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Stell dir vor, du steckst mitten in der Apokalypse – und alles, was schiefgehen kann, geht schief. Ein sicherer Ort? Angeblich gibt es ihn. Ein genialer Fluchtplan? Pure Verzweiflung. Zombies? Viel zu viele, viel zu nah. Doch während andere längst den Verstand verlieren würden, setzt eine bunt zusammengewürfelte Gruppe Überlebender auf das einzige, was ihnen bleibt: schwarzen Humor, wahnwitzige Ideen und die Hoffnung, dass selbst in der Apokalypse noch Platz für absurde Abenteuer ist. Ein irrwitziger Überlebenskampf voller Chaos, grotesker Situationen und ungeahntem Teamgeist – denn wenn alle Stricke reißen, kommt Humor zum Zug.
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Seitenzahl: 235
Veröffentlichungsjahr: 2025
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"Zombies im roten Abgrund – Der letzte Fluchtversuch"
Vorwort
Stell dir vor, du steckst mitten in der Apokalypse – und alles, was schiefgehen kann, geht schief.
Ein sicherer Ort? Angeblich gibt es ihn. Ein genialer Fluchtplan? Pure Verzweiflung. Zombies? Viel zu viele, viel zu nah. Doch während andere längst den Verstand verlieren würden, setzt eine bunt zusammengewürfelte Gruppe Überlebender auf das Einzige, was ihnen bleibt: schwarzen Humor, wahnwitzige Ideen und die Hoffnung, dass selbst in der Apokalypse noch Platz für absurde Abenteuer ist.
Ein irrwitziger Überlebenskampf voller Chaos, grotesker Situationen und ungeahntem Teamgeist – denn wenn alle Stricke reißen, kommt Humor zum Zug.
Über die Autorin / den Autor:
Sebastian Müller – Autor mit einem Hang zum Absurden
Sebastian Müller ist ein Geschichtenerzähler, der den Wahnsinn des Alltags mit einem Augenzwinkern betrachtet. Geboren und aufgewachsen in einer kleinen Stadt, entdeckte er früh seine Liebe zum geschriebenen Wort – besonders zu Geschichten, die das Absurde mit dem Tragischen verbinden. Sein Stil kombiniert schwarzen Humor, actiongeladene Szenarien und einen Hauch von Gesellschaftskritik, während er seine Figuren in absurde, oft lebensbedrohliche Situationen wirft, aus denen sie sich mit einer Mischung aus Witz und Verzweiflung zu retten versuchen.
Seine Werke zeichnen sich durch skurrile Wendungen, exzentrische Charaktere und eine Prise Zynismus aus – egal, ob es um Zombies, Apokalypsen oder den täglichen Wahnsinn des Überlebens geht. Inspiriert von Filmen, Games und der absurden Realität, schafft er Geschichten, die gleichermaßen schockieren und unterhalten.
Wenn er nicht gerade schreibt, verbringt er seine Zeit mit urbanen Streifzügen, bei denen er nach neuen, grotesk-witzigen Ideen sucht, oder experimentiert in der Küche mit Rezepten, die ebenso unkonventionell sind wie seine Bücher.
Sein Motto: „Wenn alle Stricke reißen, kommt Humor zum Zug.“
Wenn die Welt Kopf steht, freut sich die Unordnung
Der Tag begann so unschuldig, dass es fast wehtat. Die Sonne gleißte fröhlich auf die Bürgersteige, an denen Menschen ihre Hunde Gassi führten, Kinder mit zu großen Ranzen zur Schule trotteten und die immer gleichen morgendlichen Routinen abspulten. Wer einen Blick in die Cafés warf, sah entspannt plaudernde Gäste mit Cappuccino-Schaum auf der Oberlippe, ehe sie zu ihren Jobs hasteten oder noch schnell ein paar Besorgungen erledigten. Keiner ahnte, dass bald so ziemlich alles im Chaos versinken würde. Tatsächlich war es bis zum Mittag ein Bilderbuchtag: klares Blau am Himmel, keine einzige Wolke, selbst die Tauben wirkten irgendwie gut gelaunt. Eine ältere Dame im Blumenkittel wässerte sorgfältig ihre Geranien in einem betonierten Vorgarten, während gegenüber ein Zeitungsbote versucht hatte, seinen digitalen Terminkalender in den Griff zu bekommen. Nichts ließ auf das Schlachtfeld schließen, das sich innerhalb weniger Stunden auftun würde. Alle gingen ihren Aufgaben nach, so als wäre diese Stadt ein harmonischer Ort, in dem höchstens mal das Auto streikte oder der Nachbar an der Haustür klingelte, um sich über die laute Musik zu beschweren. Nichts Ungewöhnliches also. Doch wie so oft kommt das Unerwartete gern dann, wenn alles in größtmöglicher Ordnung zu sein scheint.
