Wochenbettbetreuung -  - E-Book

Wochenbettbetreuung E-Book

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Beschreibung

Der Klassiker in neuer Auflage – wissenschaftlich fundiert und praktisch erprobt

Hier erhalten Sie das nötige Knowhow für Ihre Betreuung von Mutter und Kind im
Wochenbett. Profitieren Sie vom langjährigen Erfahrungsschatz der  Hebammenautorinnen und finden Sie Antworten auf alle relevanten Fragen im Wochenbett.
Sowohl als Anfänger*in als auch als erfahrene Hebamme, freuen Sie sich auf wertvolle Tipps und Behandlungsvorschläge zu den Themen rund um:

• Stillen
• körperliche Veränderungen
• Regelwidrigkeiten und besondere Situationen
• evidenzbasiertes Arbeiten

Lernen Sie aus Fallbeispielen und praktischen Anleitungen, nutzen Sie Dokumentationsvorlagen und Kopiervorlagen. Alle Vorlagen gibt es für Sie zum Download. 

Außerdem bietet das Buch Antworten auf die häufigsten Elternfragen zum Neugeborenen und zur Säuglingspflege.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 1069

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Wochenbettbetreuung

Herausgegeben von

Ulrike Harder, Christiane Borchard

Julia Bach, Christiane Borchard, Jule Friedrich, Ulrike Harder, Simone Kirchner, Monika Selow, Andrea Stiefel

5. überarbeitete und erweiterte Auflage

215 Abbildungen

Vorwort zur 5. Auflage

Dieses Buch hat sich als Praxisratgeber für die Wochenbettbetreuung bewährt und ist vielen Kolleginnen in 19 Jahren und vier Auflagen ein kontinuierlicher Begleiter geworden. Zahlreiche Rückmeldungen und Praxistipps von Hebammen, Pflegefachkräften sowie Hebammen-Schülerinnen und Studentinnen haben das Buch über die Jahre geprägt und weiterentwickelt.

Die 5. Auflage der Wochenbettbetreuung erscheint erstmals mit zwei Herausgeberinnen im Thieme Verlag. Wir freuen uns, 7 Jahre nach der 4. Auflage ein gründlich überarbeitetes und um etliche Seiten sowie Themen erweitertes Buch präsentieren zu können, in dem sich Bewährtes und Neues in einem frischen Layout vereinen.

Für die praktische Begleitung der Wöchnerinnen stehen Ihnen die beliebten Infoblätter zu Themen wie Rückbildungsübungen, Bauchmassage, Stillbeobachtung, Muttermilchgewinnung und vielen weiteren Themen jetzt auch als Download zur Verfügung, für eine papierfreie Weitergabe an die Familien.

Alle Empfehlungen in diesem Lehrbuch und Praxisratgeber basieren auf Studien, Leitlinien, Veröffentlichungen diverser Fachautorinnen, auf unserem Expertinnen-Wissen durch 40 bzw. 30 Jahre Berufserfahrung sowie auf dem Wissen diverser Wochenbett-Hebammen, die wir in unseren Fortbildungen kennen und schätzen gelernt haben.

Für etliche Aspekte der originären Hebammenarbeit im Wochenbett stehen kaum Studienergebnisse aus randomisierten Kontrollstudien zur Verfügung, die den Anspruch der höchsten Aussagekraft in der evidenzbasierten Medizin erfüllen. Insbesondere in der Begleitung physiologischer Anpassungsprozesse im Wochenbett stellt das reflektierte Erfahrungswissen von Hebammen bislang nicht selten die beste Evidenz dar. Ohne dieses Wissen wären wohl einige Seiten dieses Buches weiß geblieben. Es ist gut, dass mit der Akademisierung des Berufsstandes jetzt eine solide Basis für die Erforschung der Hebammenkunst geschaffen wurde.

Nicht alle spannenden Details zu den vielseitigen und komplexen Themen der Wochenbettzeit konnten Einzug in dieses Buch finden. Wir verweisen auf die Literaturangaben am Ende jedes Kapitels, hier steht oft die Abkürzung DOI für Digital Object Identifier; diese ermöglicht Ihnen ein schnelles Auffinden der genutzten wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Netz.

Die beliebten Infoblätter für Wöchnerinnen zu Themen wie Rückbildungsübungen, Bauchmassage, Rezepte, Muttermilchgewinnung etc. stehen Ihnen jetzt auch als Download zur Verfügung, zum Ausdrucken oder für eine papierfreie Weitergabe an die Familien.

Die Pandemie-Problematik um Covid-19 hat uns alle sehr beschäftigt. Viele Kolleginnen haben mit unermüdlichem Einsatz die Begleitung der Frauen ermöglicht, indem sie sich auf Online-Angebote umstellten, selbst Masken und Schutzkittel nähten, Kurse im Freien anboten oder ihre Wochenbett-Besuche bei geschlossener Terrassentür von draußen erledigten etc. Diese Extraleistung verdient unseren großen Respekt und Dank! Da alle Corona-Regelungen seit 2020 einer ständigen Veränderung unterliegen, haben wir sie in Hoffnung auf ein baldiges Pandemie-Ende nicht mit aufgenommen.

In diesem Buch werden andere Berufsgruppen meist in weiblicher Form genannt, um lange Doppelungen wie Arzt/Ärztin zu vermeiden. Selbstverständlich sind dann die männlichen/diversen Berufsvertreter auch gemeint.

Wir möchten uns bei allen Wöchnerinnen herzlich bedanken, die sich und ihre Neugeborenen fotografieren ließen, bei allen Kolleginnen, die uns Fotos und Fachwissen zur Verfügung gestellt haben, sowie bei den Co-Autorinnen für ihre engagierte Mitarbeit.

Ein großer Dank gilt unseren Lebenspartnern für ihre geduldige moralische Unterstützung sowie Frau Manuela Linder und dem Thieme Verlag für die gute Zusammenarbeit!

Wir wünschen Ihnen viel Freude am Buch!

Berlin und Münster, März 2022

Ulrike Harder und Christiane Borchard

Vorwort zur 1. Auflage

Die Begleitung von Wöchnerinnen und Neugeborenen ist seit vielen Jahren eine meiner liebsten Hebammentätigkeiten, denn gute Wochenbettbetreuung ist eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung einer ausgeglichenen Mutter-Kind-Beziehung.

Während meiner beruflichen Tätigkeit musste ich immer wieder feststellen, dass in geburtshilflichen Lehrbüchern das Wochenbett nur knapp abgehandelt wird. Um diese Lücke zu schließen, habe ich die „Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause“ geschrieben, die ursprünglich nur als kurzer Leitfaden geplant, während der Bearbeitungszeit zu einem umfassenden Lehrbuch angewachsen ist.

Auf die Bezeichnung Nachsorge habe ich im Buch verzichtet, da Wochenbettbetreuung und -pflege eigene Betreuungsinhalte aufweisen und nicht nur Nachsorge von Schwangerschaft und Geburt sind.

Die neue Hebammengebührenverordnung 2003 konnten wir inhaltlich leider nicht mehr berück-sichtigen, da diese zur Zeit der Drucklegung noch nicht verabschiedet war. Alle Ergänzungsvor-schläge aus dem Leserinnenkreis und Ihre bewährten Praxistipps sind mir willkommen, und werden, wenn möglich in der nächsten Auflage berücksichtigt.

Ich möchte mich bei allen Wöchnerinnen bedanken, die mich mit ihrer Bereitschaft, sich und ihre Neugeborenen ablichten zu lassen, sehr unter-stützt haben. Beim Fotografieren wurde mir bewusst, wie stark die Veröffentlichung den Intim-bereich der Frauen verletzt. Darum zeigen viele Bilder nur einen Ausschnitt ohne den Kopf der Frau, um dem Wunsch der Mütter nach Anonymi-tät zu entsprechen.

Mein Dank gilt auch den Co-Autorinnen, ohne die dieses Buch nicht hätte entstehen können, den vielen Kolleginnen, die meine Texte fachkompetent und kritisch Korrektur lasen, sowie allen Müttern, Pflegekräften der Wochenstation, Ärzten und Hebammen, die mir wertvolle Praxistipps gaben.

Namentlich bedanke ich mich bei Frau Dr. Renate Reutter aus dem Hippokrates Verlag, die mich mit ihrer fröhlichen Geduld immer wieder motivierte und dem Buch durch ihr engagiertes Lektorat eine gute Form gab, und natürlich besonders bei meinem Ehemann, der dieses Buchprojekt unterstützend begleitete und mit seinen Grafiken wertvoll ergänzt hat.

