Yr und der Bergtrollkristall - Maxim Kushnir - E-Book

Yr und der Bergtrollkristall E-Book

Maxim Kushnir

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Beschreibung

Eines Tages erwacht Yr - ein kleines Steinmonster - aus seinem Schlaf und findet im Wald einen magischen Kristall. Er begibt sich auf eine Reise und trifft unterwegs Freunde, mit deren Hilfe er den Kampf gegen den Bergtroll aufnimmt, um die gestohlene Magie zurückzubringen. Begleite Yr, die Elfen, Seenymphen und ein mächtiges Wildschwein auf ihrer Reise zum Trollberg und zurück. Ein magisches Abenteuer für alle Kinder zwischen 6 und 10 Jahren.

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Seitenzahl: 52

Veröffentlichungsjahr: 2021

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"Der große Reichtum unseres Lebens, das sind die kleinen Sonnenstrahlen, die jeden Tag auf unseren Weg fallen."

Hans Christian Andersen

Für Anton und Oskar

Inhaltsverzeichnis

YR

DER KÖNIG DER WILDSCHEINE

DER BERGTROLL-KRISTALL

DIE ELFEN

DIE WILA

DIE TROLLE

GAL-DOTH

DIE RÜCKKEHR

YR

Yr war alt. Sehr alt sogar. Er wusste nicht genau, wie alt. Auch kannte er seine Eltern und den Namen nicht, den sie ihm gaben. Allerdings hatte er sein ganzes Leben geschlafen und nichts von den vergangenen Jahrhunderten (oder Jahrtausenden?) mitbekommen.

Als er zum ersten Mal aufwachte und die Welt erblickte, war er allein und es gab niemanden, der ihm einen Namen hätte geben können.

Das erste Geräusch, an das er sich erinnerte, als er sich zum ersten Mal vorsichtig bewegte, klang ungefähr so: „Yghrrrghk“.

Er versuchte es zu wiederholen, aber das war dann doch etwas kompliziert und so beschloss er, sich von da an einfach nur „Yr“ zu nennen. Das war einfacher und kürzer.

Yr öffnete seine Augen und erblickte riesige Felsen umgeben von Tannen, die hoch in den Himmel über ihn ragten. Es war dunkel und am Himmel funkelten unzählige Sterne, die ein sanftes, weiches Licht auf die Erde warfen. Der Mond stand hoch und leuchtete warm und gelb. Kein Windhauch störte die nächtliche Ruhe, kein Tier und kein Vogel. Yr wusste nicht, was er nun tun sollte.

Er kroch langsam unter die Wurzel einer großen alten Tanne und blieb dort liegen. Yr war ein Steinmonster. Damals wusste er das noch nicht, denn niemand hatte es ihm gesagt. Dabei war er nicht der Einzige seiner Art.

Es gab in den Wäldern viele dieser geheimnisvollen Wesen. Die meisten lagen allerdings Jahrhunderte, ja Jahrtausende einfach nur reglos da und schliefen. Nein, tot waren sie nicht. Aber für ein Steinmonster vergeht die Zeit nun mal viel langsamer als für die Menschen und sogar für Bäume.

Ab und zu wachten die Steine auf und wechselten ihren Platz, wenn es ihnen über die vielen Jahre zu ungemütlich wurde.

Dann rollten sie als riesige Felsbrocken und kleine Kieselsteine von einem Berghang hinunter. Sie bahnten sich ihren Weg zu einem anderen Plätzchen und brachen dabei jahrhundertealte Bäume wie Streichhölzer, polterten mit einem ohrenbetäubenden Lärm, kullerten immer weiter runter, sprangen zur Seite, stießen sich manchmal gegenseitig ab, bis sie irgendwann wieder zur Ruhe kamen und für weitere Jahrhunderte einschliefen.

So sind die Steinmonster nun mal. Sie führen kein sehr interessantes Leben. Obwohl sie, wenn sie die Menschensprache sprechen könnten, sehr viele spannende Geschichten erzählen könnten – von den Feen, die früher in den Wäldern lebten und immerzu lustige Spiele spielten. Von den Königen der Wildschweine, die majestätisch durch ihre Reviere zogen und über die Tierwelt herrschten. Von den Zwergen, die unter der Erde lebten und nach Erz und Edelsteinen gruben.

