Zärtlich verführt - Michelle Celmer - E-Book

Zärtlich verführt E-Book

Michelle Celmer

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Emily ist fassungslos! Viele Jahre nachdem Matt sie ohne Erklärung verließ, taucht er plötzlich wieder auf und beginnt, hemmungslos mit ihr zu flirten! Kann Emily seinen Verführungskünsten widerstehen? Insgeheim sehnt sie sich nämlich noch immer nach Matts Berührungen …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 205

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

Zärtlich verführt erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Michelle Celmer Originaltitel: „The Seduction Request“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1354 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Alina Lantelme

Umschlagsmotive: GettyImages_LightFieldStudios

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733746698

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

„Du kannst noch sehr mit deinem Geld und deinem Ruhm angeben, Conway. Für die Leute hier wirst du immer ein Penner bleiben.“

Die Verbindung wurde unterbrochen, und Matt Conway schaltete mit ungutem Gefühl sein Handy aus. Eigentlich war damit zu rechnen gewesen, dass seine Heimkehr Staub aufwirbeln würde. Dennoch traf es ihn, dass ihn einige Menschen aus seiner Vergangenheit wohl nie akzeptieren würden. Trotz allem, was er mittlerweile erreicht hatte, fühlte er sich wieder wie ein verletzbares Kind. Schnell schüttelte er das Unbehagen ab und sah sich in seinem Restaurant um, wo die Bauarbeiten in vollem Gange waren. Er wischte sich mit dem Tuch, das er sich um den Kopf gebunden hatte, den Schweiß von der Stirn und atmete tief den Duft von frisch gesägtem Kiefernholz ein. Dieses Lokal würde das zwanzigste seiner Restaurantkette „Touchdown Bar and Grill“ werden, was ihn mit Zufriedenheit und Stolz erfüllen sollte. Zudem war es ein besonderes Symbol seines Erfolges, weil er es in seinem Heimatstadt Chapel, Michigan, bauen ließ.

Obwohl er im falschen Stadtviertel groß geworden war, gehörten ihm heute drei große Häuser in drei verschiedenen Ländern. Statt des schrottreifen Autos, das er als Jugendlicher gefahren hatte, leistete er sich jetzt einige Oldtimer, um die ihn jeder Sammler beneiden würde. Er hatte finanziell so gut wie alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Dennoch beschlich ihn zunehmend ein Gefühl der Unzufriedenheit. Er fragte sich, warum er sich trotz seines Erfolges oft immer noch wie ein Außenseiter der Gesellschaft fühlte, so wie es der mysteriöse Anrufer ausgedrückt hatte. Er hatte bis zur Erschöpfung gearbeitet und konnte es dennoch nicht richtig genießen, seine Ziele erreicht zu haben.

Matt war sicher, dass dieses Restaurant der Schlüssel dazu sein würde, seine Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen. Wenn es denn jemals fertig wurde. Denn jeden Tag tauchte ein anderes Problem auf, dass die Bauarbeiten verzögerte. Die Eröffnung sollte in zwei Monaten stattfinden, und schon jetzt hinkten die Arbeiten der Planung drei Wochen hinterher. Die Schwierigkeiten setzten Matt zu. Auch wenn immer die Möglichkeit bestand, dass ein neues Restaurant seiner Kette kein Erfolg werden könnte, war das Risiko dieses Mal besonders hoch. Chapel mit seinen rund 10.000 Einwohnern hatte nicht gerade den Ruf, eine angesagte Stadt für Nachtschwärmer zu sein. Wenn das Touchdown keine Gäste aus dem Umland in die Stadt lockte, würde das Restaurant innerhalb des ersten Jahres floppen. Doch Matt war bereit, dieses Risiko einzugehen.

Als jemand seinen Namen rief, drehte er sich um. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er seinen besten Freund, Tyler Douglas, am Eingang entdeckte.

Ty war mit zwei großen Schritten bei Matt, schloss ihn in die Arme und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Tut das gut, dich zu sehen! Wie lange ist es her, dass ich dich in Kalifornien besucht habe? Fast sechs Monate?“

„Mindestens.“

„Und wie ist es, wenn man zum ersten Mal nach elf Jahren in seine Heimatstadt zurückkehrt?“

„Es hat sich viel verändert.“ Aber nicht so viel, das Matt sich nicht immer noch irgendwie unzulänglich fühlen würde. Hier schienen die Leute auch heute noch seine Eltern zu sehen, wenn sie ihn anschauten. In Kalifornien dagegen betrachteten ihn die Menschen als einen Mann, der alles hatte, was er sich wünschen konnte.

