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Lorcan: Zuerst wollte ich ihr Land mit Krieg einnehmen, bis ich mich entschied, die widerspenstige Prinzessin zu erobern. Gleichzeitig muss ich sie vor einem unbekannten Feind beschützen, der sie mir bereits in unserer Hochzeit entreißen wollte. Liebe Leserinnen und Leser, dieses Buch ist eine prickelnde Gestaltenwandlerromanze ab 18 Jahre. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
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Seitenzahl: 342
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Vanessa Cinnamon
Wolfswandlerpakt
Bräutigam
un.....erwünscht
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
Kapitel XXIV
Kapitel XXV
Kapitel XXVI
Kapitel XXVII
Kapitel XXVIII
Kapitel XXIX
Kapitel XXX
Epilog
Personenverzeichnis
Impressum
Prolog
Wir stammten von einem alten Wolfsvolk ab, das durch ihre animalische Lebensweise zu den stärksten Wolfsvölkern der Welt wurden. Aber dadurch war unser Land sehr verarmt. Wir besaßen keine Technologien oder Fortschritte, da wir immer noch wie unsere Vorfahren lebten.
Bevor ich König wurde, wusste ich bereits, dass ich unser Land in eine bessere Zukunft führen wollte. Dazu war ich zu Schritten bereit, die mein Großvater und Vater gescheut hatten. Warum keinen Krieg mit unserem Nachbarn führen, wenn dies die Lösung für unsere Probleme war.
Ein Nachbarland, welches bevorzugte als Mensch zu denken und zu leben. Ein Herrschaftsgebiet, welches in Überfluss schwamm. Ein Land, welches die neuesten Errungenschaften besaß und dadurch immer reicher wurde. Ein Wolfsland, welches gleichzeitig leicht einzunehmen war, weil sie uns trotz allem im Kampf unterlegen waren, selbst mit ihren modernen Waffen.
Trotzdem wäre ich ein Narr, wenn ich meinen Feind unterschätzten würde. Daher schleuste ich viele Spione ein, die mir über alles berichteten, was in diesem Land vor sich ging. Welche Waffen sie besaßen oder welche Verbündete sie hatten.
Nach wenigen Tagen erreichte mich die erste Nachricht von der Prinzessin des Landes Nila. Einer jungen Frau, die alle Bewerber ablehnte. Meine unstillbare Neugier wurde geweckt und ich ließ mir von meinen Spionen ein Porträt anfertigen. Vielleicht würde ihr Bildnis wie die Gemälde der anderen Prinzessinnen einstauben, während ich ihr Land einnehme.
Oder werde ich lieber die Prinzessin zähmen und erobern wollen?
Kapitel I
Amalia:
Ich war die Prinzessin von Nila und konnte die Entscheidung meiner Eltern nicht akzeptieren, genauso wenig wie die Unverschämtheit dieses Königs. Ich stampfte mit meinen Beinen vor Wut, während der Holzboden unter jeden meiner Schritte ächzte. Ich lief besorgt in meinem Zimmer hin und her, während ich über meine Möglichkeiten nachdachte.
Mein Vater sollte ruhig hören, dass ich wütend auf ihn war, auch wenn er den Grund dafür noch zu hören bekommen würde.
Ich hatte heute Morgen nicht mit Absicht gelauscht, aber das, was ich gehört hatte, brachte mich dazu, in mein Zimmer zurückzustürmen und nach Luft zu ringen, während der Zorn meine Sinne benebelte. Immer noch verkrampften sich meine Muskeln vor Hilflosigkeit. Wie konnte es mein Vater wagen.
Nicht genug, dass ich wie eine Gefangene hier lebte und bis zum heutigen Tag alle seine Befehle befolgte, wollte er mich noch verheiraten.
Ich war zwar die letzte Zeit ungehorsam und vorlaut, aber das war noch lange kein Grund, mich ohne meine Zustimmung zu verscherbeln. Das belauschte Gespräch zwischen meinen Eltern machte mir klar, dass sie mich diesmal ohne meine Einwilligung verheiraten wollten. Ich würde mich mit zweiundzwanzig Jahren bestimmt nicht dazu zwingen lassen, auch nicht zum Wohle unseres Volkes. Die Kandidaten, die sie mir bisher immer vorgeschlagen hatten, wollte ich alle nicht und konnte sie abschlagen. Aber jetzt schien etwas anders zu sein. Aus irgendeinem Grund wollten sie dem Antrag zustimmen, ohne mich vorher zu fragen. Ich wollte aber nicht heiraten.
Niemals! Niemanden!
Gleichzeitig wusste ich, dass ich bei meinen Eltern diesbezüglich kein Gehör finden würde. Schließlich war mein Vater genauso stur und entschlossen wie ich und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann würde das auch geschehen.
Manchmal verfluchte er meine Dickköpfigkeit und dass ich nicht wie meine Mutter war – geduldig, liebevoll, nachgiebig, aber nicht weniger gefährlich als er. Wenigstens besaß ich ihre Schönheit.
Sie war eine weiße Wölfin mit wunderschönen hellblauen Augen. In ihrer Menschengestalt könnte ein Fremder denken, dass sie eine Winterprinzessin und nicht die Königin von Nila ist. Einem Land, das nur Sonne kannte.
Diese Sonnenstrahlen brachten uns einen unvorstellbaren Reichtum, da wir nie hungern mussten und immer von allem zu viel hatten.
Mein Vater war genau das Gegenteil meiner Mutter. Manchmal hatte ich Angst vor seinen dunklen und entschlossenen Augen. Wie zwei Kohlestücke drohten sie zu erglühen, wenn er wütend wurde. Ich hatte ihn noch nie in Wolfsgestalt gesehen, trotzdem glaube ich, dass er ein schwarzer und riesiger Wolf sein musste, da auch sein Haar so dunkel wie die Nacht war. Sogar meine Mutter hatte sich mir nur ein einziges Mal als Wölfin gezeigt, weil ich als Kind so neugierig gewesen war und darum gebettelt hatte. Trotzdem konnte ich mir gut vorstellen, dass sie heimlich nachts als Wölfe im Land herumtollten und ihre Freiheit genossen.
Meine Eltern vermieden die Verwandlung vor anderen nur aus dem Grund, weil der Wolf in uns wild und mächtig war. Wir stammten aus den wenigen Alphas unseres Volkes ab und unsere Verwandlung könnte andere Wölfe in Gefahr bringen, da wir in dieser Gestalt absolute Unterwerfung und Gehorsam forderten. Als Menschen waren wir viel diplomatischer und trafen Entscheidungen, die für die Bevölkerung nützlich waren.
