Zuhören ist ein Geschenk - Andrea Wiedel - E-Book

Zuhören ist ein Geschenk E-Book

Andrea Wiedel

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Beschreibung

Wer verstanden werden will, muss auch zuhören können

Ein offenes Ohr, Verständnis und wertfreie Aufmerksamkeit wünschen sich viele. Doch ist man auch in der Lage, selbst gut zuzuhören? Dieses Buch ist eine verständliche, alltagstaugliche Anleitung, um die Fähigkeiten des einfühlsamen Zuhörens zu erlernen – Schritt für Schritt. Praktische Übungen unterstützen bei der Reflexion des eigenen Gesprächsverhaltens und Tipps für mehr Empathie im Alltag machen Mut, in Dialogen und Gesprächssituationen etwas Neues auszuprobieren. Zusätzlich vermittelt die Kommunikationstrainerin Andrea Wiedel allgemeinverständlich fachliche Hintergrundinformationen zu Kommunikationstheorien. Für ein besseres Miteinander.

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Seitenzahl: 222

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Eine Gebrauchsanweisung für gutes Zuhören

Ein offenes Ohr, Verständnis und wertfreie Aufmerksamkeit wünschen sich viele. Doch ist man auch selbst in der Lage, gut zuzuhören? Dieses Buch ist eine verständliche, alltagstaugliche Anleitung, um die Fähigkeiten des einfühlsamen Zuhörens zu erlernen – Schritt für Schritt. Praktische Übungen unterstützen Sie bei der Reflexion des eigenen Gesprächsverhaltens und Tipps für mehr Empathie im Alltag machen Ihnen Mut, in Dialogen etwas Neues auszuprobieren. Für ein besseres Miteinander.

Andrea Wiedel öffnet ihren Lesern im wahrsten Sinne die Ohren – ein wichtiges Buch, für das es höchste Zeit war. Gelungene Kommunikation besteht zu 49 Prozent aus Reden – und zu 51 Prozent aus Zuhören.

Martin Wehrle, Bestsellerautor und Karrierecoach

Andrea Wiedel arbeitete nach ihrem Jurastudium als Rechtsanwältin und ist seit 2012 als Kommunikationstrainerin und Coach tätig. Sie begleitet Privatpersonen und Unternehmen in den Bereichen Kommunikation, Coaching und Empathie. Andrea Wiedel lebt mit ihrer Tochter in Bayreuth.

www.coaching-akademie.blog

»Gespräche dienen dem Gedankenaustausch, der Mitteilung von Informationen, dem Selbstausdruck oder auch der Herstellung einer Verbindung zwischen zwei Menschen.«

Dieses Buch ist eine verständliche, alltagstaugliche Anleitung, um die Fähigkeiten des einfühlsamen Zuhörens zu lernen. Anhand zahlreicher Beispiele stellt die Kommunikationstrainerin Andrea Wiedel die häufigsten Stolperfallen in der Kommunikation vor und zeigt, wie Worte in Beziehungen wirken. Übungen zur Selbstreflexion helfen dabei, das eigene Gesprächsverhalten zu verstehen und fünf Zuhör-Geschenke laden Sie ein, im Alltag etwas Neues auszuprobieren: Redezeit schenken, Interesse und Mitgefühl zeigen, Aktives Zuhören und Empathische Vermutungen auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg.

Alle Menschen möchten verstanden und gehört werden. Deshalb sind Zuhören und Empathie die größten Geschenke an Ihre Liebsten und sie können mit diesem Buch Schritt für Schritt erlernt werden.

Mit Arbeitsmaterialien zum Download unter www.coaching-akademie.blog

Andrea Wiedel

ZUHÖREN IST EIN GESCHENK

Beziehungen stärken durch Wertschätzung und Mitgefühl

Kösel

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2019 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Weiss Werkstatt, München