„Ich hätte wissen sollen, dass du nicht einfach nur untätig herumsitzen kannst, sondern selbst mit anpackst.“ Ty sah sich um. „Seit Beginn der Bauarbeiten hat sich hier ja einiges getan.“

„Danke, dass du für mich ein Auge darauf geworfen hast. Und ich kann mich bei dir und deinen Eltern nicht genug dafür bedanken, dass ihr mir dieses Grundstück verkauft habt. Ich weiß, dass es sehr lange im Besitz eurer Familie war. Ich hätte keinen besseren Platz als direkt in der Main Street finden können.“

„Machst du Witze? Du gehörst doch zur Familie.“ Ty lehnte sich an eine halb hochgezogene Mauer, die später einmal den Essbereich vom Spielsaal trennen sollte. „Tatsächlich bin ich sogar aus diesem Grund hergekommen. Ich wollte dich im Namen der Familie um einen wichtigen Gefallen bitten.“

„Jeden. Du brauchst nur zu sagen, was es ist“, erklärte Matt ohne Zögern.

„Ich will, dass du meine Schwester verführst.“

Matts Herz setzte einen Schlag lang aus. Tys Schwester Emily war die letzte Frau auf der Welt, die er verführen wollte – oder, besser gesagt, verführen sollte. „Das ist doch ein Scherz, richtig?“

Ty machte ein ernstes Gesicht. „Ich weiß, dass zwischen euch beiden irgendetwas geschehen ist, kurz bevor du nach Kalifornien gegangen bist. Aber hör mich erst an, bevor du Nein sagst.“

Dass „irgendetwas geschehen“ war, hörte sich für Matt an wie die Untertreibung des Jahres. Es war schon eher so gewesen, dass er Emilys Herz gebrochen und sie verlassen hatte. Aber es wäre nicht ehrlich gewesen, ihr Hoffnungen auf eine Beziehung zu machen. Ungeachtet seiner Gefühle für Emily verdiente sie mehr, als er ihr zu geben bereit war. Und obwohl sie sich geschworen hatten, Freunde zu bleiben, war es nach der einen gemeinsam verbrachten Nacht nie mehr so wie früher gewesen. Er war nicht mehr derselbe wie vorher gewesen. Aber es würde ja zumindest nicht schaden, wenn er Ty ausreden ließ, bevor er ihm den Gefallen abschlug.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich auf einen Sägebock. „Ich höre.“

„Es gibt da ein Problem mit Emilys Freund.“

Matt registrierte einen Anflug von Eifersucht. Natürlich hat Emily inzwischen einen Freund. Sie ist eine erwachsene Frau, sagte er sich. Hatte er wirklich geglaubt, dass sie all die Jahre seinetwegen unfähig gewesen wäre, sich in einen anderen Mann zu verlieben? Nun, gehofft hatte er das wohl … Nein, ich will Emily glücklich sehen, dachte er. Sie verdient es, glücklich zu sein. „Was für ein Problem?“, fragte er Ty.

„Ich weiß, dass sie gern heiraten und eine Familie haben würde. Aber dieser Mann scheint sich nicht binden zu wollen. Die Beziehung hat keine Zukunft. Ich denke, dass sie eigentlich unglücklich ist, es sich aber schlichtweg nicht eingestehen will. Es braucht sicher nur einen kleinen Anstoß, damit ihr klar wird, dass sie einen Fehler macht. Und da kommst du ins Spiel.“

„Was soll ich denn dabei tun?“

„Verbringe Zeit mit ihr, Matt. Zeig ihr, um wie vieles glücklicher sie ohne ihn sein kann. Meine Eltern und ich haben versucht, mit ihr darüber zu reden, aber du weißt ja, wie dickköpfig Emily sein kann. Sie bleibt schon aus Prinzip mit dem Typen zusammen. Nur um zu beweisen, dass wir im Unrecht sind.“