Ich sollte mich dementsprechend nur wandeln, wenn ich in Gefahr schwebte. Aber ich wuchs so behütet auf, dass ich noch nie in meinem Leben von irgendetwas bedroht worden war. Ebenfalls hatte ich niemals den Wunsch zur Verwandlung in mir verspürt. Bis zum heutigen Tag, da ich um meine Freiheit fürchtete. Vielleicht würde ich in kurzer Zeit herausfinden, ob mein Fell wirklich genauso schneeweiß wie das meiner Mutter war. Die Wölfin in mir knurrte, wollte meine Eltern zur Unterwerfung auffordern, nur um diese Heirat zu umgehen. Ich fühlte bereits, wie mir die Krallen aus den Fingern wachsen wollten.
Nein, mein logisches Menschenhirn sagte mir, dass ich jämmerlich versagen würde. Meine Eltern waren zu zweit und nicht umsonst die Herrscher über das Wolfsvolk Nila. Ich musste mir etwas anderes ausdenken. Eine List! Aber was? Sie durften nie erfahren, dass ich sie belauscht hatte. Wenn sie es wüssten, würden sie mir die kleinen Freiheiten, die ich noch besaß, auch noch wegnehmen, bis ich verheiratet war, damit ich nichts Dummes anstellen konnte.
Ich wusste zu genau, warum ich so unter ihren Schutz stand und mich ihren Entscheidungen beugen musste. Das galt auch für die Wahl meines zukünftigen Ehemannes, selbst, wenn ich bisher ein Mitspracherecht gehabt hatte. Ich konnte nicht einfach einige Männer gleichzeitig kennenlernen, um mich am Ende für einen von ihnen zu entscheiden. Das war in unserem Volk nicht möglich. Jeder Junggeselle würde sich in einen Wolf verwandeln und um meine Gunst kämpfen, damit ich den stärksten von ihnen erwähle und das konnten meine Eltern nicht zulassen. Darum kamen die Bewerber immer einzeln ins Schloss und wollten mich kennenlernen. Aber ich lehnte sie alle ab, obwohl ich sie nicht einmal gesehen hatte. Wenigstens durfte ich mich, nachdem die fremden Wolfskönige und Prinzen gegangen waren, frei und gefahrlos im Schloss bewegen. Diese wenigen Freiheiten wollte ich nicht wie andere Frauen meines Volkes verlieren.
Jede freie Wölfin in meinem Land musste sich deshalb für einen Wolfsmann entscheiden, bevor sie geschlechtsreif wurde, oder ihre Eltern trafen die Auswahl und sie musste sich unterwerfen, falls das Männchen sie unbedingt haben wollte. Denn es war gefährlich gewesen, einen Mann, der sich in den Kopf gesetzt hatte, eine Frau zu erobern, davon abzubringen.
Das war leider nötig, da sie nicht den gleichen Schutz wie ich genossen. Zu groß war die Gefahr, dass sie in den gefährlichen, manchmal tödlichen Kämpfen zwischen den Wolfsmännern gerieten, da sie jeder als erste für sich beanspruchen wollte. Die vergebenen Wölfinnen konnten sich dagegen frei bewegen, sie standen unter dem Schutz ihres Mannes und seiner Familie. Jede Frechheit oder Annäherung könnte zum Tod eines unverschämten Wolfes führen.
Ich seufzte. Wenn ich so darüber nachdachte, wusste ich zu genau, dass mich meine Eltern verwöhnt hatten. Genauso dass ich in meinem kleinen Schloss sicher war und darum es auch nicht nötig hatte, irgendjemanden zu heiraten. Ich konnte mich in meiner Welt frei bewegen. Niemand von den Bediensteten würde es wagen, den König herauszufordern, indem er seiner Tochter nachstellte.
Plötzlich kam ich vor dem kleinen Fenster meines Zimmers zum Stehen, welches mir den prächtigen Garten mit seiner ganzen Schönheit offenbarte. Es war ein atemberaubender Ausblick gewesen. Rosen blühten in den kräftigsten Farben und mein Vater hatte damals sogar einen kleinen Teich für meine Mutter bauen lassen, indem Fische und verschiedenen Entenarten ihr Zuhause gefunden hatten. Aber der Garten versteckte auch andere Schätze. Mir huschte ein Lächeln über die Lippen, als ich den Gärtnerburschen darin erblickte, dessen Namen ich immer noch nicht kannte. Er hatte ein gemeißeltes Gesicht, einen göttlichen Körper, sonnengeküsste Haut, strahlend grüne Augen und dunkelbraunes Haar. Sein Anblick machte mir Freude. Reizte meine Sinne.
Wenn wir uns einmal mehr oder weniger zufällig im Garten begegneten, dann knurrte er tief, aber kurz. Gleichzeitig spiegelten seine Augen ein Verlangen wider, welches mir eine Gänsehaut über meinen Körper laufen ließ. Trotzdem waren diese Begegnungen nur flüchtig und unschuldig gewesen.
Wahrscheinlich lag es daran, dass er der einzige jüngere Mann in meinem Leben war, der nicht mit mir verwandt war, aber sich trotzdem in meiner Nähe aufhalten durfte. Mein Vater hatte es zähneknirschend erlaubt, weil er bald heiraten würde und jemand seinen schwer erkrankten Vater ersetzen musste. Bestimmt hatte ihn mein Papa ausgiebig davor gewarnt, mir zu nahe zu kommen.
Ich seufzte und strich mir aus Nervosität mein Kleid glatt. Wenn ein Beta so gut aussah, wie waren dann erst die Alphamänner? Ich schlug mir gegen den Kopf. Wie konnte ich so ins Schwärmen kommen. Ich wollte nicht heiraten und das würde sich nicht ändern.
Wie erwartet klopfte es an meiner Tür. Bevor ich den Eintritt erlaubte, stand mein Vater schon in meinem Zimmer. Ich entfernte mich rasch vom Fenster und ging einige Schritte auf ihn zu da er nicht entdecken sollte, wen ich dort bewundert hatte.
Seine Augen glühten, als ob er wusste, dass ich sie belauscht hatte. Wahrscheinlich hatte mich mein einmaliger Körperduft verraten, bevor ich überhaupt in die Nähe der Tür gekommen war. Wenn er so wütend war, wusste ich, dass er seinen Willen bekommen würde. Meine Mutter folgte ihm hinein und legte sanft ihre Hand in seine, als ob sie ihn damit auffordern würde, sie reden zu lassen. Meine Mama war immer klug, ruhig und liebevoll gewesen.
