sehen. Vielleicht möchte Cat ja gar keine Kinder.«

»Wenn sie welche möchte, erinnere dich dran – Patenonkel und so.«

Er schüttelte den Kopf. »Schon klar«, gluckste er.

Es waren viele Menschen anwesend. Keine Ahnung, ob alle Hexen waren, aber einige auf jeden Fall. Sie standen in kleinen Grüppchen zusammen und unterhielten sich. Die Atmosphäre war ruhig und der Ort auch. Es war entspannend. Bis ich zu Merope blickte, die um mich herum alles einfrieren ließ.

3

MEROPE

Ich unterdrückte den Drang, mich zu schütteln. Aiden durfte nicht sehen, dass er etwas in mir regen konnte. Auf welche Weise auch immer.

Meine Mutter stand neben mir und unterhielt sich mit ihrer Freundin. Die Nachmittagssonne schien durch die Baumstämme und erhellte die kleine Lichtung inmitten des Waldes. Es war ein guter Tag für das Totenfest. Wahrscheinlich dachten die meisten Nichthexen, dass es an Halloween stattfand, aber nein. Kurz davor, in dieser Zeit ist der Schleier zur Geisterwelt am dünnsten.

Kaum dachte ich daran, hörte ich leises Wispern. Stimmen, die einen unheilvollen Klang mit sich brachten. Doch ich ignorierte sie. Ich wollte die Feier mit meinen Freunden und meiner Familie genießen. Jedes Jahr aufs Neue kamen diese Stimmen. Sie ließen sich schwer verdrängen. Heute war mir noch kein Geist begegnet, doch ich war mir sicher, dass ich nicht verschont bleiben würde. Vor allem an einem dieser magischen Tage.

Sybil, eine der ältesten Hexen aus Ashland, klatschte in die Hände und zog dadurch die Aufmerksamkeit auf sich. Meine Großmutter hatte ihrem Zirkel vor langer Zeit einmal angehört. Aus gutem Grund tat sie das heute nicht mehr. Und ich hoffte, sie würde auch nie wieder die Möglichkeit erhalten, Sybil zu sehen.

»Hallo! Wie schön, dass ihr hier seid. Dieses Jahr können wir das Totenfest offener als jemals zuvor feiern. Und das sogar mit alten Feinden, die zu neuen Freunden geworden sind.«

Beinahe hätte ich aufgelacht. Aber sicher doch. Ich hörte Gemurmel aus der Menge und sah, wie alle die Archers anstarrten. Bis jetzt war es friedlich. Noch.

»Jeder von uns hat Freunde oder Familie verloren.«

Aiden verzog krampfhaft sein Gesicht. Vielleicht erkannte er so langsam, was er all die Jahre für eine Scheiße gebaut hatte. Kaum sah er mich, versteinerte er.

»Heute ist der Tag, an dem wir allen Hexen und Hexern gedenken, die nicht mehr an unserer Seite stehen. Um sie niemals zu vergessen und ihre Seelen zu ehren, ritzen wir ihre Initialen in Kerzen. Das Licht wird hoffentlich so hell leuchten, dass sie es sehen werden, egal wo sie sich gerade befinden.« Ich ging zu dem Tisch, der am Rand der Lichtung stand, und griff in den Bastkorb. Ich nahm mir eine Kerze und ritzte mit einem kleinen Messer zitternd Levis Initialen hinein.

Mein Herz schmerzte, als ich mich daran erinnerte, dass wir dieses Fest vor einem Jahr noch gemeinsam gefeiert hatten, bevor die Sache mit den Archers und James begonnen hatte. Nun standen sie hier herum wie kleine Engelchen, während Levi wirklich einer war. Er hatte neben mir gestanden und Initialen eingeritzt, bis heute wusste ich nicht, für wen sie waren. Sein trauriges Gesicht erschien vor meinem inneren Auge.

Mein Blick flog zu Aiden. Er schien zu zögern. Eine tiefe Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet, so als wüsste er es selbst noch nicht genau, wessen Initialen er einritzen sollte.

