Yoga - Mit Kraft und Anmut leben - Barbra Noh - E-Book

Yoga - Mit Kraft und Anmut leben E-Book

Barbra Noh

4,9

Beschreibung

Überarbeitete Neuauflage des Yoga-Praxisbuch, in dem die bekannte Yogalehrerin Barbra Noh in die Prinzipien und die Lebensphilosophie des Anusara Yoga einführt. In klaren Schritt-für-Schritt-Anleitungen und mit tollen Fotos werden verschiedene Yogasequenzen zum Selbstüben dargestellt. Hilfreiche Tipps für Gesundheit und Wohlbefinden runden das Buch ab.

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BARBRA NOH

YOGA – MIT KRAFT UND ANMUT LEBEN

GRUNDLAGEN UND ÜBUNGSSEQUENZEN

Fotografie CHRISTIAN KRINNINGER

Copyright © 2015

Theseus in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld

ISBN Printausgabe 978-3-95883-392-0

ISBN E-Book 978-3-95883-393-7

Projektleitung & Lektorat: Susanne Klein, Hamburg, kleinebrise.net

Design: Sylvia Reichert-Bisaillon, endframe.com

Umschlaggestaltung: Morian & Bayer-Eynck, Coesfeld, mbedesign.de

Alle Fotos © Christian Krinninger, christiankrinninger.com

eBook Gesamtherstellung: Bookwire GmbH, Frankfurt a. M.

www.kamphausen.media

Erweiterte und aktualisierte Neuauflage 2019

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

Haftungsausschluss:

Die im Buch enthaltenen Übungen wurden von der Verfasserin und vom Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Weder die Autorin noch der Verlag übernehmen die Haftung für Schäden irgendeiner Art. Es handelt sich hierbei um Informationen, die nicht als Diagnose, Behandlung oder Ersatz für eine medizinische Betreuung gedacht sind. Bitte befragen Sie hierzu Ihren Arzt.

Dieses Buch ist all den Suchenden gewidmet, die danach streben,ihr Leben mit Mut und Kraft, in Anmut und in Schönheit zu leben.Mögen wir uns alle in unserem Körper, in unserem Herzen sowieauch geistig gut fühlen und die Reise genießen.

INHALT

VORWORT

TEIL EINS – ATTITUDE

YOGA ALS HALTUNG ZUM LEBEN

Aus dem Herzen leben

Kraft und Anmut

Bewusstheit und Transformation

Sankalpa – die Macht der Intention

Fokussiere deine Aufmerksamkeit, um deine Wirklichkeit zu erschaffen

Matrika-Shakti – die Kraft des gesprochenen Wortes

DAS ZIEL DES YOGA

Duhkha und Sukha

Nicht–Anhaften

Schleier und Hindernisse

Verhüllung und Offenbarung

Sat-Chit-Ananda

DIE WEISHEIT DES YOGA

Der Geist

Open to Grace – öffne dich für die Gnade

Staune über die Wunder der Existenz

Dharma

Die Malas: die Selbstwert-Thematik

SADHANA

Herausforderungen – kein Schlamm, kein Lotus!

Atem und Meditation

Das Leben als Yogi

TEIL ZWEI – ALIGNMENT

KÖRPER, GEIST UND HERZ IN HARMONIE BRINGEN

HATHA YOGA

ANUSARA® YOGA – DIE METHODE DER HALTUNG, DER AUSRICHTUNG UND DER HANDELNS

Attitude–Alignment–Action

DIE AUSRICHTUNGSPRINZIPIEN

Einheit und Vielfalt

Vom Allgemeinen zum Spezifischen

Die Universellen Ausrichtungsprinzipien des Anusara® Yoga

Weitere Aspekte der Methode

Die Sieben Loops

Anusara-Formeln

Der Optimale Blueprint: Tadasana in jeder Haltung

Anwendung der Prinzipien

DIE ASANAS

Standhaltungen

Nach unten schauender Hund und Übergangshaltungen

Handbalancen

Umkehrhaltungen

Core-Stabilität

Hüfte-, Oberschenkel- und Schulterdehnungen

Rückbeugen

Vorwärtsbeugen im Sitzen, Drehaltungen und Haltungen in Rückenlage 242

TEIL DREI – ACTION

DEINE TÄGLICHE PRAXIS

Praxissequenzen

DANKSAGUNG

VORWORT

Yoga gibt uns ein wirkungsvolles Werkzeug an die Hand, um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu fördern. In den letzten Jahren ist seine Popularität noch gewachsen – nie zuvor haben so viele Menschen Yoga praktiziert wie heute.

Ich habe dieses Buch geschrieben, um all die Übenden zu inspirieren und zu unterstützen, die Yoga vollständiger in ihr Leben integrieren möchten. Du findest darin Erklärungen, warum es sich so gut anfühlt, Yoga zu praktizieren, worin die positiven Wirkungen liegen und wie man die Praxis sicher gestaltet. Es ist als hilfreicher Begleiter gedacht, in dem du jederzeit stöbern kannst, um Anregungen zu finden, wie du an die Praxis und ans Leben herangehen kannst.