Berlin im November 2003

Ulrike Harder

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Vorwort zur 5. Auflage

Vorwort zur 1. Auflage

Teil I Grundlagen

1 Bedeutung des Wochenbettes

1.1 Zeitraum und Funktionen des Wochenbetts

1.1.1 Die fünf Aufgaben des Puerperiums

1.1.2 Bedürfnisse von Mutter und Kind im Wochenbett

1.1.3 Nationales Gesundheitsziel – Gesundheit rund um die Geburt 2017

1.2 Geschichtliche Entwicklung der Wochenbettbetreuung

1.2.1 Verortung des Wochenbettes

1.2.2 Dauer des Klinikaufenthaltes

1.2.3 Wochenbettpflege im Wandel der Zeit

1.2.4 Trennung von Mutter und Kind

1.2.5 Rooming-in: Mutter und Kind zusammen

1.2.6 Initiative Babyfreundlich von WHO und UNICEF

1.2.7 Integrative Wochenbettbetreuung

1.3 Wochenbettbetreuung zu Hause

1.3.1 Bedarf an Wochenbettbetreuung

1.3.2 Betreuung durch Familienhebammen

1.3.3 Vergütung von Hebammenleistungen im Wochenbett

1.4 Aktuelle Situation und neue Ansätze in der Wochenbettversorgung

1.4.1 Mangel an Hebammenleistungen

1.4.2 Unter- und Überversorgung mit Hebammenhilfe

1.4.3 Neue Versorgungspfade und Arbeitsmodelle

1.5 Grundsätze der Hebammenarbeit

1.5.1 Prozess der Hebammenarbeit

2 Bedeutung der Elternschaft

2.1 Von der Partnerschaft zur Elternschaft

2.1.1 Elternschaft: Krise und Chance

2.2 Rollenübernahme im Kontext der Elternschaft

2.2.1 Übernahme der Mutterrolle

2.2.2 Übernahme der Vaterrolle

2.3 Kennenlernen des Kindes

2.3.1 Vorgeburtlicher Kontakt

2.3.2 Nach der Geburt

2.3.3 Kommunikation zwischen Eltern und Kind

2.4 Eltern sein – ein Liebespaar bleiben

2.4.1 Sexualität im Wochenbett – Was sollten die Eltern wissen?

2.4.2 Die Last mit der Lust

2.5 Verhütung und Familienplanung

2.5.1 Verhütung in der Stillzeit

2.5.2 Beratung zur Empfängnisverhütung

2.6 Familie und Gesellschaft

2.6.1 Familie – ein Fundament ohne Lobby?

2.6.2 Elternzeit und Elterngeld

2.6.3 Hebammen und Familien

Teil II Praxis

3 Rückbildung der allgemeinen körperlichen Veränderungen

3.1 Umstellungszeit Wochenbett

3.2 Körpergewicht

3.2.1 Beratung bei Adipositas

3.3 Ödeme

3.3.1 Beratung/Behandlung bei Ödemen

3.4 Hormonhaushalt

3.4.1 Beratung zur Hormonumstellung

3.5 Kreislauf

3.5.1 Beratung/Behandlung bei niedrigem Blutdruck

3.5.2 Beratung/Behandlung bei hohem Blutdruck

3.6 Blutzusammensetzung

3.6.1 Anämie

3.7 Krampfadern

3.7.1 Beratung/Behandlung bei Krampfadern

3.8 Hämorrhoiden

3.8.1 Beratung/Behandlung bei Hämorrhoiden

3.9 Darmtätigkeit und Ernährung

3.9.1 Beratung zur Ernährung im Wochenbett

3.10 Obstipation

3.10.1 Beratung/Behandlung bei Obstipation

3.11 Blasenfunktion und Miktionsstörungen

3.11.1 Beratung/Behandlung bei Harnverhalten

3.11.2 Harninkontinenz

3.11.3 Beratung/Behandlung bei Harninkontinenz

3.12 Beckenboden

3.12.1 Aufbau des Beckenbodens

3.12.2 Beratung zum Beckenboden

3.13 Bauchmuskulatur und Hautveränderungen

3.13.1 Rektusdiastase

3.13.2 Beratung/Behandlung bei Rektusdiastase

3.13.3 Schwangerschaftsstreifen

3.13.4 Pigmentierung

4 Rückbildung der Geburtsorgane

4.1 Uterus

4.1.1 Wochenbettwehen

4.1.2 Beratung/Behandlung bei schmerzhaften Nachwehen

4.1.3 Gebärmutterrückbildung

4.1.4 Beratung zur Gebärmutterrückbildung

4.1.5 Retroflektierter Uterus

4.1.6 Beratung/Behandlung bei retroflektiertem Uterus

4.1.7 Kontrolle der Uterusinvolution

4.1.8 Beratung/Behandlung verzögerte Uterusrückbildung

4.2 Wundheilung und Lochien

4.2.1 Lochien

4.2.2 Beratung zum Wochenfluss

4.2.3 Lochialstau/Lochiometra

4.2.4 Beratung/Behandlung bei Lochialstau

4.3 Zervix, Vagina und Vulva

4.3.1 Zervixrückbildung

4.3.2 Rückbildung von Vagina und Vulva

4.3.3 Beratung/Behandlung bei unverletztem Damm

4.4 Rissverletzungen und Episiotomie

4.4.1 Beratung/Behandlung 1.-4. Tag nach Dammnaht

4.4.2 Beratung/Behandlung ab 5. Tag nach Dammnaht

4.4.3 Beratung/Behandlung bei einem Hämatom

4.5 Dammriss III.-IV. Grades

4.5.1 Beratung/Behandlung nach Dammriss III. Grades

4.6 Wundheilungsstörung/Klaffende Nähte

4.6.1 Beratung/Behandlung bei infizierter Naht

4.6.2 Beratung/Behandlung bei gestörter Wundheilung

4.6.3 Beratung zur Sekundärnaht

5 Laktation und Stillen

5.1 Bedeutung des Stillens für Mutter und Kind

5.1.1 Stillförderung

5.1.2 Stillempfehlungen

5.2 Anatomie der Brustdrüse während der Laktation

5.2.1 Aufbau der Mamma

5.3 Physiologie der Laktation und Stillreflexe

5.3.1 Brustwarzenaufrichtungsreflex

5.3.2 Milchbildungsreflex

5.3.3 Milchspendereflex

5.3.4 Suchreflex

5.3.5 Saugreflex

5.3.6 Schluckreflex

5.4 Zusammensetzung der Muttermilch

5.4.1 Kolostrum

5.4.2 Zusammensetzung einer Stillmahlzeit

5.4.3 Kalorienbedarf des Säuglings

5.4.4 Bestandteile der Muttermilch

5.5 Erstes Stillen nach der Geburt

5.5.1 Stillfrequenz in den ersten Tagen

5.6 Grundregeln für das Anlegen

5.7 Stillen ad libitum, Trinkverhalten des Neugeborenen

5.7.1 Anzahl der Stillmahlzeiten

5.7.2 Dauer der Stillmahlzeit

5.7.3 Qualität des Saugens

5.8 Stillpositionen

5.8.1 Im Liegen

5.8.2 Im Sitzen

5.9 Häufige Fehler beim Anlegen

5.9.1 Das Kind muss beim Trinken den Kopf drehen

5.9.2 Die Mamille ist nicht korrekt im Mund des Kindes

5.9.3 Die Lippen des Kindes sind nicht richtig ausgestülpt

5.9.4 Frühzeitige Beratung der Mutter ist entscheidend

5.10 Pflege und Hygiene der Brust in der Stillzeit

5.11 Essen und Trinken der Mutter in der Stillzeit

5.11.1 Beschränkungen

5.11.2 Nahrungsmenge

5.11.3 Trinkmenge

5.11.4 Gewichtsreduktion

6 Besondere Stillsituationen und Stillberatung

6.1 Umgang mit der initialen Brustdrüsenschwellung

6.1.1 Behandlung einer verstärkten Brustdrüsenschwellung

6.2 Milchstau

6.2.1 Behandlung eines Milchstaus

6.3 Mastitis

6.3.1 Behandlung einer Mastitis

6.3.2 Abszessbildung

6.4 Schmerzhafte und wunde Brustwarzen

6.4.1 Verkürztes Zungenbändchen

6.4.2 Raynaud-Syndrom

6.4.3 Beratung/Behandlung bei wunden Brustwarzen

6.5 Flach-, Hohl- und Schlupfwarzen

6.5.1 Beratung/Behandlung bei Flach-, Hohl- und Schlupfwarzen

6.5.2 Nachteile von Stillhütchen

6.6 Geringe Laktation, Milchmangel

6.6.1 Beratung/Behandlung bei zu geringer Laktation

6.7 Stillen nach Brust-Operation

6.7.1 Brustvergrößerung

6.7.2 Brustverkleinerung

6.8 Neugeborenen-Ikterus

6.9 Saugverwirrung und Zufütter-Methoden

6.9.1 Indikationen zum Zufüttern

6.9.2 Becherfütterung

6.9.3 An der Brust mit Sonde oder Brusternährungsset

6.9.4 Fingerfütterung

6.9.5 Dokumentation

6.10 Gewinnung und Aufbewahrung von Muttermilch

6.10.1 Vorbereitung der Brust

6.10.2 Entleeren von Hand

6.10.3 Abpumpen

6.10.4 Aufbewahrung, Lagerung und Transport von Muttermilch

6.11 Medikamente in der Stillzeit

6.11.1 Beratungsstellen

6.12 Stillen eines Kindes mit Behinderung

6.12.1 Stoffwechselerkrankungen

6.12.2 Trisomie 21

6.12.3 Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Spalten

6.12.4 Herzfehler

6.13 Stillhindernisse, primäres und sekundäres Abstillen

6.13.1 Stillhindernisse

6.13.2 Primäres Abstillen

6.13.3 Sekundäres Abstillen

6.14 Stillen und Berufstätigkeit

6.14.1 Mutterschutzgesetz

6.14.2 Stillen während der Berufstätigkeit

7 Ernährung des Neugeborenen und des Säuglings

7.1 Ausschließliches Stillen

7.1.1 Stilldauer und Tagestrinkmenge

7.2 Gewichtsentwicklung und Wachstum

7.2.1 Referenzkurven für Neugeborene und Säuglinge

7.2.2 Gedeih- und Wachstumsstörungen

7.3 Zufüttern und Zwiemilchernährung

7.4 Ernährung mit Muttermilchersatznahrung

7.4.1 Risiken der Muttermilchersatznahrung

7.4.2 Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung

7.4.3 Andere Milchen

7.4.4 Zusatzstoffe in künstlicher Säuglingsnahrung

7.4.5 Hypoallergene Nahrung (HA-Nahrung)

7.4.6 Spezialnahrungen und therapeutische Nahrungen

7.5 Zubereitung von Flaschennahrung

7.5.1 Ablauf der Zubereitung

7.5.2 Geeignete Flaschen und Sauger

7.5.3 Reinigung von Flaschen und Zubehör

7.6 Nahrungsaufbau, Flasche trinken, Verdauung

7.6.1 Füttern mit der Flasche

7.6.2 Verdauung

7.7 Beikosteinführung

7.7.1 Beikosteinführung nach Bedarf

7.7.2 Beikosteinführung mit Brei

7.7.3 Geeignete Nahrungsmittel

7.7.4 Beikostaufbau bei allergiegefährdeten Kindern

8 Betreuung nach einer Kaiserschnitt-Geburt

8.1 Kaiserschnitt-Rate und Folge-Erscheinungen

8.1.1 Langzeitfolgen für die Mutter

8.1.2 Langzeitfolgen für das Kind

8.1.3 Vaginal Seeding

8.2 Postoperative Betreuung in der Klinik (1.–3. Tag)

8.2.1 Postoperatives Monitoring

8.2.2 Bonding-Phase nach Sectio

8.2.3 Erstes Stillen

8.2.4 Kolostrum-Gewinnung, wenn Stillen nicht möglich ist

8.2.5 Infusionen/Medikamente

8.2.6 Blasenkatheter und Drainagen

