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Mischlingshund Wolle führt seit fünf Jahren ein Hundehotel direkt am Strand von Wangerooge. Seine Angestellten sind wie eine Familie für ihn. Doch die Idylle wird eines Tages jäh zerstört, durch das Auffinden eines Kothaufens vor dem Frühstücksbuffet. Wer steckt dahinter? Weitere gemeine Anschläge folgen. Wolles Lebenstraum und der gute Ruf seines Hauses stehen auf dem Spiel. Wird es Wolle gelingen, zusammen mit seinen Freunden die Täter zu überführen? Ein rasanter tierischer Krimi, in dem es nicht zuletzt um Mut und die Bedeutung von Freundschaft geht.
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Epilog
Wolle guckte auf seinen Wecker und stöhnte. Er war nun mal eine Nachteule und schlief gerne bis in die Puppen. Doch seitdem er vor fünf Jahren die spontane Idee gehabt hatte, ein Hundehotel zu eröffnen, musste er immer früh raus. So wie heute.
Meine Güte, dachte Wolle. Jetzt kassiere ich wieder die Quittung für den feuchtfröhlichen Abend gestern. Stöhnend drehte er sich auf die andere Seite. Er feierte gerne mit seinen Gästen. Nur noch fünf Minuten, flehte er im Stillen.
Aber daraus wurde nichts. Durch das offene Fenster flog Jonas herein, eine Dohle und Wolles bester Freund.
Gut gelaunt setzte er sich auf die untere Bettkante. »Aufstehen, aufstehen, aufstehen«, krächzte er laut und flatterte mit den Flügeln.
Einige kleine Federn schwebten durch den Raum.
Verschlafen blinzelte Wolle in Jonas‘ Richtung. Die Sonnenstrahlen wurden von dem glänzenden Gefieder reflektiert und blendeten ihn. Besonders hell leuchteten die silbergrauen Federn am Hals. Es sah aus, als ob sein Freund ein Halstuch tragen würde. »Ruhe«, jammerte Wolle und hielt sich die Ohren zu.
»Aufstehen, aufstehen, aufstehen«, wiederholte Jonas seinen Weckruf. Dabei legte er seinen metallisch blau schimmernden Kopf leicht zur Seite. Die weißblauen Augen blitzten vor Schabernack.
»Heute kann ich dich nicht so gut leiden«, brummelte Wolle.
»In dreißig Minuten kommt die Kegelgruppe aus Bayern und die kanadische Opernsängerin«, fuhr Jonas ungerührt fort. Als persönlicher Assistent des Hoteldirektors nahm er seinen Job überaus ernst.
Das schätzte Wolle auch an ihm. Sein Freund verfügte über ein ausgezeichnetes Gedächtnis, was man von ihm nicht behaupten konnte. Wenn Wolle sich in eine Sache verbissen hatte, vergaß er alles andere um sich herum. Doch zum Glück hatte er ja seine Dohle. Und Jonas bereitete es offensichtlich großes Vergnügen, ihn zu seinen Terminen zu scheuchen.
»Wieso müssen die denn so früh anreisen?«, beschwerte sich Wolle. »Sind die nachts gefahren?«
»Die Tide ist leider so ungünstig, dass die Fähre zeitig übersetzen muss. Und bei dieser Hitze fahren die meisten lieber nachts. Ich wette, die Kegelbrüder werden sich gleich in ihre Zimmer verdrücken oder an den Pool gehen. Madame Adrienne de Bouchard wird bestimmt frühstücken wollen. Ich habe mir erlaubt, die Küche über ihre Extrawünsche zu informieren.« Stolz hob er seinen Schnabel in die Luft.
»Hmmm!«, brummte Wolle. So etwas war eigentlich die Aufgabe von Choco, seinem Empfangschef. Aber es konnte ja nicht schaden, wenn Jonas Choco unterstützte. Diese Diva war eine der wenigen ausländischen Gäste in seinem kleinen Inselhotel und international sehr gut vernetzt. Wenn es ihr hier gefiel, dann konnte er weit über Deutschland hinaus bekannt werden. Dieser Gedanke spornte ihn an. Er wischte sich mit den Pfoten den Schlaf aus den Augen und wurschtelte sich aus seinem Himmelbett.
