XXL-Leseprobe: Grémillon - In Zeiten von Liebe und Lüge - Hélène Grémillon - kostenlos E-Book

XXL-Leseprobe: Grémillon - In Zeiten von Liebe und Lüge E-Book

Hélène Grémillon

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Beschreibung

Werfen Sie einen ersten Blick in Hélène Grémillons neuen Roman "In Zeiten von Liebe und Lüge". Diese XXL-Leseprobe zu Hélène Grémillons neuem Roman "In Zeiten von Liebe und Lüge", enthält eine längere Passage des Buches und ein exklusives Interview mit dem Autor.

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Seitenzahl: 25

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Hélène Grémillon

In Zeiten von Liebe und Lüge

FIRST LOOK

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz

Atlantik

Leseprobe

Dieser Roman beruht auf einer wahren Geschichte. Er spielt in Buenos Aires, Argentinien. Wir sind im August 1987, es ist Winter. Die Jahreszeiten sind nicht überall gleich. Die Menschen schon.

Lisandra war mit geröteten, vom Weinen verquollenen Augen und vor Kummer taumelnd ins Zimmer gekommen, die einzigen Worte, die sie hervorbrachte, waren: »Er liebt mich nicht mehr«, sie wiederholte sie unablässig, als wäre ihr Gehirn stehengeblieben, als könnte ihr Mund nichts anderes mehr aussprechen, »Er liebt mich nicht mehr«, »Lisandra, ich liebe dich nicht mehr«, stieß sie plötzlich hervor, als kämen seine Worte aus ihrem Mund, so erfuhr ich ihren Namen und nutzte ihn, um sie aus ihrem Anfall zu reißen:

»Lisandra! Wer liebt Sie nicht mehr?«

Das war der erste Satz, den ich zu ihr gesagt habe; mit »Hören Sie auf zu weinen« oder »Erzählen Sie« wäre ich nicht zu ihr durchgedrungen. Sie hörte prompt auf, als habe sie mich erst in diesem Moment entdeckt, aber sie rührte sich nicht, verharrte mit vom Leid gebeugtem Rücken, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, die Hände zwischen die übergeschlagenen Beine geklemmt, doch weil mein Satz Wirkung gezeigt hatte, wagte ich, ihn leiser zu wiederholen, wobei ich ihr in die Augen schaute, ihre Augen, die mich jetzt wahrnahmen:

»Wer liebt Sie nicht mehr?«

Ich hatte befürchtet, dass diese Worte die umgekehrte Wirkung haben, sie wieder in ihren Tränenfluss stürzen würden, aber es kam anders, Lisandra nickte und flüsterte: »Ignacio. Ignacio liebt mich nicht mehr.« Sie hatte aufgehört zu weinen, sie entschuldigte sich nicht – normalerweise entschuldigen sich die Leute dafür, geweint zu haben, oder sogar noch während sie weinen, ein Rest von Stolz trotz des Kummers – aber sie hatte keinen Stolz oder hatte ihn verloren. Dann, etwas ruhiger, erzählte sie mir von ihm, von dem Mann, der sie nicht mehr liebte. So bin ich Lisandra begegnet, das war vor sieben Jahren.

Lisandra war schön, eigenartig schön, und das lag weder an der Farbe ihrer Augen noch an der ihrer Haare oder an ihrer Haut, es war eine kindliche Schönheit, obwohl ihre Figur sehr weiblich war, aber an ihrem Blick, ihren Bewegungen, ihrer schmerzverzerrten Mimik konnte ich ablesen, dass in dieser Frau das Kind noch nicht gestorben war, ich war verblüfft von ihrer Art zu lieben, über ihre Liebe zu diesem Mann hinaus, sie war eine Liebende, sie liebte die Liebe. Ich hörte ihr zu, der Mann, den sie so sehr liebte, erschien so wunderbar.

»Hören Sie auf, mir von ihm zu erzählen, Lisandra, erzählen Sie von sich!«