8.2.7 Trinken und Essen

8.2.8 Mobilisation

8.2.9 Thromboseprophylaxe

8.2.10 Blähungen und erster Stuhlgang

8.3 Pflege der Sectio-Wunde

8.3.1 Fäden ziehen

8.3.2 Wundheilungsstörungen

8.3.3 Dehiszente Sectio-Naht

8.3.4 Hämatome

8.3.5 Infizierte Naht

8.3.6 Beurteilung der Sectio-Narbe

8.3.7 Narbenpflege

8.4 Nachgespräche zur Sectio-Geburt

8.4.1 Häufige Gesprächsinhalte

9 Betreuung nach Frühgeburt und bei erkrankten Kindern

9.1 Spezielle Probleme bei Frühgeburten

9.2 Spezielle Probleme bei einem kranken/behinderten Kind

9.3 Hebammenhilfe für die Mutter

9.3.1 Betreuung der von ihrem Baby getrennten Mutter

9.3.2 Betreuung, wenn das Kind nach Hause darf

9.3.3 Die erste Zeit zu Hause

9.4 Stillberatung für Frühgeborene

9.4.1 Aufbau des Stillens nach einer Frühgeburt

9.4.2 Spezielle Probleme während der ersten Zeit

9.5 Stillberatung bei kranken/behinderten Kindern

9.5.1 Internetadressen für Eltern zur Unterstützung und zum Finden von Selbsthilfegruppen

10 Betreuung nach Zwillings- und Mehrlingsgeburten

10.1 Besonderheiten im Wochenbett

10.2 Beratung/Betreuung nach Mehrlingsgeburt

10.3 Stillberatung für Mehrlinge

10.3.1 Stillbeginn

10.3.2 Einzeln oder gleichzeitig Stillen?

11 Betreuung nach Kindsverlust

11.1 Trauerphasen

11.1.1 Schock und Lähmung

11.1.2 Aufbrechen der Gefühle

11.1.3 Desorientierung und Verwandlung

11.1.4 Integration und Neuorientierung

11.2 Wichtige Aspekte der Betreuung

11.2.1 Die richtigen Worte finden

11.2.2 Rückzug und Ruhe ermöglichen

11.2.3 Abschiednehmen vom Kind

11.2.4 Fotos, Erinnerungsstücke, Erinnerungsbox

11.3 Ursache des Todes/Obduktion

11.3.1 Schuldgefühle der Mutter

11.3.2 Fetozid

11.4 Taufe, Segnung und Seelsorger

11.4.1 Spirituelle Begleitung

11.5 Was geschieht mit dem Kind?

11.5.1 Fehlgeburt

11.5.2 Totgeburt

11.5.3 Verstorbene Neugeborene

11.5.4 Bestattungsmöglichkeiten

11.6 Überleitung in die häusliche Wochenbettbetreuung

11.6.1 Entlassungsmanagement und weiterführende Begleitung

11.6.2 Vergütung der Hebammenhilfe

11.7 Milchbildung und Abstillen

11.7.1 Physikalische und naturheilkundliche Abstillhilfen

11.7.2 Medikamentöse Prolaktin-Hemmer

11.8 Rückbildung

11.8.1 Beratung/Behandlung der Hebamme

11.9 Selbsthilfegruppen nach Kindsverlust

11.9.1 Literatur

12 Regelwidrigkeiten im Wochenbettverlauf

12.1 Fieber im Wochenbett

12.2 Endometritis und Endomyometritis

12.3 Regelwidrige Blutungen im Wochenbett

12.3.1 Plazentareste/Plazentapolypen

12.3.2 Funktionelle Blutungen

12.4 Harnwegsinfektionen (HWI)

12.5 Thrombophlebitis

12.5.1 Thromboseprophylaxe

12.6 Beckengürtelschmerzen (BGS)

12.6.1 Symphysenschaden

12.6.2 Steißbeinverletzung

12.7 Wochenbett nach Gestationsdiabetes mellitus (GDM)

12.7.1 Risiken für die Mutter

12.7.2 Risiken für das Kind

12.7.3 Präpartale Kolostrum-Gewinnung

12.8 Wochenbett nach Hypertensiver Schwangerschaftserkrankung (HES)

12.8.1 Postpartale Krisenzeit

12.8.2 Kurz- und Langzeitfolgen nach HES

12.8.3 Empfehlungen zur postpartalen Betreuung

12.8.4 Herausforderungen im Wochenbett

12.8.5 Hebammenaufgaben nach HES

13 Notfälle im häuslichen Wochenbett

13.1 Mütterliche Morbidität und Mortalität

13.1.1 Terminologie

13.1.2 Vermeidbare Todesfälle

13.1.3 Berichterstattung in Großbritannien und Deutschland

13.2 Umgang mit kritischen Ereignissen im Wochenbett

13.2.1 Aufklärung und Informationspflicht von Hebammen

13.2.2 Kontinuierliche Bewertung des Verlaufes

13.2.3 Reflektion

13.3 Postpartale Hämorrhagie (PPH)

13.3.1 Frühe Blutungen (primäre Hämorrhagie)

13.3.2 Späte Blutungen (sekundäre Hämorrhagie)

13.4 Septische Puerperalinfektionen

13.4.1 Puerperale Adnexitis

13.4.2 Ovarialvenenthrombose

13.4.3 Puerperalsepsis und septischer Schock

13.5 Venöse Thromboembolien (VTE)

13.5.1 Tiefe Bein- und Beckenvenenthrombose (TVT)

13.5.2 Lungenembolie

13.5.3 Prophylaktische Maßnahmen

14 Psychische Gesundheit im Wochenbett

14.1 Seelische Gesundheit im Wochenbett

14.1.1 Zeit der Neuorientierung

14.1.2 Kohärenz

14.1.3 Psychodynamik im frühen Wochenbett

14.1.4 Die sensiblen ersten Tage – klinisches Bild

14.1.5 Einfluss von Hormonen auf die Wöchnerin

14.2 Geburtserleben verarbeiten

14.2.1 Phasen der Verarbeitung

14.2.2 Einflussfaktoren auf die Bewertung des Geburtserlebens

14.3 Bindung – Theorie und Praxis

14.3.1 Bindung – ein emotionales Band

14.3.2 Bindungssysteme

14.3.3 Bindungsorganisation

14.3.4 Ein Leben lang (un-)sicher gebunden?

14.3.5 Kulturelle Einflüsse auf die Bindungsorganisation

14.3.6 Beratung zur Förderung einer sicheren Bindung

14.4 Krisenzeit Wochenbett

14.4.1 Den neuen Alltag bewältigen

14.4.2 Psychodynamik im späten Wochenbett

14.4.3 Krisenzeit Wochenbett – klinisches Bild

15 Postpartale psychische Störungen

15.1 Einflussfaktoren bei der Entwicklung psychischer Störungen

15.1.1 Belastende Faktoren im Kontext der Mutterschaft

15.2 Postpartale Depression

15.2.1 Schweregrad der Depression

15.2.2 Symptome der PPD

15.3 Angststörungen

15.3.1 Panikstörungen

15.3.2 Zwangsstörungen

15.3.3 Generalisierte Angststörung (GAS)

15.3.4 Tokophobie – große Angst vor der Geburt

15.4 Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)

15.4.1 Wie ein Trauma entsteht

15.4.2 Symptome einer PTBS

15.4.3 Posttraumatische Belastungsstörung im Wochenbett

15.5 Erkennen – Einschätzen – Handeln

15.5.1 Frühe Warnsignale im Wochenbett

15.5.2 Abweichungen in der Mutter-Kind-Interaktion

15.5.3 Screeningmaßnahmen

15.5.4 Über das seelische Befinden sprechen

15.6 Unterstützende Hilfen, Beratung und Therapien

15.6.1 Hilfe zur Selbsthilfe

15.6.2 Therapie

15.7 Akute Notfallsituation mit Fremd- und Eigenfährdung

15.7.1 Peripartale Suizidgefahr

15.7.2 Postpartale Psychose (PPP)

15.8 Grenzen der Hebammenhilfe im Kontext seelischer Störungen

15.8.1 Literatur

16 Häusliche Wochenbett-Begleitung

16.1 Vorbereitung auf das Wochenbett

16.1.1 Kontakte in der Schwangerschaft

16.1.2 Aspekte für die Planung des Wochenbettes

16.2 Bedürfnisse der Wöchnerin und ihrer Familie

16.2.1 Charakteristische Bedürfnisse

16.2.2 Rituale im Wochenbett

16.3 Aufgaben der Hebamme in der Wochenbettbegleitung

16.3.1 Schwerpunkte im frühen Wochenbett

16.3.2 Studienergebnisse mütterliche Gesundheit

16.4 Struktur und Ablauf von Hausbesuchen

16.4.1 Ablauf des ersten Hausbesuches

16.4.2 Ablauf der Hausbesuche in den ersten 2 Wochen

16.4.3 Spätes Wochenbett

16.5 Kommunikation im Wochenbett

16.5.1 Gesetzliche und vertragliche Vorgaben

16.5.2 Vertrauensbildende Maßnahmen im Betreuungsprozess

16.5.3 Beratung im Wochenbett – Praxis

16.5.4 Gesprächsführung

16.6 Organisation der freiberuflichen Wochenbettbetreuung

16.6.1 (Wieder-)Einstieg in die freiberufliche Tätigkeit

16.6.2 Organisatorische Voraussetzungen

16.6.3 Abrechnung der Leistungen und Materialien

16.6.4 Büroorganisation

16.6.5 Arbeitshilfe Info-Mappe und Merkblätter

16.6.6 Das eigene Wohlbefinden

17 Dokumentation der häuslichen Wochenbett-Betreuung

17.1 Gesetzliche und berufsrechtliche Vorgaben

17.1.1 Information, Beratung und Aufklärung

17.2 Was sollte ein Dokumentationssystem bieten?

17.2.1 Formale Anforderungen

17.2.2 Inhaltliche Anforderungen

17.2.3 Archivierung und Vernichtung

17.3 Digitale Dokumentation

17.3.1 Literatur

18 Qualitätsmanagement (QM) für freiberufliche Hebammen

18.1 Qualitätsmanagement

18.2 Rechtliche und vertragliche Vorgaben zum Qualitätsmanagement

18.2.1 Rechtliche Grundlagen

18.2.2 Vertragliche Grundlagen

18.3 QM-Systeme für freiberufliche Hebammen

18.3.1 QM-Systeme im Gesundheitswesen

18.3.2 Das QM-Handbuch

18.3.3 Start mit einem QM-System

18.3.4 Mindestanforderungen gemäß Hebammenhilfe-Vertrag

18.4 Risikomanagement

18.4.1 Wissensmanagement

18.4.2 Risikomanagement in der Betreuung

18.4.3 Organisatorisches Risikomanagement

18.4.4 Notfallmanagement – Konzepterstellung

18.4.5 Risikomanagement für die Praxis am Beispiel der Hyperbilirubinämie

19 Evidenzbasierte Wochenbettbetreuung

19.1 Das Konzept der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung

19.2 Evidenzbasierte Wochenbettbetreuung

19.2.1 Praktische Umsetzung

19.2.2 Wochenbett zwischen Erfahrung und Evidenz

19.3 Zugang zu evidenzbasierten Informationen

19.3.1 NICE Guideline Postnatal Care (NG194)

19.3.2 Auswahl wissenschaftlicher Quellen im geburtshilflichen Bereich

Teil III Häufige Fragen der Eltern zum Neugeborenen und zur Säuglingspflege

20 Hautpflege und Wundsein

20.1 Pflege im Windelbereich

20.1.1 Wie wird der Po gereinigt?

20.1.2 Öltücher oder Feuchttücher?

