Woker Wahnsinn: Gefangen im System - Tobias Voss - E-Book

Woker Wahnsinn: Gefangen im System E-Book

Tobias Voss

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Beschreibung

Woker Wahnsinn: Gefangen im System In einer Zukunft, in der das kleinste Vergehen gegen die "woke" Ordnung mit brutalen Strafen verfolgt wird, kämpft eine Gruppe junger Rebellen gegen das totalitäre Regime. Mit verbotenen Festen, verbotenen Gefühlen und einer gefährlichen Wahrheit als Waffen stellen sie sich der allgegenwärtigen Überwachung und einer Gesellschaft, die nichts mehr zu wagen scheint. Doch der Preis für den Widerstand ist hoch – und nicht jeder wird den Kampf überleben.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Titel:Woker Wahnsinn:

Gefangen im System

Autor:Tobias Voss

Biografie:

Tobias Voss wurde 1985 in Berlin geboren und wuchs in einer Welt auf, die zunehmend von Technologie und sozialen Umwälzungen geprägt war. Schon in jungen Jahren entwickelte er eine Leidenschaft für Geschichten, die Fragen zur Zukunft und Gesellschaft aufwarfen. Nachdem er eine Ausbildung im Bereich IT und Kommunikation abgeschlossen hatte, arbeitete er mehrere Jahre in der digitalen Branche. Doch seine wahre Leidenschaft galt immer der Schriftstellerei.

Tobias Voss begann, seine Ideen in Romanen und Kurzgeschichten zu verarbeiten, wobei er sich oft mit dystopischen Themen und der Frage beschäftigte, wie sich moderne Gesellschaften unter extremen politischen und sozialen Bedingungen entwickeln könnten. Abseits des Schreibens lebt er in einer kleinen Stadt im Norden Deutschlands, wo er die Ruhe der Natur schätzt und in seiner Freizeit gern historische Romane liest und kreative Projekte verfolgt.

Kapitel 1: Willkommen in der Neuen Welt Patrick saß auf dem stillen Holzstuhl am Fenster und nuckelte an einer Tasse aus ekelhaft schmeckendem Haferkaffee. Echter Kaffee war seit Jahren verboten – irgendwas mit unfairen Handelspraktiken, hatte man gesagt. Er konnte den bitteren Geschmack nicht ausstehen, aber die Nachbarn hatten ihn längst denunziert, als er echten Kaffee gebrüht hatte. Er starrte durch die verschmierten Scheiben hinaus auf die graue Straße, wo sich die ersten Vorboten des Winters ankündigten. Kälte und Tristesse – genau das passte zu dieser verrotteten Welt, dachte er. In diesem Moment taucht die Gefühlswächter auf. Zwei uniformierte Gestalten, mit steifem Gang und leeren Gesichtern, die nur Augen für ihre Zielperson hatten: Frau Dierksen. Die alte Witwe von nebenan, die früher immer einen leicht schrägen Humor hatte. Patrick erinnerte sich daran, wie sie ihm vor Jahren mal ein halbes Laib Brot zugesteckt hatte, als er knapp bei Kasse war. Heute war sie nur noch eine abgemagerte Hülle, die kaum aus ihrer Wohnung kam. Doch tatsächlich hatte sie etwas Falsches gesagt – ein tödlicher Fehler in dieser Welt. „Frau Dierksen, Sie sind verhaftet“, krächzte einer der Wächter mit mechanischer Stimme. Er hielt ein Tablet hoch, auf dem ein kurzes Video abgespielt wurde. Frau Dierksen stand vor ihrem Haus und diskutierte mit einer anderen Nachbarin, der übereifrigen Frau Müller. Es geht um die Essenslieferungen, die seit Wochen verspätet sind. „Vielleicht liegt's daran, dass die Hälfte von euch faulen Säcken lieber Genderseminare besucht, anstatt zu arbeiten“, hatte Frau Dierksen gesagt.

Das war es auch gewesen. Ein einziger Satz, ein einziger Gedanke, der nicht den Normen entsprach. Die Wächter packten sie grob an den Armen. „Sie haben die Gefühle arbeitsscheuer Bürger verletzt.“ Das Strafmaß wird nach der Vernehmung festgelegt.“

„Das ist doch Wahnsinn!“ Frau Dierksen wehrte sich schwach, ihre Stimme war dünn und zittrig. „Ich hab doch nur die Wahrheit gesagt!“ Das ist doch alles ein verdammter Witz!“ „Ruhe!“ Der andere Wächter schubste sie mit einer solchen Wucht in das wartende Gefühlsmobil, dass sie gegen die Tür knallte. Patrick konnte den Schmerz in ihrem Gesicht sehen, selbst aus der Entfernung. Die Straßenkamera über der Laterne surrte leise, ihre Linse auf den Vorfall gerichtet. Patrick ballte die Fäuste. Es juckte ihn in den Fingern, das Fenster zu öffnen und die Wächter anzuschreien, aber er wusste, dass das Selbstmord wäre. Die Drohnen würden binnen Sekunden heransausen und ihn markieren. Niemand entkam den Drohnen. Außerdem, was hätte es gebracht? Dierksen war erledigt, wie so viele vor ihr.

