Wow – Die Magie des Staunens - Jan Becker - E-Book

Wow – Die Magie des Staunens E-Book

Jan Becker

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Beschreibung

Von der Kraft eines außergewöhnlichen Gefühls Deutschlands bekanntester Wundermacher, Magier und Hypnotiseur Jan Becker nimmt uns mit auf eine Reise mit Wow-Effekt. In seinem neuen Buch verzaubert der Bestsellerautor mit verblüffenden Experimenten, transzendierenden Meditationen und berührenden Geschichten – auch seiner eigenen. Er weist den Weg zu mehr Leichtigkeit und lässt uns unmittelbar spüren, wie uns das tägliche Leben (wieder) zutiefst begeistern kann. Becker zeigt, wie im Staunen alle Unterschiede von Herkunft, Status, Geschlecht, Sexualität, Alter oder Hautfarbe verschwinden. Wie wir uns und andere in der Seele berühren und wir die Essenz wiederfinden, die uns alle verbindet. Und vor allem: Wie wir den Sinn für ein Emotion zurückgewinnen, die uns so viel geben kann. Fühlen, staunen, erkennen

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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www.piper.de

© Piper Verlag GmbH, München 2024

Illustrationen: Sven Binner

Covergestaltung: Hannes Beer / Create Meaning Design Studio

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Vorwort

Von einem, der auszog, das Staunen zu finden — und es weiterzugeben

Wichtig! Dieses Buch ist interaktiv

Teil I

STAUNEN

1

Das Wunder eines Wow-Moments — und warum Staunen unser Leben verzaubern kann

Ein Zauber, der die Welt anhalten und sofort verändern kann

Wer andere zum Staunen bringt, bleibt für immer in Erinnerung

Was das Staunen beim Zaubern mit dem Staunen bei einer Hypnose zu tun hat

Zaubern verwandelt immer auch die Zaubernden

2

Tiefes Staunen: Wie sich Wissenschaftler (endlich) auf die Fährte dieser ganz besonderen Emotion hefteten, wo du sie findest — und wo eher selten

Spielen — Staunen — Erkennen — mit diesem Trio ist gut lernen

Emotionen galten lange als nicht erforschbar

Die Wir-Emotion: Die noch kurze Forschungskarriere des Staunens

Staunen — das Mysterium unter den Gefühlen

Acht wichtige Quellen des Wow

Ein Wow kommt selten allein

Wichtig ist nicht, welche Sorte Wow-Erfahrung du hast — wichtig ist nur, dass du sie hast

Der Kern allen Staunens ist der Impuls zur Verwandlung

Wo du Wow-Gefühle seltener findest

3

Zurück auf Los: Warum ein großes Wow darin liegt, das Wunder in allem zu sehen — und in uns die Sehnsucht nach dem Staunen aus Kindertagen schlummert

Vom schleichenden Verschwinden der Wunder, wenn wir es uns im Erwachsenenleben einrichten

Staunen macht uns resilienter und glücklicher — und unser Leben zum Schatzkästchen

Persönlichkeitseigenschaften sind nicht so unveränderlich wie gedacht — vor allem Offenheit für Neues lässt sich steigern

Soll ich oder soll ich nicht? Wir schrecken vor Neuem zurück …

… und sehnen uns gleichzeitig nach neuen Erfahrungen

Das Staun-Paradox: Staunen macht uns zugleich kleiner und unendlich viel größer

Das Wow des Draußenseins: Wie die Natur uns umarmt und menschlicher macht

Umarmt vom großen Ganzen: Staunen im Freien heilt Seele und Körper

Staunen entspannt den Geist wie ein kleiner Urlaub

Teil II

ENTDECKEN

4

Das kreative Wow der Vorstellungskraft: Wie Imagination die Welt verändert und Neues erschafft

Der einen Problem wird der anderen Inspiration oder: Wenn ein besonderes Licht aufgeht

Ein Dreiklang für mehr Wow: Idee — Imagination — Vertrauen

Selbstvertrauen entsteht durch Spielen — nicht durch Begabung

Es kommt nicht aufs Talent an — sondern auf den ersten Schritt

Wenn der Weg das Ziel ist, entsteht das »Wow«, während du ihn gehst — nicht erst an seinem Ende

Warum das richtige Eigenlob nicht stinkt — sondern den Spaß am Tun erhält

Das Geheimnis der kleinen Schritte

Mehr Energie und ein besseres Selbstwertgefühl für neue Herausforderungen — mit Body Feedback

5

Die Macht der Fantasie: Nutze die geheimen Wirkmechanismen hinter Erwartungen, Glaubenssätzen und Hypnose

Wir konstruieren unsere emotionalen Erfahrungen — zum Glück: Denn dann können wir sie gestalten

Wir können unsere Gedanken ändern — und damit unsere Wirklichkeit

Die hypnotisch-kreative Kraft der Fokussierung — und wie du sie durch Staunen und dein Tun herstellst

Spezialfall Alltagstrance beim Autofahren — so kannst du sie nutzen

Suggestionen — geheime Aufträge ans Unterbewusstsein

Der Wow-Faktor der Hypnose: Vorstellungskraft schlägt Willen — immer

Monoideismus: Die eine Idee, die Wirklichkeit wird

Eigene Suggestionen entwickeln und verwenden

Das Differenzmodell des positiven Erlebens: Wenn eine neue Perspektive oder ein neuer Gedanke sofort alles verändert