Alles begann mit einer Meldung, die noch niemand so recht ernst nahm. Im Radio war kurz etwas von seltsamen Vorkommnissen in einem Ort ein paar Kilometer weiter die Rede, aber wenn die Stimme aus dem Lautsprecher um halb acht morgens irgendetwas verkündete, das nicht direkt vor der eigenen Haustür passierte, dann klang es fast wie eine belanglose Notiz in der Ferne. Man hörte mit einem halben Ohr hin, während man im Kopf schon den Einkaufzettel durchging. „Mögliche Zusammenstöße“, „unidentifizierte Erkrankung“ und „Vorsicht in Gebieten mit hohem Fußgängeraufkommen“. So oder ähnlich lauteten die ersten, vagen Hinweise. Aber wer setzt sich denn morgens um halb acht hin und denkt: „Ja, klar, das muss die Zombie-Apokalypse sein.“? Wahrscheinlich niemand, denn wir sind alle darauf gepolt, an das ganz Normale zu glauben. Man rechnet schließlich eher mit Grippewellen oder einem Witz von einem Radiosprecher, der versucht, seine müden Hörer wachzurütteln. Entsprechend wenig Aufregung entstand zu dieser Stunde in den Küchen, Bädern oder Autos der Bevölkerung.
Ein merkwürdiger Zwischenfall ereignete sich allerdings in einem Bus, der Richtung Stadtzentrum fuhr. Dort stand ein Mann mit völlig wirrem Haar, der sich lauthals beklagte, dass ihm ständig jemand in den Nacken puste, obwohl niemand in seiner unmittelbaren Nähe saß. Er drehte sich immer wieder um, brummelte seltsame Worte und beschwerte sich über Gestank, bis er schließlich abrupt den Nothebel zog. Der Bus hielt, die Leute schimpften, weil sie zu spät zur Arbeit kommen würden, und der Fahrer rief genervt, was das Ganze solle. Doch der wirre Mann stieg einfach aus und lief fort, als wittere er irgendeine Gefahr, von der sonst niemand etwas ahnte. Man schenkte ihm wenig Aufmerksamkeit, man hatte anderes zu tun. Manche rieben sich kurz die Augen und fragten sich, ob er wohl betrunken sei oder einen schlechten Tag hatte. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass er vielleicht schon etwas gespürt hatte, was den anderen entging.
Nur wenige Stunden später häuften sich Meldungen über Leute, die scheinbar ziellos herumschlurften. Zuerst wurde gelacht, denn die typischen Kommentare lauteten: „Bestimmt ein Flashmob für irgendein virales Video“ oder „Da haben wohl die falschen Partydrogen reingehauen“. Dabei war es keineswegs normal, dass in mitten auf dem Marktplatz eine Frau mit starren Augen auf die Passanten zuging, die Hände komisch nach vorn gestreckt, und immer wieder leise klagende Laute von sich gab. Ein Mann, der das Schauspiel beobachtete, grinste sogar spöttisch und hielt es für eine alberne Performance-Kunst. Erst als die Frau beinahe über einen am Boden sitzenden Bettler stolperte, merkten einige, dass etwas an ihrem Gangbild nicht stimmte. Sie schien ihre Gelenke nicht mehr richtig zu kontrollieren, knickte mit den Knien weg und ließ sich aber nicht davon abbringen, weiter zu schlurfen. Schließlich packte sie – aus dem Nichts heraus – das Hemd eines Passanten und stöhnte direkt in dessen Gesicht. Der Passant zuckte zurück, stieß sie weg und rannte fluchend davon. Andere in der Umgebung fanden das Ganze merkwürdig, aber noch nicht beunruhigend genug, um Alarm zu schlagen. Manche zückten ihre Smartphones, filmten kurz, lachten verunsichert und liefen dann auch davon. Man kennt das ja: Erstmal schön bei Social Media teilen, bevor man womöglich Hilfe ruft. Als wäre das alles nur eine spaßige Skurrilität.