„Ty, ich bin nicht auf der Suche nach einer Frau, mit der ich eine Familie gründen kann. Wenn sie das im Sinn hat, bin ich nicht der richtige Mann für sie. Und ich werde sie nicht belügen.“

„Ich bitte dich nicht, sie zu belügen. Sei unbedingt ehrlich zu ihr.“

„Mir ist nicht klar, wie diese Verführung deiner Meinung nach aussehen soll. Wie weit soll ich dabei gehen?“

„So weit, wie du gehen musst.“

Matt konnte kaum glauben, was Ty ihm da vorschlug. „Wir reden doch von derselben Emily, oder? Von deiner Zwillingsschwester, der auf der Highschool kein Junge zu nahe kommen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass du ihm sämtliche Knochen brechen würdest? Reden wir von dieser Emily?“

„Ich weiß, dass du versuchen kannst, ihr nur ein Freund zu sein.“

Und wenn mir eine Freundschaft nicht genügt? fragte sich Matt. Damals hatte ihm das auch nicht gereicht. In der Vergangenheit war es schließlich unvermeidlich gewesen, Emily wehzutun. Aber er wollte sie nicht noch einmal verletzen. Ihm gefiel der Gedanke, dass sie unglücklich war, absolut nicht. Aber er war nicht gerade das probate Gegenmittel dafür.

Tys Ton wurde drängender. „Da ist noch etwas. Meine Eltern und ich haben Grund zur Annahme, dass dieser Mann in illegale Machenschaften verwickelt sein könnte. Er und Emily arbeiten zusammen. Falls er geschnappt wird, könnte sie sich unwissentlich mitschuldig gemacht haben.“

„Inwiefern illegal?“, fragte Matt besorgt.

„Ihm gehört eine Gärtnerei. Er erhält ständig Lieferungen aus der ganzen Welt, und er verlässt immer wieder aus geschäftlichen Gründen das Land.“

„Geht es um Drogen?“, stieß Matt bestürzt hervor.

„Das war unser erster Gedanke.“

„Dann erzähl ihr von deinem Verdacht.“

„Denkst du denn, sie würde mir das tatsächlich glauben?“, fragte Ty. „Wir reden hier über Emily, die um jeden Preis immer recht haben muss. Sie würde mich laut auslachen.“

Matt fluchte leise. „Setz den Typ einfach so unter Druck, dass ihm nichts anderes übrig bleibt, als mit ihr Schluss zu machen.“

„Du weißt doch genau, was Emily dann tun würde.“

Ja, das wusste Matt. Sie war so verdammt stur, dass sie dann erst recht bei dem Mann bleiben würde.

„Emily macht keine halben Sachen. Wenn sie die Beziehung mit ihm beendet, wird sie auf jeden Fall auch nicht weiter mit ihm zusammenarbeiten wollen, und das Problem wäre gelöst.“ Ty sah ihn an. „Wenn du es nicht für mich tun willst, dann tu es für meine Eltern.“

Jetzt wurde es wirklich schwierig, Nein zu sagen. Die Douglas waren in Matts Kindheit und Jugend so etwas wie seine Familie gewesen. Er hatte unzählige Male bei ihnen zu Abend gegessen, übernachtet und war sogar mit ihnen in die Ferien gefahren. Während seine eigenen Eltern fast immer zu betrunken gewesen waren, um ihm auch nur so simple Dinge wie Tennisschuhe zu kaufen, hatten Tys und Emilys Eltern immer ganz zufällig irgendwo noch ein Paar in der richtigen Größe für ihn gefunden. Matt verdankte ihnen viel. Und er stand in Emilys Schuld. Wenn Ty mit seinen Befürchtungen recht hatte, war es Matts Pflicht, der Familie diesen Gefallen zu tun. Solange er in der Nähe war, würde niemand Emily in Schwierigkeiten bringen. Dafür würde er sorgen.