6

Das funktioniert ja wirklich! Das Wow von Magie, Wundern und Synchronizitäten

Das Geheimnis von Voodoo und Fernheilung

Synchronizitäten und die Rolle der Quantenphysik

Die Basis von Magie — und wieso wir alle wirklich zaubern können

Noch ein (magischer) Dreiklang: Glaube*– Fokus — Gnosis

Am Anfang war das Wort oder: Wie Sprache zu Wirklichkeit wird

Teil III

VERBINDEN

7

Das Wir-Gefühl: Wie wir uns im Staunen mit anderen verbinden und zusammen die Welt bewegen

Stellt euch vor, es wäre Frieden: Der magische Effekt gemeinsamer Meditation

Make Wow, Not War — so wachsen wir im Staunen zusammen über uns hinaus

Auch allein verbinden wir uns im Staunen mit allem, was ist

Wer staunt, baut Brücken und verhindert gesellschaftliche Spaltung

8

Überraschung! Wie du gemeinsame Wow-Momente schaffst, auf deine Art zum Staunen bringst und dich dabei tief mit anderen Menschen verbindest

Message von deinem Dopamin: Bitte mehr Wow-Erlebnisse mit anderen Menschen!

Wir brauchen mindestens einen echten Freund oder eine echte Freundin für ein erfülltes, gesundes Leben

Echte Begegnungen schaffen Nähe — und wundervolle Erinnerungen

Der Trick für unvergessliche Momente: gemeinsam genießen

Zusammen Neues zu erleben, verbindet dich fest mit anderen

Smart Talk statt Small Talk: Kommunikation mit Erinnerungsfaktor

Alte Liebe rostet selten — alte Freundschaft ebenso wenig

Für die Renaissance einer unterschätzten Kunst: das Briefeschreiben

Schenken macht glücklich — Beschenkte und Schenkende

Jede(r) kann etwas Besonderes oder: Sei mit Leidenschaft Apfelbaum

9

Das »Wow der Wows«: Warum du nicht ins Kloster gehen oder auf einen Meditations-Retreat fahren musst, um »Erleuchtung« zu erfahren

Als meine kleine Welt verloren ging — und ich die große fand

Es ist nicht die »richtige« Technik, die uns erleuchtet — der Moment ist entscheidend

Die hartnäckigen Mythen rund um die Erleuchtung

Fünfmal »Wow der Wows«, fünfmal anders

Erleuchtung ist kein anstrengender Marathon — eher ein achtsamer Spaziergang

Viele Wege führen zur Erkenntnis: Das Freestyle-Prinzip der Erleuchtung

Einfache Möglichkeiten, das »Wow der Wows« in dein Leben einzuladen

Die Magie des Atems — und wie du sie nutzen kannst

Bilder, im Feuer geboren und im Feuer aufgelöst

Nachwort

Staunen ist ein Kompass

Verzeichnis der Experimente und Übungen

Literatur- und Quellenverzeichnis

Anmerkungen

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Literaturverzeichnis

Vorwort

Von einem, der auszog, das Staunen zu finden — und es weiterzugeben

Staunen ist das große Thema meines Lebens.

Ich liebe es, zu staunen. Und ich liebe es, Menschen zum Staunen zu bringen. Zunächst galt diese Liebe vor allem der Begeisterung, die ich als Wundermacher auslösen konnte. Als Gedankenleser. Als Hypnotiseur. Manchmal auch als Zauberkünstler. Das Lachen, die Leichtigkeit, das Leuchten in den Augen meines Publikums steckten mich selbst an und faszinierten mich.

Wow!, dachte ich dann jedes Mal.

Bald entdeckte ich, dass die staunende Euphorie für alle im Publikum gleich war, egal welcher Herkunft, welcher Hautfarbe, welchen Geschlechts, welchen Alters die Leute waren und welche gesellschaftliche »Stellung« sie hatten. Im Staunen waren alle gleich, verbunden und einander zugewandt.

Wow!, dachte ich wieder.

Als ich dann begann, mit meinen Fähigkeiten Menschen darin zu unterstützen, im Leben neue Perspektiven zu finden, mehr Sinn und mehr Freude, und dabei belastende Gewohnheiten hinter sich zu lassen, merkte ich, dass Staunen zu noch viel mehr in der Lage ist. Es schafft Aha-Erlebnisse. Macht Mut. Lässt Dinge leicht erscheinen, die vorher unüberwindbare Hindernisse zu sein schienen.

Erneut empfand ich ein großes Wow!

Vor Kurzem fand ich heraus, dass das Staunen in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt der Forschung gerückt ist. Dabei wird immer klarer, welche unglaublichen transformierenden Kräfte diese lange vernachlässigte Emotion hat. Sie vertreibt Einsamkeit und Depression. Lässt Entzündungen und Stress schrumpfen. Macht friedlicher, freundlicher und hilfsbereiter. Toleranter. Kreativer. Glücklicher. Staunen weckt in uns den Wunsch, zu schützen, worüber wir staunen. Die Natur mit ihrem Reichtum an Tieren, Pflanzen und Lebensräumen. Unser friedliches Miteinander, in dessen Schutz wir zusammen so viel Gutes bewirken können.

Und wieder war mein Gedanke: Wow!

Je tiefer ich mich ins Thema einarbeitete, umso wundervoller wurde es. Ich stellte plötzlich fest, dass Staunen uns nicht nur miteinander verbindet, sondern auch einen Kanal zum großen Ganzen öffnet, dem Mysterium allen Seins. Beim Staunen geschehen Dinge in uns und mit uns, die sonst nur passieren, wenn Magie im Spiel ist. Oder Göttliches. Höhere Mächte.

Wie du es auch nennen magst.