Yoga ist immer dann am relevantesten, wenn er uns hilft, mit den Herausforderungen des Menschseins umzugehen. Meine eigene Reise begann in einer Schule für traditionelles Yoga. Dort wurde eine einfache Abfolge von Asanas (Haltungen) und Atemtechniken unterrichtet. Mir wurde beigebracht, dass Yoga täglich praktiziert werden muss, um in den Genuss seiner Wirkungen zu kommen. Und genau das tat ich. Meine Motivation, täglich zu üben, war ziemlich einfach: Jedes Mal, wenn ich es tat, fühlte ich mich besser mit mir selbst und in Bezug auf mein Umfeld. Am Ende meiner allerersten Yogastunde im Jahr 1997 setzte ich mich nach Shavasana (der Tiefenentspannungshaltung) auf und fühlte etwas, das ich noch nie zuvor empfunden hatte: tiefe Zufriedenheit und Ruhe. Selbstzweifel, Ängstlichkeit und mein permanentes Gefühl von Unzulänglichkeit verblassten. Für einige wenige kostbare Momente fühlte es sich einfach wunderbar an, ich zu sein. Yoga veränderte mein Leben.

Es ist für mich nach wie vor zutiefst erfüllend und eine Ehre, so viele Schülerinnen und Schüler darin zu begleiten, über ihre selbstwahrgenommenen Begrenzungen hinauszugehen und Fortschritte mit ihrer körperlichen Yogapraxis zu machen. Aber noch wichtiger ist: Diese Praxis des Yoga hilft ihnen, eine glücklichere Beziehung zu ihrem Körper und zu sich selbst zu entwickeln.

Ich hoffe, dass dieses Buch dich inspirieren wird, auf deine Matte zu gehen, zu atmen und dich auf eine Art und Weise zu entspannen, dass du vollkommen du selbst sein kannst. Denn ich glaube, dass die Qualitäten, die wir auf der Matte kultivieren, und die Dinge, die wir dort erleben, wie von selbst integriert werden. Deinen Yoga auch jenseits der Matte zu leben wird mühelos, es wird zu einem freudvollen Ausdruck deines höchsten Potenzials für Gesundheit und Wohlbefinden.

Namaste,

Barbra

TEIL EINS

ATTITUDE

Yoga als Haltung zum Leben

YOGA ALS HALTUNG ZUM LEBEN

Yoga ist eine philosophische Sicht auf das Leben, die weitaus mehr zu bieten hat als lediglich eine Methode, um den Körper zu stärken und die Beweglichkeit zu erhöhen. Ein yogisches Leben zu führen bedeutet, Bewusstheit und Mut zu entwickeln, um das schönste Leben zu gestalten, das uns möglich ist.

Der traditionelle Yoga umfasst eine vielfältige Bandbreite an Lehren und Vorstellungen, die unsere Gesundheit, unser persönliches Wachstum und unsere spirituelle Entwicklung fördern sollen. Sie reichen von Reinigungsritualen über Chanten, Atemtechniken, Meditation und sogar bis hin zum Auf-dem-Kopf-Stehen. Die meisten Leute assoziieren Yoga mit Körperhaltungen (Asanas). Die Asanas sind jedoch nur ein kleiner Teil des breiten Spektrums an Techniken, die man als Yoga bezeichnet.

Nie zuvor in der langen Geschichte des Yoga haben so viele Menschen den körperlichen Yoga praktiziert wie heute. Was aber macht diese Praxis zu Yoga und unterscheidet sie von einer bloßen Form körperlichen Trainings mit ungewöhnlichen Positionen und vielen Dehnübungen?

Es ist die innere Haltung, mit der wir praktizieren, und die dahinterliegende Intention, warum wir üben, die unsere Praxis zu Yoga macht. Yoga ist eine Haltung gegenüber dem Leben. Mit Haltung ist eine Perspektive gemeint, die wir bewusst einnehmen, und die Philosophie hilft uns, dies mit größerem Unterscheidungsvermögen zu tun.

Eine Sichtweise auf Philosophie besteht darin, sie als Versuch zu betrachten, das eigentliche Wesen der Wirklichkeit zu verstehen und zu beschreiben. Die Philosophie des Yoga dient als Unterstützung, damit wir uns in der komplexen Erfahrung zurechtfinden, als Mensch in dieser Welt zu leben. Sie stellt Weisheit und praktische Methoden bereit, um souveräner und leichter zu leben.

Klassischerweise wird Yoga als der Zustand beschrieben, in dem der Geist zur Ruhe kommt. Frei von Gedanken und Identifikation mit der materiellen Welt verschmilzt das Individuum mit dem Höheren Bewusstsein und wird eins mit ihm. Allerdings fühlen sich nicht viele Menschen aufgrund dieses Ziels vom Yoga angezogen. Was also bietet Yoga uns für unser tägliches Leben?

Das Wort Yoga wird oft im Sinne von „Vereinigung“ verstanden, was impliziert, dass zwei oder mehr Dinge zueinanderkommen. Dies wiederum bedeutet, sich zu verbinden und somit Beziehungen einzugehen: deine Beziehung zu dir selbst, zur Welt, zur schöpferischen Energie hinter der Existenz – zu der mysteriösen Kraft, die das Leben selbst antreibt.

Beim Yoga geht es darum, Bewusstheit in alles zu bringen. Durch Bewusstheit erlangen wir Einsichten, und unser Bewusstsein sowie unsere Fähigkeit, uns auf die Wirklichkeit einzulassen, werden gesteigert. Yoga unterstützt uns in unserem Bestreben, in einer guten Beziehung zum Leben zu stehen.

Am stärksten wird diese Beziehung durch unsere innere Haltung beeinflusst. Sie formt unsere Beziehung zu uns selbst und zur Welt und die Art, wie wir beide erfahren. Philosophische Konzepte helfen uns, unsere Perspektive zu verfeinern und eine lebensbejahende Einstellung zu wählen.