Er umschloss ihre Hand und küsste sie zärtlich. Mein Vater war wie Honig in den Händen meiner Mutter. Seine dunklen Augen strahlten, wenn er sie ansah, als ob das Licht die Dunkelheit vertreiben würde. Ihre himmelblauen Augen wandten sich zu mir und fixierten mich. Entschlossenheit und Mitgefühl lagen gleichzeitig in ihnen, als ob sie etwas wusste, was nur eine Frau wissen konnte.
Wahrscheinlich verstand sie mich. Vielleicht wollte sie damals auch nicht heiraten, insbesondere jemanden, der genau das Gegenteil von ihr war. Und doch sah ich ihr Glück vor mir.
»Amalia. Die Wölfin in dir wird langsam zu stark. Sie verlangt nach einem Partner. Der König von Alida fordert deine Hand oder droht mit Krieg.«
»Der König von Alida? Ist er nicht unser schlimmster Feind?«, fragte ich.
»Sein Rudel hungert zwar, aber es ist sehr stark. Sie würden uns im Krieg besiegen und alle unsere Wölfe versklaven. Willst du, dass er unser Land in Blut ertränkt und deine Eltern tötet, um dich am Ende doch zu bekommen?«
»Vater ist stark! Ihr beide zusammen seid unbesiegbar«, schrie ich aus Verzweiflung.
»Wir sind stark. Aber sind wir stark genug? Unser Volk ist es nicht! Wir haben von allem zu viel, weil wir wie Menschen leben und denken. Das Rudel von Alida dagegen ist wild und kampferprobt. Eine Hochzeit würde unsere zwei Länder verbinden und alle anderen Rudel davon abhalten, unser Land anzugreifen, weil wir Stärke und Wohlstand vereinigt hätten. Er war für uns eine Bedrohung, aber jetzt könnte er zu einem Verbündeten werden«, versuchte meine Mutter ihre Entscheidung zu rechtfertigen.
»Und darum wollt ihr mich opfern? Habt ihr einmal mich gefragt, was ich will?«
»Den Gärtnerjungen?«, fragte mein Vater spöttisch.
»Er will dieses Land. Er will dich. Du hast keine andere Wahl, meine wunderschöne Tochter. Es gibt nicht mehr so viele ungebundene Alphamänner. Insbesondere da du schon fast alle abgelehnt hast. Er ist deiner würdig und du seiner«, erklärte meine Mutter.
»Vater«, schluchzte ich.
»Wenn du ihn nicht heiraten willst, dann werde ich ihn zum Zweikampf auf Leben und Tod auffordern. Der Sieger bekommt alles.«
»Nein«, schrie ich und erstickte mein Wimmern.
»Es gibt keine andere Möglichkeit. Entweder du heiratest ihn oder dein Vater wird diesen Kampf führen, um dieses Land vor dem Krieg zu schützen. Unsere Untertanen haben es nicht verdient zu sterben, wenn wir sie retten können«, sagte meine Mutter mit einer Kälte in ihrer Stimme, die mich erzittern ließ.
»Ich willige ein. Ich werde ihn heiraten«, flüsterte ich fast nicht mehr hörbar, da bemerkte ich, dass die Augen meines Vaters noch stärker erglühten. Nicht aus Wut, weil ich nicht heiraten wollte, sondern weil er mich zur Heirat mit diesen Unbekannten zwingen musste.
»Ich möchte mit unserer Tochter alleine sprechen«, sagte meine Mutter.
Ich sah, wie im Inneren meines Vaters ein Feuer loderte. Sein Körper versteifte sich. Trotzdem sagte er nichts. Er nicke nur zustimmend und verließ ruhig mein Zimmer.
Bestimmt hatte meine Mutter entschieden, den Antrag anzunehmen und meinen Vater anschließend dazu überredet. Ich musste mich also dem Willen meiner Eltern beugen, so wie viele Mädchen meines Volkes.
»Amalia«, flüsterte sie.
»Du denkst, Vater würde den Kampf verlieren?«
»Hast du schon einmal einen Kampf zwischen Wölfen gesehen? Insbesondere auf Leben und Tod? Warum haben wir das Gesetz erlassen, dass alle Mädchen vor ihrer Geschlechtsreife einen Mann erwählen müssen oder ihre Eltern? Warum produzierten wir mehr, als wir brauchten? Warum gehört das ganze Land nur uns und doch jedem im Volk? Ich weiß nicht, ob dein Vater siegen oder verlieren würde. Ich will nicht, dass er kämpft, wenn ich doch weiß, dass du schon jetzt König Lorcan gehörst. Wenn sich ein Männchen ein Weibchen ausgesucht hat und es unbedingt haben will, ist es unumgänglich. Darum dürfen die Eltern auch in die Entscheidung ihrer Töchter eingreifen und einen Ehegatten erwählen. Er würde dich holen kommen, egal wie, egal wann. Bisher hattest du nur Glück gehabt, dass die anderen Wolfsmänner nur an dir interessiert waren und nicht vom Gedanken besessen waren, dich heiraten zu wollen. Außerdem waren wir jederzeit stark genug gewesen, um dich im Ernstfall zu beschützen. Aber diesmal ist es anders. Wir stehen vor einem König, der uns vernichten könnte.«
»Nicht, wenn Vater ihn beim Kampf besiegt.«
»Was ist, wenn er dich vorher holen kommt? Denkst du nicht, dass er Spione eingeschleust hat, trotz unserer Vorsichtsmaßnahmen? Woher sollte er sonst von deiner Existenz wissen. Wie konnte er sich sicher sein, dass du ihm so gut gefällst, dass er dich unbedingt als Frau haben will. Außer dass ihm jemand dein Bild gezeigt und von dir erzählt hat. Außerdem ist König Lorcan ein junger Wolf, dein Vater alt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er siegt - ist sehr gering. Ich habe bereits alles durchdacht. Denkst du wirklich, dass wir dich einfach so weggeben? Wir werden mit ihm vor eurer Hochzeit verhandeln. Jetzt, da wir ihn als unseren Schwiegersohn willkommen heißen, können wir weiter hier leben und herrschen. Unser Volk vor Leid beschützen. Er wird dafür nur Güter fordern, die sein Volk nicht hat, aber unbedingt braucht. König Lorcan wird gut zu dir sein, da bin ich mir sicher.«
»Wann kommt er?«, meine Stimme bebte.