All das hat mich so zum Staunen gebracht, dass mir plötzlich klar wurde: Ich muss ein Buch über die Magie des Staunens schreiben. Denn ich weiß seit meiner Kindheit, wie ich andere zum Staunen bringen kann und wo überall sich dieses wundervolle Gefühl versteckt. Ich beherrsche sozusagen das Staun-Handwerk, ich habe es von der Pike auf gelernt, in allen Facetten.

Ich will dir zeigen, wie Staunen dein Leben magisch verwandeln kann. Wo du es findest. Und wie. Und wie du dann den Zauber weitergeben kannst. An deine Familie. An Freundinnen und Freunde. An alle Menschen, die dir begegnen. Denn: Unsere Welt ist polarisierter und geteilter denn je. Wir brauchen etwas, das uns einander wieder näherbringt.

Staunen kann das, davon bin ich überzeugt.

Doch bevor wir zusammen in das Abenteuer des Staunens aufbrechen, möchte ich dir noch ein wunderbares Gedicht ans Herz legen. Es stammt von der Künstlerin Susan Ariel Rainbow Kennedy – kurz: SARK.[1] Ich bin darüber gestolpert, während ich an diesem Buch gearbeitet habe. Mir war sofort klar, dass es mit diesem Gedicht beginnen muss, denn es schwingt dich verspielt und zauberhaft aufs Thema ein:

 

Leitfaden zum Künstlersein

 

Lass dich fallen.

Lerne, Schnecken zu beobachten.

Pflanze unmögliche Gärten.

Lade jemand Gefährlichen zum Tee ein.

Fertige kleine Zeichen, die »Ja« sagen,

und verteile sie überall in deinem Haus.

 

Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.

Freue dich auf Träume.

Weine bei Kinofilmen,

schaukle, so hoch du kannst, mit einer Schaukel bei Mondlicht.

 

Pflege verschiedene Stimmungen,

verweigere dich, »verantwortlich zu sein« – tu es aus Liebe!

Mache eine Menge Nickerchen.

Gib Geld weiter. Tu es jetzt. Das Geld wird folgen.

Glaube an Zauberei, lache eine Menge.

Bade im Mondschein.

 

Träume wilde, fantasievolle Träume.

Zeichne auf die Wände.

Lies jeden Tag.

Stell dir vor, du könntest zaubern.

Kichere mit Kindern. Höre alten Leuten zu.

Öffne dich. Tauche ein. Sei frei. Schätze dich selbst.

 

Lass die Angst fallen, spiele mit allem.

Unterhalte das Kind in dir. Du bist unschuldig.

Baue eine Burg aus Decken. Werde nass. Umarme Bäume.

Schreibe Liebesbriefe.

 

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Vergnügen auf deiner Reise ins Staunen!

 

Dein Jan Becker

Wichtig! Dieses Buch ist interaktiv

WICHTIG! Dieses Buch ist interaktiv. Du findest darin Experimente, Übungen, Meditationen und Selbsthypnosen. Bei vielen der Übungen und Experimente spielen handschriftliche Notizen oder auch kleine Skizzen eine wichtige Rolle. Darum lege ich dir auch ans Herz, dir ein JOURNAL zu besorgen. Eine schöne Kladde, die du gerne anschaust und anfasst. Außerdem ein Schreibwerkzeug, das dir gut in der Hand liegt und angenehm über das Papier gleitet. Das sage ich nicht nur, weil ich ein bisschen altmodisch bin, mir persönlich Notizbücher gefallen und ich gerne mit der Hand schreibe, sondern weil auf diese Weise Geschriebenes nachweislich besser in Erinnerung bleibt. Dein Journal wird so zugleich ein Tagebuch des Staunens sein als auch ein Wegbereiter für immer mehr Wow-Erlebnisse. Probiere es aus – und, ja, staune.

Teil I

STAUNEN

1

Das Wunder eines Wow-Moments — und warum Staunen unser Leben verzaubern kann

»Wer staunt, hat den wichtigsten Schritt schon getan: Er wird in Zukunft anders denken, fühlen und handeln: wird selbst Wunder und Zeichen sein in unserer entzauberten, entgeisterten Welt.«[2]

Peter Schellenbaum, Psychoanalytiker

 

In welchen Momenten hast du das in deinem Leben gedacht? Und vor allem auch: gespürt? Ich meine diese überwältigende Emotion, die uns kurz den Atem stocken, unsere Kinnlade herunterklappen und unsere Augen kugelrund werden lässt. Die manchmal ganz leise daherkommt, als stilles Staunen, als tiefe Bewunderung, als Ehrfurcht oder Glück des Moments. Die auch schon mal echte Gänsehaut verursacht und bei der uns sogar zuweilen Tränen in die Augen steigen, ohne dass wir uns das richtig erklären können. Diese Emotion, die uns spüren lässt, gerade bei etwas Besonderem dabei zu sein. Die uns vermittelt, mit jeder Faser von Körper und Geist lebendig und mit etwas verbunden zu sein, das größer ist als wir selbst. Vielleicht sogar mit etwas so Großem, dass nichts Geringeres als der Sinn von allem, was ist, hindurchscheint.

Im Englischen wird dieses Gefühl unter anderem mit dem lautmalerischen Begriff »Awe« bezeichnet, der schon selbst klingt wie das raunende »Oh!« oder »Ah!«, das uns oft spontan entfährt, wenn uns etwas zum Staunen bringt. Die offizielle deutsche Übersetzung von »Awe« lautet »Ehrfurcht«, und auch wenn eine gute Portion Ehrfurcht in so einem Wow-Gefühl drin ist, klingt mir »Ehrfurcht« mit der »Furcht« darin viel zu negativ. Ich sage lieber »tiefes Staunen«, denn meiner Erfahrung nach liegt einem Wow-Gefühl eine besondere Art des Staunens zugrunde, die in der Lage ist, unser gesamtes Leben positiv zu transformieren.