Währenddessen öffnete eine Bekannte namens Steffi, die bei einem Bäckerjob in der Innenstadt arbeitete, nichtsahnend ihren Laden, legte frische Brezeln aus und wunderte sich, wieso sich kaum Kunden blicken ließen. Normalerweise strömten um diese Uhrzeit massenhaft Leute herein, die sich Gebäck und belegte Brötchen holten, um in ihren Büros zu frühstücken. Doch heute war etwas anders. Die Straßen hatten sich auffällig geleert, die, die auftauchten, wirkten teils gehetzt, teils abwesend. Ein Junge berichtete, dass er in einer Seitenstraße auf jemanden gestoßen war, der wohl nach ihm schnappte – wie ein aggressiver Betrunkener. Steffi schaute irritiert, rief die Polizei, doch in der Warteschleife wurde sie darauf hingewiesen, dass momentan ein hohes Anrufaufkommen bestehe. Sie wartete zwei Minuten in dieser Schleife und brach das Gespräch schließlich ab, weil ihr eine junge Frau blass und zitternd in den Laden wankte. „Haben Sie Wasser?“, flüsterte die Fremde, worauf Steffi ihr sofort ein Glas reichte. Kaum hatte die Frau getrunken, kippte sie beinahe um. Steffi eilte um die Theke, um sie abzustützen, da registrierte sie den seltsam leeren Blick im Gesicht der Frau. Noch bevor sie reagieren konnte, spürte Steffi kalte Finger an ihrem Arm, und die Fremde keuchte ihr entgegen, so als wolle sie sie anknabbern. In Panik stieß Steffi die Frau zurück und geriet selbst ins Taumeln, bis sie, vor Angst schreiend, eine Brezelzange zu fassen bekam und damit wild in der Luft herumfuchtelte. Das war einer dieser Momente, in denen man realisiert, dass schlicht gar nichts mehr normal ist.
Draußen hielten nun mehrere Autos an, Fahrer stiegen aus und versuchten zu begreifen, warum einzelne Personen über die Kreuzungen taumelten. Immer mehr Leute rannten in heller Aufregung umher. Wer klar bei Verstand war, suchte Zuflucht in Geschäften, schloss sich ein oder griff gleich zum Smartphone, um Freunde und Familie zu informieren, dass etwas „Komisches“ in der Stadt vor sich ging. Die Medien reagierten natürlich mit Eilmeldungen, waren aber so überfordert, dass nichts wirklich Konkretes bekannt war. „Seltsame Aggressionen“ und „Infektion ungeklärter Ursache“ lauteten die Schlagzeilen. Plötzlich entdeckte jemand im Internet das Wort „Zombies“. Zuerst wurde gelacht, man hielt es für einen Scherz. Doch nicht lange, denn Videos machten die Runde, in denen Gestalten mit stierer Miene, fahlen Gesichtern und merkwürdig verrenkten Gliedmaßen andere angriffen. Diese Bilder sorgten erst für ungläubiges Staunen, dann für blanke Panik.
Ein junger Mann namens Lukas, der vor einigen Tagen noch tief in einer Gaming-Session steckte und dort virtuell gegen Untote gekämpft hatte, glaubte sich jetzt in einem seiner Computerspiele zu befinden. Er wohnte in einem Plattenbau am Stadtrand und hatte bis zum Mittag nichts davon mitbekommen, weil er die Nacht durchgezockt und bis in den späten Vormittag geschlafen hatte. Als er aufwachte, hörte er zuerst Poltern auf dem Flur und dachte an einen Streit zwischen Nachbarn. Doch dann rief seine Mutter an, weinend, völlig aufgelöst, sie habe im Radio von einer seltsamen Epidemie gehört und wisse nicht, was sie machen solle. Lukas, der vor Kurzem bei ihr ausgezogen war, nahm das Gespräch anfangs locker: „Ach Mama, das ist bestimmt total übertrieben. Die Medien spinnen doch immer gleich rum.“ Dann hörte er im Hintergrund Schmerzensschreie und ein lautes Krachen. Seine Mutter legte hastig auf, ohne sich zu verabschieden. Ein eiskalter Schauer kroch Lukas den Rücken hinab. Er zog schnell eine Hose über, schnappte sich sein Handy und ging zur Wohnungstür hinaus. Auf dem Hausflur sah er zwei Gestalten, die über irgendetwas auf dem Boden hockten und dabei knurrende Geräusche von sich gaben. Er wollte sie ansprechen, blieb aber abrupt stehen, als er erkannte, dass da offenbar Blut auf dem Boden war. Da war nichts mehr mit „Ach, das sind Spinner“. Keine Animation aus einem Computerspiel, sondern eine beklemmend echte Horrorvision. Seine Hände begannen zu zittern, er wich zurück und trat gegen eine Metallwanne, in der die Putzfrau üblicherweise ihre Utensilien verstaute. Das klirrende Geräusch ließ die Gestalten aufhorchen, sie drehten sich um und offenbarten bleiche Augen und grässliche Fratzen. Lukas’ Magen zog sich zusammen, er merkte, wie sein Herz raste. Einen Moment lang dachte er tatsächlich: „Okay, es sind Zombies.“ Dann wirbelte er herum, stürmte zurück in seine Wohnung und verriegelte die Tür mit allen Schlössern. Sein Kopf war so voll Adrenalin, dass er gar nicht wusste, ob er jetzt lachen oder heulen sollte. Also tat er beides, in wilder Reihenfolge.
