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Polyglott schimpfen, weltgewandt fluchen Wer flucht, kommt in die Hölle – das erzählte man früher kleinen Kindern. Wer schimpft, ist unflätig, ordinär, obszön – das glaubt man heute. Dabei tut derjenige, der verbal richtig austeilt, sich und seiner Umwelt etwas Gutes, sagen Psychologen. Denn die heutige Schimpftirade ersetzt die körperliche Auseinandersetzung, die bei den Neandertalern oft noch unausweichlich gewesen wäre. Ein kerniges Schimpfwort ist also in manchen Situationen die beste Möglichkeit, Dampf abzulassen – und das ist in anderen Sprachen und Kulturen nicht anders. Aber leider findet man Flüche nur selten in den Wörterbüchern. Ein Missstand, den man beheben muss, fand die Linguistin Jule Philippi, hörte sich in der Welt um und sammelte die frechsten und originellsten Beleidigungen, Flüche und Verwünschungen in 114 Sprachen – damit man im nächsten Urlaub einmal auf ganz andere Art Kontakt zu den Einheimischen aufnehmen kann …
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Seitenzahl: 86
Veröffentlichungsjahr: 2010
Jule Philippi
Zu Gast bei Freunden
Schimpfen und fluchen in 114 Sprachen
Wer flucht, kommt in die Hölle – so erzählte man früher kleinen Kindern. Wer schimpft, ist unflätig, ordinär, obszön – so glaubt man heute. Der Deutschamerikaner Reinhold Aman ist von Beruf Professor der Malediktologie, der Fluch- und Schimpfwortforschung, eines Zweiges der Psychologie. Er beurteilt den Gebrauch von Schimpfwörtern anders: Wer verbal richtig Dampf ablässt, tut sich und seiner Umwelt etwas Gutes, sagt er. Denn die heutige Schimpftirade ersetzt die körperliche Auseinandersetzung, die bei den Neandertalern oft noch unausweichlich gewesen wäre. Aman beschreibt die Kaskade des Schimpfens so: Man ist über etwas oder jemanden frustriert und wird dadurch in einen Erregungszustand versetzt. Über derbe Worte und Gesten wird dieser Zustand wieder abgebaut. Psychologen sprechen von einem Aggressionsabbau durch Verbalaggression. Wer verbal attackiert, benutzt die Worte als Ersatzwaffen.
Geschimpft und geflucht wird überall auf der Welt, aber in jeder Sprache schimpft es sich anders. Eines gilt allerdings immer: Ein guter Fluch bricht das jeweils stärkste Tabu einer Gesellschaft. In den stark religiös geprägten Regionen der Welt gibt es nichts Schlimmeres, als die Religion oder Gott zu verfluchen. «Gotteslästerer» findet man deshalb in allen katholischen Gebieten, beispielsweise auf Malta: Hier gibt es Flüche wie «Fick die lesbische Gottesmutter» oder «Fick den bekifften Gott!». In traditionellen Gesellschaften wie in Afrika oder Asien hat man es mit der Familie. Hier fluchen die Menschen, indem sie Schlechtes über Familienmitglieder, besonders die Mutter, sagen. Einem Araber entspringt schon mal ein «Ich furze in den Bart deines Vaters» oder «Deine Mutter hat verweste Genitalien». Wieder in anderen Gesellschaften flucht man mit Bezeichnungen für Ausscheidungen oder Genitalien. In Deutschland ist «Scheiße» sehr beliebt, im englischsprachigen Raum «fuck», «shit» und «asshole». Die Amerikaner gebrauchen diese Wörter so häufig, dass 2004 ein Gesetz gegen «fuck» und «shit» erlassen wurde, nach dem für jede Verbalattacke Geldstrafen von bis zu 275000Dollar zu zahlen waren.
Wörter wie «fuck» und «shit» dringen zunehmend – wie viele andere englischsprachige Wörter auch – in die Sprache ein. «Das Fluchen ist zu einem Einheitsbrei geworden», sagt der Schweizer Malediktologe Roland Ris. Und das ist bedauerlich. Denn Schimpfen, so fordern die Malediktologen, soll vor allem eines sein: kreativ. «Man soll den Gegner nicht einfach dumpf beleidigen, sondern seine Persönlichkeit genau treffen, ihn auf hinterlistige und trotzdem liebevolle Weise auf ein Defizit hinweisen.»
Das Büchlein, das Sie vor sich haben, soll Ihnen helfen, wieder kreativer zu schimpfen. Die originellsten Schimpfwörter, Flüche und Beleidigungen in 114Sprachen wurden hier zusammengestellt. Auch wenn Sie niemals die Gelegenheit haben werden, einem Römer zu sagen, er sei nicht ein Rattenarschloch wert: Die eine oder andere Beleidigung können Sie sicherlich in Ihren Sprachschatz übernehmen. Auf dass Sie beim nächsten Mal Ihren Gegner an der richtigen Stelle treffen. Einen Rat von Fluch-Papst Reinhold Aman sollten Sie allerdings beherzigen: «Trägt der Gegner eine Waffe, kann Fluchen ungesund werden. Dann ist es ausnahmsweise besser, auf die Zunge zu beißen.»