Das sage nicht nur ich. Auch die Forschung hat das in den vergangenen Jahren erkannt, sie bescheinigt dem »Awe«-Gefühl eine Vielzahl von positiven Effekten. Dazu gehören mehr Ausgeglichenheit, Selbstakzeptanz und Erfüllung. Gesteigerte Kreativität, besseres Denkvermögen, geschärfte Erinnerung und gestärkte Resilienz. Tiefere Verbundenheit mit der Natur und anderen Menschen und dadurch mehr Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen, aber weniger Gefühle von Einsamkeit und Depression. So ein Wow-Gefühl hat zudem körperlich messbare Effekte wie eine tiefgreifende Stressreduktion und die Verringerung von Entzündungen. Das Wow-Gefühl kann dir sogar helfen, magische Rituale erfolgreich umzusetzen und so deine Wünsche wahr werden zu lassen. Zu alledem wirst du später noch mehr erfahren.

Doch der Reihe nach!

Denk jetzt bitte noch mal kurz an den gerade erwähnten Ausruf »Oh!«. Wenn wir diesen Ausruf mit etwas anderem verbinden – wie »O Tannenbaum« oder »O schau!«, wird er im Deutschen ohne »h« geschrieben. »O«, der Laut des Erstaunens, ist damit das kürzeste Wort der deutschen Sprache. Ich finde das faszinierend, denn ein O ist ein Kreis und damit ein ganz besonderer Buchstabe. Er repräsentiert das Unendliche, den Kreislauf des Lebens, und zugleich ist er der perfekte Fokuspunkt, in dem du deine Aufmerksamkeit bündeln kannst. Und dafür nutzen wir das O jetzt auch gleich einmal:

DAS GROSSE O

 

Ich möchte dich jetzt bitten, dein Journal[3] zur Hand zu nehmen und auf eine Seite ein großes O zu zeichnen. So groß, dass darin Platz ist für Notizen, also gern über die gesamte Seite.

 

Nun lege das Journal zur Seite.

Setze dich bequem auf einen Stuhl, mit geradem Rücken und den Füßen fest auf dem Boden. Lege deine Hände locker auf die Oberschenkel, mit den Handflächen nach oben, empfangsbereit.

Stelle dir nun ein O an der gegenüberliegenden Wand vor. Fokussiere dich auf dieses O. Nur auf das O. Durch die Öffnung werden dir in Kürze Erinnerungen an die Wow-Momente deines Lebens zuströmen.

Während du dich weiter auf das O konzentrierst, atme tief in den Bauch ein, sodass deine Bauchdecke sich hebt und wieder senkt, wenn du ausatmest.

Sobald du merkst, dass die Wogen deiner Gedanken sich glätten, schließe die Augen. Das O ist immer noch im Zentrum deiner Aufmerksamkeit.

Nun beginnen dir durch das O die Wow-Momente deines Lebens zuzufließen. Große und kleine. Lange zurückliegende und solche, die sich erst kürzlich ereignet haben.

Öffne wieder die Augen.

 

Nun schreibe bitte alle Wow-Momente (oder O-Momente), an die du dich erinnern kannst, in dein großes O hinein. Auf die nächste Seite male bitte ein weiteres O – in das kommen die Wow-Momente, die du ab diesem Moment erlebst.

 

Falls dir in der Übung nur wenige oder gar keine Wow-Momente eingefallen sind: keine Sorge. Vielleicht ist deinem Unterbewusstsein noch nicht so ganz klar, was genau als Wow-Moment gelten könnte. Das wird dir bei der Lektüre dieses Buches immer klarer werden. Ich fange einmal damit an, dir zu erzählen, wie ich mit diesem ganz besonderen Gefühl und seiner transformierenden Kraft Bekanntschaft gemacht habe.

Ein Zauber, der die Welt anhalten und sofort verändern kann

Eine der ersten Gelegenheiten, bei denen ich das Wow-Gefühl bewusst erlebt habe, war ein Familienfest. Ich war damals sieben Jahre alt.

Die Stimmung war gedrückt, denn erst vor Kurzem war ein Verwandter gestorben, ein anderer hatte seinen Job verloren. Ich selbst war allerdings einigermaßen aufgeregt, denn ich hatte die letzten Tage und Wochen damit verbracht, mein erstes großes Zauberkunststück einzustudieren. Heute war der Tag, an dem ich es erstmals vorführen wollte: das Becherspiel, das Historikern zufolge älteste Zauberkunststück der Welt. Das Becherspiel gibt es in etlichen Varianten, und du hast es sicher auch schon mal gesehen. Dabei geht es im Wesentlichen darum, kleine Bälle auf magische Weise unter Bechern erscheinen und wieder verschwinden zu lassen. Meine Bälle waren Wattebällchen, die meine Mutter zum Abschminken verwendete, als Becher dienten mir ausgespülte Joghurtbecher, und mein Zaubertisch war ein Schneidebrett aus der Küche, das ich als Brücke zwischen zwei Stühle gelegt hatte.