»Na endlich, du Faulpelz!«
Wolle nahm ein Kissen und warf nach Jonas.
»Ha, ha, ha«, lachte der, hob ab und flatterte zum Fenster hinaus.
Wolle ging in sein Ankleidezimmer, wo sich auch einige Fitnessgeräte befanden. Noch etwas steif begann er mit seinen morgendlichen Streckübungen.
So viel Zeit muss sein, sagte er sich. Einrosten kommt nicht in Frage. In einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist!
Zuerst legte er sich mit dem Rücken auf die Yogamatte, streckte alle Viere in die Luft und fuhr Fahrrad. Als Nächstes dehnte er seine Beine in alle Himmelsrichtungen. Danach drehte er sich auf den Bauch, drückte sich mit den Beinen nach oben und machte einen Katzenbuckel. Zum Schluss schüttelte er sich. Jetzt fühlte er sich locker und fit. Auch seine schönen, krausen, weißen Haare, die sich beim Schlafen etwas platt gelegen hatten, saßen wieder perfekt. Und das war ihm wichtig. Schließlich zog Wolle die verspiegelte Schiebetür seines riesigen Einbauschrankes auf. Links hingen Dutzende von schwarzen Anzügen, rechts frisch gebügelte weiße Hemden. Mindestens zweihundert Fliegen waren in den kleinen offenen Schubladen in der Mitte verstaut: weiße, schwarze, bunt karierte, gestreifte, gepunktete, geblümte – es war alles dabei. Wolle zog eine Schublade heraus und entnahm eine schlichte weiße. Nachdem er sie sich umgebunden hatte, wählte er ein leichtes, schwarzes Sakko und eine lange Anzughose in der gleichen Farbe. Um sicherzugehen, dass alles richtig saß, betrachtete er sich noch einmal im Spiegel. Hier und da zupfte er an seinem Fell herum. Dann lächelte er zufrieden. Nur eine Sache fehlte noch: frischer Atem.
Gut gelaunt schlenderte er zu seinem Garderobenschrank und öffnete ihn. Dort waren mehrere grüne Kartons mit der Aufschrift Peppermint Peppies – frischer Atem schnell und zuverlässig gestapelt. Aus einer offenen Packung nahm Wolle eine kleine Rolle Pfefferminzdrops, riss sie auf und schob sich einen ins Maul.
Die zwei Stockwerke von seiner Penthouse-Wohnung zum Erdgeschoss ging er immer zu Pfote. Das Treppenhaus der schönen, alten Jugendstilvilla glänzte in einem sonnigen Gelb. Stimmungsvolle Ölbilder von Strand und Meer hingen an den Wänden. Der weiche, hellblaue Teppich schluckte Wolles Schritte.
Durch die großen, mehrfach unterteilten Fenster schien das erste Morgenlicht in die Hotelhalle.
Wolle betrachtete die kleine Sitzgruppe mit den eleganten, roten Sesseln. Dann schweifte sein Blick über den Dielenboden zum Empfangstresen. Beide waren aus heller Eiche. Wie immer glänzte das Holz. Prüfend strich er mit seiner Pfote über die Rückenlehne eines Stuhls.
Putzi hat mal wieder ganze Arbeit geleistet, dachte er zufrieden. Und die kleinen Lichter an den Wänden verleihen dem Raum eine wohlig warme Atmosphäre. Hier können sich meine Gäste wohlfühlen.
Hinter dem Tresen stand Empfangschef Choco, ein Labradormischling. Er trug einen Anzug, der genauso braun war wie sein Fell, sodass man nicht genau erkennen konnte, wo der Anzug anfing und das Fell aufhörte. An seinem Jackett war ein weißes, wolkenförmiges Schild befestigt, auf dem sein Name stand. Als er hörte, dass Wolle näher kam – er erkannte jeden an seinem speziellen Gang – sah er auf. »Guten Morgen Chef«, sagte er freundlich.