„Okay“, meinte er. „Sag mir nur, wann und wo ich in Aktion treten soll.“

Emily Douglas parkte den Firmenlieferwagen der Gärtnerei und sah durch die Windschutzscheibe auf das teilweise errichtete Gebäude. Es kam ihr so vor, als hätten die Leute in letzter Zeit kein anderes Thema mehr als den Touchdown Bar and Grill, und sie wusste wirklich nicht, warum darum so viel Aufhebens gemacht wurde. Doch obwohl sie sich geschworen hatte, niemals den Fuß über die Schwelle dieses Lokals zu setzen, war sie gezwungenermaßen jetzt hier. Es hatte keine andere Möglichkeit gegeben, als diesen Job selbst zu übernehmen, da Alex nicht in der Stadt war. Als Geschäftsführerin der Gärtnerei lag es in ihrer Verantwortung, dem erlauchten Millionär Matt Conway persönlich ein Konzept für den Garten vor dem Restaurant und die Raumgestaltung mit Pflanzen vorzuschlagen.

Auch wenn ihr dieser Besuch sehr schwer fiel, könnte dieser Auftrag die Gärtnerei Marlette Landscape aus ihrer gegenwärtigen finanziellen Misere retten. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie diese Chance verpassen würde. Und Alex, ihr etwas unberechenbarer Chef, würde es seinen guten Ruf kosten, wenn er das eigene Familienunternehmen in den Bankrott getrieben hätte. Er meinte es gut, hatte aber einfach keinen Geschäftssinn. Doch langsam wurde es Emily leid, für ihn die Kastanien aus dem Feuer zu holen. In sechs Monaten würde sie das endlich hinter sich lassen können. Dann würde sie genug Geld gespart haben, um von ihrem Vater das Grundstück kaufen, auf dem sie mit einem Geschäftskredit ihren Traum von einem eigenen Blumenladen verwirklichen wollte. Aber ohne einen Job würde sie das Geld dafür nie aufbringen. Deshalb brauchte sie diesen Auftrag und war wohl oder übel bereit, ihren Stolz zu opfern.

Außerdem würde Matt – laut „People“ der sexieste Restaurantbesitzer Amerikas – doch bestimmt überrascht sein, wenn sie bei ihm vor der Tür stehen würde. Sie war ihm die letzten elf Jahre konsequent aus dem Weg gegangen. Was allerdings nicht schwer gewesen war, weil der jetzt von Supermodels umschwärmte Millionär nie mehr nach Michigan zurückgekommen war, um den kleinen Leuten dort einen Besuch abzustatten. Den Satz „Ich möchte, dass wir Freunde bleiben“ hatte er anscheinend ebenso wenig ernst gemeint wie das Liebesgeflüster damals in jener Nacht am See. Aber jetzt musste sie einen Auftrag ergattern und sich professionell verhalten. Die Vergangenheit durfte keine Rolle spielen.

Dennoch hatte Emily ein flaues Gefühl im Magen. Wie hatte Matt sich wohl in all den Jahren verändert? Als Jugendlicher war er großspurig und arrogant gewesen. Zumindest hatte er gewollt, dass die Leute ihn als coolen Draufgänger sahen, der sich durch nichts und niemand erschüttern ließ. Er hatte nie offen darüber geredet, aber sie wusste, dass er sich seiner Familie geschämt hatte. Matt war wahrscheinlich genauso unsicher gewesen wie sie. Diese Gemeinsamkeit hatte sie einander näher gebracht. Aber heute war er nicht mehr arm. Sie ging davon aus, dass es den verletzlichen Jungen, der so tapfer den Forschen gespielt hatte, schon lange nicht mehr gab. Und so merkwürdig es war, dieser Gedanke stimmte sie traurig.

Die Sonne brannte auf das Dach des Lieferwagens, und Emily wusste, dass es keinen Sinn machte, hier in dieser Hitze sitzen zu bleiben. Je eher sie das Gebäude betrat, desto schneller würde sie es wieder verlassen können. Entschlossen stieg sie aus. Unter den verschwitzten Männern auf der Baustelle konnte sie niemand entdecken, der Matt ähnelte. Da ihr bewusst war, dass sie plötzlich von mehr als einem Dutzend Männern gemustert wurde, machte sie sich erhobenen Hauptes auf den Weg. Als sie durch die offene Tür das Restaurant betrat, brauchte sie einen Moment, bis sich ihre Augen an das gedämpfte Licht gewöhnt hatten. Dann sah sie sich um und bemerkte, dass niemand da war. Ihr mulmiges Gefühl wich sofort einer leichten Irritation. Garantiert war ihre Zeit nicht so wertvoll wie seine, aber zumindest hätte er so höflich sein können, kurz aufzutauchen, wenn er einen Termin vereinbart hatte.