Jule Philippi
Einer südafrikanischen Legende zufolge hatten die Tiere früher keine Schwänze. Eines Tages wurden sie zusammengerufen, damit sich jedes einen Schwanz aussuchen konnte. Die erste Gruppe von Tieren wählte für sich lange, schöne Schweife. Die zweite Gruppe erhielt die guten, buschigen Schwänze. Zuletzt kamen die Hasen, die bekanntlich sehr faul sind. Sie baten die anderen Tiere, für sie Schwänze auszusuchen. Und die anderen, die für sich selbst die besten Schwänze genommen hatten, brachten ihnen nur kurze, hässliche Stummel. Die Flüche, mit denen die Mümmelmänner die anderen Tiere bedachten, haben sich bis heute erhalten.
kak Scheiße
hoenderkak Hühnerscheiße
jou dom stuk kak du dummes Stück Scheiße
Mag die duiwel jou haal! Möge der Teufel dich holen!
poephol Pupsloch
Voertsek! Hau ab! (wörtl.: Geh verloren! )
Jy is vol kak! Du bist voll mit Scheiße!
Ek sal jou donner! Ich werde dir eine scheuern!
malvark verrücktes Schwein
jou kwas du Idiot
Jou ma was een man! Deine Mutter war ein Mann!
domkop Dummkopf
snotneus Rotznase
fokken kakhuiskriek verf… te Scheißhausfliege
pielkop Pimmelkopf
Jy pis my af! Du nervst mich! (wörtl.: Du pisst mich an! )
jou drie-draadige, lang-haarige, snot-snaarige blou bles bliksem du dreipimmeliger langhaariger rotzverkrusteter Bastard
Bis spät in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts schottete sich Albanien hermetisch vom restlichen Europa ab. Der albanischen Schimpfkultur scheinen die Jahre der Isolation nicht geschadet zu haben…
Të raftë rrufeja mu në hale! Möge der Donner dein Klo treffen!
T’i piftë sorra mendtë! Möge die Elster von deinem Gehirn trinken!
Të marrtë lumi! Möge der Fluss dich wegwaschen!
Të qiftë arusha qorre! Mögest du von einem blinden Bär gef… t werden!
Të hëngërt thiu! Möge ein Schwein dich fressen!
T’u thaftë kari! Möge dein Pimmel lahmgelegt werden!
Të rëntë qimja! Mögen dir alle Haare ausfallen!
Të qifte miza! Möge eine Fliege dich f… en!
Plaç! Explodiere!
Hanksh te vjellura! Iss Kotze!
Jot eme ka diarre! Deine Mutter hat Durchfall!
batanije burgu Gefängnis-Bettdecke
pordhac Furzer
lugat Zombie
mjekra e priftit Haar aus dem Bart eines Priesters
kokëderr Schweinekopf
Die Götter der alten Griechen sind seltsame Gestalten: Sie tun alles, was unter den Menschen als Schande gilt: Sie stehlen, brechen die Ehe, betrügen einander. Natürlich streiten sie auch miteinander und werfen sich die schönsten Beleidigungen an den Kopf.
Edou tina kopron! Iss irgendeine Scheiße!
eury-proktos Weitarsch/Ehebrecher
kinados Fuchs/durchtriebener Mensch
sykophanta Denunziant
epitriptos verdammt (wörtl.: abgerieben/durchtrieben)
kataratos verflixt/verwünscht
theois echthra den Göttern ein Feind
more doof
ponäre wertlos, unbrauchbar, verdorben
euäthestate völlig einfältig
anaischynte schamlos
kakodaimon vom bösen Geist besessen
androgyne zwitterig
thärion Bestie
Äthiopien ist ein sagenhaftes Land. Menelik, der Urvater des Landes, ist angeblich Sohn der Königin von Saba und König Salomon. Die Bundeslade mit den Zehn Geboten soll sich in Äthiopien befinden, und der Nil wird zu seinem größten Teil mit Wasser aus Äthiopien gespeist. Sagenhaft sind aber auch die Schimpfwörter der Äthiopier.
Vay vay doo boos wok! Du betest meine Scheiße an!
bochboucha Hühnerscheiße
weshela kleiner Schwanz
Eva yoph! Iss meine Scheiße!
Aim ya! Beiß mich!
ow hoh saff weißer Bastard
Ooh sa foo kan taafoozem! Geh zur Hölle!
doma ras Blödmann
Prinzessin Scheherazade tat gut daran, dem Schahrayâr jede Nacht ein Märchen zu erzählen. Hätte sie ihn stattdessen mit diesen Beleidigungen bedacht, hätte sie wohl den nächsten Morgen nicht erlebt…
ibn el kalb Hundesohn
ya kalb du Hund
ya fartas du Glatzkopf
inta ya kafir du Ungläubiger
ya charra du Stück Scheiße
ya chinzir du Schwein
ahbal Dummkopf
kaddab Lügner
Elif air ab dinikh! Tausend Schwänze in deine Religion!
Reh tak khara! Du riechst nach Scheiße!