Als ich meine kleine Show ankündigte, verstummten die Gespräche. Meine Verwandten kamen näher, und alle Blicke richteten sich erwartungsvoll zunächst auf mich – und dann auf meine Hände und das schnelle Hin und Her und Auf und Ab der Becher. Es herrschte gespanntes Schweigen, nur manchmal, wenn wieder ein Bällchen verschwunden oder an unerwarteter Stelle aufgetaucht war, war ein leises »Oh!«, ein ungläubiges »Nein!« oder »Wie ging das denn?« zu hören. Nach jedem Weg- und Herbeizaubern klatschte mein Publikum, doch dann ging mein Kunststück auch schon rasant weiter, das hatte ich trainiert. Wie ein richtiger Zauberer ließ ich meinen Zuschauern keine Zeit zum Nachgrübeln. Den wirklichen Clou hatte ich mir fürs Ende aufgespart: Zum krönenden Abschluss zauberte ich statt der Wattebällchen drei Zitronen unter den Joghurtbechern hervor! Meine Verwandten sperrten die Augen und Münder auf, ich hörte ein kollektives »Woah!«, und dann brach ein riesiger Applaus und Jubel los.

Nun war es an mir, eine Gänsehaut zu bekommen.

Ich hatte mich getraut. Meine Komfortzone verlassen, etwas Neues gewagt, mein Lampenfieber überwunden und vor – für meine damaligen Begriffe als Kind – großem Auditorium gespielt. Mein Kunststück war geglückt, jeder Handgriff hatte gesessen. Die Zeit hatte stillgestanden, so war es mir jedenfalls vorgekommen. Ich hatte meine Verwandten in einem Moment des Innehaltens in eine andere Welt entführt, und nun staunte ich über den Effekt, den das gehabt hatte. Ich staunte über ihre Begeisterung, die allein ich ausgelöst hatte. Ein überwältigendes Gefühl durchströmte mich, und ich wusste, dass gerade etwas Großes passiert war. Etwas, das mein ganzes Leben prägen würde. Nach diesem Auftritt war ich ein anderer Jan als der, der sich vor ein paar Minuten hinter den Zaubertisch gestellt hatte.

Und das zu spüren, war ein echter Wow-Moment!

Doch nicht nur ich hatte einen solchen Moment. Das traf auf alle meine Zuschauer zu. Ich hatte sie verblüfft, sie unerwartet zum Staunen gebracht und damit ihre Welt ebenfalls angehalten. Und nicht nur angehalten, ich hatte diese Welt ohne Zweifel verändert: Das, was sie zuvor bedrückt und beschäftigt hatte, war mit einem Mal aus ihren Gedanken verschwunden. An die Stelle des Kummers war etwas Neues getreten, was dafür gesorgt hatte, dass das Bedrückende auch nach dem Zauberkunststück erst einmal nicht oder nur in abgemilderter, hoffnungsvollerer Form zurückkehrte. Darum war nach meinem Trick die Stimmung bei uns eine völlig andere als zuvor. Meine Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins, meine Eltern und alle anderen Anwesenden wirkten plötzlich ganz gelöst. Es wurde gelacht, die Gespräche plätscherten leicht dahin. Die Themen kreisten zunächst um meine Aufführung und dann um Leichtes und Optimistisches wie den nächsten Urlaub, leckere Rezepte oder lustige Anekdoten.

Während das Becherspiel ein Trick gewesen war, hatte hier eine tatsächliche Verwandlung stattgefunden.

Echte Magie!

Sie lag nicht in dem, was ich aufgeführt hatte, sondern darin, was dadurch mit den Zuschauern – und mir – geschehen war. Mein Trick war dabei »nur« der Auslöser.

Natürlich dachte ich mit meinen sieben Jahren darüber nicht so analytisch nach, aber ich spürte sehr wohl die wundersame Veränderung, die noch lange nach meiner Vorstellung anhielt. Und das bescherte mir gleich einen weiteren Wow-Moment.

Wer andere zum Staunen bringt, bleibt für immer in Erinnerung

Mitte der Neunzigerjahre brachte dann ein Zaubertrick mich selbst zum tiefen Staunen. Ich war in Dresden, um mir mit ein paar Freunden die Weltmeisterschaften der Zauberkünstler anzusehen. Natürlich wurden dort jede Menge großartige Tricks und Illusionen zum Besten gegeben, aber ein wirkliches Awe-Gefühl, das bis heute in mir nachhallt, hat mir nur ein einziger Trick beschert – und der war nicht Teil des offiziellen Programms.

Es war nach den Shows, und wir waren abends unterwegs, um in einem Restaurant zu Abend zu essen. Mit dabei war ein Amerikaner, den wir auf der Veranstaltung kennengelernt hatten. Da ich heute keinen Kontakt mehr zu ihm habe und ihn nicht fragen kann, ob er mit einer Nennung hier einverstanden ist, ändere ich hier seinen Namen und nenne ihn Bob. Kurz bevor wir im Restaurant ankamen, blieb Bob stehen und erklärte, er könne leider nicht mitkommen. Er hatte uns zuvor erzählt, dass er in den USA ein Zaubercafé führte, in dem er auch selbst auftrat. Nun sagte er, das Café stecke leider in finanziellen Schwierigkeiten. Darum müsse er sparen, ein Abendessen sei heute leider nicht drin.

Zum Abschied öffnete er seinen Geldbeutel. Ich konnte sehen, dass etwas darin lag, was aussah wie ein zusammengefalteter Zeitungsausschnitt. Mehr konnte ich allerdings nicht erkennen. Bob forderte mich auf, ihm spontan den Namen eines beliebigen Prominenten zu nennen. Ich sagte: »Michael Jackson.« Bob grinste und erwiderte: »Wäre es nicht unglaublich, wenn das hier ein Zeitungsauschnitt über Michael Jackson wäre?« Mit diesen Worten zog er den Zettel hervor und faltete ihn auseinander. Und siehe da: Es war tatsächlich ein Text über Michael Jackson!