„Emily?“, sagte jemand hinter ihr. „Emily Douglas, bist du das?“

Sie erstarrte, und ihr Herz begann, laut zu klopfen. Sie kannte diese Bariton-Stimme, die ihr noch immer durch und durch ging. Du bist über ihn hinweg, erinnerte sie sich selbst. Sie zwang sich, sich umzudrehen und ihn anzusehen. Doch sein Anblick verwirrte sie einen Moment. Entgegen ihrer Erwartung hatte er keinen teuren Anzug an, sondern trug wie die anderen Arbeiter ausgeblichene Jeans und ein ärmelloses T-Shirt, das durchgeschwitzt an seiner gebräunten, muskulösen Brust klebte. Seinen Händen sah man die harte Arbeit deutlich an. Sein Gesicht war dreckig. Die Haare waren unter einem roten Tuch und die Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt. Aber das Lächeln war unverkennbar. Es hatte sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Er nahm die Sonnenbrille ab, und starrte sie mit seinen dunkelbraunen Augen an.

Emily würde diese Augen und seinen Blick in jener Nacht vor vielen Jahren nie vergessen. Die Zärtlichkeit, die darin zu lesen gewesen war, ebenso wenig wie die Reue, die sie am nächsten Morgen darin entdeckt hatte.

„Emily …“, er musterte sie erstaunt, „… ich habe dich kaum erkannt.“

Und er sieht genauso gut aus wie damals und hat sich seinen jungenhaften Charme bewahrt, dachte sie. Er wirkte nur etwas reifer, was ihm aber sehr gut stand. Auf Fotos und bei Interviews im Fernsehen wirkte er immer größer, als er in Wirklichkeit war. Doch jetzt stand er direkt vor ihr und schien immer noch derselbe alte Matt zu sein. Ihr Herz zog sich so schmerzhaft zusammen, dass sie kaum atmen konnte. Hier geht es nur ums Geschäft, ermahnte sie sich. Erledige einfach deinen Job. „Du hast wegen eines Konzepts für die Bepflanzung angerufen.“

Ein Konzept? überlegte er. Ihm fehlten die Worte. Er war vollkommen fasziniert von der Frau, die da vor ihm stand. Als sie aus dem Lieferwagen geklettert war, hatte er beim Anblick ihrer unglaublich langen Beine und des knackigen Pos in den Khaki-Shorts fast vergessen, wer er hieß. Oh, Mann, warum hatte Ty ihn nicht gewarnt? Aus dem jungenhaften Mädchen von einst war eine wahnsinnig aufregende Frau geworden. Er konnte nicht anders, als sie anzustarren. Er betrachtete ihre hellblonden Haare, durch die er mit den Fingern gefahren war. Ihren schlanken Hals und ihre sanft gerundeten Brüste, die sich so gut angefühlt hatten. Dann ließ er den Blick zu ihrem straffen Bauch wandern, den er mit heißen Küssen überzogen hatte, und zu ihren schönen, langen Beinen mit der glatten, seidigen Haut. Er konnte sich noch immer daran erinnern, wie sie diese Beine um ihn geschlungen hatte.

Als sie aus dem Lieferwagen ausgestiegen war, hatte er geglaubt, dass sie ihm die falsche Person geschickt hatten. Es war Tys Idee gewesen, die Gärtnerei anzurufen, für die Emily arbeitete. Matt brauchte wirklich Pflanzen für sein zukünftiges Restaurant, aber er hatte Ty klargemacht, dass er Emily unter keinen Umständen belügen oder hintergehen würde.