»Er ist auf den Weg hier her. Auch wir haben unsere Spione in seinem Schloss einschleusen können und wissen daher, wie mächtig er ist und wo er sich gerade befindet. Also mach dich auf seine Ankunft bereit. Er wird unseren guten Willen schätzen«, antwortet meine Mutter und verließ mein Zimmer.
König Lorcan also? Ich sollte seine Königin von Alida werden. Na schön, heiraten würde ich ihn, aber mehr auch nicht. Wenn er es wagt, mir nahezukommen, dann werde ich dafür sorgen, dass er es schnell bereut. Ich war nicht umsonst die Tochter meiner Eltern.
Lorcan:
Ich wusste, dass sie einwilligen würden, darum war ich bereits auf dem halben Weg nach Nila gewesen, als mir ein Bote aus ihrem Land entgegenkam. Niemand sollte daran zweifeln, dass ich es nicht ernst meinte und denken, dass man mir meinen Anspruch wegnehmen könnte. Außerdem konnte ich es kaum erwarten, den Überfluss dieses Landes in mein Herrschaftsgebiet zu schicken, damit mein Volk nicht mehr hungern musste.
Nila war ein weit entwickeltes Gebiet gewesen. Sie besaßen Wissen und Technologie, die es ihnen erlaubte, gut zu leben. Viele Könige und Prinzen hatten bereits ein Auge auf Amalia geworfen. Aber kein anderes Land hatte so starke Soldaten wie ich. Wir stammten von den alten Kampfwölfen ab und unsere Körper waren deshalb auch viel stärker und größer gebaut als die der anderen Wolfsvölker. Wir überragten unsere Gegner immer an Kraft und Größe, genauso wie in der Kampfkunst. Besonders ich als ihr Alpha. Daher erzitterten auch die Glieder meiner Feinde, wenn sie nur meinen Namen hörten. Keiner wollte es mit mir aufnehmen. Nicht einmal für Nila oder Amalia. Wie jämmerlich. Ich hätte für die Frau meiner Wahl mit zehn Rudelführer gleichzeitig gekämpft. Amalia war schön auf dem Bild gewesen und ich bin mir sicher, dass sie mir starke und kluge Erben gebären wird. Ich frage mich nur, ob sie sanft wie ihre Mutter oder so stur wie ihr Vater war. Vielleicht auch beides. Leider konnten mir meine Spione dazu keine Auskunft geben, weil es nur wenigen erlaubt war, mit ihr zu kommunizieren.
Ich merkte schnell, wo mein wildes Herrschaftsgebiet endete und ihr aufstrebendes Land begann. Sogar die Sonne schien hier wärmer und länger die Erde zu küssen. Eine Sonnenglut, an der man sich leicht verbrennen konnte, wenn man nicht aufpasste und sie unterschätzte, genauso wie dieses Land und ihre Herrscher. Darum hatte ich zehn meiner stärksten Männer mit mir mitgenommen. Ich konnte niemandem trauen. Vielleicht lief ich in einen Hinterhalt hinein, worauf ich ebenfalls vorbereitet war. Es war bekannt, dass Amalia von ihren Eltern beschützt wurde und eine Heirat sehr genau abgewogen wurde.
Mein Pferd war stark, es musste stark sein, wenn es so einen Koloss wie mich auf den Rücken trug. Die Tiere hier in Nila waren dagegen sehr klein, gerade einmal so groß wie wir in unserer Wolfsgestalt.
Meine Männer liefen lieber als Wölfe hinter mir her. Im Rudel von Nila hatte ich niemanden in seinem Wolfskörper entdecken können. Anscheinend verwandelten sie sich nicht sehr oft.
Ich hörte hinter mir meine Männer knurren, als sie von jungen, unbeanspruchten Wölfinnen die Fährte aufnahmen. Es war ein süßer Duft, dem ein Mann kaum widerstehen konnte. Ich knurrte noch lauter als Warnung. Die Männer hätten ohne Probleme die gut versteckten Weibchen finden können, die in unserem Volk selten geworden sind. Wenn sie jetzt nach den Frauen suchen würden und um sie kämpften, dann würden wir damit die Gastfreundschaft des Königs beleidigen. Ich müsste anschließend mit dem König von Nila einen Kampf führen, was mir den Hass seiner Tochter einbringen würde. Insbesondere wenn ich gezwungen wäre, ihn zu töten. Die Wolfsmänner beruhigten sich, als ich schneller lief und der verlockende Duft mit dem nächsten Windhauch verschwand.
Das Land war groß, aber mein Pferd und meine Männer waren schnell. Vor Sonnenuntergang erreichten wir die Burg, die uneinnehmbar wirkte und doch von meiner Truppe und mir gestürmt werden konnte. Ein schlanker alter Mann kam uns entgegen. Wie konnten sie so viel besitzen und trotzdem so schmächtig sein, fragte ich mich.
»Der König erwartet euch«, stammelte er.
Ich hob die Hand und befahl den Männern, sich zurückzuverwandeln. Ich wusste, dass der König es als Drohung empfinden würde, wenn wir als Wölfe vor ihm auftauchen würden oder als Beleidigung, wenn meine Mannschaft nackt dabei wäre. Nicht umsonst musste mein Pferd Cesar so viele Kleider mit sich tragen.
Kapitel II
Amalia:
Ich sollte in meinem Zimmer bleiben und dort warten, bis ich gerufen werde. Viele Bediensteten waren da gewesen und hatten mich frisiert, gekleidet und geschminkt. Als sie weg waren, hatte ich mich umgezogen, meine Haare aufgemacht und mir die Schminke weggewischt. Das war nicht Amalia. Ich würde mich nicht verbiegen, um einem Mann zu gefallen, insbesondere einen, den ich nicht einmal wollte.