„Halt die Fresse, du Feigling“, murmelte Patrick zu sich selbst, während er sich vom Fenster wegdrehte. Der Raum war schäbig, mit abblätternder Tapete und einem unangenehmen Geruch nach feuchtem Holz. Die zentrale Überwachungsbox – ein Gerät, das in jedem Haushalt vorgeschrieben war – summte leise in der Ecke. Ein monotoner Singsang tönte aus den Lautsprechern: „Denkt daran, respektvoll zu sein.“ Respekt schützt uns alle. Respekt macht uns frei.“

Frei. Patrick spuckte auf den Boden. Was für eine Farce. In dieser Welt war niemand frei. Nicht, seit die Regierung beschlossen hatte, dass Gefühle wichtiger als Fakten waren. Jeder Gedanke, jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt. Es gab keine Diskussionen mehr, keine Meinungsfreiheit. Alles musste glattgebügelt und politisch korrekt sein, sonst warst du dran.

Er hörte Schritte im Flur. Frau Müller, die Denunziantin, stapfte an seiner Tür vorbei. Ihr Gesicht war von einer widerwärtigen Selbstzufriedenheit verzogen, als sie gerade einen Preis für ihre Edelsteineinheit gewonnen hatte. „Dreckige alte Hexe“, zischte Patrick. Er wusste genau, dass sie die Wächter auf Dierksen angesetzt hatte. Müller war eine dieser fanatischen Systemanhängerinnen, die jede Gelegenheit nutzte, sich bei der Regierung einzuschleimen.

„Ach, Herr Hartmann“, rief sie plötzlich, als sie seine Gedanken gelesen hatte. „Ich hoffe, Sie haben heute Ihren Beitrag zur Gemeinschaft geleistet?“ Ihr Blick bohrte sich in ihn, wie ein Messer in weicher Butter.

„Natürlich, Frau Müller“, antwortete Patrick und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. „Habe mein gesamtes Monatskontingent an Fleischersatz gekauft. Soja-Burger schmecken ja wirklich fantastisch.“

„Das hoffe ich doch“, sagte sie schnippisch und ging weiter. Patrick knallte die Tür zu und biss die Zähne zusammen. Wenn er ihr eines Tages begegnete, ohne Kameras, ohne Drohnen, würde sie das bereuen.

Er ließ sich auf sein durchgesessenes Sofa fallen und starrte an die Decke. Die Razzien waren immer verbreitet. Niemand konnte mehr sicher sein, nicht einmal in den eigenen vier Wänden. Patrick fragte sich, wie lange er das noch aushalten würde. Seit Monaten trug er diesen brodelnden Hass in sich, diese unbändige Wut auf ein System, das jede Menschlichkeit erstickt hatte. Aber was konnte er tun? Allein gegen eine allmächtige Regierung? Das war ein Selbstmordkommando.

Und trotzdem: Irgendetwas musste sich ändern. Er wusste es, tief in seinem Inneren. Die Frage war nur, wann und wie.

Draußen war Frau Dierksen längst verschwunden, zusammen mit den Wächtern und dem Gefühlsmobil. Die Straße war wieder leer und trostlos wie immer. Patrick stand auf, ging zurück zum Fenster und sah hinaus. Der Schnee begann zu fallen, und die eisige Stille kroch langsam in die Häuser. Eine Welt ohne Wärme, ohne Hoffnung. Eine Welt, die er nicht länger ertragen konnte.

Kapitel 2: Susi und die verbotene Hoffnung Susi saß auf der kalten Keramikkante der Badewanne und starrte auf die kleinen Plastikstreifen in ihrer zitternden Hand. Zwei Linien. Zwei verdammte Linien. Sie hatte gehofft, sie würde sich irren, dass es ein dummer Zufall war – vielleicht eine Allergie gegen den neuen Soja-Joghurt oder der Stress der letzten Wochen. Aber nein. Der Test war eindeutig. Sie war schwanger.