Emily sah ihn argwöhnisch an. „Du hast wegen eines Konzepts in der Gärtnerei angerufen.“

„Ein Konzept“, wiederholte er und fragte sich, ob er den Verstand verloren hatte. Das hier verlief absolut nicht so wie geplant. Er brachte ja kaum einen zusammenhängenden Satz über die Lippen. Er hatte nicht erwartet, dass Emily diese Empfindungen ihn ihm wachrufen würde. Aber sie hatte es ja schon immer geschafft, dass er Gefühle entwickelte, die er nicht haben sollte. „Entschuldige“, sagte er, „ich bin nur ein bisschen überrascht, dass du hier bist. Du siehst anders aus.“

Sie hob spöttisch die Augenbrauen. „Anders? Meine Güte, Conway. Ich fühle mich geschmeichelt.“

„So habe ich es nicht gemeint. Ich …“

„Hör mir zu. Mir ist bewusst, dass die Situation für uns beide nicht besonders angenehm ist. Aber ich habe einen Job zu erledigen. Also lass uns das Beste daraus machen, okay? Ich werde ein Konzept für den Garten vor deinem Restaurant und die Raumgestaltung mit Pflanzen entwickeln und dann wieder aus deinem Leben verschwinden.“

Das wird schwieriger werden, als ich erwartet habe, dachte Matt. Aber er war noch nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt. Besonders wenn viel auf dem Spiel stand. Jede Frau hatte ihre Schwäche. Schmuck, Pelze oder was auch immer. Wenn er Emilys Schwäche erst einmal ausfindig gemacht hätte, würde sie ihm aus der Hand fressen.

2. KAPITEL

Matt ging einen Schritt auf Emily zu und konnte jetzt den blumigen Duft wahrnehmen, den sie aufgetragen hatte. Das letzte Mal, als er ihr so nahe gewesen war, war vor vielen Jahren am Strand gewesen. Dort hatten sie noch lange am Lagerfeuer gesessen, nachdem Ty und Emilys Eltern ins Bett gegangen waren. Damals war ihm nie der Gedanke gekommen, dass Emily Parfum benutzen könnte. Das wäre für einen Wildfang wie sie einfach zu feminin gewesen. Doch jetzt passte der Duft perfekt zu ihr. Die ganze Frau war perfekt. Sie hatte genau die richtige Größe, war schlank und sportlich und hatte Kurven an den richtigen Stellen. Und wenn man in ihren ausdrucksvollen blauen Augen sah, glaubte man, darin zu versinken.

„Nun?“, fragte sie sehr kühl.

„Gut. Machen wir das Beste daraus.“

„Großartig.“ Sie zog einen Stift und ein Klemmbrett aus ihrer Tasche und machte sich Notizen. „Welche Pflanzen stellst du dir für die Innendekoration vor? Solle es echte Pflanzen sein oder welche aus Seide? Sind alle Restaurants in einem speziellen Stil eingerichtet?“

„Ich habe einen Ordner mit allen Einzelheiten.“ Matt deutete zur Tür.

Emily ging los, wobei ihr bewusst war, dass er ihr folgte und viel zu dicht hinter ihr war. Das wurde ihr spätestens klar, als er an ihr vorbei nach der Türklinke griff und sie beim Öffnen der Tür mit seinem Arm streifte. Und obwohl er ganz offensichtlich körperlich hart gearbeitet hatte, duftete er wahnsinnig gut. Sie blinzelte, als sie wieder hinaus ins helle Sonnenlicht trat.

„He, Boss!“ Einer der Arbeiter winkte Matt zu sich. „Der Inspektor vom Bauamt ist da. Es gibt ein Problem.“

„Einen Moment!“, rief Matt und wandte sich Emily zu. „Ich habe die Unterlagen in meinem Auto.“

Sie folgte ihm zu einem staubigen schwarzen Geländewagen, der neben einen Bauwagen parkte. Sie hatte eigentlich einen schnellen roten Sportwagen erwartet, zu dessen Grundausstattung eine magersüchtige Blondine auf dem Beifahrersitz gehört hätte.

Er holte den Ordner aus dem Auto. „Hier sind Fotos von sämtlichen Restaurants und alle Informationen, die du brauchst. Die Pflanzen für drinnen sollten echt sein. Übernimmt Marlette auch die Pflege der Pflanzen?“

„Nein, aber wir können dir jemand empfehlen.“ Sie blätterte den Ordner durch und war überrascht, denn die Touchdown-Restaurants machten einen sehr einladenden Eindruck. Auch wenn einige ältere Mitglieder des Gemeinderats dagegen protestiert hatten, dass eine weitere dunkle Spelunke die Stadt verunzieren würde. Andere hatten sicherlich nur aus Neid dagegen opponiert. Die Bar würde bestimmt auch Leuten gefallen, die nach der Arbeit einen Happen essen und ein Bier trinken wollten. Vielleicht könnte das Lokal sogar Laufkundschaft für ihren auf dem Nachbargrundstück geplanten Blumenladen bringen.