Trotzdem trieb mich jetzt meine Neugier hinter einen Vorhang. Dort hatte ich mich bereits als Kind versteckt, wenn mir verboten wurde, in den Thronsaal zu kommen. Ich wollte diesen König Lorcan unbedingt sehen, der sich in den Kopf gesetzt hatte, mich zu heiraten. Ob er wohl so schön war wie der Gärtnerbursche? Plötzlich hörte ich Schritte. Die Gesichter meiner Eltern spannten sich an und mir lief ein Schauer über den Rücken. Mein Vater wirkte sehr nervös und gleichzeitig auf alles vorbereitet. Meine Mutter lächelte, um die angespannte Stimmung etwas zu lockern. Die Tür öffnete sich und ein mir bekannter Bediensteter trat als Erster ein. Dicht hinter ihm folgte ein großer Mann. Sein Haar wirkte golden im hereinströmenden Licht der scheinenden Sonne, die sich erbarmungslos durch die Fenster brannte und die Luft im Saal noch mehr aufheizte. Als er in meine Richtung blickte, sah ich in glühende, bernsteinfarbene Augen. Mein Herz begann in meiner Brust zu rasen, während mein Atem stockte. Er war auf eine gefährliche Art schön gewesen. Wenn ich gedacht hatte, dass mein Vater gewaltig und angsteinflößend war, wusste ich es jetzt besser. König Lorcan war ein Koloss, der eine Autorität ausstrahlte, vor der selbst meine Eltern Respekt hatten.
Er war mindestens einen Kopf größer und breitschultriger als mein Vater. Seine Hände wirkten riesig.
Auch wenn er edel gekleidet war, konnte jeder seine kämpferische Natur erkennen. Sein Körper war von Muskeln überzogen, die er plötzlich alle anspannte. Er warf meinen Eltern einen missbilligenden Blick zu, auch wenn seine Miene wie versteinert wirkte. Augenblicklich merkte ich, dass ihm zehn Männer in den Saal hinein folgten. Sie waren nicht so angsteinflößend wie er gewesen, aber würdige Gegner für meinen Vater. König Lorcan gab seinen Männern fast unmerklich mit nur einem Blick den Befehl, hinter ihm stehen zu bleiben, während er weiter lief und erst vor meinen Eltern zum Stehen kam.
»Ich bedanke mich für eure Gastfreundschaft und freue mich, dass ihr meine Werbung um die Hand eurer Tochter angenommen habt. Mich beunruhigt nur die Tatsache, dass sie nicht hier ist, um ihren zukünftigen Gemahl zu begrüßen«, schallte seine dunkle Stimme im Saal.
Als mein Vater antworten wollte, legte meine Mutter eine Hand auf seine. Das tat sie immer, wenn sie etwas sagen wollte und meinem Vater nicht ins Wort fallen durfte. Schließlich war mein Vater der König und stand sogar in der Öffentlichkeit über ihr. Aber aus irgendeinem Grund ließ er sie diesmal nicht als erstes sprechen, was bisher noch nie vorgekommen war.
»Wir freuen uns, dass sie die Gastfreundschaft angenommen haben und um die Hand unsere Tochter werben«, sagte mein Vater ruhig und diplomatisch.
Bevor er weiter sprechen konnte, schloss sich meine Mutter seinen Worten an und versuchte dabei zu lächeln.
»Unsere Tochter möchte sich für ihren zukünftigen Gatten hübsch machen. In der Zwischenzeit wollten wir mit euch über die Bedingungen diese Heirat sprechen.«
»Bedingungen? Niemand stellt mir Bedingungen«, antwortete Lorcan ruhig.
»Meine Frau hat das falsche Wort benutzt. Sie wollte euch nicht brüskieren. Wir wollen nur eine glückliche Vereinigung erzielen und mit euch darüber reden.«
Ein kurzes Lächeln flog über sein Gesicht. Es war bezaubernd gewesen und machte seine strengen Gesichtszüge für einen Augenblick weich. Wahrscheinlich lachte er nicht oft.
»Was bietet ihr mir?«, fragte er mehr belustigt als ernst.
»Wir werden euch nicht nur unseren wertvollsten Besitz - unsere Tochter - überlassen, sondern auch als Mitgift jeden Monat alle benötigten Ressourcen zuschicken, die ihr für euer Land braucht. Nahrungsmittel, Kleider, Medizin und was ihr sonst noch von uns benötigt und fordert. Im Gegenzug helft ihr uns, falls uns ein anderes Reich angreifen sollte und ihr lasst uns weiterhin auf dem Thron, bis unser Sohn diesen besteigen kann«, sagte mein Vater.
König Lorcan knurrte und bevor er darauf antworten konnte, sprach meine Mutter weiter und hielt dabei immer noch ihr Lächeln aufrecht.
»Wenn ihr unsere Tochter glücklich macht, wird sie euch Kinder schenken. Einen Thronerben. Eine Wölfin kann nicht Junge empfangen oder austragen, wenn sie mit ihrem Partner nicht einverstanden ist, das wisst ihr gewiss? Darum ist es sinnlos, sie zu einer Hochzeit zu zwingen. Außerdem werdet ihr zum Teil unserer Familie, unser Schwiegersohn. Also bliebe das Reich in der Familie.«
»Wenn eure Tochter mir einen Erben schenkt, werde ich euer Angebot annehmen. Falls sie mich als ihren Partner ablehnt, werde ich euer Land in Asche verwandeln und sie mir trotzdem nehmen. Niemals werde ich ihr erlauben, einen anderen Mann zu lieben.«
»So sei es. Holt unsere Tochter. Sie soll ihren zukünftigen Ehemann begrüßen.«
Ich rannte zurück in mein Zimmer. Meine Mutter hatte recht. Er war zu mächtig für meinen Vater gewesen und er wollte mich, egal was es kosten würde. Nur dass bei den Verhandlungen Kinder zur Sprache hinzukamen, wurde für mich zu einem Problem. Bevor ich darüber nachdenken konnte, kam der Diener herein und zeigte sich bestürzt, als er merkte, was ich getan hatte. Es war zu spät.