Das alles war lange bevor die ersten Menschen in die Wälder kamen und die Fabelwesen sich in die ganz entlegenen und unzugänglichen Ecken zurückziehen mussten.

An all diesen Geschichten hatten die Steinmonster jedoch kein Interesse und verschliefen auch das meiste.

Aber Yr war anders. Als er in der Nacht seiner Geburt die Welt und die Sterne erblickte und sich unter den Wurzeln der Tanne versteckte, fand er dort etwas, das sein ganzes Leben und das Leben des Waldes, in dem er lebte, für immer verändern sollte.

DER KÖNIG DER WILDSCHEINE

Yr sah unter der Tannenwurzel ein grünes Schimmern. Er kam näher und erblickte einen Kristall. Er war länglich und strahlte ein weiches Licht aus. Yr nahm es in seine Hand und da passierte etwas Magisches.

Er wollte nicht mehr liegen und schlafen, wie es die Steinmonster tun. Nein, er wollte rausgehen und laufen. Sogar springen. Das war schon sehr ungewöhnlich, denn Steine springen bekanntlich nicht. Oder zumindest sehr selten.

Yr war so erstaunt über seinen plötzlichen Bewegungsdrang, dass er den Kristall nahm, unter der Wurzel hinauskroch, nach oben blickte und sah – nein, keine Sterne. Und auch keinen Mond.

Er sah vier scharfe, spitze Zähne aus einem Maul nach oben ragen, einen Rüssel und zwei kleine Augen, die ihn von oben herab scharf ansahen.

„Wer bist du?“, fragten die Augen.

„Ich bin… ich bin Yr“, antwortete er.

„Du sieht nicht aus wie Gal-Doth. Das ist gut. Ich bin Woka und das hier ist mein Wald. Ich muss alle Tiere kennen, die hier leben, denn ich bin der König der Wildschweine“.

Woka war wirklich ein Wildschwein. Aber kein gewöhnliches. Er war riesig. Seine Stoßzähne glitzerten silbern und sein schwarzes Fell war von silbernen Streifen durchzogen.

Wenn er sprach, gaben die Bäume seine Worte als Echo wieder und kein Tier konnte sich dem Zauber seiner Stimme entziehen. Woka herrschte über die Tiere im Wald. Er war alt und weise aber auch stark und stolz. Kein fremdes Tier, ob Bär oder Wolf, der sich in den magischen Wald verirrte, konnte es mit Woka aufnehmen.

Früher einmal, erzählte Woka, gab es noch viel mehr Wildschweine wie ihn, die Magie besaßen und sprechen konnten. Aber seit Gal-Doth vom Berg herunterkam, veränderte sich die Welt.

Die Tiere sprachen nicht mehr und sie besaßen auch sonst keine Magie mehr. Das Magische war einfach weg. Woka war der Einzige seiner Art geblieben und er suchte sehnsüchtig nach allem, was noch magisch im Wald verblieben war.

„Du bist ungewöhnlich“, sagte Woka zu Yr. „Steinmonster laufen nicht. Und sie sprechen nicht. Aber du bist anders. Du bist besonders. Und du wirst große Taten vollbringen.“

Davon wollte Yr nichts hören, denn er fand nichts Besonderes an sich. Er war recht klein und nicht besonders stark. Mutig war er auch nicht, denn er

kannte bis jetzt auch keine Gefahren oder Feinde, denen er sich hätte entgegenstellen können. Das einzige Besondere oder vielmehr Sonderbare war der grüne Kristall, den er fand.

„Weißt du, was es ist?“, frage er Woka.

„Nein, so etwas habe ich noch nie gesehen.“, sagte dieser. „Aber ich spüre eine sehr starke Magie von diesem Kristall ausgehen.“

„Willst du mit mir zusammen nach Wesen suchen, die noch Magie haben?“, fragte Woka.

„Gerne“, sagte Yr. Er hatte nichts Besonderes vor und Woka schien ihm ein angenehmer Begleiter zu sein.

Nicht sehr gesprächig und etwas traurig, aber so etwas macht Steinmonstern ja nichts aus.