„Scheiße“, flüsterte sie und ließ den Teststreifen ins Waschbecken fallen. Sie lehnte sich zurück, bis ihr Kopf die kühlen Fliesen der Badezimmerwand berührte, und drückte die Hände auf ihren Bauch. In dieser Welt war das ein Todesurteil.

Seit Jahren galt jede Form von Heterosexualität als subversiv, als Angriff auf die Fortschritte der Gesellschaft. Kinder, die auf „natürlichem“ Weg gezeugt wurden, galten als Relikte einer barbarischen Vergangenheit. Wer das Risiko eingeht, schwanger zu werden, musste nicht nur mit langen Haftstrafen rechnen – in den meisten Fällen verschwanden die Betroffenen einfach spurlos.

Ein dumpfes Klopfen an der Tür reißt sie aus ihren Gedanken. „Susi, alles in Ordnung? Du bist schon eine Stunde im Bad.“ Es war Nadine, ihre Mitbewohnerin. Nadine, die linientreue, ewig nervige Systemtreue, die jede Woche eifrig ihre Berichte ans Überwachungszentrum verschwand. „Ja, ich... ich habe nur Bauchschmerzen. Wahrscheinlich die falsche Marke von veganer Butter.“ Ihre Stimme klang zittrig, aber Nadine schien nichts zu merken.

„Na gut. Beeil dich, ich will noch duschen, bevor die Ausgangssperre beginnt.“

„Klar, gleich fertig.“ Susi wartete, bis Nadines Schritte sich entfernten, dann sprang sie auf und wühlte panisch in der kleinen Kiste unter dem Waschbecken. Dort lagen ein paar Notfallutensilien, die sie irgendwann beiseitegelegt hatte: Schmerztabletten, eine Flasche echter Wodka (illegal, aber praktisch), und ein paar alte Kondome, die offensichtlich zu spät kamen.

Deine Gedanken rasten. Was sollte sie jetzt tun? Die Wahrheit sagen? Niemals. Nadine würde sie sofort melden. Die Schwangerschaft verbergen? Vielleicht für ein paar Wochen, aber irgendwann würde es passieren. Und dann? Das Gefängnis? Ein Arbeitslager? Oder Schlimmeres? Sie fühlten sich, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Weinen brachte nichts. Sie mussten darüber nachdenken. Lukas. Der Name hallte in ihrem Kopf breiter wie ein Echo. Er war der Vater. Er musste es wissen.

Ihr Herz schlug schneller, als sie sich an den Abend erinnerte, der alles verändert hatte. Es war ein paar Monate her, eine dieser verbotenen Partys, auf die nur die Mutigsten oder die Verzweifelten gingen. Sie hatte sich heimlich von Nadine weggeschlichen, mit einem geliehenen Mantel und einem gefälschten Passierschein. Die Party fand in einem leerstehenden Lagerhaus statt, das irgendwann mal eine alte Fleischerei gewesen war – ironischerweise genau der Ort, den die Regierung verabscheute. Überall roch es nach altem Bier und Schweiß, und die Musik war so laut, dass man kaum seine eigenen Gedanken hören konnte.

Lukas hatte sie dort angesprochen, mit diesem frech Lächeln und einem Funkeln in den Augen, das ihr sofort den Atem nahm. „Hey, bist du neu hier, oder bist du einfach nur so schüchtern?“ hatte er gesagt, und sie hatte gelacht, obwohl sie sich normalerweise für zu klug hielt, um auf solche Sprüche hierherzufallen. Sie hatten getanzt, getrunken und irgendwann war es passiert. In einem kleinen Nebenraum, zwischen gestapelten Kisten und einem knarrenden Sofa, hatten sie sich verloren. Es war wild, ungepflanzt, aber auch wunderschön. Zum ersten Mal seit Jahren hatte Susi das Gefühl, wirklich zu leben, nicht nur zu existieren. Aber danach war alles komplizierter geworden. Sie hatten sich noch ein paar Mal getroffen, immer heimlich, immer mit der Angst, entdeckt zu werden. Lukas war ein Rebell, einer der wenigen, die noch den Mut hatten, das System offen in Frage zu stellen. „Dieses ganze woke Theater, diese künstliche Scheiße – das ist nicht das Leben, Susi.“ Wir sind keine Maschinen. Wir sind Menschen.“

