Ziemlich daneben - Linda Behringer - E-Book

Ziemlich daneben E-Book

Linda Behringer

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Beschreibung

Dieses Buch ist für Kinder und Erwachsene mit großer Fantasie! Tom und seine Mama sind gerade erst neu eingezogen, da lernt der Neunjährige - weil er der Spur des Wassers folgt - schon bald seine außergewöhnlichen Nachbarn kennen. Sie werden seine neuen Freunde, und er erlebt viele schöne Dinge mit ihnen: wie es Popcorn regnet, man Glück in Tüten packt, an Glasseilen durch die Luft saust, wie man mit Möbeln spricht, wie man Bäume glücklich striegelt und vieles mehr. Und es ist eine Geschichte, wie einem Jungen klar wird, dass er die beste Mama der Welt hat!

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Seitenzahl: 83

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Für Clara,

die tollste Person,

der ich je begegnet bin

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 1

Ihr werdet es mir nicht glauben, wenn ich euch diese Geschichte erzähle.

Ich erzähle sie euch aber trotzdem, denn sie ist so zum Staunen, dass man einfach nicht mehr darüber staunen könnte, als man es sowieso schon tut. Und das hat man schließlich nicht jeden Tag.

Es sind meine Nachbarn, die so zum Staunen sind. Ich kenne sie noch nicht lange. Am liebsten mag ich Ziemlich – ja, ich weiß, er hat einen ziemlich komischen Namen. Wer heißt schon Ziemlich? Aber was kann er denn dafür?

Die anderen mag ich natürlich auch sehr gerne: Paul und Pamela, sie sind alle so nett, und obwohl sie älter sind, darf ich sie alle drei beim Vornamen nennen. Das ist nicht bei allen Erwachsenen so, manchmal werden sie sogar böse, wenn man sie beim Vornamen nennt. Nicht aber Ziemlich, Paul und Pamela. Überhaupt sind sie anders als die meisten Erwachsenen. Gaaaaanz anders als Mama zum Beispiel. Oder Oma Gerda.

Oma Gerda wird ganz schnell sauer und spitzt dann beleidigt die Lippen, wegen so vielen Sachen. Ich wundere mich schon gar nicht mehr darüber. Und Mama schimpft oft mit mir, vor allem wenn ich keine Lust habe, meine Schulaufgaben zu machen. Manchmal habe ich eben keine Lust – was soll man da machen! Mama versteht das nicht. Und dann schimpft sie. Ziemlich, Paul und Pamela habe ich noch nie, nie, nie schimpfen hören, sie waren auch noch nie beleidigt und haben die Lippen gespitzt.

Ich finde sie alle drei voll cool.

Ich kann euch sagen, das war eine Riesenüberraschung, als ich bei Pamela Putz das erste Mal geklopft hatte, um ihr zu sagen, dass Wasser aus ihrer Wohnung in den Hausflur läuft. Oje, hatte ich mir damals gedacht, das ist ein Rohrbruch, so wie bei Oma Gerda neulich. Aber es war gar kein Rohrbruch.

Paul Pflaume hatte ich als Erstes kennengelernt. Ich ging vor seinem Haus spazieren, da waren wir ganz neu eingezogen. Ich sah ihn aus dem Fenster hängen, wie er versuchte, von einem Baum ein paar Äpfel zu pflücken. Ihr werdet nun denken, der Baum stand draußen vor dem Haus. Nö, der Baum war in der Wohnung! Ein Ast war so weit aus dem Fenster gewachsen, dass Paul Pflaume größte Mühe hatte, an die letzten Äpfel heranzukommen. Für einen Moment dachte ich sogar, er plumpst gleich aus dem Fenster, so sehr hatte er sich herausgelehnt. Zum Glück war nichts passiert.

Und als ich den besten Duft aller Zeiten gerochen habe, das war auch toll. Der Duft kam aus Ziemlichs Wohnung. Dieser Duft war so lecker, ich kann es euch nicht beschreiben! Es roch nach knusprigen Waffeln mit Zimt und Zucker und Apfelmus, dass einem das Wasser nur so im Munde zusammenlief. Und das Komischste daran war, dass ich mir genau in diesem Moment gewünscht hatte, Waffeln mit Zimt und Zucker und Apfelmus zu essen! Diese Düfte, einfach famos!

Ziemlich mag ich am allerliebsten. Weil er ein sensationeller Koch ist, aber auch weil er einen so komischen Hut trägt, weil er für alles eine Maschine erfindet und weil er immer so viel vergisst. Ich glaube, ich mag ihn am liebsten, weil er immer so nette Witze erzählt. Dann muss ich lachen und bin glücklich. Am witzigsten finde ich, dass er Ziemlich Daneben heißt, das passt so gut zu ihm! Da ist der Name Programm!

Nun habt ihr also die Namen meiner drei Nachbarn gehört. Lasst mich nun meine Geschichte von vorne erzählen.

Alles begann vor circa sechs Wochen, als unser Umzugsauto vor der Brühlstraße Nummer 5 haltmachte. Sie ist eine lange Straße mit vielen Mehrfamilienhäusern und am Stadtrand gelegen. Die Mieten sind hier billig. Ein Junge stieg aus mit wuscheligen roten Locken und Sommersprossen auf der Nase, so viele, dass man sie nicht mehr zählen kann. Dreimal dürft ihr raten, wer das war. Genau, ich! Gestatten, Tom Nasemann.

Ich schaute mich um. Hier also würde ich von nun an mit Mama wohnen. Ob es hier Kinder zum Spielen gab, fragte ich mich. Oder einen Spielplatz oder ein Fußballfeld? Das wäre schön!

Mama stieg ebenfalls aus dem Umzugslaster. Sie kannte die Gegend schon, sie hatte ja auch die Wohnung gemietet, in die wir beide damals vor sechs Wochen neu einzogen. Sie ist klein mit nur zwei Zimmern und einem schmalen Wohnzimmer. Die Küche hat nur ein kleines Fenster, die Fugen sind dreckig und der Kühlschrank ist von anno dazumal. Und das Bad hat nur eine Badewanne, keine Dusche wie in der anderen Wohnung.

Die andere Wohnung ist die, die meinem Papa gehört. Wir wohnen nicht mehr dort, seit einem halben Jahr schon. Mama und Papa hatten sich oft gestritten und dann vereinbart, nicht mehr zusammen wohnen zu wollen. Also sind Mama und ich zu Oma gezogen. Das war aber nicht so schön, denn ständig hat sie die Lippen gespitzt und mir gesagt, dass ich zu viel Dreck mache oder zu laut bin.

Zum Glück haben wir jetzt unsere eigene Wohnung, auch wenn sie klein und nicht so schön ist. Einen Garten haben wir keinen, dafür einen Keller, wo ich mein Fahrrad abstellen kann, damit es draußen im Regen nicht rostet.

Wir zogen an einem Dienstag um. Drei Umzugsmänner hievten unsere Sachen aus dem Laster und trugen sie in die Wohnung. Mama rannte aufgeregt hin und her und sagte immer wieder, sie sollten aufpassen, dass nichts kaputtgehe. Die Männer sagten ja, rollten die Augen und schleppten weiter und ich dachte mir, es wäre wohl besser, ein bisschen die Gegend zu erkunden.

Die Brühlstraße ist eine hässliche Straße, nur graue Häuser, Schlaglöcher im Asphalt, hier und da mal ein Busch, kein Baum und keine Wiese weit und breit. Ich trat zur Haustür raus, schaute nach rechts, schaute nach links, und entschloss mich, die Straße nach links hinabzulaufen. Und so kam es eben, dass ich gleich an meinem ersten Tag Paul Pflaume aus dem Fenster hängen sah. Und zwar im Haus nebenan. Es ist ein trüb-graues, einfach gebautes Haus, langweiliger könnte es nicht aussehen. Wenn da nicht dieser Ast gewesen wäre.

Was um alles in der Welt ist denn da los, dachte ich mir. Was hat der denn für Zimmerpflanzen, dass Äste meterlang aus dem Fenster ragen? Ich schüttelte verwundert den Kopf, lief weiter und dachte mir nichts weiter dabei.

Kapitel 2

Meine Schule ist o. k. Nicht der Brüller, aber auch nicht schlecht. Sie ist ein Betonklotz mit ein paar bunten Wänden – nicht sehr aufregend, aber sie erfüllt ihren Zweck. So zumindest hatte es Mama an meinem ersten Schultag gesagt.

In meiner Klasse sind 23 andere Kinder, ein paar sind nett, ein paar andere riechen nach Ärger. Kevin, Mark und Fabian sind drei, die mir nicht sehr geheuer sind. Als ich mich vor der Klasse vorstellen musste, pfiffen sie durch die Zähne und einer rief „Pumuckl“ – in Anspielung auf meine roten Locken.

Wie ich es mir schon gedacht hatte, Kevin, Mark und Fabian ließen nicht lange auf sich warten. Als ich an diesem Mittag nach Hause ging, kamen sie mir nach und stellten mir alle möglichen blöden Fragen und ließen mich wissen, dass in der Brühlstraße zu wohnen ihnen an meiner Stelle peinlich wäre. Warum das so sei, fragte ich. Naja, sagte der, der Kevin hieß, man höre so komische Dinge von den Leuten dort. Auf mein Nachfragen wollte Kevin nichts weiter äußern, und so ließ ich es dabei. Ich bog bald in die Brühlstraße ein, und so wurde ich Kevin, Mark und Fabian zum Glück schnell los.

Als ich unserem Haus näher kam, bemerkte ich eine Pfütze vor dem Nachbarhaus, genau vor dem Haus, wo gestern der Mann aus dem Fenster hing. Eine Pfütze? Heute hatte es doch gar nicht geregnet. Komisch, dachte ich mir und lief nach Hause.

Am nächsten Tag hatte es auch nicht geregnet, aber wieder war eine Pfütze vor dem Haus. Was ist denn da los, dachte ich mir und schlurfte nach Hause. Ja, schlurfen, denn nach dem Turnunterricht hatten meine Schuhe plötzlich keine Schnürsenkel mehr gehabt und so durfte ich beim Nachhauselaufen die Füße nicht allzu sehr heben, sonst wären mir die Schuhe heruntergerutscht.

Am dritten Tag war wieder Sonnenschein, aber trotzdem glitzerte eine Pfütze vor Haus Nummer 7. Das ist mir jetzt aber doch alles etwas skurril, dachte ich mir und probierte die Haustür, ob sie sich öffnen ließe. Tatsächlich, sie ging auf und da stand ich also im Hausflur.

Mir war gleich klar, von wo das Wasser kam. Es floss die Treppe zum ersten Stock herunter! Oh nein, das ist ein Rohrbruch, dachte ich mir und so lief ich schnell die Stufen hoch und klopfte an diejenige Tür, unter der das Wasser hervorschwappte.

Mir war schon klar, dass wenn hier jemand einen Rohrbruch hat und zu Hause ist, dass das derjenige dann mitbekommt – was soll ich also klopfen? Trotzdem wollte ich sichergehen und meinen Nachbarn warnen. Denn offensichtlich hatte er vergessen, das Wasser abzustellen. Bei Oma Gerda hatte das Schlimmeres verhindern können. Bei ihr war zumindest kein Wasser in den Flur gelaufen.

„Ich komme gleich“, rief es hinter der Tür, als ich geklopft hatte. Es klang so komisch, so weit weg, aber doch gut zu hören. Da riss plötzlich die Tür auf und was sah ich? Eine Frau mit noch wilderen Locken als ich, pitschepatschenass, knietief in einem See stehend!

Ein See, sage ich euch! Ja wirklich, ein See! Diese Frau stand in einem von Schilf umwachsenen großen See – viel größer, als man vermutet hätte in einem zweistöckigen Haus in der Brühlstraße. Der Raum wirkte wie gedehnt! Jedenfalls immer wieder, wenn eine Welle kam, schwappte neues Wasser in den Hausflur.