Lorcan:
Der Thronsaal war groß und protzig, so wie ich es erwartet hatte. Ich forderte meine Männer auf stehen zu bleiben, als mich der Geruch einer Wölfin erreichte. Sie war hier, obwohl sie nicht neben ihren Eltern saß. Die Königin war wunderschön und hatte kluge Augen. Der König dagegen war wütend. Wütend darüber, dass ich gekommen war, um seine Tochter ihm wegzunehmen. Meine Muskeln spannten sich deshalb an, aber ich musste ruhig bleiben. Ich begrüßte sie höflich und mir wurde schnell klar, warum die Königstochter nicht da war. Sie wollten zuerst mit mir verhandeln. Ich hatte kein Interesse, dieses Land einzunehmen, hätte ich es gewollt, wäre ich hier mit meinem Wolfsrudel eingedrungen und hätte mir alles genommen, was ich wollte. Irgendwie musste ich deshalb lachen. Trotzdem wusste ich, dass eine Verbindung zwischen uns besser war. Dieses Land konnte mein Herrschaftsgebiet ernähren und mit allen nötigen Ressourcen ausstatten, bis wir selbst von ihrem Wissen profitieren konnten. Ich war bestrebt, als neuer König mein Volk in eine bessere Zukunft zu führen. Sie sollten ebenfalls so erfolgreich werden - wie es dieses Rudel war. Die Hochzeit mit ihrer Tochter brachte mir den Vorteil, dass sie dies alles freiwillig und geduldig tun würden. Außerdem sehnte ich mich nach einer Frau und langsam wurde es Zeit, meinem Volk einen Nachkommen zu präsentieren. Ich war zwar erst fünfundzwanzig Jahre alt, aber bei den Wölfen galt dies bereits als alt. Die meisten banden sich an einer Partnerin mit achtzehn, höchstens mit zwanzig. Selbst die Königstochter galt als älter. Mädchen banden sich normalerweise mit ihrer Geschlechtsreife an einen männlichen Wolf. Ich konnte mir schon denken, warum das nicht der Fall war. Sie war bestimmt eine verwöhnte Prinzessin gewesen. Ihre Mutter hatte nicht umsonst betont, dass ich gut zu ihr sein muss, wenn ich ihre Liebe für mich gewinnen wollte. Ihre Eltern verlangten für unser Bündnis dazu nur noch Schutz. Ich willigte ein, wissend, dass es niemand wagen würde, dieses Land anzugreifen, jetzt, wo es unter meinem Schutz stand. Um ihrer Tochter eine Lektion für ihr Lauschen zu erteilen, betonte ich, dass sie mir einen Erben schenken soll und mich als ihren Partner annehmen muss, ansonsten würde ich alles, was sie liebt, zerstören und sie trotzdem nicht freigeben. Ihre Eltern lächelten, als ob ihnen mein Vorhaben bewusst war und sie der Anwesenheit ihrer Tochter genauso gewiss waren wie ich. Der König nahm meine Bedingung ohne Zögern an und ließ sein Kind bringen.
Zuerst hörte ich stolze Schritte und als ich sie das erste Mal erblickte, konnte ihr zerrissenes Kleid, die zerzausten Haare und die verschmierte Schminke auf ihrem Gesicht nicht über ihre Schönheit hinweg täuschen. Sie war wunderschön wie ihre Mutter und so starrsinnig wie ihr Vater. Ein dunkles, kehliges Knurren entkam ungewollt meiner Kehle. Ich konnte den Paarungsruf nicht mehr unterdrücken. Ihre Wölfin regierte auf mich und schnurrte als Zeichen, dass sie mich als Partner akzeptierte. Amalia schlug sich die Hände vor dem Mund und fluchte, dabei stampfte sie mit den Beinen auf den Boden. Sie hatte anscheinend diese Angewohnheit, wenn ihr etwas nicht passte oder wenn sie wütend war. Stolz stellte sie sich neben ihre Eltern, als ob sie vor einem Diener und nicht vor einem gefährlichen Wolf, wie mir stehen würde. Ihre Mutter schien über ihr Benehmen empört zu sein.
»Amalia. Präsentiert man sich so vor seinem zukünftigen Ehemann?«, fragte sie.
Der König schüttelte beschämt den Kopf. Er liebte seine Tochter offensichtlich. Jeder andere Wolfsmann hätte sie wegen der Schmach bestraft, was ich nie zugelassen hätte. Seitdem ich beschlossen hatte, dass sie zu mir gehören würde, stand sie unter meinem persönlichen Schutz. Amalia antwortete ihrer Mutter nicht, sie starrte mich nur an. Wahrscheinlich war ich der erste Alphamann, dem sie in ihrem Leben begegnet war.
»Genauso wunderschön habe ich mir meine zukünftige Ehefrau vorgestellt«, sagte ich, um die angespannte Situation etwas aufzulockern.
»Es wäre schön gewesen, wenn eure zukünftige Ehefrau mitreden dürfte, ob sie euch überhaupt heiraten wollte.«
»Amalia«, mahnte sie ihr Vater streng.
»Dürfte ich euch kennenlernen, bevor wir heiraten?«, frage sie.
Ich lächelte. Ich war nicht so dumm gewesen, sie entwischen zu lassen. Bestimmt brauchte sie Zeit, um sich aus dieser Situation herauszuwinden. Ich fragte mich, wie vielen Männern sie entwischt war. Wahrscheinlich haben sie Amalia nicht einmal zu Gesicht bekommen.
»Morgen früh heiraten wir hier und dann kannst du mich ein ganzes Leben kennenlernen«, antwortete ich.
»Ich bin nicht vorbereitet. Ich brauche ein Hochzeitskleid. Meine Eltern müssen die Hochzeit organisieren. Die Köche müssen ausreichend Speisen herstellen, damit das Volk mit uns feiert. Du kannst bestimmt noch einen Monat warten?«
»Ich habe mich bereits um ein Hochzeitskleid gekümmert. Deine Eltern haben bis morgen genug Zeit, um die Hochzeit vorzubereiten, ansonsten nehme ich dich unverheiratet mit mir mit. Ich denke, dass weder deine Eltern noch du das willst.«
Irgendwie war es süß, wie ihre Wangen vor Wut rot anliefen.
»Amalia! König Lorcan hat recht. Es ist genug Zeit bis morgen alles vorzubereiten. Er wird sich gut um dich kümmern. Verärgere ihn nicht«, warnte sie ihre Mutter.
»Wenn ich kein Mitrederecht habe, dann kann ich auch gehen«, knurrte sie, drehte sich auf den Absatz um und ging.
Ich sah ihr entsetzt nach. Heute lasse ich ihr dieses Verhalten durchgehen, damit ihre Eltern ihre Meinung nicht änderten. Jetzt wollte ich sie mehr als alles andere auf dieser Welt haben. Aber so durfte sie niemals mehr in der Öffentlichkeit mit mir reden, insbesondere nicht vor meinen Männern.
»Morgen um zwölf Uhr wird alles vorbereitet sein. Unsere Tochter wird euer Hochzeitskleid tragen und euch heiraten«, sagte ihre Mutter schnell, bevor ich vor Wut den Saal erbeben ließ.
»Zur Feier des Tages will ich meinen zukünftigen Schwiegersohn und seine Männer in den Weinkeller bitten, bis das Abendessen fertig ist«, versuchte mich ihr Vater zu beschwichtigen.
Ich atmete tief durch und nickte.