„Wir möchten bei allen Restaurants eine ähnliche Bepflanzung“, sagte Matt.

Sie deutete auf ein Foto, das offensichtlich im Süden der USA aufgenommen worden war. „Ich enttäusche dich nur ungern, aber du wirst schwerlich eine Palme finden, die in Michigan wächst und gedeiht.“

„Natürlich nur insoweit es das Klima erlaubt“, erklärte er mit einem spöttischen Grinsen. „Wenn du mich jetzt für eine Minute entschuldigen würdest?“ Er deutete mit dem Kopf auf die Männer, die auf ihn warteten.

„Geh nur.“

„Ruf mich, wenn du irgendetwas brauchst.“

Während Emily sich wieder Notizen machte, beobachtete sie Matt aus den Augenwinkeln heraus. Er mochte die gleichen Klamotten tragen wie die anderen Männer und ebenso unrasiert und dreckig sein, doch er hatte etwas an sich, was den anderen Respekt abverlangte. Seine Intelligenz und sein durchdringender Blick verstärkten diese Ausstrahlung noch. Auch sie hatte er immer so angesehen. Manchmal hätte sie schwören können, dass er ihre Gedanken lesen konnte. Wie oft hatte sie versucht, ihn nur mit ihren Gedanken dazu zu bringen, sie zu küssen und ihr zu sagen, dass sie viel mehr als nur ein Kumpel für ihn war? Sie hatte sich das so sehr gewünscht. Aber er hatte in ihr immer nur die gute Kameradin gesehen.

Immer wieder hatte sie sich gesagt, dass er eines Tages von selbst merken würde, dass sie ein Mädchen und kein Neutrum war. Aber Matt hatte sich nie mit Mädchen wie ihr verabredet. Er hatte immer feminin wirkende, hübsche Mädchen vorgezogen. Trotzdem war sie davon ausgegangen, dass er immer in ihrer Nähe bleiben würde und sie eines Tages ihre Chance bekommen würde. Doch dann hatte er ein Football-Stipendium von einem College in Kalifornien erhalten. Jedes Mal, wenn er darüber geredet hatte, Michigan den Rücken zuzukehren und in Kalifornien ganz neu anzufangen, war ihr das Herz schwerer geworden. Sie war schon seit der dritten Klasse, als sein Eltern nach Chapel gezogen waren, in ihn verliebt gewesen. Sie hatte sich kaum daran erinnern können, dass er einmal nicht da gewesen war, weil er praktisch zur Familie gehört hatte.

Aber als ihr letzter gemeinsamer Sommer nähergekommen war, hatte sich etwas verändert. Sie hatte ihn dabei ertappt, wie er sie beobachtete. Die Sehnsucht und das Verlangen in seinen Augen hatten sie erschauern lassen. Es schien, als würde sie etwas besitzen, was er verzweifelt haben wollte. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich weiblich und begehrenswert gefühlt. Sie hatte überlegt, ob er tatsächlich mehr für sie empfand und vielleicht Angst hatte, den ersten Schritt zu machen. Emily wusste um seine verletzliche Seite. Vielleicht hatte er genauso viel Angst vor einer Zurückweisung wie sie. Deshalb hatte sie entschieden, ihm ihre Gefühle zu offenbaren, obwohl sie wusste, dass ihn das nicht davon abhalten würde, nach Kalifornien zu gehen. Sie hätte ihn auch nie gebeten, für sie seine Träume aufzugeben. Doch sie hatte gedacht, dass er sie ab und zu besuchen würde und sie ihm vielleicht irgendwann nach Kalifornien folgen könnte. Dennoch hatte sie erst am letzten Wochenende im Ferienhaus den Mut aufgebracht, es ihm zu sagen. Sie hatten am Strand vor dem Feuer gesessen, als sie schließlich gestammelt hatte: „Ich liebe dich.“ Und noch bevor die letzte Silbe verklungen gewesen war, hatte er sie schon geküsst.