Alle Yogastile, die vorrangig Asana-Praxis enthalten, sind Formen des Hatha Yoga. Hatha Yoga kombiniert Asana, Meditation und Atemtechniken mit dem Gedanken, Verantwortung für unsere Haltung zu übernehmen und dafür, wie wir unser Handeln in der Welt mit dieser Haltung in Einklang bringen. Hatha Yoga macht voll und ganz Gebrauch von unserer Verkörperung als Pfad zur spirituellen Entwicklung. In einfacheren Worten: Er stellt eine Methode bereit, den Körper als Tor zur Entfaltung unseres menschlichen Potenzials zu nutzen. Der Schlüssel zu diesem Tor ist Attitude, die innere Haltung.

Es folgen einige Gedanken und Hinweise auf philosophische Konzepte, die ich für mein Leben als bereichernd empfunden habe. Die Sichtweise, die sie ermöglichen, hat mein Leben verändert und mich in gewisser Weise auch als Person verändert. Indem ich durch die Linse dieser Konzepte geschaut habe, konnte ich zu mehr Verständnis, mehr Akzeptanz und mehr Frieden finden. Ich versuche nicht, die Gesamtheit der yogischen Lehren abzudecken, die diese weitreichende Denkrichtung ausmacht. Stattdessen stelle ich meine persönlichen „Greatest Hits of Yoga“ vor.

Aus dem Herzen leben

Einer meiner liebsten Zugänge zum Yoga ist, ihn als die Praxis zu betrachten, um die Herzensqualitäten und die Haltung zu kultivieren, die uns helfen, das Leben für uns zu kreieren, das wir wirklich wollen. Aus dem Herzen heraus zu leben bedeutet, sich für eine innere Haltung zu entscheiden, die mich mit der höchsten Vision für mein Leben in Einklang bringt.

Möchtest du mit mehr Mut, mehr Mitgefühl, mehr Geduld, mehr Freude leben? Vielleicht mit ein bisschen mehr Vertrauen, Beständigkeit, Feingefühl oder Großzügigkeit? Mehr von diesen Eigeschaften in dein Leben zu bringen ist mein Verständnis von „aus dem Herzen heraus leben“.

Wie Samen im Erdboden existieren all diese Qualitäten bereits in dir, einige spürbarer als andere. Yoga stellt einen Weg zur Verfügung, sie zum Vorschein zu bringen und ihnen zu helfen, zu wachsen und zu gedeihen.

Kultiviere diese Eigenschaften, indem du sie als einen wichtigen Aspekt deiner Yogapraxis integrierst. Auf der Yogamatte kannst du Dinge wie Geduld, Mut, Beständigkeit und Mitgefühl üben. Es sind gerade unsere grundlegend menschlichen Eigenschaften, unsere Herzensqualitäten, durch die wir die Philosophie verkörpern und sie zum Leben erwecken.

Kraft und Anmut

Das Leben ist geprägt von Höhen und Tiefen, von Schwierigkeiten und Freude. Kraft und Anmut sind zwei Qualitäten, die uns helfen, diese Wellen mit mehr Gelassenheit zu reiten. Sie sind die maßgeblichen Qualitäten, auf die ich immer wieder zurückgreife, während ich anstrebe, glücklich und sinnvoll zu leben.

Jeder und jede hat quasi permanent mit irgendetwas zu tun, was er oder sie als herausfordernd oder belastend empfindet. Es gibt Zeiten, in denen wir mit Problemen, Schmerz oder Verlust konfrontiert sind, die uns geradezu überwältigen. Vielleicht finden wir uns in einer Situation wieder, die so schwierig ist, dass es – egal in welche Richtung wir schauen – keinen passablen Ausweg zu geben scheint. In diesen Zeiten müssen wir uns Zugang zu unseren „Superkräften“ verschaffen, jenen Kräften, die uns helfen, unseren allergrößten Herausforderungen zu begegnen.

Kraft gehört zu unserer „Superpower“ und kann die Form von Disziplin, von Fokussierung, von Hingabe oder von Ausdauer annehmen. Superkräfte wie etwa Geduld, Großzügigkeit, Kreativität, Mitgefühl oder Vergebung stellen sicher, dass unsere Bemühungen und unsere Entschlossenheit uns nicht hart machen. Sie bringen die Kraft mit der Schönheit der Anmut ins Gleichgewicht.

Yoga ist eine Ressource, um unsere innere Stärke zu wecken und in unsere persönliche Kraft zu kommen, während wir offen und empfänglich bleiben.

Hier zwei Beispiele für einfache, aber dennoch tiefgreifende Yogatechniken, mit denen wir unsere Resilienz und Bewusstheit kultivieren:

•Verbinde den Atem mit jeder Bewegung und lasse zu, dass der Atem die Führung übernimmt und die Bewegung ihm folgt. Deine Bewegung so weich und anmutig wie möglich auszuführen erhöht das Körperbewusstsein und die Empfindsamkeit und beruhigt den Geist. Sich auf den Atem zu fokussieren verbindet den Geist mit dem Körper. Wenn wir weniger mit ablenkenden Gedanken beschäftigt sind, werden wir intuitiver und empfänglicher.