Sie hatte ihm zugestimmt, zumindest in ihren Gedanken, aber sie hatte auch Angst. Lukas war mutig, vielleicht zu mutig. Sie hatte immer das Gefühl, dass er irgendwann zu weit gehen würde. Und jetzt war er weg. Bei der letzten Party, bei der großen Razzia, hatten sie ihn mitgenommen. Susi hatte nur zusehen können, wie die Wächter ihn zu Boden drückten und abführten. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Susi schlang die Arme um ihren Bauch. „Was soll ich bloß tun?“ flüsterte sie. Lukas konnte ihr nicht helfen, nicht jetzt. Du warst allein. Ein Geräusch aus dem Flur ließ sie zusammenzucken. Nadine redete mit jemandem – einer Stimme nach zu urteilen, war es einer der Kontrollbeamten, die regelmäßig die Nachbarschaft durchkämmten. Susi wusste, dass sie handeln musste. Schnell steckte sie den Schwangerschaftstest in die Tasche und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, bevor sie die Tür öffnete.

„Da bist du ja“, sagte Nadine, als sie Susi sah. „Herr Weber wollte hier nur sicherstellen, dass alles in Ordnung ist.“

Der Beamte war groß und bullig, mit einem Gesicht, das keinerlei Freundlichkeit zeigte. „Alles in Ordnung, Frau Schuster?“ Seine Augen bohrten sich in ihre, als könnte er ihre Gedanken lesen.

„Ja, ja, alles bestens. Ich hab nur... Magenprobleme.“

„Mhm. Denken Sie daran, Ihre Ernährung dem Protokoll anzupassen. Der Konsum von ungeprüften Lebensmitteln ist ein Verstoß gegen die Regeln.“

„Natürlich. Danke für den Hinweis.“ Der Beamte musterte sie noch einen Moment, dann nickte er und ging. Susi atmete erleichtert auf. Nadine sah sie skeptisch an. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ „Ich... hab schlecht geschlafen. Ich leg mich ein bisschen hin.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie in ihr Zimmer und verriegelte die Tür. Sie ließen sich aufs Bett fallen und starrten an die Decke. Sie hatten keine Ahnung, was als Nächstes passieren würde. Aber eines wusste sie: Sie würde kämpfen müssen. Für sich. Für ihr Kind. Und vielleicht, nur vielleicht, auch für Lukas.

Kapitel 3: Patrick plant die Rebellion Patrick saß auf seinem durchgesessenen Sofa, die Beine auf den wackeligen Couchtisch gelegt, und starrte auf das matte Licht seines veralteten Tablets. Der Bildschirm flackerte leicht, während der verschlüsselte Chat aufploppte. Es war eine Einladung – kurz, direkt und gefährlich: „Freitag, 23 Uhr. Alter Keller unter der Brauerei. Bring nur Leute, die du kennst. Kein Risiko.“

Er las die Nachricht drei Mal, bevor er das Tablet ausschaltete und in die Sofaritze schob. Eine illegale Party. Das war Wahnsinn. Die Überwachungsdrohnen kreisten immer über der Stadt, und die Gefühlswächter waren seit der letzten Razzia wie Bluthunde unterwegs. Trotzdem – etwas in ihm brannte vor Neugier und Auflehnung.

Patrick wusste, dass es dumm war. Aber die Regeln dieser neuen Welt hatten ihm alles genommen, was ihm wichtig war. Freiheit, Freunde, Selbstbestimmung – sogar der verdammte Kaffee. Alles war reglementiert, überwacht, steril. Die Partys waren mehr als nur ein Ausbruch aus der Monotonie. Sie waren ein Akt der Rebellion, ein Mittelfinger in Richtung eines Systems, das jede Menschlichkeit erstickte. Er zog die Vorhänge zu, obwohl es draußen längst dunkel war, und öffnete die kleine Schublade in seinem Wohnzimmerschrank. Darin lag ein alter Schlüsselanhänger mit einem kleinen, abgebrochenen USB-Stick. Der Stick war ein Relikt aus einer anderen Zeit – vor den „digitalen Korrekturen“ der Regierung. Daraufhin fanden sich verschlüsselte Daten, die ihm von Lukas, einem der bekanntesten Rebellen, zugespielt worden waren.

Lukas. Der Name löst einen Schwall gemischter Gefühle in ihm aus. Bewunderung, Respekt – und auch etwas Angst. Lukas war charismatisch, intelligent und unerschrocken. Aber er war auch impulsiv, ein Draufgänger, der Risiken einging, die anderen nicht einmal in Erwägung gezogen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er aufflog. Und trotzdem war er das Herz der kleinen Rebellengruppe, die sich irgendwo zwischen Wahnsinn und Hoffnung bewegte. Patrick dachte an die letzte Party, die in einem verlassenen Parkhaus stattgefunden hatte. Dort hatte er Lukas kennengelernt, zusammen mit Timo und Jana, zwei anderen Rebellen. Timo war ein stiller Typ mit einem scharfen Verstand und einem Talent für Technik. Er hatte die Party organisiert, die Sicherheitsdrohnen gehackt und die Überwachungsgeräte manipuliert. Jana war das Gegenteil – laut, leidenschaftlich, mit einem Lachen, das eine Hoffnung gab, selbst in dieser trostlosen Welt.