20.1.3 Warum wird mein Baby wund?

20.1.4 Wie pflege ich den wunden Po?

20.1.5 Helfen Trockenföhnen oder Zinksalbe?

20.1.6 Hat mein Kind Windel-Soor?

20.2 Körperpflege

20.2.1 Wann und wie soll ich mein Kind baden?

20.2.2 Wie pflege ich die gesunde Haut des Neugeborenen?

20.2.3 Warum sind die Hautfalten eingerissen und gelblich belegt?

21 Nabelheilung und Pflege

21.1 Nabelpflege – Methoden

21.2 Elternfragen zum Nabel

21.2.1 Tut die Nabelpflege dem Kind weh?

21.2.2 Wann fällt der Nabelschnur-Rest ab, muss ich ihn desinfizieren?

21.2.3 Warum schmiert oder blutet der Nabel?

21.2.4 Woran erkenne ich eine Nabelinfektion?

21.2.5 Muss ein Nabelgranulom geätzt werden?

21.2.6 Was ist eigentlich ein Nabelbruch?

22 Irritierende körperliche Veränderungen

22.1 Fragen zum Windelbereich

22.1.1 Hat meine Tochter vaginalen Ausfluss?

22.1.2 Sind die roten Flecken in der Windel Blut?

22.1.3 Bleibt das Hodensäckchen so groß?

22.2 Fragen zum Körper

22.2.1 Warum hat mein Baby geschwollene Brüste?

22.2.2 Sind diese Pickel wirklich normal?

22.2.3 Wann verschwindet das Muttermal?

22.3 Fragen zum Kopfbereich

22.3.1 Ist der weißliche Belag im Mund ein Pilz?

22.3.2 Die Augen sind gelblich verklebt, was tun?

22.3.3 Warum niest und schnieft mein Baby?

22.3.4 Wie wird ein Schnupfen behandelt?

23 Wärmebedürfnis und Kleidung

23.1 Fragen zur Körpertemperatur

23.1.1 Warum hat mein Baby kalte Hände und Füße?

23.1.2 Wie merke ich, dass es dem Kind zu warm ist?

23.1.3 Dürfen wir mit offenem Fenster schlafen?

23.2 Fragen zur Bekleidung

23.2.1 Reicht ein Schlafsack oder braucht es eine Bettdecke?

23.2.2 Ist ein Wollunterhemd kratzig für mein Baby?

23.2.3 Warum muss neue Babykleidung 1–2-mal gewaschen werden?

24 Schlafposition und Schlafumgebung

24.1 Elternfragen zur Prävention des Plötzlichen Säuglingstodes

24.1.1 Welche Schlafposition wird für Säuglinge empfohlen?

24.1.2 Darf unser Kind mit im Elternbett schlafen?

24.1.3 Wie kann das Risiko für den Plötzlichen Säuglingstod vermindert werden?

25 Unruhe und Weinen der Kinder

25.1 Elternfragen zu häufigem Schreien

25.1.1 Warum weint mein Baby?

25.1.2 Wie helfe ich dem schreienden Kind?

25.1.3 Habe ich ein sogenanntes Schreibaby?

25.1.4 Soll ich einen Schnuller geben oder nicht?

25.1.5 Wann schläft das Baby nachts durch?

25.2 Hilfen zur Stabilisierung exzessiv schreiender Kinder

25.2.1 Kann ein Bonding-Bad helfen?

25.2.2 Brauchen wir ein Tragetuch oder eine Babytrage?

26 Hunger, Verdauung, Blähungen

26.1 Elternfragen zu Hunger und Verdauung

26.1.1 Wird mein Kind satt, nimmt es genügend zu?

26.1.2 Muss das Kind immer ein „Bäuerchen“ machen?

26.1.3 Ist die Farbe des Stuhlgangs normal?

26.1.4 Hat mein Kind Verstopfung oder Durchfall?

26.2 Elternfragen zu Blähungen

26.2.1 Warum hat mein Kind Blähungen?

26.2.2 Was sind Drei-Monats-Koliken?

26.2.3 Wie helfe ich dem Kind bei Blähungen?

27 Neonatale Hyperbilirubinämie

27.1 Fragen zum Neugeborenen-Ikterus

27.1.1 Bekommt jedes Kind eine Gelbsucht?

27.1.2 Ist der Neugeborenen-Ikterus gefährlich?

27.1.3 Wie wird die Hautfarbe beurteilt?

27.2 Fragen zur Therapie bei Hyperbilirubinämie

27.2.1 Kann ich meinem Kind bei Gelbsucht helfen?

27.2.2 Wann braucht mein Kind Fototherapie?

28 Neugeborenen-Screening und Vorsorgeuntersuchungen

28.1 Vorsorgeuntersuchungen

28.1.1 Pulsoxymetrie

28.1.2 Hör-Screening

28.1.3 Hüft-Screening

28.2 Blutabnahme zum NG-Screening

28.2.1 Auf welche Krankheiten wird untersucht?

28.2.2 Wer nimmt wann das Blut ab?

28.2.3 Kann ich dem Kind die Schmerzen bei der Blutentnahme erleichtern?

29 Prophylaxen

29.1 Blutungs-Prophylaxe

29.1.1 Warum bekommt mein Kind Vitamin-K-Tropfen?

29.1.2 Vitamin-K-Mangelblutung (VKMB)

29.1.3 Praxis der Vitamin-K-Gabe

29.2 Rachitis-Prophylaxe

29.2.1 Braucht jedes Kind Vitamin-D-Tabletten?

29.2.2 Vitamin-D-Mangel-Rachitis

29.2.3 Praxis der Vitamin-D-Prophylaxe

29.3 Karies-Prophylaxe

29.3.1 Sind tägliche Fluor-Tabletten für ein Neugeborenes nötig?

30 Babymassage und Baby-Kurse

30.1 Fragen zum Besuch von Babygruppen

30.1.1 Warum wird Babymassage empfohlen?

30.1.2 Was ist eine PEKiP®- oder Fabel®-Gruppe?

30.1.3 Warum und wann ist ein Babyschwimm-Kurs sinnvoll?

Autorenvorstellung

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum/Access Code

Teil I Grundlagen

1 Bedeutung des Wochenbettes

2 Bedeutung der Elternschaft

1 Bedeutung des Wochenbettes

Christiane Borchard, Ulrike Harder

1.1 Zeitraum und Funktionen des Wochenbetts

Ulrike Harder

Der Fachausdruck für Wochenbett lautet Puerperium (lat. puer: Kind, parere: gebären), üblich ist auch der Ausdruck postpartale Zeit (lat. post: nach, partus: Geburt). Der Begriff Wochenbett bezeichnete ursprünglich das Bett, in dem sich die Frau in den Tagen nach der Geburt ausruhte. Die Aussage „Mutter liegt im Wochenbett“ war üblich. Heute wird der Begriff im deutschsprachigen Raum im übertragenen Sinne für den Zeitraum nach der Geburt verwendet. Als geschützte Phase der Genesung und des Rückzugs aus dem Alltagsleben hat das Wochenbett heute viel von seiner ursprünglichen Bedeutung eingebüßt.

Studienergebnisse weisen darauf hin, dass der überwiegende Anteil der Mütter im Frühwochenbett von physischen Beschwerden betroffen ist, und auch sechs Monate nach der Geburt leidet eine hohe Zahl der Frauen unter gesundheitlichen Belastungen und Stress (s. Kap. ▶ 16.3.2). Die daraus entstehenden gesundheitlichen Nachteile der Frauen sind noch gar nicht in ihrem gesamten Ausmaß absehbar ▶ [1]. Offensichtlich ist jedoch, dass die mütterliche Erholung im Wochenbett auch weiterhin einen hohen Stellenwert besitzt.

Definition

Medizinisch: Das Wochenbett beginnt nach Geburt der Plazenta und dauert 6 bis 8 Wochen, es wird in frühes und spätes Wochenbett unterteilt.

Der Gesetzgeber berücksichtigt diesen Zeitraum: Im Mutterschutzgesetz ist ein Beschäftigungsverbot von 8 Wochen vorgesehen, und Krankenkassen vergüten Wochenbett-Besuche der Hebamme bis zur 12. Woche post partum.

Frühwochenbett: Die ersten 10 Tage nach der Geburt werden Frühwochenbett genannt, also Entbindungstag plus 1.–9. Wochenbetttag (einige Autoren definieren nur 7 Tage als Frühwochenbett). In dieser Zeit finden die größten hormonellen Umstellungen sowie wesentliche erste Wundheilungs- und Rückbildungsprozesse statt. Die Wöchnerin hat 10 Tage lang Anspruch auf tägliche Wochenbett-Besuche (max. 2-mal täglich). Insgesamt sind 20 Hebammen-Kontakte (Besuche oder telefonische Beratung) möglich (Kap. ▶ 1.3.3).

Spätwochenbett: Die Zeit vom 10. Tag bis zum Ende der 8. Woche ist das Spätwochenbett. In dieser Zeit kehrt der Körper der Frau langsam zu einem ähnlichen Zustand zurück wie vor der Schwangerschaft, erreicht aber weder funktionell noch anatomisch den gleichen Zustand. Die Wöchnerin hat bis zur 12. Woche post partum Anspruch auf bis zu 16 Hebammen-Kontakte (Besuche oder telefonische Beratung) (Kap. ▶ 1.3.3).

Merke

Die vollständige Rückbildung aller schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen benötigt ca. 6–9 Monate.

Der Hormonhaushalt normalisiert sich unterschiedlich schnell, die erste Blutung kann 5–6 Wochen nach der Geburt einsetzen oder erst mehrere Monate später. 10–15% der Frauen haben nach 6 Monaten noch keine Menstruation (Kap. ▶ 3.4), daher ist die Beratung zur Verhütung einer raschen neuen Schwangerschaft wichtig (Kap. ▶ 2.5).

Kontinuum Mutterschaft: Dieses erfasst die gesamte Lebensphase des Mutter-Werdens einer Frau von der Konzeption bis zum Ende der Stillzeit. Die einzelnen Phasen sind nicht voneinander trennbar, sie stellen einen zyklisch verlaufenden, anhaltenden Prozess dar. In diesem Zusammenhang wurde aus hebammenwissenschaftlicher Perspektive das Konzept des Betreuungsbogens in der Hebammenarbeit entwickelt.

In dieser Zeitspanne ist die kontinuierliche Begleitung durch Hebammen mitentscheidend für den gesunden Verlauf des ganzen Prozesses ▶ [36]. Der Reifungsprozess der Mutterschaft kann analog zur 9 Monate dauernden Schwangerschaft in dreimonatige Zeitabschnitte unterteilt werden: 1. Trimenon, gebildet aus frühem Wochenbett (10 Tage) und spätem Wochenbett (bis 12 Wochen), sowie 2. und 3. Trimenon für die folgende sechsmonatige Phase der psychosozialen Neuorientierung und der weiteren körperlichen Regeneration ▶ [41].

1.1.1 Die fünf Aufgaben des Puerperiums

Aufbau einer Mutter-Kind-Beziehung: Adaption an die neue Situation mit diversen psychischen und sozialen Veränderungen (Kap. ▶ 2.1, Kap. ▶ 14.3)

Rückbildung der körperlichen Veränderungen an Bauchmuskeln, Haut, Beckenboden, Blutvolumen, Ödemen (Kap. ▶ 3) sowie an der Gebärmutter, Vagina und Vulva (Kap. ▶ 4)

Wundheilung an der Plazentahaftstelle sowie an Schürfungen, Riss- und Schnittverletzungen (Kap. ▶ 4)

Laktation: Beginn der Milchbildung und Aufbau einer guten Stillbeziehung (Kap. ▶ 5)

Hormonumstellung bis zum Beginn der normalen Ovarialtätigkeit (Kap. ▶ 3.4)

1.1.2 Bedürfnisse von Mutter und Kind im Wochenbett

Frauen möchten während der frühen Wochenbettzeit in einer ermutigenden und liebevollen Umgebung selbst umsorgt und bemuttert werden. Die Bedeutung von Mothering the Mother wurde in England und Amerika in den 1990er Jahren erforscht mit dem Ergebnis:

Merke

Je mehr Fürsorglichkeit, Unterstützung und Bestärkung die Mutter erfährt, desto leichter wird es ihr fallen, eigene mütterliche Qualitäten zu entwickeln.

1.1.2.1 Bedürfnisse der Wöchnerinnen

Eine 2005 in der Universitätsfrauenklinik Freiburg durchgeführte Untersuchung ▶ [29] ist den Wünschen an die stationäre Wochenbettversorgung nachgegangen. Als zentrales Bedürfnis wurde der Wunsch nach Sicherheit genannt. Dies Sicherheitsgefühl stellte sich für Schwangere und Wöchnerinnen ein, wenn 4 Kriterien erfüllt waren:

Verfügbarkeit medizinischer Versorgung

Kompetenzerwerb im Umgang mit dem Kind

Selbstbestimmung und Wahlmöglichkeiten

Normalität durch Simulation von Häuslichkeit

Verschiedene andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Carol Wilkins schreibt zum Beispiel als Ergebnis ihrer Studie zum Unterstützungsbedarf von Erstgebärenden nach der Geburt: Das überragende Bedürfnis der Mütter war „Alles richtig zu machen“, das heißt Vertrauen und Fähigkeiten zu entwickeln für eine optimale Betreuung ihres Kindes ▶ [51].

1.1.2.2 Bedürfnisse der Neugeborenen

nach der Geburt möglichst ununterbrochenen Körperkontakt zur Mutter sowie eine gleichbleibend körperwarme Umgebung

sicher gehalten und oft getragen werden

saugen und bei Hungergefühl rasch gestillt werden

Gesellschaft der Eltern und anderer zugewandter Menschen

Ein Neugeborenes hat wahrscheinlich kein Bedürfnis nach einem eigenen Bett, nach täglichem Kleiderwechsel und Waschungen und, solange seine Haut nicht schmerzhaft wund ist, kein primäres Bedürfnis stets trocken zu liegen ▶ [30].

Neugeborene weinen nicht ohne Grund und sind in den ersten Tagen nach der Geburt fast ausnahmslos durch Stillen/Füttern oder Körperkontakt zu trösten. Sie verfügen noch nicht über eine von der Mutter getrennte Selbstwahrnehmung und geraten, wenn sie sich alleingelassen fühlen, in einen Zustand äußerster Verzweiflung. Sie können weder „warten“ noch können sie sich daran erinnern, dass sie auf ihr Weinen hin Trost erfahren. Jedes Unwohlsein empfinden sie als absolut. Man verwöhnt oder verzieht Neugeborene also nicht, wenn man umgehend auf ihre Äußerungen reagiert ▶ [43].

1.1.3 Nationales Gesundheitsziel – Gesundheit rund um die Geburt 2017

In dieser vom Deutschen Bundesministeriums für Gesundheit ▶ [11] veröffentlichten Broschüre werden auf Basis einer Analyse der Ausgangssituation gemeinsame Ziele und Teilziele definiert, sowie Empfehlungen für Umsetzungsmaßnahmen ausgesprochen. Dabei werden nicht nur das Kind oder die Frau, sondern die ganze Familie in den Blick genommen.

Verfasst wurde das nationale Gesundheitsziel vom Kooperationsverbund gesundheitsziele.de, der gemeinsamen Plattform zur Weiterentwicklung des nationalen Gesundheitszieleprozesses. Unter Beteiligung von Bund, Ländern und Akteuren (der Selbstverwaltung) des Gesundheitswesens entwickelt der Kooperationsverbund im Konsens nationale Gesundheitsziele und empfiehlt Maßnahmen zur Zielerreichung.