•Halte die Positionen, während du bewusst atmest und Körperempfindungen wahrnimmst, ohne auf sie zu reagieren. In einem Asana zu bleiben erfordert unsere volle Konzentration und körperlich den vollständigen Einsatz unserer Muskeln, um die Position auszubalancieren und zu halten. Dabei tief und gleichmäßig zu atmen trainiert das Nervensystem auf wirksame Weise dafür, in den „Entspannungsmodus“ umzuschalten. Das Gehirn lernt, unter stressigen Umständen ruhig und fokussiert zu bleiben. Wir entwickeln mentale und emotionale Widerstandsfähigkeit

Schon diese beiden Techniken entwickeln in uns Kraft und Gleichmut; die Fähigkeit, inmitten von Drama und Chaos ruhig und stabil zu bleiben. Durch eine regelmäßige Yogapraxis kultivieren wir die Qualitäten und Fähigkeiten, die uns ermöglichen, die Sturmwellen besser auszuhalten und sie selbst in den turbulentesten Zeiten mit Anmut zu reiten.

Bewusstheit und Transformation

Yoga ist in seiner Essenz ein System zur Transformation. Für mich ist die Annahme völlig einleuchtend, dass unser Bewusstsein sich stets ausdehnen möchte und es somit Teil unserer innewohnenden Natur ist, uns nach Wachstum und Veränderung zu sehnen. Niemand hofft darauf, dass die eigene Entwicklung aufhört. Dennoch können wir nichts transformieren, dessen wir uns nicht bewusst sind.

Ich fand es schon immer wirklich unglaublich, wie sehr sich Dinge verändern können, indem man sie sich einfach nur anschaut. Bewusstheit in irgendeinen Aspekt unseres Lebens zu bringen kann machtvolle Transformationsprozesse anstoßen.

Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas lenken, bringen wir es ans Licht. Da es nun nicht länger verborgen ist, können wir klarer und geschickter darauf eingehen. Unsere Fähigkeit, uns Dinge anzuschauen und sie zu beobachten, wächst. Wir werden besser darin, unsere Aufmerksamkeit auf ein Objekt unserer Wahl zu richten. Wenn wir weniger reaktiv und stattdessen kontemplativer werden, sind wir in der Lage, uns das Drama anzusehen, ohne uns hineinziehen zu lassen. Oft steigert allein der Akt, unsere Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken, unsere Wertschätzung dafür.

Yogische Praktiken wie Asana, Pranayama (Techniken, die mit der Atmung arbeiten) und Meditation entwickeln allesamt unsere Fähigkeit, Bewusstheit in den gegenwärtigen Moment, in unsere Handlungen und Gedanken zu bringen, während wir die Emotionen und Empfindungen zur Kenntnis nehmen, die dabei aufkommen.

Sankalpa – die Macht der Intention

Intention ist eine Verfeinerung unserer inneren Haltung. Alles, was wir tun, beginnt als Gedanke oder Gefühl. Hinter jeder unserer Handlungen steht eine Absicht.

Das Sanskritwort Sankalpa bezeichnet ein Konzept oder eine Vorstellung, die im Herzen oder im Geist geformt wird, einen Schwur, eine definitive Absicht, die Entschlossenheit zur Umsetzung, einen Willensakt. Ich betrachte Sankalpa als ein Versprechen mir selbst gegenüber, nicht zu vergessen, was mir am wichtigsten ist.

Sankalpa ist der Ausgangspunkt, von dem aus sich unsere Handlungen und unser Leben entfalten. Die Klarheit deines Sankalpa entscheidet darüber, wie stark deine Worte und Handlungen das widerspiegeln, was du wirklich wertschätzt. Indem du deinen Sankalpa definierst und verstehst, was dich antreibt, werden deine Gedanken und Handlungen sich auf natürliche Weise an deinen höchsten Intentionen ausrichten und dich wirksamer darin führen, zu erfüllen, was du dir wünschst.

Definiere deinen Sankalpa

Nimm dir 10 bis 15 Minuten, um ganz frei über deinen Sankalpa zu schreiben, indem du die höchste Vision formulierst, die du für dich selbst und dein Leben hast. Alles ist erlaubt, halte nichts zurück. Was ist momentan dein Sankalpa für dein Leben? Was ist dein Sankalpa für heute? Dann schließe die Augen und visualisiere einen Aspekt von dem, was du aufgeschrieben hast. Stärke diese Vision innerlich, indem du für einige Minuten bei ihr verweilst und bei dem Gefühl, das dein Sankalpa hervorruft.

Fokussiere deine Aufmerksamkeit, um deine Wirklichkeit zu erschaffen

Ich kenne Menschen, die nach Indien gereist sind und alles, was ihnen dort begegnet ist, als interessant, inspirierend und bereichernd empfunden haben. Ich kenne aber auch Menschen, die dieselben Orte besucht haben und bei ihrer Rückkehr erzählten, dass sie alles dort gehasst haben und niemals wieder dorthin möchten. Der Unterschied liegt in der inneren Haltung und darin, worauf sich diese Menschen jeweils fokussiert haben. Auch Fokus ist eine Verfeinerung unserer Haltung.

Wann immer du feststellst, dass du mit der Wirklichkeit unzufrieden bist, frage dich: „Was habe ich als meinen Fokus gewählt?“ Worauf wir uns fokussieren und der Wert, den wir diesem beimessen, formt unsere Realität.

Unser Gehirn filtert eingehende Informationen auf der Grundlage unserer Entscheidungen und der Dinge, die uns wichtig sind. Folglich nehmen wir bestimmte Dinge eher wahr als andere. Demnach kann unsere Aufmerksamkeit so ausgerichtet werden, dass sie einige Dinge stärker in den Fokus nimmt als andere.

