Zeitlichkeit in der Textkommunikation -  - E-Book

Zeitlichkeit in der Textkommunikation E-Book

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Beschreibung

Kategorien der Wahrnehmbarkeit wurden als Textualitätsdimensionen lange Zeit vernachlässigt. Erst in jüngeren Arbeiten wird dezidiert darauf abgehoben, dass sie als sinnstiftende Performanzphänomene zur Erfassung von Textbedeutung und -funktion vor allem von Texten und Textsorten im öffentlichen Raum unerlässlich sind. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl textlinguistischer Arbeiten, die sich etwa mit den Aspekten Materialitäts-, Medialitäts- und Ortsgebundenheit auseinandersetzen. Dagegen spielen zeitliche Aspekte (bislang) eine nur marginale Rolle in der Textlinguistik. Das verwundert insofern, als wir in unserer mediatisierten Textwirklichkeit mit zahlreichen Texten und Textsorten täglich zu tun haben, die nicht nur orts-, sondern auch zeitgebunden sind. Die Beiträge des vorliegenden Bandes zeigen anhand unterschiedlicher Textsorten und Handlungsbereiche, dass es geradezu unerlässlich ist, sich mit der Zeitlichkeit in der Textkommunikation zu befassen.

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[1]Zeitlichkeit in der Textkommunikation

[2]Europäische Studien zur Textlinguistik

herausgegeben von

Steffen Pappert (Duisburg-Essen)

Nina-Maria Klug (Duisburg-Essen)

Georg Weidacher (Graz)

Band 24

Steffen Pappert

Kersten Sven Roth (Hrsg.)

[3]Zeitlichkeit in der Textkommunikation

[4]Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

DOI: https://www.doi.org/10.24053/9783823396123

© 2023 · Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

Satz: typoscript GmbH, WalddorfhäslachCPI books GmbH, Leck

ISSN 1860-7373ISBN 978-3-8233-8612-4 (Print)ISBN 978-3-8233-9612-3 (ePDF)ISBN 978-3-8233-0506-4 (ePub)

[5]Inhalt

Zur Einleitung

Ulrich Schmitz

Können Texte altern?

Ina Pick & Claudio Scarvaglieri

Zeitlichkeit beim Handeln mit Texten

Niklas Simon

Zeitliche Dimensionen der Textbedeutung – Ein Modell für die analytische Praxis der angewandten Linguistik

Dorothee Jahaj

Wissenschaftliche Politikberatung in der Corona-Pandemie – eine diskursive Momentaufnahme?

Eine qualitativ-hermeneutische Textanalyse der Ad-Hoc-Stellungnahmen der Leopoldina

Monika Messner

Zwischen Alltagszeit und Urlaubszeit, zwischen Imagination und Zurückerinnern – Zeitlichkeit in der Destinationswerbung

Diana Walther

Zur Bedeutung von Zeit(lichkeit) in Kalenderbüchern älterer Schreiber:innen

Mark Döring

„Schon Pläne für Donnerstag?“ – Zeitlichkeitshinweise in Social-Media-Postings von Hochschulen

Florian Busch

Präsentisches Erzählen im mediatisierten Alltag: Zeitlichkeit von Small Storys in mobiler Kommunikation

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

[7]Zur Einleitung

Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt die Zeit selbsten nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also a priori gegeben. In ihr allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungen möglich. (Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft)

Kategorien der Wahrnehmbarkeit wurden als Textualitätsdimensionen lange Zeit vernachlässigt. Erst in jüngeren Arbeiten wird dezidiert darauf abgehoben, dass sie als sinnstiftende Performanzphänomene zur Erfassung von Textbedeutung und -funktion vor allem von Texten und Textsorten im öffentlichen Raum unerlässlich sind. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl textlinguistischer Arbeiten, die sich mit den Aspekten Materialitäts-, Medialitäts- und Ortsgebundenheit auseinandersetzen (wegweisend: Fix 2008). Doch was ist mit Zeitgebundenheit? Folgt man Ehlichs Diktum, dass Texte als sprachliche Handlungsinstrumente dazu dienen, „die Flüchtigkeit des sprachlichen Handelns zu überwinden“ (Ehlich 2007: 541), wundert es kaum, das Zeitlichkeit (bislang) eine nur marginale Rolle in der Textlinguistik spielt. Denn wenn man Ehlichs Kriterium zum Standard erhebt, ist die Vollzugswirklichkeit des Texthandelns situationsentlastet und zeitlos. Das mag auf eine Vielzahl ortsungebundener Texte zutreffen, die auf Überlieferung und Verdauerung angelegt sind. Aber gilt dies ebenso für die mediatisierte Textwirklichkeit des Alltags? Kennen wir nicht eine Vielzahl von Texten und Textsorten, die nicht nur orts-, sondern auch zeitgebunden sind? So zeigt Domke (2013: 113) die hier angesprochene Zeitgebundenheit am Beispiel einer Abfahrtsanzeige am Bahnsteig, von der die meisten wissen, dass sich ihre Gültigkeit schlagartig ändern kann.