»Moin, moin«, erwiderte Wolle, »na, was liegt heute an?«
Choco prüfte seine Liste. »Mit der ersten Fähre kommt ein Kegelverein aus Bayern, zehn Rüden. Die bleiben fünf Tage. Für vier Abende habe ich schon bei Meyers eine Bahn reserviert. Dann reist noch diese Operndiva mit ihrem Gefolge an – sie hat das ganze Nebenhaus gebucht.« Er verdrehte die Augen. »Was die alles für Extrawünsche hat!«
»Wie ist diese Bouchard denn überhaupt auf uns gekommen?«
»Ihre Kosmetikerin hat letztes Jahr hier Urlaub gemacht und uns in den höchsten Tönen gelobt.« Choco blätterte in seinen Unterlagen. »Und dann habe ich noch eine Anfrage für Oktober. Frau Poulakis möchte auf unserer Insel heiraten und das ganze Hotel mieten. Ich kann leider nicht einschätzen, wie ernst das gemeint ist.«
Wolle nickte verständnisvoll. »Ja, die Leute fragen immer tausend Locations an und heiraten dann doch nicht.«
»Genau. Ich habe ihr gesagt, dass sie die Hälfte des Gesamtpreises sofort zahlen muss, sonst können wir das Hotel nicht für sie freihalten. Sie will mich im Lauf der Woche zurückrufen.«
»Gut gemacht!« Wolle lächelte. »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
Choco zögerte. »Die Umwälzpumpe im Schwimmbad ist wieder kaputt. Ich habe schon mit Pooldoctor telefoniert, aber die können erst morgen jemanden vorbeischicken«, sagte er schließlich. »Vielleicht rufst du da noch mal an und lässt deinen Charme spielen.«
»Auch das noch! Die Pumpe muss unbedingt laufen. Ich werde mich dahinter klemmen. – Wir sehen uns dann später.« Damit machte sich Wolle auf den Weg in die Küche.
Im Gegensatz zum antiken Stil des übrigen Hauses, war hier alles sehr modern: die komplette Ausstattung in Edelstahl, Wände und Fußboden weiß gefliest. Wie jeden Morgen herrschte geschäftiges Treiben. Mehrere Mitarbeiter waren mit dem Backen der Kuchen beschäftigt und die Frühstücksbrötchen waren bereits im Ofen. In den Pfannen brutzelten schon die Pfannkuchen. Wolle lief das Wasser im Maul zusammen. Das war einer der großen Vorzüge, wenn man ein Hotel besaß: Er wurde von morgens bis abends mit dem besten Essen versorgt.
Da kam Molly auf ihn zu, Wolles Pflegetochter und seine Küchenfee. Sie war ein Cockerspaniel mit schwarz-weiß geflecktem Fell und ihr Gesicht sah so aus, als ob sie viele große Sommersprossen hätte. Ihre langen schwarzen Ohren steckten unter einer Haube. Vor drei Jahren hatte er sie im Straßengraben gefunden, ein verlassenes, halb verhungertes Hundebaby. Niemand hatte sie bei der Polizei als vermisst gemeldet und so hatte er sie bei sich aufgenommen.
Sonst immer ein Sonnenschein wirkte ihr Lächeln heute etwas gequält. Sofort gingen bei Wolle die Alarmglocken an. Was stimmte nicht? Hatte sie Probleme?
»Guten Morgen, Wolle. Du bist heute aber früh dran. Ich bringe dir gleich deinen Kaffee. Magst du schon mal ins Büro gehen?«
Jetzt schrillten die Alarmglocken. Offenbar wollte Molly ihm etwas mitteilen, was niemand sonst in der Küche hören sollte. »Natürlich.« Aufmunternd lächelte er ihr zu.
Als sie mit dem Kaffee in der Pfote einen Augenblick später ins Büro kam, schloss sie sofort die Tür hinter sich.
»Danke.« Wolle nahm seine Tasse entgegen. Heute fehlte das Schokoherz auf seinem Milchkaffee, ein untrügliches Zeichen dafür, dass Molly ziemlich durcheinander sein musste. »Was hast du denn auf dem Herzen?« Er bemühte sich, so unbeschwert wie möglich zu klingen.
»Etwas ziemlich Merkwürdiges geht hier vor«, begann sie zögernd zu berichten. »Als ich vor ein paar Tagen den Speisesaal betrat, um alles für das Frühstück vorzubereiten, roch es so komisch. Und dann entdeckte ich es: ein riesiger Hundekothaufen direkt vor dem Buffet. Zuerst dachte ich, dass es sich um einen Kinderstreich handeln würde, aber Familie Schröder war mit ihrem Nachwuchs bereits abgereist. Und heute Morgen – wieder einer. Wenn ich das nicht rechtzeitig entdeckt hätte – und die anderen Angestellten oder gar die Gäste das gesehen hätten, wäre es eine Katastrophe gewesen.« Aufgeregt gestikulierte Molly mit den Pfoten.