Er erinnerte sich an die Gespräche, die sie geführt hatte, während sie billigen Schwarzmarkt-Wodka tranken und echtes Fleisch – echtes Fleisch! – auf einem provisorischen Grill brieten. Lukas hatte mit seiner üblichen Energie gesprochen: „Die Regierung hat uns alles genommen.“ Aber wir nehmen es uns zurück. Sie denken, sie können uns kontrollieren, uns brechen. Aber wir sind stärker. Wir sind mehr.“ Patrick hatte ihm zugestimmt, zumindest innerlich. Aber jetzt, als er die Einladung zur nächsten Party las, wusste er, dass die Zeit für leere Worte vorbei war. Es war Zeit, etwas zu tun. Am nächsten Abend zog er sich den abgewetzten Mantel über, schob das Tablet in seine Tasche und verließ die Wohnung. Die Straßen waren dunkel und leer, bis auf die allgegenwärtigen Überwachungsdrohnen, die über ihm summten wie metallische Insekten. Patrick hielt den Kopf gesenkt und mied die Kameras. Die Brauerei lag am Rande der Stadt, ein altes, verfallenes Gebäude, das längst nicht mehr genutzt wurde. Der Eingang zum Keller war hinter einem Stapel verrosteter Fässer verborgen. Patrick klopfte zweimal, wie es in der Nachricht beschrieben war. Ein schmaler Spalt öffnete sich, und ein Paar Augen versammelten ihn.

„Kennwort?“

„Freiheit“, antwortete Patrick leise. Die Tür öffnete sich, und er trat ein. Der Raum war feucht und muffig, aber die Stimmung war elektrisch. Musik dröhnte aus einem alten Lautsprechersystem, das Timo offenbar zusammengeschustert hatte. Menschen lachten, tanzen und redeten – ohne Angst, ohne Zurückhaltung.

Lukas steht in der Mitte des Raumes, umgeben von einer kleinen Gruppe. Er sah Patrick und winkte ihn heran. „Hartmann! Du lebst ja noch. Schön, dass du da bist.“

„Ich hatte keine Wahl“, sagte Patrick und grinste. „Ich brauche mal wieder ein bisschen Normalität.“

„Normalität? Das hier?“ Lukas lachte. „Das hier ist alles, was wir haben. Aber vielleicht reicht es. Komm, ich stelle dir ein paar Leute vor.“ Er zog Patrick in die Gruppe, auf die Timo und Jana bereits warteten. Timo nickte ihm zu, während er an einem improvisierten Terminal arbeitete. „Hey, Patrick. Schön, dass du es geschafft hast.“

„Hab ich eine Wahl?“ Patrick ließ sich auf eine der alten Kisten fallen, die als Sitzgelegenheiten diente.

„Jeder hat eine Wahl“, sagte Jana und schenkte ihm ein Bier ein. Sie reichte es ihm mit einem breiten Lächeln. „Die Frage ist nur, ob du den Mut hast, sie zu treffen.“

Patrick trank einen großen Schluck und wischte sich den Schaum von den Lippen. „Und was ist der Plan? Ihr habt doch immer einen Plan.“ Lukas lehnte sich vor, seine Augen funkelten vor Energie. „Wir wollen mehr als nur Partys.“ Es ist Zeit, zurückzuschlagen. Wir haben Informationen über ein geheimes Lager, wo sie Leute wie uns hinbringen. Rebellen, Abweichler, Schwangere – alle, die nicht ins System passen.“ „Ein Lager?“ Patrick spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. „Was machen sie dort?“ „Das ist es, was wir herausfinden müssen“, sagte Lukas. „Aber wir können es nicht allein schaffen.“ Wir brauchen jeden, der bereit ist, etwas zu riskieren.“

Patrick sah sich um. Die Musik, die Lichter, die Menschen – alles wirkte so lebendig, so real. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er das Gefühl, dass es Hoffnung geben könnte.

„Ich bin dabei“, sagte er schließlich. Lukas lächelte. "Darm. Willkommen im Team, Hartmann.“

In diesem Moment wusste Patrick, dass es kein Zurück mehr gab.

Kapitel 4: Die Partei des Widerstands