Amalia:
Ich folgte dem Diener in den Thronsaal, dort erwartete mich bereits König Lorcan. Trotz meines desaströsen Aussehens hob ich stolz mein Kinn. Ich konnte spüren, wie er mich mit neugierigen Augen musterte. König Lorcan knurrte verführerisch in meine Richtung und ein ungewolltes Schnurren verließ meinen Mund als Antwort. Ich war wütend über den Verrat meiner Wölfin, die auf seinen Ruf reagierte und ein Verlangen in mir freisetzte, welches ich krankhaft zu unterdrücken versuchte. Ich schlug mir die Hände vor den Mund und fluchte leise, während ich zu meinen Eltern stampfte.
Die wilde Seite in mir drängte sich weiter nach vorne, um die Kontrolle über mich zu übernehmen. Zu verlockend war sein Knurren für die Wölfin in mir gewesen. Trotzdem versuchte ich ihm mein Desinteresse deutlich aufzuzeigen. Ich war die Prinzessin von Nila und nicht irgendeine dahergelaufene Wölfin. Ich erwartete von einem Mann, dass er mich umwarb, beeindruckte, beschützte, ehrte und nicht einfach nur besitzen wollte.
Als meiner Eltern mich in meinen unpassenden Kleidern mit der verschmierten Schminke und den zerrupften Haaren erblickten, weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Meine Mutter tadelte mich sogar vor allen Anwesenden. Mein Plan war es nicht gewesen, sie zu verärgern, sondern König Lorcan durch mein unverschämtes Auftreten abzuschrecken. Leider ging mein Plan nicht auf. König Lorcan schenkte mir sogar ein Kompliment. Natürlich lies ich mir es nicht nehmen, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass ich nicht freiwillig hier war und ihn nicht heiraten wollte. Ich forderte ihn auf, dass er mich zuerst umwerben sollte, bevor eine Hochzeit abgesprochen wurde. Diese Zeit würde ich nutzen, um meine Eltern umzustimmen. Aber er war kein Gentleman. Das hätte ich mir denken können. Sein ruppiges Aussehen sprach gegen jedes gute Benehmen. Er forderte sogar die Heirat bis zum morgigen Tag. Selbst wenn ich ihn freiwillig erwählt hätte, müsste die Hochzeit ausreichend lang geplant werden, damit es das schönste Erlebnis meines Lebens werden würde. Jetzt musste ich mit dem Sparprogramm zufrieden sein und wahrscheinlich vor Freude, ihn heiraten zu dürfen, Luftsprünge machen. Aber ich weigerte mich. Selbst sein dummes Kleid, das er wahrscheinlich extra für mich nähen ließ, wollte ich nicht. Sollte die Braut nicht selbst über ihr Hochzeitskleid bestimmen dürfen? Meine Wut kannte keine Grenzen und trotz allem waren meine Eltern auf seiner Seite. Sie willigten ein, die Hochzeit bis morgen vorzubereiten. Und als meine Mutter mich warnte, ihn nicht zu verärgern, fragte ich mich, was mit mir war. Kümmerte es niemanden, dass ich wütend war? Anscheinend nicht. Ich beschloss, ohne ein weiteres Wort zu gehen. König Lorcan machte dabei einen wütenden Gesichtsausdruck, sagte aber zu seinem Glück nichts. Ich stampfte zurück in mein Zimmer und stürzte mich auf mein Bett, dabei drücke ich mein Gesicht fest auf das Kissen, damit mich niemand vor Wut schreien hören konnte. Jeder Muskel in meinem Körper zuckte, während sich gleichzeitig ein komisches Gefühl in meinen Magen breitmachte, welches ich bis zu diesem Tag nicht kannte. Heute waren mir meine Eltern zum ersten Mal in den Rücken gefallen. Ich stand einem unbekannten Alphamann gegenüber, der sogar mächtiger als mein Vater war. Alles änderte sich für mich, obwohl der Tag wie immer begonnen hatte.
Es dauerte keine zehn Minuten, als meine Mutter mit leisen Schritten in mein Gemach kam. Auch wenn ich mich nicht umdrehte, verriet sie ihr einzigartiger Duft, der mich an Magnolien erinnerte.
»Dein Vater versucht den Zorn deines zukünftigen Mannes mit Wein zu löschen. Nicht nur dein Leben wird sich ändern. Auch unseres. Wir verlieren eine Tochter und gewinnen dabei einen Schwiegersohn gleichzeitig. Ich habe in seine Augen gesehen, dass er ein guter Mann ist. Du weißt, dass ich mich bei so etwas nie getäuscht habe? Außerdem sieht er sehr gut aus, findest du nicht auch?«
»Wenn du ihn so toll findest Mutter, dann kannst du ihn heiraten.«
»Amalia. Du bist zweiundzwanzig Jahre alt. Langsam solltest du erwachsen werden und dein eigenes Leben führen. Du kannst nicht ewig bei uns bleiben. König Lorcan ist ein würdiger Mann, der dich will. Du solltest deinem Glück nicht den Rücken kehren. Er ist dein Schicksal und du solltest diesen Umstand akzeptieren.«
Ich wollte nicht mein Leben ändern. Ich wollte keinen fremden Mann heiraten und in ein unbekanntes Land gehen. Ich wollte hierbleiben. Schnell wischte ich mir eine verräterische Träne weg.
Plötzlich spürte ich die zarten Hände meiner Mutter auf meiner Schulter. Ich drehte mich zu ihr um und sie nahm mich in den Arm. Ich war zweiundzwanzig Jahre alt und brauchte doch ihre Liebe.
»Ich wollte damals deinen Vater auch nicht heiraten. Ich hatte große Angst vor ihm gehabt«, flüsterte sie mir ins Ohr.
»Vater und du seit unzertrennlich. Jeder weiß, wie sehr ihr euch liebt und dass du hier eigentlich das Sagen hast«, schluchzte ich.
Ich fühlte ihr lächeln.
»Und doch, es war damals so gewesen. Mein Vater, also dein Großvater, hatte ihn zu uns eingeladen, um über einen Handel zwischen unseren Ländern zu sprechen.«
»Wie konnte er dich sehen, wenn er mit Opa verhandelte«, unterbrach ich sie kurz.