Omak zanya fee erd! Deine Mutter beging Ehebruch mit einem Affen!
Surmayye a’raasac! Ein Schuh steckt in deinem Kopf!
inta khaywan Tier (wird zu einem Mann gesagt)
Takla buk! Friss deinen Vater!
Ente (enti) magnun! Du bist verrückt!
ebni wesche Dreckskerl
Esqüt! Halt’s Maul!
ya ba’arah du (dumme) Kuh
Kool zigaan! Iss Scheiße!
Die Arche Noah soll dereinst am Berg Ararat, dem heiligen Berg der Armenier, gestrandet sein. Ob die armenischen Beleidigungen allerdings aus vorsintflutlicher Zeit stammen, ist unbekannt.
kuk oudelic shoon Scheiße fressender Hund
Tsem Vzit! Ich werde gegen deinen Hals furzen!
dmbo/khmbo Idiot
esh Esel
esholu esheg Sohn eines Esels
Eshoon noor oodel chi vayeler! Es ist nicht schön, dabei zuzusehen, wie ein Esel versucht, einen Granatapfel zu fressen!
capik i vor Affenarsch
eshoo kak Eselskacke
vochil Made
Mamad enkan tkegha vor tklora amene kartzoomen papeta! Deine Mami ist so hässlich, dass die Leute glauben, dass sie dein Papi ist, wenn sie nackt ist!
Shan kak ootes! Iss Hundescheiße!
Voreet maze varem! Ich verbrenne deine Schamhaare!
Voreetzet mi khosa! Sprich nicht aus deinem Arsch!
Assamesischist eine Sprache, die im nordindischen Bundesstatt Assam gesprochen wird. Das Assamesische gehört zu den indoeuropäischen Sprachen und ist deshalb entfernt mit dem Deutschen verwandt.
Der Name Assam leitet sich aus dem Sanskritwort «assom» ab und bedeutet so viel wie «unvergleichlich». Und tatsächlich: Das Land ist mit einer unvergleichlich schönen Natur gesegnet. Unvergleichlich sind auch die assamesischen Schimpfwörter.
Syet’ot jui logai dim! Ich werde deinen Pimmel anzünden!
Guti kati dim! Ich werde deine Hoden abschneiden!
gaandu Arschloch
kukur’or puwali Hundesohn
mockkell tollpatschiger Geselle
baal Schamhaar
syetor moila Pimmeldreck
Alsder liebe Gott die Erde verteilte, rief er Vertreter aller Völker zusammen. Bald hatten sich alle versammelt. Einzig die Aserbaidschaner fehlten. Warum? Die Aserbaidschaner hatten Gäste – und Gastfreundschaft geht in Aserbaidschan bekanntlich über alles. So erhielten sie das allerletzte Stückchen Land, das noch übrig war, wenn dieses auch ein Stück vom Paradies war. Bei aller Gastfreundschaft gilt jedoch eines: Die Aserbaidschaner lassen sich nicht beleidigen. Und wenn ihnen jemand dumm kommt, dann setzen sie sich zur Wehr.
got oglu got Sohn eines Arsches
dak Arschloch
osturag Furz
pokh Scheiße
gijdyllah Schwachkopf
sikilmish abgewarzte Person
Sikdir! Hau ab!
deli verrückt
lokh Verlierer
aftafa Arschwäscher
Agzuva osturum! Furz in deinen Mund!
Die assyrisch-neuaramäische Sprache darf mit dem alten Assyrisch verwechselt werden, einer Sprache, die etwa 800Jahre vor Christus im alten Assyrien gesprochen wurde und heute ausgestorben ist. Sprecher des Assyrisch-Neuaramäischen gibt es in vielen Ländern – hauptsächlich leben sie im Irak und im Iran, aber auch in Syrien, Russland, Georgien und in der Ukraine. Umso vielfältiger sind die assyrischen Beleidigungen.
errit kalba Hundepimmel
sareethe schmutzige, wertlose Frau
bronet kalba Sohn eines Hundes
Kharinoo breeshukh! Ich scheiße auf dich!
Khoool ikhree! Iss meine Scheiße!
Damira ganakh (ganoukh)! Geh dich beerdigen!
Chom pomakh/pomokh! Halt’s Maul!
Mila brishakh (brishoukh)! Tod auf dein Haupt!
Sadimwa betoukh (oder: Satimwa betakh)! Ich hoffe, dass dein Haus auseinanderfällt!
Katama breshouch! Ärsche über dich!
Makhtir! Hau ab!
Für die Aymara, ein Indianervolk in Südamerika, liegt die Zukunft hinten und die Vergangenheit vorn. Das zeigt sich in ihrer Gestik. Sprechen sie über Ereignisse, die bereits stattgefunden haben, weisen sie nach vorn; ist von zukünftigen Ereignissen die Rede, weisen sie hinter sich. Schimpfen findet meist in der Gegenwart statt. Und deshalb unterscheiden sich ihre Beleidigungen nicht so sehr von unseren.
sira Furz
umata urqu Betrunkener
Chinam patito! Küss meinen Arsch!
jama Scheiße