Im Nationalen Gesundheitsziel 2017 werden alle wichtigen Aspekte für die Betreuung im Wochenbett beschrieben und zum Teil durch Literatur belegt. Diese interessante Broschüre kann mit Bestell-Nr. BMG-G-11077 bei [email protected] bestellt oder als PDF ▶ [11] im Internet heruntergeladen werden.

1.1.3.1 Ziele für das Wochenbett (Nationales Gesundheitsziel)

Teilziel 3.1: Die Bedeutung des Wochenbetts ist anerkannt. Vorhandene Ressourcen und Kompetenzen sowie das Wohlbefinden der Eltern zur Bildung einer Familie werden gestärkt.

Teilziel 3.2: Der Anteil stillender Mütter sowie die Stilldauer sind erhöht.

Teilziel 3.3: Komplikationen und Belastungen im Wochenbett werden frühzeitig erkannt und/oder vermieden.

Teilziel 3.4: Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung werden frühzeitig erkannt und mithilfe spezifischer Maßnahmen aufgefangen.

Teilziel 3.5: Eine Verbesserung der Zusammenarbeit in den Bereichen Kinderschutz und Frühe Hilfen ist gewährleistet.

1.1.3.2 Einige empfohlene Maßnahmen zur Zielerreichung

Evidenzbasierte, adressatengerechte Informationen (in verschiedenen Sprachen) zu allen wichtigen Aspekten des Wochenbetts werden zur Verfügung gestellt und auf geeignete Weise bekanntgemacht.

verbesserte Information zum Rechtsanspruch auf und niedrigschwelliger Zugang zu Hebammenversorgung nach der Geburt im Rahmen der GKV

Angebot und Förderung von 24-Stunden-Rooming-in in allen Kliniken

Unterstützung von Hautkontakt postpartum und frühem Anlegen

Ausbau des Angebots von Familienzimmern

routinemäßige Durchführung von Feedback-Gesprächen mit Müttern zum Geburtsverlauf

Einführung verbindlicher Stillrichtlinien in allen Kliniken und außerklinischen Settings

Angebotsentwicklung einer Stillberatung, vor allem für sozial benachteiligte Frauen (auch zu Themen wie physiologische Gewichtsschwankungen des Säuglings und Auswirkungen von Zufüttern)

stärkere Berücksichtigung wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse zum Thema Stillen in der Aus- und Weiterbildung von Health Professionals (Fachkräften im Gesundheitswesen)

Ausbau spezifischer Behandlungsangebote für psychisch erkrankte Mütter nach der Geburt zur Förderung der Mutter-Kind-Bindung

Angebot von paar- und einzelbezogener Hilfe sowie Vermittlung von Unterstützungsangeboten bei postpartaler Depression

Geplante Veränderungen, wie z.B. immer einen ungestörten Hautkontakt nach der Geburt im Kreißsaal und auf der Wochenstation ermöglichen, bessere Stillförderungsmaßnahmen vereinbaren oder die Schaffung neuer Familienzimmer, lassen sich unter Umständen leichter durchsetzen, wenn auf das Nationale Gesundheitsziel des Bundesgesundheitsministeriums (BGM) von 2017 hingewiesenen wird. Dort sind diese Maßnahmen alle aufgeführt ▶ [11].

Die Vernetzung aller relevanten Berufsgruppen zur Erreichung der Ziele wird empfohlen. In alphabetischer Reihenfolge werden die Berufsgruppen genannt: Familienhebammen, Frauenärztinnen, Hausärztinnen, Hebammen, Kinder- und Jugendärztinnen, Netzwerkkoordinatorinnen Frühe Hilfen, Psychologinnen, Psychotherapeutinnen, Sozialpädagoginnen, Still- und Laktationsberaterinnen sowie zivilgesellschaftliches Engagement, z. B. durch ehrenamtliche Patinnen.

Hebammen sind zwar oft die ersten Ansprechpartnerinnen für die Eltern, tragen aber nicht allein die Verantwortung dafür, dass das Wochenbett als wichtige Phase im Übergang zur Elternschaft gelingt. Die erfolgreiche Vernetzung erfolgt auf kommunaler Ebene, jede Stadt hat kommunale Arbeitskreise für Gesundheit und Soziales, u.a. für Frühe Hilfen.

Eine Aufwandsentschädigung aus kommunalen Projektmittelgeldern kann wesentlich dazu beitragen, die Teilnahme von freiberuflichen Gesundheitsfachberufen an interdisziplinären Arbeitskreisen zu fördern.

Merke

Eine gute Betreuung im Wochenbett kommt auch durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen zustande. Die dazu beitragenden Netzwerke werden in regionalen Arbeitskreisen geknüpft.

1.2 Geschichtliche Entwicklung der Wochenbettbetreuung

Ulrike Harder

1.2.1 Verortung des Wochenbettes

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts verbrachten die meisten Mütter ihr Wochenbett zu Hause, wo sie auch ihre Kinder gebaren. Hier wurden sie 10 Tage lang täglich 1–2-mal von ihrer Hebamme besucht. Diese kontrollierte die Rückbildungsvorgänge und gab der Frau Ratschläge sowie pflegerische Hilfestellungen. Oft kam für einige Zeit eine Verwandte, Nachbarin oder Wochenbettpflegerin (s.u.) ins Haus, um die Wöchnerin und ihre Familie zu versorgen. Einige Frauen empfanden darum das Wochenbett als die schönste Zeit im Leben, wo sie endlich einmal die Möglichkeit hatten, sich richtig auszuruhen, an sich selbst zu denken und die Pflege durch die Familienangehörigen zu genießen.

In die Klink gingen nur Frauen, deren Geburt sich schwierig gestaltete oder Frauen, die sich keine Hebamme leisten konnten und auf die Betreuung in einer öffentlich finanzierten Entbindungs-Klinik angewiesen waren.

Bis in die 1950er Jahre mussten viele Frauen ihre Hebamme, einen evtl. zugezogenen Arzt und ihre Wochenbettpflegerin selbst bezahlen. In die Klinik gingen sie daher nur im Notfall, denn dort waren die Entbindungs- und Wochenbettkosten am höchsten. Dies änderte erst die zunehmende Verbreitung von Krankenversicherungen, die für ihre Mitglieder entweder die häusliche Hebammenbetreuung für Geburt und Wochenbett oder die Kosten für eine Klinikentbindung mit anschließender 10-tägiger stationärer Pflege übernahmen.

Ab den 1950er Jahren gingen immer mehr Frauen mit normalem Schwangerschaftsverlauf und ohne Geburtsrisiken zu Geburt und Wochenbett in die Klinik. Zum einen, weil sie dort eine höhere medizinische Sicherheit erwarteten und keine niedergelassene Hebamme mehr suchen mussten, zum anderen aber auch, weil nach der Klinikgeburt keine häusliche Betreuung mehr organisiert und bezahlt werden musste.

Eine Wochenbettpflegerin (mit 3–6-monatiger Ausbildung zur Betreuung von Mutter und Kind) wurde von gut situierten Familien nach einer Hausgeburt für 1–2 Wochen engagiert und bezahlt. Nur selten übernahm die Krankenkasse die Kosten. Der Beruf der anerkannten Wochenbettpflegerin wurde mit der Veröffentlichung des neuen Hebammengesetzes 1985 abgeschafft.

Den Trend zur Klinik-Geburt unterstützen die Krankenhäuser durch Eröffnung größerer Entbindungsabteilungen. Viele Gynäkologen sowie ehemals niedergelassene Hebammen wurden angestellt oder schlossen Belegverträge mit der Klinik ab. Für die Wochenstation bekamen Krankenschwestern und Krankenpflegehelferinnen, Kinderkrankenschwestern und Kinderpflegerinnen sowie vereinzelt auch Wochenbettpflegerinnen einen Anstellungsvertrag.

Hebammenhilfe in Ostdeutschland: Eine ähnliche Entwicklung gab es in der ehemaligen DDR. Die Geburtshilfe und das Wochenbett wurden in die Kliniken verlagert, die Schwangerenvorsorge und Mütterberatung in Ambulanzen. Eine freiberufliche Hebammenarbeit fand nicht mehr statt und die Betreuung im Wochenbett lag nicht mehr in den Händen der Hebammen ▶ [49].

1.2.2 Dauer des Klinikaufenthaltes

10 Tage bis Ende der 1970er Jahre waren nach einer vaginalen Geburt üblich, und mittlerweile gingen fast alle Frauen zur Geburt in die Klinik. Dies bedeutete für die Krankenkassen im Bereich der Geburtshilfe einen enormen Kostenanstieg. Die viele Jahre übliche Hausgeburt und 10-tägige ambulante Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme war deutlich preiswerter als die jetzt zu zahlenden 10 Pflegesätze für den regulär empfohlenen 10-tägigen Klinikaufenthaltes nach vaginaler Geburt.

6 Tage ab Anfang der 1980er Jahre. Um die Kosten zu senken, verkürzten die Krankenkassen 1982 die Liegedauer in der Klinik nach vaginaler Geburt von 10 auf 6 Tage. Für die verbleibenden 4 Wochenbetttage hatte die Wöchnerin aber weiter Anspruch auf Hebammenhilfe. Diesen konnten die Frauen aber kaum nutzen, da es nur noch wenige niedergelassene Hebammen gab. Die Behörden hatten aufgrund des Rückgangs der Hausgeburten jahrelang fast keine Niederlassungserlaubnisse (mit garantiertem Mindesteinkommen) mehr erteilt.

3–5 Tage ab Mitte der 1990er Jahre. Die Einführung von Fallpauschalen durch das Gesundheitsstrukturgesetz von 1993 regelte die Finanzierung der Krankenhausaufenthalte neu. Bis dato wurden Geburt- und Wochenbettkosten nach der Liegedauer berechnet, d. h. für jeden Tag des stationären Aufenthaltes wurde der Klinik ein Tages-Pflegesatz bezahlt, auch für den (die) kostenintensiven Entbindungstag(e). Weil die anschließenden 6 klinischen Wochenbettage niedrigere Tageskosten verursachten, wurden durch die 6 Pflegesätze die Kosten für Geburt und Wochenbett abgedeckt. Blieb eine Frau länger (z.B. nach einer Sectio), so bekam die Klinik auch mehr Tages-Pflegesätze ausbezahlt. Ambulante Geburten waren daher nicht gerne gesehen, da sie eine Unterfinanzierung für die Klinik bedeuteten.

1.2.2.1 Einführung von Fallpauschalen

Um die Kosten der stationären Patientenversorgung nachhaltig zu senken, führte das Bundesgesundheitsministerium 2004 das DRG-System als leistungsgerechtes Fallpauschalen-System ein. Dies bedeutete, dass nun die Klinik einen Pauschalbetrag für die Entbindung (je nach Schwere des Falles) inklusive der stationären Wochenbett-Tage bekommt. Mit der Einführung von Fallpauschalen nach DRG (Diagnosis Related Groups) wurde und ist es für die Kliniken kostengünstiger, der Wöchnerin eine ambulante Geburt oder eine Entlassung am 3. Tag anzubieten bzw. sie einfach eher zu entlassen (besonders wenn freie Betten auf der Station gebraucht werden).

Deutschland war weltweit das einzige Land, welches diese Form der DRG-Pauschalen auch in der Geburtshilfe umsetzte. Leider mit weitreichenden Folgen: Die Vergütung der physiologischen Geburt durch eine zu niedrige Fallpauschale führte in den letzten 20 Jahren zur Schließung etlicher kleiner Abteilungen, da für zahlreiche Klinikträger die Geburtshilfe finanziell nicht mehr tragbar ist.