Umschlagmotiv: © shutterstock/Abstractor

Redaktion: Vera Baschlakow

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-24003-5V001

www.koesel.de

Inhalt

Vorwort von Gundi Gaschler

Vorwort der Autorin

Einleitung

Teil I: Kommunikation im Alltag

1 Wenn Kommunikation nicht gelingt

2 Beziehungen

3 Zuhören und Neurobiologie

4 Zuhören in unserer Gesellschaft

5 Quiz – Wie gut können Sie zuhören?

Teil II: Typische Arten des Zuhörens

6 Ratschläge und Kommentare

7 Sachlich belehren

8 Sympathisieren

9 Eigene Geschichten erzählen

10 Noch eins draufsetzen

11 Trost und Mitleid

12 Intellektuelles Verstehen

13 Fragen stellen

Teil III: Zuhör-Geschenke im Dialog

14 Redezeit schenken

15 Interesse zeigen

16 Aktives Zuhören

17 Mitgefühl zeigen

18 Empathische Vermutungen

19 Resümee

Dank

Anhang

Anmerkungen

Literatur

Vorwort von Gundi Gaschler

Meine erste Assoziation beim Wort Zuhören ist das kleine Mädchen Momo aus Michael Endes gleichnamigem Roman. Sie ist einfach da. Menschen kommen zu ihr und schütten ihr das Herz aus. Während sie reden, finden sie ihre eigenen Lösungen. Um diese Art des Zuhörens geht es in diesem Buch. Vielleicht sogar noch ein klein wenig mehr, nämlich darum, mit dem Herzen zu hören.

Nicht jeder von uns hat das bereits gelernt. Dennoch wage ich zu behaupten, dass wir alle uns danach sehnen, verstanden zu werden.

In diesem Buch beschreibt die Autorin die Auswirkungen von vertrauten Verhaltensmustern wie »Tipps geben«, »Trösten«, »Ablenken«, »Beschwichtigen« auf unser Miteinander. Sie zeigt anhand einer Vielzahl von lebensechten Beispielen neue Wege, die zu einem Mehr an Verständnis und Verbindung führen.

Ich freue mich besonders über dieses Buch, weil es deutlich macht, warum Zuhören so wichtig ist, weil es immer wieder einlädt, es selbst auszuprobieren, und weil es sich leicht anhört, dies zu tun.

Ich wünsche den Lesern viele kostbare Momente der Begegnung und Herzspitzenberührungen.

Gundi Gaschler ist zertifizierte Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (CNVC) und zusammen mit Frank Gaschler Autorin des Fachbuchs Ich will verstehen, was du wirklich brauchst – GewaltfreieKommunikation mit Kindern.

Vorwort der Autorin

Haben Sie sich schon einmal gefragt, welchen Sinn Gespräche haben? Sie dienen dem Gedankenaustausch, der Mitteilung von Informationen, dem Selbstausdruck oder auch – wie ich meine – dem edelsten aller Zwecke: der Herstellung einer Verbindung zwischen zwei Menschen.

Im Alltag jedoch geben wir Ratschläge, fallen einander ins Wort, äußern gefragt oder ungefragt unsere Meinung und streiten für unser Recht, dass man uns endlich einmal ausreden lässt. Ein offenes Ohr scheint Mangelware zu sein, um die es zu kämpfen gilt.

Ein wirkliches Gespräch ist aber kein Wettkampf um Redezeit und Bühne. Es ist die schönste und einfachste Möglichkeit, eine emotionale Verbindung zwischen zwei Menschen herzustellen. Dabei kommt dem Zuhören eine wesentliche Bedeutung zu, weil es unabdingbare Voraussetzung für Empathie und Mitgefühl ist. Im Sprachgebrauch gibt es die schöne Redewendung: »Ich schenke dir meine Aufmerksamkeit.« Zuhören ist also ein Geschenk.

Viele Menschen haben die Fähigkeit des Zuhörens jedoch verlernt. Gleichzeitig sehnen sie sich aber nach einem menschlichen Gegenüber, das ihnen wertschätzend, wohlwollend und wertfrei zuhört – wie Momo in Michael Endes wunderbarem Roman. Wir bezahlen fremde Menschen für das professionelle Zuhören. Psychologen und Psychotherapeuten haben Hochkonjunktur.

Einfühlsames Zuhören erfüllt zutiefst menschliche Bedürfnisse nach emotionaler Resonanz, dem Gehörtwerden, Verbundenheit und Kontakt.