Okay, ja, seine Mutter, aber wie selbstverständlich ist es, dass er Armin einritzt? Immerhin war er derjenige, der seinen Vater getötet hatte. Ich fragte mich, wie sich das anfühlen musste. Welche Gefühle trug er in sich?

»Ich würde nun die Feuerbegabten bitten, unsere Kerzen zu entzünden.«

Cat trat mit ein paar weiteren nach vorn. Mein Blick ruhte auf meiner besten Freundin, in deren Augen die Tränen schimmerten, die ich versuchte zurückzuhalten. Ich vermutete, dass ihre Kerze mit vielen Namen geziert war. Ihre Hände zitterten, als Cat sie hob. Es dauerte einen Moment, bevor die Dochte zu brennen begannen und die Gesichter der Anwesenden durch die Flammen erhellt wurden.

Es war schön und so schmerzvoll zugleich. Denn diese Lichter brannten nur für unsere Geliebten, die wir erst wiedersehen würden, wenn wir selbst starben. Dann passierte das, worauf ich mich wirklich freute. Jeder nutzte seine Magie, um die Kerze schweben zu lassen. Zu begreifen, dass all diese Leute magisch waren, stimmte mich hoffnungsvoll. Meine Kerze stieg aus meinen Händen auf und flog über meinem Kopf in die Luft. Levis Initialen konnte ich nicht mehr erkennen.

Meine Mutter legte mir ihre Hand auf die Schulter. Sie war warm. Erst da spürte ich, dass es frisch wurde. Mein Heizzauber ließ langsam nach.

Mom musterte mich sorgenvoll. »Wie geht es dir, mein Schatz?«

Ich zuckte mit den Schultern und presste die Lippen aufeinander. »Keine Ahnung. Es geht schon.«

Sie drückte mich an sich und küsste mich auf die Wange. »Ich hab dich lieb«, murmelte sie.

»Ich dich auch, Mom.«

Ihr Lächeln erwärmte mein Herz. Dann löste sie sich von mir und lehnte sich gegen Dad.

Cat ließ ihre Kerze schweben.

Mein Blick blieb an Aiden hängen, der seine Kerze so schmerzvoll betrachtete. Seine Stirn lag in tiefen Falten und er hatte die Lippen aufeinandergepresst. Er sah zu den schwebenden Kerzen und blickte Hilfe suchend zu Cat, die sich jedoch mit Alistair unterhielt. Er war der Einzige, der seine Kerze noch hielt, und es schien keinem aufzufallen. Auch wenn er mich zur Weißglut brachte und ich ihm nicht vertraute, war es ein äußerst trauriges Bild, das er dort abgab. Deshalb hob ich leicht meine Hand und bewegte sie.

Die Kerze schwebte aus Aidens Händen, sie stieg immer höher und höher auf. Er folgte ihr mit seinem Blick und ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Waren das etwa Tränen in seinen Augen? Nein, das war mit Sicherheit die Spiegelung des Lichts. Nachdem seine Kerze ebenfalls mit den anderen zusammen schwebte, sah er sich suchend um, bis er mich ins Visier nahm. Schnell senkte ich meine Hand, nachdem ich mir sicher war, dass die Kerze oben bleiben würde. Meine Augen mussten bestimmt noch ein wenig geleuchtet haben. Er betrachtete mich stumm.

»Es ist jedes Mal wieder schön, nicht wahr?«, fragte mich Sara, während sie mit glühenden Augen zu den Baumkronen blickte.

»Ja, du hast recht. Es ist einzigartig.« Die Lichter, die sich mit den Sternen vermischten, die man teilweise durch die Baumkronen sehen konnte, waren faszinierend. Man hörte nur leises Flüstern, ansonsten war es totenstill. Die Blicke der Anwesenden waren alle auf die Kerzen gerichtet.

Sybil strahlte uns an. »Danke für diesen Augenblick. Unsere Geliebten werden niemals vergessen. Zu ihren Ehren ist dieses Beisammensein. Ich wünsche euch guten Appetit und einen schönen Abend. Danke.«

Sara startete gleich zum Büfett durch.