Die Favorisierung großer Geburtshilfe-Zentren ist kritisch zu sehen. Lange Anfahrtswege sind für die Schwangeren problematisch und, laut einer Befragung des Picker-Institutes über die Zufriedenheit von Frauen im Kreißsaal und auf der Wochenstation, berichten deutlich mehr Frauen in großen geburtshilflichen Abteilungen über negative Erfahrungen und mangelhafte Betreuung, als in kleineren Krankenhäusern ▶ [9].

Die stetig frühere Entlassung der Wöchnerinnen gehört zu den gesundheitspolitischen Folgen des DRG-Systems. Heute verlassen selbst Frauen nach einer Kaiserschnitt-Geburt die Klinik innerhalb von 1 bis 3 Tagen. Die Wöchnerinnen werden als gesund in die ambulante Hebammenbetreuung entlassen und oft haben sie es schwer, eine freiberufliche Hebamme zu finden. Ob dieses Vorgehen die realen Bedürfnisse und den gesundheitlichen Zustand der Wöchnerinnen ausreichend berücksichtigt, wurde bislang nicht ausreichend erforscht.

1.2.3 Wochenbettpflege im Wandel der Zeit

1.2.3.1 Absolute Bettruhe

Im Hebammenlehrbuch von 1912 finden wir dazu folgende Anweisung: „Die Wöchnerin muss mindestens 9 Tage die ruhige Bettlage beobachten. In den ersten 3 Tagen muss die Rückenlage eingenommen werden. Aufsitzen im Bett beim Stillen und Essen ist in den ersten Tagen durchaus verboten. Später, vom 6. Tage an, sind vorsichtige Bewegungen gestattet, zeitweise auch Seitenlage erlaubt. Früheres Aufstehen kann böse Folgen haben: Blutungen, Vorfall der Gebärmutter und vielfache andere Erkrankungen der Geschlechtsteile. Das Bettenmachen sollte vorsichtig geschehen, natürlich darf die Wöchnerin dabei nicht aufstehen. Hat man zwei Betten zur Verfügung, so kann die Hebamme die Wöchnerin in das neugerüstete, erwärmte Bett hinüberheben.“ ( ▶ Abb. 1.1) ▶ [25].

Abb. 1.1 Das Umbetten der Wöchnerin im Hebammen-Lehrbuch von 1912.

(Königlich preußischer Minister des Inneren, Hrsg. Hebammen-Lehrbuch. Berlin: Julius Springer; 1912)

1.2.3.2 Gründe für das strikte Aufstehverbot

Förderung der Rückbildung: Es war bekannt, dass langes Stehen und schweres Tragen im frühen Wochenbett die Rückbildung behindern und eine anhaltende Beckenbodenschwäche begünstigen können, z.B. mit Harninkontinenz. Eine Wöchnerin, die aufstehen darf (z.B. um auf den Hof zum Klosett zu gehen), wäre als „gesund“ eingestuft worden und hätte sofort wieder ihre schweren Hauarbeiten verrichten müssen: Herdfeuer schüren, Essen kochen, Wassereimer tragen, Wäsche im Bottich waschen und zusätzlich oft noch Garten-, Feld- und Stallarbeit. Besonders in ländlichen Gebieten und in finanziell schlechter gestellten Familien erwarteten die Ehemänner, dass die Frau nach der Kindsgeburt rasch wieder ihren Verpflichtungen nachkam. Das strikte Aufstehverbot kann als Prävention verstanden werden, es zwang die Familie, sich anders zu behelfen und wenn möglich für einige Tage eine Hilfe ins Haus zu holen ▶ [5].

Förderung der Wundheilung: Kleine Dammrisse wurden damals nicht genäht, sondern verheilten entweder von selbst oder nachdem die Hebamme sie oberflächlich mit Metallklammern adaptiert hatte. Nur bei großen Rissverletzungen wurde ein Arzt hinzugezogen, der den Riss (meist mit grober Nadel und dickem Nahtmaterial) versorgte. Damit unter diesen Bedingungen die Wundränder gut zusammenwachsen konnten, war es sinnvoll, die Frau mehrere Tage lang mit geschlossenen Beinen im Bett liegen zu lassen. Damals wurde nicht bedacht, dass eine mehrtägige strikte Bettruhe eine Thrombose, Lungenentzündung oder Stauung des Lochialsekrets begünstigt.

1.2.3.3 Thromboseprophylaxe und Beckenboden

Im Hebammenlehrbuch von 1928 wird diese Problematik erstmals behandelt. Dort heißt es: „Die Wöchnerin soll möglichst neun Tage Bettruhe einhalten, …während der Bettruhe sollen zur Kräftigung der Beinmuskeln und zur Verhütung von Blutstauungen in den Beinen, diese oft gebeugt und gestreckt werden. Zur guten Durchlüftung der Lungen sind täglich mehrmals Atemübungen vorzunehmen, bei denen die Wöchnerin tief ein- und ausatmet. Zur weiteren Kräftigung der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur lässt man die normale Wöchnerin mehrmals am Tage den Leib stark einziehen und den Afterschließmuskel in ähnlicher Weise in die Höhe ziehen, wie sie es zur Zurückhaltung von dünnem Stuhl ausführen würde.“ ▶ [32].

Im Lehrbuch der Geburtshilfe 1932 wird das totale Aufstehverbot für Wöchnerinnen langsam gelockert: „Eine lebhafte Diskussion hat in den letzten 10 Jahren die Frage des sog. Frühaufstehens der Wöchnerin hervorgerufen. Es mag nach glatten Geburten ohne Dammriss bereits in den allerersten Tagen eine freiere Beweglichkeit im Bett, vom 6.–8. Tage an, ein zunächst kurzes, dann immer längeres Außerbettsein gestattet werden, worunter zunächst nur ein Sitzen im bequemen Sessel und erst vom 8.–9. Tag ab Gehen zu verstehen ist. Dabei ist ein Verbot jeder körperlichen Arbeit ausdrücklich zu geben und hauptsächlich deshalb ein Aufsein während des ganzen Tages möglichst erst nach Ablauf der 2. Woche zu erlauben. Ausnahmen in geeigneten Fällen können natürlich gemacht werden.“ ▶ [22], ▶ [5].

Im Hebammenlehrbuch von 1971 wird vom häuslichen Wochenbett abgeraten: „Die ideale Betreuung einer Wöchnerin ist nur in einer gut geführten Entbindungsanstalt möglich.“ In der Klinik sollen dann alle „geistig-seelischen und körperlichen Belastungen unbedingt vermieden werden“, während die Entspannung durch Frühaufstehen und Gymnastik gefördert wird. Zur Thromboseprophylaxe heißt es: „Man kann die Patientin bereits 2–3 Std. nach der Geburt aufstehen lassen – natürlich unter Aufsicht!“ In jedem Fall sollte mit der Mobilisierung innerhalb der ersten 24 Stunden begonnen werden, auch nach einer Schnittentbindung ▶ [35].

1.2.4 Trennung von Mutter und Kind

Ab etwa 1900 setzte sich in den Krankenhäusern die getrennte Unterbringung von Mutter und Kind sowie deren Betreuung durch verschiedenes Pflegepersonal durch. Vorher war es üblich, Wöchnerinnen und Neugeborene in einem großen gemeinsamen Krankensaal zu versorgen. Die Trennung hielt man aus hygienischen Gründen für zweckmäßig, denn zur Zeit ihrer Einführung gab es in den Gebärkliniken viele Frauen mit Wochenbettfieber. Die hohe Infektionsrate in den Kliniken wurde verursacht durch mangelhafte hygienische Bedingungen, unsaubere Ausführung von geburtshilflichen Eingriffen und die Tatsache, dass überwiegend Frauen mit pathologischen Geburtsverläufen zur Aufnahme kamen. Die Trennung sollte die Neugeborenen vor den mütterlichen Keimen im „hoch infektiösen Wochenfluss“ schützen und wurde auch für gesunde Wöchnerinnen lange beibehalten.

1.2.4.1 Klinische Wochenbettbetreuung bis ca. 1980

Die Mütter lagen auf der Wochenstation (meist in Drei- bis Sechsbettzimmern), sie konnten viel ruhen, bekamen regelmäßig ihr Essen ans Bett serviert und täglich gab es eine ärztliche Visite, bei der Fundusstand und Lochien beurteilt wurden. Besucher waren nur während der festgelegten Klinik-Besuchszeiten zugelassen, zusätzlich gab es aber am frühen Abend eine sogenannte „Vaterstunde“ für die berufstätigen Väter. Es wurde angenommen, dass die getrennte Unterbringung des Kindes der von der Geburt erschöpften Mutter psychische und physische Entlastung biete und somit die Rückbildungsvorgänge fördere ▶ [28], ▶ [5].

Die Neugeborenen lagen von der Mutter getrennt im Säuglingszimmer und wurden dort von Kinderkrankenschwestern versorgt. Nur zu festgelegten Stillzeiten (alle 4 Stunden) bekamen die Mütter ihr Neugeborenes zum Stillen gebracht. Egal ob wach oder schlafend, die Kinderkrankenschwestern oder Hebammenschülerinnen holten das Baby nach ca. ½ Stunde wieder zurück in das Säuglingszimmer. Hier wurde das Kind vor und nach dem Stillen gewogen, und wenn es nicht die vorgeschriebene Menge getrunken hatte, bekam es im Säuglingszimmer abgepumpte Muttermilch oder Kunstnahrung nachgefüttert ( ▶ Abb. 1.2) ▶ [5].

Väter und Geschwisterkinder hatten keinen Kontakt zum Kind. Alle Besucher durften das Neugeborene nur während der Besuchszeit durch ein Glasfenster im Säuglingszimmer ansehen. Kindern war generell der Besuch einer Wochenstation untersagt (Begründung: Angst vor Kinderkrankheiten).

Abb. 1.2 Kinderzimmer um 1960 mit seitlich aufgereihten Babybettchen und zentralem Wickelplatz der Kinderkrankenschwestern, im Vordergrund sitzt die Oberschwester.

(Archiv der Hebammenschule Berlin-Neukölln.)

Fallbeispiel

Als Hebammenschülerin musste ich 1978 für die tägliche Arztvisite in den Zimmern (auch in Mehrbettzimmern) jeder Frau im Liegen ihre Unterhose herunterzuziehen und dann ihre benutzten Vorlagen so darauf platzieren, dass der Arzt nach Betreten des Zimmers bei jeder Wöchnerin mit einem Blick die Farbe der Lochien und den Heilungsverlauf am Introitus begutachten konnte (die meist Frauen hatten damals eine Episiotomie-Naht).

Dass ich mehrere Frauen in einem Zimmer im Intimbereich entblößen sollte, um eine schnelle ärztliche Visite zu ermöglichen, war mir zutiefst unangenehm. So versuchte ich das Herunterziehen zu verzögern, damit die Wöchnerinnen den Arzt nicht mit heruntergelassener Hose begrüßen mussten. Mein Verhalten wurde leider von der Stationsschwester mehrmals mit den Worten kritisiert „Schwester Ulrike, Sie müssen endlich mal schneller werden!“

Kommentar: Der Schutz des Intimbereichs und die Eigenverantwortlichkeit der Wöchnerin waren damals kein Thema. Leider konnte ich die Gründe für mein Verhalten nicht deutlich machen. Später, 1981 als junge Hebamme, gelang es dann, die Wochenstations-Schwestern meiner Klinik mit Sachargumenten davon zu überzeugen, endlich das erniedrigende „Töpfen“ abzuschaffen und stattdessen den Frauen zu zeigen, wie sie sich selbst nach jedem Toilettengang abspülen können. Dort war es aus hygienischen Gründen üblich, 3-mal täglich (unabhängig vom letzten Toilettengang) alle Wöchnerinnen im Bett liegend auf ein Steckbecken zu legen und ihre Vulva mit Desinfektionslösung aus einem Irrigator abzuspülen.