Zuhören schult unsere Fähigkeit für Mitgefühl und Empathie. Gleichzeitig setzt Zuhören Empathie und Mitgefühl voraus.

Ich glaube fest daran, dass unsere Welt ein friedlicherer Ort sein könnte, wenn wir uns in der Kunst des einfühlsamen Zuhörens üben würden.

In diesem Sinn wünsche ich mir, dass dieses Buch viele Leserinnen und Leser findet, die sich von den Ideen inspirieren lassen und ihre Beziehungen und die Welt mit neuen Dialogfertigkeiten bereichern.

Einleitung

Dieses Buch richtet sich in erster Linie an Menschen, die bislang wenig darüber nachgedacht haben, wie Worte wirken und was sie auslösen können, häufig aber ein gewisses Unbehagen in der Alltagskommunikation verspüren. Das Buch möchte auch Leserinnen und Leser ansprechen, die wissen wollen, wie wir mit Worten unsere Beziehungen negativ oder positiv gestalten können: einerseits zu Einsamkeit, Rückzug, nebeneinanderher leben, Vorwürfen, Streit oder andererseits zu Verständnis, Vertrauen, Miteinander und Beziehungsqualität.

Dieses Buch ist ebenfalls geeignet für Menschen mit Kenntnissen in der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. In vielen praxisnahen Situationen gebe ich konkrete Beispiele für empathische Vermutungen nach Gefühlen und Bedürfnissen in Sinn der Gewaltfreien Kommunikation. Diese alltagstauglichen Formulierungen mögen Leser dabei unterstützen, Kenntnisse und Fähigkeiten in Empathie zu vertiefen und Verständnis für Mitgefühl zu wecken. Denn in einer Fülle an Situationen aus dem dialogischen Alltag gebe ich positive Beispiele in Form von empathischen Vermutungen auf Basis der Gewaltfreien Kommunikation.

Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in diesem Buch abwechselnd männliche und weibliche Formulierungen. Gemeint sind in jedem Fall Menschen jedweden Geschlechts.

Dieses Buch kann emotionale Intelligenz fördern. Denn die Fähigkeit, sich in die Motive, Gefühle, Bedürfnisse anderer hineinzuversetzen, ist ein wesentlicher Bestandteil emotionaler Intelligenz. Dazu gehört auch, dieses Verständnis in Worten auszudrücken. Perspektivenwechsel, Empathie und Kommunikation sind wesentliche Grundpfeiler für ein gutes dialogisches Miteinander im Privatleben und im Beruf.

Zuhören und Gewaltfreie Kommunikation

In diesem Buch widme ich mich ausschließlich dem Aspekt der Empathie in alltäglichen Gesprächen, also in Dialogen, in denen ein Mensch sein Herz ausschüttet und ein offenes Ohr finden will.

Dieses Buch möchte Ihnen eine verständliche Anleitung an die Hand geben, damit Sie die Fähigkeiten des einfühlsamen Zuhörens Schritt für Schritt erlernen und erfolgreich in Ihrem Alltag einsetzen können. Es versteht sich als eine Art Gebrauchsanweisung für gelungenes Zuhören.

In Teil I möchte ich Ihnen zum besseren Verständnis einen allgemeinen Einstieg in das Thema Kommunikation bieten. Hier wird auch das Zuhörverhalten von bestimmten Berufsgruppen wie Ärzten, Juristen und Therapeuten beschrieben. Mögliche gesellschaftliche Hintergründe für unser Kommunikationsdesaster werden erörtert.

In Teil II stelle ich alltägliche Varianten des Zuhörens in Theorie und anhand vieler Situationsbeispiele vor. Ich erkläre, wie sie auf Beziehungsebene wirken und weshalb sie einem gegenseitigen Verständnis und emotionaler Verbundenheit schaden können. Ich zeige mögliche andere Formulierungen, die Empathie und Mitgefühl ausdrücken und emotionale Resonanz herstellen können.

In Teil III zeige ich Ihnen fünf Geschenke, die Sie Ihren Mitmenschen in alltäglichen Gesprächen machen können, vom Schweigen bis hin zu empathischen Vermutungen im Sinn der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg.