Sybil ging bei jedem vorbei und redete kurz mit ihnen. Sie ergriff meine Hände und hielt sie fest umschlossen. Der Blick aus ihren eisblauen Augen ließ mich frösteln, doch der warme Ausdruck auf ihrem Gesicht machte das wieder wett.

»Wie geht es dir?«, fragte sie. Ein Windstoß fegte ihr die langen weißblonden Haare aus dem Gesicht.

»Okay. Danke der Nachfrage. Und dir?« Ich würde ihr nicht meine aktuelle Gefühlslage bis ins kleinste Detail erklären. Das konnte sie vergessen. Wenn man Menschen die Möglichkeit bot, über sich selbst zu reden, dann ergriffen die meisten diese Chance und vergaßen, was sie eigentlich von einem wollten.

»Ach, weißt du, wir haben alle Liebste verloren. Und auch nach Jahren schmerzt der Verlust noch sehr. Doch ich weiß, dass wir wieder vereint sein werden. Davor höre ich nicht auf …«

»Sybil«, rief eine junge Frau, die mit strahlenden Augen auf sie zugerannt kam, und unterbrach die alte Hexe.

»Tut mir leid, Merope. Ich muss los, wir können danach gern weiterreden.« Sybil ging zurück zu einer Gruppe älterer Damen, mit der jungen Frau im Schlepptau. Die Hexengemeinschaft hatte sich aus dem Schatten getraut und war aufgeblüht. Sie hatten sich versteckt, wenig Kontakte zu anderen Menschen gepflegt und sogar ihre Kinder größtenteils zu Hause unterrichtet oder betreut. Zuvor hatte ich nie ein Hexenkind gesehen. Doch nun liefen sie hier herum und ließen die kleinen gegrillten Würste in der Luft schweben, bevor sie nach ihnen schnappten. Zu realisieren, dass es niemals falsch gewesen war, an die Hoffnung zu glauben, war schön. Auf etwas Besseres zu warten.

Sara kam zurück und drückte mir ein Stück Kirschkuchen in die Hand. »Ich weiß, wie sehr du Kirschen magst.«

»Danke«, sagte ich und seufzte auf, nachdem ich den ersten Bissen davon im Mund hatte. Es war einfach hextastisch.

»Wie kann ein Kerl bitte so eine Ausstrahlung haben? Ich meine, er lehnt nur an einem Baum und blickt in der Gegend umher.« Sie beobachtete Aiden.

»Was meinst du denn für eine Ausstrahlung?«

»Als hätte er einen riesigen Schwanz in der Hose.«

Weil er das hat. Das war mein erster Gedanke, und ich bereute ihn sofort. Ich verschluckte mich heute das zweite Mal an meiner eigenen Spucke und hustete wie wild. Gleich würde ich ersticken.

Sara schlug mir auf den Rücken und beugte sich zu mir. »Geht’s wieder?«, fragte sie, als ich röchelnd Luft holte.

Ich machte einen zustimmenden Laut und wischte mir die Tränen aus den Augen. Warum hatte ich ihn denn auch nackt sehen müssen? Argh. 

»Brauchst du was zu trinken?«

»Wasser? Bitte?«, fragte ich krächzend.

Sara lief sofort los.

Ich sah auf und begegnete Aidens Blick, der mich belustigt musterte. War ja klar. Wenn ich erstickte, war das für ihn wie eine Comedyshow. Aber bis ich abkratzte, würde es noch ein wenig dauern.

Sara gab mir einen Becher mit Wasser und ich stürzte die Flüssigkeit hinunter.

Mein Hals brannte nicht mehr und ich konnte wieder normal einatmen. »Danke.«

»Hoffentlich verschluckst du dich nicht noch mal an der Big-Dick-Energy von Aiden«, witzelte sie. Ich warf ihr einen bösen Blick zu, den sie nur mit einem Schulterzucken beantwortete.