Ist es dir schon einmal so ergangen, dass dir jemand eine bestimmte Art von Pflanze gezeigt hat, und du diese Pflanze von da an plötzlich überall gesehen hast? Diese Pflanzenart war schon immer da, aber du hast sie nicht wahrgenommen, bis sie eine Bedeutung für dich erhalten hat. Wir sehen nur, worauf wir uns fokussieren. Ähnlich sieht jemand, der einen Partner sucht, sich aber auf den Gedanken fokussiert „Ich treffe sowieso immer nur Frauen/Männer, die bindungsunfähig sind“, stets nur die Beziehungsphobiker – ja, scheint diese geradezu anzuziehen – und scheitert daran, Menschen wahrzunehmen, die ebenfalls nach einer langfristigen Beziehung suchen.

Eine yogische Lehre, die diese Auffassung ausdrückt, kommt in den Yoga-Sutras des Patanjali, Kapitel 4, Vers 15, vor:

vastu-samye chitta-bhedat tayor vibhaktah panthah „Jede Person nimmt das gleiche Objekt in einer anderen Weise wahr, je nach ihrem eigenen Geisteszustand und ihren Projektionen. Alles ist von sich aus leer und erscheint dementsprechend so, wie man es sieht.“

Was wir als Fokus wählen, hat starken Einfluss darauf, wie wir die Wirklichkeit wahrnehmen. Wenn wir uns dafür entscheiden, den Fokus auf all das zu legen, was wir in der Welt für falsch halten, dann ist dies alles, was wir sehen. Wenn wir uns auf all das fokussieren, was wir an uns selbst als falsch betrachten, werden wir uns elend fühlen, und unsere mutmaßliche Schwäche wird unglaubliche Ausmaße annehmen.

Der erste Schritt, unsere Wirklichkeit zu gestalten, besteht darin, uns darüber bewusst zu sein, dass wir die Dinge selektiv wahrnehmen und dass wir dem, was wir sehen, einen Wert (oder Mangel an Wert) beimessen. Der nächste Schritt ist, dass wir uns bewusst dafür entscheiden, unsere Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die wir wertschätzen, was unser System darauf einstimmen wird, mehr davon zu sehen und anzuziehen.

Meditation ist eben diese Praxis, die unsere Fähigkeit entwickelt, zu wählen, worauf wir den Fokus legen. Statt den Geist wahllos umherwandern zu lassen, sind wir uns unserer Gedanken bewusst und entscheiden uns dafür, uns auf diejenigen Themen und Vorstellungen zu fokussieren, die uns dienlich sind. Meditation ist die Praxis der Aufmerksamkeit.

„Du erschaffst deine Gedanken, deine Gedanken erschaffen deine Absichten, und deine Absichten erschaffen deine Realität“ Wayne Dyer

Matrika-Shakti – die Kraft des gesprochenen Wortes

Wenn unsere Gedanken laut ausgesprochen werden, wird ihre Schwingung stärker. Worte sind machtvoll und ein direkter Ausdruck unserer Gedanken und unserer Einstellung. Unsere Wortwahl zu verfeinern ist ein Weg, unsere innere Haltung zu verfeinern.

Hier ist eine Übung, um im Alltag eine lebensbejahende Haltung zu kultivieren:

Nimm dir einige Tage lang etwas Zeit, deine Gedanken und Worte zu beobachten. Welche Art von Schwingung erzeugst du? Auf welche Version der Wirklichkeit fokussierst du dich mittels deiner Worte?

Sagst du: „Ich hoffe, dass mich mein Freund niemals verlassen wird“ oder: „Ich freue mich auf viele erfüllende gemeinsame Jahre?“ − „Nie bekomme ich die Bezahlung, die ich verdient hätte“ oder: „Meine Leistungen sind einen besseren Lohn wert“?

Übe, einige Tage nur in der positiven Form zu reden. „Entgifte“ deine Sprache, indem du Klagen und negative Bemerkungen unterlässt. Fokussiere dich mehr auf das, was du willst, und weniger auf das, was du nicht willst. Kommentiere laut die Dinge, die angenehm und erfreulich sind, mit Worten, die Dankbarkeit und Anerkennung vermitteln. Nimm wahr, wie sich dein Leben anfühlt und was du anziehst, wenn du dir der Kraft deiner Worte derart bewusst bist.

DAS ZIEL DES YOGA

Es ist populär geworden, Yoga als Weg zu Frieden, Liebe und Glück zu beschreiben. Die alten Yogis waren jedoch nicht so sehr mit Glück beschäftigt. Sie befassten sich vielmehr damit, die Hindernisse zu beseitigen, die Glück verhindern. Das traditionelle Ziel des Yoga war Erleuchtung, die als die endgültige und vollkommene Beendigung des Schmerzes und der Leiden betrachtet wurde.

Später entwickelte sich die Vorstellung, dass Glück die Essenz unseres Wesens sei, es jedoch Dinge gebe, die uns daran hindern, diesen glückseligen Teil unserer Natur zu erkennen.

Für Menschen, die auf irgendeine Weise Unzufriedenheit in ihrem Leben erfahren oder die große Tragödien erlebt haben, kann es schwierig sein, sich auf die Vorstellung einzulassen, dass Glück die fundamentale Essenz im Kern unseres Seins ist. Woher wissen wir, dass unser wahres Wesen darin besteht, glücklich zu sein?

Wann immer wir uns unglücklich fühlen, sind wir bestrebt, in einem Zustand des Glücklichseins zurückzufinden. Zu keiner Zeit denken wir: „Oh, gut. Ich bin so froh, mich wieder in diesem Zustand des Elends zu befinden. Das fühlt sich für mich richtig an.“ Genauso überlegt sich auch niemand, wenn er morgens aufsteht: „Was könnte ich tun, um meinen Schmerz und mein Leid zu vergrößern?“ Alles, was wir tun, und unsere sämtlichen Entscheidungen sind davon motiviert, dass unserer Meinung nach Leid verringert und Glück vermehrt wird.