Mit diesem Knalleffekt ließ Bob meine Freunde und mich stehen. Uns allen war mit einem »Wow!« die Kinnlade heruntergeklappt. Auch wenn Bob nicht beim Essen dabei war, war er das Gesprächsthema des Abends. Keiner von uns hatte auch nur den Hauch einer Ahnung, wie es sein konnte, dass er den zu meinem Tipp passenden Zeitungsschnipsel dabeigehabt hatte. War das Zufall? Wohl kaum. Hatte er mir telepathisch »Michael Jackson« eingegeben? Vielleicht. Hatte er vorher irgendeine Bemerkung fallen lassen, die bei allen Menschen zuverlässig die Assoziation »Michael Jackson« auslöst? Nicht ausgeschlossen. Hatte er mich im Laufe des Tages unbemerkt hypnotisiert und mir den Auftrag gegeben, auf seine Frage nach einem Prominenten »Michael Jackson« zu sagen, was ich wieder vergessen hatte? Möglich. Wir hatten tausend Theorien, aber die Auflösung kannte nur Bob.

So war Bob gewissermaßen trotzdem bei unserem Abendessen mit dabei – vielleicht war es genau das, was er mit der Zauberei im Sinn gehabt hatte. Leider war uns damals, mit Anfang zwanzig und alle selbst knapp bei Kasse, nicht in den Sinn gekommen, zusammenzulegen und ihn einzuladen. Natürlich wünsche ich mir heute, wir hätten es getan, aber das lässt sich nun mal nicht mehr ändern.

Etwas anderes wird sich auch nicht ändern: Ich werde Bob nie vergessen! Hätte er uns nicht so zum Staunen gebracht, wäre dieser Abend sicher wie so viele andere mit im Strudel des Vergessens untergegangen. So aber werde ich vermutlich noch meinen Enkelkindern von Bob und seinem mirakulösen Zeitungsausschnitt erzählen.

Bob hatte Begeisterung bei uns ausgelöst und damit einen Moment voller Bedeutung geschaffen, einen Leuchtturm ins endlose Meer der Erinnerung gesetzt. Denn das passiert, wenn wir andere und uns selbst staunen machen: Etwas davon bleibt für unser ganzes Leben – und wird vielleicht sogar noch in Form von Geschichten an die nächsten Generationen weitergegeben.

Eine andere berührende Geschichte über die durchs Zaubern ausgelöste Kraft des Staunens habe ich kürzlich in einem Podcast gehört. Ein hoher Chef eines südamerikanischen TV-Senders hatte eines Tages keine Lust mehr auf seinen Job – und entschloss sich, stattdessen zaubern zu lernen. Als Erstes besorgte er sich das Buch Große Kartenschule von Roberto Giobbi, das ich auch kenne (und dir hiermit ausdrücklich ans Herz lege, falls du einfache, aber verblüffende Kartentricks lernen möchtest). Eines Tages saß er mit seinen Karten in einem Café und übte neue Tricks. Während er so versunken dort saß, kam eine alte Dame am Stock in Begleitung von zwei etwas jüngeren Frauen herein. Die drei setzten sich an einen Tisch ihm gegenüber und beobachteten interessiert, was er mit seinen Karten anstellte.

Schließlich hielt es die ältere Dame nicht mehr aus und fragte: »Sind Sie Zauberer?«

Er antwortete: »Nein, noch nicht. Ich übe noch.«

»Das sieht aber schon toll aus«, entgegnete sie. »Können Sie uns etwas vorführen?«

Er zögerte zunächst etwas, weil er nicht sicher war, ob er schon genug geübt hatte, doch schließlich zeigte er drei Tricks. Sie klappten, sehr zu seiner eigenen Freude – und zur Begeisterung seiner Zuschauerinnen.

Nach einer Weile verließen die drei Frauen das Lokal, doch eine der jüngeren kam kurz darauf wieder zurück und sagte: »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Das hier ist das Stammcafé meiner Mutter, aber einen Zauberer hat sie hier noch nie gesehen. Sie ist krank und wird bald sterben. Dank Ihrer Zauberei werden meine Schwester und ich Mama für immer mit dieser Begeisterung und dem Lachen in Erinnerung behalten, die Sie bei ihr ausgelöst haben. Danke!«

Was das Staunen beim Zaubern mit dem Staunen bei einer Hypnose zu tun hat

Falls du schon andere Bücher von mir gelesen hast, bei einer meiner Shows warst oder ein Seminar von mir besucht hast, weißt du, dass ich heute nicht mehr als Zauberkünstler auftrete, jedenfalls nicht offiziell.

Auf meinen Visitenkarten steht als Beruf »Wundermacher«, und ich arbeite vor allem als Hypnotiseur und Life-Coach. Trotzdem hat die Zauberkunst einen besonderen Platz in meinem Herzen und hat mir die Tür zu meinem Beruf – oder besser: meiner Berufung – geöffnet. Seit meinem Auftritt als Siebenjähriger wollte ich mich selbst und andere zum Staunen bringen, und da war die Hypnose, mit der ich wenige Jahre später in Berührung kam, eine logische Folge.