1.2.4.2 Klinische Wochenbettbetreuung bis in die 1990er Jahre

Auf vielen Wochenbett-Stationen arbeiteten traditionell 2 personell, organisatorisch und inhaltlich getrennte pflegerische Einheiten, denn Mütter und Neugeborene wurden als zwei getrennte Patientengruppen angesehen:

Auf der Wochenstation arbeitete das Team aus Krankenschwestern (vereinzelt noch Krankenpflegehelferinnen) sowie Krankenpflegeschülerinnen bzw. Hebammenschülerinnen, die sich nur um die Mütter zu kümmern hatten.

Im Kinderzimmer arbeitete das Team aus Kinderkrankenschwestern (vereinzelt noch Kinderpflegerinnen) sowie Kinderkrankenpflegeschülerinnen bzw. Hebammenschülerinnen, welche nur für die Neugeborenen und das Stillen zuständig waren.

Aufgaben und Kompetenzen wurden stillschweigend oder mittels hausinterner Vereinbarung scharf abgegrenzt. Für die Wöchnerin waren durch diese Teilung in jeder Dienstschicht mindestens 2 Pflegepersonen zuständig. Zudem waren viele Wochenbett-Abteilungen im Funktionspflegesystem organisiert ▶ [30]. Dadurch erhöhte sich, besonders in großen Abteilungen, die Anzahl an Pflegepersonen, welche bei einer Frau tätig sind, z.B. Krankenschwester A macht alle Betten, Pflegeschülerin B geht zur Vitalzeichen-Kontrolle durch alle Zimmer, Krankenschwester C begleitet die ärztliche Visite, Kinderkrankenschwester D bringt das Kind zum Stillen, Hebammenschülerin E holt es wieder ab, etc.

Inhalte und Qualität von Pflege und Betreuung waren meist nicht durch Standards einheitlich geregelt. So gaben etliche Mitarbeiterinnen ihre persönlichen Erfahrungen aus der eigenen Mutterschaft, zum Stillmanagement und zur Neugeborenpflege ungefiltert an die Mütter weiter. Dies führte dazu, dass viele Wöchnerinnen klagten, sie bekämen zu einem Problem ebenso viele abweichende Ratschläge, wie die Abteilung Mitarbeiterinnen hatte ▶ [30].

1.2.5 Rooming-in: Mutter und Kind zusammen

In den 1970er-Jahren beendeten die ersten Kliniken (z.B. Anthroposophisches Krankenhaus Herdecke) die postpartale Trennung von Mutter und Kind, da immer mehr Mütter bzw. Eltern dagegen protestierten. Auch Veröffentlichungen zur Mutter-Kind-Bindung und zu den Folgen einer frühen Trennung ▶ [24] bewirkten ein Umdenken. Nachdem bei einer versuchsweisen Aufhebung der getrennten Unterbringung die Infektionsrate unter den Neugeborenen nicht anstieg, durften Mutter und Kind endlich auch in den Kliniken ihr Wochenbett gemeinsam verbringen.

In den 1980er-Jahren wurde von den meisten Entbindungsabteilungen ein Teil-Rooming-in eingerichtet. Tagsüber lag das Kind im Bettchen neben der Mutter und wurde 4-stündlich oder „ad libitum“, also bei Bedarf, gestillt. Die Mutter versorgte und wickelte ihr Kind selbst, wenn notwendig bekam sie Hilfestellung von einer Kinderkrankenschwester. Nachts wurden die Kinder in der Regel im Neugeborenen-Zimmer versorgt, da immer noch rechtliche Bedenken bestanden, ein Neugeborenes unbeaufsichtigt neben der Wöchnerin schlafen zu lassen.

Seit den 1990er-Jahren bieten die meisten Kliniken ein 24-Stunden-Rooming-in an. Es zeigte sich, dass viele Babys nachts in der Nähe der Mutter besser schlafen. Außerdem bekommt die Frau so die Möglichkeit, das Verhalten ihres Kindes rund um die Uhr kennen zu lernen, was ihr erfahrungsgemäß die ersten Nächte mit dem Neugeborenen zu Hause sehr erleichtert. Nur selten wird noch vom nächtlichen Rooming-in noch abgeraten, damit die Mutter sich durch das alleine Schlafen besser erholen kann.

Der positive Effekt von Rooming-in auf die Bindungsförderung und das Stillen wurde auch durch Studien bestätigt ▶ [39], ▶ [20].

1.2.6 Initiative Babyfreundlich von WHO und UNICEF

Die WHO und UNICEF haben 1991 das internationale Programm Babyfriendly Hospital Initiative ins Leben gerufen. Unter der Bezeichnung „WHO/UNICEF-Initiative Babyfreundliches Krankenhaus“ wurde diese 1992 auch in Deutschland etabliert. Im Jahr 2000 gründete sich der Verein zur Unterstützung der WHO/UNICEF-Initiative Babyfreundlich, um sich für die Umsetzung der B.E.St.®- Kriterien und die Verbreitung des Qualitätssiegels in Deutschland einzusetzen. B.E.St.® steht für Bindung, Entwicklung und Stillen ▶ [5].

Babyfreundliche Kliniken sind erkennbar an dem patentrechtlich geschützten Qualitätssiegel BABYFREUNDLICH, dem Zertifikat und der Auszeichnungsurkunde mit dem Picasso-Motiv Maternité.

Mittlerweile kommen fast 20 Prozent der Neugeborenen in Deutschland in Babyfreundlichen Einrichtungen zur Welt. Die Zahl der zertifizierten Krankenhäuser hat sich in den letzten 10 Jahren mit über 100 deutlich gesteigert ▶ [5]. Alle Geburts- und Kinderkliniken, die die 10 Schritte zur babyfreundlichen Einrichtung verbindlich umsetzen können von der WHO/UNICEF-Initiative als BABYFREUNDLICH zertifiziert werden.

Die 10 Schritte zur babyfreundlichen Einrichtung sind nachzulesen auf der Internetseite der Babyfreundlich-Initiative von WHO und UNICEF unter www.babyfreundlich.org. Leider konnte noch keine flächendeckende Umsetzung erreicht werden, auch ist etlichen Kliniken die Zertifizierung zu arbeitsintensiv. Das nationale Gesundheitsziel legt aber wichtige Teilbereiche fest, die jede Klinik im Sinne einer Mindestvorgabe umsetzen sollte.

1.2.7 Integrative Wochenbettbetreuung

Anfang der 1990er Jahre kam Bewegung in die stationäre Wochenbettbetreuung und es wurden neue Betreuungsmodelle beschrieben und erprobt. Zunächst unter dem Namen „Ganzheitliche Wochenbettpflege“ oder „Ganzheitliche Familienbetreuung im Wochenbett“. Heute hat sich die Bezeichnung „Integrative Wochenbettbetreuung“ etabliert.

Mutter und Kind werden jetzt als Einheit angesehen und von einem gemeinsamen Pflegeteam aus Kranken-, Kinderkrankenschwestern und ggf. Hebammen betreut. Diese neue Pflegeform war im englischsprachigen Raum bereits in den 1980er-Jahren diskutiert worden, z.B. als Combined Mother-Infant Nursing Care▶ [50], ▶ [28].

Die besonderen Bedürfnisse der Wöchnerin nach ausreichend Schlaf, Ruhe und Rückzug zum Stillen werden mit der Integrativen Wochenbettbetreuung berücksichtigt. Das Kind ist 24 Stunden bei seiner Mutter (Rooming-in), sodass sie es jederzeit zu sich ins Bett nehmen kann für ausreichend Hautkontakt, Wärme und zum Stillen. Anfangs wird sie mit Anleitung, dann zunehmend selbstständig ihr Kind versorgen. Dafür steht jetzt in jedem Zimmer ein Wickeltisch mit ausreichend Wäsche. Auch die starren Essenszeiten sind flexibler gestaltet. Viele Kliniken haben dafür auf der Station ein Esszimmer mit Buffet für Frühstück und Abendbrot eingerichtet, wo die Mutter und ggf. auch ihr Partner/ihre Partnerin innerhalb eines Zeitfensters das Essen einnehmen oder abholen können.

1.2.7.1 Praktische Umsetzung

Nachdem einige Kliniken die neuen Betreuungsmodelle für Wöchnerinnen und Neugeborene im Klinikalltag erprobt hatten, öffneten sich immer mehr Kliniken für diese Idee und stellten die Organisation ihrer Wochenstation um. Oft wurde erst einmal nur das Team der Kranken- und Kinderkrankenschwestern mit einem gemeinsamen Dienstplan und einer Stationsleitung zusammengeführt, dann musste die veraltete Funktionspflege verlassen werden und durch eine Bezugspflege (Gruppen- oder Zimmerpflege) ersetzt werden ▶ [30]. Eine tägliche Wochenbettvisite (s.u.) bei jeder Frau durch eine Pflegefachkraft sollte eingeführt werden, was zunächst wegen der nicht ausreichenden Fachkompetenz einiger Mitarbeiterinnen problematisch war.

Mitarbeiterinnenschulung: Voraussetzung für eine gelungene Umstellung war und ist die gute Schulung der Mitarbeiterinnen. Zunächst mussten alle Krankenschwestern für die Stillberatung und Neugeborenen-Pflege sowie alle Kinderkrankenschwestern für die Betreuung der Wöchnerinnen geschult werden. Kliniken, die der Nachqualifizierung ihrer Pflegekräfte zu wenig Raum gaben oder den ärztlichen Dienst nicht ausreichend über die Bedürfnisse der Wöchnerinnen und alle daraus resultierende Umstellungen im Stationsablauf informierten, hatten große Anfangsschwierigkeiten. Die Initiative Babyfreundlich hat vielerorts mit ihren für eine Zertifizierung notwendigen Fortbildungen zum besseren Gelingen beigetragen.

Wochenbettvisite

Eine Gesundheits- und Kranken- bzw. Kinderkrankenpflegerin oder Hebamme kontrolliert (möglichst am Vormittag) während ihrer Visite bei Mutter und Kind alle notwendigen Parameter, berät die Wöchnerin, gibt wenn nötig Stillhilfe und erledigt pflegerische Tätigkeiten, wie z.B. das Neugeborene zusammen mit der Mutter wickeln oder das mütterliche Bett frisch beziehen, etc. Dabei werden auch Begleitpersonen (z.B. der Vater) mit einbezogen. Die Wochenbettvisite der Pflegefachkräfte in der Klinik wird somit ähnlich wie ein häuslicher Wochenbettbesuch durch eine Hebamme gestaltet.

Es konnte schnell festgestellt werden, dass Frauen, denen einmal täglich ausreichend Zeit gewidmet wird, schneller selbständig zurechtkommen und die Hilfe der Betreuungspersonen im Verlauf des Tages weniger oft beanspruchen ▶ [30].

Der erhöhte Betreuungsbedarf in den ersten Tagen, z.B. nach Kaiserschnitt, starkem Blutverlust oder für Frauen mit anderen Beeinträchtigungen, wird in der integrativen Wochenbettbetreuung natürlich auch berücksichtigt. Tätigkeiten wie Katheter ziehen Mobilisation, Hilfe bei der Körperpflege, Essen ans Bett bringen sowie Stillhilfen und die Pflege des Neugeborenen werden (wenn möglich) nur durch die für das jeweilige Zimmer zuständige Pflegefachkraft übernommen.

Familienzimmer

Um die familiäre Bindung zu unterstützen bieten viele Wochenstationen den Eltern nach der Geburt eine gemeinsame Unterbringung an. Entweder in einem Zweibettzimmer mit 2 zusammen geschobenen Klinikbetten oder in extra gestalteten Räumen mit einem gemütlichen Doppelbett. Der Kindsvater bzw. die Partnerin der Mutter kann dort als „Hotelgast“ Tag und Nacht bleiben und die jungen Eltern können gemeinsam und ungestört ihrem Baby nahe sein um es kennenzulernen. Tagsüber sind auch Geschwisterkinder willkommen.

Die übernachtende Begleitperson muss der Klinik für Kost und Logis einen Pauschalbetrag bezahlen, dieser variiert je nach Standort zwischen 30–100 €. Je nach Belegung ist die Nachfrage nach Familienzimmern oft größer, als es die räumlichen Kapazitäten der Wochenstationen zulassen.