Tantra ist eine Bewegung, die viele früher entstandene philosophische Schulen sowie auch den Buddhismus beeinflusst hat. Somit deckt dieser Begriff ein weites Feld ab, zu dem zahlreiche Strömungen gehören. Ein grundlegender Aspekt des Tantra liegt jedoch in dem Ziel, sich darüber bewusst zu werden, dass alles eins ist. Erleuchtung ist der Zustand, in dem man keine Trennung mehr wahrnimmt.

Eine Strategie, dies zu erreichen, ist, sich vollkommen auf die physische Wirklichkeit einzulassen. Nach dem tantrischen Verständnis entscheidet sich das Bewusstsein aus seiner eigenen Freiheit heraus, sich selbst in Form der physischen Welt auszudrücken. Die eine, alles durchwirkende, schöpferische Energie manifestiert sich in der Vielfalt, einfach um sich selbst in Myriaden von Formen zu erfahren. Alles ist Bewusstsein, und deshalb ist alles heilig und hat seinen Wert. In dieser Methode liegt der Fokus darauf, das Leben zu umarmen. Freiheit vom Leiden wird erreicht, indem man sich mit der Realität in Einklang bringt und in Harmonie mit dem befindet, was ist.

Hatha Yoga hat seine Wurzeln im Tantra. Die Tantriker nutzten den Körper als Werkzeug, um auf die Erleuchtung hinzuarbeiten. In einem hochentwickelten Bewusstseinszustand gibt es kein Leiden. Der oder die Erleuchtete nimmt alles als Bewusstsein wahr, alles als eins.

Im Widerstand gegen die Realität zu sein verursacht Schmerz und Leid. Wenn unsere Beziehung zur Wirklichkeit harmonisch ist, erfahren wir das Leben als einen mühelosen Fluss.

Wie ein Yogi zu leben bedeutet, die Verantwortung für dein Glück zu übernehmen.

Duhkha und Sukha

Duhkha ist ein Sanskritwort und wird üblicherweise mit „Schmerz“ und „Leiden“ übersetzt. Das Konzept dahinter besagt, dass Leiden entsteht, wenn wir nicht in Einklang mit der Realität sind.

Kha bedeutet „Raum” und bezieht sich auf die zentrale Achse eines Rads. Das Präfix duh bedeutet „schlecht“. Wenn die Achse und das Rad nicht zusammenpassen, kommt es zu Reibungen, und das Rad dreht sich nicht gleichmäßig. Duhkha beschreibt den Zustand, wenn zwei Dinge nicht richtig aufeinander eingestellt sind. Wenn unsere Vorstellungen davon, wie die Dinge sein sollten, nicht damit übereinstimmen, wie die Dinge sind, dann wird das irgendeine Form von Leid zur Folge haben.

Das Präfix su bedeutet „gut“. Sukha beschreibt einen Zustand von Leichtigkeit, Freude und Beschwingtheit. Die Dinge fließen mühelos, ohne Anstrengung, und das Leben fühlt sich gut an. Unsere Vorstellungen und Erwartungen sind in Harmonie mit der Wirklichkeit.

Ich kann mit den Konzepten von Duhkha und Sukha sehr viel anfangen. Es gab eine lange Phase in meinem Leben, in der ich mich traurig und deprimiert gefühlt habe. Zutiefst unzufrieden, musste ich in mich gehen und einen sorgfältigen Blick auf all die Dinge werfen, über die ich unglücklich war. Was ich entdeckte, war, dass ich mich nicht in Einklang mit meiner Lebenswirklichkeit befand.

Meine Vorstellungen davon, wie mein Leben sein sollte, und mein tatsächliches Leben wichen stark voneinander ab. Es war Zeit, eine neue Beziehung zu den Dingen zu finden, mit denen ich kämpfte. Bei manchen Dingen schraubte ich meine sehr hohen Erwartungen herunter und entwickelte mehr Akzeptanz. Bei anderen Dingen überdachte ich, ob sie eigentlich wirklich so schlecht waren. Vielleicht spiegelten sie nicht das wider, was ich für das Beste hielt, aber als ich sie mir neu anschaute, stellte ich fest, dass sie im Grunde sehr wertvoll waren.

Statt dass ich mich blockiert fühlte, begannen sich die Räder nun reibungsloser zu drehen, und ich wurde zufriedener. Die äußeren Umstände blieben dabei unverändert. Das Einzige, was ich änderte, war meine Haltung dazu – ich veränderte meine Beziehung zu meinen Lebensumständen. Dies ist der Zustand von Sukha. Statt im Widerstand zu meinem Leben zu sein, stets mit dem beschäftigt, was es nicht war, entschied ich mich dafür, es zu umarmen und harmonischer mit dem zu arbeiten, was ich hatte.

Das nächste Mal, wenn du über irgendetwas unglücklich bist, nimm dir ein bisschen Zeit zur Selbstreflexion. Stell dir selbst Fragen wie:

Wie kann ich mit dieser Situation in Harmonie gelangen?

Welche Perspektive auf diese Angelegenheit wird mir weniger Leiden und mehr Freude bringen?

Wie kann ich meine Beziehung zu denjenigen Dingen, die ich nicht beeinflussen kann, positiv verändern?

Nicht-Anhaften

Nicht-Anhaften ist eine Lehre, die ich als sehr hilfreich empfinde. Die Annahme dahinter ist, dass es unsere Anhaftung an Dinge ist, die uns Schmerz, Angst, Sorgen und sogar Wut beschert. Diese Anhaftung kann sich auf materielle Objekte richten, auf Beziehungen, auf Menschen, auf Meinungen und Vorstellungen, auf die Vergangenheit oder auf den Ausgang von Situationen (also auf die Zukunft!).