Wolle teilte ihr Entsetzen. Scheiße im Speisesaal – das ging ja gar nicht!
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas aus Versehen passiert«, ereiferte sich Molly weiter. »Das war Absicht! Ich habe Angst, dass das nochmal vorkommt. Deshalb stehe ich jetzt noch früher auf, um alles zu kontrollieren.«
»Das brauchst du nicht«, versuchte Wolle sie zu beruhigen. »Ich stelle Wachposten auf, die den Frühstücksraum vierundzwanzig Stunden überwachen. Dem Typ müssen wir schnellstmöglich das Handwerk legen.«
»Wer macht denn nur so etwas Abscheuliches?« Molly weinte fast. »Wie schlecht ist die Welt!«
»Alles wird gut.« Wolle streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Aber innerlich war er sehr aufgewühlt. Sieht fast so aus, als wollte mir jemand an den Kragen, überlegte er. Wut stieg in ihm hoch. Dich krieg ich, du Mistkerl, schwor er sich.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich sofort einen heißen Anistee wünsche«, beschwerte sich Madame de Bouchard mit französischem Akzent. Mit Schwung warf sie ein Ende ihrer schwarzen Stola über die Schulter. Darunter trug sie ein elegantes, rotes Kleid. Um ihren Hals hing eine schwarze Perlenkette und an ihren Ohrläppchen funkelten die dazu passenden Clips.
Die Frau ist ein Gesamtkunstwerk!, schoss es Choco durch den Kopf. Aber eine arrogante Tussi, die bringt mich ganz schön auf die Palme. Doch so leicht lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen. »Sie sind aber zehn Minuten zu früh angekommen«, erklärte er geduldig. »Es steht alles bereit und ich gebe dem Service umgehend Bescheid, dass Sie einen Tee möchten.«
»Das wäre nett.« Olivia Monet, die Managerin der Diva, lächelte Choco an. Sie war Neufundländer, wirkte ruhig und gelassen.
In ihrem schlichten blauen Hosenanzug machte sie auf Choco einen sehr seriösen Eindruck. Kompetent und respekteinflößend, sagte er sich.
»Wir gehen schon mal zum Frühstück. Die Fahrt war strapaziös und wir sind so früh aufgestanden, dass wir jetzt wirklich einen Bärenhunger haben.« Damit schob Olivia Madame de Bouchard in den Speiseraum. Ihnen folgte ein kleiner Maltesermischling.
Das ist wohl die Stimmtrainerin, dachte sich Choco. Er schüttelte den Kopf. Wie konnten die beiden es nur mit dieser Diva aushalten! Seufzend griff er zum Hörer, um den Tee zu bestellen.
»Hiegel-hagel-hugel, er spielt ´ne geile Kugel«, grölte es durch den Empfangsbereich.
Zehn offensichtlich etwas angetrunkene Rüden näherten sich dem Tresen. Sie trugen kurze Lederhosen mit Hosenträgern und karierte Hemden mit der Aufschrift Alle Neune, darunter ein Bild mit neun umgeworfenen Kegeln.
Nette Vereinstracht, dachte sich Choco.
Einer der Kegelbrüder beugte sich zu ihm über den Tresen und hauchte: »Wo geht‘s denn hier zur Bar, Kleiner?« Dabei wackelte er anerkennend mit seinen Augenbrauen.
In diesem Moment war Choco sehr froh darüber, dass er keinen Geruchssinn hatte – die Folge einer schweren Welpenkrankheit – sonst hätte ihn die Fahne, die ihm entgegenwehte, bestimmt umgehauen. Ruhig erwiderte er: »Die Bar ist leider noch geschlossen. Aber ich glaube, Sie könnten alle ein deftiges Frühstück vertragen. Wir servieren wunderbare Spiegeleier oder Rühreier. Super lecker!« Choco formte mit zwei Krallen einen Kreis für ausgezeichnet.