Heute weiß ich, dass ein Zaubertrick im Grunde nichts anderes tut als das, was eine Hypnose macht: Beides holt uns zu hundert Prozent ins Hier und Jetzt. Unsere Aufmerksamkeit ist wie mit einem Brennglas auf das, was da gerade vor uns oder auch mit uns geschieht, fokussiert. Alles andere wird ausgeblendet.

Beim Zaubern ist die Show das Zentrum der hyperfokussierten Aufmerksamkeit. Oder genauer gesagt: das, worauf der Zauberkünstler die Aufmerksamkeit lenkt, damit sein Trick gelingt. Bei einer Hypnose wird die völlige Aufmerksamkeit in der Regel auf einen einzelnen Gedanken gerichtet (wie das genau funktioniert, erfährst du später noch). Bei Showhypnosen früherer Zeiten war das oft irgendetwas Albernes, zum Beispiel ein Gedanke, der eine Person aus dem Publikum dazu brachte, sich mit einem Huhn zu identifizieren. Im Anschluss hüpfte der Hypnotisierte zum Amüsement des Publikums gackernd über die Bühne, bis der Hypnotiseur ihn erlöste.

Ich selbst würde das großartige Instrument der Hypnose niemals dafür missbrauchen, jemanden derart bloßzustellen. Stattdessen biete ich als Gedanken meist einen förderlichen Glaubenssatz an, der alte hinderliche Glaubenssätze ersetzen kann. Dieser Gedanke wird mindestens für die Dauer der Hypnose zur Realität und oft auch darüber hinaus, wie zum Beispiel bei einer Hypnose gegen Flugangst oder einer Nichtraucher-Hypnose. So können auch im Handumdrehen neue Gewohnheiten etabliert werden – was sonst oft nur durch konsequente, disziplinierte Wiederholung möglich ist und häufig genug nicht klappt. Der Grund dafür ist, dass durch den Hyperfokus eine Trance entsteht, dadurch stehen die Tore des Unterbewusstseins weit offen, und die Botschaft gelangt direkt dorthin, wo sie hinsoll, und kann unmittelbar Nutzen bringen.

Manchmal fällt durch die Kraft der Hypnose auch plötzlich ein Groschen, der lange geklemmt hat. Das ist einer Besucherin einer meiner Shows passiert. Sie hatte sich zusammen mit anderen freiwillig für eine Bühnenhypnose gemeldet. Was ich nicht wusste: Sie konnte ihren Arm schon seit Jahren wegen eines Unfalls nicht mehr richtig bewegen. Während der Hypnose schwebte aber der Arm aller, die am Experiment teilnahmen, an einem vorgestellten Ballon in die Höhe. Auch ihrer. Da es keinen Ballon gab, war dieses »Schweben« definitiv ein Resultat ihrer Willens- und ihrer Muskelkraft. Und plötzlich realisierte die Besucherin, dass sie sich jahrelang selbst hypnotisiert hatte: Sie hatte sich den Gedanken – oder auch: den Glaubenssatz – angewöhnt, der Arm funktioniere nicht. Darum hatte sie gar nicht mehr probiert, ihn zu benutzen. In Wirklichkeit war er aber längst wieder in Ordnung und einsatzbereit.

Spätestens seit diesem Tag habe ich den Verdacht, dass Jesus, der ja bekanntlich Lahme wieder gehen gemacht hat, vermutlich einfach ein geschickter Hypnotiseur war und eine so gute Show ablieferte, dass heute noch von ihm erzählt wird.

Wie bei Zauberkunststücken haben viele Menschen also auch bei einer Hypnose einen Wow-Moment: Einmal wegen der – ja – erstaunlichen Erfahrung währenddessen. Und einmal, weil diese Erfahrung etwas Wunderbares mit ihrem Leben macht. Für mich hat die Zauberkunst den Weg zur Hypnose geebnet, denn sie hat mich auf magische Weise berührt.

Zaubern verwandelt immer auch die Zaubernden

Falls du es auch mal mit dem Zaubern probieren möchtest, stehen dir wunderbare Transformationen bevor.

So kam eine große britische Studie kürzlich zu einem überraschenden Ergebnis.[4] Zwar neigen Angehörige kreativer Berufsgruppen häufiger als andere Menschen zu psychischen Problemen. Dabei gibt es allerdings eine große Ausnahme: die Zauberkünstlerinnen und -künstler. Deren Psyche ist nicht nur stabiler als die anderer Kreativer. Sie ist sogar weniger anfällig für Störungen als die der Durchschnittsbevölkerung. Das wundert mich überhaupt nicht. Alle Zauberkünstler, die ich kenne, sind außergewöhnlich ausgeglichene Menschen – und da schließe ich mich selbst ein, denn auch wenn ich nicht mehr offiziell damit auftrete, bleibt die Zauberkunst mein Startpunkt auf dem Weg in meine ganz eigene Welt, die ich immer noch täglich als eine Welt voller Wunder erlebe.

Zaubern hat meiner Erfahrung nach einen tiefgreifenden, regelrecht therapeutischen Effekt auf die Zaubernden selbst. Das gilt vor allem, wenn du das Ganze als Spiel betrachtest.

Spielen – Staunen – Erkennen – so lautet ein ganz wichtiger Dreiklang, der meiner Arbeit ebenso wie großen Transformationen in meinem Leben zugrunde liegt – und auf den wir später noch einmal zurückkommen werden. Spielen ist Ausprobieren ohne den Druck, dass etwas unbedingt gelingen muss. Das ist ein bisschen so, wie wenn du mit Bleistift Notizen machst oder eine Skizze anfertigst, statt einen Kugelschreiber zu benutzen: Du weißt, du kannst nachbessern und im Zweifel alles wieder wegradieren, und bist dadurch viel freier bei dem, was du zu Papier bringst.