»Wie kommst du darauf, dass es mich interessieren würde?«

»Weil du gerade beinahe erstickt wärst, und außerdem sind deine Wangen knallrot.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ja, weil ich gerade beinahe gestorben wäre, deshalb sind sie rot«, sagte ich und versuchte dabei überzeugend zu klingen.

»Schon klar, Merope«, murmelte Sara und biss von ihrem Kuchen ab.

Ich runzelte die Stirn. Um mich herum wurde es kühler, bis ich mir an meine eigenen Oberarme griff. Was sollte das denn jetzt? Fröstelnd blickte ich mich um. Mein Blickfeld wurde bläulich und Atemwölkchen bildeten sich vor meinem Mund. Die Stimmen um mich herum wurden leiser und ein Rauschen trat in den Vordergrund. Andere Stimmen, lauter und gequälter, drängten sich bis an mein Ohr vor. Das war nicht normal. Mein Geist war hellwach, und ich spürte, dass sich unnatürlich viele Geister in unserer Nähe befanden. Doch die Stimmung, die ich bei ihnen wahrnahm, war alles andere als friedlich. Meistens kamen sie auch nicht in einer Gruppe. In meiner Magengegend breitete sich ein ungutes Gefühl aus, das sich mit jeder verstrichenen Sekunde verstärkte. Wie eine dunkle Vorahnung machte sich das Gefühl bemerkbar, wurde unruhiger. Brachte meinen Körper dazu zu schwitzen, obwohl mir kalt war. Dann waren die Geister mit einem Rauschen da. Sie fegten zwischen den Bäumen hervor und über die Kerzen hinweg. Löschten ihre Flammen und ließen das Feuer in der Schale verglühen. Aufgeregte Schreie drangen an mein Ohr. Ich konnte die Geister mit dem bloßen Auge nicht erfassen, da sie aufgebracht hin und her tigerten. Ungehalten schossen sie an uns vorbei und wirbelten die Blätter vom Boden auf.

»Merope, was ist das?«, rief Cat.

»Geister«, sagte ich ausdruckslos. Angst lähmte mich. »Mindestens zehn Geister, wenn nicht mehr. Sie halten nicht an.« Ich trat nach vorn, löste mich aus meiner Starre und blickte nach oben.

Die Anwesenden suchten nach ihnen. Doch keiner von ihnen hatte meine Gabe, mit den Toten zu sprechen, geschweige denn sie zu sehen.

»Was sucht ihr hier?«, rief ich ihnen zu. Doch sie hielten nicht an. »Braucht ihr Hilfe? Ich kann euch helfen, wenn ihr stehen bleibt und mir zuhört«, rief ich. Unfähig. So eine unfähige Hexe wie mich selbst hatte ich noch nie gesehen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Sie hörten nicht auf mich. Was konnte ich tun? »Ich kann nicht mit ihnen sprechen. Sie achten nicht auf mich, sondern drehen komplett durch.«

Die Geister rauschten über die Tische hinweg. Das Essen fiel zu Boden, genauso wie die Deko. Dann hielten sie inne. Sie schwebten mit dem Rücken zu mir, hatten sich in eine Richtung gewandt.

Ich erstarrte, wurde zu Eis und konnte nur noch auf die schwebenden Körper blicken, die ein unheilvolles Surren von sich gaben. Ich spürte weder meine Finger noch meine Beine. Es schien, als würde ich nicht mehr zu meinem Körper gehören, weil die Furcht ihn einnahm. Ich wollte vor mir selbst verleugnen, dass ich Angst vor ihnen hatte. So hatte sich bisher noch kein Geist verhalten. Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich tun sollte. Sie schossen vor, direkt auf meine Freundin zu. Ich schrie auf. Kurz bevor sie in Cat krachen konnten, verschwanden sie. Dann schüttelte mich jemand am Arm. Blinzelnd und mit rasendem Herzen sah ich in das Gesicht meiner Mutter.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie mich und strich über meinen Arm.