Parallel spielten sich ähnliche Szenen überall ab. Manche hatten schon früh verstanden, dass es sich um eine äußerst beängstigende Situation handelte, und verbarrikadierten sich wie in schlecht synchronisierten Horrorfilmen. Andere waren im totalen Leugnungsmodus und versuchten, ihren Alltag fortzusetzen, als wäre nichts passiert. Ein Metzger in der Innenstadt beschwerte sich lautstark über „komische Leute“, die einfach in seinen Laden stürmten, ohne zu grüßen, und sah nicht im Entferntesten, dass sie halb verwest waren. Erst als einer dieser Gruselbesucher am Wurstregal schnupperte und dabei faulige Zähne fletschte, setzte beim Metzger ein gewisser Realitätscheck ein. Er warf ihm aus Reflex eine rohe Schweinshaxe an den Kopf, was zwar kurz die Aufmerksamkeit des Untoten auf das Fleisch lenkte, aber dem Metzger keine Zeit ließ, die Flucht zu ergreifen. Also schrie er lauthals, schlug mit einem Besen um sich, bis er es schaffte, sich hinter die Theke zurückzuziehen und von dort die Tür zuzuschlagen. Die Szenerie muss absurd ausgesehen haben: ein schwitzender Metzger, der mit hochrotem Kopf eine Tür zuhalten musste, während draußen eine Handvoll zombifizierter Gestalten an der Schaufensterscheibe kratzte. Niemand hätte am Vortag geahnt, dass man einmal den Besenstiel als wichtigste Waffe des Tages bezeichnen würde.
Auch in den Wohngegenden bahnte sich das Chaos seinen Weg. Eine ältere Dame namens Gertrud, die immer sehr viel Wert auf Ordnung legte, wunderte sich über das laute Geschrei von draußen. Sie schob ihre Gardine zur Seite, um besser sehen zu können, und entdeckte drei Jugendliche, die kopflos durch den Vorgarten rannten, verfolgt von zwei schlurfenden Gestalten. Gertrud war entrüstet: „Das ist ja wieder typisch! Diese Rowdys trampeln mir meine Rosen platt.“ Nur Sekunden später bemerkte sie allerdings das schleppende Nachziehen eines Beins bei einem der Verfolger, das nicht aussah wie eine harmlose Fehlstellung. Ihr Puls schoss in die Höhe, als sie erkannte, dass der Verfolger regelrecht verrottende Haut hatte. Sie riss die Gardine wieder zu und schloss die Fenster, so als könnte sie damit die Welt ausschließen. Dann watschelte sie durch das Haus, sperrte alle Türen ab und setzte Wasser für Tee auf, denn Gertrud hatte die Angewohnheit, bei jeder Lebenskrise erst einmal eine Kanne Tee zu kochen. Während das Wasser langsam zu kochen begann, hörte sie von draußen die schrillen Hilferufe der Jugendlichen und das Poltern von Körpern, die gegen Zäune krachten. Sie presste die Lippen aufeinander und wusste nicht, was sie tun sollte. Rausgehen und helfen? Die Polizei anrufen? Lieber abwarten? Schließlich war sie pensioniert und hatte keine Erfahrung damit, sich gegen Untote zu verteidigen. In ihrer Welt lag das maximal im Bereich abstruser Spielfilme. Aber da hatte jemand anders immer die Heldentaten vollbracht. Also nahm sie das klappernde Teeservice, atmete flach und hoffte, dass alles nur ein böser Traum war.
Derweil trafen sich zufällig ein paar Leute in einem Hinterhof, der etwas abseits der Hauptstraße lag. Unter ihnen war ein Postbote, der ursprünglich nur die Briefe zustellen wollte, dann aber von zwei seltsam verrenkten Individuen überrascht worden war. Panisch war er gerannt, bis er über eine Mülltonne stolperte und von einem Mann aufgesammelt wurde, der sich gerade seinerseits vor ähnlichen Wesen in Sicherheit bringen wollte. So kamen noch zwei Frauen dazu, die wie verrückt den Hinterhof gestürmt hatten, weil sie vor einer gruseligen Gestalt flüchteten, die ihnen um die Ecke herum auflauerte. Keiner wusste so recht, wer die anderen waren. Man starrte sich nur mit weit aufgerissenen Augen an. Der Postbote, der vor Angst schlotterte, versuchte mit zitternder Stimme, das Geschehen zu erklären: „Die… die beißen! Die haben… also, da war Blut…“ Er brachte keinen klaren Satz zustande. Die anderen murmelten ähnlich wirre Fragmente. Niemand hatte eine fertige Erklärung parat, alle hofften, dass jemand eine beruhigende Antwort lieferte. Stattdessen schlossen sie lediglich die schwere Eisentür zum Hinterhof, um ein bisschen Schutz zu haben, und kauerten sich dann in eine Ecke, ohne zu wissen, ob sie jetzt weinen, beten oder hysterisch lachen sollten. Tatsächlich begann eine der Frauen plötzlich zu kichern, weil sie das Gefühl hatte, alles sei zu absurd, um real zu sein. Ein Lacher, der sich rasch zu einem leicht wahnsinnigen Gackerer steigerte. So etwas passiert, wenn man merkt, dass das eigene Hirn keine Schublade für diesen Ausnahmezustand findet.
Überall in der Stadt entstanden solche kleinen, verängstigten Grüppchen. Manche versuchten ernsthaft, sich über das Internet schlau zu machen. Doch die Informationslage war hoffnungslos. Da stand einerseits: „Vermuten Sie eine rasch übertragbare Krankheit, bitte bleiben Sie in Ihren Häusern, schließen Sie Fenster und Türen.“ Dann las man woanders: „Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung, alles unter Kontrolle“, was offensichtlich nicht stimmte, wenn man nur einen Blick aus dem Fenster warf. Wiederum andere Quellen sprachen schon ganz offen von Zombies. Das klang wie ein schlechter Witz, doch wenn man in diesem Moment durch die Straßen sah, erkannte man, dass die klassischen Anzeichen einer Zombie-Invasion tatsächlich erfüllt waren: wankende Gestalten, furchterregende Blicke, das Knurren, der offensichtliche Drang, lebendige Menschen zu attackieren. Plötzlich wirkte jeder Horrorfilm wie ein Dokumentarfilm in Zeitlupe. Gleichzeitig gab es jene, die immer noch überzeugt waren, dass das doch nur ein medialer Hype sei. Ihr Weltbild ließ so etwas wie Zombies gar nicht zu. Einer von ihnen hatte sich auf dem Balkon verschanzt, rauchte Kette und schimpfte lautstark, dass die Leute „heutzutage echt gar nichts mehr gebacken kriegen, nicht mal gescheit krank sein“. Der wurde erst ruhiger, als unten auf der Straße eine Horde Untoter ankam und sich direkt an der Hausfassade zu schaffen machte.
Angesichts dieser verwirrenden Lage suchten viele nach Galgenhumor. Irgendwo hörte man laute Musik, vermutlich wollte jemand die nervöse Stille übertönen. Ein anderer begann in der Not, Witze über untote Schwiegermütter zu reißen. Wieder jemand schrie hysterisch, ob er jetzt sein Netflix-Abo kündigen solle, da die Apokalypse ausgebrochen sei. In Krisensituationen wirkt Humor wie eine schwache Rettungsweste, an der man sich verzweifelt festklammert. Dabei war nirgends irgendeine Stelle zu erkennen, die die Menschen beruhigen konnte. Keine klaren Ansagen, keine Polizei, die lautstark durch die Straßen fuhr und Befehle erteilte. Hin und wieder sah man Blaulichter, aber sie blieben selten lange, da auch Rettungskräfte und Beamte überrannt wurden. Die wenigen, die zu erkennen waren, waren selbst auf der Flucht oder verbarrikadierten Polizeistationen.
Inmitten dieses Durcheinanders gab es immer wieder kleine Szenen, die schon fast lächerlich wirkten, weil sie nicht in die Endzeitstimmung passen wollten. Vor einem Friseursalon stand eine junge Frau, die mit Lockenwicklern im Haar und einer Friseurschürze bekleidet war, lautstark ins Telefon brüllte, dass jemand endlich kommen solle, um sie abzuholen. Offenbar war ein Terminplan durcheinandergeraten, und sie weigerte sich, zu Fuß nach Hause zu gehen, denn draußen lauerten ja „diese komischen Leute“. Wenige Meter weiter klammerte sich ein Mann an seine Einkaufstüten, als hinge sein Leben davon ab, und rannte dabei fast eine ältere Person um. Denn in Krisenzeiten kommt man nicht automatisch auf den Gedanken, den Einkaufskorb wegzuwerfen, wenn Untote auftauchen. Manchmal sind wir eben an Alltagsdinge so gewöhnt, dass wir selbst in der Zombie-Apokalypse noch darauf achten, dass unsere Tiefkühlpizza nicht auftaut.
Und natürlich waren da noch all die Irrtümer, die einige begingen, weil sie glaubten, sich mit Filmwissen gegen Zombies wehren zu können. So sah man einen Halbwüchsigen mit einer Holzlatte herumrennen, in der festen Überzeugung, man müsse nur den Kopf treffen. Als er bemerkte, dass das gar nicht so leicht ist, wenn das Ziel wild herumstolpert, verlor er fast das Gleichgewicht. Ein anderer, eindeutig fanatischer Horrorfilm-Fan, glaubte, mit Knoblauch etwas ausrichten zu können. Er roch jetzt zwar wie ein griechisches Restaurant, blieb aber alles andere als sicher. Denn hier war nichts, wie es in den Filmen dargestellt wird. Niemand hatte ein perfekt sortiertes Waffendepot griffbereit, niemand war von Geburt an Zombie-Expertin oder -Experte, und schon gar nicht fand man irgendwo ein aufgepumptes Actionteam, das in perfekt choreografierter Manier die Untoten niedermähte. Stattdessen liefen viele kopflos umher, brachen in Panik aus oder saßen zitternd hinter verschlossenen Türen.
Während der Tag in ein frühes Chaos kippte, suchten einige verzweifelt nach einem Lichtblick. In einem improvisierten Online-Forum, das irgendjemand in Windeseile eingerichtet hatte, wurde hektisch überlegt, was man tun könne. Viele tippten ihre Kommentare mit einer Mischung aus Angst und Galgenhumor. Mancher schrieb: „Hey, immerhin muss ich heute nicht ins Büro!“, was anderen ein kurzes Lächeln entlockte. Ein paar schlugen ernsthafte Maßnahmen vor: Nahrungsmittel bunkern, sichere Orte suchen, mögliche Zugänge verbarrikadieren. Aber das alles war bisher nur ein ungeordnetes Sammelsurium an Tipps, und niemand schaffte es, sie schnell und effektiv umzusetzen. Genauso wenig wusste man, ob die Zombies nur beißen oder auch anderweitig aggressiv sind, ob man sich durch Kratzer infiziert, ob sie rennen können. Alles, was man aus Filmen kannte, war plötzlich Realität, doch welche Teile stimmten, welche waren Fiktion?
Es kam, wie es kommen musste: Die Nachrichten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Mehr und mehr wurde aus verunsichertem Staunen nackte Angst. Doch statt eines kühlen Kopfes dominierten Panikreaktionen. Manche stürmten Supermärkte, um sich mit Vorräten einzudecken, andere brachen in blankes Chaos aus und fuhren mit dem Auto gegen Einbahnstraßen, in der irrigen Hoffnung, schneller flüchten zu können. Dabei kam es zu Blechschäden und natürlich wieder zu Begegnungen mit schlurfenden Angreifern. Wer dabei die Nerven verlor, war gefühlt dem Untergang geweiht. Und trotzdem war überall dieser schräge Humor, der immer wieder aufblitzte, als wolle die Menschheit sich mit der Absurdität versöhnen. Ein Mann, der auf einem Parkplatz von einem Zombie überrascht wurde, verteidigte sich mit einer Dose Ravioli, die er dem Untoten gegen die Stirn schlug, während er brüllte: „Das ist italienische Spitzenküche, du Gammelsack!“ Das hätte in friedlichen Zeiten für peinliches Kopfschütteln gesorgt, jetzt wirkte es wie eine verständliche Reaktion.
Und so geriet ein völlig gewöhnlicher Tag, der mit Kaffee, Brötchen und Sonnenschein begonnen hatte, immer mehr zum Auftakt einer Apokalypse, die sich niemand ausgesucht hatte und die doch alle gleichermaßen traf. Während die Sonne langsam weiterstieg, veränderte sich das Stadtbild schleichend: mehr verschlossene Rollläden, verlassene Stände, umgekippte Fahrräder. Aus mancher Ecke erklang hysterisches Geschrei, an anderen Stellen herrschte unheimliche Stille. Überlebende, die noch einen Funken Verstand bewahrt hatten, suchten Schutz und verbündeten sich notgedrungen mit Leuten, die sie bis dato gar nicht kannten. Plötzlich zählte es, ob jemand einen sinnvollen Einfall hatte, um sich zu wehren, oder einfach ein Haus mit soliden Türen. Status, Beruf, Alter, alles rückte in den Hintergrund. Im Schatten dieser wandelnden Toten wurde klar, dass kein Mensch noch den Hauch einer Ahnung hatte, wie man das Ganze beenden sollte. Man wusste nur, dass man versuchen musste, sich selbst und andere vor Bissen und Kratzern zu bewahren, dabei aber irgendwie nicht wahnsinnig zu werden.
Während am Nachmittag die Meldungen sich überschlugen, gab es noch immer welche, die kaum Notiz davon genommen hatten. Ein schlaksiger Student, der bis jetzt in der Bibliothek saß und an einer Hausarbeit schrieb, wunderte sich, wieso draußen keine Autos mehr hupten. Als er schließlich das Gebäude verließ, fiel ihm die geisterhafte Ruhe auf. Keine Menschenseele weit und breit, nur die fernen Schreie ließen erahnen, dass irgendetwas sehr schiefgelaufen war. Eine heruntergekommene Gestalt tauchte aus einer Gasse auf, und noch ehe der Student Begriffe wie „Zombie“ in Zusammenhang bringen konnte, fand er sich in einem wahnwitzigen Rennen wieder. Sein erster Gedanke: „Ich muss doch noch die letzte Fußnote korrigieren!“ So sehr waren manche von ihren Alltagsroutinen gefangen, dass sie den Ernst der Lage erst dann begriffen, wenn eine kalte Hand nach ihnen griff.
Doch trotz allem brach die komplette Hoffnung nicht zusammen. Manche Menschen entdeckten in sich eine ungeahnte Tapferkeit, manche schafften es, sich und Fremden zu helfen, mit einfachen Mitteln: ein verriegelter Eingang, eine kurze Verschnaufpause, ein freundliches Wort. Andere suchten in aller Hast nach humorvollen Ablenkungen, sprangen von Schock in Lachen und zurück. Wenn die Welt Kopf stand, setzte bei vielen eben jene erlösende Albernheit ein, mit der man eine Katastrophe erträglicher machen will. Es war ein großes Durcheinander, ein Sammelsurium merkwürdiger Begegnungen, in dem sich abzeichnete: So sieht es aus, wenn nichts mehr selbstverständlich ist.
Gegen Abend wussten die meisten, dass es sich nicht nur um eine vorübergehende Störung handelte. Die Untoten, die sich seit den frühen Morgenstunden verbreitet hatten, waren allgegenwärtig. Trotzdem blickte man ins eigene Spiegelbild und konnte kaum glauben, dass dieser Tag tatsächlich real war. Jene, die einen Funken Vernunft bewahrten, ahnten, dass dies erst der Anfang sein würde. Wie sollte man die Nacht überstehen? Wie sollte man Lebensmittel organisieren, ohne gebissen zu werden? Und würde es am nächsten Tag noch so etwas wie Strom oder fließendes Wasser geben? Niemand hatte diese Antworten. Man hatte nur das Jetzt, in dem man sich so gut wie möglich einrichtete, trotz der Schrecken, die vor den Türen lauerten. Und mitten in dieser Finsternis funkelten ab und zu Funken von Hoffnung oder schrillem Humor, wenn jemand lauthals lachte, weil er ungläubig feststellte, was hier wirklich vor sich ging. Genau in solchen Momenten verstand man: Wenn die Welt schon kopfsteht, dann darf man sich ruhig mit durchgedrehten Einfällen dagegenstemmen und so ein Quäntchen Leichtigkeit retten. Denn allzu ernst war die Lage ohnehin. Das Lachen blieb vielen vielleicht im Halse stecken, aber besser ein kurzes, verrücktes Lachen als gar keine Menschlichkeit mehr.
So endete dieser Tag in einer verzweifelten Mischung aus Schrecken und Wahnsinn, in der niemand wusste, wie es am nächsten Morgen aussehen würde. Und doch bereitete sich ein seltsamer Hauch von Einfallsreichtum und Gemeinschaftsgeist aus. Man hörte an verschiedenen Ecken einzelne Stimmen, die sich gegenseitig Mut zusprachen oder sogar begannen, Tipps auszutauschen, wie man sich bestmöglich schützen konnte. Ja, die Apokalypse war ausgebrochen, aber inmitten der fallenden Ordnung keimte eine neue Sorte Hoffnung. Man hatte zwar keine perfekten Pläne, keine übermenschlichen Talente, aber irgendwie hatte man Humor, hatte noch immer die Fähigkeit zu staunen, zu fluchen, zu lachen. Und wenn die Welt schon verrücktspielte, konnte man gleich mit einer gehörigen Portion Irrsinn dagegenhalten. Ganz nach dem Motto: Wenn alles drunter und drüber geht, freut sich eben die Unordnung, aber manchmal auch die Fantasie. Wer weiß, vielleicht konnte sie ja retten, was zu retten war.
Nachbarschaftshilfe mit Biss
Es war erstaunlich, wie schnell sich die Gesellschaft in ihr eigenes Chaos stürzen konnte. Noch vor Kurzem hatten sich die meisten Menschen in ihren Wohnungen verschanzt oder waren panisch durch die Straßen geirrt, während draußen die Zombies umherwankten. Doch in einem ganz bestimmten Wohnblock, irgendwo mitten in dieser plötzlich aus den Fugen geratenen Stadt, trafen sich nun ein paar grundverschiedene Gestalten. Nicht freiwillig, versteht sich – die Umstände trieben sie zusammen. Die Türen zum Hausflur waren fest verriegelt, und in jedem Stockwerk gab es mindestens eine Handvoll erschrockener Bewohner, die sich allmählich in den Fluren sammelten. An der Wand hing ein zerrissenes Poster „Treffen des Mieterbeirats: Dienstag 19 Uhr“. Jetzt war Dienstag, 19 Uhr war längst vorbei, und anstelle eines netten Plauschs über Nebenkosten und Mülltrennung sah man in entsetzte Gesichter, die gleichermaßen „Hilfe!“ schrien.
In diesem Mehrfamilienhaus mit seinen vier Stockwerken hatten sich über die Jahre die unterschiedlichsten Leute angesammelt. Eigentlich kannten sie einander kaum – man nickte sich vielleicht mal im Treppenhaus zu oder rief ein unmotiviertes „Hallo“, wenn man mit dem Einkauf aneinander vorbeigingen. Jetzt standen sie da wie eine versehentlich zusammengewürfelte Theatergruppe, die nach einem Stück suchte. Nur dass niemand das Drehbuch kannte und überall in der Ferne (und manchmal auch näher) furchteinflößendes Stöhnen und Poltern zu hören war, das eindeutig nicht von Menschen kam. Einige der Hausbewohner hatten bereits merkwürdige Zusammenstöße mit Untoten. Andere waren bloß gestolpert, weil sie in Panik vor verschlossenen Ladentüren gestanden hatten. Und dann war da Lukas, der Jüngste in der Runde, der erst vor Kurzem festgestellt hatte, dass das, was in Computerspielen harmlos und unterhaltsam wirkte, in Echt richtiges Herzklopfen und noch viel mehr Angst verursachte.
Lukas, ein dünner, blassgesichtiger Typ mit flüchtig zusammengebundenem Haar, hatte in Windeseile beschlossen, seine Einzimmerwohnung im dritten Stock zu verlassen und sich mit anderen Leuten zusammenzutun. Alleinsein war in solchen Zeiten kein Vergnügen. Seine Knie zitterten immer noch, weil er heute schon zweimal knapp davor gewesen war, gebissen zu werden. Er trug einen Kapuzenpullover mit dem Aufdruck „No More Respawns“, was in dieser Situation fast tragisch ironisch wirkte.
Bei ihm stand Patricia, eine Frau in den Dreißigern, die für ihre Nachbarn bis dato hauptsächlich als stille Beobachterin bekannt war. Sie hatte hübsche, aber leicht abgewetzte Schuhe an und trug ihr dunkles Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz. Patricia hatte beinahe den ganzen Tag vergeblich versucht, ihre jüngere Schwester zu erreichen, um sie vor den Untoten zu warnen. Doch das Handynetz brach ständig zusammen, und jetzt war ihr Akku leer. Sie wirkte abgekämpft, hielt aber einen schweren Leuchter in der Hand, den sie aus dem Hausflur entwendet hatte. Anscheinend wollte sie sich im Notfall damit verteidigen. Bislang hatte sie nie gedacht, dass sie mal ein schmiedeeisernes Möbelstück als Waffe brauchen würde.
Vom ersten Stock gesellte sich Mehmet dazu, der Hausmeister, der sich trotz seiner Panik bemüht hatte, ein wenig Ordnung zu erhalten. Mehmet war Anfang fünfzig, grau meliertes Haar, freundliche Augen, doch im Moment ziemlich gestresst. Er hielt einen riesigen Schraubenschlüssel in der Hand, das einzige Werkzeug, das er in der Eile finden konnte. „Ich kann nicht fassen, dass ihr alle ins Treppenhaus stürmt, wo es doch heißt, man soll sich verbarrikadieren“, murmelte er, aber irgendwie wirkte auch er erleichtert, nicht allein zu sein. Seit Jahren kümmerte er sich um defekte Glühbirnen und tropfende Wasserhähne im Haus, doch dieser Zombie-Alptraum stand wohl kaum in seiner Stellenbeschreibung.
Ein weiteres Gesicht war Carla, eine ältere Dame, die immer viel Wert auf ihre Gardinen und ihren guten Ruf im Viertel gelegt hatte. Sie litt, soviel war offensichtlich, an dem Mangel an Ruhe. Mit bebenden Fingern schob sie ihre dicken Brillengläser auf der Nase zurecht und sagte: „Also, das geht so nicht. Da draußen sind diese Viecher, und ich hab mir so viel Mühe mit der Fensterdekoration gegeben. Und jetzt – jetzt…“ Sie brach ab, zuckte mit den Schultern und klammerte sich an eine zusammengerollte Modezeitschrift. Carla hatte ihren Mann schon vor einigen Jahren verloren und lebte allein. Vielleicht war sie deshalb dankbar, plötzlich Gesellschaft zu haben, auch wenn es die Form dieser nervösen Menschentraube im Hausflur annahm.