Das Tolle ist: Wenn du nur lange genug spielst, wirst du unweigerlich immer besser. Das gilt für alle Tätigkeiten, aber beim Zaubern merkst du es recht schnell, denn die meisten Zaubertricks sind grundsätzlich für alle gut erlernbar. Das ist so ähnlich wie Autofahren: Anfangs kommt es dir ganz unmöglich vor, sich die vielen nötigen Handgriffe, Pedaltritte und Kontrollblicke zu merken, doch irgendwann fließt alles wie von selbst.

Beim spielerischen Zaubern geschehen mehrere wunderbare Dinge auf einmal mit dir. Übst du einen Trick immer wieder, bis du ihn wirklich beherrschst, trainierst du es, mit Spaß an etwas dranzubleiben. Eine fürs Leben ungemein nützliche Fähigkeit, wenn du Ziele gleich welcher Art erreichen möchtest.

Außerdem lernst du, dir plastisch einen gewünschten Ablauf zum Erreichen eines Ziels vorzustellen, du schulst dein Visualisierungsvermögen. Und du trainierst, strukturiert zu denken, denn wenn du die einzelnen Schritte nicht in der richtigen Reihenfolge ausführst, funktioniert dein Trick nicht. Beides ist im täglichen Leben ebenfalls sehr hilfreich, um Ziele zu erreichen und Wünsche zu verwirklichen.

Eines Tages bist du dann so weit, mit deinem Kunststück vor ein erstes Probepublikum aus Freunden und Familie zu treten. Erst nur im ganz privaten Rahmen aufzutreten, so wie ich es auch gemacht habe, empfehle ich dir übrigens ausdrücklich. Das ist ein hervorragender Weg, risikofrei immer besser zu werden.

Trotzdem verlässt du mit dem Auftritt deine Komfortzone – auch das ist ein Erfolg, den dir niemand mehr nehmen kann. Hier ist wieder das Schöne: Bei dem, was du nun aufführst, spielst du nur, es kann dir also gar nichts passieren. Geht etwas schief, ist gemeinsames Gelächter garantiert, und du musst fürs nächste Mal eben nur noch ein bisschen mehr üben, das ist alles.

Gelingt dein Trick aber (und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, wenn du geübt hast und du dich nicht gleich mit einer David-Copperfield-Performance überforderst und lebende Pferde herbei- und die Freiheitsstatue wegzaubern möchtest), bringst du zunächst einmal vor allem dich selbst zum Staunen: Ich kann das ja! Das klappt! Wow! Das ist nicht nur ein Wow-Erlebnis, sondern bereits deine erste Erkenntnis.

Dein Staunen wird dann durch das Staunen deines Publikums noch verstärkt – es entsteht sozusagen ein potenziertes Staunen. Das unvermeidliche Ergebnis davon ist: Du gewinnst Selbstvertrauen.

Gerade, wenn du eher ein unsicherer Mensch bist, kann dir Zaubern darum dabei helfen, selbstsicherer zu werden. Du lernst, vor anderen Menschen etwas zu präsentieren. Auch Schüchterne profitieren. Schüchterne Menschen müssen zwar nicht automatisch zugleich unsicher sein, aber ihnen ist es in der Regel ein Graus, im Mittelpunkt zu stehen. Der Vorteil bei einem Zaubertrick ist, dass die Blicke auf das gerichtet sind, was du tust – und nicht auf dein Gesicht. Du musst keinen komplexen Vortrag halten, bei dem alle an deinen Lippen kleben, sondern dir nur – wenn überhaupt – einen Minitext merken. So wächst du ganz langsam und in deinem Tempo in eine neue zusätzliche Fähigkeit hinein, die dir im Leben viele Türen öffnen kann. Denn wenn du einmal einen Zaubertrick performen kannst, ist der Schritt zu anderen Präsentationen nicht mehr weit. (Wir werden in Kapitel acht noch darauf zu sprechen kommen, wie Staunen auch fernab von Zaubertricks zwischenmenschliche Situationen zu unvergesslichen Erinnerungen transformiert.)

Jeder Koch fängt mit Rezepten anderer an. Doch wenn er die Grundfertigkeiten verinnerlicht hat, kann er damit beginnen, sich kreativ auszutoben. Wenn du Zaubern zu einem Hobby machst, wirst auch du irgendwann anfangen, den Tricks, die du kennst, eine persönliche Note zu geben, sie abzuwandeln oder dir vielleicht neue auszudenken. Auf diese Weise regt Zaubern auch die Kreativität an.

Als wäre das alles noch nicht genug, ermöglicht dir Zaubern außerdem, mühelos mit anderen in Kontakt zu treten. Nachdem du dein Zauberkunststück aufgeführt hast, werden andere Menschen ganz automatisch auf dich zukommen – das erlebe ich immer wieder, wenn mich zwischendurch mal die Zauberlust überkommen hat, wie neulich in einer Taverne im Urlaub in Griechenland. Zaubern bezaubert eben. Ein Gesprächsthema habt ihr obendrein direkt, und, auch nicht zu vergessen: Du bist auf jedem Fest ein gern gesehener Gast.

All das macht das spielerische Zaubern zur perfekten Übung, um über sich hinauszuwachsen, Mut zu sammeln und neue Wege zu beschreiten – und um mehr Staunen in die Welt zu bringen. Natürlich ist es auch eine ausgezeichnete Idee, Kinder zum Zaubern zu animieren, denn sie profitieren von all den Vorteilen vielleicht am meisten.