»Ja, ich … was ist passiert?«

Sybil und ihr Zirkel hatten einen Bannzauber gesprochen. Obwohl niemand von ihnen meine Fähigkeit besaß, kannten sie einen Zauber. Und ich nicht.

Die Geister befanden sich gesammelt in einer Bierflasche und wirbelten darin wie ein Strudel herum. Ich war unfähig gewesen, etwas zu tun und meine Freundin vor den Geistern zu beschützen. Das Verhalten hatte mich maßlos überfordert. »Ist jemand verletzt?«, fragte ich und mein Blick ging zu meinen Freunden, die glücklicherweise unversehrt waren. Cat kam auf mich zu und griff nach meiner Hand.

»Geht es dir gut?«, fragte sie mich und legte mir ihre Hand an die Wange.

»Ja, ich denke schon, und dir?« Cat sah völlig normal aus.

»Mir geht’s fantastisch, warum? Du bist allerdings ein bisschen blass um die Nase.« Samuel und die Archers kamen zu uns herüber.

Mein Atem ging schwer. »Ich glaube, sie wollten dich, Cat.«

»Wie kommst du denn darauf?« Verwundert runzelte sie die Stirn.

»Sie haben in deine Richtung geblickt und sind dann losgestürmt, ich dachte, dass sie dich …« Angst überzog mich wie eine Gänsehaut.

»Ganz ruhig, es ist nichts passiert, und die Geister hatten es bestimmt nicht auf mich abgesehen. Es ist auch sonst keinem was passiert. Jedem geht es gut.« Ich entdeckte eine kleine Gruppe, die Blut an den Händen und im Gesicht hatten.

»Nein, offensichtlich nicht.« Ich trat einen Schritt nach vorn. »Braucht ihr Hilfe?« Das alles fühlte sich nach meiner Schuld an.

Ein junger Hexer zog sich eine Glasscherbe aus der Hand und Blut lief sofort aus der Wunde. Levi hätte das heilen können.

»Nein, alles gut. Sind nur Glasscherben. Die kriegen wir locker raus. Hätte schlimmer ausgehen können.« Die Glasflaschen waren zersprungen, als die Geister über den Tisch gefegt waren.

Ich nickte ihm zu und spürte selbst, wie mein Atem schneller und hektischer wurde.

Samuel legte mir eine Hand auf die Schulter und ich entspannte mich. Ich würde ihn niemals fragen, ob er seine Gabe anwenden würde, und das wusste er auch. Zum Dank nickte ich ihm zu und er lächelte mich an.

»So eine kleine thematisch passende Unterbrechung kann dieses Fest nicht zerstören. Wir bräuchten noch mal Feuer.« Sybil hielt die Bierflasche mit den Geistern in die Höhe. Cat und Sara wandten sich ab, um die Feuerschale sowie die Kerzen erneut zum Brennen zu bringen. Auch die anderen halfen dabei, die umgeworfenen Sachen wieder herzurichten, dabei hörte ich, wie sie über die Geister redeten.

Ich blieb auf der Stelle stehen und starrte in die Luft, als würden sich die Geister noch immer dort befinden. Die Kälte, die die Geister mit sich gebracht hatten, schien sich in meine Knochen gebissen zu haben.

»Na ja, lieber Geister als Hexenjäger«, hörte ich eine laute Stimme über den Platz hallen.

Ich versteifte mich und sah zu dem Mann mit dem langen Bart und den glühenden Augen.

»Was soll das denn heißen?«, fragte Cat und trat auf den Mann zu.

Alistair griff nach ihrer Hand und wollte sie zurückziehen. Alan und Aiden hatten sich zu ihrem Bruder gesellt.

»Genau das, was ich gesagt habe. Die Geister sind mir lieber als diese Hexenjäger. Warum stellst du dich auf ihre Seite? Sie haben unsere Familien und Freunde getötet. Wir haben uns jahrelang vor ihnen versteckt gehalten! Und jetzt sind sie auf unserer Totenfeier. Zu Ehren der Hexen, die sie getötet haben? Warum wurden sie nicht gleich wieder rausgeschmissen, als sie hier angekommen sind?« Das Gesicht des Mannes wurde feuerrot und er gestikulierte wild umher. Aus der Menge konnte ich zustimmendes Gemurmel hören.

Meine Mutter zog die Augenbrauen nach oben und Dad nickte.

Alan trat unbehaglich auf der Stelle herum.

Samuel ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter, wie er es eben noch bei mir getan hatte. Ja, genau das hatte ich kommen sehen, es war sowieso ein Wunder gewesen, dass sie ihnen nicht gleich an die Kehle gegangen waren, als sie die Lichtung betreten hatten.

»Wir möchten eure Feierlichkeiten nicht stören, wenn ihr möchtet, dass wir gehen, dann werden wir das tun« sagte Aiden und trat nach vorn.

»Aiden«, fuhr Cat ihn an.

»Ich würde mir wünschen, dass ihr gar nicht geboren wärt!«, rief der Mann und deutete mit dem Finger auf die drei. »Eure ekelhafte Familie hat mir meine Frau und mein Kind genommen! Es war noch nicht einmal geboren. Ich konnte es nicht einmal kennenlernen!« Tränen standen dem Mann in den Augen. Eine Gänsehaut überkam mich und ich presste meine Lippen aufeinander.

Aiden sah den Mann an. Ausdruckslos und auch ein wenig hilflos.

Cat erwiderte nun auch nichts mehr. Vielleicht hatte sie jetzt verstanden, was ich gemeint hatte.

»Ich kann mich dafür nicht entschuldigen, was wir getan haben, denn das ist unverzeihlich. Und ich werde mir dafür niemals selbst verzeihen können. Der Hass ist vollkommen berechtigt, und wenn ich es irgendwie wiedergutmachen könnte, würde ich es tun. Das, was wir taten, war falsch.«

»Ja, das war es wirklich«, murmelte der Mann und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann packte er seine Jacke und verließ den Platz.

»Wenn ihr mit Jägern verkehrt, möchte ich nicht mehr an den Versammlungen teilnehmen.« Mit diesen Worten verschwand er. Die anderen starrten Aiden an, der starr in den Wald blickte und darauf wartete, was als Nächstes passieren würde. Niemand traute sich, etwas zu sagen.

Cat hielt die Hand von Alistair fest umklammert.

»Ihr habt doch niemanden an die Hexenjäger verloren!«, sagte eine Frau, die ein kleines Kind auf dem Arm trug. Aiden haderte offensichtlich mit sich, ob er nun etwas sagen sollte oder nicht.

»Wir haben unsere Mutter und unseren Vater verloren. Ich kenne den Schmerz eines Verlustes. Auch wenn Vater ein schrecklicher Mensch war, war er doch unser Vater.« Es blieb still. Ich war es gar nicht gewohnt, von Aiden solch tiefgründige Worte zu hören.

Sybil räusperte sich und zog die Aufmerksamkeit auf sich.

»Ich kann die verschiedenen Emotionen verstehen. Doch ich möchte mich nicht ein Leben lang von dem Hass auffressen lassen, den ich meinen Feinden gegenüber empfunden habe. Es ist schrecklich, das streitet niemand ab. Aber ich glaube, dass man gemeinsamen Frieden finden kann. Und irgendwann kommt der Punkt, an dem jemand die Kluft zwischen den beiden Lagern überwinden muss. Lasst uns den Anfang machen, damit uns weitere folgen werden.« Sybil betrachtete die Versammelten. Einige nickten leicht, andere hatten nur die Augenbrauen gehoben und zeigten deutlich, dass sie mit Sybils Aussage nicht übereinstimmten. »Ich wäre dafür, dass wir den Abend dazu nutzen, uns kennenzulernen und uns nicht mit Hass gegenübertreten.«

Die meisten stimmten Sybil zu. Ich fand die Situation weiterhin schwierig. Aiden erregte meine Aufmerksamkeit. Unsere Blicke begegneten sich, und ich konnte nur Leere darin erkennen. Beinahe wäre ich bei dem Ausdruck zusammengezuckt, weil er mich so unvorbereitet traf.