Übungen unterstützen Sie bei der Selbstreflexion Ihres aktuellen Gesprächsverhaltens. Tipps für mehr Empathie im Alltag möchten Ihnen Mut machen, in Ihren Dialogen mal etwas Neues auszuprobieren.

Als besonderen Service gibt es auf meiner Website unter www.coaching-akademie.blog Arbeitsblätter zum Downloaden, Ausdrucken und Ausfüllen.

Sie können das Buch chronologisch, aber auch jeden Teil für sich lesen.

Jedem einzelnen Kapitel ist ein Zitat von mir vorangestellt, das Ihnen als Motto zur Orientierung dienen und den nachfolgenden Inhalt in einen übergreifenden Kontext stellen soll.

Ich habe an dieser Stelle eine Bitte an Sie: Zwingen Sie sich niemals, gegen innere Widerstände Ihre Dialoge nach den Hinweisen dieses Buches zu gestalten. Sie sollten sich nicht zum Schweigen oder zu empathischen Vermutungen zwingen, wenn Sie lieber das Gespräch beenden oder dem anderen die Meinung sagen würden.

Dialoge sollen und müssen authentisch und echt sein.

Zuhören und Empathie sind immer freiwillig – denn sie sind ja Geschenke an unser Gegenüber. Bitte überprüfen Sie deshalb mit Ihrem gesunden Menschenverstand, wem und wann Sie diese Geschenke machen wollen. Nur wenn es sich für Sie in der konkreten Situation stimmig anfühlt, wenden Sie die Ideen in diesem Buch an.

Am besten profitieren Sie von diesem Buch, wenn Sie die Übungen zur Selbstreflexion und die Tipps schriftlich durchführen.

Reflexion und Selbstreflexion sind die ersten Schritte, um achtsame Kommunikation zu entwickeln. Wenn Sie fragen und hinterfragen, was in der Kommunikation passiert, entwickeln Sie nach und nach ein Bewusstsein dafür, welche Wirkungen Worte entfalten können.

Der zweite Schritt ist das Ausprobieren neuer Kommunikationsmuster. Seien Sie dabei nicht allzu streng mit sich und anderen! Überfordern Sie sich nicht! Probieren Sie aus – wenn Sie wollen – und schauen Sie einfach, was passiert. Gehen Sie dabei spielerisch wie ein kleines Kind vor, das sich neugierig aufmacht, etwas Neues zu entdecken, wenn es um die Ecke schaut.

Vielleicht reagieren Ihre Mitmenschen anders, als Sie sich das vorgestellt haben. Überfordern Sie sich nicht! Sie können jederzeit wieder Ihre alten Kommunikationsmuster aufgreifen, wenn Sie sich dabei sicherer fühlen.

Der Weg zu etwas Neuem führt übers Ausprobieren. Es braucht Mut und Achtsamkeit für die eigenen Ängste.

Wenn Sie einen Vorschlag aus diesem Buch im Alltag umgesetzt haben, seien Sie stolz auf sich – egal, wie andere reagieren. Sie befinden sich in einem wunderbaren Lernprozess. Feiern Sie Ihren Erfolg!

Teil I: Kommunikation im Alltag

1 Wenn Kommunikation nicht gelingt

Für emotionale Bedürfnisse genügen sachliche Informationen nicht.

Im privaten und beruflichen Alltag versuchen wir, lösungsorientiert zu kommunizieren, und sind stolz auf unsere Fähigkeit zu »sachlicher Kommunikation«. Dabei übersehen wir die emotionale Komponente. Wir vergessen, dass wir Menschen sind, die Gefühle, Bedürfnisse und Werte haben. Trotz bester Absicht landet die Kommunikation dann in einer Sackgasse, wie das folgende Beispiel verdeutlicht.

Manfred ist fassungslos. Er kann die Reaktion seiner Frau Susanne einfach nicht verstehen: »Ich habe gerade mit Susanne telefoniert. Sie hat einfach aufgelegt!«

Was ist passiert? Manfreds Frau Susanne war mit dem gemeinsamen Sohn im nichteuropäischen Ausland. Es gab Probleme mit der Heimreise. Die behördlichen Regelungen waren kompliziert.

Susanne brauchte Dokumente, die Manfred in Deutschland besorgen und an die deutsche Botschaft nach Südamerika senden sollte. Manfred hatte sie bereits abgeschickt. Zum Zeitpunkt des Telefonats waren sie dort noch nicht angekommen.

Susanne war aufgeregt und beunruhigt, ob bis zur geplanten Ausreise alle Formalitäten erledigt sein würden. Es hing viel davon ab: doppelte Flugkosten, rechtzeitiger Schul- und Arbeitsbeginn.

»Dabei habe ich Susanne ganz sachlich gesagt, dass der Brief wahrscheinlich nur noch ein paar Tage braucht und dass sie sich nicht aufregen, sondern einfach etwas Geduld haben soll. Und dann hat sie sich erst recht aufgeregt und einfach aufgelegt.«

»Das wundert dich?«, fragte ich ihn.

Ich stelle mir die Situation folgendermaßen vor: Am anderen Ende der Telefonleitung und der Welt sitzt eine aufgeregte Frau, die nervös ist, Sorge und Angst hat, ob alle Formalitäten rechtzeitig erledigt sein werden. Vielleicht fühlt sie sich auch hilflos, weil sie auf die Mitwirkung von anderen Menschen angewiesen ist.

Ich glaube, dass Susanne in dieser Situation nicht nur sachliche Informationen benötigt hätte, sondern auch das Gefühl, von Manfred mit ihren Emotionen gehört und verstanden zu werden. Ich vermute, dass Susanne von ihrem Mann auch Mitgefühl gebraucht hätte.

»Wahrscheinlich hätte ich genauso aufgeregt wie sie sein sollen«, mutmaßt Manfred.

Nein, nicht ganz. Mitgefühl heißt nicht – wie Manfred meint –, genauso ängstlich, nervös und aufgeregt zu sein wie sein Gegenüber. Mitgefühl oder Empathie heißt vielmehr zu versuchen, sich in die Erlebnis- und Gefühlswelt seines Gegenübers hineinzuversetzen, Mitgefühl für seine Empfindungen zu haben und zu zeigen.

Ich vermute, dass Susanne das Bedürfnis nach emotionaler Resonanz, Verbindung und Mitgefühl hatte. Dass sie sich gewünscht hätte, mit ihren Gefühlen gehört, gesehen und verstanden zu werden. Dass sie wie viele Frauen in Gesprächen mit Männern resigniert gedacht hat: »Was hilft es, wenn ich mit ihm rede? Er versteht mich ja doch nicht!«

Manche Menschen wünschen sich, dass Gespräche einer Lösung dienen. Sie können nicht verstehen, dass Menschen stundenlang über Probleme und Sorgen reden, ohne zu Lösungen zu kommen. Für sie sind Gespräche sachlich und lösungsorientiert, indem man Informationen austauscht oder eine Lösung verhandelt. Doch auch das Gespräch an sich kann ein »Ergebnis« sein, wenn es Bedürfnisse wie emotionale Resonanz und Verbindung erfüllt. Dies ist eine prozessorientierte Betrachtungsweise.

Paartherapeuten betonen immer wieder, dass Zuhören – neben Respekt – ein wesentlicher Faktor einer gelingenden Partnerschaft ist1.

Bernhard Ludwig spricht sogar vom OHR-gasmus, weil Zuhören und emotionales Verständnis für Frauen unabdingbare Voraussetzung für körperliche Offenheit und Nähe ist.

»Da geht’s rein (Ohr) und da unten (Intimbereich) kommt es raus.«2 Er spricht von einer unsichtbaren Verbindung im weiblichen Körper zwischen Ohren und sexueller Erregung.

Mein Freund Manfred wäre bereit gewesen, mit seiner Frau Susanne so zu reden, dass sie mit der Qualität des Gespräches zufrieden gewesen wäre. Er wäre bereit gewesen, seinen Beitrag zu einer emotionalen Verbindung und zu mehr Beziehungsqualität zu leisten. Leider hat er nicht gewusst, wie.

Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht nur Manfred, sondern auch anderen Menschen so ergeht, wenn sie vor diesen Fragen stehen. Deshalb möchte ich diesen Lösungsmöglichkeiten anbieten, ihr Kommunikationsverhalten zu reflektieren und zu verändern.

Was hätte Manfred konkret sagen können, um mit seiner Frau Susanne emotionale Resonanz herzustellen?

Hier ein Lösungsvorschlag; Manfred könnte Susanne fragen:

»Bist du besorgt und brauchst die Sicherheit, dass du die Dokumente rechtzeitig erhältst?«

»Bist du beunruhigt und würdest gern verstehen, warum die Dokumente noch nicht angekommen sind?«

»Bist du nervös und hättest gern die Gewissheit, dass alles gut ausgehen wird?«

Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel 18 »Empathische Vermutungen«.

Emotionale Resonanz

Die Sehnsucht nach emotionaler Resonanz ist von Geburt an in uns angelegt. Ein Baby sucht Augenkontakt mit seiner Mutter. Wenn das Baby lächelt, lächelt die Mutter zurück.

In wissenschaftlichen Experimenten hat man versucht herauszufinden, was passiert, wenn die Mutter nicht auf die Mimik des Babys reagiert und ein bewegungsloses Gesicht (still face) beibehält. Die Versuche des Babys, eine emotionale Reaktion bei seiner Mutter auszulösen, werden immer deutlicher und verzweifelter. Es grimassiert, weint, schreit hemmungslos und zum Schluss zerrt es verzweifelt an seiner Kleidung3.

Auch für uns Erwachsene ist Lächeln eine nonverbale Möglichkeit, emotionale Resonanz zwischen zwei Menschen herzustellen: A lächelt und B lächelt zurück. Sich gegenseitig anzulächeln, ist eine Chance für nonverbale emotionale Resonanz.

Genauso ist es, wenn wir gemeinsam lachen. A macht einen Witz, und A und B lachen gemeinsam. Oder A und B lachen über denselben Auslöser. Manchmal setzt ein »High Five« der emotionalen Verbundenheit ein Sahnehäubchen auf.

Eine ähnliche Resonanz wollen wir als Erwachsene mit Worten herstellen, wenn wir uns über unser inneres Erleben mitteilen.

Wir erzählen etwas, offenbaren Teile unseres Inneren und wollen auf menschliche Resonanz treffen.

Emotionale Resonanz ist wie das Echo unserer Stimme an der Bergwand oder das Spiegelbild unseres Gesichts in einem klaren See. Sie signalisiert uns, dass wir gehört und gesehen worden sind. Sie gibt uns das Gefühl, am Leben und mit anderen verbunden zu sein. Emotionale Resonanz erfüllt zutiefst menschliche Bedürfnisse danach, gehört, gesehen, verstanden, angenommen und geliebt zu werden.

Wenn wir allein sind, fehlt uns emotionale Resonanz. Deshalb hat Robinson Crusoe als Schiffbrüchiger auf seiner Insel in seiner Fantasie die Person Freitag erfunden, um einen Ansprechpartner zu haben. Diese Geschichte wurde von Hollywood leicht verändert in Szene gesetzt: Tom Hanks alias Chuck Noland spielt in der Hollywood-Robinsonade Cast Away einen Schiffbrüchigen, der auf einer einsamen Insel gestrandet ist. Chuck Noland4 verwendet einen zerbeulten Fußball als Gesprächspartner und gibt ihm den Namen »Wilson«. Die Sehnsucht, sich mitzuteilen und eine Reaktion im anderen auszulösen, ist tief in uns Menschen angelegt. Deshalb ist es verständlich, dass Chuck Noland in einer Szene dem Fußball wütend einen Tritt gibt, als er von ihm keine Reaktion erhält.

So geht es uns auch, wenn wir im Dialog nicht die emotionale Reaktion bekommen, die wir uns wünschen.

Als menschliches Wesen stellen wir uns dann die Frage: »Bin ich angekommen? Bin ich gelandet mit dem, was ich bin und was mich als Menschen ausmacht?« Wenn wir diese Reaktion von einem anderen Menschen erhalten, entsteht ein wunderbares Gefühl der Verbundenheit.

Emotionale Resonanz

schafft Klarheit über eigene Gefühle und Bedürfnisselindert und entspannt emotionale Nöteführt zum Erlebnis, gesehen, gehört, gefühlt, wahrgenommen und angenommen zu werden5stellt eine Verbindung zwischen zwei Menschen her, die diese Verbundenheit auch empfindensteigert die Beziehungsqualität.

3 Zuhören und Neurobiologie

Die linke Gehirnhälfte steht für kraftvollen Selbstausdruck. Die rechte Gehirnhälfte empfängt, nimmt wahr und hört zu. Im Dialog brauchen wir beides.

Unser Gehirn ist mehr als ein simpler Informationsspeicher, denn es arbeitet durch Vernetzung.

Eine besondere Rolle und Aufgabenteilung haben dabei unsere beiden Gehirnhälften (=Hemisphären). Rechte und linke Hemisphäre sind keine Antagonisten, die miteinander in Konkurrenz stehen (entweder Mathematik oder Musik, entweder logisch-analytisch oder chaotisch-künstlerisch). Beide Gehirnhälften gehören und arbeiten zusammen. Eine relationale Beziehung ist erst dann möglich, wenn beide Gehirnhälften miteinander kooperieren. Wir leben nur dann ganzheitlich, wenn beide Hemisphären gut entwickelt sind und die Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften funktioniert.

Jede der beiden Gehirnhälften lässt sich einzeln trainieren ebenso wie die Integration der beiden. Nur wenn die linke Gehirnhälfte optimal mit der rechten vernetzt ist und zusammenarbeitet, können wir das gesamte Potenzial unseres Gehirns entfalten.

Es geht nicht nur darum, dass wir unsere jeweilige Gehirnhälfte gut nutzen, beispielsweise als Mathematiker auch mal musische Hobbys pflegen. Für eine ganzheitliche Wahrnehmung ist es wichtig, dass beide Gehirnhälften gut miteinander kommunizieren, das heißt, dass sie vernetzt sein müssen. Ist dies der Fall, dann verbindet sich das systematische Denken der linken Gehirnhälfte mit der Intuition, den Emotionen und den Körperwahrnehmungen der rechten.

Viele Menschen haben eine dominante linke Gehirnhälfte oder eine dysregulierte rechte Gehirnhälfte, was suboptimal ist.

Zusammenarbeit der Gehirnhälften

In unserer westlichen Welt wird meist die linke Gehirnhälfte sehr viel stärker gefordert als die rechte. Von klein auf werden Kinder an die Anpassung von Regeln trainiert. In der Schule stehen logisch-analytische Denkprozesse (Mathematik, Naturwissenschaften) und Sprachen im Vordergrund (Grammatik, Rechtschreibung, Fremdsprachen). Vernachlässigt wird der künstlerisch-kreative Ausdruck und geht deshalb im Laufe des Lebens immer mehr verloren. In der nachfolgenden Tabelle sind die Funktionen der beiden Gehirnhälften aufgeführt.11

Linke Gehirnhälfte

Rechte Gehirnhälfte

kontrolliert die rechte Seite des Körpers

kontrolliert die linke Seite des Körpers

nimmt Details wahr

hat den Überblick, sieht Zusammenhänge

verarbeitet jeweils eine Information

denkt in Bildern, visualisiert

verarbeitet Informationen Schritt für Schritt in logischer Reihenfolge

sieht Zusammenhänge, setzt Dinge zusammen, hat eine ganzheitliche Sicht, denkt in Assoziationen

Verstand – Logik

Intuition – Gefühl

Regeln und Gesetze

Kreativität und Spontaneität

Konzentration auf einen Punkt

Sprunghaftigkeit

sprachlich – rational

bildlich – emotional

kontrolliert die mündliche Darstellung, Grammatik und Wortstellung

regelt die Körpersprache, Mimik, Gestik

Sprache – Lesen – Rechnen

Körpersprache – Bildersprache

steuert verbale und mathematische Informationen

steuert Bewegungen und körperliche Aktivität (Sport, Tanz), regelt künstlerischen Ausdruck (Musik, Zeichnen, Malen)

spezielles Gedächtniszentrum für Wörter, Zahlen und Regeln

spezielles Zentrum für Intuition, Spontanität und Gefühle

bestimmt das Zeitempfinden