»Das klingt nicht schlecht«, erwiderte der Kegelbruder. »Wenn Sie uns auch noch einen Klaren bringen könnten – einen ganz kleinen …« Er hielt zwei Krallen ganz eng zusammen und vergrößerte den Abstand bis auf etwa fünf Zentimeter.
»Da fragen Sie am besten beim Frühstückspersonal nach. Wenn Sie mir bitte folgen würden. Ich sage Ihnen Bescheid, sobald Ihr Gepäck angekommen ist.« Schnellen Schrittes ging Choco Richtung Speiseraum. Da traute er seinen Ohren kaum.
Ein paar Kegelbrüder pfiffen ihm hinterher und es gab lautes Getuschel.
Hoffentlich bin ich die Meute bald los, sagte sich Choco, dessen Geduld am seidenen Faden hing.
Wolle war gerade wieder auf dem Weg zu seinem Büro, als er von einem etwas säuerlich dreinblickenden Windhund im grauen Anzug abgefangen wurde.
»Herr Direktor, gut dass ich Sie treffe. Der Speiseraum ist voller Deppen und dort geht es zu wie in der Kneipe. Lautes Gegröle, Alkoholgestank und ein dermaßen ungehobeltes Benehmen. Unerhört ist das! Und Ihr Personal unterstützt das auch noch, indem es schon am frühen Morgen Korn ausschenkt.«
Völlig entgeistert starrte Wolle seinen Gast an. Das durfte ja wohl nicht wahr sein. »Alkoholausschank zum Frühstück, das geht natürlich nicht. Da haben Sie recht«, erwiderte er bestimmt. »Ich werde mich sofort darum kümmern, Herr …«
»Grauen, Konrad Grauen. Ich gehe erst wieder in den Frühstücksraum, wenn die warmen Brüder verschwunden sind!« Damit stampfte er aufgebracht davon.
So ein blöder Kerl, dachte Wolle und schüttelte den Kopf. Nach dieser unangenehmen Begegnung warf er sich erst einmal ein Peppermint Peppi ein.
Dann betrat er den Speisesaal, einen hellen Raum mit zwanzig runden Tischen und elektrisch verstellbaren Stühlen. So konnten große und kleine Hunde bequem zusammen an einem Tisch sitzen. In der Tat herrschte hier schon gute Stimmung und es roch auffällig nach Schnaps. Die beiden Angestellten der Diva saßen in der hintersten Ecke, während die Opernsängerin in der Mitte wie eine Königin posierte, umringt von ihrem Gefolge. Die Kegelbrüder hingen an jedem Wort, das die Kanadierin in gebrochenem Deutsch zum Besten gab. Gerade kam der Kellner mit einem großen Tablett voller Schnapsgläser herein.
»Nachschub! Du bist ein Schatz, Rocky.«
»Wir waren ja fast schon am Verdursten.«
»Lieber Korn im Blut als Stroh im Kopf.«
»Du bist der Größte!«
»Rocky, Rocky, Rocky!«
Schäferhund Rocky stellte den Korn auf dem Tisch ab und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Als er sich allerdings zum Gehen umdrehte, erblickte er Wolle und sein Lächeln erstarb.
»Kann ich dich mal kurz sprechen?«, sagte Wolle ernst und bedeutete Rocky, dass er ihm in die Küche folgen sollte. »Zum Frühstück werden keine alkoholischen Getränke serviert«, erklärte er streng.
»Ja, aber …«, versuchte Rocky sich zu verteidigen.
»Egal, wie freundlich du darum gebeten wirst und egal, ob du es mit Lady Gaga persönlich zu tun hast.«
»Ich wollte doch nur …«
»Keine Diskussion«, unterbrach ihn Wolle. »Hast du mich verstanden?«
Rocky senkte die Augen. »Ja«, antwortete er kleinlaut.
»Gut.« Wolle ließ ihn stehen und ging sofort wieder hinaus zur Kegeltruppe.
»Da kommt ja ein Schmuseschaf. Ich wette, dein Fell ist ganz weich.«
Er ignorierte die Sprüche souverän. »Ich bin Wolle, der Direktor dieses Hotels …«
Tosendes Gelächter erfüllte den Raum, sodass niemand hören konnte, was Wolle weiter sagte.
»Dich würde ich gerne mal scheren«, flirtete Kalle, der Vorsitzende des Kegelvereins.