Es kann jede Menge Stress bedeuten, wenn wir hoffen, dass die Dinge sich so entwickeln, wie wir es uns wünschen, und Angst haben, dass sie nicht so sein werden. Je mehr wir an etwas anhaften, desto größer unsere Angst, es zu verlieren.

Nicht-Anhaften schenkt uns Freiheit. Unser Glück hängt nicht länger davon ab, dass die Dinge in einer bestimmten Weise sein müssen. Ich habe festgestellt, dass es die leichtere Variante ist, Nicht-Anhaften mit materiellen Dingen zu üben. Beziehungen und der Verlauf wichtiger Situationen sind da eher für Fortgeschrittene.

Nimm wahr, wenn es dir Stress bereitet, eine Sache zu bekommen oder in deinem Besitz zu behalten. Wie wichtig ist diese Sache für dein Glück wirklich? Vielleicht schenkt sie dir eine gewisse Freude oder Bequemlichkeit, aber könntest du nicht auch ohne sie überleben? Ziehe in Betracht, beides zu tun: die Freude oder Annehmlichkeiten zu schätzen, die sie dir gibt, und zugleich zu erkennen, dass sie nicht unverzichtbar für dein Überleben oder dein Glück ist.

Vielleicht hoffst du auf eine bestimmte Entwicklung, z.B. einen neuen Job oder jemandes Zustimmung für dein Business-Projekt zu bekommen. Die Angst, nicht zu erreichen, was wir wollen, kann überwältigend werden und die Enttäuschung sehr schmerzhaft. Dies ist ein guter Moment, die Vorstellung loszulassen, dass das von dir bevorzugte Resultat der einzige Weg ist, glücklich zu sein. Bedenke die Alternativen und sogar das „Worst-Case-Szenario“ und vertraue darauf, dass du sogar damit umgehen kannst.

Menschen und Beziehungen könnte man als das „fortgeschrittene Feld“ des Nicht-Anhaftens betrachten. Nichts bleibt für immer. Alles hat einen Anfang und ein Ende. Menschen verändern sich, ziehen weiter, und letztendlich sterben wir alle. So schwierig es auch sein mag – die Unbeständigkeit des Lebens zu akzeptieren hilft uns dabei, loszulassen und zu neuen Situationen überzugehen. Sich hinzugeben bringt das Potenzial zu tiefer Transformation mit sich.

Unsere Fähigkeit, Dinge loszulassen, kann durch eine rationale Perspektive gefördert werden („Ich brauche das nicht unbedingt zum Überleben.“, „Es ist die Natur unserer Existenz, dass Dinge sich verändern“), aber es erfordert auch eine Bereitschaft, uns dem zu unterwerfen, wie sich das Leben entfalten will.

Nicht-Anhaften darf nicht mit Apathie verwechselt werden. Es bedeutet nicht, dass uns das Objekt, die Person oder das Resultat egal sind. Es heißt lediglich, dass unser Wohlbefinden nicht mehr so sehr von dem Objekt, dem Menschen oder dem Resultat abhängt. Wir sind dann offen für andere Möglichkeiten und akzeptieren den Wandel. Wir halten weniger krampfhaft an unseren Hoffnungen, Wünschen und Erwartungen fest.

Nicht-Anhaften kann dir die folgenden Geschenke bringen:

Erwartungen beherrschen nicht länger dein Leben.

Deine Emotionen werden nicht dazu führen, dass du jegliche Perspektive verlierst.

Du wirst dich weniger davon gequält fühlen, wie die Dinge verlaufen.

Weniger verhaftet und nicht mehr so fixiert auf eine Sache, wirst du den Wert von etwas anderem erkennen können.

Du wirst keine Energie darauf verschwenden, dem Leben hinterherzujagen und Situationen kontrollieren zu wollen.

Du wirst frei von obsessiven Gedanken und Sorgen sein.

Du wirst weniger hadern und dich mehr im Frieden fühlen.

Das nächste Mal, wenn du bemerkst, dass du dich an etwas klammerst und daran festhalten willst, nimm einen tiefen Atemzug und dann atme aus und lasse los. Gib das Kämpfen auf und lasse die Dinge so sein, wie sie sind, sodass du ein bisschen mehr Freiheit und innere Ruhe erfahren kannst.

Schleier und Hindernisse

In der Tradition des yogischen Denkens gibt es die wiederkehrende Thematik von Schleiern, Hindernissen und Verhüllungen. Darin spiegelt sich etwas wider, das ich immer sehr deutlich gespürt habe: Es gibt etwas zu entdecken, etwas zu offenbaren, etwas, das herausgefunden werden möchte! Yoga ist ein Pfad zur Erleuchtung – zu einer vollständigeren Kenntnis unserer selbst und einem tieferen Verstehen des Lebens.

Im Anschluss findest du einige Beispiele für yogische Konzepte, die Schleier und Hindernisse beschreiben – jene Dinge, die uns daran hindern, „erleuchtet“ zu sein.

Maya ist der Schleier der Illusion, der uns dazu verleitet, uns übermäßig mit der materiellen Wirklichkeit zu identifizieren. Indem wir uns in der Unbeständigkeit der Welt verlieren, gelingt es uns nicht, das unveränderliche Bewusstsein dahinter zu erkennen. Maya ist auch der Begriff für die sich in viele Formen ausdifferenzierende Kraft des Universums, die das Bewusstsein verdeckt oder begrenzt.