Ganz prinzipiell ist somit mit Hausendorf et al. (2017: 8) davon auszugehen, dass Textkommunikation „als sozialer Prozess auf sinnlich wahrnehmbare Erscheinungsformen angewiesen“ ist, die wiederum als solche analysiert werden können. Und dazu gehört neben Materialität, Medialität und Lokalität eben auch die Zeit, die nicht nur die Wahrnehmung in unterschiedlicher Weise beeinflusst. Vielmehr ist bei einer Reihe von Textsorten davon auszugehen, dass [8]ihre Funktion in einem spezifischen Zusammenhang mit zeitlichen Aspekten steht. So weist Liedtke (2009) vor einem sprechakttheoretischen Hintergrund zu Recht darauf hin, dass in der Textkommunikation nicht nur Produktions- und Rezeptionszeitpunkt in der Regel auseinanderliegen, sondern auch die mit dem Text verbundenen Folgehandlungen. Folgerichtig unterscheidet er Inskriptions-, Rezeptions- und Obligationszeitpunkt. Daran anschließend entwirft Beißwenger (2020: 301 f.) ein noch differenzierteres Modell mit fünf Zeitpunkten, mit dem Ziel, die Zeitlichkeitsbedingungen internetbasierter Kommunikation adäquat beschreiben zu können. Ein weiterer Aspekt wäre die Flüchtigkeit von Texten, wobei zu unterscheiden wäre zwischen Texten, die nur für einen (kurzen) Zeitraum verfügbar (z.B. Laufschriften), und solchen, die für einen (kurzen) Zeitraum rezipierbar sind (z.B. Plakate an Autobahnen). Ebenso sind die Funktionen einer Reihe von Texten, wie beispielsweise ‚Wegwerftexte‘ (z.B. Einkaufszettel) oder Kalendereinträge, in der Regel zeitgebunden. Fälle wie die dargelegten sind in unserer Hochgeschwindigkeitswirklichkeit eher die Regel als die Ausnahme. Wir finden sie sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt. Die hier nur exemplarisch angedeutete Zeitgebundenheit der Textkommunikation ist aber weitaus vielschichtiger. Das zeigen die in diesem Band versammelten Aufsätze eindrucksvoll, indem sie das Phänomen aus unterschiedlichen Perspektiven im Zusammenhang mit verschiedenen Textsorten bzw. Kommunikationsformen ausleuchten.

Wir danken allen Beiträgerinnen und Beiträgern für ihr mit uns geteiltes Interesse am Thema und ihre Bereitschaft, die in der Sektion Textlinguistik und Stilistik im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL e.V.) 2022 gehaltenen Vorträge zu den nun vorliegenden Artikeln auszuarbeiten. Insbesondere bedanken wir uns bei Tillmann Bub und Iris Steinmaier vom Narr-Verlag für die vorzügliche Unterstützung in allen den Band betreffenden Belangen.

Essen und Magdeburg, im Herbst 2023

Steffen Pappert & Kersten Sven Roth

Erwähnte Literatur

Beißwenger, Michael (2020). Internetbasierte Kommunikation als Textformen-basierte Interaktion: ein neuer Vorschlag zu einem alten Problem. In: Lobin, Henning/Marx, Konstanze/Schmidt, Axel (Hrsg.). Deutsch in sozialen Medien. Interaktiv, multimodal, vielfältig (Jahrbuch 2019 des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache). Berlin, Boston: de Gruyter, 291–318.

[9]Ehlich, Konrad (2007). Zum Textbegriff. In: Ders. Sprache und sprachliches Handeln. Band 3: Diskurs – Narration – Text – Schrift. Berlin, New York: de Gruyter, 531–550.

Domke, Christine (2013). Ortsgebundenheit als distinktives Merkmal in der Textanalyse. Zeitschrift für germanistische Linguistik 41 (1), 102– 126.

Fix, Ulla (2008). Nichtsprachliches als Textfaktor: Medialität, Materialität, Lokalität. Zeitschrift für germanistische Linguistik 36 (3), 343–354.

Hausendorf, Heiko/Kesselheim, Wolfgang/Kato, Hiloko/Breitholz, Martina (2017). Textkommunikation. Ein textlinguistischer Neuansatz zur Theorie und Empirie der Kommunikation mit und durch Schrift. Berlin, Boston: de Gruyter.

Liedtke, Frank (2009). Schrift und Zeit. Anmerkungen zu einer Pragmatik des Schriftgebrauchs. In: Birk, Elisabeth/Schneider, Jan Georg (Hrsg.). Philosophie der Schrift. Tübingen: Niemeyer, 75–94.

[39]Zeitlichkeit beim Handeln mit Texten

Ina Pick & Claudio Scarvaglieri

Abstract: