Zippel macht Zirkus - Alex Rühle - E-Book

Zippel macht Zirkus E-Book

Alex Rühle

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Beschreibung

Manege frei für Zippel, Zirkus, Zauberei Seit Zippel, das kleine lustige Schlossgespenst, bei Paul im Türschloss wohnt, ist jeder Tag voller Abenteuer und Spaß. Aber wer hätte gedacht, dass das größte Abenteuer für Paul und seinen geliebten Zippel jetzt erst kommt? Denn, Zippelzefix, plötzlich geht es raus in die weite Welt!  Gemeinsam mit Frau Wilhelm und Quockel fahren sie mit dem Zug bis nach Italien. Zum zauberhaften Zirkus Giacometti. Hier gibt es alles, was das Herz Salto schlagen lässt: Egal ob Clown, Feuerschlucker oder Artistin – Zippel hat noch nie so tolle Awachsana erlebt.  Ach ja, und nicht zu vergessen, die vielen Hasen, zwei Ponys, eine uralte Schildkröte und das Meer. Tage voller Wunder. Wäre da nur nicht der seltsame Zauberer Burlesconi … Illustriert von Axel Scheffler  Zum Vorlesen für die ganze Familie Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst, macht einfach glücklich! Zu diesem Buch finden Sie Quizfragen auf antolin.de

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Alex Rühle

ZIPPEL

macht Zirkus

Illustriert von Axel Scheffler

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Kapitel 1

RONGELDIWONG

Eines Morgens, am Anfang der Sommerferien, wachte Paul von lautem Geschepper auf. Erst dachte er, irgendetwas Großes in seinem Zimmer wäre umgefallen, aber als er sich schlaftrunken umsah, stand alles an seinem Platz, der Kleiderschrank, das Bücherregal, darin das alte Schloss …

KLONKERKABONKER

Das Scheppern hörte gar nicht mehr auf. Genauer gesagt war es jetzt ein dumpfes Fromslpokromsl, vermischt mit einem Rummskawumms und zwischenrein immer mal wieder einem kurzen Wangeldöwung. Der Lärm kam von draußen, aus dem alten Regenrohr, das neben Pauls Fenster an der Hauswand entlangläuft.

Paul lief zum Fenster, das die Nacht über offen gestanden hatte, und schaute in den Himmel. Keine Wolke, kein Regen, stattdessen schien die Sonne in sein Zimmer. Das kupferne Abflussrohr aber kollerte weiter wild vor sich hin. Der Lärm rauschte mal nach unten Richtung Erdgeschoss, dann wieder hoch in Richtung Dachrinne.

Drüben, im Hinterhaus, stand der alte Herr Möhring auf dem Balkon und schaute wütend herüber.

»Guten Morgen!«, rief Paul und winkte ihm zu.

In dem Moment kam Herr Ritzsche in den Hof gelaufen. Der Hausmeister hatte seinen Werkzeugkasten dabei und ging schnurstracks zur Regenrinne.

»Da! Da ist es wieder!«, rief Herr Möhring ganz empört. »Das geht jetzt schon eine halbe Stunde so!«

»Ja, ich weiß.« Herr Ritzsche stand vor der lärmenden Regenrinne und kratzte sich am Kopf. »Wahrscheinlich irgendein Vogel, der nicht mehr rauskommt.«

»Blödsinn«, schimpfte Herr Möhring. »Ein Vogel rast doch nicht im Regenrohr rauf und runter wie ein Flummiball. Eine halbe Stunde! Ich sag Ihnen, in diesem Haus spukt es, und zwar gewaltig!«

»So ein Mist«, murmelte Paul, zog sich schnell an und lief raus in den Flur.

»Morgen, Paul«, rief Pauls Papa aus der Küche, während er gerade die Spülmaschine ausräumte.

»Morgen, Papa«, sagte Paul hastig. »Ich geh kurz zu Frau Wilhelm hoch.«

»Warum denn jetzt schon wieder?«, fragte Papa.

»Ähm, ich hab da gestern Abend was vergessen, bin gleich wieder da.«

»Ich muss arbeiten«, rief Papa ihm nach, »Mama ist schon zur Chorprobe, nimm deinen Schlüssel mit!«

»Alles klar. Bis heute Abend!«

 

Paul rannte das Treppenhaus hoch und klingelte an der letzten Tür vor der Speichertreppe.

Eine alte Frau machte auf. Sie hatte ihr linkes Auge zugekniffen und sah deshalb recht streng aus. »Paul? Was machst du denn hier um diese Uhrzeit?«

»Morgen, Frau Wilhelm, Zippel und Quockel machen einen irren Lärm da draußen.«

»Wo denn?«

»Na, in der Regenrinne.«

»Ach du grüne Neune! Ich war in der Küche und habe nichts mitbekommen, weil ich meine Eierlöffel suche.«

Paul rannte durch den Flur in Frau Wilhelms Wohnzimmer, in dem überall bunte Fähnchen hingen. Außerdem war eine Lichterkette mit bunten Glühbirnen quer durchs Zimmer gespannt, wie auf einem Kindergeburtstag.

Das Fenster stand offen.

Paul beugte sich vorsichtig raus. Huh, war das weit oben! Frau Wilhelms Wohnzimmer lag drei Stockwerke über seinem Kinderzimmer.

Unter dem Fenster verlief die Dachrinne, die am Ende in das Abflussrohr mündete. Aus der dunklen Öffnung hörte man wieder den polternden Lärm.

»Hey«, zischte Paul in Richtung Regenrinne.

KAWENGELKARUMMS, lärmte es aus der Öffnung.

»Mann, Zippel!«, rief er etwas lauter.

SCHRUNGKORUNGTSCHA!

»Quockel? Kommt schnell da raus!« Paul wurde ganz ungeduldig.

Von unten schrie Herr Ritzsche, Paul solle aufpassen, das seien sicher riesige Krähen.

KRUWWELDIWUWWELDIWUMM!

»Jaja, ich pass schon auf«, rief Paul und winkte kurz runter.

»Hier.« Frau Wilhelm reichte Paul von hinten eine volle Gießkanne. »Gieß das mal rein, dann werden sie schon aufhören.«

Paul schüttete die ganze Kanne in die Dachrinne. Von dort floss das Wasser gurgelnd ins Regenrohr. Sofort hörte der Lärm auf.

Zwei Sekunden später ploppte eine nasse weiße Kugel aus dem dunklen Rohr hervor. Das war Zippel. »Achterbahn mit Wasserfall!«, rief er begeistert.

In seinen Händen hielt er eine lange Schnur, an die lauter Löffelchen geknotet waren. Zippel wollte gerade wieder kopfüber in der Regenrinne verschwinden, als Paul zischte: »Halt! Bleib hier. Du bist viel zu laut.«

Von unten rief Herr Ritzsche: »Kannst du was sehen, Paul?«

Paul winkte wieder in den Hof und rief mit einem schiefen Lächeln: »Ich … ich glaube, die Krähe ist rausgeflogen.«

»Ah. Warte, ich komm hoch!« Herr Ritzsche verschwand im Treppenhaus.

»Los, schnell rein jetzt«, zischte Paul.

Zippel kam ins Wohnzimmer geschwebt und schüttelte seinen kleinen Gespensterkörper wie ein Hund, wenn er aus dem Regen kommt. Die Tropfen flogen nur so durchs Zimmer. Als er fertig war mit dem Gespritze, verkündete er:

Gießt du Zippel in der Rinne,

wird es danach nass hier drinne.

»Und wo ist Quockel?«, fragte Paul.

»Schläft wohl doch noch«, sagte Frau Wilhelm und zeigte auf ihren Schlösserschrank.

Das ist der seltsamste Schrank, den man sich vorstellen kann, da stehen nämlich nur alte Türschlösser drin. Große und kleine, rostige und vergoldete, mal mit Schlüsseln drin, mal ohne.

Aus einem der Schlösser im obersten Regalfach kam ein leises »Rüttelditschauuu …« Das war Quockel, der anscheinend wirklich noch vor sich hin schnarchte.

»Du, Paul, das ist sooo toll«, rief Zippel begeistert, »eine Achterbahn direkt vorm Haus! Mit Loopings zum Selbermachen. Man purzelbaumelt da so gaaanz lange runter, unten zickzack enge Kurve, und dann taumelbaumelt man wieder hoch! Es ist noch dunkler als im Staubsaugerrohr und …«

»Mann«, unterbrach ihn Paul. »Du weckst das ganze Haus auf. Herr Ritzsche ist total aufgeregt und Herr Möhring schimpft schon wieder, dass es spukt.«

»Oh, Entschludigung«, sagte Zippel.

Der alte Herr Möhring hatte Zippel und Quockel einmal im Treppenhaus gesehen, ganz kurz nur. Seither möchte er ständig die Polizei holen. Da er aber darauf besteht, ganz bestimmt zwei kleine, rotzfreche Gespenster gesehen zu haben, denken alle im Haus, Herr Möhring spinnt einfach ein bisschen.

 

Dabei spinnt er ganz und gar nicht. Zippel und Quockel sind wirklich Gespenster. Schlossgespenster. Sollten dir deine Eltern mal erzählt haben, dass Schlossgespenster in alten Schlössern und Burgen leben – das ist ganz großer Awachsananquatsch. Aber sei nicht böse, deine Eltern wissen es einfach nicht besser. Wenn sie das nächste Mal mit diesem Unsinn anfangen, kannst du ihnen ja einfach geduldig erklären, wie es wirklich ist: Schlossgespenster leben nämlich in Türschlössern. Allerdings nur in alten Türschlössern, weil sie Rost und Staub und Dreck brauchen, und den gibt es in neuen, sauberen Schlössern genauso wenig wie genug Platz, um sich darin eine gemütlich verkruschtelte Schlossgespensterhöhle einzurichten.

 

Zippel ist ein sehr kleines Schlossgespenst. Er lebt bei Paul und macht eigentlich den ganzen Tag lang Quatsch. Quockel ist bisschen gemütlicher. Er hat schon mal bei Frau Wilhelm gewohnt, vor langer, langer Zeit. Damals hieß sie natürlich noch nicht Frau Wilhelm, sondern war einfach die achtjährige Lissi. Später lebte er viele Jahre bei einem kleinen Wanderzirkus, der kreuz und quer durch ganz Europa zog. Aber jetzt ist er wieder hier, bei Frau Wilhelm.

Quockel faulenzt für sein Leben gern oder schaut dem Staub beim Durchdieluftschweben zu. Oder der Sonne beim Scheinen. Seit er wieder bei Frau Wilhelm wohnt, hat er eine neue Leidenschaft entdeckt: Kochen! Nicht so normale Dinge wie wir Menschen. Am liebsten macht er Rostis: Dafür schmeißt er alten Rost in die Pfanne, würzt ihn mit Erde aus Frau Wilhelms Blumentöpfen oder mit lecker altem Dreck vom Küchenboden und isst das dann alles aus einem kleinen silbernen Fingerhut, den Frau Wilhelm immer zum Sockenstopfen benutzt.

 

Plötzlich kam Herr Ritzsche schwer atmend durch Frau Wilhelms Flur gestapft. Zippel verschwand hinter Pauls Rücken.

»Und?«, fragte der Hausmeister. »Wo ist der Vogel?«

»Oh, ähm, weggeflogen«, rief Paul und zeigte schnell zum Fenster raus.

»Weggeflogen?« Herr Ritzsche ging zum Fenster und schaute in alle Himmelsrichtungen. »Wohin denn?«

»Also …« Paul zeigte auf die Regenrinne. »Der kam da so raus aus der Rinne und ist dann da so rüber, Richtung Isar.« Paul wedelte mit der Hand in Richtung Fluss, weit weg, damit Herr Ritzsche möglichst lange draußen herumschaute.

Herr Ritzsche kratzte sich wieder am Kopf. »Na, so was«, murmelte er und winkte dann Herrn Möhring. »Alles in Ordnung!«, rief er laut über den Hof. »War wirklich ein Vogel! Hab ich ja gleich gesagt.«

Herr Möhring schüttelte den Kopf und ging schimpfend in seine Wohnung zurück.

»Wie sah der Vogel denn aus?«, fragte Herr Ritzsche.

»Ähhh … groß«, sagte Paul. »Sehr groß. So groß, dass … also …«

»Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«, unterbrach Frau Wilhelm Pauls hilfloses Gestammel.

»Nein danke.« Herr Ritzsche wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Mein offener Werkzeugkasten steht unten im Hof. Oh – was ist das denn?«

Er bückte sich und hob die Schnur auf, an die die ganzen Löffelchen geknotet waren.

»Ja, daaaas …« Frau Wilhelm stemmte die Arme in die Hüften und schaute auf die Schnur. Erst jetzt sah sie, dass zwischen all den Eierlöffeln auch noch ein Messer, ihr Flaschenöffner und ein kleiner Schneebesen hingen. »Wissen Sie, ich knote inzwischen mein Besteck aneinander, damit ich nicht einzelne Teile verliere.«

Herr Ritzsche runzelte die Stirn und schaute Frau Wilhelm an, als sei sie nicht ganz richtig im Kopf. »Das ist doch total unpraktisch«, sagte er. »Dann können Sie das ja gar nicht mehr in die Geschirrspülmaschine tun.«

»Ach du grüne Neune!« Frau Wilhelm tat ganz verblüfft. »Hmmm … Das ist ja wirklich unpraktisch. Soll ich es dann vielleicht doch besser wieder aufknoten?«

»Ja, das würde ich Ihnen dringend raten.« Der Hausmeister nickte sehr ernst, woraufhin Frau Wilhelm ihn anstrahlte: »Vielen Dank, Herr Ritzsche, so ein wunderbarer Ratschlag.«

Kapitel 2

Als Herr Ritzsche wieder ging, schlug er die Wohnungstür so laut zu, dass die alten Schlösser in Frau Wilhelms Wohnzimmerschrank wackelten. Drei Sekunden später hörte man ein gemütliches UUUUAAAAAÄÄÄH aus dem obersten Fach. Ein winziger Ellbogen reckte sich aus einem der goldenen Schlösser. Und dann lugte Quockel daraus hervor, kratzte sich schlaftrunken am Kopf und murmelte: »Wer macht hier mitten in der Nacht solchen Lärm?«

»Quockelmockel!«, rief Zippel hocherfreut. »Jetzt hast du leider meine Achterbahn verpasst.«

»Glück gehabt!«, gähnte Quockel und reckte sich dabei so stark, dass sein ganzer Gespensterkörper einmal quer gedehnt wurde.

»Ich brauch jetzt erst mal einen starken Kaffee und ein Ei«, sagte Frau Wilhelm. »Willst du mit mir frühstücken, Paul?«

»Ja, gern. Mama und Papa sind eh beim Arbeiten.«

»Gut. Holst du Brezen und Croissants für uns beide? Dann deck ich den Tisch. Und du, Zippel, knotest bitte mal die Eierlöffel wieder auf.«

Zippel schwebte mit seiner Klapperschnur Richtung Flur und Küche. Auf der Türschwelle drehte er sich noch mal in Richtung des Schlösserschranks: »Kommst mit, Quockel?«

Schwebt der Zippel in die Küche,

gibt’s bald leckere Gerüche.

»Rühr bloß nicht meine Essensschränke an«, warnte Frau Wilhelm.

Quockel saß immer noch völlig verschlafen auf seinem Schloss.

»Ich brauch erst mal bisschen Staub zum Wuuaaaachwerden«, gähnte er.

»Bei euch hinterm Herd gibt es uralte Häufchen«, sagte Zippel, »köstlich röstlich. Und schön fettig.« Dann machte er seinen Freund nach: »Genau richtig zum Wuuaaaachwerden.«

Quockel seufzte gutmütig und folgte Zippel in die Küche.

 

Paul schaute sich in Frau Wilhelms Wohnzimmer um. »Warum hängen hier eigentlich die ganzen Fahnen?«, fragte er.

Frau Wilhelm sprach plötzlich ganz leise: »Quockel hat in letzter Zeit so oft von seinem Zirkus erzählt, dass ich dachte, ich richte ihm das Zimmer so ein wie eine Manege.«

»Ah«, sagte Paul und zeigte auf die Lichterkette, »deshalb auch die bunten Glühbirnen?«

»Genau.« Frau Wilhelm lächelte ein Lächeln, bei dem nicht ganz klar war, ob sie das Ganze nun gut fand oder eher für eine verrückte Idee hielt.

Sie sagte: »Quockel ist oft so still.«

»Na ja«, sagte Paul. »Er ist einfach nicht ganz so wild wie der Zippel.«

Frau Wilhelm wiegte ihren Kopf hin und her, während sie in ihrem Portemonnaie herumkramte. »Ich weiß nicht. Vielleicht tut es ihm nicht gut, hier bei mir. Ich bin eine alte Schachtel. Schlossgespenster sollten doch eigentlich mit Kindern zusammen sein.«

Dann gab sie Paul zehn Euro für den Bäcker. Sie wollte ihm auch ihre alte Einkaufstasche mit dem Blümchenmuster mitgeben, aber da sagte Paul schnell, er hole lieber seinen eigenen Rucksack. Er mochte Frau Wilhelm echt sehr gern, aber manchmal war sie ihm auch etwas peinlich.

 

Auf dem Weg zum Bäcker beobachtete Paul zwei Familien, die ihre Autos vollpackten, um in die Ferien zu fahren. Er seufzte. Er wäre auch so gerne in Urlaub gefahren. Aber seine Eltern mussten ja beide arbeiten, mal wieder, wie eigentlich immer. Ihm graute schon jetzt vor diesem blöden Aufsatz, den sie immer nach den Ferien schreiben mussten: »Mein schönstes Abenteuer«. Und wie sie dann alle wieder schwärmten von der Hotelanlage am weißen Strand und vom Urwald und von den portugiesischen Freunden mit ihrem riesigen Haus. Und was sollte er schreiben? Dass er Semmeln holte für Frau Wilhelm?

 

Als er kurz darauf vom Bäcker zurückkam, stand gerade der Postbote bei ihnen im Hauseingang und klapperte die Briefkästen ab.

»Oh«, sagte Paul, »haben Sie was für die Fellmanns? Ich bin der Paul Fellmann. Oder für Frau Wilhelm? Ich geh grad zu ihr.«

»Ja, hier.« Der Briefträger drückte ihm ein paar Umschläge in die Hand.

Während Paul langsam die Treppe hochging, schaute er die Briefe durch. Das meiste war langweiliges Erwachsenenzeug, die Adresse mit dem Computer geschrieben, irgendwas von der Krankenkasse. Aber dann war da dieser bunt bemalte Umschlag mit ganz vielen Briefmarken. Paul blieb erst kurz auf der Treppe stehen, dann sauste er los, immer zwei Stufen auf einmal, fünf Stockwerke hoch, und klingelte Sturm bei Frau Wilhelm.

»Ist offen!«, rief sie von drinnen.

Paul rannte durch den Flur ins Wohnzimmer, wo es jetzt nach Kaffee roch.

Frau Wilhelm sah ihn genauso erstaunt an wie Quockel, der gerade auf seinem Schloss rumsaß und genüsslich sein fettiges Heizungsstaubmüsli aus dem silbernen Fingerhut löffelte. Aus dem Schloss daneben kamen nur ein paar Wölkchen, dazu war ein Liedchen zu hören, anscheinend machte Zippel einen kleinen Wochenputz.

»Poooost!«, rief Paul außer Atem und wedelte mit dem bunten Umschlag. »Für Quockel!«