Kanchukas sind die fünf Verhüllungen innerhalb der Maya, die das Höchste Bewusstsein einschränken. Wir erleben sie als begrenzte Fähigkeit, begrenztes Wissen, begrenzte Fülle (ein Gefühl des Mangels), begrenzten Raum und begrenzte Zeit.

Koshas sind die fünf Hüllen oder Schichten, die unsere Verkörperung bilden und die Glückseligkeit, die unsere Essenz ist, „ummanteln“. Die grobstofflichste dieser Hüllen ist Annamaya-Kosha, der physische Körper. Von da an wird jede weitere Hülle immer feinstofflicher: Pranamaya-Kosha (Atem- oder Energiehülle), Manomaya-Kosha (Mentalhülle), Vijnanamaya-Kosha (Weisheitshülle) und die subtilste Schicht, Anandamaya-Kosha (Glückseligkeitshülle). Als Konzept beschreiben die Koshas die Verbundenheit all dieser Hüllen. Die „äußere Schicht“, der physische Körper, ist für uns die sichtbarste und erreichbarste Hülle. Mit ihr beginnend können wir darauf hinarbeiten, auch die subtileren Aspekte unserer selbst zu erfahren, einschließlich der „Glückseligkeitshülle“ im Kern unseres Daseins.

Kleshas sind die fünf Filter, durch die wir die Welt wahrnehmen. Sie begrenzen unsere Wahrnehmung auf eine sehr subjektive Version der Realität. Avidya (Unwissen, Täuschung) ist der primäre Klesha, aus dem die anderen vier entspringen. Der klassische Yoga fokussiert sich darauf, diese Beeinträchtigungen zu entfernen, die unsere Sicht vernebeln und uns daran hindern, klar zu sehen.

Malas sind limitierende Gedanken über uns selbst, die uns davon abhalten, uns wertvoll, fähig und mit anderen verbunden zu fühlen.

„Erleuchtung“ ist der Zustand, unverschleiert zu sein und in der Wahrnehmung unserer selbst und der Wirklichkeit nicht länger eingeschränkt zu werden. Die Konzepte, die die Hüllen, Schichten, Hindernisse und Schleier beschreiben, zeigen, dass es mehr im Leben gibt als das, was an der Oberfläche sichtbar ist. Sie stellen einen intellektuellen Weg dar, mehr über uns selbst und über das Dasein herauszufinden.

Verhüllung und Offenbarung

Wenn der Kern unseres Seins, unsere Essenz selbst, Ananda (glückselige Wonne) ist, warum kann dann nicht alles einfach und freudvoll sein? Weshalb müssen wir Duhkha und Schwierigkeiten erfahren? Haben all die Herausforderungen und Einschränkungen, die uns daran hindern, uns glücklich und frei zu fühlen, irgendeinen Sinn? Das Konzept von „Verhüllung und Offenbarung“ ist die beste Antwort, die ich kenne, auf diese Fragen.

Wenn wir jemandem ein Geschenk überreichen, was tun wir da vorher, um das Vergnügen des Beschenkten, dieses Geschenk zu erhalten, zu erhöhen? Wir packen es ein. Im Grunde bedecken und verstecken wir es. Wenn die Sonne 24 Stunden am Tag schiene, und das jeden Tag im Jahr, würden wir nicht aufwachen und uns über den Sonnenschein freuen. Es sind die Wolken, die diese Freude ermöglichen. Die Freude der Enthüllung wird durch Verhüllung erst möglich.

Ich vergleiche das Leben gern mit einem Fußballspiel. Was macht ein Fußballspiel so aufregend, dass Millionen von Menschen in ekstatische Freude ausbrechen, wenn der Ball ins Tor geht? Die Intensität der Freude ist direkt proportional dazu, wie schwer es war, das Tor zu erzielen. Wenn es keinen Torwart (Hindernis), keine Regeln (Einschränkungen) und keine Verletzungen (Schwierigkeiten) gäbe und jede Mannschaft fortwährend und problemlos Tore schießen könnte, wer würde dann aufspringen und vor Freude schreien? Die Spieler müssten nicht besonders geschickt sein, und das Spiel wäre langweilig. Das Leben wäre langweilig!

Es gibt eine bestimmte Art von Freude, die wir nur erfahren können, weil wir dafür arbeiten mussten. Wenn dieses Gefühl uns jederzeit zugänglich wäre, würden wir es gar nicht wahrnehmen. Gegensätze helfen uns, das Leben vollständiger zu erleben. Die Dualität des Lebens bedeutet, dass wir uns manchmal bedeckt und traurig fühlen müssen, damit wir das Gefühl von Freiheit und Glück überhaupt kennen können.

Sat-Chit-Ananda

Chit-Ananda ist eine äußerst wichtige Lehre im Yoga, deren Schönheit in ihrer Einfachheit liegt: Die Ausdehnung des Bewusstseins (Chit) führt zu Glückseligkeit (Ananda). Deine wahre Natur (Sat) ist Bewusstsein (Chit) und Wonne (Ananda).

Sat-Chit-Ananda bringt die Idee zum Ausdruck, dass wir letztlich alle bestrebt sind, zu verstehen, wie man glücklich sein kann. Wir möchten wissen, was uns eine tiefere innere Zufriedenheit gibt. Alles, wonach wir streben und was eine Bedeutung für uns hat, hilft uns, zu wachsen, zu lernen oder Einsichten über uns selbst und die Welt zu erlangen. Das natürliche Resultat davon ist Freude.

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