Eine Qualitative Studie aus den Niederlanden▶ [47] kam zu dem Ergebnis, dass der Aufenthalt in einem Familienzimmer die eigenständige Elternschaft fördert. Die Eltern wohnen als Paar in einem Einzelzimmer und profitieren durch die uneingeschränkte physische Nähe zum Neugeborenen von einer intensiven Lernerfahrung und aktiven Teilnahme an der Pflege in sicherer Umgebung. Nachteilig können Gefühle von Isolation und Schlafmangel sowie Machtkonflikte mit dem Personal auftreten. Es überwiegen aber die Vorteile der unabhängigen Elternschaft zum Zeitpunkt der Entlassung.

1.3 Wochenbettbetreuung zu Hause

Christiane Borchard

Die häusliche Betreuung durch eine Hebamme begann sich in Westdeutschland wieder zu etablieren, nachdem die Reform des Hebammengesetzes 1985 jeder staatlich geprüften Hebamme eine freiberufliche Tätigkeit gestattete. Die vormals benötigte behördliche Niederlassungserlaubnis entfiel, die Ausübung der freiberuflichen Tätigkeit muss seitdem beim Gesundheitsamt gemeldet werden ▶ [48]. Fortan konnten alle Hebammen Wochenbettbesuche anbieten und diese mit den Krankenkassen abrechnen. In dieser Zeit begannen Hebammen zunehmend neben ihrer Festanstellung im Kreißsaal eine freiberufliche Tätigkeit auszuüben. Nach der Wiedervereinigung konnten auch die Hebammen in den neuen Bundesländern eine freiberufliche Tätigkeit aufnehmen.

Zum Einstieg in die freiberufliche Hebammenhilfebot der damalige Bund Deutscher Hebammen (heute DHV) ab 1989 eine breit angelegte Fortbildungsreihe an. Die Seminarreihe „Kirchröder Turm“ umfasste 300 Stunden in 2 Jahren, und wurde in 7 Kursreihen bis in das Jahr 2004 angeboten ▶ [10]. Mit dieser Maßnahme konnten Hebammen umfassende Kenntnisse für die aufsuchende Wochenbettbegleitung im häuslichen Umfeld erwerben.

1.3.1 Bedarf an Wochenbettbetreuung

Die Nachfrage für Hebammenbetreuung im häuslichen Umfeld stieg kontinuierlich an, nachdem immer mehr Frauen durch Hebammenverbände, Frauenärztinnen, Krankenkassen und Medien über die ihnen zustehende Hebammenbetreuung im Wochenbett informiert waren.

Auch die abnehmende Verweildauer im Krankenhaus erhöhte vorerst den Betreuungsbedarf im Wochenbett.

Mit stetig sinkender Geburtenzahl überstieg dann allerdings das Angebot an freiberuflicher Hebammenhilfe zunehmend die Nachfrage. Vor allem in Ballungsräumen entstand ein Wettbewerbsdruck unter den Kolleginnen. In dieser Zeit war es durchaus üblich, dass Schwangere gleich Termine mit mehreren Hebammen vereinbarten und sich nach dem sogenannten „Hebammen-Casting“ für „ihre Hebamme“ entschieden. Sehr gefragt waren Hebammen mit zusätzlichen Qualifikationen wie z.B. für die Stillberatung oder alternative Heil- und Entspannungsmethoden.

Für Berufseinsteigerinnen war es damals oft schwierig, Fuß zu fassen. Freiberufliche Hebammen waren zumeist Soloselbständige, und für die benötigte Vertretung in Urlaubs- und Krankheitszeiten gab es bereits feste Ansprechpartnerinnen im Kollegenkreis. Aus dieser Zeit entstammt das Bild der freiberuflichen Hebamme als „Einzelkämpferin“.

1.3.1.1 Hebammenpraxen und Geburtshäuser

Ende der 1990er Jahre begannen Hebammen verstärkt, ihre Arbeitskraft in Hebammenpraxen und Geburtshäusern zu bündeln. Dort boten sie den Frauen eine Rundumbetreuung für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett an. Auch diverse Kursangebote wurden aufgenommen, nachdem die Krankenkassen die Kosten für Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse nur übernahmen, wenn die Kurse von Hebammen durchgeführt wurden. Das Nachsehen hatten zahlreiche Geburtsvorbereiterinnen, Stillberaterinnen aus sozialen Berufen und Physiotherapeutinnen, die diese brachliegenden Betreuungs-Felder zwischenzeitlich übernommen hatten ▶ [27], ▶ [7].

Innerhalb weniger Jahre wuchs die Vernetzung innerhalb der Berufsgruppe stetig. Im Team zu arbeiten bot den Hebammen größere Planungssicherheit für Freizeit- und Urlaubsgestaltung sowie Entlastung durch die Aufteilung administrativer Aufgaben. In vielen Städten wurden Hebammenpraxen mit einem breitgefächerten Angebot von Leistungen gegründet. Etliche Frauen und Familien im Viertel nutzen die wohnortnahen Hebammenpraxen auch gerne als zentrale Begegnungsstätte ( ▶ Abb. 1.3).

Die Außenwirkung von Praxen macht auch das Angebot von Hebammenhilfe sichtbarer ( ▶ Abb. 1.3). Um das Jahr 2000 lag die ambulante Betreuung von Wöchnerinnen und ihren Kindern wieder fest in den Händen von Hebammen.

Abb. 1.3 Hebammenpraxis in einem ehemaligen Ladenlokal.

(Quelle: Christiane Borchard)

1.3.2 Betreuung durch Familienhebammen

Familienhebammen sind staatlich examinierte Hebammen mit einer Zusatzqualifikation. Die Erweiterung des Tätigkeitsfeldes der Familienhebamme besteht in der Begleitung von Familien, deren Lebenssituation bereits durch gesundheitliche und/oder soziale Belastungen geprägt ist. Familien mit Abusus- und Gewalterfahrungen, psychischen Erkrankungen, chronischen Erkrankungen oder minderjährige Eltern werden von Familienhebammen bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes begleitet. Familienhebammen vertreten insbesondere die Interessen des Kindes als „schwächstes“ Glied der Familie hinsichtlich seiner Gesundheit, Ernährung und seiner entwicklungsbedingten emotionalen und sozialen Bedürfnisse. Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit im Netzwerk der Frühen Hilfen sind Familienhebammen ein Teil eines integrierten Versorgungspfades und schließen mit ihrer Arbeit bestehende Versorgungslücken ▶ [4].

Niedrigschwelligkeit. Die Inanspruchnahme medizinischer und sozialer Versorgungsangebote kann durch verschiedene Arten von Barrieren eingeschränkt bis unmöglich sein. Hierzu gehören u.a. Kommunikationsprobleme (mangelnde Sprachkenntnisse, unzureichende Fähigkeit Bedürfnisse zu äußern) oder auch die Angst vor Stigmatisierung in einem konventionellen Betreuungssetting. Das Setting, in dem Familienhebammen aktiv werden, ist vielseitig und erfüllt das wichtige Kriterium der Niedrigschwelligkeit. Neben Hausbesuchen im vertrauten Umfeld der Familie bieten Familienhebammen leicht zugängliche Beratungsstunden in öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten und Familienzentren oder regelmäßige Besuche in Flüchtlingsheimen und Mutter-Kind-Einrichtungen an. Als Lotsin leistet die Familienhebamme Unterstützung und Begleitung zu Behörden, Ärzten und weiteren Institutionen ▶ [36].

1.3.2.1 Die ersten Modellprojekte

Familienhebammen kamen erstmalig im Rahmen von Modellprojekten in den Ländern Bremen (1980–1986) und Nordrhein-Westfalen (1990–1999) zum Einsatz. Trotz der durchweg positiven Ergebnisse der Forschungsberichte der Projektleiter Jürgen Collatz und Peter Allhoff, kam es nicht zu der geplanten bundesweiten Einführung dieses Betreuungsmodells. Ohne finanzielle Unterstützung der Landesregierung waren die beteiligten Kommunen in NRW nicht bereit, die Personalkosten selbst zu tragen. Nur 5 der 20 Kommunen boten ihren Familienhebammen eine Festanstellung an. Das Land Bremen hingegen integrierte Familienhebammen als festes Angebot in sein öffentliches Gesundheitswesen. Mit Abschluss der Modellprojekte bestand keine Möglichkeit mehr neue Familienhebammen auszubilden ▶ [40].

Rückblickend betrachtet war das Konzept der Familienhebammen sehr innovativ und seiner Zeit weit voraus. Erstmalig wurden Hebammen gezielt darin geschult, Familien in besonderen Lebenslagen sektorenübergreifend zu begleiten auch über das Wochenbett hinaus.

1.3.2.2 Wiederaufleben des Konzeptes

Im Jahr 2000 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihr Programm Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert. Darin bewarb die WHO die gezielte Netzwerkarbeit von Gesundheits- und Sozialdiensten auf der gemeindenahen Versorgungsebene. Pflegende und Hebammen sollten dabei eine wichtige Schlüsselrolle in der primären Gesundheitsversorgung von Familien (Family Health Nurse) einnehmen.

Ein Gruppe von wissenschaftlich arbeitenden Hebammen und Familienhebammen bündelten daraufhin ihre Interessen und beschlossen, das Konzept der Familienhebammen wieder aufleben zu lassen. Mit Unterstützung des Deutschen Hebammenverbandes und der Landesverbände gelang es bald, mehrere Fort- und Weiterbildungsangebote zur Familienhebamme anzubieten. In den kommenden Jahren stieg die Zahl der Familienhebammen bundesweit erheblich. Allerdings gelang es nicht, die Tätigkeit der Familienhebammen als Leistung im SGB V dauerhaft zu verankern. Die finanzielle Absicherung dieser Arbeit wurde zum berufs- und gesundheitspolitischen Dauerthema, die flächendeckende Umsetzung drohte erneut zu scheitern ▶ [40].

1.3.2.3 Bundesinitiative Netzwerke Frühe Hilfen

Mit Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes am 1. Januar 2012 nahm die Bundesinitiative Netzwerke Frühe Hilfen ihre Arbeit auf. Der Einsatz und die Qualifizierung von Familienhebammen und vergleichbarer Berufsgruppen (Pflegefachkräfte) wurde zum festen Bestandteil der Initiative. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) übernahm die Aufgaben, die Frühen Hilfen zu koordinieren und wissenschaftlich zu begleiten. Im Rahmen von neuen Modellprojekten wurden u.a. ein Kompetenzprofil für die Weiterbildung zur Familienhebamme (FamHeb) bzw. Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen (FGKiKP) entwickelt sowie spezifische Dokumentationsvorlagen erstellt. In gemeinsamen Qualifizierungsmaßnahmen werden bis heute Hebammen und Pflegefachkräfte berufsbegleitend weitergebildet. Finanziert wird ihre Arbeit im Rahmen der Frühen Hilfen aus kommunalen Mitteln der Sozial- oder Jugendhilfe ▶ [26].

Das tragende Grundkonzept der Familienhebammen hat sich im Netzwerk der Frühen Hilfen gut bewährt. Für die Qualifizierung als Familienhebamme, stehen mittlerweile eine größere Anzahl von Anbietern zur Verfügung. Informationen, Materialien und Publikationen rund um das Thema Familienhebammen finden sich unter:

www.hebammenverband.de/mitgliederbereich/familienhebammenfruehe-hilfen

www.fruehehilfen.de/grundlagen-und-fachthemen/gesundheitsfachkraefte-in-den-fruehen-hilfen

1.3.3 Vergütung von Hebammenleistungen im Wochenbett

1.3.3.1 Übergang von der Hebammengebührenverordnung in die Selbstverwaltung

Ein Jahr nach dem Wegfall der Niederlassungserlaubnis erfolgte 1986 eine erste Neustrukturierung der Hebammengebührenverordnung (HebGV