»Ich war eine neugierige Wölfin gewesen, genauso wie du. Wahrscheinlich hatte er mich zuerst gerochen und ist anschließend meinen Geruch gefolgt. Tagelang, bis er mich erwischte. Er forderte mich bei meinem Vater ein. Aber mein Papa wollte mich nicht hergeben und ich wollte ebenfalls nicht heiraten. Er ist jeden Tag gekommen und hatte immer wieder um meine Hand angehalten. Nach einem Monat drohte er sogar mit Vertragsbruch und Krieg. Mein Vater musste am Ende einknicken. Ein Krieg hätte sein Land zerstört. Ich musste ihn am gleichen Tag in meinem Lieblingskleid heiraten, da ich nicht einmal ein richtiges Hochzeitskleid hatte. Dein Vater war damals wild und entschlossen gewesen, genauso wie dein Lorcan. Nichts konnte ihn aufhalten. Am Anfang unserer Beziehung machte er mir mit seiner dominanten Art sogar Angst. Aber er zeigte mir nach unserer Hochzeit seine zärtliche Seite, seine Fürsorge und Liebe. Respektierte mich. Erfüllte mir jeden Wunsch und unsere Liebe wuchs. Unser Glück wurde mit dir und deinem Bruder vollkommen. Denkst du nicht, dass auch König Lorcan eine Chance verdient hat?«
Lorcan war in meinen Augen unverschämt, was mein Vater damals bestimmt nicht war. Aber anscheinend hatte ich keine andere Wahl oder konnte ich doch noch meinem Schicksal entkommen? Ich nickte, um meine Mutter zu beruhigen. Aber am liebsten hätte ich König Lorcan aus unserem Schloss verbannen lassen.
»Gut, ich möchte, dass du ihn noch heute besser kennenlernst. Beim Abendessen wirst du neben ihm sitzen und dich unterhalten.«
Ich lächelte, das war die Chance, die ich brauchte.
Lorcan:
Der Weinkeller des Königs war reich an Fässern. Meine Männer tranken, als ob es Wasser wäre und wurden dadurch schnell betrunken. Ich konnte verstehen, dass sie die Chance nutzten, da es bei uns so etwas Gutes nicht gab. Trotzdem gefiel mir ihr Verhalten nicht. Wenn wir jetzt in einen Hinterhalt geraten würden, wären sie kaum in der Lage, sich zu verteidigen. Morgen, vor meiner Vermählung mit Amalia, werde ich mit ihnen ein ernstes Wort reden müssen, falls sie bis dahin wieder ansprechbar sind.
Ich beschloss mir nur einige wenige Schlucke zu gönnen, um meinen zukünftigen Schwiegervater nicht zu beleidigen. Vielleicht hatte sich der König eine List ausgedacht, um meine Hochzeit mit Amalia zu verhindern. Schließlich konnte ein betrunkener oder toter Bräutigam nicht heiraten. Jeder wusste, wie sehr er seine Tochter liebte. Der König trank ebenfalls so gut wie nichts vom Wein. Er trat näher zu mir, nachdem er allen Männern mehrmals eingeschenkt hatte. Als ich in seine Augen blickte, merkte ich schnell, dass er ein Mann mit Ehre war. Ein Vater, dem das Glück seines Kindes am Herzen lag.
»Meine Frau würde sich freuen, wenn ihr zukünftiger Schwiegersohn und seine Männer uns heute beim Abendessen Gesellschaft leisten würde.«
»Wie es aussieht, werde ich heute Abend alleine kommen.«
»Eure Männer feiern bereits. Seid ihnen nicht böse. Wir freuen uns, euch beim Abendessen begrüßen zu dürfen. Ihr werdet neben eurer zukünftigen Ehefrau sitzen, um sie besser kennenzulernen. Amalia ist jung und noch sehr unerfahren mit anderen Alphas. Verzeiht ihr und habt Geduld, falls sie euch am Anfang nicht so behandelt, wie ihr es euch wünscht.«
»Ich habe bereits bemerkt, dass sie sehr eigensinnig ist. Ich werde Verständnis aufbringen und eure Tochter würdevoll behandelt. Habt keine Angst, König. Amalia ist bei mir genauso sicher, wie bei euch. Es wird ihr nie an etwas mangeln.«
»Ich habe nichts anderes von euch erwartet. Meine Bediensteten werden euch eure Zimmer zeigen. Als Zeichen meines Vertrauens wird euer Zimmer direkt neben dem meiner Tochter sein. Wir erwarten euch heute Abend um acht Uhr zum Essen. Ihr sollt noch etwas Zeit haben, um euch auszuruhen. Wir werden auch für eure Männer einen separaten Tisch decken lassen, falls sie später doch noch zu uns stoßen sollten.«
Kapitel III
Amalia:
Nach meinem unverschämten Verhalten ließ mich meine Mutter nicht mehr aus den Augen. Als ich mich für das bevorstehende Abendessen fertigmachte, zog ich das gleiche Kleid an, welches ich bei der ersten Begegnung hätte tragen sollen. Trug meinen demütigsten Schmuck und schminkte mich dezent, auch wenn mich meine Mutter zwingen wollte, mehr aus mir herauszuholen. Ich weigerte mich, schließlich wollte ich ihn nicht denken lassen, dass ich meine Meinung geändert hätte.
»Du bist wunderschön Amalia. Dein zukünftiger Ehemann wird bestimmt nervös werden, wenn er dich erblickt. Lass uns gehen«, flüsterte mir meine Mutter ins Ohr, als ich fertig war.
Ich nickte. Meine Mutter wusste noch nicht, was ich vorhatte. König Lorcan würde bestimmt keine schlecht erzogene Ehefrau haben wollen, egal wie schön sie war.
Als wir die Treppen herunterkamen, saß König Lorcan bereits mit meinem Vater am Esstisch. Sie unterhielten sich über die Zusammenarbeit beider Länder. Er sah umwerfend aus und meine Wölfin regte sich in mir. Sein goldenes Haar glänzt im Licht der Kerze. Der schwarze Anzug verlieh ihm Eleganz, obwohl sein Körper Gefahr signalisierte. Meine animalische Seite ließ meinen Körper in seiner Nähe kribbeln. Als sie uns erblickten, verstummten sie und standen gleichzeitig auf. Sein Blick fixiert den meinen und ich musste schwer schlucken. Seine Augen folgten meiner Kehle und wanderten zurück zu meinen Lippen. Danach räusperte er sich und zeigte sich von seiner besten Seite. Er rückte mir den Stuhl zurecht, damit ich neben ihm Platz nehmen konnte. Ich bedankte mich höflich und vermied dabei, ihn wieder anzusehen, da mir immer noch eine Gänsehaut über den Körper lief.