»Wir werden schnell die Bierflasche entsorgen. Ich würde mich freuen, wenn ihr noch bleibt und schöne Gespräche miteinander führt.«

Sybil war mir ein wenig zu harmonisch. Ich stieß die angehaltene Luft aus der Lunge und streckte mich, um die unangenehme Stimmung zu vertreiben. Ich rieb mir übers Gesicht. Die Leute führten gemurmelt ihre Unterhaltungen weiter, während sie den Platz wiederherrichteten. Eigentlich wollte ich nur ein entspanntes Wiedersehen mit meinen Freunden und Eltern. Und ein schönes Totenfest. Was hatte ich bekommen? Hexenjäger, die mit ihrer bloßen Anwesenheit die Party crashten. Und Sybil, die mit ihrer harmonischen Art versuchte, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

»Warum bist du dir so sicher, dass die Geister es auf Cat abgesehen hatten?« Aidens Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

»Du hast mir noch gefehlt«, murmelte ich. Er betrachtete mich. Kurz überlegte ich, ihm nicht zu antworten. Doch es lag keine Spur von Spott oder Hohn in seiner Stimme. Nur Neugierde.

»Sie haben sie angestarrt, fixiert wie Raubtiere ihre Beute. Es war unübersehbar. Die Geister wollten sie.«

»Warum?«, fragte Aiden.

»Ich habe keine Ahnung.« Er kratzte sich grübelnd am Kopf, während ich zu Cat blickte, die gerade die eingeschüchterten Kinder mit einer weiteren Feuershow zum Lachen brachte.

Ich wünschte, ich könnte mich auch von der Show meiner Freundin ablenken lassen. Doch das Gefühl des Todes lag wie ein bitterer Geschmack auf meiner Zunge. Cats Gesicht wirkte beinahe fröhlich. Doch mir ging es ganz anders. Was auch immer die Geister dazu gebracht hatte, das zu tun, konnte nichts Gutes bedeuten. Sie waren so komisch. Ich konnte es nicht genau beschreiben. Aber es war nicht normal für Geister.

Ich wollte es wiedergutmachen, dass ich auf voller Linie versagt hatte. Doch aktuell konnte ich das nicht tun. Ich wusste nicht wie. Ich atmete tief durch und beschloss, ein wenig für mich zu sein, die Blicke der anderen Menschen machte mich furchtbar nervös und brachten mich zum Schwitzen, obwohl die Temperaturen eher dazu verleiteten zu frieren. So unauffällig wie möglich entfernte ich mich von der Lichtung und ging hinaus in den Wald, der mir die Ruhe versprach, die ich gerade brauchte. Ich verließ die erhellte Lichtung und ließ mich von der Dunkelheit umfangen. Mein Kopf war voller Gedanken, doch mit jedem kalten Atemzug, der in meine Lunge strömte, klärten sie sich. Bis ich schließlich an nichts mehr dachte und nur noch ging.

4

MEROPE

Ich hatte nicht bemerkt, dass ich eine halbe Stunde verschwunden war, bis ich mein Handy checkte. Meine Freunde hatten mir ein halbes Dutzend Nachrichten geschickt und mich mehrfach angerufen. Auch Mom stand in der Anruferliste. Scheiße. Es war schon dunkel, als ich zu der kleinen Lichtung zurückkehrte. Die schwebenden Kerzen brannten in der Dunkelheit und versuchten den Wald zu erleuchten. Es waren nicht mehr viele Leute da. Das meiste war bereits abgebaut und nur noch ein kleines Feuer brannte in der Feuerschale. Ich ging auf meine Freunde und meine Eltern zu, die allesamt besorgt dreinblickten.

»Merope«, stieß Mom aus, als sie mich aus dem Dickicht des Waldes kommen sah. Ihr angespanntes Gesicht fiel in sich zusammen und sie lächelte erleichtert.